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Der Kelch und das Feuer

von T. Austin-Sparks

Kapitel 2 - Der Konflikt der Zeitalter


«Ich bin gekommen, ein Feuer auf die Erde zu bringen, und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet! Aber ich muss mich taufen lassen mit einer Taufe, und wie drängt es mich, bis sie vollbracht ist!» (Lk. 12,49.50). font-family:Verdana">

In unserer ersten Botschaft beschäftigten wir uns hauptsächlich mit dem Kelch und dessen Konsequenzen hinsichtlich der Ausbreitung des Feuers, mit der Absicht, aufs Neue die Beziehung zwischen diesen beiden Dingen in den Blick zu kriegen: Dass es kein Ausbreiten des Feuers und all dessen gibt, was dies für den Fortschritt des Evangeliums und das Wachstum der Gemeinde bedeutet, es sei denn, die Bedeutung des Kelches sei als Grundlage von allem eingesetzt worden, mitten im Herzen des Volkes Gottes.

Wir wollen nun einen Blick auf das 12. Kapitel der Apostelgeschichte werfen, denn dieses Kapitel ist ein Mikrokosmos von der Geschichte des Kelchs und des Feuers. Natürlich trifft das auf das ganze Buch zu: Es geht zweifellos um den Kelch – um die Gemeinde in ihrer Leidensbeziehung zum Herrn. Aber es ist auch das Buch des ausgebreiteten Feuers. Wie ich sagte, ist dieses Kapitel eine Miniatur dieser ganzen großen Wahrheit; in Wahrheit ist es eine Miniatur des Zeitalter währenden Kampfes zwischen den Mächten des Bösen und den unbesiegbaren geistlichen Mächten, die schließlich siegen werden. Die ungeheure Menge von Geschichte und Wahrheit, die in diesem Kapitel verpackt ist, hört nicht auf, uns zu bewegen und zu erregen, wenn wir es lesen. Ich frage mich, ob es überhaupt ein anderes Kapitel in der Bibel gibt, das so schwanger ist mit Sätzen und Wendungen, auf einander getürmt, von denen jedes einzelne, ohne Übertreibung, unser ganzes Kapitel füllen könnte.

Nehmt einige dieser Wendungen, nur ein paar aus vielen: «Um jene Zeit aber ...». Was für ein Schlüssel ist das doch, und wie viel öffnet uns dieser Schlüssel, wenn wir uns bei ihm aufhalten! Vielleicht werden wir sogleich Gebrauch davon machen. «Der König Herodes ...». Es liegt weit mehr darin, als ihr erkennen könnt. «Legte ... Hand an etliche von der Gemeinde, um sie zu misshandeln» - Die Misshandlung der Gemeinde, oder die versuchte Misshandlung der Gemeinde. «Tötete Jakobus...» Wir haben vorhin schon erwähnt, dass es dieser Jakobus mit Johannes war, der zum Herrn kam und die Plätze zur Rechten und Linken in der Herrlichkeit forderte, an den der Herr unmittelbar danach die Aufforderung richtete: «Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und ihr euch mit der Taufe taufen lassen, mit der ich getauft werden?» Und sie antworteten: «Wir können es». «Ihr werdet...». «Und er tötete Jakobus ... mit dem Schwert». «Als er sah, dass das den Juden gefiel...». «Es gefiel den Juden! » Auch da liegt viel drin. «Fuhr er fort...» Und so könnten wir noch lange weiterfahren. Das ganze Kapitel ist voll von Sätzen und Wendungen wie diese, die mit Bedeutung voll bepackt sind.

Werfen wir einen Blick auf die Botschaft dieses Kapitels. «Um jene Zeit aber...» Um welche Zeit? Es ist bedeutungsvoll, euren Finger auf diese Aussage zu legen und die Zeit zu beachten. Die Antwort ist sehr weitläufig, aber sie hat zwei Hauptgesichtspunkte. Die eine Antwort liegt in Herodes selbst, und die andere liegt hinter Herodes, und sie reicht viel tiefer – es ist die Antwort, die Satan betrifft. Betrachten wir zuerst die Antwort in Herodes.

