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Wie es am Anfang war

von T. Austin-Sparks

Kapitel 2 - Wie es am Anfang war (Fortsetzung)

Wir haben gesehen, dass sie der «Anfang» auf die frühesten Teile des Neuen Testamentes bezieht, und nicht zu den spätesten. Die spätesten Schriften werden durch Korrekturen, Rückrufen und Appellen nach Wiederherstellung charakterisiert, die zeigen, dass die Dinge allzu früh in apostolischen Zeiten begannen, von den ersten Prinzipien abzuweichen und sowohl ihre Natur als auch ihre Form zu verändern. Diesen Dingen werden wir eine detailliertere Betrachtung widmen, wenn wir weitergehen.

Für den Augenblick beschränken wir uns auf einen weiteren allgemeinen und grundlegenden Faktor, von dem alles andere seinen Ausgang nahm. Wir haben bereits aufgezeigt, dass der Besitz des Heiligen Geistes im Geist des Gläubigen eine neue und ganz andere «Spezies», oder ein anderes Geschlecht, eine neue Art von Person hervorbringt, jene Art nämlich, die der Apostel Paulus meint, wenn er sagt «derjenige, der geistlich ist»; diesen unterscheidet er vom «natürlichen (seelischen) Menschen». Dies ist der neue Mensch, welcher der Gegenstand aller neutestamentlichen Aufmerksamkeit ist.

Es ist nicht einfach so, dass ein Element, «Geistlichkeit» genannt, übernommen worden wäre, sondern eine grundlegend andere Art von Mensch ist durch die Operation des Heiligen Geistes geboren worden. Dennoch bleibt der natürliche oder seelische Mensch bestehen, und er ist eine Macht, mit der gerechnet werden muss. Einerseits besteht geistliche Erziehung darin, immer besser zu erkennen und zu verstehen, wie völlig verschieden vom Geist Gottes der natürliche Mensch ist. Die Tendenzen, Veranlagungen, Direktiven, Konzepte usw. des natürlichen Menschen funktionieren auf eine Art, die der des Geistes im neuen Menschen völlig entgegengesetzt ist. Dies ist eines der offensichtlichsten Dinge in den frühen Kapiteln der Apostelgeschichte. In diesen Kapiteln finden wir das Wesentlichste dessen, was am Tage von Pfingsten als die eigentliche Natur und das Prinzip des neuen Heilszeitalters eingeführt wurde. Es ist eine Erziehung zur Beobachtung der Art und Weise, wie fromme religiöse und völlig ernsthafte Menschen geschult wurden im Blick auf diesen fundamentalen Unterschied zwischen dem natürlichen, sogar religiösen Menschen und «demjenigen, der geistlich ist». Der umfassende und alles einschließende Faktor war die absolute Souveränität des Heiligen Geistes als der Vollstrecker des auferstandenen und erhöhten Herrn Jesus.

Ein starker, sehr starker Überhang aus dem alttestamentlichen System und seiner Mentalität war in jenen ersten verantwortlichen Männern wie Petrus, Jakobus und Johannes gegenwärtig. Weitgehend wegen dieses einen Faktors, dieser Mentalität, musste die Ankunft des Geistes sein «das Rauschen eines mächtigen, daher brausenden Windes». Aber nicht nur das Rauschen, sondern auch die Kraft. Die eine anfängliche Notwendigkeit war die, dass die Betroffenen realisieren sollten, dass ihnen die Dinge vollständig und absolut aus IHREN Händen genommen wurde; dass, was immer auch «ihre Hände» bedeuten mochten - z.B. die Mentalität, ihre Veranlagung, Vernunftgründe, Tradition, Konzepte, Interpretationen, usw. - der Geist Gottes darüber stand, entweder im Gegensatz zu ihnen, oder als der, der eine Bedeutung hatte, die sie nie zuvor gesehen hatten. Das ist der erste Faktor in der praktischen Bedeutung des «wie es am Anfang war».

