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Nimm Teil

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Mär-Apr 1939, Vol. 17-2. Originaltitel: "Take Your Share". (Übersetzt von Manfred Haller)

«Und David baute sich Häuser in der Stadt Davids; und er bereitete einen Ort für die Lade Gottes und schlug ein Zelt für sie auf. Damals sprach David: Niemand soll die Lade Gottes tragen als allein die Leviten; denn diese hat der Herr erwählt, um die Lade Gottes zu tragen und ihm zu dienen für immer!» (1. Chronik 15,1-2).

«Du nun, mein Sohn, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, die fähig sein werden, auch andere zu lehren. Du nun erdulde die Widrigkeiten als ein guter Streiter Jesu Christi!» (2. Tim. 2,1-3).

Die Leviten sind ein sehr interessantes Volk, und ihre Geschichte ist voll wertvoller Dinge für das Volk Gottes in allen Zeiten, doch das, womit wir uns jetzt beschäftigen, ist dies, dass sie die Männer waren, die Verantwortung übernahmen für das Zeugnis des Herrn. David‘s Entscheidung für ihre Aufgabe war die folge einer tragischen Erfahrung. Eine der vielen Fallen, die Satan gegen das Zeugnis Gottes aufstellte im Leben Davids hatte Erfolg, als der König gedankenlos anordnete, es soll ein neuer Wagen für den Transport der Bundeslade hergestellt werden. Das war eine Übertretung des göttlichen Gesetzes; und dies führte zum Tod mindestens eins Mannes; und zudem brachte es das ganze Zeugnis für eine längere Zeit zum Stillstand. Nach dieser Züchtigungserfahrung korrigierte David seinen Fehler, indem er sich auf Gottes Wort bezog, und so wurde eine neue geistliche Bewegung möglich. So wurde dann in Übereinstimmung mit der Schrift, an die sich David erinnerte, die Lade herausgebracht und den Leviten anvertraut, wie David bestätigte: «Niemand soll die Lade Gottes tragen als allein die Leviten; denn diese hat der Herr er-wählt...». Auf ihnen lag eine besondere Verantwortung unter dem Volk des Herrn, und sie mussten die Verantwortung übernehmen und konnten sie nicht anderen Mitteln überlassen. Sie gehörte zu ihnen, und wenn sie diese Last nicht auf sich nahmen, dann ging alles schief und wurde aufgehalten.

Reife und Verantwortung

Diese Männer sind für uns in unseren Tagen eine Mahnung dafür, dass Gott uns aufruft, unsere Verantwortung auf uns zu nehmen und unseren Part in Seinem Zeugnis zu spielen. Die Leviten konnten ihren Dienst erst antreten, wenn sie dreißig Jahre alt waren, und dann mussten sie ihn wieder aufgeben, wenn sie fünfzig wurden. Während das Alter für die Kriegsdienst bei zwanzig lag, so war der Eintritt in diesen levitischen Dienst nicht erlaubt, bevor sie dreißig waren. Das repräsentiert echte Reife. Die Leviten muss dann mit fünfzig von ihrem Dienst zurücktreten, bevor ihre Kraft zu schwinden begann. Hier wird eine geistliche Sache repräsentiert, und was sie uns zu sagen scheint, ist dies, dass, um das Zeugnis des Herrn tragen zu können, volle Stärke erforderlich ist. Der levitische Dienst war der Ausdruck der besten Jahre im Leben eines Mannes. Das ist für uns nicht in Sachen des Alters anwendbar, weder für den Anfang noch für das Niederlegen unserer Arbeit für Gott, aber es erinnert uns daran, dass geistliche Kraft nötig ist zum Tragen dieser Verantwortung. Darum ruft uns Gott auf, stark zu sein.

