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Leben im Geist

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Mai-Jun 1941, Vol. 19-3. Originaltitel: "Life in the Spirit". (Übersetzt von Manfred Haller)

«Und als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser; und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabsteigen und auf ihn kommen. Und siehe, eine Stimme kam vom Himmel, die sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe» (Mt. 3,16.17).

«Darauf wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde. Und als er 40 Tage und 40 Nächte gefastet hatte, war er zuletzt hungrig. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: «Wenn du Gottes Sohn bist...» (Mt. 4,1-3).

«Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Dieses alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest! Da spricht Jesus zu ihm: Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!» Da verließ ihn der Teufel; und siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm» (Mt. 4,8-10).

«Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem daher fahrenden gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und sich auf jeden von ihnen setzten. Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab... So soll nun das ganze Haus Israel mit Gewissheit erkennen, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt» (Apg. 2,2-4.36).

In der ersten dieser Schriftstellen sehen wir das Bindeglied zwischen dem Heiligen Geist und der Sohnschaft: Wir sehen, wie der Geist auf den Herrn Jesus herab kommt, und wir hören, wie eine Stimme aus dem Himmel sagt: «Dies ist mein geliebter Sohn». Diese Wahrheit wird erneut im Abschnitt aus dem Römerbrief 8,14 aufgegriffen: «Denn alle, die durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes». Im zweiten Abschnitt, Matthäus 4, wird der Sohn unter der Herrschaft des Geistes in die Wüste geführt, und der Zweck dieser besonderen Führung des Geistes war ein mächtiger Sieg für die Rechte Gottes.

«Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten, und ihm allein sollst du dienen. Dann verließ ihn der Teufel», und Lukas fügt hinzu: «eine Zeitlang». Das ist das Ende dieses Kampfes und es ist ein Sieg zuhanden des Sohnes Gottes unter der Herrschaft des Geistes.

Ich habe das Gefühl, der Herr wolle für dieses Mal, dass wir erkennen, was ein Leben oder eine Gemeinde tut, die durch den Heiligen Geist gelenkt und von ihm beherrscht wird; was es bedeutet, vom Heiligen Geist geführt und beherrscht zu werden, insoweit es uns persönlich und kollektiv betrifft: Mit andern Worten, welches die Kennzeichen der Sohnschaft sind. Seht ihr, ihr Lieben, wir müssen hier beginnen, dass unsere Sohnschaft dadurch unter Beweis gestellt wird, dass wir durch den Geist geführt werden. Wie wissen wir, ob wir Söhne sind? Was ist es, das die Sohnschaft ausweist? Auf welche Weise manifestiert sich die Sohnschaft und wie wirkt sie sich aus? Die klare, präzise Feststellung des Wortes Gottes lautet, dass sie sich dadurch zeigt, dass «wir vom Geist geleitet» werden. Es war so im Falle des Herrn Jesus. Die Kennzeichen seiner Sohnschaft erwiesen sich darin, dass er vom Geist geführt wurde. Zudem finden wir diese Feststellung klar und konkret in Römer 8,14. Wie ungeheuer wichtig ist es daher, dass wir sowohl den Geist haben, als auch vom Geist beherrscht werden. Das ist für alles andere grundlegend.

Ich wage zu sagen, falls das, was der Herr es uns nahe bringen möchte, wirklich über uns kommt, dann würde dies für jeden Einzelnen von uns von ungeheurem Wert werden. Lasst mich wiederholen: Die Basis, das Fundament von allem, soweit es unsere Beziehung zu Gott und zum Vorsatz Gottes betrifft, ist die Gegenwart und Herrschaft des Heiligen Geistes; und diese Herrschaft, bedeutet natürlich das abso-lute Herrsein des Heiligen Geistes und setzt es voraus: Denn der Heilige Geist kommt nicht anders als auf dem Grund des Todes, des Begrabenseins und der Auferstehung. Es war, als der Herr Jesus getauft war und aus dem Wasser hervorkam, dass der Heilige Geist sich auf ihm niederließ; und die Taufe, wie wir alle wissen, stellt im Zeugnis die Tatsache dar, dass, soweit es irgend eine andere Herrschaft betrifft, sei es die Herrschaft Satans oder diejenige der Welt, oder sei es die Herrschaft des Eigenlebens, diese Herrschaft gebrochen wird und wir daraus befreit sind; und unsere Auferstehung, die durch unser Hervorgehen aus der Taufe symbolisch dargestellt wird, bedeutet, dass wir lebendig sind, und dass wir nur Gott gegenüber lebendig sind. So ist der Grund vorbereitet, dass der Geist als Herr hereinkommen kann und so zur Basis wird, was unsere Beziehung zu Gott und zum Vorsatz Gottes betrifft. Was ich fühle, dass wir es erkennen möchten, ist, was das wirklich bedeutet.

