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Die Wiederherstellung des Zeugnisses Gottes in seiner Fülle

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Die grundlegende Sache des Gottesdienstes (der Anbetung)

Wir beschäftigen uns mit etwas, das aus einer Wendung in einer Feststellung hervorgeht, die Nehemia machte, als ihn seine Feinde auf schlaue Weise einluden, zu ihnen zu kommen und sie an einem festgelegten Ort zu treffen, womit sie ihm eine Falle stellen wollten. Er sagte: «Ich tue ein großes Werk, darum kann ich nicht hinabkommen». Wir reduzieren diesen Satz auf die Wendung «ein großes Werk» : denn dieses Buch Nehemias beschreibt bildlich, das heißt in geschichtlicher Darstellung, das große Werk Gottes. Nehemia sagte, wie wir das ganz am Anfang festgestellt haben, dass er niemandem etwas von dem anvertraut habe, was ihm Gott zu tun aufs Herz gelegt habe. Später teilte er es mit, aber dieses große Werk, auf das er sich bezieht, war etwas, das Gott ihm aufs Herz gelegt hatte.

Bevor wir mit dieser Sache des Wiederaufbaues der Mauer des Zeugnisses vorwärtsgehen, möchte ich hier eine sehr wichtige und umfassende Klammer einfügen. Sie stützt sich nicht auf einen besonderen Text (in unserem Zusammenhang), sondern auf etwas, das alles durchdringt und dem Ganzen zugrunde liegt: auf den Gottesdienst bzw. die Anbetung.

Denn wenn wir darüber nachdenken, so redet Jerusalem, das durch seine Mauern definiert wird, ganz einfach einschließlich und umfassend von der Angelegenheit des Gottesdienstes Ja, Jerusalem existierte ja geradezu bloß zu diesem Zweck. Babylon war, wie wir gesehen haben, Sitz und Zentrum des falschen Gottesdienstes, des Götzendienstes, von etwas also, das nicht von Gott war. Jerusalem steht in der Bibel immer im Gegensatz zu Babylon und seinem falschen Gottesdienst, Es steht da für die Anbetung Gottes, es ist die Stätte, wo Gott angebetet wird. So wird die Mauer Jerusalems zu einem Sinnbild für das, was die Anbetung Gottes umschließt, und sie ist an sich schon ein Sinnbild für wahren Gottesdienst. Anbetung ist das Erste in der ganzen Geschichte der Beziehungen (des Menschen) zu Gott. und die Anbetung wird auch das Letzte sein. Wir finden Andeutungen in der Bibel, die darauf hinweisen, daß die Anbetung Gottes schon im Gange war, bevor die Welt war, bevor die Schöpfung in Angriff genommen wurde - die Söhne Gottes waren damit beschäftigt, Ihn anzubeten, bevor die Welt gegründet wurde. Wer diese Söhne Gottes gewesen sind, wissen wir nicht, aber die Feststellung steht da, Sie sangen zusammen vor Freude, sie beteten den Herrn an. Es war da, es ereignete sich.

Dann erscheint die Anbetung auch als beherrschender Faktor in der Schöpfung. Wie wir wissen, war die grundlegende Sünde Adams ein Zusammenbruch der Anbetung. Dann, als sich diese Sache hier auf der Erde zutrug, setzte Gott den ganzen Lauf des Gottesdienstes durch die Zeitalter hindurch ein und unterhielt auf diese Weise ein Zeugnis für Sich Selbst Das Letzte, was wir in der Bibel finden, ist Seine universelle Anbetung (das heißt die Tatsache, dass das ganze Universum Ihn anbetet und Ihm dient). Und Jerusalem war, ich wiederhole dies, sofern es Sinnbild und historische Veranschaulichung war, der irdische Sitz der Anbetung des Herrn. Da wurde der Gottesdienst, der Ihm galt, aufrecht erhalten. Im Neuen Testament und in diesem Heilsabschnitt werden wir vom Irdischen zum Himmlischen geführt, wir kommen «zum himmlischen Jerusalem, zu einer unzählbaren Schar von Engeln, zur Gemeinde der Erstgeborenen» (Hebräer 12,22-23), und dabei handelt es sich um Anbetung Die Anbetung wird im Himmel wieder eingesetzt