«Der König Herodes» (V. 1). Es gab 6 Herodes in der Bibel. Sie alle stammten aus Idumäa: Sse versammeln sich alle unter dem symbolträchtigen Namen «Edom». Das heißt, sie waren Nachkommen Esaus, nicht Israels. All das ist voller Bedeutung. Dieser Mann vor uns war der erste und auch der letzte von ihnen, der mit Recht diesen Titel «König» trug. Keiner von denen vor ihm besaß diesen Titel, und als er starb, wurde ihnen der Titel «König» wieder genommen.

Wir sind hier Zeugen der Kulmination einer langen Geschichte. Man sollte jetzt die Prophetien von Obadjah lesen, um die wahre Bedeutung des Sachverhalts zu verstehen – dieses historischen Antagonismus zwischen Fleisch und Geist, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Esau und Israel. Es besteht hier eine lange Geschichte, die mit diesem Mann einen Höhepunkt erreicht, der nun den Titel eines «Königs» annimmt. Welche Ironie, dass die Juden von einem Nachkommen Esaus und nicht Israels beherrscht werden sollten, und dass dieser Herrscher erst noch durch das heidnische Rom eingesetzt werden würde! Es lohnt sich, darüber nachzudenken. Wir befinden uns mitten in einem ungeheuren Drama, und es ist profund faszinierend – und oh – wie tiefgründig lehrreich!

«Um jene Zeit aber legte der König Herodes Hand an etliche von der Gemeinde ... Und als er sah, dass es den Juden gefiel...» (V. 1.3). Warum aber sollte Herodes zu jener Zeit diese den Juden wohlgefällige Sache unternehmen? Es mag wie eine menschliche Geschichte aussehen, es mag wie etwas sehr Simples aussehen, doch es handelt sich um die Entfaltung einer viel tieferen Angelegenheit. Satan ist, wie wir wissen, sehr tief, aber Gott ist noch tiefer, und genau das geschieht hier. Wenn ihr einen Blick ins vorausgehende Kapitel werft, stellt ihr fest, dass eine große Hungersnot herrschte. «In diesen Tagen aber kamen Propheten von Jerusalem herab nach Antiochia. Und einer von ihnen, mit Namen Agabus, trat auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte; diese trat dann auch ein unter dem Kaiser Claudius... Um jene Zeit aber» (Apg. 11,27.28; 12,1).

Die einfache Antwort lautet: Die Juden waren ein Volk, das sehr schwer zu regieren war. Natürlich ist das vollkommen klar; das wissen wir. Doch fügt dieser normalen, gewöhnlichen, allgemeinen Schwierigkeit eine Hungersnot hinzu. Ihr wisst, dass nichts schneller zu einer Revolution als gerade Dürrezeiten und Hunger. Später in der Geschichte wird uns gesagt, dass das Volk von Tyrus und Sidon in Phönizien sein Nahrung von der Provinz des Herodes erhielt (V. 20). Es war eine Frage der Ernährung, und sie war sehr akut geworden. Da ist ein Brodeln, eine Erregung und ein Aufruhr im Gange, und Herodes muss etwas unternehmen, um das Volk von seinen Problemen abzulenken, um sie zu beschäftigen. Etwas musste für sie getan werden; es musste irgend eine Zerstreuung geben. Er kann nicht für Nahrung sorgen und die Hungersnot vermeiden; sie ist gekommen, sie ist eine Tatsache. Wenn er also seine Stellung halten und das Volk bei guter Laune behalten und sie unter Kontrolle halten wollte, musste er etwas tun, was ihm gefiel. Und da habt ihr eure Antwort!

Es klingt wie eine menschliche Geschichte, mit ein paar Tricks, politischen Manövern oder wie immer ihr es nennen mögt; doch das ist nur der eine Teil der Antwort. «Um jene Zeit aber...». Warum wollte er den Juden gefallen? Nun, da haben wir die Antwort. Wie kann er den Juden gefallen? Er kennt ihren Hass auf die Christen – auch das eine lange Geschichte – und so « legte er Hand an ... um etliche von der Gemeinde zu misshandeln». Die Christen wurden dazu benutzt, dieses wackelige, falsche Königreich von Herodes zu stützen, um seinen Thron intakt zu halten. Er benutzte sie für seine eigenen Zwecke. Nun, das ist nur ein Teil der Antwort – Herodes’ Teil. Und es ist ein ganz einfacher.

