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Die Himmlische Berufung - Band 1

von T. Austin-Sparks

Kapitel 6 - Einige Titel als Beweis für die Veränderung

Der Punkt, den wir nun erreicht haben, ist der, dass Gott bei der Konstituierung des geistlichen Israel derselben Linie folgt, wie Er sie beim irdischen Israel eingehalten hat, doch mit einem großen Unterschied – beim irdischen verfolgte Er zeitliche Ziele, beim himmlischen dagegen himmlische. Doch sind beide im Prinzip ein und dasselbe. Wir haben schon etwas davon gesehen, und wir werden gleich mehr sehen.

Gewiss, es muss vollkommen zutreffen, dass es das ist, was Gott tut. Der Brief an die Hebräer ist das große Dokument des Übergangs von einem Israel zum andern, und darin finden sich viele Beweise für diese Wahrheit. Sollte irgend jemand Zweifel hegen, so gibt es ein Fragment, das all diese Frage beantworten kann: «Denn ihr seid nicht zu dem Berg gekommen, den man anrühren konnte, und zu dem glühenden Feuer, noch zu dem Dunkel, der Finsternis und dem Gewittersturm, noch zu dem Klang der Posaune und dem Donnerschall der Worte, bei dem die Zuhörer baten, dass das Wort nicht weiter zu ihnen geredet werde – denn sie ertrugen nicht, was befohlen war: «Und wenn ein Tier den Berg berührt, soll es gesteinigt oder mit einem Pfeil erschossen werden!» Und so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach: «Ich bin erschrocken und zittere!» (Hebr. 12,18-21)

Das ist das alte Israel, das auf dem Berg konstituiert wurde. Das Wort an uns jedoch lautet: «Ihr seid nicht zu dem gekommen. Das ist nicht die Art, wie Gott Sein neues Israel konstituiert».

«sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als das Blut Abels» (Hebr. 12,22-24).

Das beendet gewiss alle Argumente. Auch wenn wir nur diesen Paragraphen hätten im Neuen Testament, sollen wir den Unterschied kennen zwischen dem alten Heilsabschnitt und dem neuen, zwischen Judaismus und Christentum, und zwischen dem, worin sie waren, und worin wir jetzt sind.

Doch das ist nicht alles: Es ist nur ein Teil des ganzen Arguments. Ich möchte, dass ihr euch einige der Titel in diesem Brief merkt, die ein Beweis für diese Wahrheit sind:

1 Gottes Familie
Wir alle wissen, dass Gott auf Israel als auf Seine Familie blickte. Er sagte zu Pharao: «Lass meinen Sohn ziehen» (Exodus 4,22). Der Beweis wäre zu viel für uns, wenn wir ihn voll verfolgen wollten, aber es ist recht klar, dass Gott das Israel von einst in einem gewissen Sinne als Seine Familie betrachtete. Sie waren Seine Kinder, und in diesem Sinne sprach Er von sich als von ihrem Vater.

Hier, in diesem Brief des Übergangs vom alten Israel zum neuen, wird diese Vorstellung in den geistlichen Bereich übertragen: «Denn es war dem angemessen, um dessentwillen alles ist und durch den alles ist, da er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber ihres Heils durch Leiden zu vollenden. Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem. Aus diesem Grund schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu nennen, sondern spricht: «Ich will meinen Brüdern deinen Namen verkündigen; inmitten der Gemeinde will ich dir lobsingen». Und wiederum: «Ich will mein Vertrauen auf ihn setzend»; und wiederum: «Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat» (Hebr. 2,10-13).

Ihr werdet eine ganze Liste von Zitaten aus dem Alten Testament in diesem Zusammenhang finden. Früher bezog es sich auf das alte Israel. Diese Israel jedoch wurde jetzt beiseite gesetzt und Gott greift dieses Prinzip des Familienlebens auf eine neue Weise auf in Bezug auf sich selbst. Sein Sohn ist «der Erstgeborene unter vielen Brüdern» (Römer 8,29), und wir sind «Söhne Gottes durch den Glauben an Jesus Christus» (Galater 3,26).

