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Das Schlachtfeld der Seele

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Sep-Okt 1948, Vol. 26-5. Originaltitel: "The Battleground of the Soul". (Übersetzt von Manfred Haller)

Schriftlesung: Mt. 16,13-25; Lk. 22,31-34.

«Glückselig bist du, Simon... mein Vater im Himmel (hat dir das offenbart)», (Mt. 16,17).

«Er aber... sprach zu Petrus: Weiche von mir, Satan!» (Mt. 16,23).

«Simon... Satan hat euch begehrt...aber ich habe für dich gebetet» (LK. 22,31-32).

Wir haben vor uns die geistliche Geschichte der Entstehung eines Dieners Gottes, und das kann man am repräsentativen und sehr menschlichen Fall von Simon Petrus sehen.

Was aus den obigen Abschnitten hervorgeht, ist die Tatsache, dass im Leben eines Mannes, der in lebendiger Beziehung zu den Interessen des Herrn steht, sich Himmel und Hölle sehr viele Gedanken machen, und ein solcher wird zum Schlachtfeld von beiden Bereichen: Gott und Satan, Himmel und Hölle. Ihr könnt schwerlich irgend etwas finden, das dies noch lebendiger illustriert als diese ungeheuren Kontraste hier. In einem Moment - «Glückselig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist»; und, wie es scheint, innerhalb weniger Minuten - «Weiche von mir Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich» (Mt. 16,23). Dann, in Verbindung damit, haben wir den andern Abschnitt im Lukasevangelium. Wörtlich heißt es dort: «Satan hat dich bekommen, weil er bat, dich sichten zu dürfen wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet». Ihr könnt schwerlich wissen, was wir mit einem solchen Schwenker des Pendels in einem einzigen Menschen anfangen sollen, doch stecken darin gewisse Lektionen, und schon die Ernsthaftigkeit des Falles unterstreicht die Lektionen, die er lehrt.

Der Grund von Satans Macht

a. Die Welt

Seht ihr, es ist in erster Linie eine Frage, welchen Grund derjenige einnimmt und besetzt, den es betrifft. Als Petrus den himmlischen Grund einnahm - «Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes» - befand er sich in einer sehr starken Position. Die Schlüssel des Himmelreiches, durch die er auf Erden und im Himmel binden konnte, gehörten ihm. Doch war er schwach und befand sich in einer sehr schwachen Position, als er irdischen Grund einnahm, den Grund der Menschen, den Grund seines eigenen Urteils und seines eigenen Ichs. Der Grund, den er einnahm, entschied darüber, ob er geistlich stark oder schwach war, und ob Satan Macht über ihn hatte oder nicht. Es sah so aus, dass, als der Herr mit ihnen darüber redete, was in Jerusalem bezüglich seines Todes geschehen würde, Simon ihn einfach beiseite nahm und auf freundliche und trostvolle Weise und doch mit einem gewissen Maß von Gönnerhaftigkeit, so hatte man das Gefühl, dem Herrn sagte, er brauche nicht so depressiv und niedergeschlagen zu sein, er solle die Dinge in einem etwas helleren Lichte sehen, und dass ihm so etwas gewiss nicht zustoßen werde. Doch der Herr erkannte in Petrus’ Haltung, auf Petrus’ Grund, ganz klar das Widerauftauchen dessen, womit er es bei seiner Versuchung in der Wüste zu tun hatte, als Satan ihm die Reiche dieser Welt ohne das Kreuz anbot – als er versuchte, ihn so zu sagen vom Weg, dem er sich verpflichtet hatte, abzubringen. Petrus wurde bloß zur Stimme und zum Instrument jenes selben Erzfeindes, der den Herrn vom Kreuz fernhalten wollte. Darum das darauf folgende Wort vom Retten des Lebens. Doch diesen Grund, das Reich Gottes und den Thron entlang irgend einer andern Linie als der von Gott bestimmten, nämlich auf dem Weg des Kreuzes, einzunehmen bedeutete eine Allianz mit Satan, und dies würde jeden, der sich in dieser Allianz befindet, der Macht Satans ausliefern und ihn geistlich zerstören.

Zunächst einmal ist es demnach offensichtlich, dass jeder Grund der Welt, der seiner Natur nach ein Königreich ohne Leiden, ohne das Kreuz, ohne die Beiseitesetzung des natürlichen Lebens, ist, den Bereich von Satans Macht und Autorität darstellt. Es ist vollkommen klar, dass im Falle der Gemeinde – ziemlich allgemein gesprochen – und im Falle zahlloser einzelner Christen die Schwachheit, Niederlage und Unehre, die sie charakterisiert und die in Petrus’ Fall so offensichtlich war, darauf zurückzuführen ist, dass sie den Grund von Satans Kraft einnehmen.

