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Geistliche Sicht

von T. Austin-Sparks

Kapitel 7 - Die Herrlichkeit Christi Als Sohn des Menschen Sehen

«Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Väter geredet hat in den Propheten, hat Er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den Er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den Er auch die Welten gemacht hat» (Hebr. 1,1.2)

«Denn nicht Engeln hat er den zukünftigen Erdkreis unterworfen, von dem wir reden; es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: «Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, dass du auf ihn achtest? Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt; du hast alles unter seine Füße gelegt». Denn indem er ihm alles unterwarf, ließ er nichts übrig, das ihm nicht unterworfen wäre; jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, wegen des Todesleidens mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, damit er durch Gottes Gnade für jeden den Tod schmeckte. Denn es geziemte ihm, um dessentwillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber ihrer Rettung durch Leiden vollkommen zu machen. Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem; aus diesem Grund schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen, indem er spricht: «Kundtun will ich deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der Gemeinde will ich dir lobsingen». Und wiederum: «Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen». Und wiederum: «Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat». Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil gehabt, um durch den Tod den zunichte zu machen, der die Macht des Todes hat, das ist der Teufel, und um alle die zu befreien, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren. Denn er nimmt sich doch wohl nicht der Engel an, sondern der Nachkommenschaft Abrahams nimmt er sich an. Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hohepriester vor Gott werde, um die Sünde des Volkes zu sühnen; denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht worden ist, kann er denen helfen, die versucht werden» (Hebr. 2,5-18).

«Daher, heilige Brüder, Teilhaber der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesus» (Hebr. 3,1).

«den Ungläubigen, bei denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der Gottes Bild ist, nicht sehen. Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als Herrn, uns aber als eure Sklaven um Jesu willen» (2. Kor. 4,4-5). font-family:Verdana">

In Kapitel 6 sahen wir die Herrlichkeit und Bedeutung Christi als Sohn Gottes, auf den die Vorrechte Gottes übertragen worden waren: 1. Die Kraft des Lebens; 2. die Kraft des Lichts, und 3. die Kraft der Herrschaft.
In diesem Kapitel werden wir unsere Zeit mit einem andern Aspekt der Herrlichkeit Christi verbringen, nämlich mit der Herrlichkeit und Bedeutung Christi als Sohn des Menschen. Auch hier benötigen wir geistliche Sicht. Wenn die Menschen von Gottes Standpunkt aus, mit Gottes eigenem Wissen und Verständnis den Herrn Jesus Christus als Sohn des Menschen sehen könnten, dann wären alle Probleme dieser Welt gelöst; tatsächlich: In einem gewissen Sinne werden alle Probleme gelöst, wenn wir sehen. Und Gottes Lösung (für alles) ist Sein Sohn. Seien wir doch hier an diesem Nachmittag Menschen, die in ihrem Herzen auf den Herrn warten, damit wir sehen mögen. Dies soll unsere Haltung sein: Jesus auf eine innere Weise zu sehen, mit erleuchteten Augen des Herzens, indem uns der Geist der Weisheit und Offenbarung geschenkt wird, um Ihn selbst zu erkennen.

Wenn ich es hier so sagen darf: Ich habe das Gefühl, die Last unseres Herzens sollte die sein, dass zuerst die Augen des Volkes Gottes geöffnet werden sollen. Oh, wären nur ihre Augen offen, wie anders würde ihre Einstellung dann sein, was für große Möglichkeiten würden sich dann für Gott ergeben, was für eine Menge von Dingen würde verschwinden, die den Herrn verunehren! Wenn sie nur sehen könnten! Lasst uns intensiv dafür beten, dass die Augen des Volkes Gottes geöffnet werden mögen. Und dann, mit dem Ziel, dass die Augen der Menschen im Großen geöffnet werden mögen, lasst uns auch darum beten, dass ein Augen öffnender Dienst entstehen möchte wie derjenige von Paulus - «... zu denen ich dich sende, um ihre Augen zu öffnen, damit sie sich von der Finsternis zum Licht bekehren» (Apg. 26,17-18). Lasst uns ständig entlang solcher Linien beten.


