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In Seinem Triumphzug mitgeführt

von T. Austin-Sparks


«... und durch mich die Erkenntnis von Ihm aussendet, ein Strom des Wohlgeruchs, in die ganze Welt hinaus. Denn für Christus ist der Wohlgeruch bestimmt, den ich Gott opfere, sei es unter denen, die sich auf dem Weg des Heils befinden, oder unter denen, die den Weg des Verderbens gewählt haben; doch für diese ist er ein Geruch des Todes, für jene ein Geruch des Lebens» (2. Kor. 2,14-16 – Conybeare)


Der Diener und sein Dienst


Der Apostel Paulus zeigt hier eines der Konzepte von dem auf, was der Dienst Christi ist, und dann auch, welches die Wirkung dieses Dienstes ist. Er stellt sich hier den Dienst Christi als den eines Weihrauchträgers vor. Das Bild hinter diesen Versen ist eines, das uns sehr vertraut ist.

Vers 14 bringt die triumphale Prozession eines siegreichen Kriegsherrn ins Blickfeld, wie er von Ort zu Ort zieht mit seinen Gefangenen in seinem Gefolge, und wie er an vielen Punkten seinen Sieg feiert und sie dazu benutzt, sie als Beweis für seine Eroberung hinzustellen. Aber in der gleichen Prozession gibt es auch solche, die Weihrauchgefäße mit sich tragen; und der Weihrauch, der überall verbreitet wird, redet in zwiefacher Hinsicht, zu zwei verschiedenen Gruppen von Leuten.

Da gibt es solche, die diesen Tag des Sieges als Geschlagene feiern. Es bestand der Brauch, dass man besonders notorische oder berühmte Gefangene bis zum großen Tag der Siegesfeier gefangen hielt, um sie dann an diesem Tag hinzurichten. Andererseits gab es auch solche, die dazu bestimmt worden waren, als ein besonderes Zeichen dieses Tages freigelassen zu werden. Für die einen brachte der Weihrauch den Tod nahe und ließ sie wissen, dass ihre Stunde gekommen war. Die andern jedoch ließ derselbe Weihrauch wissen, dass die Stunde ihrer Freilassung, ihrer Befreiung nahe ist. Derselbe Weihrauch verkündete Tod und Leben, Leben und Tod.

Im zweiten Teil des Bildes sieht sich der Apostel in einer anderen Rolle. Im ersten betrachtete er sich als einen von jenen Gefangenen, die als Gegenstand öffentlicher Darstellung im Triumphzug mitgeführt wurden, während der Triumph des großen Feldherrn gefeiert wurde. Er sah sich selbst in dem Triumphzug des Herrn, im vollen Blickfeld als eine Demonstration der Größe dieses Sieges. Nun überträgt er sich in den zweiten Teil hinüber und nimmt den Platz eines Weihrauchträgers in der Prozession ein. Er sagt, er durchziehe die Welt mit einem Weihrauchfass, und dieser Weihrauch sage zwei Dinge, er habe zwei Auswirkungen: er rede von zwei verschiedenen Gruppen von Leuten. Das bezieht sich auf Leben und Tod.

Doch sieht sich der Apostel nicht bloße als den der das Weihrachgefäß trägt. Er betrachtet sich selbst als das Gefäß, ja sogar – auf eine seltsam tiefe, innere Weise, so als würde es Teil seines eigenen Wesens – als den Weihrauch selbst. Er denkt von sich nicht nur, dass er der sei, der den Wohlgeruch verströmt, sondern als sei er der Weihrauch selbst; er sieht sich selbst als das Mittel, durch welchen diese Wirkung auf die beiden unterschiedlichen Menschengruppen registriert wird.

In dieser Präsentation eines Dieners des Herrn liegt ein tiefes, starkes und ernstes Wort für alle von uns, die in der Position eines Dieners des Herrn stehen. Das, was von uns ausgehen sollte, das, was aufgrund dieses Wortes die Wirkung unseres Lebens sein sollte, ist die Erkenntnis Christi. Überall sollten, und zwar nicht bloß durch uns, sondern auch wegen uns, die Menschen zu einer Erkenntnis Christi gelangen. Der eigentliche Zweck unseres Daseins sollte der sein, dass Christus wegen uns bekannt wird. Der von Gott bestimmte Weg, auf dem Menschen zu einer Erkenntnis Christi gelangen können, ist schlicht der, dass wir hier sind und uns unter ihnen bewegen.


