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Glaube, der an einem dunklen Tag wirksam ist

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Jan-Feb 1970, Vol. 48-1. Originaltitel: "Faith Operating in a Dark Day". (Übersetzt von Manfred Haller)

Unser Motto für das Jahr 1970 kreist rund um die Erklärung von Jeremia in Kapitel 32,17 seiner Prophetie: «Ach, Herr, JAHWEH! ... kein Ding ist dir unmöglich!» Diese Erklärung wurde in extrem schwierigen Umständen abgegeben. Erinnert euch an die Situation.

Jeremia selbst war im Gefängnis, vielleicht in irgend einer Grube. Sein Dienst war nach vierzig Jahren wie aufgehoben, suspendiert, vielleicht, was ihn persönlich betraf, erledigt. Jerusalem wurde von den Chaldäern belagert und stand unmittelbar davor, eingenommen zu werden, das Land wurde überrannt und zerstört. Die Bevölkerung sollte weit weg verschleppt werden, und Jeremia wusste, dass es siebzig Jahre dauern würde.

In dieser scheinbar hoffnungslosen Situation ließ der Herr Jeremia wissen, dass sein Cousin Hanamel als der nächste Verwandte zu ihm kommen würde, der das Lösungsrecht hatte, um Jeremia zu bitten, doch das Grundstück der Familie zu kaufen bzw. zu lösen, ein Stück Land in Anathoth. Das mag von Seiten Hanamels ein schlaues Geschäft gewesen sein, denn Jeremia hätte sehr leicht getötet werden können, und dann wäre das Grundstück verloren gewesen, wäre es nicht ausgelöst worden. Vielleicht wollte Hanamel die drohenden Gerichtsprophetie Jeremias nicht akzeptieren und glaubte noch immer, das Land würde gerettet (verschont). Für Jeremia jedoch sah die Situation ganz anders aus. Er wusste, dass seine Prophetien in Erfüllung gehen würden. Das Stück zu kaufen war entweder Tollkühnheit oder Glauben. Er ging im Glauben voran und vollzog die Transaktion äußerst gewissenhaft. Er ließ keinen Zweifel daran, wem das Land rechtmäßig gehörte. So war Hanamel also da, das Kaufdokument wurde unterzeichnet, versiegelt und hinterlegt. Jeremia war nun, aufgrund des Lösungsrechtes, der eigentümer eines Feldstückes, das nun lange Jahre unter der Ferse einer fremden Macht stehen würde. Für sich selbst war er sich im Klaren, dass er es nie in Besitz nehmen würde. Vollzog er denn möglicherweise eine Gleichnishandlung, die eine viel größeren Kontext hatte? Machte der weitsichtige Geist Gottes Jeremias Handlungsweise zu einer Prophetie? War da ein anderer Verwandter mit Lösungsrecht im Schatten von Jeremias Transaktion, einer, der Sein rechtmäßiges Erbe auslösen würde und viele Jahre warten musste, während der Feind – der Fürst dieser Welt – es beherrschen würde? Gab Jeremia einfach dem Druck der Umstände nach?

Nein, zwei Dinge steuerten sein Verhalten. Erstens, Gott hatte ihm gesagt, er solle das Feld kaufen, und sein Traum, seine Vision, die mündliche Anregung (was immer es auch war) hinsichtlich Hanamel trat ja ein. Zweitens, seine eigenen prophetischen Worte enthielten eine Zäsur am fernen Horizont, in 70 Jahren von da an, und das war ein Hoffnungsschimmer in der dunklen Gegenwart. Aufgrund dieses Lichtstreifens handelte sein Glaube, und ohne an sich selbst zu denken handelte er für die Nachfahren. Jemand hat von seiner Aktikon gesagt, es sei «Glaube, der einen Claim absteckt». Doch wie es gewöhnlich der Fall ist, wurde der Glaube durch eine

Reaktion

Getestet. Jeremia ertrug diese Gegenreaktion. Es scheint, als sei er wach geworden für die Folgen dessen, was er getan hatte, und ein Kampf fand statt. Er musste die Allmacht und Souveränität Gottes zu Hilfe rufen. «Ach, Herr, Jahweh, siehe, du hast die Himmel und die Erde gemacht durch deine große Macht und durch deinen ausgestreckten Arm; nichts ist für dich zu schwer».

Dies ist gewiss eine Vorwegnahme des «Glaubens des Sohnes Gottes».