Anbetung ist Erlösung zu Gott hin

So wollen wir uns also für einige Minuten die Sache der Anbetung ansehen. Wir haben gesehen, dass Nehemias Werk darin bestand, die Mauer Jerusalems wiederaufzubauen, und das war in der Tat ein Rettungswerk - ein Werk, das eine bestimmte Situation, ja, das Zeugnis rettete. Es war ein Werk der Rettung. Nun, wir wissen recht gut, dass die Errettung für Gott (bzw. auf Gott hin) geschehen ist. 'Du hast uns für Gott erkauft» (Offenb. 1 9) - so lautet das Schriftwort. Und Anbetung (bzw. Gottesdienst)) bedeutet eben gerade dies - alles für Gott errettet, alles zu Gott zurückgebracht, für Gott wieder gewonnen, und das mächtige Werk der Errettung ist noch immer wirksam - in dem Sinne nämlich, dass es sich gegen einen gewissen natürlichen Trend und Lauf der Dinge richtet, der durch das in die Schöpfung eingedrungen ist, was sich zwischen Satan und Adam ereignet hat. Die Errettung bedeutet die Wiederherstellung aus einem bestimmten Trend (= Neigung). Der Trend der Schöpfung geht jetzt stets abwärts. In jedem Teil der Schöpfung führt der natürliche Lauf abwärts. Ihr kämpft jeden Tag auf diese oder jene Weise dagegen, Jeder, der einen Garten besitzt, weiß, dass es ein ständiges, tagtägliches Rettungswerk von einer Abwärtstendenz bedeutet. Jeder Arzt und jede Krankenschwester kämpft Tag für Tag gegen diesen Abwärtskurs des physischen Lebens. Wenn für den Leib nicht gesorgt wird, wenn keine `Gegenmaßnahmen" getroffen werden, geht es natürlicherweise abwärts, vollzieht sich eine Entartung. Und deshalb sind die medizinischen Berufsgattungen in ihrem Bereich mit Errettung beschäftigt, Wir könnten so zu jedem andern Bereich weitergehen, weil wir überall und in allem diesen natürlichen Weg finden - den Niedergang bzw. den Zerfall,

Und wenn das schon in der natürlichen Schöpfung, in der physischen Schöpfung, der Fall ist, wie viel mehr dann in der geistlichen Die Bibel ist eine einzige, umfassende Offenbarung der Tatsache, dass, wenn nicht eine Gegenkraft vom Himmel her eingreift, alles niedergeht. Immer wieder können wir in der Bibel sehen, wie diese Abwärtsbewegungen stattfinden - Zerfall, Degeneration, und Gott reagiert darauf mit Errettung von diesem Kurs, Er errettet zu Sich zurück. Anbetung bedeutet demnach, dass alles zu Gott zurück gerettet wird, dass die Dinge die Bedeutung Gottes erlangen,