Der Archetyp einer neuen Menschheit

Ich denke, es gibt zwei oder drei besondere Aspekte von Christus als Sohn des Menschen. 1. Dies ist der menschliche Titel von Christus, und er bringt uns sofort die Vorstellung von ihm als Mensch, oder als Menschheit, nahe, und das, was vom Herrn Jesus gesehen werden muss, ist die göttliche Bedeutung in seiner Menschheit. Als Sohn des Menschen ist er nicht nur an unsere Seite getreten, hat Fleisch und Blut angenommen und ist ein Mensch geworden, und er ist auch nicht bloß als Mensch unter Menschen hier gewesen. Oh nein, das ist es nicht. Es ist wahr, er ist ein Mensch; es stimmt, er ist Teilhaber von Fleisch und Blut geworden, aber es gibt da einen Unterschied, einen großen und unendlichen Unterschied. Menschheit, ja; aber nicht genau unsere Menschheit. Die Bedeutung von Christus als Sohn des Menschen ist die, dass er ein Archetyp für eine neue Menschheit war.

Es gibt in Gottes Universum jetzt zwei Menschheiten, während es früher nur eine gab. Die Adam-Menschheit war die einzige, doch jetzt gibt es noch eine andere, die sich von der ersten unterscheidet. Zwar besteht sich noch immer aus Fleisch und Knochen, aber ohne die sündige Natur der ersten Menschheit, ohne irgend etwas von dem, was diese von Gott entfremdet hat, ohne irgend etwas von dem, das die Menschheit unter das Gericht Gottes gebracht hat; eine Menschheit, auf die Gott in seiner unendlichen Heiligkeit und Vollkommenheit mit Wohlgefallen und äußerster Befriedigung blicken kann. «Mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe» (Mt. 3,17). Es ist zwar ein Mensch, aber ein solcher Mensch, wie er unter den Menschen ungewöhnlich ist, vollkommen verschieden von ihnen. Die Bedeutung von Christus als Sohn des Menschen besteht darin, dass Gott eine neue Menschheit begonnen hat gemäß Seinem eigenen Sinn und Seiner vollkommenen Vorstellung, und in Seinem Sohn existiert der Archetyp jener neuen Menschheit, der Gott ein neues Geschlecht nachgestalten wird - «dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig» (Röm. 8,29).

Die große Wirklichkeit hinsichtlich eines wahren Christen ist die, dass er oder sie nach und nach in ein anderes Wesen umgestaltet wird, also zu etwas anderem wird. Es ist nicht bloß eine objektive Angelegenheit eines äußerlichen Glaubens an Christus. Es ist mehr als das; es ist dies, dass wir innerlich durch Christus leben.

So ist also Gott in Seinem Sohn als Repräsentant einer vollständig neuen Ordnung in diesen Bereich der Menschheit eingetreten, eine neue Ordnung des Menschseins, und durch eine lebendige Vereinigung mit Christus entsteht ein neues Geschlecht, eine neue Ordnung. Eine neue Art von Menschheit wächst heimlich heran, und sie schreitet voran auf jenen Tag zu, von dem der Apostel spricht, an dem die Söhne Gottes offenbar werden; dann wird der Fluch aufgehoben, und auch die Schöpfung wird befreit werden von der Knechtschaft des Verderbnisses zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.

Nun, der Punkt, um den es geht, ist die ungeheure Bedeutung der Fleischwerdung, dessen, dass das Wort Fleisch wurde und unter uns «gezeltet» hat, die ungeheure Bedeutung von Christus als Menschensohn, als der, der unter den Menschen eine neue Art von Wesen, einen neuen Typus und eine neue Form von Menschheit aufrichtet. Es gibt keine Hoffnung für die Schöpfung, es sei denn durch diesen neuen Typus, diese neue Ordnung. Wenn die Menschen dies nur sehen würden, würde das dann nicht alle Probleme unserer Zeit lösen? Worüber reden sie eigentlich? Welches ist die größte, bekannteste Wendung auf den Lippen der Menschen heutzutage? Ist es nicht «eine neue Ordnung», eine «neue Weltordnung»? Doch sie sind blind, sie reden im Dunkeln; sie tasten nach etwas, doch sehen sie nichts. Die einzige neue Ordnung ist die Ordnung des Sohnes des Menschen. Die einzige Hoffnung dieser Welt ist dies, dass irgend einmal diese neue Schöpfung in Christus Jesus kommt.


