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Die Biographie des Heiligen Geistes von Christus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 1 - Das «Pergament», die «Feder» und der Vorsatz


«Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleich gestaltet zu werden, damit er der erstgeborene sei unter vielen Brüdern» (Röm. 8,19).

«Der hinab gestiegen ist, ist derselbe, der auch hinauf gestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfülle» (Eph. 4,10).

«Meine Kinder, um die ich noch einmal Geburtswehen leide, bis Christus in euch Gestalt gewinnt» (Gal. 4,19).

«Ihnen wollte Gott bekannt machen, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit» (Kol. 1,27).

«Es ist ja offenbar, dass ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafel des Herzens» (2. Kor. 3,3).

Es ist sehr wichtig für uns, zu erkennen, was diese letzten Worte eigentlich sa-gen. Was bedeutet 2. Korinther 3, Vers 3? Zunächst einmal können wir es in drei Teile aufbrechen.

Erstens sagt es, dass der Heilige Geist ein Leben von Christus schreibt. Zweitens, diese Niederschrift des Lebens Christi geschieht in der inneren Erfahrung der Gläubigen. Drittens, diese Biographie von Jesus Christus ist da, um von allen Menschen gelesen zu werden. Ist das vollkommen klar? Dann wollen wir es noch einmal aufteilen.


Das Pergament

Wir wollen mit dem Pergament beginnen. Ihr wisst, dass das Neue Testament ursprünglich auf Pergament geschrieben wurde. Eines Tages bat der Apostel jemand Bestimmten, seine Pergamente mitzubringen, und möglicherweise han-delte es sich dabei um seine Briefe. Nun sagt er, der Heilige Geist schreibe ein Leben von Christus auf Pergament, aber dieses Pergament sei das innere Leben der Gläubigen. Er sagt: «Nicht auf steinerne Tafeln», und obwohl er es eigentlich nicht so sagt, meint er, nicht auf Pergament. Das Schreibmaterial des Heiligen Geistes ist das innere Leben der Gläubigen. Der wiedergeborene Gläubige hat ein inneres Leben, auf das der Heilige Geist schreiben kann, doch wer nicht wiedergeboren ist, ist kein passendes Pergament für den Heiligen Geist. Der Apostel sagt eine ganze Menge darüber im 1. Brief an die Korinther. «Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss» (1. Kor. 2,14). Mit andern Worten, der natürliche Mensch ist kein geeignetes Schreibmaterial für den Heiligen Geist, und nur der geistliche Mensch eignet sich für das Werk des Heiligen Geistes.

Der Herr Jesus sagte dies zu Nikodemus, der sehr vertraut war die den Perga-menten des Alten Testamentes. Er wusste alles über jene Manuskripte, doch der Herr Jesus sagte ihm, er sei kein geeignetes Material für den Heiligen Geist. Er konnte ihn nicht empfangen, und darum konnte er nicht verstehen, was er tat. Der Herr Jesus sagte ihm: «Du musst von neuem geboren werden, denn du musst ein neuer Mensch sein, um zu verstehen, was der Heilige Geist sagt».

Dieser neue Mensch ist lebendig gemacht worden für den Heiligen Geist und ist empfindsam ihm gegenüber. Wir haben hier ein Tonbandgerät, und alles, was gesagt wird, wird aufgenommen, weil das Band empfindsam ist. Wenn jemand in dieser Versammlung hustet, dann hören wir das für Monate, und vielleicht noch viele kommende Jahre! So ist es mit dem Geist des neuen Menschen in Christus. Der Heilige Geist schreibt ein Leben von Christus, und ich vertraue darauf, dass wir alle sehr empfindsam für ihn sein werden in diesen Tagen.