Doch wollen wir hinter Herodes gehen, denn Herodes handelt nicht allein. Da gibt es etwas mehr, etwas Tieferes. Die tiefere und realistischere Antwort auf diese Frage finden wir im satanischen Bereich hinter diesem Menschen. Lasst uns noch einmal Kapitel 11 betrachten, Vers 19: «Die nun, welche sich zerstreut hatten seit der Verfolgung, die sich wegen Stephanus erhoben hatte, zogen bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia und redeten das Wort zu niemand als nur zu Juden».

«Die nun, welche sich zerstreut hatten seit der Verfolgung, die sich wegen Stephanus erhoben hatte ...». Das ist ein tiefgründiges, umfassendes Wort. Etwas ist geschehen. Oh, wie viele Dinge sind da geschehen! Das führt uns zum Kapitel 7 zurück – zum Martyrium von Stephanus. Stephanus wurde gesteinigt; das war der Kelch. Es sieht wie ein immenser Triumph aus für den Teufel. Stephanus war ein mächtiger Mann im Geist; gewaltige Hoffnungen hatten sich mit dem Leben dieses jungen Mannes verbunden. Einige haben, nachdem sie seine Rede gelesen und studiert hatten, gesagt, er sei Saulus von Tarsus mindestens ebenbürtig gewesen. Und da wird er nun ermordet. Es sieht so aus, als hätte Satan tatsächlich triumphiert.

Was aber geschah danach? Von diesem Punkte an wurden die Gläubigen weit herum zerstreut, und sie gingen überall hin und legten Zeugnis ab. Saulus von Tarsus bekehrte sich, und was für eine gewaltige Sache war das doch! Petrus wurde ins Haus von Kornelius geführt, weit hinauf in den Norden; und wir wissen, was sich dort zugetragen hat – das Tor öffnete sich für die Heiden. Dinge von größter Bedeutung resultierten aus dem Kelch, aus dem Kelch des Herrn; aus der Taufe und dem Leiden, in das die Gemeinde hineingetauft wurde. Ständig wurden Gläubige der Gemeinde zugeführt (9,31.42; 11,21.34). Die Sache wuchs. Das Feuer breitete sich aus. Satans Königreich wurde erschüttert. Das Königreich Satans wurde bis in seine Tiefen hinab aufgewühlt, und etwas musste diesbezüglich geschehen.

Jemand hat es bündig formuliert: «Diese Leute, die die ganze Welt in Aufruhr versetzen» (17,6). «Um jene Zeit aber ... der König Herodes...» Seht ihr? Das ist die Erklärung. Aus dieser Taufe des Leidens unseres Herrn Jesus hervor, in das die Gemeinde gestürzt wurde, breitet sich das Feuer aus; doch der Feind ist aufgewühlt, tief aufgewühlt. «Herodes legte Hand an» - und hinter dieser Hand ist eine andere Hand verborgen, um «etliche in der Gemeinde zu misshandeln. Und er tötete Jakobus... mit dem Schwert. Und als er sah, dass dies den Juden wohlgefiel...» , ging er weiter. Ich möchte bei jedem dieser Fragmente verweilen, weil in jedem von ihnen eine Botschaft steckt. Herodes wird von seinem eigenen Drang angetrieben. Hab ein wenig Erfolg, und sieh, was es dir bringen wird.