Die Wahrheit angekündigt in der Geschichte Israels

Wir könnten uns noch lange bei der Menschheit des Herrn Jesus aufhalten. Es gibt in der Schrift noch eine ganz Menge darüber als ihr vielleicht realisiert. Doch beachtet, dass Gott dies tief in die Fundamente der Geschichte gelegt hat. Ihr nehmt Israel als Gottes große Musterlektion für alle späteren Zeitalter – und ihre Geschichte dient noch immer als das große Buch der Veranschaulichung von Gottes Prinzipien – und ihr könnt feststellen, dass gerade das Leben des einstigen Israels als Nation auf die Dinge gegründet war, welche die vollkommene Menschheit des Herrn Jesus zum Ausdruck bringen.

Ihr geht zum Buch Levitikus und nehmt euch jene Feste vor: Da könnt ihr sehen, welchen Platz die Menschheit (das Feinmehl) in jenen Symbolen und Typologien einnimmt. Ihr stellt fest, dass Gott dort in Form einer Veranschaulichung sagte, das Leben eines Volkes, das Ihn befriedigen wolle, auf einer bestimmten Natur, auf einer bestimmten Art von Menschheit beruhen müsse: nicht die alte, zusammengebrochene Menschheit Adams, sondern eine andere. Schon in das Fundament des Lebens eines solchen Volkes ist diese Realität eingebaut: da findet man eine Menschheit, die vollkommen und unverderblich ist. Und aus diesen Festen muss jede Andeutung von und jeder Verdacht auf Sauerteig, der von Korruption, dem Ferment der alten Natur spricht, extrahiert werden. Er hat keinen Platz, wenn es um die Grundlage von Israels Leben in Bezug auf Gott geht.

Nun, ihr seht, es gibt viel darüber, aber wir wollen nicht diesen ganzen Grund durchpflügen. Ich möchte lediglich die Tatsache aufzeigen, dass die Menschheit des Herrn Jesus als Menschensohn eine neue Art, einen neuen Typus, eine neue Ordnung in Gottes Universum darstellt, die Gott befriedigt.

Darin liegt die ungeheure und wundervolle Bedeutung der Vereinigung mit Christus durch den Glauben, und das bringt uns direkt zu dem, was er in Seiner Annehmbarkeit bei Gott ist. Die praktische Konkretisierung dieser Tatsache muss sein, dass ihr und ich mehr und mehr den Grund des alten Adam, der Natur, unseren eigenen Grund verlassen und in Christus bleiben. Das bedeutet ganz einfach, dass wir uns durch Glauben das aneignen, was Er ist, und das loslassen, was wir sind, und da finden wir das Wohlgefallen Gottes. Wenn wir uns auf unseren eigenen Grund zu bewegen, zu dem, was wir von Natur aus sind, damit rechnen und versuchen, etwas Gutes daraus zu machen, oder wenn wir unsere Zeit damit verbringen, darüber zu klagen, was für eine miserable Sache diese Natur doch ist, dann verlieren wir die Herrlichkeit Gottes. Die Herrlichkeit Gottes liegt in einer anderen Menschheit. Konzentriere dich auf Christus, bleibe in Christus, und die Herrlichkeit ist da. Es ist die Herrlichkeit Christi als Sohn des Menschen. Welches sind die gesegnetsten und herrlichsten Stunden im Leben eines Christen? Sind es nicht die Stunden, in denen sie über das nachsinnen und sich mit dem beschäftigen, was Christus ist?