Ein Prinzip der geistlichen Führung

Es erheben sich da sehr viele Fragen, und sie werden uns auch oft gestellt. Manchmal scheinen es theoretische Fragen, technische Fragen über das Christenleben zu sein. Nun, wir können versuchen, einander dabei zu helfen, eine technische Antwort - wie wir sie nennen könnten - zu geben, also z.B. eine Antwort aus der Schrift aufgrund irgend einer Schriftstelle, oder irgend eine Interpretation. Doch bin ich stets im Zweifel, wie hilfreich diese Art von Antwort überhaupt ist. Ich denke, ihr Lieben, es gibt eine Antwort, die tiefer geht, und die viel befriedigender ist.

Kürzlich ist mir eine Frage gestellt worden, und ich will sie nun öffentlich beantworten, so dass, was damals geholfen hat, auch für andere eine Antwort sein könnte. die Frage betraf die Schwierigkeit bei der Unterscheidung zwischen Seele und Geist, und den Platz, den die Seele im zukünftigen Leben einnehmen wird. Wird sie überhaupt noch einen Platz haben, oder wird sie gänzlich aufhören? Nun, ihr wisst, ich könnte auf diese Frage mit Schriftstellen antworten, aber ich denke nicht, dass dies der hilfreichste Weg wäre, denn das würde möglicherweise nur weitere Fragen aufwerfen. Doch werde ich sie auf diese Weise beantworten, weil, obwohl wir uns jetzt nicht mit der Angelegenheit von Seele und Geist befassen, an ein Prinzip der Führung heranzukommen, ich versuchen möchte, an ein Prinzip der geistlichen Führung, das Gesetz der Sohnschaft, heranzukommen.

Ich möchte euch fragen: Was ist eure Erfahrung als Kind Gottes in der Frage von Seele und Geist? Vielleicht sind diese Worte zu technisch. Lasst es mich einfacher formulieren. Welches ist eure Erfahrung im Blick auf jene Seite eures Lebens, die direkt mit dem Herrn in Verbindung steht (in dem Maße, in dem ihr ein bewusstes Leben im Herrn pflegt: Ich denke, jedes Gotteskind sollte ein kleines Maß von bewusstem Leben mit dem Herrn haben), und auf der andern Seite eures Lebens, von der ihr wisst, dass ihr es selbst seid - nicht der Herr, sondern ihr, euer natürliches Leben; euer geistliches Leben auf der einen Seite, und euer natürliches Leben auf der andern Seite. Nun, wenn ihr als Kind Gottes eine kleine Exkursion in jene Region unternehmt, die euer natürliches Leben ist, was ist das Resultat? Es mag ein Ausrutscher, ein momentaner Zusammenbruch, ein Nachgeben sein - «von einem Fehler übereilt» nennt es der Apostel - alles, was in diesem Moment bedeutet, dass ihr ins natürliche Leben abstürzt, oder dass das natürliche Leben sich erhebt und für den Moment seinen Vorteil wahrnimmt, sich behauptet und zum dominierenden Faktor wird. Wie wirkt dies auf euch? Wenn ihr wirklich ein Kind Gottes seid und versucht, mit dem Herrn zu leben, dann erlebt ihr eine sehr schreckliche Zeit, und es ist nicht einfach eine Sache des Gewissens, etwa so, wie wenn jemand Gewissensbisse hat. Ihr wisst, dass da noch andere Faktoren mitspielen, z.B. dass der Herr betrübt ist, oder dass etwas zwischen euch und dem Herrn in Brüche gegangen ist. Es ist etwas, das mehr ist als nur das Gewissen. Ihr habt eine schlechte Zeit, und ihr reagiert, ihr prallt zurück, es gibt euch einen Stich, und ihr beeilt euch, auf die andere Seite hinüber zu kommen. Ihr versucht, euren geistlichen Grund zurück zu gewinnen, so schnell ihr könnt, und dies mit beträchtlichem Bedauern, Gewissensnöten und Buße. Was ist geschehen? Nun, ihr seid aus eurem Geist in seiner Einheit mit Gott in eure Seele herausgetreten. Ihr habt eine Lektion gelernt. Ihr nehmt Notiz von dieser Angelegenheit und ihr sagt: «Wie kam es, dass ich dort ausrutschte? Wie konnte das geschehen, was war schuld daran? Ich will in Zukunft unter Gebet darüber wachen. Ich weiß jetzt, was das heißt».