Vielleicht habt ihr bemerkt, dass die allererste Vorstellung Gottes die einer Familie war – die Idee wurde in Seinem Herzen geboren. Dabei handelt es sich nicht um eine offizielle Gemeinschaft oder Institution. Das Tiefste im Herzen Gottes in Bezug auf uns ist dies, uns als Seine Kinder zu haben, und ihr, die ihr die Bibel kennt, werdet imstande sein, eine große Zahl von Schriftstellen zu zitieren, wie z.B: «Wie sich ein Vater seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die Ihn fürchten» (Ps. 103,13). Wir könnten einen ungeheuren Berg von Belegstellen zu Gott als Vater und zu Seinem Volk als Seinen Kindern anhäufen. Er hätte eine Organisation von Leuten gründen und daraus eine Art Gesellschaft bilden können. Er hätte einige von diesem Ort und andere von jenem berufen, ihnen den Namen einer Denomination geben und sagen können: «Nun seid ihr Mitglieder dieser Denomination. Ihr seid zu dieser Organisation geformt worden.» Doch Gott hatte nie eine derartige Idee. Seine Vorstellung ist eine Familie, und der Herr Jesus sagte, er sei in diese Welt gekommen, um Gott besonders als Vater zu offenbaren - «Ich habe sie in deinem Namen bewahrt, den du mir gegeben hast... ich habe ihnen deinen Namen offenbart» (Joh. 17,12.26). Der Name Gottes, der am häufigsten über Jesu Lippen ging, war «Vater», und Gott hat den Geist Seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, so dass wir dasselbe sagen können - «Weil ihr Söhne seid, hat Gott den Geist Seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der ruft: Abba, lieber Vater» (Gal. 4,6).

Das ist sehr elementar, aber es tobt ein großer Kampf um dieses Familienkonzept. Wir machen uns keine allzu großen Sorgen, wenn irgend eine Organisation auseinander bricht, nicht einmal, wenn es die Vereinten Nationen sein sollte; aber es erfüllt uns immer mit Kummer und Scham, wenn eine Familie auseinander bricht. Wir haben das Gefühl, dass an einer Familie etwas ist, das mit sich eine sehr heilige Vorstellung trägt. Was für eine schlechte Sache ist es doch, wenn eine Familie getrennt wird. Wenn Kinder gegeneinander oder gegen die Eltern sind, der Mann gegen die Frau und die Frau gegen den Mann. Das ist ein besonderes Kennzeichen vom Werk des Teufels am Ende des Heilszeitalters. Es gibt in unseren Tagen nichts Schrecklicheres als das Auseinanderbrechen des Familienlebens. Die Listen von Ehescheidungen sind höchst bedrückend, und arme Kinder bleiben buchstäblich ohne Vater und Mutter zurück, weil die Familie auseinander gebrochen ist. Dies ist ein Schlag der tiefsten Art im Herzen Gottes, aber es bleibt nicht dabei.

Der traurigste Aspekt dieser ganzen Angelegenheit befindet sich in der Familie Gottes. Es gibt in diesem Universum nichts Schrecklicheres als das Auseinanderbrechen der Familie Gottes. Der Teufel macht sich keine großen Gedanken über Denominationen oder Organisationen, doch hat er etwas gegen diese Familiensache. Sie ist Gottes meistgeliebte Idee.

Ich denke, das ist eines der kostbarsten Dinge bei einer gemeinsamen Zeit wie dieser. Hier sind wir, und wir repräsentieren eine ganze Anzahl verschiedener Nationalitäten. Viele von uns sind sich vorher noch nie auf dieser Erde begegnet, und sie haben noch nicht einmal Zeit gehabt, sich die Hände zu schütteln, doch frohlocken wir hier zusammen als eine Familie. Der Familiengeist ist die kostbarste Sache, und er ist das eigentliche Kennzeichen des himmlischen Israels.

