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Die Herrschaft des Herrn über Ohr und Hand

von T. Austin-Sparks

Das Ohr

Der Herr muss die äußerste Kontrolle über das Ohr haben. Wir müssen auf den Grund gelangen, wo das Ohr jeder anderen kontrollierenden Stimme, jeder anderen herrschenden Anregung gegenüber tot und nur Gott gegenüber lebendig und wach ist, allein Gott gegenüber.

Es ist in gewissem Sinne ganz klar, dass das Ohr die beherrschende Fähigkeit jedes Lebens ist; nicht notwendigerweise das äußere Organ, sondern dasjenige, durch das wir auf Anregungen hören – das, dem wir, wie wir sagen, «das Ohr leihen». Die Anregungen mögen von unserem eigenen Temperament und unserer Aufmachung kommen; die drängenden Dinge in unserem Leben mögen unsere natürliche Neigung sein; es mag sich um das Drängen und Ziehen unserer Konstitution, um tief sitzende Ambitionen, Neigungen, Interessen handeln, die wir nicht gepflegt und uns auch nicht angeeignet haben, sondern die ganz einfach in uns sind, weil wir so gemacht sind. Wenn wir auf diese hören, dann wird unser Leben von unseren eigenen Interessen beherrscht. Oder es mögen andere Dinge sein, wie zum Beispiel die Anregungen, Wünsche und Ambitionen von anderen für uns, der Ruf der Welt, der Ruf menschlicher Zuneigungen, Überlegungen über das, was andere mögen. O, wie viele Dinge treten an uns heran wie die Aktivität einer Stimme, deren Sklaven und Knechte wir werden, wenn wir auf sie hören, und das Ohr und mit ihm unser ganzes Leben, wird so beherrscht.

Wenn wir, ihr und ich, sagen, wir seien hingegebene Männer und Frauen, dann meinen wir, dass wir den Tod Christi über jede Beherrschung und Dominanz von Stimmen gebracht haben, die sich aus irgend einem Quartier außer vom Herrn erheben. Wir sollen nicht die Stimme unserer eigenen Interessen, unserer eigenen Ambitionen, unserer eigenen Neigungen konsultieren, auch nicht die Stimme irgend eines Wunsches von andern in Bezug auf uns. Wir müssen nur ein Ohr für den Herrn haben. Das ist totale Hingabe (consecration).

Es ist ein ernstes und direktes Wort an jedermann – und vielleicht besonders für jüngere Männer und Frauen, deren Leben offener ist, um von unseren Überlegungen beherrscht zu werden, weil das Leben noch vor ihnen liegt. Es mag glücklicherweise sein, dass der Sinn für Verantwortung dem Leben gegenüber zuoberst liegt. Es mag das Gefühl vorherrschen, dass es katastrophal wäre, einen Fehler zu machen, und parallel dazu verläuft ein starker Ehrgeiz, es zu schaffen und das Leben nicht verschwendet zu haben.

Hierin liegt euer Gesetz des Lebens, und obwohl die Dinge seltsam verlaufen und die Wege des Herrn oft verwirrend sein mögen, und euch auf recht tiefe Weise der Ruf trifft, der Ermahnung das Ohr zu leihen, die im Buch der Sprüche an uns gerichtet wird: «Vertraue auf den Herrn mit ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand» (Sprüche 3,5), so werdet ihr doch bei der Ausführung feststellen, dass Gott Erfolg gehabt hat, und schließlich, was ist denn wichtiger als das und eben genau das? Der Verlauf mag sich völlig von dem unterscheiden, was ihr erwartet, gedacht oder geurteilt habt, dass es der vernünftige Weg für euer Leben sein werde, aber das spielt keine Rolle, solange Gott in eurem Leben erfolgreich gewesen ist – solange euer Leben von Gottes Standpunkt aus ein Erfolg gewesen ist. Das ist das Geheimnis – ein waches Ohr nur für Ihn, doch tot gegenüber allem, was von irgend einer anderen Ecke als vom Herrn selbst kommt.