Nun, daraus folgt nicht, dass ihr nie wieder auf dieselbe Weise ausgleiten werdet, aber beim Voranschreiten wachst ihr aus dieser besonderen Sache heraus, und was geschieht, ist, dass ihr im Geist über eure Seele Meister werdet. Ihr löscht eure Seele nicht aus, aber ihr bringt sie unter die Herrschaft und macht sie zu eurem Diener; denn, beachtet, dass häufig die Ursache für ein Stolpern bloß eine üble Form einer Ausdrucksweise ist, die an sich notwendig ist. Nehmt zum Beispiel den Zorn. Ihr werdet zornig; aber ihr wurdet zornig in eurer Natur, in eurem natürlichen Leben, aber weil da ein Eigeninteresse oder ein Ich-Element in eurem Zorn vorhanden war, hattet ihr eine so schlechte Zeit. Zorn ist nichts Böses. «Gott zürnt dem Bösen jeden Tag» (Ps. 7,11). «Wenn ihr zornig seid, dann sündigt nicht» (Eph. 4,26). Zorn ist nichts Böses. Ihr werdet deshalb eure Seele nicht abtöten und den Zorn nicht-existent machen. Ich greife hier den Zorn heraus, aber ihr könnt genauso jeden andern Gesichtspunkt auswählen, der euch gefällt, und ihr werdet feststellen, dass die Seele an sich nicht böse ist. Das Böse liegt im bösen Prinzip, das sich ihrer bemächtigt hat.

Was werdet ihr also tun? Ihr werdet im Geist das böse Prinzip vernichten und die Herrschaft über eure Seele gewinnen, so dass der Zorn euch dienen muss. Auch die Liebe mag persönliche Elemente in sich haben; aber ihr werdet die Liebe nicht vernichten, nur weil ihr findet, dass die Liebe euch manchmal auf eine persönliche Fährte verleitet und euch in die Irre führt. Ihr werdet das böse Prinzip durch die Kraft des Todes Christi zerstören, die Meisterschaft über eure Seele erlangen und sie euch unterwerfen, so dass ihr durch euren Geist eure Liebe benutzt, ihr beherrscht die Sache der Liebe. Nun denn, der Punkt, hinter dem ich her bin, ist nicht so sehr der Unterschied zwischen Seele und Geist, sondern vielmehr etwas, das mit dem Heiligen Geist selbst in Verbindung steht.

Der Heilige Geist als ein Unterpfand

Der Heilige Geist ist eine Notwendigkeit, doch beachtet, dass das Wort es folgendermaßen ausdrückt: «...in ihm seid auch ihr ... versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist» (Eph. 1,14). Was bedeutet das? Nun, wenn der Heilige Geist die Energie, die Kraft, die Intelligenz ist, durch die wir genau das tun, wovon ich gesprochen habe, dann weist er auf etwas hin. Inwiefern weist er auf das hin, was ein Unterpfand (eine Anzahlung) von etwas ist, das einmal sein soll? Nun, er weist auf eine Zeit hin, wenn wir, ihr und ich, im Geist unsere Seele aufs äußerste und vollkommen unter unserer Herrschaft haben werden - nicht vernichtet, sondern vollkommen unter unserer Herrschaft; und ich glaube nicht, dass wir im Auferstehungsleben, im Leben nach diesem Leben, wir bloß nackte Geister sein werden. Wir werden noch immer Menschen sein, wir werden also eine Seele haben, doch ohne das böse Prinzip, und ohne dass die Seele eine Position der Herrschaft einnimmt. Durch das Organ des Geistes werden wir über den ganzen Rest unseres Wesens regieren und uns einer vollkommen zurechtgemachten Menschheit erfreuen. Das Menschsein ist nicht etwas Zeitliches. Es ist eine Idee Gottes, die fortdauern wird.