Ich habe oft gesagt, wenn ich über das himmlische Jerusalem redete, wie es symbolisch am Ende der Bibel präsentiert wird, dass es nur eine Straße habe. Unsere Liederdichter haben uns diesbezüglich in die Irre geführt, denn sie reden von den goldenen Gassen. Die Bibel sagt uns, es gebe nur eine einzige Straße von Gold. So müssen wir also in alle Ewigkeit in einer einzigen Straße leben! Was sagt ihr dazu? Wir wirst du mit deinen Nachbarn auskommen? Macht euch keine Gedanken, denn es wird eine sehr glückliche Sache sein, in einer einzigen Straße zu leben, denn seht ihr, es wird bloß eine einzige, heilige Familie sein. Wenn die ganze Familie eins ist, ist es nicht schlecht, Tür an Tür nebeneinander zu wohnen.

Nun, das ist bloß eine symbolische Art, darüber zu reden, aber ihr wisst, was es bedeutet. Es handelt sich um eine geistliche Beziehung: Vater, großer älterer Bruder, der alles verbindende Heilige Geist... «heilige Brüder, Gefährten in einer himmlischen Berufung». Es ist eine herrliche Sache, eine Gefährtenschaft zu haben.

So wird die erste Vorstellung von Gott im alten Israel geistlich auf das neue Israel übertragen.

2 Das Haus Gottes
«Auch Mose ist treu gewesen als Diener in seinem ganzen Haus, zum Zeugnis dessen, was (nachher) verkündet werden sollte. Christus aber als Sohn über sein eigenes Haus; und sein Haus sind wir, wenn wir die Zuversicht und das Rühmen der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten» (Hebr. 3,5.6).

Habt ihr beachtet, was das heißt? «Moses ist treu gewesen als Diener in seinem ganzen Haus, zum Zeugnis dessen, was (nachher) verkündet werden sollte». Wann ist dieses «nachher»? Es ist jetzt. «Sein Haus sind wir». Das Haus Gottes ist etwas, das im Prinzip von Gott vom alten ins neue herüber genommen worden ist. Petrus sagt, wir seien ein geistliches Haus – doch da ist etwas, das hier ganz deutlich gemacht werden muss. Wenn wir dieses Wort «Haus» benutzen, denken wir gewöhnlich an einen Ort, in dem Menschen wohnen, doch das ist hier nicht die Bedeutung des Wortes. Ich weiß nicht, ob ihr die Veränderung verstehen könnt, die ich vornehmen möchte, doch kennt ihr den Unterschied zwischen «Haus» und «Haushalt»? Ein Haushalt ist etwas ganz anderes als ein Haus. Ein Haushalt ist zwei Dinge: Das Volk, das dort wohnt, und die Ordnung, die dort herrscht. Es ist ein Haus mit einer bestimmten Art von Ordnung.

Das ist Gottes Haus, bestehend aus Seinem Volk , die sich unter Seiner Ordnung befinden. Er ist ein Gott der Ordnung. Er sorgt nicht nur dafür, dass die Dinge getan werden, sondern, dass sie auf Seine Art getan werden. Es bedeutet Ihm ebenso viel, wie die Dinge getan werden, als dass sie überhaupt getan werden. Gottes Haus ist ein Haus, das von Gott in Ordnung gehalten wird. Jedermann darin muss dem Geist Gottes unterworfen sein und muss unter Jesus Christus als das Haupt kommen.

Wir könnten sehr viel Zeit mit dem Haus Gottes verbringen! Wenn ihr jedoch die Anordnung des Lebens Israels im alten Heilsabschnitt anschaut, werdet ihr sehen, wie eigen Er war bezüglich dessen, was getan wurde und wie es getan wurde. Gottes geistliches und himmlisches Haus wurde am Tag von Pfingsten eingeführt, und da hatte Er wiederum Seine eigene Ordnung. Ihr könnt feststellen, wie in jenen ersten Tagen des Lebens der Gemeinde zwei Dinge geschahen. Gott verlangte, dass Seine neue Ordnung eingehalten werden sollte. Selbst die Apostel waren noch nicht völlig dazu gelangt, diese neue Ordnung anzuerkennen. Sie hielten sich noch ein bisschen an die alte Ordnung, und als sich der Herr im Falle von Kornelius, dem Heiden, in Richtung auf die Heiden zubewegte, sagte Petrus: «Nicht so, Herr. Das entspricht nicht der alten Ordnung. Ich bin nicht so erzogen worden. Das alte System sagt, ich dürfe das nicht tun. Nicht so, Herr». Doch der Herr ist Herr über Sein eigenes Haus, und Er machte Petrus vollkommen deutlich, dass Er eine neue Ordnung eingesetzt hatte. Das war ein neues Israel. Das Kreuz hatte eine große Veränderung bewirkt: «Was Gott gereinigt hat, das mache du nicht unrein» (Apg. 10,15). Das Kreuz ist mit aller Unreinigkeit verfahren und wir bewegen uns auf eine neue Grundlage zu.

