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Geistliche Überlegenheit

von T. Austin-Sparks

Kapitel 1 - «Wer wird aufsteigen?»

«Wer darf auf den Berg des Herrn steigen? Und wer darf an seiner heiligen Stätte stehen?» (Ps. 24,3).

«Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die trugen den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben. Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie die Stimme vieler Wasser und wie die Stimme eines starken Donners; und ich hörte die Stimme von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielten. Und sie sangen wie ein neues vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten, und niemand konnte das Lied lernen als nur die Hundertvierundvierzigtausend, die erkauft worden sind von der Erde. Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben; denn sie sind jungfräulich (drein). Diese sind es, die dem Lamm nachfolgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm, und in ihrem Mund ist kein Betrug gefunden worden; denn sie sind unsträflich vor dem Thron Gottes» (Offenb. 14,1-5).


Die Frage beantwortet

Ich glaube, ihr könnt erkennen, dass diese beiden Abschnitte Frage und Antwort darstellen. «Wer darf auf den Berg des Herrn steigen? Und wer darf an seiner heiligen Stätte stehen?» Die Antwort: «Ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und mit ihm hundertvierundvierzigtausend». Der Anfang und das Ende; die Erwartung und die Verwirklichung; die Frage, und die Antwort.

In den Psalmen haben wir, wie ihr wisst, einen Kontext, der sehr eng mit dem korrespondiert, was im vierzehnten Kapitel der Offenbarung steht. Psalm 22 porträtiert den guten Hirten, der sein Leben für die Schafe hingibt: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» - Worte, die wir wissen, die sich den Lippen des Erlösers entrangen, als er am Holz hing (Mk. 15,34). Die Antwort auf dieses «Warum?» finden wir in Offenbarung 14. Dann, in Psalm 23, sehen wir ihn als den großen Hirten in der Auferstehung, und wiederum haben wir die antwortende Stimme aus dem Neuen Testament - «Der Gott des Friedens aber, der unseren Herrn Jesus aus den Toten heraufgeführt hat, den großen Hirten der Schafe durch das Blut eines ewigen Bundes» (Hebr. 13,20). In Psalm 24 ist er der oberste Hirte; und wieder die antwortende Stimme: «Dann werdet ihr auch, wenn der oberste Hirte erscheint, den unverwelklichen Ehrenkranz empfangen» (1. Petr. 5,4). Da haben wir die ganze Geschichte, die Geschichte vom Kreuz, und die Geschichte von den Schafen und dem Hirten. Obwohl die Metapher in Offenbarung 14 ändert, und es nun das Lamm ist, auf das Bezug genommen wird, nicht der Hirte, dennoch bleibt die Vorstellung der Herde erhalten, und man findet ihn in dieser Identifikation mit dem Rest - das Lamm, und mit ihm die Hundertvierundvierzigtausend. So seht ihr, dass wir in dieser ersten Betrachtung schon zum Ende voranschreiten, und es ist dieses Ende, das wir nun in ein paar wenigen, einfachen Aussagen betrachten wollen.


Eine Gemeinschaft, vereint mit dem Sohn
auf dem Berg Zion

Was ist das Ende? Nun, soweit es Gottes Entschluss betrifft, ist es dies, dass es zumindest eine Gemeinschaft gibt, die zur einer äußersten Einheit mit dem Sohn gebracht worden ist. «DIESE sind es, die dem Lamme folgen, WOHIN IMMER es geht», und in ihrer Natur, ihrem Charakter und ihrer Gemeinschaft ist die Einheit vollständig. Ich denke, dies ist - oberflächlich betrachtet - was durch das Lamm auf dem Berg Zion dargestellt wird. Es ist nicht die ganze Geschichte, es deckt nicht den ganzen Grund der Errettung ab. Wie ihr dem Kontext entnehmen könnt, werden noch andere aus der großen Weinlese heraus geholt werden. Doch diese sind eine «Erstlingsfrucht für Gott», und sie scheinen mir ganz entschieden zu sagen, dass Gott eine Gemeinschaft von Menschen haben wird, die seinem Sohn in seiner Fülle entsprechen wird. Das ist das Ende, und alles andere wird damit in Zusammenhang stehen und wird davon abhängen. Die ganze Schöpfung ist nun auf diese Gemeinschaft fixiert. Sie ist das Herz der Dinge.

Warum? Zu welchem Zweck? Das ist nicht der Gegenstand unserer gegenwärtigen Betrachtung, doch wie vieles hängt davon ab! Es ist ein zentraler Punkt, es ist das Herz der Dinge, es ist dasjenige, das Gott seine erste volle Befriedigung in seinem Volk bescheren wird. Schon nur der Satz «Erstlingsfrucht für Gott» - ist bedeutsam. Es liegt nicht in meinem Interesse und ist auch nicht das, was mich beschäftigt, diesmal über die Erstlingsfrucht zu reden. Doch was diese für das Herz Gottes bedeutet, betrifft uns vorrangig, und das Bild ist an sich schon sehr beeindruckend.