Doch wenden wir uns für einen Augenblick davon weg zu der anderen Seite – zu dem, was wir in der Tat ein Drama nennen könnten, die der souveränen Königsherrschaft des Herrn. Es wird alles mit drei Dingen zusammengefasst: «Herodes ... legte Hand an, um zu misshandeln ... ein Engel des Herrn schlug ihn ... das Wort des Herrn aber wuchs und vermehrte sich» (12,1.23.24). Das ist ungeheuerlich, nicht wahr? Wir beginnen mit der Geschichte, dass Herodes seine Hand ausstreckte; und wir enden bei der Geschichte, wo Herodes von Würmern aufgefressen wird und seinen Geist aufgibt. Ihr beginnt damit, dass die Gemeinde eine Opfer und eine Märtyrerin ist; und ihr endet damit, dass das Wort Gottes wächst und sich vermehrt. Das ist die Geschichte eines andern Königs. Es ist die Geschichte von zwei Königen, die ihre Kräfte aneinander messen. Es ist, wie ich am Anfang gesagt habe, der Mikrokosmos dieser langen Geschichte des Konfliktes zwischen den Mächten des Bösen und jenen unbesiegbaren Mächten des Geistes, wie auf die lange Sicht stets triumphieren werden.

Hier aber erhebt sich eine drängende Frage. Wenn ihr an den Anfang denkt, dass er Johannes mit dem Schwert tötete, und, als er feststellte, dass dies den Juden gefiel, sich daran machte, auch noch Petrus zu fassen – dann lautet die Frage, die nach einer Antwort schreit: Warum lässt Gott so etwas zu? Warum schritt Er nicht ein, bevor Jakobus mit dem Schwert umgebracht wurde? Warum gebot er dieser Sache nicht Einhalt, bevor Petrus ins Gefängnis geworfen wurde? Ah, das ist ein anderer Schlüssel zu einer weiteren, langen Geschichte, nicht wahr? Das Geheimnis von Gottes zulassendem Willen: Gott lässt es zu, dass Seine Knechte, Seine so nützlichen Knechte, getötet oder ins Gefängnis geworfen werden; er lässt es zu, dass die Gemeinde so leiden muss. Warum lies Gott es zu?

Die Antwort liegt tief unten im Kelch. Wenn ihr tief genug in den Kelch hinunter blickt, werdet ihr die Antwort finden. Lasst es mich folgendermaßen ausdrücken – es liegt tief im Kreuz drin. Gott benutzt, gemäß dem Geheimnis Seines Willens und Seines Weges, die Gemeinde wie Er Israel benutzte, um die bösen Mächte so herauszufordern, dass sie sich selber zerstörten. «Gott bewegt sich auf geheimnisvolle Weise...». Ist es die Gemeinde, oder sind es die ihr feindlichen Mächte, die am Ende zerstört werden? Ihr könnt die Antwort in der Geschichte sehen. Wir finden sie auch hier, in diesem Kapitel, gleichnishaft. Ihr habt hier Israel in Ägypten. Welch gewaltige Ausweitung des Pharao – wie er herausgefordert wurde, wie er bis zum Limit seiner eigenen Ressourcen und noch darüber hinaus herausgefordert wurde, bis all seine Ressourcen erschöpft waren, und dann schlug Gott zu. Die Totalsumme seiner Ressourcen (lies: sein ganzes Heer) brach ein und wurde vernichtet – und Gott benutzte ein leidendes Volk, um das alles herauszufordern.

Das ist die Geschichte hier. Im Geheimnis der Wege Gottes leidet die Gemeinde, doch ihr Leiden stammt vom Feind, den Gott mittels der Gemeinde herausfordert, indem er ihn auspresst und ausweitet. Und wenn sein Kelch der Bosheit voll ist, zerschmettert ihn Gott, so dass er irreparabel ist. Das ist das Ende von Herodes. Es ist die Gemeinde, die dies herbeigeführt hat. Es sind die Leiden von Jakobus und Petrus und der Gemeinde in jenen Tagen, die das vollbracht haben. Aber findet sich das nicht gerade im Kreuz? Betrachtet das Kreuz! Ist das Kreuz die Ausweitung aller Mächte des Bösen und der Hölle? Natürlich ist es das! Wenn ihr ihn dort am Kreuz seht, tot, und wisst, wie dies zustande gekommen ist, und alles, was nötig war, um dies zustande zu bringen – menschlicher und Satanischer Bosheit und Kränkung – fragt ihr: Gibt es noch etwas mehr, das sie tun könnten? Nein! Wie also lautet die Antwort? Das ausgebreitete Feuer! Das ist die Antwort. Es ist der Kelch, es ist das Kreuz; es ist ein fester Bestandteil dieser ganzen Angelegenheit. Die Leiden Christi, die uns, der Gemeinde, gegenüber überhandnehmen, bewirken Satans Untergang – und für uns ein alles überragendes und ewiges Gewicht an Herrlichkeit» (2. Kor. 4,17).

