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Geistliches Wesen: Der Schlüssel für alles, was von Gott stammt

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Jan-Feb 1947, Vol 25-1. Originaltitel: "Spirituality: The Key To All That is of God". (Übersetzt von Manfred Haller)

Ein geistlicher Zustand ist der Schlüssel zu allem, was von Gott stammt. Geistliches Wesen ist die Tür, und der Schlüssel zu dieser Tür, hinter dem alles liegt, was mit Gott in Verbindung steht. Ohne geistliches Wesen gibt es keinen Weg hindurch; die Tür ist geschlossen. Das Wort «kann nicht» steht da als unpassierbare Schranke geschrieben - «kann die Dinge des Geistes Gottes weder verstehen noch empfangen».

Die Welt der zeitlichen Dinge ist bloß der Schatten einer anderen Welt und hat in sich selbst keine bleibenden Qualitäten oder Werte. Sie wird vom Gesetz der Nichtigkeit beherrscht, was schlicht bedeutet, dass sich ihr eigenes Schicksal nicht aus sich selbst realisieren kann. Sie erreicht bloß einen gewissen Punkt, und von diesem Punkt kehrt sie zu sich selbst zurück; ihre Bemühungen, ihr Stöhnen, ihre Geburtswehen führen nie zur schließlichen Verwirklichung ihrer Absicht. Nichts von ihr selbst kann, durch ihre eigenen Mittel, die göttlichen Vorsätze und Ziele realisieren. Es ist sehr wichtig, dies zu erkennen.

Wenn wir näher an diese Sache herankommen, sehen wir, wie sie speziell für das christliche Werk gilt. O, wie viele Dinge werden in der organisierten Christenheit angesammelt mit der Vorstellung, mehr Effektivität zu gewinnen! Man glaubt, dass man mehr Resultate erzielt, wenn ihr diese Dinge habt.

Geld – o, wie viel mehr könnte getan werden, wenn wir nur das Geld dafür hätten! Ich frage euch: Wie war das denn in der Apostelgeschichte? Ist da irgend etwas geschehen? Mit all dem Geld, das heute vorhanden ist, wie viel geschah damit von bleibendem, ewigem, geistlichem Wert? Wenn ihr nur Namen und Titel auf eure Programme und Anzeigetafeln bekommt, werdet ihr etwas bewirken! Ist das so? Wenn ihr nur Ansehen, Gelehrsamkeit, Bildung, Fähigkeiten, physische Kraft, geschäftlichen Scharfsinn erlangt, dann wird euer Werk davon beeinflusst. Wird es das?

Ich möchte betonen, dass nicht in einem dieser Dinge, auch nicht in allen zusammen an sich irgend ein geistlicher Wert liegt, und es kann eine sehr große Menge von geistlichem Wert vorhanden sein ohne irgend es von ihnen. Gott hat sich entlang beider Linien versucht, das zu beweisen. Entlang der Linie ihres reichlichen Vorhandenseins hat er ihre geistliche Nichtigkeit bewiesen; und entlang der Linie, das Schwache, das Verachtete, das Törichte, das, was nichts ist, zu erwählen hat er im Laufe der Jahrhunderte seine eigene Macht demonstriert und gewaltige fruchtbare Dinge für die Ewigkeit vollbracht.

Nun, das ist einfach und offensichtlich, und es ist bloß eine weitere Bestätigung dieser Tatsache, dass es das geistliche Wesen ist, das zählt, das etwas bewirkt, das, was durchkommt, und nichts sonst. Die Bildung, das Geld und alle anderen Dinge mögen ihren Platz haben, vorausgesetzt, sie führen nicht das Regiment, vorausgesetzt, sie unterwerfen sich dem, was geistlich ist, und man sich nie darauf verlässt als das, was für uns die Arbeit erledigt; vorausgesetzt, dass nie angenommen wird, dass, wenn ihr diese Dinge habt, ein großes Werk für Gott getan werden kann. Gott wird das Törichte einer solchen Annahme sichtbar machen. Eine ganze Palette von Dingen werden in der organisierten Christenheit verwendet, um göttliche Ziele zu erreichen, aber das funktioniert nicht. Nun, das ist das erste, das wir im Zusammenhang mit dem geistlichen Wesen feststellen.

Wir gehen zum nächsten Punkt weiter und bemerken, dass wir für geistliche – d.h. göttliche, ewige, letzte - Ziele auf einer geistlichen Ebene und Grundlage neu konstituiert werden müssen. Das ist natürlich das eigentliche Zentrum von Johannes 3. Nikodemus ist am Reich Gottes interessiert und macht sich Gedanken darüber, er möchte etwas darüber wissen; so ist er nachts zum Herrn gekommen, um offensichtlich darüber zu sprechen. Er hatte, wie alle andern Israeliten, ein völlig zeitgebundenes Konzept des Reiches, eine bloß irdische Vorstellung. Es war etwas Formelles, eine offizielle Angelegenheit. Der Herr Jesus jedoch vergeudet überhaupt keine Zeit mit so etwas. Er wischt das alles ganz einfach beiseite, ignoriert es, und sagt: «Ihr müsst von neuem geboren werden». «Wenn ein Mensch nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen». Das ist zwar elementar, aber wir kommen zu dieser Tatsache: Um irgend etwas über die Dinge Gottes zu erfahren (und ich nehme das Reich Gottes als den Bereich, in welchem alles Wesentliche von Gott stammt – also aus dem besteht, was zu Gott gehört), müssen wir Gott gemäß konstituiert werden.