Anbetung - eine Sache des Motivs

Wir wollen für einen Augenblick über das rudimentäre Element in der Anbetung nachdenken, indem wir die Religion einen Moment lang beiseite legen. Anbetung ist auch vorhanden, wenn man völlig absieht von irgend einem religiösen System oder einer religiösen Form. Sie ist als Anlage vorhanden. Nun, was ist Anbetung als elementares Prinzip? Sie ist einfach das Element des Motivs im Leben - das heißt der Wert, um dessentwillen man lebt, das wofür es sich zu [eben lohnt. Der niedrigste, traurigste, tragischste Zustand, in den überhaupt jemand je geraten kann, ist der, dass er alles Interesse am Leben verliert, dass er sich sagt: «Es gibt nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt, ich habe nichts mehr, wofür ich leben könnte». Tiefer hinab kann man nicht sinken. Das Leben wird aufgegeben, es ist nicht mehr lebenswert. Dieser Wert ist das Prinzip der Anbetung. Er ist ein Motiv zum Leben, etwas, wofür man leben kann. und er ist überall in der Welt vorhanden, ausgenommen in jenen tragischen Bereichen, wo Menschen das Leben bereits aufgegeben haben, weil sie kein Interesse und kein Motiv mehr besitzen. Wie ich schon sagte, ist dies das Traurigste und Furchtbarste, das irgend jemandem zustoßen kann. Mit Ausnahme der Fälle, da dies zutrifft, ist Anbetung einfach dies, dass es etwas gibt, wofür es sich zu leben lohnt; dass etwas vorhanden ist, für das es sich lohnt, am Leben zu sein. Das ist das Prinzip der Anbetung

Nun, übertragt das in einen viel breiteren und höheren Bereich Was ist es, wofür es sich zu leben lohnt? Weiches ist die größte Sache, für die wir leben können? Und da bringt ihr die Anbetung an ihren richtigen Ort, und die Anbetung wird dies: «Das Größte, was ein Leben zu rechtfertigen vermag, das, was dem Leben Bedeutung, Wert und Würdigkeit verleiht, ist der Herr!» Nicht diese Welt als etwas, das angebetet werden sollte, auch nicht ihre Königreiche, weder ihre Fürsten noch ihre Götter. Vielmehr der Herr, der würdig ist, das würdigste Gegenüber im Leben, der allen Wert unseres Wesens und unserer Existenz besitzt - der Herr ist das, was wir stets vor uns haben.

Gottesdienst, Anbetung, bedeutet nicht, dass man Woche für Woche ein kirchliches Gebäude betritt, vielleicht sogar ein oder zweimal wöchentlich, um einem so genannten «Gottesdienst» beizuwohnen, Das ist nicht Gottesdienst, das ist nicht Anbetung. Das kann bloß eine leere Form sein; das kann auch bloß bedeuten, dass wir Gott irgendwie abfinden. Es kann auch alles andere als Wirklichkeit sein, Anbetung ist eine Angelegenheit des Lebens, keine wöchentliche Angelegenheit; sie ist bestimmt auch keine Sache des vierteljährlichen Abendmahls, oder etwas, das an den großen Festen der Kirche geschieht - an Ostern, Weihnachten usw. Anbetung bedeutet, dass das Leben für den Herrn bestimmt ist. Jeder Augenblick, jede Stunde, jeder Tag, jede Woche und jedes Jahr - alles ist für den Herrn. Das ist Anbetung (bzw. Gottesdienst). Unser erster Gedanke am Morgen ist der Herr, und unser letzter Gedanke in der Nacht ist der Herr, und obwohl während der Stunden des Tages viele Dinge unseren Sinn und unsere Hände beschäftigen, so steckt doch hinter dem, der für Gott errettet worden ist, etwas, das sich unablässig nach Ihm ausstreckt.

Das Leben solcher Menschen ist wahre Anbetung. Sie drücken es nicht stets in Form von Sprache und Sätzen aus, und sie sind auch nicht ständig auf den Knien, noch stets in Versammlungen, aber hinter ihnen hervor kommt immer etwas, das sich nach dem Herrn ausstreckt - es verlangt sie nach dem Herrn. Es trifft auf sie zu, wie es auf jene in Israel in den Tagen von Jerusalems Herrlichkeit zutraf, dass sie sich nach Jerusalem sehnen. Oh, wenn sie doch dort sein könnten, an dem Ort, da der Altar steht, am Ort Gottes, am Ort der Anbetung! Ihre Sehnsucht war dort (in Jerusalem), und ferne davon konnten sie nie befriedigt sein. Sie brachten dieses echte Prinzip zum Ausdruck. In Babylon wurden sie verhöhnt, dieser Rest, dessen Herzen in Jerusalem war - sie wurden durch die Babylonier verhöhnt: «Singt uns doch eines eurer Zionslieder» (Psalm 137,3). «Singt uns einen eurer Schlager über Jerusalem». «An die Weiden Babels hängten wir unsere Harfen.. wie sollten wir ein Lied des Herrn in einem fremden Land singen?» Es war ihr Verlangen, dort sein zu können. Es zog sie dahin. Wir sollten dies auf eine geistliche Weise verstehen. Unser Jerusalem ist nicht ein bestimmter Punkt auf dieser Erde Aber mit uns sollte es so sein, dass in uns stets etwas zum Herrn hinzieht, uns sollte stets die Frage bewegen: «Wie viel mehr können wir vom Herrn in unserem Leben haben?»