Es hatte den Anschein, dass, auch wenn die Betroffenen die Kraft der Ereignisse realisierten, sie dennoch deren Bedeutung zu lernen hatten, denn von da an war der Konflikt zwischen dem natürlichen und dem geistlichen Menschen IN IHNEN der Weg ihrer Erziehung. Der Übergang vom Judaismus zu den vollen Konsequenzen der neuen Heilszeit des Geistes war befrachtet mit ein paar harten und schmerzvollen Kämpfen und Revolutionen. Wiederholt sehen wir, wie sich eine Krise über diese Frage abzeichnete, und die Waage schwankte zwischen der alten und der neuen Ordnung. Nicht - das wollen wir betonen - zwischen der Welt und bösen Menschen und dem Christentum (das war ein weiterer Aspekt), sondern zwischen dem Erbe, der Erziehung und der Tradition guter und frommer Menschen, und einer vollständig neuen, himmlischen Bedeutung und Gesinnung.

Lasst mich wiederholen: Die drastischen Handlungen des Himmels, wie im Falle von Pfingsten im Allgemeinen, und von Petrus und Saul von Tarsus im Besonderen, demonstrierten, dass die neue Ordnung wirklich neu war, und nicht bloß der Überhang von irgend etwas. Es war eine Meisterung, eine Beherrschung, eine Herrschaft!

Petrus mochte aufgrund seiner Interpretation alttestamentlichen Schriftstellen das Essen von Unreinem gegen den Herrn Einwände vorbringen, aber Petrus‘ gesamte Funktion als Apostel und seine Brauchbarkeit hing davon ab, dass er dem Herrn erlaubte, es besser zu wissen, und dass er sich fügte. Es war eine Krise, in der Petrus sich auf der Schwelle einer Entdeckung befand, die ihn absolut erstaunte und ihn ohne jede Erklärung ließ, es sei denn: «Gott tat es», und «wer war ich, dass ich mich Gott widersetzen sollte?» Das Prinzip, das sich darin verbirgt, ist das Schlachtfeld der fortgesetzten Frage nach weniger oder mehr Macht und geistlichem Einfluss.

Der natürliche, seelische Mensch ist konkret unkorrigierbar und hartnäckig in Sachen Kristallisieren, Fixieren, Legalisieren und in endgültige Formen Gießen. Er MUSS ganz einfach systematisieren und dem letzten Schliff geben. Obwohl er vielleicht gar nicht weiß, was er damit meint, singt er mit Vergnügen: «Wie es am Anfang war, so ist es jetzt, und so wird es immer sein», weil er mit Formeln verheiratet ist. Er nimmt fast mechanisch Zuflucht dazu, «etwas zu entwerfen», um ihm einen Rahmen zu geben und ein Fach dafür einzurichten. Nie hat der Heilige Geist etwas getan, von dem anschließend Menschen bestimmte Erscheinungsformen genommen und daraus eine Gebrauchsanweisung oder ein Handbuch hergestellt haben, um dann zu versuchen, um es dann dem Heiligen Geist und der Gemeinde als verbindlich und wesentlich überzustülpen. Der Anfang zeigt, dass der Heilige Geist nichts Derartiges will. Für ihn wird absolute Handlungs- und Methodenfreiheit gefordert, die ihm nie versagt werden darf. Aus einer Betrachtung der historischen und organisierten Christenheit ist es fast unmöglich zu realisieren, dass es bestimmte Dinge gibt, die die das Christentum am Anfang nicht war.