Nichts ist möglich, es sei denn, wir werden nach einem neuen Prinzip neu konstituiert, mit andern Worten, es sei denn, wir werden auf eine neue Weise als geistliche Wesen konstituiert. Schon die allerersten Anfänge der Dinge in Bezug auf Gott bestehen in einer neuen und vollständig anderen Konstitution, und zwar so absolut, wie wir eine ganz neue Konstitution brauchten, müssten wir das Leben eines Fisches führen, und vielleicht noch mehr als dies. Wir müssen noch einmal von vorne anfangen. Für das Allererste bei Gott ist genau das notwendig. Ich weiß, ich sage nichts, was für euch an sich neu wäre, doch habe ich den Eindruck, dass wir das ganze christliche Konzept der Dinge ganz neu überdenken müssen, wenn wir effektiv sein wollen.

Die Vorstellungen davon, Gottes Werk zu tun, und darüber, was Sein Werk überhaupt ist, liegt oft sehr weit von der Wahrheit entfernt. Die Vorstellung der Mittel, durch Gott wirken möchte, sind oft weit außerhalb der Grenzen von dem, was für Gott akzeptabel ist. Uns geht es um echte, geistliche Effektivität, nicht wahr? Dann aber müssen wir deren Geheimnis lernen; das ist es, wonach wir aus sind. Es liegt ein behinderndes, lähmendes «kann nicht» über dem natürlichen, seelischen Menschen, sobald es um die Dinge Gottes geht; und doch, wie viel von diesem seelischen Leben wird benutzt, auf wie vieles davon stützt man sich in der Christenheit von heute, um sich geistliche Ziele zu sichern! Wenn ihr nur eine spannungsgeladene Atmosphäre zustande bringt, ein schönes Maß von Anheizung, Bewegung und Gefühl; wenn ihr nur bestimmte Bedingungen herstellen könnt durch eine kraftvolle, imposante Persönlichkeit mit ihrem Einfluss auf die Leute – dann werdet ihr sicher Resultate erzielen!

Und tatsächlich werden so eine ganze Menge Resultate erzielt, aber es ist nicht geistlich; es bleibt nicht und ist nicht ewig. Doch leider beschränken sich die Folgen nicht darauf. Daraus hervor geht mehr und mehr diese große Tragödie von Leuten, die es versuchten und enttäuscht worden sind, und die entschlossen sind, es nie mehr zu versuchen. Die Welt ist übersät mit Leuten, die eine entsprechende Erfahrung gemacht haben und dann kam nichts mehr. O, der Teufel ist clever!

Wir sagen, es bestehe ein unüberbrückbarer Abgrund zwischen dem Natürlichen und dem Geistlichen, und darum kann nichts hinüber gebracht werden. Trotzdem findet in der Christenheit unserer Tage ein großes Übertragen vom Natürlichen ins Geistliche statt. Wir stellen fest, dass der Bereich der Dinge Gottes ganz einfach voll ist von natürlichen Elementen – und sie alle lähmen das Geistliche. Es muss eine ungeheure Aufräumarbeit unter all diesem Qualm und den herumliegenden natürlichen Elementen geleistet werden – wo die Menschen hereinkommen mit ihrem Schwung und ihren Ideen, ihren Konzepten und Methoden. Es tötet das Werk Gottes. Solange damit nicht in der Kraft des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus verfahren und das alles beseitigt wird, und solange Gott nicht frei ist, sein eigenes Werk mit seinen Mitteln entlang seinen Leitlinien zu tun, wird es keine angemessenen Resultate geben. Gottes Mittel und Gottes Methoden ist geistliches Wesen von Anfang bis Ende – der Einfluss einer geistlichen Konstituierung.

Ja, es besteht zweifellos ein unüberbrückbarer Abgrund zwischen dem Natürlichen (Seelischen) und dem Geistlichen, und es gibt keine Überführungsmöglichkeit. Seht doch die Tatsachen an! Es ist sehr oft verblüffend, wie eine Person von beträchtlichem natürlichem Scharfsinn, Bildung, Intelligenz und Fähigkeit in dieser Welt in geistlichen Dinge gar nichts ist, auch wenn er ein Christ ist. Stoßt ihr nicht häufig auf dieses Phänomen? Ein christlicher Mann kann ungeheuer tüchtig sein in Geschäftsangelegenheiten und äußerst geschickt in geschäftlichen Transaktionen, voll Intelligenz und weltlicher Weisheit, fähig, das Gewicht einer immensen Verantwortung zu tragen, die treibende Kraft einer großen Firma, ein Mann von Gewicht und Beachtung in dieser Welt, doch wenn es um geistliche Dinge geht, ist er ein Baby. Ihr sprecht über die Dinge des Herrn, und dieses große Gehirn ist schon von den einfachsten Dingen des geistlichen Lebens völlig erschlagen. Ihr kommt nirgendwo hin, wenn ihr über den Herrn redet.