Warum lässt Gott das zu? Wartet, wenn ihr könnt, in Geduld und im Glauben. «Hier ist die Geduld der Heiligen« (Offenb. 13,10; 14,12). Erinnert ihr euch an dieses Wort? Wenn ihr warten könnt, werdet ihr sehen, dass einerseits euer bzw. eure Leiden dem Königreich Satans Schaden zugefügt, ihn ans Ende seiner Kraft gebracht haben; sie forderten ihn bis zum äußersten heraus, sie waren die Zeichen seiner Herausforderung. Andererseits haben die Leiden für euch Herrlichkeit bewirkt. Und in der Zwischenzeit geschah geistliches Wachstum, geistlicher Fortschritt, ausgebreitetes Feuer.

Gott benutzt das Werk Satans für Satans Untergang. Doch die Gemeinde und die Heiligen sind das Werkzeug dazu. Diese Schlacht wird in ihrer Seele ausgetragen. «Damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Regionen durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekannt gemacht werde» (Eph. 3,10). Etwas geschieht da im Unsichtbaren.

Das Fortschreiten des Wortes Gottes ist eine kostspielige Sache. Es schließt viel Leiden in sich – es schließt den Kelch in sich; doch das ist Sein Weg. Wir sehen hier also, wie Gott Satans Werk benutzt – auf der einen Seite zu Satans eigenem Untergang und Sturz, und auf der andern Seite für das Fortschreiten des Wortes, für das Voranschreiten der Gemeinde und für die Herrlichkeit Gottes. Und das ist alles verpackt in dieser Seelenpein der Gemeinschaft mit Seinen Leiden.

Ihr und ich, wir haben recht große Schwierigkeiten zu verstehen, warum Paulus sich danach sehnen sollte, die Gemeinschaft Seiner Leiden kennen zu lernen. Es ist eines der schwierigsten Gebete, die wir je beten können, nicht wahr? Doch Paulus kannte dieses Geheimnis, dass dies nämlich der Weg des Fortschritts des Evangeliums ist, dass dies der Weg ist, all das zu zerstören, was ihm im Wege steht: Die Gemeinschaft Seiner Leiden; denn das ist das Herzstück des Kreuzes unseres Herrn Jesus selbst.

Und all dies liegt im Kelch drin. Damit hört der Kelch auf, bloß ein Gegenstand, eine bloße Sache zu sein: er wird zu etwas Lebendigem, zu etwas Machtvollem. Dieser Kelch ist eine gewaltige Macht in diesem Universum. Wenn wir, ihr und ich, das nächste Mal zum Tisch des Herrn treten, möge Gott uns eine größere Wahrnehmung dessen schenken, welch gewaltige Sache hier vorliegt, die jeden Bereich in Seinem Universum tangiert. Es ist die Symbolik von etwas Lebendigem. Dieses Blut redet, dieses Blut erzählt, dieses Blut zählt. Blut ist entscheidend; es ist eine schreckliche Macht in diesem Universum. Wenn wir den Kelch ergreifen, und dabei die Taufe, das Leiden akzeptieren, dann lasst uns erkennen, dass wir im Glauben auch den ungeheuren Sieg, den es darstellt, ergreifen. Es ist in der Tat kostspielig!

