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Die Zentrale und überragende Stellung des Herrn Jesus Christus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Die zentrale und überragende Stellung Christi für die Gemeinde, die sein Leib ist

Schriftlesung: 1. Chronik 28,1-21; Kolosser 1,18.

Der zweite Bereich, in welchem der Herr Jesus Christus eine zentrale und überragende Stellung einnimmt, ist der Leib, die Gemeinde. Zuerst einmal wollen wir uns merken, was genau in diesem Vers ausgesagt wird. «Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde; er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten; damit sollte er in allem den Vorrang haben». Diese Übersetzung: «...er ist der Anfang» ist schwerlich genügend; eine vollständigere und wörtlichere Übersetzung wäre hier: «worin er der Anfang ist». Das hilft euch zu verstehen, was hier gesagt wird; wenn ihr es so lest, werdet ihr sogleich zu einer volleren Wahrnehmung der Wahrheit gelangen. «Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, worin er der Anfang ist, der Erstgeborene von den Toten». So könnt ihr sehen, dass hier die Gemeinde durch seine Auferstehung auf Christus bezogen wird: «worin er der Erstgeborene von den Toten ist». Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, in seiner Auferstehung.

Auferstehung und Hauptesstellung

Die Stellung als Haupt hat zwei Aspekte. Einmal hinsichtlich des Platzes: Er nimmt den überragenden Platz ein. Aber auch hinsichtlich der Zeit: Dieser Platz wird von ihm in Bezug auf seinen Leib, die Gemeinde, in seiner Auferstehung eingenommen. So beruht also die Stellung Christi als Haupt über dem Leib, der Gemeinde, auf seiner Auferstehung. Das bedeutet mehr, als was es für den Moment den Anschein haben mag, doch denke ich, ihr werdet den größeren und volleren Zusammenhang erkennen, wenn wir weiter gehen. Nun, nachdem wir soviel über die Stellung Christi als Haupt gesagt haben, oder über seine zentrale und überragende Stellung im Leben des einzelnen Gläubigen, müssen wir erkennen, dass die individuelle Stellung Christi als Haupt, was den Gläubigen betrifft, keine unabhängige Autorität ist. Sie ist relativ; d.h. mit andern Worten, es gibt nicht so viele Häupter wie es Gläubige gibt, so dass jeder einzelne Gläubige zu einer besondern Autoritätseinheit gemacht würde, indem jeder Gläubige eine unabhängige Autorität wäre. Während die Hauptesstellung in jedem einzelnen Gläubige errichtet werden muss, gibt es dennoch nur ein einziges Haupt, und nicht tausend mal tausend, oder eine große Menge, die niemand zählen kann. Ein Haupt: Was bedeutet, dass alles relativ ist, und schon nur der Gedanke des Leibes ist doch der einer Einheit unter einem einzigen Haupt. Das Konzept eines Leibes stellt klar die Idee einer Einheit unter einem Haupte dar. Die individuelle überragende Stellung Christi führt zum Geist und zum Prinzip des Leibes. Damit meine ich, dass, wenn Christus wirklich im individuellen Leben der Gläubigen eine zentrale und überragende Stellung einnimmt, dann die natürliche, spontane und unausweichliche Auswirkung davon das Prinzip des Leibes sein wird. Wenn Christus durch Glauben in eurem Herzen wohnt - das war eine Phase der individuellen zentralen und überragenden Stellung Christi, die wir betrachtet haben - wenn Christus durch Glauben in eurem individuellen Herzen wohnt, führt dies zum nächsten Teil des Verses: «dass ihr, in der Liebe gewurzelt und gegründet, gestärkt werden mögt, mit allen Heiligen zu erkennen...» Der im einzelnen Herzen wohnende Christus führt unmittelbar zu «allen Heiligen». Das Prinzip des Leibes ergibt sich aus Errichtung der zentralen und überragenden Stellung Christi und seiner Hauptesstellung im einzelnen Gläubigen. Es besteht ein Widerspruch, ihr Lieben, wenn irgend jemand den Anspruch erhebt, Christus sei im Herzen und im Leben überragend, und der Betreffende dann doch durch persönliches und unabhängiges Vorgehen und entsprechende Interessen gekennzeichnet und charakterisiert ist. Da besteht ein krasser Widerspruch. Christus kann nicht im Leben eines Einzelnen eine überragende Stellung einnehmen, wenn der Betreffende persönliche unabhängige Aktivitäten und Interessen verfolgt. Wenn irgend jemand im Geist sich selbst ein Gesetz ist - natürlich würden wir das von ihm nie so sagen - wenn sein Leben dadurch charakterisiert wird, dass etwas Losgelöstes, etwas Besonderes, etwas Unabhängiges, etwas getrennt vom Rest des Volkes Gottes vor sich geht, wenn es ein wasserdichtes Abteil gibt, dann liegt ein Widerspruch vor, dann ist Christus nicht überragend, und genau so wenig zentral. Diese beiden Dinge lassen sich versöhnen, Unabhängigkeit und der Leib; Unabhängigkeit und die überragende Stellung des Herrn Jesus; denn er ist im Leben als Haupt überragend, aber nicht bloß als das Haupt eines einzelnen Gläubigen, sondern als Haupt des Leibes, als ein Haupt von allem. Der Leib als das Ergebnis der Auferstehung des Herrn Jesus verkehrt den eigentlichen Geist der Unabhängigkeit in sein Gegenteil.