Oft bin ich erstaunt, wenn ich christliche Männer treffe und mit ihnen rede, die eine große Verantwortung tragen und zweifellos große Fähigkeiten besitzen, doch wenn ihr über geistliche Dinge redet, sind sie nicht imstande, irgend etwas zu sagen, irgend etwas beizutragen. Ihr redet wie in einem fremden Bereich. Und doch wissen sie, dass sie wiedergeboren sind, und dass sie es schon seit langem gewesen sind. Woran liegt es? Nun, es gibt einen Abgrund. Sie haben die ganze Größe auf der natürlichen Seite, doch auf der geistlichen sind sie sehr klein. Alles, was sie an intellektuellen Fähigkeiten, Ausrüstung und Macht in jeder Hinsicht besitzen, um auf der natürlichen Ebene große Dinge zu bewältigen, nützt ihnen absolut nichts, wenn es darum geht, die geistlichen Dinge Gottes zu handhaben; während jemand, der nichts dergleichen besitzt, im Bereich der geistlichen Dinge ein Riese, ein Lehrer ist. Nun, das ist in unserer Erfahrung ein Gemeinplatz.

Doch alles lässt sich auf das eine zurückführen: Es gibt einen Graben, und es gibt keine Brücke über diesen Graben, man kann nichts von der einen auf die andere Seite hinüber bringen. Das Wort «kann nicht» steht dort. Hier ist nicht vom Unwiedergeborenen die Rede, von Leuten, die in grober Sünde leben. Es geht um den Christen, der noch immer natürlich ist, der noch immer auf der Basis seiner Seele statt im Bereich des erneuerten Geistes lebt. Der natürliche Mensch «kann nicht». Das ist die geschlossene Tür im Blick auf geistliche Dinge. Was immer er in den natürlichen Dingen sein mag, in den geistlichen Dingen ist er ein Baby oder ein Tor.

Lasst mich ohne zu zögern sagen: Das Maß an äußerem Ritual und Formalismus und ähnlicher Dinge bestimmt das Maß von geistlichem Wesen. Je mehr ihr davon habt, desto weniger habt ihr an geistlichem Leben, an echter, geistlicher Nahrung. Ein echtes Leben mit dem Herrn ist etwas sehr Einfaches, gereinigt von jeglicher religiöser Künstlichkeit: ein paar Kinder Gottes, versammelt in einer Form, die keine kirchlichen Traditionen kennt, keine religiösen Ausschmückungen, keine äußerlichen Formen, sondern ein schlichtes Zusammensein im Namen des Herrn. Da habt ihr Leben, Kraft, Fülle. Ich sage damit nicht, die Dinge sollten möglichst minderwertig sein, um geistliches Wesen zu markieren. Was ich sage, ist, dass das Gesetz des Leben geistliches Wesen ist.

Es funktioniert auch auf eine andere Weise. Je näher wir zur Erde kommen, desto mehr fühlen wir unsere Wichtigkeit. Der Mensch ist am größten, wenn er der Erde am nächsten ist. Er ist am kleinsten, wenn er am weitesten von ihr entfernt ist. Ich erinnere mich an meinen ersten Flug in einem Flugzeug; in zehntausend Fuß Höhe blickte auf den Boden hinunter, bei dem es oft so furchtbar viel Mühe macht, ihn zu überqueren. Er schien nur ein paar inches groß zu sein; die Menschen und Tiere waren wie Spielzeuge. Je näher ihr dem Himmel kommt, desto weniger wichtig werden die Dinge der Erde. All diese religiösen Ausschmückungen sind auf der Erde, in der Welt, von Bedeutung. Je näher ihr jedoch den geistlichen und himmlischen Dingen kommt, desto weniger davon möchtet ihr, es verschwindet; ihr seht, wie kleinlich und unbedeutend es ist. Blickt auf die Gemeinde vom Himmel her, und all das, was hier auf Erden läuft, sieht aus, als würden wir «Kirchgang» spielen, es ist so klein. Es ist ein gewaltiger Unterschied in der geistlichen Konstitution.

Wenn ich zusammenfassen will, was ich gesagt habe, dann geht es um folgendes: Geistliches Wesen, richtig verstanden, ist das Geheimnis von allem, was zu Gott gehört. Schon ganz am Anfang unseres Lebens mit Gott müssen wir als geistliche Wesen neu konstituiert werden.

« Was aus dem Geist geboren ist, ist Geist».

«Der Geistliche...»

«So viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes».



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