Das entscheidende Element im Dienst

Das ist einfach, und vielleicht anerkennen und akzeptieren wir das. Doch der besondere Punkt, den wir beachten sollten, ist der, dass es etwas mehr sein muss, als dass wir bloß Wissen in Bezug auf Christus weitergeben – wir müssen für die Menschen selbst zur Erkenntnis Christi werden. Es ist ein ganz großer Unterschied zwischen dem, dass wir Wahrheiten bezüglich des Herrn Jesus von uns geben – und geschähe dies auch in großem Maße, in großer Fülle, Wahrheiten, die nicht geleugnet werden können, weil sie eben die Wahrheit sind – und jenem seltsamen, tiefen, unerlässlichen Element, dass wir selbst diese Wahrheit sind: So dass die Wahrheit selbst ihre Kraft, ihre Stärke aus der Tatsache schöpft, dass es hier solche gibt, die ein lebendiger Ausdruck von ihr sind; die durch die Tiefen gegangen, die getestet, geprüft worden sind, die von Ort zu Ort geführt, die Erfahrungen von intensiver Härte unterworfen wurden und die im Feuer Christus gelernt haben und deshalb selber zu einer Verkörperung der Erkenntnis von Ihm geworden sind. Wo immer sie hingehen, es geht nicht darum, dass sie Wahrheit weiterzugeben haben – vielmehr sollen Männer und Frauen ihretwegen Christus lernen. Von ihnen kann man sagen: Es ist nicht nur das, was sie sagen; es geht etwas von ihnen aus. Es ist ein unbeschreibliches «Etwas», das ein Extraelement ist in dem, was sie sagen. Und dieses Etwas hat seine Realität in ihrem Wesen, und ihr spürt, dass es nicht nur die Worte sind, sondern dass die Tugend selbst es ist, die zum Vorschein kommt, wenn sie sprechen oder ganz einfach weil sie da sind.

Es ist das, von dem der Apostel redet. Das ist der wahre Wert von irgend einer Erkenntnis Christi, die wir weitergeben können, in deren Besitz andere durch uns gelangen mögen. Es ist nicht so, dass sie durch uns dazu kommen, mehr von Christus zu kennen, sondern dass Christus selbst ihnen mitgeteilt wird. Das ist es, wofür wir den Herrn sehr ernsthaft suchen sollten.


Der Preis eines wahren Dienstes

Wir sollten erkennen, dass dies den eigentlichen Preis des Dienstes bedeutet.

Ein Dienst dieser Art ist eine sehr kostenintensive Sache. Es ist etwas so ganz Anderes als einfach ein Prediger zu sein. Es mag ein gewisser Glanz über dem Predigen liegen, eine Faszination darin, eine ganze Versammlung zu packen und vieles dergleichen, doch kostet uns das nicht viel und befriedigt höchstens unser Fleisch. Die Falle des Scheinwerferlichtes, die Falle der Publizität, die Falle der Befriedigung darüber, dass wir die Macht über andere Menschen spüren hat dem Predigen sein entscheidendes Blut, seine Leidenschaft, seine Seelenqual genommen. Paulus war kein Priester von der Sorte. Es ist schön und gut, Paulus als einen großen Prediger und Redner zu bezeichnen, und zu versuchen, auf derselben Linie ein weiterer Paulus zu werden. Aber ein Paulus zu sein ist eine verzweifelt kostspielige Sache, und Christus mitzuteilen ist etwas, das unser Herzblut fließen lässt.

Diese Art des Dienstes kann dem Fleisch keine Befriedigung verschaffen. Diese Art von Dienst ist nichts, wonach wir uns ausstrecken sollten. Diese Art von Dienst ist etwas, weswegen wir flehen, davon befreit zu werden, es sei denn, unsere Herzens-leidenschaft bestehe darin, dass Christus selbst – nicht wir, sondern Christus selbst – bekannt werden soll.

Das ist der wahre Wert des Dienstes. Es ist in der Tat eine kostspielige Sache, es ist eine Sache, für die wir leiden müssen, aber es ist auch die Sache, die über bloße Worte hinausgeht, die kluge Gedanken und gekonnte Formulierungen bei weitem übertrifft, weit über jenes akute, nadelscharfe Hirn hinaus, das die Wahrheit begreift und dann anfängt, sie von sich zu geben. Es handelt sich hier um einen Extrafaktor, ohne den auch die beste Ausrüstung von Natur aus es nicht schaffen wird, das göttliche Ziel zu erreichen. Es geht, mit einem Wort, darum, Christus mitzuteilen: nicht, dass Christus das Thema unseres Dienstes ist, sondern dass Christus mitgeteilt wird. Paulus erkannte, dass es darüber keinen Zweifel geben konnte – dieser Dienst war wirksam, obwohl in zwiefacher Hinsicht wirksam. Nicht immer hatte er zum Ergebnis, dass Menschen ins Leben katapultiert wurden, aber es schaute immer etwas dabei heraus. Wenn er Leute noch tiefer in den Tod hinein tauchte, was dies ein Beweis dafür, dass er effektiv war. Und wenn er Tod über einige Gewissen brachte, dann bewies dies nur seine Kraft. Um echte geistliche Wirkungen zu erzielen, ist es erforderlich, dass wir Diener dieser Art werden.


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