Das bringt uns zur der Stelle in der Botschaft an Timotheus: «Du aber, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist», und dann: «Nimm Teil...». Wozu wurde Timotheus‘ Stärke benötigt? Zu dem Zweck, dass er seinen Teil übernehmen soll im Erdulden der Widrigkeiten für Christus. Was andere betraf, sollte er diese kostbaren Schätze, die ihm anvertraut worden waren, treuen Menschen anbefehlen. Der ganze Hintergrund ist levitisch. Timotheus und die andern treuen Männer waren Leute, denen durch den Herrn Verantwortung anvertraut worden war, und so benötigten sie frische Gnade, um stark im Herrn zu sein. In unseren Tagen besteht ein großes Bedürfnis nach Menschen, die ihren Anteil im Zeugnis des Herrn übernehmen und nicht immer denken, andere seien verantwortlich und nicht sie. Der Herr möchte, dass sein Volk geistlich erwachsen wird, die Gläubigen sollten nicht ewig Säuglinge bleiben, die verlangen, dass man sie trägt und füttert; auch sollten sie nicht unreife Jugendliche sein, die sich kindisch beklagen oder Verantwortung meiden. Solche können nie mit dem Werk Christi betraut werden, sie werden nie ihren Teil an den Widrigkeiten übernehmen, sie werden nie gute Streiter Jesu sein, und das Zeugnis wird in ihrer Obhut nicht sicher sein. Die vielleicht größte geistliche Tragödie unserer Zeit ist die Tatsache, dass so wenige geistlich genügend stark zu sein scheinen, um die Interessen Christi auf eine reife Weise auf ihre Schultern zu nehmen, indem sie es bevorzugen, hinterher zu laufen und andern die Führung überlassen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass, weil Israel geistlich die Bedeutung der Leviten in ihrer Mitte nicht erkannt hat, sie in der Wüste konstant versagten. Die Leviten wurden erwählt, um die Stelle der priesterlich Erstgeborenen in jeder Familie einzunehmen. Der Erstgeborene war der natürliche Priester, der in Haushaltangelegenheiten die Verantwortung übernehmen musste, doch die Leviten wurden auserwählt, um Stellvertreter zu sein für die Erstgeborenen, und so wurden sie zu einem Stamm von Erstgeborenen. Hätte ganz Israel das erkannt, und wäre es bei der geistlichen Wahrheit geblieben, hätte es nicht diese Abwendung gegeben, die so viel Schwachheit einbrachte, und die die allgemeine Versammlung ständig auf dem Rückzug vorfand, indem sie in Ungewissheit schwankten. Sie ließen die Leviten die Bundeslade tragen, als hätte dies nichts mit ihnen zu tun, sie haben nie ihre eigene Verantwortung wahrgenommen, und so murrten und beklagten sie sich ständig und leisteten ihren Repräsentanten keinerlei loyale Unterstützung.

Es scheint, als hätten wir heute etwas sehr Ähnliches. Eine große Zahl von denen, die zum Herrn gehören, sind einfach im Lager, damit zu frieden, in der Menge des Volkes Gottes unterzugehen und die Hauptverantwortung andern zu überlassen. Sie sehen es gerne, wenn die Dinge voran gehen, doch für sich selbst möchten sie keine Verantwortung tragen. Zu all diesen sagt der Herr: «Nehmt teil, nehmt euren Anteil an den Leiden als ein guter Streiter. Seid nicht ewig Säuglinge, von jedem sich ändernden Wind oder Impuls fortgetrieben. Seid nicht solche, über die der Brief an die Hebräer klagt, dass, obwohl sie schon längst Lehrer hätten sein sollen, sie es noch immer nötig hatten, zurecht gebracht zu werden hinsichtlich der elementarsten geistlichen Prinzipien des geistlichen Lebens.