Das, was geschrieben wird

Das nächste, was wir uns merken, ist, dass die geistlichen Erfahrungen der Gläubigen eine Wiederholung des Lebens von Jesus Christus ist, und auf diese Aussage werden sich unsere Morgenversammlungen gründen. Vielleicht braucht ihr einige Zeit, um dies zu verstehen, aber ich möchte, dass ihr erkennt, was dieses Wort aussagt. Der Heilige Geist schreibt eine Biographie von Jesus Christus, und es handelt sich um eine geistliche Biographie, eingeschrieben in das geistliche Leben und die Erfahrung der Gläubigen. Alles, was auf den Herrn Jesus zutraf, ausgenommen seine Gottheit, wird in unsere geistliche Erfahrung hineingeschrieben. Das ist eine ungeheure Aussage! Und es wird auch etwas Ungeheures sein, zu erkennen. Ihr macht geistliche Erfahrungen, Dinge treten in eurer geistlichen Geschichte auf; doch wenn ihr versteht, was der Heilige Geist tut, dann solltet ihr realisieren, dass er etwas über den Herrn Jesus schreibt, und dass etwas, was auf den Herrn Jesus zutraf, in euch reproduziert wird.

Ihr werdet euch an den Abschnitt erinnern, den wir gelesen haben: «Zuvor ersehen... dem Ebenbild seines Sohnes gleich gestaltet zu werden... bis Christus in euch Gestalt gewinnt... damit er alles erfülle». Unser geistliches Leben gehört zu diesem «alles», und euer Geist ist eines der «Dinge».

Lasst mich wiederholen: Der Heilige Geist schreibt jetzt eine Biographie, das Leben Christi, in der Geschichte des Volkes Gottes.


Sohnschaft – die Basis vom ganzen Werk Gottes

Die erste große Sache in Bezug auf den Herrn Jesus Christus war seine Sohnschaft, und der Heilige Geist schreibt die Sohnschaft in uns hinein. Denkt daran, dass Sohnschaft sich immer auf Gottes Vorsatz bezieht, denn sie ist der Anfang und das Ende seines Vorsatzes, und dies in Menschengestalt. Während Jesus Christus, als der Sohn Gottes, Gott selbst ist, bezieht sich Sohnschaft auf seine Menschheit. Seine Sohnschaft wird in der Inkarnation des Herrn Jesus manifestiert. Ihr seht, ich lasse die Gottheit beiseite, denn die Gottheit des Herrn Jesus wird in uns nicht reproduziert, doch, seine Gottheit beiseite lassend, schreibt der Heilige Geist seine Sohnschaft in uns hinein. Das kleine Fragment, das wir gelesen haben, sagte: «damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern», und bei der Wiedergeburt empfangen wir die Gabe der Sohnschaft.

So ist die Sohnschaft die Basis vom ganzen Werk Gottes. Sie beginnt in Jesus Christus, und dann wir sie auf den wiedergeborenen Gläubigen übertragen.


Das Zeugnis Jesu

Wir benutzen oft das Wort «Zeugnis» in Verbindung mit dem Herrn Jesus. Das «Zeugnis Jesu» wird auf verschiedene Weisen verwendet, doch es handelt sich nicht um ein System von Lehren. Es ist die Fortsetzung des Lebens Jesu. Ihr könnt die Lehre vom Zeugnis haben und doch kein Beispiel für das Leben Jesu sein. Unser zugrunde gelegtes Wort sagt, dass wir, als lebendige Episteln, von allen Menschen gelesen und erkannt werden sollen, doch was sollen alle Menschen lesen und erkennen? Ist es ein System von Lehrsätzen? Ist es eine Form von Christentum? Es ist nicht eines von vielen Dingen, die darüber gesagt werden, sondern Jesus Christus, der in seinem Volk weiterlebt. Wir singen:

«Dein sei die Ehre, auferstandener, siegreicher Sohn!»

und wir setzen alles darauf! Er ist der auferstandene, glorreiche Sohn Gottes, der durch den Heiligen Geist sein Leben aufs neue in uns lebt.

Vielleicht ist das für uns nicht sehr ermutigend, aber das ist nur deshalb so, weil wir immer versuchen, alles auf einmal zu bekommen. Nein, dies ist ein ganzes Lebenswerk des Heiligen Geistes, und dann, nach diesem Leben, kommt diese wunderbare Klammer, dieses Intervall zwischen diesem Leben und dem nächsten, in dem wir alle verwandelt sein werden. So sind wir wieder zurück beim Anfang: «Zuvor ersehen, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden», und wir werden «verwandelt in sein Bild» (2. Kor. 3,18). Das geht in diesem Leben vor sich – oder, es sollte es wenigstens – und dann kommt das Intervall, wenn wir diese Welt verlassen und in seinem Bild erwachen.