Der Verwandtschafts-Löser

Dann kann man die Herrlichkeit Christi als Sohn des Menschen auch im Typus des Verwandtschafts-Lösers sehen. Der Tag wird kommen, da jene Erbschaft zu der Angelegenheit einer feierlichen, traurigen aber ernsten Betroffenheit wird für die Herzen, die sie verloren haben. Nun haben sie realisiert, dass das Erbe ihrer Kontrolle und ihrem Rechtsanspruch entglitten ist; und sie sind im Herzen tief aufgewühlt wegen des verlorenen Erbes. Es gibt nur einen Weg gemäß dem Gesetz der Dinge, auf dem das verlorene Erbe zurückgekauft werden kann, und das ist der, dass wir einen Verwandten benötigen- er muss ein Verwandter sein, einer von ihrem eigenen Schlag – der das Recht (und die Pflicht!) hat, zu lösen, und der auch die Fähigkeit besitzt, zu lösen, und der bereit ist, zu lösen. Diejenigen, die das Erbe verloren haben, und die sich nun so sehr um dessen Zurückgewinnung bemühen, halten Ausschau nach diesem Verwandtschafts-Löser, der das Recht, die Fähigkeit und auch die Mittel hat, und der auch willig ist, das verlorene Erbe auszulösen. Ihr wisst, wie Ruth in Beziehung zum Boas geraten ist, und wie sie glaubt, dass er der Verwandtschafts-Löser ist, da er willens ist und auch die Mittel hat; doch da entdeckt sie, dass er nicht das Recht dazu hat, weil noch ein anderer da ist, der den ersten Anspruch hat. Erst musste der, der das Recht besaß, angefragt werden; und da stellt sich heraus, dass er zwar das Recht hatte, aber weder die Fähigkeit noch die Mittel. So gab er das Recht an Boas weiter. Und nun hat dieser das Recht, die Mittel und die Fähigkeit, und er hat auch den Willen, es zu tun.

Aber dann ist da noch eine andere Sache in der Geschichte. Dem Gesetz der Dinge gemäß musste der Verwandtschafts-Löser diejenige zur Frau nehmen, für die er das Erbe auslöste, und dafür musste der Weg frei gemacht werden. Der andere Löser konnte das nicht tun, weil der Weg dazu nicht geebnet war. Boas jedoch stand nichts im Wege.

Hier die einzelnen Elemente der Geschichte. Ich greife nicht jedes kleine Detail auf, sondern halte mich an die großen Leitlinien. Könnt ihr sehen, wie Gott hier eine derart ausgezeichnete Illustration von der Herrlichkeit Christi als Verwandschafts-Löser platziert hat? Das Erbe war verloren gegangen, und alles, was Gott für den Menschen vorgesehen hatte, war verwirkt. Der Mensch hatte, durch die Sünde Adams, das Erbe verloren. In Adam war er nicht mehr länger der Erbe aller Dinge, das Erbe war weg. Die Tragödie dieser Menschheit in Adam war schlicht dies: Einst ein Erbe, dazu gesetzt, (alles) zu erben, jetzt aber bankrott, hoffnungslos, alles verloren. Das ist die Tragödie dieser Menschheit. Das ist das, was wir von Natur aus sind. Es steht in unserem Wesen geschrieben. Schon unsere Natur legt Zeugnis für die Tatsache ab, dass irgend etwas mangelt, irgend etwas fehlt, etwas, das sein sollte, aber nicht ist. Wir tappen danach. Es liegt in der Natur der Dinge, sich danach zu sehnen, es zu begehren. Jede Ambition des Menschen, jedes Forschen, jede menschliche Leidenschaft, zeigt, dass der Mensch aus seiner Natur hervor schreit, dass da etwas sein soll, das er nicht bekommen kann. Er rafft alles zusammen, was die Welt ihm zu geben vermag, dann stirbt er und sagt: Nein, ich habe es nicht bekommen, ich habe nicht gefunden, wonach ich suchte! Er ist ein Erbe mit einer verlorenen Erbschaft.


Das Recht zu lösen

Und in eine Welt wie diese, in ein Geschlecht wie dieses, kommt Gott in Seinem Sohn, in menschlicher Gestalt, von außerhalb als Verwandtschafts-Löser. Er hat zu allererst das Recht, zu Lösen. Warum? Weil er der Erstgeborene der ganzen Schöpfung ist. Er nimmt den ersten Platz ein. Das ist keine zweitrangige Verwandtschaft. «Er war vor allem» (Kol. 1,17),. Er ist der Erstgeborene; Er hat das Recht wegen des Platzes, den Er einnimmt, den ersten Platz. O denkt noch einmal an all das, was vom Herrn Jesus darüber gesagt wird, dass Er zuerst kommt, dass er den Vorrang haben soll, dass Er der Erstgeborene sei, und ihr werdet sehen, dass dies Sein Recht begründet, denn in der Natur der Dinge in der Bibel ist es der Erstgeborene, der stets das Recht bei sich trägt. Hier ist also Jesus, der Menschensohn, der von Gott an die erste Stelle Gesetzte und Platzierte. Er hat wahrlich das Recht, zu lösen.