Lasst uns nun sehen, wo dies alles bewirkt wurde. Auf der einen Seite befindet sich Herodes – der böse, böse Herodes, mit der ganzen Grausamkeit seiner langen Geschichte, die bis zu Esau zurückreich; die Juden, entzückt darüber, dass etwas gegen die Nachfolger Jesu unternommen wurde; das Gefängnis, die Ketten, die strengen Wachen innen und außen – vier Vierereinheiten von Soldaten. Das sind Dinge, die große Mächte repräsentieren und auch auf große Schwierigkeiten hinweisen – es sind all die Dinge, die der Sache entgegen stehen. Es sind nicht bloß Worte, es sind ungeheure Dinge, sie alle, wenn man sie vom natürlichen Standpunkt aus betrachtet. Das ist die eine Seite. Auf der andern Seite haben wir «einen Engel des Herrn»: und schon sind die Juden, das Gefängnis, die ketten und die Wachen wie nichts.

Wo also wurde es bewirkt? In einer Gebetsversammlung, sozusagen mitten zwischen den beiden Parteien. Zwischen den Mächten der Hölle und des Himmels befand sich die Gemeinde im Gebet. Es hätte nicht anders bewerkstelligt werden können. Jene Mächte des Bösen hätten sich der himmlischen Autorität des erhöhten Christus, durch einen Engel repräsentiert, nicht gebeugt, hätte es das nicht gegeben, was in jenem Raum vor sich ging. «Doch», so lesen wir, von der Gemeinde wurde unablässig ... gebetet». Doch... Doch... Fort mit all den Mächten! Berechnet sie, nehmt ihre volle Kraft und Bedeutung auf, und dann setzt ein einziges Wort darüber - «Doch». «Die Gemeinde betete...». Und als Antwort darauf war der Engel – und alles andere dazu, wie nichts.

Die Gemeinde im Gebet. Wie denkt ihr darüber? Es heißt, «es wurde unablässig gebetet», doch gibt das deutsche Wort nicht die Kraft von all dem wider. Das griechische Wort bedeutet wörtlich «ausgedehnt», «ausgestreckt». Die Gemeinde betete in einer «ausgestreckten» Weise; die Gemeinde war ausgedehnt. Aber auch Satan war ausgedehnt, der Himmel war ausgedehnt, und diese beiden Mächte gerieten in Kollision, weil die Gemeinde ausgedehnt wurde. Es wird nie auf irgend eine andere Weise zustande kommen; es wird genau so sein. Welch gewaltige Sache ist doch darin eingewickelt, wenn die Gemeinde am Beten ist.

Wenn ich mich so in die Geschichte vertiefe, strömen viele, viele Gedanken, die nicht in dieser Geschichte vorkommen, in meinen Sinn. Wie anders wäre es doch herausgekommen, wenn die Gemeinde, statt sich zu versammeln und sich in Einheit und im Gebet dieser Situation zu stellen, gesagt hätte: «Oh, hätte doch bloß Stephanus diese Dinge nicht gesagt! Wäre so-und-so doch nur ein bisschen diskreter vorgegangen; hätte doch nur..!» und tausend andere tadelnde Worte: sie hätten einander die Schuld geben und bestimmte Leute dafür verantwortlich machen oder die Sache auf dies oder jenes zurückführen, oder sich ins Schneckenhaus zurückziehen können, bis sie lauter Fragen und Vorwürfe und Anschuldigungen und somit «einen Fall» gehabt hätten. Und das Ganze wäre sabotiert worden! Liebe Brüder und Schwestern, wann immer so etwas geschieht, müssen wir tiefer blicken. Hinter all dem steckt die Strategie von Herodes, um die Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Wenn der Teufel erreichen kann, dass wir uns in uns selbst zurückziehen und uns nur noch mit unseren Problemen beschäftigen, so dass wir uns nur noch gegenseitig unsere Fehler, Schwächen und unser Versagen usw. vorhalten, dann hat er das ganze Geschäft des Herrn zu Fall gebracht. Dann könnt ihr beten und beten und beten, doch wenn da im Hintergrund der Widerspruch einer Trennung vorhanden ist, dann betet ihr vergebens. Der wird nicht darauf eintreten.