Der Leib Christi repräsentiert seinen Sieg

Wir müssen erkennen, dass der Leib Christi einen ungeheuren Sieg repräsentiert. Dieser Leib ging nämlich aus seiner Auferstehung hervor, oder er entstand mit seiner Auferstehung, und das vorrangige Beispiel für die Ausübung göttlicher Kraft in diesem Universum liegt in der Auferweckung Christi von den Toten, oder aus den Toten heraus. Diese Auferweckung Christi aus den Toten die eine ungeheure Ausübung göttlicher Kraft darstellt, repräsentiert den mächtigen Sieg Gottes in Christus, und wenn der Leib Christi mit und aus seiner Auferweckung hervorgeht, dann ist dieser Leib Teil eines Ausdrucks des mächtigen Sieges Gottes. Nun, der Epheserbrief macht dies vollkommen klar und sagt das auch tatsächlich: «... die überragende Größe seiner Kraft uns gegenüber, die wir glauben, gemäß der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, die er in Christus gewirkt hat, als er ihn von den Toten auferweckte und ihn zur Rechten Gottes in den himmlischen Regionen versetzte». Der Leib Christi ist der mächtige Sieg Gottes in Christus als dessen Verwirklichung. Welches war die Natur dieses Sieges? Worüber wurde dieser Sieg errungen? Über den Geist, der in dieses Universum eindrang und einen konkreten und direkten Ausdruck dadurch fand, dass er Spaltungen, Trennungen, Zerfall im Universum hervorbrachte. Alles wurde als Ganzes in Gott gehalten. Es war ein einziges Ding in ihm. Er fasste in der vergangenen Ewigkeit alles in seinem Sohn, dem Herrn Jesus, zusammen, denn in ihm sollten alle Dinge zusammen gehalten werden und Bestand haben; es sollte ein gemeinschaftliches Ganzes sein, zusammengebunden in Einheit in dem Sohn seiner Liebe. Als Luzifer, Satan, die vorrangige Stellung und überragende Herrlichkeit des Sohnes Gottes sah, strebte er an, eine noch höhere Position einzunehmen, etwas noch darüber zu haben, und so brach er von dieser Relativität der Dinge im Haupt los, und in einem unabhängigen Geist, Handeln und Motiv versuchte er, die Dinge für sich selbst zu gewinnen, losgelöst vom göttlich eingesetzten Haupt. Die Ausführung dieses Bestrebens führte im Himmel zu einem Bruch; die Einheit des Himmels war fortan zerbrochen, und Engel bewahrten ihren ersten Zustand nicht, wurden hinausgeworfen und werden seither in ewigen Ketten festgehalten. Die Einheit des Himmels war zerbrochen. Doch Luzifer brachte diesen Geist in die Schöpfung herunter; und während Gott dem Menschen verlieh, alle Dinge in ihm zu haben (in seinem Geheimnis, das er den Zeitalter noch nicht offenbart hatte, sein Geheimnis, sein Mysterium, sein noch uneröffnetes Herzensgeheimnis seines Sohnes), reizte, bedrängte, versuchte Luzifer, der Widersacher den Menschen und lauerte ihm auf, es für sich selbst zu behalten ohne irgendwelche Beziehung zu Gott. Der Mensch aber bewegte sich in eine Unabhängigkeit von Gott, handelte seinerseits in einem unabhängigen Geist, in einem Ich-Geist, um die Dinge in sich selbst und nicht in Gott zu haben. So bekam das Schisma im Himmel auf der Erde sein Gegenstück; die Einheit der Dinge in Gott wurde aufgebrochen, und von diesem Zeitpunkt an ist das Prinzip des gefallenen Geschlechtes die Unabhängigkeit, der Eigenwille, die Selbstverwirklichung, die Raffgier; das Fleisch ist genau dies, und das liegt hinter der ganzen schrecklichen Geschichte der Revolte im Himmel und des Desasters auf Erden. Es gibt keine Einheit, bis Christus, Gott in Christus, kommt. Der Widersacher muss in Bezug auf diese Sache Gott in Christus gegenüber treten, und als Gott Christus von den Toten auferweckte und mit ihm als dem Erstgeborenen aus den Toten die Gemeinde, den Leib, mitbrachte, sicherte er sich seine Antwort auf dieses Werk des Teufels; und so repräsentiert die Gemeinde, der Leib Christi, Gottes Sieg über das auseinander treibende, trennende, schismatische Werk des Teufels. O ja, das ist wahr, trotz allem. Stets seither hat er das, was er am Anfang tat und immer getan hat, mit unverminderter Energie weiterverfolgt, nämlich, Gott lästern, und er hat versucht, seit der Auferstehung des Herrn Jesus Gott durch das Werk zu lästern, das er unter Menschen getan hat, indem er auf das Fleisch einwirkte, selbst unter Christen, um Spaltungen und Trennungen hervorzurufen; Fleischlichkeit steckt hinter allem. Das hat der Feind getan, und durch dieses Tun versuchte er, einen Widerspruch zu Gottes Sieg aufzurichten. Doch, ihr Lieben, die Einheit ist nicht in uns, sondern in Christus; die Einheit ist nicht unsere Einheit, sondern die Einheit Christi. Die Einheit besteht in einer Person. Nun seht ihr die Notwendigkeit dafür, dass Christus zentral und überragend ist.