Zum Beispiel war es KEINE neue Religion. Das Christentum wurde nicht parallel zu oder gegen andere «Religionen» eingesetzt, so dass man es in einen «Religionsvergleich» einbeziehen könnte. Obwohl selbst einige Apostel langsam darin waren, zu erkennen, dass das Judentum mit Christus erledigt und beiseite gesetzt war, «mit allem Drum und Dran», und nur Stehanus, und einige wenige mit ihm, die Vollständigkeit dieses Bruchs erkannt hatten, für den er mit seinem Leben bezahlen musste, musste man sich ihm dennoch ständig stellen, und seine - völlige und rückhaltlose - Akzeptanz entschied über den Grad ihres geistlichen Maßes. Paulus kommt in diesem Punkt überragende Beachtung zu. Ihr Denken, Räsonieren und der Umgang mit ihren Vorurteilen musste NACH den verwirrenden Erfahrung und den vollendeten Tatsachen geschehen. Sie begannen mit den «Taten», nicht mit einer neuen Religion.

Ferner war das Christentum auch keine neue «Lehre». Es gibt im ganzen biblischen Bericht nichts, auf das man eine Theorie oder Begründung dafür bauen könnte, die Apostel seinen mit der «Lehre Jesu» als einem stereotypen System ausgezogen. Sie propagierten in der nichtchristlichen, heidnischen oder jüdischen Welt keine neuen Lehren und kein neues System der Wahrheit. Erklärungen, die dann zur Lehre oder zum Dogma der Gemeinde wurden, waren für solche reserviert, die im Glauben auf die Deklaration gewisser fundamentaler TATSACHEN reagierten, die sich auf die Person Jesu bezogen, und es waren nur wenige davon. Das meiste, was sie taten, war, ihr Zeugnis FÜR IHN aus der Schrift zu untermauern und mit Substanz zu füllen.

Noch einmal: Das Christentum war ursprünglich nicht als eine neue Bewegung gedacht. Es wurden keine Pläne für Kampagnen entworfen. Es gab keine Politik. Organisation war fast vollständig abwesend. Das sehr geringe Maß davon wurde ihm aufgezwungen durch die Verwirrung, die gerade durch die Lebendigkeit des geistlichen Lebens entstand. Ein im voraus entworfener Feldzug existierte nicht. Eine neue Gesellschaft, Sekte oder Kommunität zu errichten, zu lancieren, ins Dasein zu rufen oder zu gründen lag nicht in ihrer Absicht. Außenstehende verpassten ihnen diese Bezeichnungen, vielleicht wegen der geistlichen Verschiedenheit der Gläubigen, doch adoptierten sie nie einen besonderen Titel für sich. Ihr wirklich unterscheidendes Charakteristikum war nicht der Name einer Bewegung, sondern die Gegenwart eines Geheimnisses für die gesamte außenstehende Welt. Jeder Versuch, sie durch eine Bezeichnung wie «Christen, der Weg, Sekte» schlug schlicht fehl. Es existiert keine Formel für das Leben oder für eine Erklärung für das, was das Leben überhaupt ist, weder für das natürliche noch für das göttliche Leben; und wenn es eine gäbe, so wäre dies so, als wolle man den Pazifischen Ozean in eine Flasche hinein bringen. Um so schlimmer für die Flasche!, wie es Jesus vom neuen Wein und den alten Weinschläuche ausdrückte. Es war dieses «Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus», das für die Erfahrung zuständig war, das es lehrmäßig erklärte, das die Tat mit Energie versorgte und die «Form» hervorbrachte - die ORGANISCHE Form vom Anfang.

Hier haben wir uns nun auf den alles überspannenden, inklusiven Faktor des «Anfangs» beschränkt, auf die absolut souveräne Freiheit, Herrschaft, Meisterschaft und Führung des Geistes des thronenden Christus im Himmel. Dies erforderte, dass die Begründungen des natürlichen Menschen transzendiert, übertroffen und unterjocht wurden. Das stellt zuerst eine Krise, dann aber ein Fortschreiten dar. Wie wir schon vorausgesetzt haben, hatte dies sowohl auf die Beziehung zur Welt als auch auf die Entwicklungen innerhalb der Gemeinde eine Wirkung. Der erste dieser beiden Aspekte behalten wir uns für das nächste Kapitel vor.

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