Nun gut, ihr seht das Prinzip. Doch die Frage wird erst beantwortet, wenn ihr das Gesetz bekommt. Dann sind alle Fragen beantwortet. Die Frage lautet ganz allgemein so: Was tut der Heilige Geist in uns? Wie führt uns der Heilige Geist? Was bedeutet es ganz praktisch von Tag zu Tag, vom Geist geleitet zu werden? Oh, reduziert das nun nicht einfach auf die Frage: Herr, soll ich hierhin oder dorthin gehen, soll ich dies oder jenes tun? Das ist bloß ein kleines Fragment davon, vom Geist geleitet zu werden. Auch wenn sich keine dieser Fragen erhebt, ist der Geist in uns, um uns zu leiten, uns auf die Weise zu moralischen Entscheidungen zu führen, die ich eben angedeutet habe; das heißt, um uns den Weg zu zeigen, oder uns zu sagen: Nein, jenes andere ist nicht der Weg, es geht da lang; und wir wissen das nicht, indem er es uns besonders aufzeigt, sondern durch sein effektives Wirken in uns. Unsere Reaktionen als wahre Kinder Gottes sind das Werk des Geistes. Dieses Zurückspringen von dem Grund, den wir zu unserem Schaden berührt haben, das ist die Energie des Geistes in uns, der uns führt, und es ist eine schreckliche Sache für jedes Kind Gottes, an einen Punkt zu gelangen, wo es ohne irgend eine Reaktion (des Geistes) einfach (der Versuchung) nachgibt.

Der Feind möchte, weil wir immer wieder versagen, dass wir sagen: Oh, es führt zu nichts, wir geben auf! Wenn wir, ihr und ich, eine schlechte Zeit durchmachen, wenn wir mit dem natürlichen Bereich in Berührung gekommen sind, dann ist das ein glorreicher Beweis für die Sohnschaft. Versucht nicht, alle eure schlechten Zeiten auszugrenzen und sie leicht zu nehmen, aber seht euch vor, dass der Feind sie nicht dazu benutzt, euch introspektiv und krankhaft zu machen. Vergesst nicht, der Geist wird in euch einen sehr aktiven Sinn für das lebendig erhalten, für das, was es heißt bzw. nicht heißt, mit dem Sinn Gottes überein zu stimmen. Das sind Söhne Gottes, die auf diese Weise durch den Geist Gottes geleitet werden.

Ihr seht, wie wir alle unsere Fragen beantworten. Ich beantworte all meine technischen Fragen, indem ich Ausschau halte, um zu erkennen, was es für mich bedeutet, dass der Heilige Geist in mir ist. Worauf weist der Geist hin? Welche Bedeutung hat es, wenn der Geist meinen Geist berührt? Das ist ein Unterpfand von etwas. Wenn dem konsequent nachgelebt wird, wird es wachsen und sich entwickeln und wird mich irgendwo hin führen. Das wird alle meine Fragen beantworten, wenn ich dieses Prinzip gewonnen habe. Bin ich für euch zu schwierig gewesen? Oh, hört auf den Geist, kommt unter die Herrschaft des Geistes, und dann, wenn der Heilige Geist euch testet, wenn er euch drängt, sich in euch regt, euch eine schlechte Zeit auferlegt oder Freude in euer Herz gibt, dann merkt euch, was das bedeutet, wohin das euch führt. Oh, da hängt noch irgend etwas daran, am seinem Ende kommt da noch was. Ich interpretiere alles in meinem Leben durch diese Berührung des Geistes, und das beantwortet alle meine Fragen. Wenn der Geist heute meinen sterblichen Körper mit seinem Finger berührt und ihn lebendig macht, dann schließe ich nicht sofort daraus, dass ich nun unsterblich geworden bin, dass der Tod für immer der Vergangenheit angehört und sich die Unverderblichkeit in meinem sterblichen Leib festgesetzt hat. Doch ich kann sagen: «Mein Auferstehungsleib wird genau so sein, aber in ganzer Fülle. Es wird einfach die Vollendung dieser Berührung sein, die ich heute erfahren habe. Ich habe heute einen wunderbaren Zugang zum Leben, doch der Tag kommt, wenn genau diese Sache sich bis zu ihrem vollen Ausmaß entwickelt hat und ich aufs äußerste durch göttliches Leben leben werde. Ich habe den Geist als ein Unterpfand». Ich versuche, diese Sache zu illustrieren. Der Geist, der uns irgendwie berührt, der irgendwie mit uns als Söhnen Gottes verfährt, weist auf das hin, was einmal sein wird, wenn die Sohnschaft manifest wird (der Tag der Offenbarung der Söhne Gottes) und die Schöpfung frei werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses.