Christus, das einigende Zentrum und der einigende Gegenstand

Wie wir vorher schon sagten, wenn wir irgend ein anderes Interesse haben, das wir zu fördern versuchen, etwas, das wir ein Zeugnis nennen, wobei wir damit vielleicht ein Lehrsystem, eine Gemeinschaft, eine Denomination oder das Gegenteil von einem dieser Dinge meinen, dann wird die weitere Geschichte aus noch mehr Trennungen bestehen, das ist zwangsläufig so. Wenn es aber allein um Christus geht, zentral und überragend, dann haben wir die Antwort für den Teufel; wir haben das Geheimnis des Sieges, wir haben das Geheimnis der Gemeinschaft, wir haben die Kraft seiner Auferstehung. Wie wichtig ist es doch für uns, zu sehen, dass der Leib seinen Sieg repräsentiert. Der Leib ist sein Sieg in dem Sinne, dass er die Umkehrung aller Unabhängigkeit bedeutet; denn diese Unabhängigkeit des Geistes oder des Handelns ist nicht bloß eine Verletzung der Wahrheit des Leibes Christi, sondern auch der Kraft seiner Auferstehung. Nun, das führt euch auf einen langen Weg. Gelingt es euch nicht, dies zu erkennen, so habt ihr keinen Sieg über den Tod und die Macht des Teufels. Ist es nicht genau das, was Paulus zu den Korinthern sagte? «... die den Leib des Herrn nicht unterscheiden. Darum sind auch viele unter euch schwach und krank, und einige sind entschlafen», d.h. einige sind gestorben. Natürlich darf man nicht jede Krankheit und jeden Tod der Unfähigkeit zuschreiben, den Leib Christi zu beurteilen, doch legt der Heilige Geist seinen Finger darauf und sagt, dass vieles darauf zurückgeführt werden kann. Dass Krankheit hätte behandelt und beseitigt werden können; dass der Tod, dieses Weggerissen werden, unnötig gewesen wäre, wenn eine Einsicht in das vorhanden gewesen wäre, wofür der Leib Christi steht, und wenn der praktische Wert des gemeinschaftlichen Lebens unter den Gläubigen angewandt worden wäre. «Ist jemand unter euch krank? Dann soll er die Ältesten rufen; diese sollen über ihm beten, ihn im Namen des Herrn mit Öl salben». Älteste – weshalb? Warum das? Es ist die Anerkennung des gemeinschaftlichen Prinzips, und folglich die Anerkennung des Leibes Christi. Diese Ältesten sind lediglich die Repräsentanten dieses Leibes, sie bringen stellvertretend den Leib ins Spiel, und dieser Leib stellt seinen Sieg dar, und wenn der Feind sich dieser Sache annimmt, dann geht der Herr durch seinen Leib als Haupt gegen den Feind vor. Vielleicht leiden wir ein ganzes Stück mehr als nötig wäre, weil es uns nicht gelungen ist, die göttliche Ordnung zu erkennen. Der Feind mag viel mehr Schaden anrichten als er sollte, weil wir versagt haben, die göttlichen Mittel anzuwenden. Wir haben die Dinge für sich behalten, wir haben nicht stellvertretend den Leib mit einbezogen, wir haben es nicht zu einer gemeinschaftlichen Sache gemacht. Der Individualismus beraubt uns einer ganzen Menge Dinge in jedem Bereich.