Das 17. Kapitel des Johannesevangeliums ist eine Auslegung davon. «Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin». Wenn wir von der Welt wären, müssten wir die Beurteilungen der Welt für unser Leben annehmen – was die Welt als besten Weg zum Erfolg, zu Reichtum und Privilegien vorschlagen würde. Manchmal gelangt der Geist dieser Welt in unsere Herzen und suggeriert uns, es wäre fatal für uns, wenn wir diesen oder jenen Weg wählen würden: Wenn wir auf diese Stimme hören, werden wir mit diesem Zeitalter konform gehen. «Ich beschwöre euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst» (Römer 12,1). Von allem Anfang ist das Ohr der Punkt von überragender Herrschaft. Das Ohr muss unter das Blut gebracht werden, damit es Gottes Instrument der Herrschaft wird. Das bedeutet, dass wir ein geistliches Ohr benötigen. Als Kinder Gottes haben wir aufgrund unserer neuen Geburt eine geistliche Fähigkeit, zu hören, und wir müssen darauf achten, sie zu entwickeln, wie der Herr möchte, dass wir es tun.

Es bedeutet, dass das Ohr ein hörendes Ohr sein muss. Viele Leute hören, aber hören doch nicht. Sie haben Ohren und sie hören auch, und doch hören sie nicht, weil sie nicht genau hinhören. Der Herr sagt viele Dinge zu uns, und wir hören nicht, was Er sagt, obwohl wir wissen, dass Er etwas sagt. Es muss in unserem Leben einen stillen Ort für den Herrn geben. Der Feind will unser Leben mit den Stimmen anderer Ansprüche, Pflichten und Druckmittel füllen, um es uns unmöglich zu machen, die Ernte des stillen Ohrs für den Herrn einzubringen.

Diese Ohr muss ein Ohr sein, das an Kapazität wächst. Das Kind hat ein Ohr, und es hört auch, aber es versteht nicht immer, was es hört. Ein Säugling hört Klänge, und ihr achtet auf die Zeichen, die belegen, dass das Kind den Klang gehört hat, aber dieser Säugling versteht den Klang nicht, den er hört. Wenn es heranwächst, fängt es an, die Bedeutung jener Klänge zu verstehen. Auf dieselbe Weise benötigen wir ein geistliches Ohr – ein (Gott) geweihtes Ohr – das durch dieselben Merkmale von Wachstum und Fortschritt gekennzeichnet ist.

Weiter muss dieses Ohr auch ein gehorsames Ohr sein, so dass wir gehorchen, indem wir hören. So beherrscht Gott unser Leben von Anfang an.

Die Hand

Der Herr muss den Platz der Ehre und der Stärke haben in den Aktivitäten unseres Lebens, in der Arbeit unseres Lebens. Nun, dies alles klingt recht elementar, wir müssen aber die Stimme des Herrn darin vernehmen. Der Punkt ist der, dass, bei allem, was wir tun, oder was wir gerade zu tun im Begriff stehen – in all unserem Dienst, dem Ich der Tod angesagt werden muss; kein sich selber Dienen, kein der Welt Dienen, kein Dienen zu unserer eigenen Befriedigung, zu unserem Vergnügen, Vorteil, zu unserem Ruhm, zu unserer Ehre, Position, Erhöhung, zu unserem Ansehen. In dem Tode unseres Opfers starben wir dem allem, und nun muss unsere Hand bei allem, was sie tut – und vielleicht muss sie im Geschäft dieser Welt arbeiten, vielleicht muss sie eine Menge uninteressanter Dinge tun von recht ordinärem Charakter – in was für Aktivitäten auch immer sie sich engagieren muss, sie muss auf der einen Seite dem Ich gegenüber tot sein, und auf der andern Seite mit den Interessen des Herrn vor Augen arbeiten: «Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue in deiner Kraft» (Prediger 9,10).

Ihr erinnert euch sicher, wie oft der Apostel davor warnte, dass man den Dienst an Menschen nicht um den Menschen zu gefallen, sondern für den Herrn tun soll. Er sprach natürlich vor allem zu den Sklaven in jenen Tagen. Als noch das Sklavensystem vorherrschte und die Sklaven viele, viele Dinge zu mussten, die ihnen gegen den Strich gingen, sagte er zu ihnen: Erfüllt euren Dienst, nicht für jene Menschen, die eure Meister sind, sondern für den Herrn.