Nun, all das sind Details. Ihr könnt die Details fallen lassen und zum Fundament zurückkehren. Was ist es? Der Heilige Geist ist die Grundlage von allem. Wir werden ohne den Heiligen Geist nirgend wohin kommen; wir werden ohne den Heiligen Geist nie irgend etwas wissen; wir werden ohne den Heiligen Geist nichts im Vorsatz Gottes erreichen; und der Heilige Geist muss für uns ein bewusstes Leben sein: in wachsendem Maße, wie bei einem Baby. Das Baby hat am Anfang ein sehr geringes selbstbewusstes Leben. Als Baby wird das meiste für es getan. Aber es geht nicht lange, bis sich die ersten, wenn auch noch entfernten Anzeichen eines bewussten Lebens melden. Während es bis zu einem Punkt den Anschein hat, es gäbe kein Bewusstsein für irgend etwas Besonderes, werdet ihr bemerken, wie ein Baby plötzlich seine Augen auf etwas ganz Bestimmtes richtet; plötzlich sieht es etwas. Von diesem Zeitpunkt an nimmt das Baby von den Dingen Notiz. Es versteht noch nichts, doch es wird sich eines Gegenstandes bewusst und kann seine Augen nicht mehr davon abwenden. Es kehrt immer wieder dazu zurück, und wenn einige Tage vergangen sind, hält es danach Ausschau. Das selbstbewusste Leben hat begonnen, und von diesem Zeitpunkt an wächst es. Im geistlichen Leben ist es genau so.

Am Anfang werden die meisten Dinge für uns erledigt, gleichsam von außen, obwohl bereits ein entfernter Sinn für ein neues, selbstbewusstes geistliches Leben vorhanden ist. Doch, während wir wachsen, muss die Gegenwart des Geistes in uns mehr und mehr zu einem bewussten Leben der Herrschaft werden; und diese, die durch den Geist Gottes geleitet werden, sind Söhne. Das ist das Fundament. Es ist das Fundament des Wachstums, es ist das Fundament des Verständnisses, es ist das Fundament von Gottes Vorsatz, es ist das Fundament von all dem, was in unserer Beziehung zu Gott verpackt ist.

Verzeiht mir, dass ich so elementar bin, doch wenn wir auch schon nur dies erfassen, dann haben wir den Schlüssel zu allem. Wir wollen nicht bestimmte Fragen auf bloß technische Weise beantwortet bekommen zur Befriedigung unseres Verstandes, sondern wir gelangen auf geistliche Weise zur Antwort. Wir werden nicht richtig zufrieden gestellt, wenn eine Frage so beantwortet worden ist, dass unser Verstand es fassen kann. Gleich werden wir neue Gesichtspunkte dieses Sachverhalts aufgreifen, und brauchen neue Erklärungen. Doch wenn die Antwort unserem Geist mitgeteilt wird - ah, dann sind wir befriedigt; und ich sage, die Antwort findet sich in der Gegenwart des Geistes, und in dem, was der Geist anzeigt durch die Behandlung, die er uns gegenwärtig angedeihen lässt. Was zeigt sein Handeln an uns an? Was ist das Ende von allem? Wenn der Geist heute eine Frage von etwas Falschem, Bösem, Zweifelhaftem berührt, was ist das Ende davon? Das Ende ist Heiligkeit, vollkommene Heiligkeit. Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, denn da gibt es viele Dinge, die behandelt werden müssen. Doch das Ende, wenn es erreicht wird, ist ein heiliges Wesen. So ist es mit allem Übrigen. In dieser Beziehung ist der Geist daher das Fundament.