Wenn ihr das Buch Nehemia in diesem Licht lest, dann wird euer Verständnis davon revolutioniert werden, ihr werdet wunderbar erleuchtet werden. Nehemia beginnt mit diesem gewaltigen Verlangen nach dem Herrn, weit weg in Babylon. Dann kommt er nach Jerusalem, macht sich ein Bild von der Lage und beklagt, dass dies nicht zur Ehre des Herrn ist, er weint, er betet, er macht sich ans Werk, er zieht andere mit hinein, und er ruht nicht, bis die Sache um jeden Preis vollendet ist, bis ein Zeugnis für den Herrn in seiner ganzen Fülle und Vollständigkeit errichtet worden ist. Dies alles geschieht in einem Geist der Anbetung; und die Leute, die hinzukamen, von deren Werk wir noch zu sprechen haben, sie hatten im Sinn zu arbeiten, sie besaßen einen willigen Geist Aber seht ihr, es war der Geist der Anbetung. Sie erfüllten auf ihre Weise, was Paulus in seinem Brief an die Römer schrieb: «Ich ermahne euch daher, Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, eure Leiber als ein lebendiges, heiliges und für Gott annehmbares Opfer darzustellen; dies ist euer geistiger Gottesdienst». Sie gaben ihren Körper für dieser Werk, und in seinen Motivationen war es ein geistlicher Gottesdienst. Gottesdienst, Anbetung, entspringt daher einem Motiv.

Der Herr naht Sich auf der Grundlage der Anbetung

Nun, genau das ist der springende Punkt in der Bibel. Als Gott den Menschen gemacht und ihn in die Gemeinschaft mit Sich Selbst gebracht hatte, war alles für den Herrn. Der Mensch hatte nichts anderes vor sich, wofür er lebte und arbeitete, als den Herrn, Es war dies ein wunderbarer Zustand. Es waren der Mensch und der Herr, und der Herr, wie es scheint, kam in der Kühle des Abends, Er wandelte im Garten umher, um jene zu empfangen, die Er gemacht hatte, und ihr Leben und ihr Werk war voller Freude. Der Herr hatte Wohlgefallen daran. In der Bibel wird stets gezeigt, dass der Herr Wohlgefallen an denen hat und sich denen naht, die in einem Zustand der Anbetung stehen. Das heißt, dass der Herr sich naht, geschieht aufgrund dessen, dass ihr Herz sich nach Ihm sehnt. Ihr werdet nie erleben, dass der Herr sich naht, wenn es sich anders verhält, es sei denn im Gericht. Wenn aber der Herr im Segen kommt, dann deshalb, weil da Herzen nach Ihm verlangen, und wenn der Herr jeweils in den Garten kam, wie geschrieben steht, dass Er es getan hat, dann deshalb, weil da Herzen waren, die sich nach Ihm sehnten, weil Er dort das fand, was Ihn befriedigte. Als der Herr Jesus hier war, war es genauso. Er war gern dort, wo Er ein Herz fand, das für Ihn offen war, bereit, Ihn zu empfangen, bereit, Seine Wünsche zu erfüllen, Dies ist der Grund, weshalb Er so oft nach Bethanien ging Dort befand sich ein Herz für Ihn, für den Herrn. Dort war ein Geist echten Gottesdienstes, echter Anbetung.