Verantwortung bedeutet Stärke

In einem gewissen Sinne haben diejenigen, die Verantwortung übernehmen, das Gefühl, dass alles versagt, wenn sie versagen. Es ist wichtig, in einem richtigen und demütigen Geist zu realisieren, dass das Zeugnis des Herrn von uns Einzelnen abhängt. Jeder ist darin völlig gerechtfertigt, wenn er die Haltung einnimmt, dass dies sein Geschäft ist, dass er nicht einfach einer aus der Menge ist, sondern ein verantwortliches Mitglied. Die eigentliche Differenz zwischen den Leviten und dem Rest des Volkes bestand darin, dass dieser Stamm berufen worden war, die Lasten des Herrn zu tragen, in seinem Namen Verantwortung zu akzeptieren, und in diesem Sinne sind wir alle Leviten. Wenn diese Männer ihre Verantwortung akzeptierten und die Lade aufhoben, wird uns gesagt, sie hätten besondere Hilfe vom Herrn bekommen (1. Chronik 15,26). Timotheus war sich sicher, dass Gottes Gnade ihn mit neuer Stärke versorgen werde, wenn er seinen Anteil übernahm.

Ich glaube, wenn wir die Verantwortung erkennen, die auf uns ruht und sie auf uns nehmen, ganz gleich, wie bewusst wir uns unserer Schwachheiten und Unzulänglichkeiten auch sein mögen, dass wir dann ein neues Hereinkommen von göttlicher Kraft erfahren werden. Wenn wir um des Herrn und um seines Zeugnisses willen uns zu ihm ausstrecken würden, würde er uns mehr Kraft geben. Der Weg, gestärkt zu werden, ist der, dass wir mehr auf uns nehmen, als wir eigentlich tragen können. Vielleicht funktioniert ihr genau umgekehrt. Ihr mögt denken, wenn ihr stärker sein werdet, werdet ihr imstande sein, mehr Verantwortung zu akzeptieren; dass, wenn ihr mehr von seiner Kraft in euch spürt, ihr ihm besser dienen könnt. Ich frage euch, ob es bei euch bisher je so funktioniert hat. Was ist eure Erfahrung bis jetzt? Ist der Herr je zu euch gekommen, hat er euch ein neues Gefühl der Kraft im Innern gegeben und euch dann eine neue Aufgabe anvertraut? Oder hat er euch nicht zu etwas berufen, das weit jenseits von euch liegt, und euch dann die Stärke und Befähigung verliehen, während ihr im Glauben voran schrittet? Eure Erfahrung unterscheidet sich sehr von der Meinen, wenn es bei euch nicht auf die zweite Weise zugegangen ist. Ich habe stets festgestellt, dass der Herr Forderungen an mich stellt, dass er zu einer neue Glaubensübung in Ihm ruft und dann der Forderung begegnet ist, sobald ich willig war, meinen Anteil zu übernehmen.

Wir müssen also nicht warten, bis wir so wunderbare Leute geworden sind, dass wir uns kompetent genug fühlen, die Last zu tragen, sondern sollten unsere Verantwortung auf unsere Schultern nehmen und die Stärke und Befähigung unter Beweis stellen, die der Herr uns geben wird. Es ist, als würde der Herr sagen: «Nimm deine Verantwortung wahr und dann nimm deine Stärke». Die Stärke kommt nicht auf dem Weg zu uns, dass wir bewusst ihren Mangel empfinden, sondern indem wir sie uns aneignen wegen eines besonderen Mangels. Es ist das Ziel, das wir im Blick haben, das uns die Stärke bringt. Wir sagen dem Herrn, wir seien willig, unseren Anteil zu übernehmen, Verantwortung für seine Interessen zu akzeptieren, und dass wir uns der Aufgabe nicht gewachsen fühlten, und so kommen wir zu einer neuen Erfahrung seiner stärkenden Gnade.