Korrigierbarkeit - das Kennzeichen eines vom Heiligen Geist beherrschten Lebens

Da sind noch ein paar andere Dinge, die in dieser Beziehung auftauchen. Eines davon ist dies, dass das Kennzeichen der Sohnschaft oder eines geistbeherrschten Lebens Korrigierbarkeit ist. Nun, ich möchte, dass ihr das begreift. Seht ihr, es bedeutet, dass nichts an uns endgültig ist, was unsere Fertigkeiten oder unser Licht betrifft, und dass wir, wenn wir unter der Herrschaft des Heiligen Geistes stehen, nie zu einer festgelegten Position kommen. Wir können nie an einen Punkt kommen, wo wir einfach alles akzeptieren und damit weiterfahren, wie starr es auch sein mag. Oh nein, ein geistbeherrschtes Leben kann das nie tun, kann nie stagnieren, kann nie festgenagelt werden. Es kann nie irgend ein Gefühl der Endgültigkeit über eine Position oder einen Status in einem solchen Leben aufkommen. Ich rede jetzt nicht über jene großen Wahrheiten, die feststehen, zu denen nichts hinzugefügt werden kann und nichts hinzugefügt werden muss. Für uns steht selbstverständlich fest, was Christus getan hat und was Christus für uns ist, jene großen, objektiven Wahrheiten unseres Glaubens. Ich rede nicht davon, vielmehr von unserem Verständnis, unserer Wahrnehmung, unserer Erkenntnis, unserem Wachstum in und unserer Beziehung zu diesen Dingen, unsere Stellung ihnen gegenüber. Das alles sind Dinge, bei denen Raum zur Erweiterung, zur Ausdehnung vorhanden sein muss, und wenn nötig auch für drastische Veränderungen. Seht ihr, im traditionellen Christentum sind wir zu etwas mehr oder weniger Fixiertem gelangt. Es ist in verschiedener Hinsicht fixiert. Wenn ihr ein Baptist seid, dann habt ihr eine fixierte Position (Erwachsenentaufe durch Untertauchen). Wenn ihr ein Presbyterianer (das presbyteriale Prinzip der Gemeindeordnung) oder Methodist (Wiedergeburt und zweiter Segen plus Arminianismus) seid, ist es genau so. Diese Dinge sind abgerundet, fix. Ich illustriere nur, ich urteile nicht. Das, was in diesen Dingen zum Ausdruck gebracht wird, mit dem habt ihr euch abgefunden, ihr seid ein Mitglied davon. Das ist eure Anbindung, eure Welt. Ich habe bloß ein oder zwei Beispiele zitiert: Ich könnte jede Anzahl von Dingen erwähnen.

Nun denn, wo sind wir? Wie gelangten wir hinein? Vielleicht sind wir in diesen Dingen groß geworden oder wurden in sie hinein geboren, oder vielleicht kamen wir erst später dazu. Doch sind sie etwas, und sie repräsentieren eine fixe Position, und wir, wenn wir Teil davon sind, werden durch diese Position fixiert und von ihr beherrscht. Das heißt, in diesen Dingen werden gewisse Dinge auf diese Weise interpretiert, gewisse Dinge werden auf diese Weise praktiziert, die dort angewandte Methode ist diese Methode; und wie oft, wenn ihr von irgend etwas gesprochen habt, reagierten die Leute folgendermaßen: «Oh ja, doch ich bin nie in dieser Denk-weise erzogen worden. In der Gemeinde, zu der ich gehöre (natürlich meinen sie die Denomination) wird es so gelehrt und praktiziert». Das ist eine fixe Position. Lasst mich sagen, ohne über diese Dinge zu richten, dass jede fixierte Position ein Widerspruch ist zum Heiligen Geist und zur Sohnschaft. Es spielt keine Rolle, um welche Position es sich handelt; und es könnte sein (ich sage bloß, es könnte sein, obwohl ich es stärker ausdrücken könnte als nur so), dass, wenn ihr wirklich unter die Herrschaft des Heiligen Geistes geratet, unter den Geist der Sohnschaft, ihr sehr drastische Veränderungen vornehmen müsst und aufhören müsst, dies oder jenes zu sein, um einfach mit dem Herrn weiter zu gehen. Korrigierbarkeit ist ein Kennzeichen der Sohnschaft, und, da der Heilige Geist bis jetzt keinen von uns zu irgend einer endgültigen Position gebracht hat, gilt es, noch mehr Licht und Ver-ständnis zu empfangen. Die Wege Gottes sind uns bis jetzt noch nicht alle bekannt gemacht worden.