Nun, in dieser Begebenheit liegen für uns ein paar wertvolle Lektionen:

1. Es gibt Zeiten, da wir so sicher sind, dass der Herr uns auf eine bestimmteWeise geführt hat, einen bestimmten Kurs einzuschlagen, etwas ganz Bestimmtes zu tun, oder zu einem ganz bestimmten Zweck. Es kam mit viel Leben und Gewissheit über uns. Zu dem Zeitpunkt scheint eine echte Bestätigung vorzuliegen, dass die Sache vom Herrn ist. Und selbst unsere Hanemels tauchen zur rechten Zeit auf. Wir verpflichten uns darauf, wir richten uns nach dem Ruf bzw. nach der Forderung, und der Glaube ist ganz angespannt. Dann aber werden wir von den feindlichen Mächten überrannt, wie das Gefängnis, in dem wir uns wiederfinden, oder wie die Armeen der Chaldäer, die uns belagern. Dann stehen wir schnell in Versuchung, uns zu fragen, ob wir uns nicht geirrt haben, ob wir nicht irregeführt wurden, oder ob wir nicht einfach ausgetrickst wurden. Ein Kampf im Dunkeln ist die Folge der Treue Gottes wird aufgeworfen.

Wie bestätigt doch die Geschichte, dass das Volk Gottes – und Seine Diener im Besondern – nie eine Position bei Ihm einnehmen kann, ohne dass es, früher oder später, gerade durch diese Position ernsthaft geprüft wird! Dieser mächtige Faktor in Jeremias Vorgehensweise muss in unserem Sinn geboren werden. Jeremia handelte, ohne dass irgend ein persönliches Interesse ihn beeinflusste. Er war innerlich losgelöst von seinem Handeln, denn er wusste, dass er nicht lange genug lebte, um die Erlösung (aus dem Exil) noch in Erfüllung gehen zu sehen. Sein Glaube war selbstlos und blickte über seine eigene Lebenszeit hinaus. Das ist ein sehr realer Test für seine Echtheit. Solche Gedanken schwächten niemals sein Handeln. Vielleicht wurden die Reaktionen und Angriffe von Zweifeln nur deshalb zugelassen, um die Qualität des Glaubens zu prüfen.

Ein Kerker und eine feindliche Schar genügen, um die Realität einer Vision zu testen.

2. «Die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare» Jeremia hatte eine überwältigende Menge von Unmöglichem um sich herum, von «Zu Hartem» in der Situation, die er vor sich sah. Es wäre jederzeit sehr leicht gewesen, sich den existierenden Bedingungen zu ergeben. Jeder Diener Gottes, dem eine «himmlische Vision» geschenkt wurde und der mit Gottes «ewigem Vorsatz» vertraut gemacht wurde, ist, nach einer gründlichen Hingabe und einigen ermutigenden Bestätigungen, ist in eine Zeit schwerster Prüfungen hineingeraten, die letzte Fragen aufwarf. Die Umstände argumentieren, es sei eine vergebliche Hoffnung; das Leben scheint mit einer Enttäuschung zu enden.

Denkt an die Vision von Petrus, Johannes, Paulus, und seht euch dann den Zustand der Gemeinden an. Sie mussten irgend eine Vision gehabt haben, die «den sichtbaren Dingen» entschlüpfte und sie transzendierte. Paulus sagte: «...wir sehen auf das Unsichtbare». «Dinge» - nicht Einbildungen, fabrizierte Glaubensbe-kenntnisse, nebulöse Ideen, sondern tatsächliche Dinge, die man nicht sieht. Dies sind die «ewigen Dinge», und, wie bei Jeremia, reicht der Horizont ihrer Verwirklichung weit über die gegenwärtige Stunde hinaus.

Wie leicht wäre es – in unserem an die Zeit gefesselten Leben – zu sagen, die Gemeinde sei eine Ruine und irreparabel; es sei vergebliche Mühe, unser Leben an dieses Ideal zu verschwenden! Nun, die alten Heiligen, die Propheten, die Apostel und vor allem unser Herr Jesus selbst in Seiner Erniedrigung weisen uns zuerecht. «Der Glaube ist die beglaubigte Urkunde von dem, was wir (noch) nicht sehen». Jeremiah mit der Urkunde von Anathoth passt genau hier hinein.

Jeremia verband diese ganze Frage mit Gottes Thron. Dies ist die Zufluchtsstätte derer, die schwer im Glauben geprüft werden. «Nichts ist für dich zu schwer».

3. Wir müssen den Herrn bitten, dass er erstens unsere Herzen von allen persönlichen und weltlichen Motiven und Interessen reinigt; dass Er das Kreuz gründlich und senkrecht in unsere Seelenambition hinein pflanzt; und dann, dass er uns fähig macht, im Vertrauen «das Feld zu kaufen».


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