Satans Verführung der Menschheit

Dann aber kam jener schreckliche Unterbruch, der Feind betrat den Garten, um den Menschen von Gott ab - und sich selbst zuzukehren, Aber wie? - es ist schrecklich, dies zu erkennen Er brachte die persönlichen Interessen des Menschen ins Blickfeld und zeigte ihnen, dass sie etwas haben könnten - er, der Mensch, könnte etwas gewinnen. Bis zu diesem Zeitpunkt ging es stets nur darum, was der Herr bekommen könnte, nun aber war es so, dass der Mensch etwas bekommen konnte Satan ging tief und schlau vor, um von Gott ab - und auf sich hin zu Ienken. Nachdem er den Menschen dann mit sich verbündet hatte, verführte er ihn dazu, zu glauben, er hätte einen Nutzen davon, dabei war es die ganze Zeit über so, dass Satan, nicht der Mensch, davon profitierte, Das ist die Verführung der Menschheit. Der Mensch wurde von Gott abgelenkt, um etwas zu gewinnen, eine schöne Zeit vielleicht, oder diese Welt und vieles mehr, und am Ende muss er feststellen, dass er betrogen wurde, dass alles der Teufel bekommen hat - und ihn selbst dazu. Dies ist die Tragödie und Verführung. Aber ihr könnt sehen, worum es letztlich ging: Dieses Eigeninteresse, diese Selbstsucht, sollte von Gott weglocken, und das zerstörte die Anbetung Seither ist es immer so geblieben. Die Welt ist eine selbstsüchtige Welt, eine Welt, die zu sich hin zieht, die Gott nicht Seinen Platz gibt, die Ihm nicht alles überlässt, sowohl das erste wie das letzte. So stehen die Dinge.

Nun aber möchte Gott Sein geistliches Jerusalem haben: Er möchte das wiederhergestellt haben, wo alles freiwillig und freudig für den Herrn da ist, ein Volk, das im Herrn frohlockt. Unser Herr Jesus war die Verkörperung dieses Prinzips. «Deinen Willen tue ich gern, o mein Gott» (Psalm 40,8). Er erfreute Sich am Herrn. Er ist die echte Verkörperung des Geistes vom himmlischen Jerusalem, wo alles, und zwar nicht gezwungenermaßen, freiwillig, von ganzem Herzen, für den Herrn ist.


Ein zerteiltes Herz

Wenn ihr nun diese Mauer in ihrem zerfallenen Zustand betrachtet, in ihrem Zerbruch, wie wir es jetzt ja tun, dann fragt ihr euch wiederum: «Warum liegen die Dinge so? Warum das Bild einer solchen Tragödie? Was ist denn geschehen, dass jeder, der es sieht, den Kopf schüttelt oder einen Seufzer ausstößt? Was ist denn passiert, dass das, was einst so herrlich war, so heruntergekommen ist? Warum ist das so?» Die Antwort lautet ihre Anbetung (ihr Gottesdienst) kehrte sich vom Herrn ab; gerade das, um dessentwillen Jerusalem existierte, nämlich, dass alles für den Herrn sein sollte, wurde aufgebrochen, sie ließen es geschehen, dass andere Gegenstände der Anbetung von ihrem Herzen und ihrem Leben Besitz ergriff. Dies missfiel dem Herrn außerordentlich, und Jerusalem hatte kein Recht mehr, in den Augen Gottes weiter zu existieren Gott sieht keinen Grund mehr, warum es überhaupt noch weitergehen sollte, und deshalb übergibt Er es der Zerstörung Es war nicht mehr das, was es ursprünglich hätte sein sollen.