Petrus sah das ein. Natürlich war diese Begebenheit nicht das Ende der Schwierigkeit, selbst nicht für ihn, doch glaube ich, wenn wir zu seinen Briefen kommen, finden wir einen Petrus vor, der die neue vollkommen akzeptiert hat. «Ein geistliches Haus», sagt er, «um geistliche Opfer darzubringen» (1. Petrus 2,5).

Doch haben wir beachtet, dass wir in der Apostelgeschichte zwei Dinge haben: Da gibt es eine Bewegung des Geistes Gottes im Blick auf die neue Ordnung, doch da gibt es auch die Bewegung des Bösen hinsichtlich dieser neuen Ordnung. Da ist jene schreckliche Episode von Ananias und Sapphire, die die neue Ordnung des Hauses Gottes übertraten. Sie brachten ihre eigenen, persönlichen Interessen herein, und Petrus fasste es auf diese Weise zusammen: «Warum hat Satan euer Herz erfüllt, dem Heiligen Geist gegenüber zu lügen?» (Apg. 5,3). An jenem furchtbaren Tag wurde die neue Ordnung auf den Kopf gestellt. Satan versetzte dieser neuen Ordnung einen Schlag, doch um zu zeigen, wie eifersüchtig Gott über Seine himmlische Ordnung wachte, seht, was diesen beiden widerfuhr! Gott hat deshalb das Prinzip sehr deutlich dargelegt, und Er ist sehr eifersüchtig auf Seine himmlische Ordnung.

Nichts Schwierigkeiten entstehen, wenn wir Gottes Ordnung verlassen. Solange sie aufgehoben ist, befindet sich alles in Unordnung.

Das genügt für den Augenblick hinsichtlich des Hauses Gottes - «dessen Haus wir sind».

3 Erben Gottes
Diese Angelegenheit mit dem Herrn Jesus selbst eingeführt.
«Den Er zum Erben aller Dinge gemacht hat» (Hebr. 1,1).

In Vers 14 des ersten Kapitels wird von uns als den «Erben der Verheißung» gesprochen, und im 8. Kapitel des Römerbriefes, Vers 17, sagt Paulus, wir seien «Erben Gottes und Miterben Christi».

Im irdischen Sinne sollte Israel Gottes Erbe sein. Abraham wurde verheißen, dass sein Same die Erde erben würde: Gott schloss einen Bund mit ihm, dass sein Same der Besitzer sein sollte. Israel sollte der Erbe Gottes werden, und sie sollten auch Miterben mit Jesus Christus werden. Doch sie töteten Gottes Erbe. Sie sagten, wie im Gleichnis, das der Herr Jesus erzählte: «Dies ist der Erbe: kommt, wir wollen ihn töten» (Mt. 21,38). Sie töteten den, den Gott zum «Erben aller Dinge» eingesetzt hatte, und indem sie dies taten, beraubten sie sich des Erbes.

Dann tritt die Gemeinde auf - «Erben Gottes und Miterben Christi». Die Gemeinde ist jetzt die Erbin der Verheißung, die Abraham gegeben wurde, und dieser ganze Brief an die Hebräer hat mit dem Erbe zu tun, dem großen Erbe, zu dem wir als Gefährten der himmlischen Berufung berufen wurden. Der Appell in diesem Brief an uns lautet: «Seht zu, dass ihr das Erbe nicht verpasst! Das alte Israel verlor es durch Unglauben. Ihr könnt das Erbe verlieren». So benutzt der Brief Israel als Illustration für die furchtbare Möglichkeit, dass auch Christen das Erbe verlieren können.