Unabhängiges Leben im Gegensatz zu Gottes Willen

Doch was ich sagte, war, dass der Leib die Unabhängigkeit umkehrt, und dass wir einige der großen Offenbarungen Gottes missachten, wenn Unabhängigkeit und Trennung herrscht, wenn wir mit unserem Wagen einen eigenen Kurs steuern und unsere eigene Furche pflügen, und wenn wir akzeptieren, dass wir nur Teil eines Ganzen sind. Das ganze schreckliche Werk, das der Feind vollbracht hat, wird durch den Herrn Jesus revidiert, und ausgeführt wird die Revision dieses Werkes durch den Leib, die Gemeinde. Sie ist sein Instrument in der Auferstehung, um durch dieses und die kommenden Zeitalter den mächtigen Sieg über das ganze auseinander drängende Werk von Satans unabhängigem Handeln und Geist kundzutun, das dieser in das Menschengeschlecht hineingebracht hat. Doch diese Sache hat sehr tiefe Wurzeln in uns - dieser Scharfsinn, dieses unmerkliche Verlangen des Fleisches nach Befriedigung. Würde man uns geradeheraus fragen, ob wir uns selber gefallen möchten, ob wir es auf unsere eigene Befriedigung abgesehen hätten, ob es unser Vergnügen und unsere Befriedigung gewesen sei, die unser Leben motiviert und gelenkt habe, dann würden wir diese Feststellung vehement zurückweisen; und möglicherweise wären wir sehr beleidigt, wer immer diese Feststellung auch gemacht haben mochte. Und doch, ihr Lieben, tiefer als unsere tiefste Ehrlichkeit, tiefer als unsere wahrste Ernsthaftigkeit gibt es jenen vertrackten Bestandteil unserer gefallenen Natur, der es so oft, unbemerkt durch den Gläubigen selbst, liebt, befriedigt, persönlich zufrieden gestellt zu werden, und der nicht gerne leer ausgeht und nichts bekommt. Befriedigung und Ehre ist die eigentliche Essenz des Fleisches, selbst wenn wir im Werk des Herrn engagiert sind. Etwas FÜR DEN HERRN auf die Beine stellen - ja, aber die Menschen zeigen mit dem Finger darauf und sagen: «Das ist sein oder ihr Werk», und «oh, wie gern haben wir das!» Etwas, das ein gutes Zeugnis für den Glauben abgibt, ein großes Monument - ja, aber unbemerkt wird es zu einem Monument UNSERES Glaubens. Das ist dieses schreckliche Ding, das sich immer wieder von unter erhebt, verdeckt, und das, still und unmerklich, dem Herrn die Ehre raubt. Das Heilmittel dagegen ist der Leib Christi, seinem Prinzip entsprechend praktisch angewandt. Ja, das ist er! Das ist der Grund, warum es so schwierig ist, mit andern Gläubigen ein gemeinschaftliches Leben zu führen, weil ihr so gründlich gekreuzigt sein müsst. Es gibt nichts, das mehr Kreuzigung erfordert, als unser ganzes Leben lang mit andern Christen zusammenzuleben. Ihr sagt: «So etwas zu sagen ist schrecklich». Aber ihr wisst genau, wovon ich spreche. Ihr müsst nachgeben, auf andere Rücksicht nehmen, die Meinung anderer einholen, euch unterordnen, loslassen. Auf tausend und eine Weise müsst ihr eure eigenen Vorlieben oder Missliebigkeiten beiseite legen, wenn der Herr sein Ziel erreichen soll. O ja, der Leib Christi ist die rettende Sache. Das gemeinschaftliche Leben ist das Heilmittel, aber, ihr Lieben, das ist der Weg des Triumphs, der Weg des Sieges! Das ist er! Es ist ein mächtiges Heilmittel gegen das Fleisch, ein mächtiges Heilmittel gegen das Werk des Teufels, aber es repräsentiert die gewaltige Kraft Gottes, die in uns wirkt. Ihr seht, ihr könnt nie in den Leib Christi hinein gelangen, es sei denn, ihr seid gekreuzigt worden. Weil sich das ungekreuzigte Fleisch über das gemeinschaftliche Leben der Gläubigen hergemacht hat, gibt es so viel Widerspruch und Verleugnung, weil der Leib den Ausschluss des Menschen bedeutet, denn in sich selbst ist er Fleisch.