Ihr wisst ganz gut, dass in jedem Bereich der Kultivierung , ein Bauer oder ein Gärtner, der gearbeitet und viel Geduld aufgewendet hat, je näher die Zeit der Ernte kommt, Tag für Tag nach den ersten Anzeichen der Resultate seiner Anstrengungen, seiner Mühen, seiner Sehnsucht, seines Wartens und seiner Sorge Ausschau hält. Dann kommt der Tag, da er genug Grund hat, sicher zu gehen, dass alles nicht vergeblich gewesen ist. Er nimmt es als Anzeichen für das, was einmal sein wird. Vor allem befriedigt sein Herz diese erste Ernte, die Erstlingsfrüchte. Ich denke, genau das bedeutet es, dass Gott seine erste Befriedigung in dem findet, was wir hier vor uns haben. Was das alles meint, benötigt mehr Zeit, als uns im Augenblick zur Verfügung steht. Aber das ist diese eine große Stunde, auf die sich alles hinbewegt, und eine große Stunde wird es in der Tat sein.

Dann müssen wir dies natürlich direkt in unsere Mitte bringen, damit unsere eigenen Herzen dadurch herausgefordert werden und wir uns die Frage stellen, ob diese große Stunde und alles, was sie bedeutet, nicht gerade darin enthalten ist, dass wir für diese Zeit dazu geführt wurden, diese Angelegenheit zu betrachten. Könnte sich unsere Betrachtung in der Absicht Gottes nicht auf die Verwirklichung dieser Sache beziehen, die zur Vollen Befriedigung Gottes führt? Ich glaube, wir alle wünschen, dass es so ist. Unsere Herzen reagieren darauf und sagen: Ja, so soll es sein, und ich habe den Eindruck, dass es nicht anmaßend ist, wenn wir das sagen, insofern wir, obwohl ein bloßes Fragment des Ganzen, uns mit dieser großen Vision befassen. Das Lamm, das mit den Hundertvierundvierzigtausend auf dem Berg Zion steht, hat eine Bedeutung für uns, auf die wir achten sollten.



Das Ende in Herrlichkeit ist bereits im Herrn Jesus gesichert

Wenn dies so ist, dann gibt es gewisse Dinge, die wir, ihr und ihr, glauben müssen. Jeder, der zum Herrn gehört und im Licht seines vollen Vorsatzes der Errettung muss zuerst einmal glauben, dass das Ende in Herrlichkeit und im Sieg für uns schon jetzt im Herrn Jesus gesichert ist. Für dieses Ende ist nichts mehr nötig, sofern es seine Sicherheit betrifft; es ist vollbracht und vollendet. Dies sollte gewiss den tiefsten Ton der Anbetung und des Lobpreises in unseren Herzen erwecken, nämlich, dass das Ende gesichert ist. Es ist in Herrlichkeit gesichert.

Um es noch anders zu sagen: Ein herrliches Ende ist für das Volk Gottes sicher gestellt. Von Gottes Standpunkt aus muss nichts mehr unternommen werden, um das Ende noch herrlicher zu machen, es es jetzt schon ist. Das ist natürlich die simple fundamentale Basis unseres Glaubens an den herrn Jesus, aber dennoch der Grund für ständige Herausforderungen und Konflikte. Was das Werk des Herrn betrifft, steht das Lamm jetzt auf dem Berg Zion mit den hundertvierundvierzigtausend; es ist gesichert. Oh, möchte der Herr doch erreichen, dass dies noch entschiedener und bleibend im Herzen seines Volkes klargestellt ist! Es ist der einzige Grund wahrer Ruhe, Gewissheit, Stetigkeit des Lebens und der Freude. «Wenn die Grundfesten eingerissen werden, was soll der Gerechte tun?» (Ps. 11,3); und wenn dieses Fundament irgendwie erschüttert worden ist, dann taumelt alles und stürzt ein. In dieser Sache brauchen wir keine «Futuristen» zu sein; wir müssen Experimentalisten sein. Das Lamm steht, für alle göttlichen Absichten und Vorsätze, auf dem Berg Zion mit dieser gesicherten Gruppe. Das Ende in Herrlichkeit und im Sieg IST in Christus gesichert.


