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Flügel (Januar 1948)

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Jan-Feb 1948, Vol. 26-1. Originaltitel: "Wings". (Übersetzt von Manfred Haller)

«Wie der Adler sein Nest aufstört,
über seinen Jungen schwebt,
seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt,
sie trägt auf seinen Schwingen,
so leitete ihn der Herr allein...» (Deut. 32,11.12)

Der Herr hat für Sein Volk im Sinn, dass sie Flügel haben sollen, Flügel, die mit den Elementen fertig werden und sie überwinden. Er hat absolut etwas dagegen, dass sie ungebührlich in sanft ausgepolsterten Nestern bleiben, gefüttert werden und von Dingen abhängen, die nicht aus ihrer eigenen Anstrengung kommen.

I. Während es völlig wahr bleibt, dass «in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt», und «losgelöst von mir könnt ihr nichts tun», mit allem, was mit solchen Worten bezüglich der äußersten Unfähigkeit des Menschen, irgend etwas zu produzieren und zu vollbringen, was Gott befriedigt, so ist es ebenso wahr, dass wir durch die Wiedergeburt einen ganz neuen Satz von geistlichen Fähigkeiten, Kapazitäten, Entwicklungsmöglichkeiten geerbt haben. In dem, was uns durch dieses Werk des Heiligen Geist mitgeteilt worden ist, sind deshalb - obwohl zunächst einmal weitgehend latent - Kräfte und Möglichkeiten enthalten, wie in jeder Kindheit. Diese im Innern vorhandenen Möglichkeiten müssen entwickelt werden, und hier beginnt die Disziplin, die uns einbezieht in all jenen Kämpfen und Konflikten und Verworrenheiten der Seele, welche die eine Seite des Lebens von jedem gekennzeichnet haben, der je für Gott echte Bedeutung gewonnen hat. Siehe Hebr. 5,12-14

II. Die Entwicklung dieser Fähigkeiten und Kräfte wird in einem Bereich stattfinden, der Unheil und Tod mit sich bringt, doch nicht für den Herrn. Jene ausgedehnte Leere, jener Abgrund, in den die Adlerjungen vom Mutteradler geschleudert oder gezwungen wurden, ist zweifellos, wenn man von ihm absieht, der Bereich ihres Verderbens und endes. Es besteht kein Zweifel darüber, wenn wir einmal alle Tollkühnheit unsererseits (manchmal fälschlicherweise Glaube genannt) beiseite lassen, dass die Wege der göttlichen Forderung oft so sind, dass sie unser vollständiges Verderben bedeuten würden, würden wir uns selbst überlassen. Paulus konnte von «in Todesgefahren oft» reden, und dass er «das Todesurteil in sich selbst trug». Doch wie die Adlerjungen, durch viele Interventionen so zu sagen in letzter Minute durch liebende Fürsorge, lernten, was diese seltsame Art von Liebe sie lehren wollte, verwandelten sie Schritt für Schritt das, was an sich ihre Vernichtung bedeutet hätte, zu ihrem Diener. Ihre Flügel meisterten die Luft und machten schließlich Gebrauch von ihr, vom Wind, vom Sturm und zwangen sie, ihrem Zweck dienstbar zu sein.

«Was geschah... erwiesen sich letztlich... zur Förderung...»

So möchte der Herr uns lehren und uns in einen geistlichen Zustand bringen, dass sogar die Werke des Bösen und Satans gefangen gesetzt und geistlichen Zielen dienstbar gemacht werden. Paulus sagt: «Alles ist euer...», und sein Katalog enthält auch den «Tod». «Der Tod ist euer...» - damit kann er in Übereinstimmung mit den anderen erwähnten Dingen nur meinen, dass der Tod unser Diener, nicht unser Tyrann, sein muss. Nichts könnte ein größerer Feind sein als der Tod, aber er kann dazu gebracht werden, dass er sehr großen Interessen dient. Es hängt ganz davon ab, wie wir die Dinge sehen und handhaben.

III. In unserem Training, Meister über die Elemente zu werden, lernen wir eine Lektion unter vielen andern. Es ist die, dass dass göttliche Vorsehung und Liebe intervenieren, sobald die Dinge einen bestimmten Punkt überschritten haben. Tatsache ist, dass wir oftmals glaubten, das sei das Ende; dass wir nun schließlich doch ausscheiden und untergehen. Wir sahen nicht mehr weiter und «verzweifelten sogar am Leben». Ebenso Tatsache ist, dass wir noch nicht untergegangen sind, dass wir noch immer voranschreiten. So oft hat eine Auferstehung stattgefunden. Wir wissen nicht so recht, wie dies zuging, doch da sind wir, und dies nach vielen Jahren, während denen wir nicht wenige Erfahrungen eines unmittelbar bevorstehenden Desasters gemacht haben. Nun, er breitete Seine Flügel unter uns aus und trug uns wieder in die Höhe, und der, der uns «befreite, befreit uns auch jetzt und wird uns weiterhin befreien».

IV. Worum geht es letztendlich? Ja, es geschieht deshalb, um in uns Kapazität und Überlegenheit zu entwickeln und uns geistlich verantwortungsbewusst, kompetent und gewiss zu machen, doch in diesem ganzen Prozess möchte der Herr uns fest werden lassen im Glauben an Seine göttliche Weisheit. Die schrecklichen Erfahrungen haben wirklich den Zweck, uns zu dem Bekenntnis zu bringen, dass der Herr (immer) wusste, was Er tat und eben deshalb das Einzige tat, das trotz unserer Fragen und Zweifel bewirkte, dass Sein Ziel erreicht werden konnte. So gelangen wir zu der Erkenntnis, dass hinter dem verschleierten Geheimnis Weisheit verborgen liegt.

V. Das letzte Wort lautet, dass diese Erziehung progressiv ist, d.h., dass sie immer weiter geht. Der Mutteradler weiß, dass die Weisheit anzeigt, wann eine Atempause fällig ist. Der Herr ist nicht weniger weise, und dehnt unser Training über eine bestimmte, abgestufte Zeitspanne aus. Die Anfänger könnten nicht ertragen, was jene, die schon weiter sind, zu akzeptieren berufen sind, und es würde bedeuten, Dinge, die für den Herrn wertvoll sind, zu opfern, würde Er uns zu leichteren Bedingungen unseres früheren Laufes zurückkehren lassen.


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