Beachtet ihr das kleine Wörtchen «wenn», das so oft wiederkehrt? «Wir sind Gefährten von Christus geworden, wenn wir den Anfang unserer Zuversicht bis ans Ende festhalten» (Hebr. 3,14). «Dessen Haus wir sind, wenn wir unsere Kühnheit festhalten» (Hebr. 3,6). Dieses kleine Wort ist ein sehr großes Wort! Eine Menge hängt davon ab. Wir reden nicht vom Verlust des ewigen Lebens, sondern des Vorsatzes unserer Erlösung, was etwas viel Größeres ist, als bloß gerettet zu werden. Paulus sagt, es werde eine Menge Leute geben, die in den Himmel kommen, aber alles verloren haben. Ihr ganzes Lebenswerk wird in Rauch aufgehen: «Er selbst jedoch wird gerettet; allerdings so wie durchs Feuer» (1. Kor. 3,15). Alles außer ihrer Errettung wird verloren gehen. Möchtet ihr in den Himmel kommen, «doch so wie durchs Feuer»? Nein, dieser Brief sagt, dass es etwas mehr gibt als bloß gerettet zu werden. Es gibt ein großes Erbe zu gewinnen, aber wir können es versäumen. Lest den Brief nochmals in diesem Licht.

Der Punkt jedoch, um den es uns hier geht, ist der, dass dieses Prinzip, Erben Gottes zu sein, auf das himmlische Israel übertragen wird.

4 Die Stadt Gottes
Wenn ihr in diesem Brief lest, werdet ihr feststellen, dass an verschiedenen Stellen auf die Stadt Bezug genommen wird, wie z.B: «Ihr seid gekommen... zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem» (Hebr. 12,22).

Das Leben Israels hatte sein Zentrum natürlich im irdischen Jerusalem. Es war das Zentrum ihrer Einheit. Sie waren alle eins wegen dieser Stadt. Darum mussten auch die Männer unter ihnen jedes Jahr so manchmal nach Jerusalem hinauf ziehen, und wenn sie vom Norden, Süden, Osten und Westen kamen, eine wunderbare Karawane, sangen sie die Lieder von Zion. Jene Psalmen über Zion sind wunderbare Psalmen, und diese Männer rühmten sich ihrer Stadt, denn in ihr fanden sie den Ausdruck ihres nationalen Lebens. Sie war das Zentrum ihrer Regierung. Ihr ganzes nationales Leben ging aus der Regierung in Jerusalem hervor. Ja, Jerusalem war für sie einfach alles.

Der Verfasser dieses Briefes an die Hebräer redet vom kommenden Tag, an dem das alles für immer vorbei sein wird, oder zumindest für einen ganzen Heilsabschnitt. Heute ist Jerusalem das eigentliche Symbol für die Trennung. Die Juden haben einen Teil, und die Araber einen andern, und sie können nicht im Frieden mit einander leben. Es ist das Symbol für Uneinigkeit, und vor Gott kann das nicht bestehen. So wurde es übergangen und Gott führte das himmlische Jerusalem ein - «Ihr seid gekommen... zur Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem».

Wir wurden «mitversetzt mit Ihm in himmlischen Regionen in Christus Jesus» (Eph. 2,6). All unsere Einheit als das neue Israel hat ihr Zentrum in Ihm droben. Es wird nur einen echten Ausdruck der Einheit unter dem Volk Gottes geben, wenn sie eine himmlische Position einnehmen. Unsere Einheit ist im Himmel, nicht auf Erden. Unsere Herrschaft stammt vom Himmel, nicht von der Erde. Paulus sagt, wir seien «Mitbürger mit den Heiligen» (Eph. 2,19), und unser Leiben sei «verborgen mit Christus in Gott» (Kol. 3,3).

Ja, die Stadt existiert. Gottes Gedanke in Bezug auf sie wurde auf das geistliche Israel übertragen.

5 Die Herde Gottes
Das alles sind wunderbare Vorstellungen vom alten Israel! Wenn jenes Israel Gottes Familie, das Haus Gottes, der Erbe Gottes, die Stadt Gottes war, so wurde es auch als Gottes Herde, Gottes Schafe gedacht: «Du führtest dein Volk wie eine Herde» (Ps. 77,20). Diese Vorstellung lag natürlich auch dem Schrei des Propheten Jesaja zugrunde: «Wir alle haben uns verirrt wie Schafe» (Jes. 53,6). Israel war Gottes Herde, und Er war ihr Hirte. Wir werden später länger dabei verweilen (s. Band II) – es ist in der Tat eine weitläufige Sache in dieser neuen Beziehung zum Herrn.