Die Natur der Verantwortung

Die Tatsache, dass niemand als die Leviten die Bundeslade tragen durfte, bedeutet nicht, dass es heutzutage eine spezielle Klasse von Mitarbeitern geben muss, sondern sie erinnert uns vielmehr daran, dass wir alle zu einem priesterlichen Dienst berufen sind und unsere Leben gemeinsam mit den Interessen des Herrn verbunden haben sollten. Die Stiftshütte war der ort, wo der Herr als König anerkannt wurde. Das bedeutet, dass alles, was seine Majestät, seine Ehre und Herrlichkeit betrifft, in die Hände der Leviten gelegt wurde. Sie waren hier auf Erden eine Art von Bodyguard für den unsichtbaren König. Sie mussten die Dinge für ihn in Verwahrung halten, über seine Interessen wachen und sein Zeugnis auf Erden in Stärke aufrechterhalten. Das ist unsere Berufung. Der Herr ist in unserer Mitte, und die Dinge müssen entsprechend seiner Gegenwart aufrechterhalten werden. Dies ist nicht einfach eine latente und passive Wahrheit, sondern ein Aufruf an unsere geistliche Energie, uns um seine Interessen zu kümmern. Er ist heilig; dann ist uns, seinen Leviten, die Verantwortung für Heiligkeit übertragen worden. Er ist ein Wesen von Macht und Majestät; dann sind diese Macht und Majestät unsere Verantwortung. Wir müssen treu sein, und darum galt die Mahnung an Timotheus nicht klugen, sondern treuen Menschen, Menschen, die mehr durch ihr Leben als durch Worte imstande waren, andere zu lehren und sie dazu zu bringen, dass sie ihren Anteil am Zeugnis übernehmen.

Die Leviten waren in drei Sektionen aufgeteilt. Sie hatten drei Abteilungen der Verantwortung. Einer Abteilung unterstanden die Gefäße des Heiligtums, alle heiligen Gefäße; einer anderen Abteilung unterstanden alle Vorhänge und Decken; während der dritten die Bretter und die Sparren unterstanden. Wir mögen unsere verschiedenen Aspekte von Arbeit haben, einige im Predigen und anderen offensichtlich geistlicheren Verrichtungen, andere wiederum in verschiedenen Sphären, aber es ist immer das selbe Zeugnis. Die Leviten waren in verschiedene Sektionen unterschiedlichere Arten von Arbeit aufgeteilt. Einige hatten die gröbere Arbeit, die schweren Sparren und Bretter, was geistlich mehr anstrengte als das Tragen von Töpfen und Pfannen; aber alles war levitische Arbeit, sie waren alle ein Volk, ein Stamm. Auf allen lag gleichermaßen Verantwortung, denn die Totalität ihrer Bemühungen machten einen einzigen Dienst aus. Die große Sache war - und ist es noch immer - dass jeder seine eigene Verantwortung ernst nahm und sich seinem Dienst hingab.

Ich bin sicher, das Herz des Herrn sehnt sich danach. Ich bin sicher, dass Er, wenn zuweilen auf mich blickt, sagen muss: «Oh, ich wünschte, ich könnte ihm mehr vertrauen; ich wünschte, er wäre verlässlicher, verantwortungsvoller». Und ich weiß, wenn ich mir viele vom Volk Gottes angesehen habe, dass ich manchmal gesagt habe, ich wünschte mir, dass man sich nicht so sehr um sie kümmern müsste. Wenn sie nur anfangen würden, auf ihren eigenen Füßen zu stehen und Verantwortung zu übernehmen, so dass wir uns um sie keine Sorgen mehr machen müssten, weil wir wüssten, dass man ihnen vertrauen kann! Jetzt muss man sie drängen und ermutigen und ständig hinter ihnen hergehen, Dinge berichtigen und sie beruhigen, wenn sie empfindlich verletzt werden. Wir alle brauchen frische Gnade vom Herrn, um als gute Streiter Jesu Christi unseren Anteil an den Mühen und den Leiden zu übernehmen. Seine Gnade wird uns die nötige Kraft geben, wenn wir die Last auf unsere Schultern nehmen und unseren Anteil im Zeugnis übernehmen.


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