Der Leib ist nötig, um Christus vollständig wahrzunehmen

Nun, der Leib ist entscheidend für die volle Wahrnehmung, für das Wachstum und die Ausdrucksform. Zuerst einmal ist er entscheidend für die volle (geistliche) Wahrnehmung. Kein Einzelner, und keine Anzahl isolierter und unabhängiger Individuen kann zu einer vollen Wahrnehmung Christi gelangen. Der Herr hat das Ganze auf dieses Prinzip aufgebaut. Vielleicht stellt ihr euch vor, wie das sein würde, wenn der ganze Umfang des Volkes Gottes standardisiert wäre, sagen wir, auf eine einzige Gesinnungsart. Da sagt ihr: «Das wäre eine furchtbare Aussicht!» In der Tat! Und das meine ich so; schon nur die Tatsache, dass der Herr jeden einzelnen von uns so verschieden konstituiert hat, macht doch den unterschiedlichen Aspekt der Wahrnehmung aus, die ihr besonderer Beitrag ist. So bin ich imstande, zu sagen: «Nun, der Herr hat dir das gezeigt, ich habe es nicht gesehen, aber es ist großartig»; ich profitiere dadurch. Und ihr seid imstande, zu sagen: «Nun, das ist mir noch nie aufgegangen, aber Gott sei Dank kann ich dadurch profitieren». Und so ist der ganze Leib notwendig für die volle Wahrnehmung Christi. Das Gebet des Apostels geht dahin: «... gestärkt zu werden, damit wir imstande sind, MIT ALLEN HEILIGEN zu erkennen...»; alle Heiligen sind nötig, um zu erkennen bzw. wahrzunehmen, und wir verlieren ein sehr großes Stück, wenn wir geistlich losgelöst, isoliert, getrennt sind.

Der Leib ist nötig für das volle Wachstum in Christus

Wie wir gesehen haben, ist der Leib nötig für die volle Wahrnehmung, aber auch für das Wachstum, denn es ist der Leib, der heranwachsen soll, der aufgebaut wird, ja, der sich selbst aufbaut, bis er zum vollen Maß der Fülle Christi gelangt. Wir, ihr und ich, werden als Einzelne niemals das volle Maß dieser Statur erreichen. Mir ist nie verheißen worden, ich könnte persönlich das volle Maß von Christus erreichen, doch als Glied, als Körperteil, oder selbst als eine winzige Korpuskel dieses großen geistlichen Organismus, mit allen übrigen gemeinsam, kann ich zu dieser Fülle gelangen. Der ganze Rest ist nötig, um zu dieser Fülle zu kommen, und insoweit ich losgelöst bin, bin ich begrenzt, eingeengt. In dem Maße aber, in dem ich in die Gemeinschaft des Leibes hineintrete und den Weg des Herrn erkenne, werde ich im Maße Christi erweitert.