Das Ende wird den Weg rechtfertigen

Noch etwas Weiteres müssen wir glauben - worum wir, wenn nötig, kämpfen müssen, um es glauben zu können - dass das Ende den Weg voll rechtfertigen wird, und dass Gott voll entlastet wird für den Weg, den er uns geführt hat. Das ist schon schwieriger. Es betrifft uns an so vielen Punkten. Es ist nicht leicht, zu glauben, dass die Erfahrungen dieses Lebens, die Wege, auf denen der Herr uns führt, all das, was von Zeit zu Zeit unsere Fundamente ins Wanken bringt - das Leiden, die Trübsal, die Enttäuschungen, der Kummer, die Verwirrung, das Befremden, ja, und alles übrige, das noch in dieses Leben treten mag, das uns von Gott geschenkt wurde - es ist nicht leicht, zu glauben, dass der Tag kommen wird, an dem wir konkret und entschieden sagen werden: «Gott machte keinen Fehler, er wusste, was er tat, und er tat das Richtige!» Angesichts all dessen, was ihr durchmacht, der ganze Zustand eures Lebens im jetzigen Augenblick, da wird es vielleicht schwierig, zu glauben, dass all das richtig, genau richtig sein soll. Des Ende wird den Weg rechtfertigen, es wird Gottes Handeln an uns bestätigen. Am Ende werden wir zustimmend sagen: «Gott machte keine Fehler». In geringem in unserem Leben, als wir durch prüfungsreiche Widrigkeiten hindurchmussten, durch tiefe und dunkle Erfahrungen, und uns am anderen Ende ihre Bedeutung aufging, waren wir imstande, zu sagen: «Ich möchte es für nichts in der Welt missen; ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben». Und doch, als wir noch mitten drin waren, dann wäre dies bestimmt das Letzte gewesen, was wir gesagt hätten. Das, was nachher kommt, wandelt das Ganze auf seltsame Weise um. An Ende sagen wir: «Letzten Endes war es nicht so falsch, wie ich meinte; es war sogar richtig!»

Diese Gemeinschaft, die Hundertvierundvierzigtausend genannt (nehmt das nicht allzu wörtlich, wir werden gleich einiges dazu zu sagen haben), ist aus den Menschen erkauft worden. Sie gingen durch die Prüfung hindurch, wie niemand sonst je hindurchgegangen ist, sie ertrugen die erste Kraft der sengenden Sonne, um sie zur Reife zu bringen, sie waren Pioniere auf diesem Weg, und sie wussten, was das Kosten der Leiden des Lammes bedeutet. Ich kann nicht anders als glauben, dass, wenn diese Gruppe mit dem Lamm auf dem Berg Zion steht, sie nur das eine sagen wird: «Er wusste, was er mit uns tat. Es war richtig. Wir würden für nichts in der Welt diese Erfahrung hergeben, das rechtfertigt alles. Auch wenn wir manchmal versucht waren, an Gott zu zweifeln, dass er uns richtig behandelte, ob er wirklich fair mit uns umging, können wir jetzt, im Licht dieses Resultates, sehen, dass es nicht nur richtig war, sondern dass es das einzig Richtige war! Nichts sonst hätte dafür getaugt.»

Wir benötigen Gnade von Gott, um jetzt so weit wie möglich dorthin zu gelangen und zu glauben, dass Gott nicht nur ein Zuschauer unserer Leiden, Prüfungen und Widrigkeiten ist, der beobachtet und eiskalt dreinschaut, sondern dass er das Ganze in der Hand hat. «Er kennt meinen Weg»: aber es ist eben nicht bloß ein Zuschauer. Nach Hiob, der etwas darüber wissen musste, lautet das Verdikt: «Ja, er kennt meinen Weg ... Ja, er wird vollenden, was mir bestimmt ist, und dergleichen hat er noch vieles im Sinn» (Hiob 23, 10. 14).

Nun nehmt euch noch einmal die ersten Kapitel des Buches Hiob vor und seht, was für ihn bestimmt war, und die Gott kannte. «Ihr das Ende (Hiobs) gesehen, das der Herr für ihn bereitet hat; denn der Herr ist voll Mitleid und Erbarmen» (Jak. 5,11). Dieses Wort fasst den ganzen Fall Hiobs zusammen.

Wir befassen uns hier mit sehr schwierigen Dingen. Es ist leicht, Worte wie diese zu sagen und zu hören, und doch müssen wir uns selber und einander im Herrn stärken für alles, was es bedeutet, diese glorreiche Vollendung zu erreichen. Eine der Arten, auf die wir das tun können, ist die, dass wir schlicht zu einander sagen: «Wir glauben so tiefgehend an Gott, dass wir bestätigen, dass er selbst in den schwierigsten Situationen am Ende gerechtfertigt dastehen wird. Wir werden zu ihm sagen: Du hattest Recht, ich wollte um nichts in der Welt diese Erfahrung missen». Einige von euch können sich vielleicht nicht vorstellen, je so etwas zu sagen, aber am Ende werden wir alle das sagen, sofern wir unseren Glauben an Gott nicht aufgeben. Das Ende wird den Weg rechtfertigen und Gott rehabilitieren.