Und könnte das nicht eine Erklärung sein für so viel Schwachheit - in unserem eigenen Leben, und in der Kirche als ganzes. in allem, was den Namen des Herrn trägt? Die Erklärung für Niederlagen, Zerbruch, für die Abwesenheit der Zeichen der Gegenwart des Herrn, jene Merkmale Seines Wohlgefallens? Kann es nicht sein, dass unser Herz geteilt ist, dass eine bestimmte Reserve in unserem Leben vorhanden ist? Dass letztlich doch irgendwo tief unten das Prinzip der Selbstsucht am Werke ist? Könnte es denn nicht so sein? Ich will nicht richten, aber ich kenne die Verführung dieser unserer Herzen. Sie sind tatsächlich «arglistig ohnegleichen» (Jer. 17,9). Sehr oft, wenn wir glauben, was wir tun, würden wir für den Herrn tun, haben wir noch recht viel eigenes Gefallen daran, und wenn im Dienst für den Herrn uns das Element des persönlichen Gefallens vorenthalten wird, dann fühlen wir uns meistens elend - denn schließlich tun wir es doch irgendwie für uns selbst (das heißt zu unserer eigenen Befriedigung) Ja, so ist es, Wir möchten nicht zu sehr in uns herum grüben, aber ihr merkt, was ich meine, Der Herr blickt auf das Herz, und wenn Er wirklich sieht, dass unser Herz vollständig Ihm zugekehrt ist, dass keine Mischung vorliegt, kein anderer Gott, kein anderes Interesse, dann verpflichtet Sich der Herr diesem Leben, diesem Jerusalem. Der Herr gibt Sich an etwas hin, das vollständig für Ihn da ist (oder Ihm zur Verfügung steht). Das ist Anbetung bzw. Gottesdienst.

Nun könnt ihr erkennen, dass der Grund, auf welchem Satan von Gott ablenkt und abwendet, dieses elende Ich-Leben in einer dieser zahlreichen Formen ist Im Gegensatz dazu ist Gottes Grund, wo Er Sich lagert, wo Er Sich hingibt, Er Selbst Gott verpflichtet Sich an Sich Selbst, und an niemanden sonst Wenn der Herr hier ist, wenn der Herr völlig und vollständig, bis zum Äußersten Seinen Platz hat, wenn alles für den Herrn ist, dann wird Sich der Herr an diesen Grund verpflichten, Nicht an unseren Grund, und ganz gewiss nicht an Satans Grund, sondern an Sich Selbst Wenn etwas für Ihn ist, dann wird Er ganz für Sich Selbst sein, und wir alle sind einverstanden, dass das vollkommen sicher ist und alles andere überhaupt nicht sicher sein kann. Der Herr ist der einzig sichere Grund, auf welchem Er Selbst wirken und gegenwärtig sein kann.

Eine Veranlagung für den Herrn

Mit einer weiteren kurzen Bemerkung über dieses Motiv will ich schließen. In jenem großen Wort über Anbetung (bzw. Gottesdienst) in Römer 12,1-2 fährt der Apostel fort - und wir sollten beim Lesen dieser Aussage nicht halbwegs stehen bleiben, sondern vielmehr die Konjunktion beachten, mit der er weiter fährt - «... welches euer geistlicher Gottesdienst ist. Und werdet nicht gleichförmig dieser Welt, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes», das heißt durch die «Neumachung» eures Sinnes. Eine bestimmte «Gesinnung» ist das Prinzip und Motiv für die Anbetung (bzw. für den Gottesdienst). Wozu sind wir veranlagt? Gilt all unsere Neigung dem Herrn, sind wir völlig für den Herrn «disponiert»? «Laßt euch verwandeln durch die Verwandlung eures Sinnes» - gemeint ist die Verwandlung eurer Gesinnung, eurer Neigung, eurer Disposition - in eine neue Disposition, die vollständig verschieden ist von dem, was mit Adam und mit dem, was wir den Fall nennen, hereinkam.