Der Leib ist nötig für die volle Manifestation Christi

Beim Ausdruck Christi gilt dasselbe. Wird er sich selbst dem Feind gegenüber manifestieren können? Nun, ihr Lieben, ich habe sehr geringe Chancen gegen den Feind im losgelösten Zustand; wenn ich jedoch den Leib ins Spiel bringen kann, wenn das Prinzip des Leibes funktioniert und repräsentiert wird (und der Herr hat sich an dieses Prinzip gebunden), dann ist er in unserer Mitte. Das unreduzierbare Minimum des Herrn für den Leib ist zwei, nicht eins. Bringt den Leib selbst in minimaler Repräsentation ins Spiel, und der Herr anerkennt den vollen Wert des Leibes, und er offenbart sich in Fülle durch den Leib. Das ist der Grund, weshalb wir, wenn wir allein vorgehen, so oft zu einem Stillstand gelangen; warum es für uns so hoffnungslos ist, zu versuchen durchzukommen, solange wir nicht mit andern kooperieren. Der Herr will, dass wir uns an das halten. Doch wenn es euch gelingt, das Volk Gottes in einer größeren, volleren Weise zu einer echten geistlichen Wahrnehmung der Hauptesstellung Christi in Bezug auf seinen Leib zu bringen, wieviel größer wird dann die Kraft des Impakts auf den Feind und die Menschen sein, wenn Christus sich manifestiert. Der Leib ist nötig für die Manifestation Christi in seiner ganzen Fülle, und das ist die von Gott bestimmte Methode der vollen Manifestation Christi in den kommenden Zeitaltern. Die Hauptesstellung des Herrn Jesus verlangt nach dem leib. Nicht viele losgelöste Einzelne, sondern den Leib; denn ein Haupt setzt einen Leib voraus, benötigt einen Leib.