Von diesem Grund kann man sagen, er sei dem Prinzip nach ein Kompromiss mit der Welt.

b. Das ungekreuzigte Ich

An zweiter Stelle war es Petrus’ eigene Stärke, sein Selbstvertrauen. «Herr, ich bin bereit, für dich ins Gefängnis und in den Tod zu gehen» (A.S.V.) Später erst fand er heraus, wie wenig bereit, wie unvorbereitet er gerade dazu war, doch zu diesem Zeitpunkt war es ein Fall von Selbstvertrauen, und dieser Grund brachte ihn zum Scheitern und unter Satans Macht. Erst wenn die Seele verleugnet und unterworfen worden ist, ist im Leben eines Kindes und eines Dieners Gottes Satans Macht zerstört und geistliche Kraft eingesetzt worden. Es ist eine Frage des Grundes – ob es sich um die Welt oder um das ich (ein anderes Wort für das Fleisch) handelt – das darüber entscheid, wie weit Satan Macht hat und wie weit wir geistliche Macht besitzen.

Die Notwendigkeit für dauernde Entschlossenheit

Nun, was der Herr hier zu Petrus sagt, ist sehr bedeutsam, und, wie ich glaube, auch sehr hilfreich. «Du bist ein Ärgernis für mich». Der Herr hatte diesen Kampf ausgefochten, er hatte Seinen Grund eingenommen, er hatte seine beiden Füße auf diesen Weg des Willens Gottes für ihn gesetzt, nämlich, durch das Kreuz zum Königreich; und es war für ihn kein leichter Weg. Es war nicht einfach dies, gekreuzigt und getötet zu werden, sondern zur Sünde und zu allem gemacht zu werden, was es zu leiden gab, bis dahin, von Gott endgültig aufgegeben zu werden. Es war in der Tat kein leichter Weg, und er musste sich sehr streng an diese Richtung halten, und alles, was daher kam, ihn anders zu beeinflussen, führte zu einer neuen Forderung nach Resolutheit und Ausdauer. So wurde es ihm insofern zu einem Ärgernis, als es ihm sehr schwer gemacht wurde, es machte es hart für ihn, es half ihm überhaupt nicht. Was Petrus betraf, so wollte er ihm gewiss nur helfen, doch wusste er nicht, was er sagte; doch der Herr erkannte dahinter, dass es nur die alte Sache, den alten Kampf, wieder aufwärmte, und daher bedeutete es für seinen Sinn für den Willen seines Vaters ein Ärgernis und stellte sich quer in seinen Weg, nur um es für ihn noch schwieriger zu machen.

Ich denke, das sagt uns, dass es gilt, eine umfassende Position einzunehmen hinsichtlich vieler Dinge, in denen es um den Willen Gottes geht. Wir müssen sehr entschieden und positiv zu einer solchen Position kommen und dann erkennen, dass der Feind von Zeit zu Zeit, auf diese oder andere Weise, eine Anstrengung unternehmen wird, unseren Sinn zu ändern, uns in dieser Richtung zu schwächen, andere Vorschläge zu unterbreiten, um uns dazu zu bringen, uns alles noch einmal im Licht verschiedener Standpunkte und Interessen zu überlegen. Wir werden auf dieses Ärgernis, auf diesen Stolperstein, diese behindernde Sache stoßen, und wir müssen damit sehr rücksichtslos umgehen. Die Art, wie der Herr mit Petrus umging, war ein gewissem Sinne tatsächlich rücksichtslos. Bestimmt war da keine Schwäche in seiner Einstellung dazu zu entdecken. Da er ihre wahre Natur erkannte, sah er ganz klar, dass er, würde er diesem Vorschlag zustimmen, weder nach Jerusalem noch ans Kreuz gehen würde. Es geht darum, ob wir uns dafür entschlossen haben, dass diese oder jene Sache der Weg des Willens Gottes ist, und dann um die Frage, ob dies oder jenes, das sich da erhebt, auf lange sicht bedeutet, dass wir gar nie dahin gelangen, gar nie diesen Willen erfüllen werden? Wenn das so ist, dann müssen wir mit dieser Sache sehr rücksichtslos verfahren und sie aus unserem Weg schaffen und hinter uns bringen. Das Kreuz in verschiedenen Zusammenhängen und in verschiedenen Formen zu uns. Und dann, wenn wir wirklich zu einem Ort geistlicher Kraft durchgedrungen sind wie Petrus, gilt es, jenen Grund des Feindes immer aufs Neue zu verlassen und abzulehnen. Der Feind muss dessen beraubt werden, was uns nur zerstören wird und ihm die Macht gibt, uns zu zerstören, und wir müssen mit allem sehr rücksichtslos umgehen, was ihm jene Position verleiht und Gottes Absicht verhindert, soweit es uns betrifft. Dieser Kampf von Himmel und Hölle, von Gott und Satan, vollzieht sich in unserer Seele, doch gibt es für uns diesen Trost, dass wir einen Hohenpriester haben, der ewig lebt, um für uns einzutreten. Wir haben eine große Unterstützung durch die ständige Fürbitte des Herrn Jesus für uns. Wir wollen mit diesem Ton der Ermutigung und Zuversicht schließen.


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