So ist das Zeugnis Jesu in dieser Welt nicht nur dies, dass Jesus lebendig ist, sondern dass er in uns lebendig ist.

Nun, lasst mich wiederholen: Das Leben des Gläubigen ist dazu bestimmt, die neu geschriebene Geschichte von Jesus Christus zu sein. «Ihr seid ein Brief» - oder eine Biographie.


des Heiligen Geistes

Das lässt uns mit zwei Dingen zurück. Es bringt uns in des Heiligen Geistes, wo wir unsere Lektionen lernen, doch lernen wir sie nicht aus einem Buch. Wir lernen sie durch das, was der Heilige Geist in uns tut, was bedeutet, dass, wenn wir in seiner Hand sind, alles, was in unsere geistliche Geschichte herein kommt, eine Lektion über Jesus Christus in sich birgt.

Die zweite Sache ist die, dass wir auf unsere Erfahrung blicken und uns fragen müssen: «Was habe ich dadurch über Christus zu lernen? Inwiefern liefert diese Erfahrung dem Heiligen Geist eine Gelegenheit, mich etwas über Jesus Christus zu lehren?» Manchmal können wir nicht verstehen, was der Herr mit uns tut! Wir können die Bedeutung einer bestimmten Erfahrung nicht sehen, doch wenn wir wirklich in der Hand des Heiligen Geistes sind, werden uns unsere Erfahrungen weiter führen, so dass wir den Herrn besser kennen. Darum sollten wir unsere Erfahrungen nicht verwerfen; wir dürfen nicht meinen, sie seien unnötig, wir sollten nicht gegen sie rebellieren, wir dürfen nicht denken, sie hätten keine Bedeutung; vielmehr sollten wir jede Erfahrung in die Gegenwart des Herrn bringen und sagen: «Nun, Herr, du musst mich darüber belehren, was du meinst, wenn du mich diese Erfahrung machen lässt». Das ist das Fundament dieses Dienstes: Christus zu lernen, aber nicht nur in unserem Kopf. Ihr mögt eure Köpfe und eure Notizbücher voller Informationen von dieser Woche haben, doch muss es tiefer gehen. Das Neue Testament redet von «den Augen eures Herzens» (Eph. 1,18).

So oft kommen am Anfang einer Konferenz mit einer Menge von Problemen und Fragen zu uns, und sie möchten, dass wir die ganze Zeit dazu verwenden, Antworten auf ihre Probleme und Fragen zu geben. Sie sind nicht immer sehr erfreut, wenn wir sagen: «Wartet bis zum Ende der Konferenz, und dann habt ihr vielleicht keine Fragen mehr, die ihr stellen könnt!» Wenn der Heilige Geist bei uns ist, dann wird er die Augen unseres Herzens erleuchten, und wir werden mit unseren Herzen sehen. Das ist der beste Weg, etwas zu sehen, und auch der einzige.

Ihr wisst, eine Mutter sieht auf eine Weise, und eine Frau, die keine Kinder hatte, sieht die Dinge anders. Als unsere älteste Tochter ein kleines Baby war, saß sie in ihrem Kinderwagen und schrie sehr laut; da kam eine Dame daher und sagte: «Was hat sie denn?» Sie trug keinen Ehering an der Hand. Meine Frau sagte: «Oh, sie ist müde», und da sagte die gute Dame: «Nun, warum geht sie denn nicht einfach schlafen?» Die Mutter versteht, was jemand, der nicht dieselbe Herzensbeziehung kennt, nicht verstehen kann.

Das beste Wissen ist Herzenswissen. Jenes Wort «die Augen eures Herzens» wird manchmal mit «die Augen eures Verständnisses» übersetzt, und Verständnis ist das beste Wissen.