Die Macht zu lösen

Er hat auch die Macht, zu lösen, das heißt, er besitzt die Mittel dazu. Nun wollen wir fragen: Von welcher Natur sind die Dinge, die zum Lösen nötig sind? Die Erbschaft muss nicht nur für uns, sondern auch für Gott ausgelöst werden. Andererseits sind wir Gottes Erbteil, wir sind von Rechts wegen Gottes Eigentum, und nicht nur haben wir unser Erbteil verloren, sondern auch Gott hat Sein Erbteil in uns verloren, und womit wir im Gegenzug befriedigt werden können, das kann Gott niemals befriedigen. Wenn Gott in uns das Erbteil zurück gewinnen soll, das Er selbst durch die Sünde und Eigensinnigkeit des Menschen verloren hat, dann muss seine Auslösung Gott entsprechend sein, sie muss Gott zufrieden stellen: und Gott kann nicht mit irgend etwas zufrieden gestellt werden. Es muss etwas sein, das vollständig Gottes eigene Natur berücksichtigt. So wollen wir sogleich sagen, dass wir «nicht mit vergänglichen (engl. corrupt) Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden (sind) von (unsrem ) eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken» (1. Petr. 1,18.19). Was ist es, das Gott befriedigt? Es ist etwas Unverderbliches. Das, was Gott allein zurückbringen kann, was Ihn befriedigt, muss unverderblich, makellos, ohne Flecken oder Fehler sein. Das sind Worte, die sich stets auf Christus beziehen: ein Lamm, ohne Flecken, ohne Fehler. Das ist das Auslösungs-Mittel, die Lösungsbevollmächtigung. Erlösung bedeutet die Zurückgewinnung des verlorenen Erbes, und Er hat es durch Sein Blut ausgelöst, weil dieses Blut Sein Leben repräsentiert, welches ein unverderbliches, ein sündloses Leben ist, ein Leben, das einen äußerst gerechten und heiligen Gott aufs Vollste befriedigt. Das ist der Preis für die Erlösung. Oh, die Menschheit des Herrn Jesus in ihrer Unverderblichkeit zu sehen bedeutet, die gewaltige Macht zu lösen zu sehen. Nehmt den Herrn Jesus weg, und ihr beseitigt dadurch die ganze Macht der Erlösung, das ganze Recht zur Erlösung; dann gibt es keine Hoffnung auf Erlösung. Wir können nie mit solch verderblichen Dingen wie Silber und Gold für Gott ausgelöst werden. Um für Gott ausgelöst werden zu können, bedeutet, dass ein Leben hervorgehen muss, das Gottes eigener Natur entspricht.

Oh, da liegt die ganze Blindheit. Wir sprachen im vorausgehenden Kapitel von der schrecklichen Blindheit, wie man sie in der Evolution beobachten kann. Hier jedoch haben wir die furchtbare Blindheit jenes schrecklichen Evangeliums, das überhaupt gar kein Evangelium ist, welches heute verkündigt wird, nämlich der Humanismus; dass es in der Macht des Menschen stehe, wie Gott zu werden. Die Wurzeln und der Same der Vollkommenheit liege tief unten im Wesen des Menschen, wenn er nur tief genug danach graben würde. Welche Blindheit! Ihr sagt: Erstaunlich, im Lichte der gegenwärtigen Ereignisse und Bedingungen in der Welt; erstaunlich, dass Menschen so was glauben, geschweige denn predigen können; erstaunlich, dass sie in einem Atemzug von den schrecklichen Gräueltaten reden können, die schlimmer sind als jene im Mittelalter, und im nächsten Atemzug sagen sie, der Mensch besitze die Fähigkeit, gottgleich zu werden! Blindheit! Der Punkt, um den es wirklich geht, ist der: Sind heute die Menschen edler? Werden die Menschen moralisch besser? Nun, wer kann dazu «Ja!» sagen im Lichte dessen, was wir heute wissen?!