Wir müssen uns fragen, warum wir an irgend einem bestimmten Ort sind, oder was es ist, das uns dazu bewegt, nach irgend einem besondern Platz oder Werk zu verlangen. Welches ist das beherrschende Motiv unseres Ehrgeizes für den Dienst? Wir müssen vor Gott sagen können, dass jedewede persönliche oder weltliche Überlegung tot ist, und dass unser jetziger Dienst nicht bloß eine widerwillige oder resignierte Hingabe unserer selbst an das ist, was wir tun müssen, sondern ein williges Beschäftigtsein unsererseits mit selbst schwierigen, harten, unangenehmen und uninteressanten Dingen zur Freude des Herrn.

Schreibt dieses Wort in euer Herz: Der Herr wird – ja, kann nicht – euch nicht erhöhen und euch etwas anderes geben, etwas Fruchtbareres, Profitableres, Herrlicheres für Sich selbst, solange ihr nicht in jenem geringsten, gewöhnlichen, jenem verachteten, jenem lästigen – sogar abstoßenden – Ort und jener Arbeit euren Dienst aufs äußerste für Ihn geleistet habt, auch wenn dies eine ständige Selbst-Kreuzigung bedeutet hätte. Dies ist der Weg der Beförderung. Dies ist der Weg, auf dem wir in eine Position gelangen, wo der Herr mehr aus unseren Leben bekommt als wir uns das überhaupt vorstellen können.

Es liegt ein priesterlicher Dienst darin, diese schwierige und unangenehme Sache für den Herrn zu tun, doch sehen wir zuweilen nicht, dass wir in der Tat Priester sind. Die Vorstellung, mit einem leinenen Ephod bekleidet zu sein, während wir den Boden schrubben und das Geschirr waschen und viele andere derartige Dinge tun, ist weit von unserer Vorstellung entfernt. Doch wird dabei ein Zeugnis abgegeben, das sehr effektiv ist, dessen ihr euch möglicherweise gar nicht bewusst seid. Eines Tages mag es ans Licht kommen. Jemand mag sagen: Ich erfuhr, dass Jesus Christus eine Realität ist, ganz einfach indem ich die Art sah, wie ihr Dinge tatet, von denen ich weiß, dass ihr es von Natur aus hasst, sie zu tun. Sie waren für euch völlig widerwärtig – ihr hattet kein Herz dafür – aber ihr tatet es auf eine Weise, dass es mich davon überzeugte, dass Christus eine lebendige Realität ist. Das ist keine bloße Einbildung oder ein Gefühl. Es trifft auf das Leben zu. Der Herr hat sein Auge über uns.

Der Herr soll die Richtung unseres Lebens bestimmen... all unser Hinausgehen und unser Bleiben sollen allein unter der Kontrolle der Interessen des Herrn stehen. Nicht immer werden wir gebeten zu gehen. Manchmal ist das Gehen eine Erleichterung. Es ist das Bleiben, das so schwierig ist. Wir sind so eifrig, zu gehen, und doch hat der Herr oft Schwierigkeiten, dass wir in Seinem Wege gehen. Wie immer jedoch der Fall liegen mag, es ist ein einfacher Punkt, es ist ein direktes Wort. Unser Gehen sollte allem gegenüber tot sein, außer dem Herrn gegenüber, und dasselbe gilt für unser Bleiben. Unser Leben wurde ausgegossen, es wurde fahren gelassen, es wurde weggenommen, d.h. das Leben, das wir für uns selbst wollten, das von uns selber war. Das Leben wurde auf eine andere Ebene hinauf gehoben.