Nun, habt ihr das am Anfang klar mit bekommen? Seht ihr, während dieser Konferenz werde ich das Leben Christi durchgehen, und ich werde eine Anzahl seiner Erfahrungen aufgreifen und werde euch zu zeigen versuchen, wie diese Erfahrungen in den Gläubigen reproduziert werden können, so dass wir eine le-bendige Biographie von Jesus Christus werden, denn das ist es, was jene Worte meinen.

Ich möchte, dass ihr darüber nachdenkt. Die vier Evangelien enthalten eine wörtliche Biographie von jesus Christus, doch wurden sie nach den Episteln ge-schrieben. Sie erzählen uns vom irdischen Leben des Herrn Jesus, doch wenn ihr das habt, dann habt ihr noch nicht alles. Tatsächlich habt ihr erst ein bisschen davon. Die Briefe wurden geschrieben, um uns zu zeigen, dass alles, was in den Evangelien vorkommt, in uns Wirklichkeit werden muss. Ich hatte immer meine Zweifel darüber, ob man ins Heilige Land reisen sollte. Wir ihr diesbezüglich mit mir nicht einverstanden seid, dann macht das nichts. Doch, wisst ihr, ich war geistlich im Heiligen Land. Ich habe so viel davon in meinem inneren Leben gesehen. Ich brauche nicht zum Kalvarienberg zu gehen, denn ich verstehe viel mehr von Golgatha, gerade weil ich nicht dort gewesen bin! Ich brauche nicht auf den hohen Berg der Verklärung hinaufzusteigen, denn ich habe ihn in meinem Herzen gesehen. All die Dinge, die dem Herrn Jesus zustießen, geschahen bloß auf zeitliche Weise, um das Fundament zu legen. Der Heilige Geist war damals noch nicht herab gekommen, und so verfasste er in den Evangelien bloß ein historisches Leben Jesu. Er schrieb nicht die innere, geistliche Erfahrung dieser Geschichte. Das zu tun, dazu ist er gekommen, und das ist viel besser, als nach Palästina zu gehen. Nun, geht ruhig nach Palästina, wenn ihr wollt, doch denkt daran, der Heilige Geist ist gekommen, um Palästina in uns hinein zu schreiben, und darüber werden wir in dieser Woche nachdenken, wenn der Herr uns hilft.

Seid ihr euch im Klaren über das, was ich zu sagen versuchte? «Ihr seid ein Brief (eine Biographie) Christi... geschrieben nicht mit Tinte... nicht auf steinerne Tafeln», und wir können hinzufügen, «nicht auf Blätter aus Pergament, nicht durch den Finger von Menschen, sondern durch den Geist Gottes, der auf Tafeln schreibt, die aus Herzen von Fleisch bestehen». Gibt das euch eine neue Vorstellung von dem, was da geschieht? Denkt deshalb daran, dass, wenn ihr in der Hand des Heiligen Geistes seid, das Leben von Jesus Christus so in euch hineinzuschreiben, dass alle es lesen können.

Die Christen der frühen Tage waren unter verschiedenen Namen bekannt. Man kannte sie als Christen, aber auch unter anderen Namen, doch einer der Namen, durch den sie bekannt wurden, lautete: «Die (Leute) des Weges». Ich frage mich, woher wohl dieser Name kam, und wie die Leute diese Vorstellung aufgriffen. War es die andere Lebensart der Christen? Ja, vielleicht. War es ihre Lehre und ihre Praxis? Ja, vielleicht. Oder war es deshalb, weil Jesus gesagt hatte: «Ich bin der Weg» und die Christen eben den Weg Christi gingen und die Leute sehen konnten, dass sie diesen Weg gingen? Vielleicht war es so, und vielleicht bedeutete es genau das. Diese Leute gingen den Weg von Jesus Christus, sie versuchten nicht, seinem Beispiel zu folgen. Das mag vielleicht wichtig sein, aber sie gingen diesen Weg, weil der Heilige Geist in ihnen sie diesen Weg führte. Der Herr Jesus wurde durch den Heiligen Geist in die Wüste getrieben. Es gibt, oder sollte in uns, einen inneren Drang geben, einen bestimmten Weg zu gehen, und dieser Weg ist der Weg des Herrn Jesus – und auf diesem Weg lernen wir Christus. Wir sind «die Leute des Weges».

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