Gott sei Dank dafür. es ist wahr. Es ist vielleicht wahrer als wir oft erkennen oder wahrhaben wollen Ich glaube, sehr oft werden wir durch etwas beunruhigt, was im Blick auf uns nicht stimmt. Wir denken Unwahrheiten über uns selbst. Natürlich kennen wir unsere Veranlagung zur Sünde, wir kennen das Böse, das in unserem Fleisch steckt, wir wissen, wie böse und wie unwürdig wir sind, und alles Übrige, Aber dann lassen wir zu, dass wir darin zu weit gehen. Ich frage euch mit alle unserer Unwürdigkeit, mit all unserer Sündhaftigkeit, mit all dem Bösen, das in unserem Fleisch ist, haben wir denn letztlich nicht doch ein Herz für den Herrn? Wir fühlen, dass wir Fehler machen, ja, wir irren sogar - aber wir haben doch ein Herz für den Herrn. Woher haben wir das? Es gab eine Zeit, da wir kein Herz für den Herrn hatten, da wir in dieser Hinsicht keine Disposition, keine Neigung verspürten. wir neigten uns nicht dem Herrn zu. Aber etwas ist in uns geschehen, das tiefer und stärker ist als all unsere Schwachheiten, unser Eigensinn, unsere Fehler, unsere Torheiten und Sünden. Jedes Mal, wenn wir einen Fehler machen, erhebt sich eine Reaktion, und sie schickt uns mit Kummer zum Herrn zurück, mit Enttäuschung, mit einem Sehnen, und wir sind so lange nicht mehr glücklich, bis wir den Herrn (aufs Neue) gefunden haben.

Woher stammt diese Disposition? Sie ist etwas, das Er getan hat. Sie ist die Grundlage des Gottesdienstes (der Anbetung), sie ist der Grund, auf dem der Herr alles bekommt. So wollen wir uns durch uns selbst nicht all zu sehr entmutigen lassen. Ihr dürft nicht glauben, dass ich damit sagen will, wir sollten unsere Sündhaftigkeit und unsere Torheit leicht nehmen und ihnen stattgeben, aber es ist eine herrliche Tatsache, dass wir, obwohl alles wahr ist und obwohl Satan uns so viel Schlechtes über uns sagen kann, dennoch mit den Worten jenes Liedes antworten dürfen:

Ich kenne sie alle
(gemeint ist: die Sünden),
und Tausende mehr,
Jahwe aber findet keine.

Wir können angesichts aller Anklage aufstehen und sagen: Trotz allem hat Gott etwas in mir getan, das mein Herz Ihm zugeneigt hat, Mit all meinen Fehlern ist dennoch mein Herz Ihm zugewandt, Mit all meinen Zusammenbrüchen bin ich dennoch für den Herrn Und so gehen wir weiter. Dieser Geist, dieses Gesetz des Gottesdienstes und der Anbetung, verzehrt und verzehrt, und schließlich stellen wir in Seiner Gegenwart fest, dass nichts anderes mehr übriggeblieben ist als Er Selbst, nur Er Selbst

Dies ist ein einfaches Wort, aber dennoch liegt dies allem zugrunde, was hier über Jerusalem gesagt wird. Alles, was wir noch zu sagen haben oder noch sagen könnten, über die Details im Blick auf den Wiederaufbau der Mauer, hat seine Wurzeln im Grunde der Anbetung. Dieses Jerusalem soll ein Lobpreis auf Erden sein. Es soll von der Herrlichkeit Gottes reden. Alles an ihm soll auf den Herrn hinweisen. Es soll Zeugnis ablegen von Seiner Herrlichkeit und Ehre. Dafür existiert Jerusalem, und das ist es auch, wofür wir, die wir das geistliche und himmlische Jerusalem sind, existieren - damit wir alles zum Herrn zurückbringen, damit wir Seinem Herzen Freude bereiten, und damit wir ein Zeugnis darstellen, durch das Er befriedigt wird.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.