Gott hat auch dies übertragen, und es ist ein sehr kostbarer Gedanke von Ihm hinsichtlich des himmlischen Israel. Wir sind «das Volk Seiner Weide und die Schafe Seiner Hand» (Ps. 95,7), und wenn wir ans Ende dieses Briefes an die Hebräer kommen, haben wir dieses wunderbare Wort: «Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Herde von den Toten zurück gebracht hat... unser Herr Jesus» (Hebr. 13,20).

In einem gewissen Sinne ist diese Vorstellung rückwärts über den ganzen Brief verteilt. Die Gefährten Christi sind Seine Schaffe: «Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich... Meine Schafe hören auf meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir: und ich gebe ihnen ewiges Leben» (Joh. 10,14.27.28). Das ist eine großartige Aussicht für Schafe!

6 Das Königreich Gottes
Wir alle wissen, dass das alte Israel Gottes Königreich war, über das Er König war. Erinnert ihr euch, als sie Saul zum König wählten, wie Samuel sehr betrübt war und deswegen zum Herrn ging? Der Herr sagte zu ihm: «Sie haben nicht dich verworfen, sondern mich, dass ich nicht König über sie sein soll» (1. Sam. 7,7). Das Alte Testament hat sehr viel zu sagen hinsichtlich Israel als Gottes Königtum.

Dann aber kommen wir zu diesem neuen Israel: «Deshalb, da wir ein Königreich empfangen, das nicht erschüttert werden kann» (Hebr. 12,28). In der griechischen Zeitform heißt es: «Da wir im Begriff stehen, ein Königreich zu empfangen, das nicht erschüttert werden kann». Wir sind Gottes Königreich, ein Volk unter Seinem Königtum und Seiner Herrschaft.

Wir werden später sehr viel mehr über diese Angelegenheit zu sagen haben, doch ich denke, ich habe im Augenblick genug gesagt um zu zeigen, dass es sich hier um etwas sehr Reales handelt. Wir sind auf geistliche Weise in all das hinein gekommen, das schattenhaft im alten Israel vorgebildet war. Der Herr Jesus sagte zu jenem Israel: «Das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einer Nation gegeben, die seine Frucht bringen wird» (Mt. 21,43). Petrus sagte, wir seien «eine heilige Nation» (1. Petrus 2,9). Wir sind die Erben alles dessen, was Gott je Seinem Volk zugedacht hat. In uns, d.h. in Seiner wahren Gemeinde in diesem Heilszeitabschnitt steht Gott im Begriff, all das zu verwirklichen, das Er schattenhaft während vieler Jahrhunderte vorgebildet hat.

Wir sind ein sehr privilegiertes Volk. Was für Christen unserer Tage unbedingt notwendig ist, ist es, zu wissen, wozu Gott sie berufen hat. Viele wissen es nicht. Ihr könnt diese Welt bereisen und eine Mehrheit von Christen finden, die keine Vorstellung von diesen Dingen haben. Sie wissen, dass der Herr Jesus als Sohn Gottes in diese Welt gekommen ist, dass Er Sein wunderbares Leben lebte, Seine Taten vollbrachte, Seine Lehre vermittelte, einen sühnenden Tod starb und auferstand, dass Er in den Himmel zurückkehrte und wiederkommen wird; doch wissen sie kein bisschen davon, was es bedeutet, d.h. wozu das alles geschehen ist, all das Große, von dem wir eben erst gesprochen haben, und deshalb befindet sich das Christentum heute auch in einem solch armseligen Zustand. Sie haben keine echte Unterweisung bekommen und haben kein echtes Verständnis von Gottes großem Vorsatz in Seiner Gemeinde durch Christus Jesus. Es ist eine wunderbare Sache, dass wir in diesem Heilszeitabschnitt da hinein gelangt sind.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.