Hatte Er, das biblische Beispiel, je ein Ohr für sich selbst oder für die Welt? Hatte Er nicht nur ein Ohr für den Vater allein? Satan kam in der Wüste zu Ihm und fing an zu reden – er setzte dem Herrn Jesus stark zu mit anderen Überlegungen, von denen jede einzelne in Seinem eigenen Interesse war. Er hörte, was Satan sagte, doch war Sein Ohr gekreuzigt und die Kraft wurde durch Seine Hingabe an den Vater gelähmt. Im Grunde triumphierte Er auf diesem Grund: Ich habe kein Ohr für dich. Mein Ohr gehört allein dem Vater!

Satan kam noch in anderer Form, und nicht immer oft, sondern auch verdeckt. So diente ihm zuweilen sogar ein geliebter Jünger als Werkzeug: «Gott behüte dich, Herr! Dies darf dir keinesfalls widerfahren!» (Mt. 16,22). Der Herr wandte sich um und sagte: «Geh hinter mich, Satan!». Er erkannte dies als die Stimme der Selbstbetrachtung, des Selbstschutzes. Dem gegenüber war er tot. Dieser Weg des Kreuzes war der Weg des Vaters für Ihn. Er hatte nur für Ihn ein Ohr. Und so war es auf der ganzen Linie.

Traf dies auch auf Seinen Dienst zu? Suchte Er durch Seine Werke auch nur für einen Moment Seine eigenen Ziele – Seine eigene Ehre durch das, was Er tat? Nein, selbst bei Müdigkeit, Mattigkeit und Erschöpfung, so oft es Interessen des Vaters waren, denen Er dienen sollte, war er für diese Interessen wach und befragte nie seine eigene Ehre oder Seine eigenen Gefühle, und ich zweifle keinen Augenblick daran, dass Seine Gefühle manchmal diejenigen akuten Leidens waren.

Wir lesen von Ihm, dass er «ermattet» gewesen sei. Wir wissen, was das ist, und wie wir uns bei Mattigkeit nicht nur auf den Brunnen setzen, sondern auf dem Brunnen sitzen bleiben würden, auch wenn jemand etwas von uns verlangen wollte. Wenn wir dem Herrn gehören, müssen wir von den Interessen des Herrn beherrscht sein und all die auftauchenden Anregungen, einmal für uns selbst zu sorgen, wegwischen.

So stand es mit Ihm in allen Seinen Unternehmungen. Er unterwarf Sein Gehen und Sein Bleiben dem Vater. Seine Brüder argumentierten, er solle doch zum Fest hinauf gehen, doch er gab ihren überzeugenden Argumenten nicht nach; Sein einziges Kriterium war: Was sagt der Vater dazu? Sein Mutter bittet Ihn bei der Hochzeit zu Kana und teilt Ihm mit, sie hätten keinen Wein mehr. Seine unverschlossene Antwort war: «Was habe ich mit dir zu schaffen?» Mit andern Worten, was sagt der Vater wohl dazu? So war Sein ganzes Leben auf der einen Seite tot gegenüber Ihm selbst und auch gegenüber der Welt, und auf der andern Seite ausschließlich lebendig für Gott. Und was für ein fruchtbares Leben... was für ein Gott zufrieden stellendes Leben!

Streckt ihr euch nach etwas Bestimmtem aus? Werdet ihr von eurer eigenen Vorstellung der Dinge beherrscht, von dem, was andere von euch denken, von dem, was die Welt tun würde oder was andere tun würden, wenn sie an eurer Stelle wären? Das sind nicht die Stimmen, auf die ihr hören solltet. Was sagt der Herr? Wartet auf das; bleibt in dem. Vielleicht versteht ihr es nicht, aber ihr könnt sicher sein, ein Leben auf dieser Basis wird ein Erfolg werden.

Möchtet ihr Gottes Erfolg? Gott möchte vielleicht durch euch etwas tun, wofür ihr eurem Temperament, eurer Konstitution nach völlig ungeeignet seid, und was euch betrifft, habt ihr gedacht, weil ihr auf eine bestimmte Weise gemacht seid, müsse dies die Richtung eures Lebens beherrschen. Absolut nicht!

So kommt also, lasst uns der Sache vor Ihm auf den Grund gehen, und uns wenn nötig, aufs Neue mit der Hingabe (consecration) beschäftigen.


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