Und dennoch predigen sie dieses Evangelium des Humanismus, dass der Mensch sich aufwärts entwickelt und Utopia am Horizont sichtbar wird, weil der Mensch dazu veranlagt sei, sich zu erheben! Das ist Blindheit, schreckliche Blindheit. Doch oh! Gottes Sohn, den Menschensohn zu sehen bedeutet, die Hoffnung zu sehen, die
Richtung, in der die Erlösung liegt. Die Erlösung liegt nämlich in Richtung einer neuen Art von Menschheit, und in einer Macht zu lösen, weil es da etwas gibt, das Gott befriedigt, und alles, was Gott nicht befriedigt, kann nie eine erlösende Kraft sein. Hat der Herr Jesus diese Macht? Wir alle hier rufen mit einer Stimme: Ja, Er hat die Macht, Er hat das Mittel, das zu tun.

Die Freiheit zu lösen

Doch da erhebt sich noch eine andere Frage. Ist er auch frei, zu lösen? Eines wird in dieser Angelegenheit des Verwandtschafts-Lösers vorausgesetzt, und das ist, dass er nur eine Frau haben kann. Wenn er schon verheiratet ist, ist er disqualifiziert, denn dann kann er die Person nicht heiraten, für die er das Erbe auslöst. Das war das Problem beim anderen Löser im Falle von Ruth. Er war nicht frei; er war schon verheiratet und hatte eine Familie. Boas jedoch war unverheiratet, er war frei, und er konnte Ruth zur Frau nehmen. Der Weg war vollkommen offen.

Und nun kommen wir in den Bereich der geistlich erhabenen Dinge. «Christus hat die Gemeinde geliebt und sich für sie hingegeben, um sie von all ihrer Ungerechtigkeit zu erlösen» (Eph. 5,25; Titus 2,14). «Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich für sie hingegeben hat». Die Ausgelöste soll mit dem Herrn vereinigt werden, und der Herr Jesus – darf ich es sehr ehrfurchtsvoll sagen – wird nur eine Frau haben. Es wird nur ein einziges Hochzeitsmahl des Lammes stattfinden. Die Gemeinde ist Seine einzige Braut. Seine Erlösten sind die Einzigen, die in eine solche Beziehung zu Ihm gebracht werden; und der Weg ist frei. Er ist vollkommen frei zu lösen und auch frei, die Konsequenzen des Lösens zu tragen, selbst diejenige zu heiraten, für die das Erbe ausgelöst wurde.

Bringt uns nicht die Erlösung in eine sehr geheiligte Stellung beim Herrn Jesus? Das ist die wahre Bedeutung des Titels, der Ihm als unser Verwandtschafts-Löser anhaftet, dass wir mit Ihm vereinigt werden sollen. Nicht ausgelöst als irgend ein Vermögen, nicht erlöst als eine Sache, sondern erlöst, um mit Ihm für immer im heiligsten aller Bande vereinigt zu werden. Mit dem Herrn verheiratet. Das ist die Bedeutung des Menschensohnes. Ja, er ist frei, er kann es tun.


Die Willigkeit zu lösen

Es bleibt nur noch eine Frage. Ist Er auch willig? Er hat das Recht, Er hat das Mittel, Er hat die Freiheit. Wird Er es auch tun? Oh, wie mussten Ruth und Noemi wohl mit stockendem Atem und schlagendem Herzen gewartet haben, bis die endgültige Frage geregelt und beantwortet war. Wird er es tun? Ist er dazu bereit? Nun, was sagen wir dazu? Er hat es getan! , und das beantwortet die Frage abschließend. Was bleibt, wenn wir noch nicht im Genuss davon sind, ist es, es zu akzeptieren, es zu glauben. Er ist willig!


Möge der Herr unsere Herzen entflammen und unsere Sicht von Jesus, dem Sohn des Menschen, erweitern.


In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.