Wir müssen daran denken, dass ein großer Unterschied besteht zwischen dem permissiven Willen Gottes (Dinge, die Gott bloß zulässt), denn eine solche Unterweisung in uns kann nie auf irgend eine andere Weise erlangt werden, und dem vollständigen Willen Gottes, was etwas Anderes ist. Wir alle müssen auf unser Leben zurückblicken und glauben, dass gewisse Schritte, die wir getan haben, und gewisse Laufrichtungen, die wir eingeschlagen haben, der Wille Gottes für uns waren. Doch, später im Leben, mussten wir die Position, zu der wir damals gelangten, verwerfen, völlig ändern und korrigieren. Doch, ihr Lieben, ich werde folgendes sagen: Das heißt noch lange nicht, dass es nicht der Wille Gottes für uns war, dass wir diesen Schritt taten. Der Herr kann, zu einem bestimmten Zeitpunkt, uns in seinem permissiven Willen einen bestimmten Weg führen, weil es der einzige Weg ist, auf dem wir gewisse Dinge lernen können, die wir zu lernen haben. Doch das bedeutet nicht, dass Gott es Gottes Absicht ist, dass wir für immer dort stehen bleiben, dass er uns dort angesiedelt hat, und dass wir, weil er uns eben diesen Weg und dahin geführt hat, nicht einmal mehr einen Gedanken daran wagen, von hier fort zu gehen. Das ist Knechtschaft. Ihr und ich, wir müssen als Söhne Gottes die Freiheit von jeder Knechtschaft irgend welcher Art kennen, und das bedeutet, dass wir korrigierbar sind, dass wir frei sind für Justierungen, dass wir nicht durch irgend welche Vorstellungen gebunden sind, die uns daran hindern, die Veränderungen vorzunehmen, zu denen wir vom Geist geführt werden; und es trifft auf jedes Leben zu, das vom Geist beherrscht wird, dass ungeheure Veränderungen stattfinden. Dinge, an die wir nie dachten und die wir in Betracht gezogen haben, sind jetzt zu konkreten Tatsachen geworden. Die Basis des Lebens des Heiligen Geistes, und die Tatsache, dass der Geist Sohnschaft hervorbringt, bedeutet, dass wir, ihr und ich, korrigierbar sein müssen, und wenn wir nicht korrigierbar sind, stehen wir sofort still; wir befinden uns in Knechtschaft, wir sind stark eingeschränkt. Der Herr Jesus war korrigierbar unter der Herrschaft des Heiligen Geistes. Er trickste seine Brüder nicht aus, als sie eines Tages zu ihm kamen und sagten: «Wir gehen zum Fest hinauf. Kommst du nicht mit uns? Wenn du nicht kommst, werden die Leute sich wundern; du wirst deine Interessen mit Vorurteilen belasten». Er jedoch sagte: «Nein. Geht ihr nur hinauf. Ich gehe nicht zum Fest». Als sie jedoch gegangen waren, ging Jesus trotzdem hinauf zum Fest. Trickste er sie da nicht einfach aus? Sagte er damit nicht einfach: Nun, ich möchte lieber allein gehen. Ich möchte euch los werden? Nein. Er hatte zu diesem Zeitpunkt nicht das Zeugnis des Geistes, dass er gehen sollte, und darum musste er seinen Boden verteidigen mit dem Risiko, missverstanden zu werden. Doch als sie hinauf gegangen waren, erhielt er offensichtlich das Zeugnis des Geistes, dass er hinauf gehen sollte; und da sagte er nicht: Ich habe ihnen gesagt, ich werde nicht hinauf gehen; nun werden sie glauben, ich hätte sie ausgetrickst, ich hätte sie eben nicht dabei haben wollen. Nein, er argumentierte nicht so, sondern bewegte sich im Geist und überließ alles dem Vater. Er wurde nicht durch solche Überlegungen gebunden, was wohl die Leute denken und sagen mögen. Und sollten sie reden, weil er nicht dort war - gut, dann sollen sie eben reden. Was ihn betraft, musste er dem Herrn treu sein. Sich korrigieren lassen, und selbst innerhalb einer einzigen Stunde, das ist das Leben im Geist, das ist Sohnschaft.

Das ist die Basis des Sieges über den Teufel. Satan kann nicht besiegt werden, es sei denn auf diesem Grund des Wandels durch den Geist, dadurch, dass wir von Ihm beherrscht werden. Möge der Herr uns in diesen grundlegenden Dingen Verständnis geben hinsichtlich unseres Lebens mit Ihm.


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