So beteten sie als Gemeinde auf diese «ausgestreckte» Weise. Sie hatten nichts anderes im Sinn; sie waren ein Herz und eine Seele. Sie konzentrierten sich auf ein satanisches Komplott. Da liegt eine Lektion drin. Oh, wie wird doch unser Gebet durch tausend und ein Dinge gelähmt, die, würden wir nur die Wahrheit kennen, gar nicht das Problem sind – es sind bloß Dinge, die Satan aufgegriffen hat. Es mögen Fehler sein. War denn irgend einer der Apostel fehlerlos? Es mag Schwachheiten geben; doch solange ihr am Werk des Herrn beschäftigt seid, wird der Herr in Aktion treten.

Hinsichtlich des Disputs zwischen den Aposteln und der Magd Rhode wegen Petrus wurde gesagt, sie hätten die ganze Nacht gebetet und gebetet und gebetet, und als ihr Gebet dann erhört wurde, hätten sie es nicht geglaubt; und es gibt sogar Leute, die sagen, also hätten sie wohl kaum im Glauben gebetet. Doch da gibt es andere Gesichtspunkte. Angenommen, einige von uns beten für einen lieben Bruder, der jetzt im Gefängnis ist, mit aller Kraft. Stellen wir uns vor, jemand käme und sagte: «Bruder so-und-so steht vor der Tür!» Würden wir nicht auch sagen: «Das kann nicht er sein!?» Würden wir nicht klare Beweise fordern? Und dies nicht, weil wir nicht glauben können, dass der Herr es tun könnte oder wollte; aber irgendwie stockt uns doch, wenn der Herr genau das tut, worum wir gebetet haben, der Atem, und wir können es zunächst nicht glauben. Habt doch Erbarmen mit jenen Gläubigen und beschuldigt sie nicht des Unglaubens. Tatsache ist doch, dass sie, obwohl sie so gebetet haben mögen, und obwohl Fehler und Schwächen vorhanden waren, bei der Arbeit waren und dass sie darin eins waren, und so griff der Herr ein.

Wie vieles ging daraus hervor! Sie durchstanden die ganze Situation und gelangten zu dem entscheidenden Punkt; sie legten alle anderen Überlegungen beiseite, und aus ihren Geburtswehen heraus wurde etwas geboren. Ihr erinnert euch an das, was nach Kapitel 12 folgte. Im vorherigen Kapitel (11,19-30) trat Antiochien ins Blickfeld: und nun werden Paulus und Barnabas von Antiochien ausgesandt, und so geht es weiter und weiter. Das Feuer wird bis ans Ende der Erde ausgebreitet – als Ergebnis dieser einen Sache:
die Gemeinde betete.

Es ist eine wunderbare Geschichte, aber ich finde es schwierig, sie euch zu vermitteln. Sie entspricht so sehr dem wirklichen Leben. Es gibt stets so viel Platz für das Geheimnis der Wege Gottes. Warum? Warum? Warum? Wenn ihr bei all den «Warums» von Gottes Weisheit stehen bleibt, werdet ihr gelähmt. Lasst mich euch daran erinnern, was wir am Anfang unserer ersten Botschaft gesagt haben. Hier wird ein Gesetz eingeführt, erklärt und festgesetzt – dass es keine Ausbreitung des Feuers geben könne ohne den Kelch, und dass dieser Kelch stets ein Geheimnis sei. Er drückt sich stets auf eine Art aus, von der ihr sagen könnt: «Warum das...?» «Warum jenes...?» «Warum lässt Er das zu?» All diese «Warums» werden euch lähmen, wenn ihr nicht diese festgelegte, sichere Position erreicht habt, dass nämlich der Kelch (in euer Leben) gekommen ist, um zu bleiben; er wird bis ans Ende bei uns sein.
Doch in diesem Geheimnis des Leidens, das Gott zulässt, und in all dem, was der Kelch in einem gekreuzigten Sohn Gottes und einer gekreuzigten Gemeinde bedeutet – in all dem sehen wir den Weg, wie Satan zunichte gemacht und das himmlische Königreich eingerichtet wird. Möge Gott das in uns festsetzen und uns Gnade schenken!

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