Individualismus bedeutet Begrenzung und Schwäche

Ich glaube, dass ich diese Phase für den Augenblick abschließen kann; und wenn ich das tue, so lasst mich einmal mit Nachdruck festhalten, dass mit jedem Individualismus, jeder Loslösung und Unabhängigkeit eine bestimmte Begrenzung verbunden ist. Man mag scheinbar mit einem unabhängigen Handeln eine sehr große Menge vollbringen; ihr könnt die Dinge sehen, ihr seht die unabhängigen, selbständigen Leute, ihr ihr könnt wahrnehmen, dass scheinbar eine ganze Menge getan wird. Trotzdem sage ich mit Nachdruck, dass das uns nicht dahin bringt, wo Gott uns haben möchte. Es mag eine weites Erscheinungsbild haben, doch ein oberflächliches, des jeglicher Tiefe entbehrt. Es mag in geistlichen Dingen gerade so weit gehen und nicht weiter. Vielleicht kommt es zu Bekehrungen; doch Bekehrungen, ihr Lieben, sind nicht Gottes Ziel, sie sind bloß Gottes Anfang. Es mag vieles in diesem Bereich geschehen, Preis dem Herrn, doch, auch wenn wir bei jeder Bekehrung jubeln und über jedes Stück Werk, das zu Bekehrungen führt, sind wir nicht dazu gelangt, zu sehen, dass es im Willen Gottes noch unendlich viel mehr gibt als nur dies? Die Tragödie ist die, dass so viele, die zum Herrn geführt wurden, nicht weitergebracht worden sind, dass sie stehen bleiben oder sogar zurückgehen, und dies nur deshalb, weil sie nicht durch eine angemessene Präsentation der Fülle Christi zum Herrn gebracht wurden. Es geschah auf der Grundlage, dass sie dadurch gerettet würden; doch Christus erhielt nicht seinen Platz als erhabener, souveräner Herr und als Haupt, und sehr oft müsst ihr noch einmal von vorne anfangen, ganz einfach weil ein Stillstand eingetreten ist. Nun, ihr könnt eine ganze Menge von Aktivität und scheinbaren Resultaten vorweisen - es geht mir nicht darum, dass dies nicht ohne einen bestimmten Wert ist, doch geht es darum, dass unweigerlich und unvermeidbar eine Begrenzung eintritt, wenn wir nicht weitergehen und erkennen, dass der Leib Christi seine Fülle repräsentiert, und nicht das individuelle Christenleben oder irgend ein Werk. Es ist nicht unser individueller Dienst für den Herrn, sondern der Dienst des Leibes, in den wir eingefügt wurden, und dieser führt zur Fülle. Wir werden stets Schwäche, Begrenzung vorfinden - ach, mehr als nur dies, in der Richtung des Individualismus werden wir dem Irrtum ausgesetzt, wir werden in den Irrtum verfallen. Haben wir das nicht wieder und wieder gesehen? Die Dinge nahmen die Züge klarer Irreführung, Verwirrung an, Positionen und Aussagen mussten zurückgenommen werden, wir mussten eingestehen, dass Fehler begangen wurden, und dass die Berechnungen nicht aufgegangen sind, weil etwas an dieser Sache unabhängig und individuell war. Wir benötigen die Deckung durch die Hauptesstellung Christi in seinem Leib unter den Heiligen, um uns davor zu schützen. Ihr könnt sicher sein - ihr werdet durch die Praxis erfahren, dass es so ist - dass die schiere individuelle Unabhängigkeit im Leben und Dienst für den Herrn uns früher oder später an den Punkt einer Begrenzung bringt, und ein Element des Widerspruchs und der Verwirrung wird sich bemerkbar machen. So muss es kommen. In seinem Hause nachzuforschen ist der Weg, wie wir eine geordnete Führung vom Herrn bekommen. Wenn ihr darum ringt, eine unabhängige Führung vom Herrn zu erhalten, tauchen eine ganze Menge Widersprüche auf; ihr wisst dann nicht mehr, wo ihr seid, und was richtig ist. Der Herr wird euch nichts geben, was für euch in Bezug auf ihn zu einem eigenen Gesetz wird, er wird euch etwas geben, das in Beziehung zu seinem Hauptvorsatz steht. Teilt das mit den Kindern des Herrn, bringt solche herbei, die der Herr als Gefährten hervorgebracht hat, und in dieser Menge von Beratern werdet ihr Weisheit finden. Auf dem Wege des Herrn werdet ihr Klarheit finden.

Ihr seht, es ist ein sehr klares Prinzip, und es führt uns geradewegs zurück an den Punkt, bei dem wir angefangen haben. Es führt nicht dazu, dass der Leib ein und alles wird - Gott bewahre! Vielmehr sorgt es dafür, dass der Herr Jesus unter seiner Stellung als Haupt des Leibes uns zum Schutz, zur Führung, zur Fülle, zu allem bringt, und dass wir erkennen, dass wir Glieder eines Leibes sind, und nicht bloß individuelle Einheiten. Das ist etwas, das von vielem abhängt. So gelangen wir dazu, alles, was in Christus ist, zu genießen, und dass Christus als Haupt der Souverän ist, in Beziehung auf die Gläubigen, in Gemeinschaft mit den Gläubigen, und nicht auf einem unabhängigen eigenen Gleis. Möchten wir die volle Unterstützung des Herrn? Die bekommen wir, wenn wir auf andere bezogen leben und handeln, und nicht unabhängig.

Möge der Herr euch helfen, sein Wort zu akzeptieren, es in eurem Herzen aufzubewahren, denn ich bin ganz sicher, dass hier der Weg zu einer Fülle liegt, die wir noch nicht gekannt haben, der uns in etwas hineinführt, was der Herr Jesus durch göttliche Bestimmung ist, und dies in einem größeren Maße. So ist es. Der Herr möge uns Gnade schenken, unsere Liebe, frei und unabhängig zu sein, fahren zu lassen, und dem Fleisch gekreuzigt zu werden, damit wir dazu gebracht werden, unter seiner Souveränität zu leben, dass er in allem überragend wird.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.