Das Lamm steht auf dem Berg Zion

Schon die Begriffe dieses Abschnittes in Offenbarung 14 sind an sich bedeutsam und weisen auf bestimmte Dinge hin. «Ich sah ... das Lamm...» Das allein schon bedeutet Leiden und Opfer. «Und bei ihm hundertvierundvierzigtausend... erkauf». Es handelt sich nicht bloß um Erlöste; sie wurden in eine sehr enge Gemeinschaft mit dem gebracht, worauf der Titel, das Lamm, hinweist - Leiden, Opfer. Es muss so sein, um eine solche Einheit zustande zu bringen, wie sie hier angezeigt wird.

«auf dem Berg Zion stehen». Das ist ein Ort, der durch das ganze Wort Gottes hindurch eine sehr große Vorrangstellung einnimmt, und stets bedeutet er den höchsten Punkt und den Gipfel des Erreichten. Er ist die Verwirklichung aller Bestrebungen. «Wohin die Stämme hinaufziehen» (Ps. 122,4). Es gibt viele Erwähnungen des Berges Zion, und er ist deshalb in der Schrift etwas sehr Hervorgehobenes. Stets suggeriert er ein Objekts höchster Ambition, stärksten Strebens, und die Befriedigung des tiefsten Verlangens des Lebens, dorthin zu gelangen. Ihr wisst, wie im Leben Israels der Berg Zion als ein Objekt ständigen Gedenkens und Verlangens galt. Wir könnten mehr darüber sagen, doch hier ist ein Ort des Erreichens höchstmöglicher Verwirklichung und Vollendung. Das Lamm hat es vollbracht, hat es gesichert. Der steht dort als mächtiger Sieger über alles, was versuchte, seine Aufwärtsbewegung zu stoppen; aus den Tiefen der Hölle, höher, höher, immer höher durch aufeinander folgende Bereiche, bis er den höchsten Platz in der Herrlichkeit erreichte und nun auf dem Berg Zion steht, triumphierend in der vollen Verwirklichung des Sieges. Es ist eine symbolische Art, zu sagen, was Paulus in direkte geistliche Sprache ummünzt: «Er weckte ihn von den Toten auf und versetzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Regionen, hoch über alle Fürstentümer, Autoritäten, Gewalt und Herrschaft und über jeden Namen, der genannt wird» (Eph. 1,20-21). «Hoch über allem»! «... das Lamm auf dem Berg Zion stehen»: Ein ungeheure Leistung, ein ungeheurer Sieg! Da steht er! Es hat ihn eine Menge gekostet, dorthin zu gelangen, um diese Auszeichnung zu erlangen, aber da ist er! «Und mit ihm...» Es ist ein Bild der vollsten Verwirklichung des größten Möglichkeiten menschlicher Bestimmung in den göttlichen Ratschlüssen.
Berg ZION! Nun, Zion selbst fügt noch zur Bedeutung hinzu. Zion bedeutet Bollwerk, Festung. Es war buchstäblich der Berg Zion in Jerusalem, der die größte Herausforderung darstellte, die je an das Volk Gottes erging. Diese Festung der Jebusiter hatte während Jahrhunderten standgehalten. Selbst Josua bezwang sie nie. Sie behielt ihre Stärke und Widerstandskraft durch die vierhundert Jahre der Richterzeit hindurch und dauerte an während einer langen, langen Geschichte der Uneinnehmbarkeit, bis David auf den Thron kam. Als dann schließlich David zum König gekrönt wurde, betraf die erste Herausforderung an seine Männer Jebus, dieses Bollwerk der Jebusiter, die sich ihrer Position so sicher waren und die sich so sehr auf ihre Geschichte verließen, dass sie sagten: «Wir können die Lahmen und die Blinden hinstellen, um dies zu verteidigen; das ist alles, was es braucht». Aber jetzt mussten sie sich einem neuen Faktor stellen, der ein anderes Thema ist. David war König, und das veränderte die Situation, und es ging nicht lange, bis Joab dieses Bollwerk angriff und stürmte und sie zur Stadt Davids, des großen Königs, wurde, und die herrliche Geschichte, die andere Seite der Geschichte Zions, begann. Zion war das Herz aller Herrlichkeit und in der Tat eine starke Festung.

Übersetzt das in eine geistliche Sprache und gebt ihm eine geistliche Bedeutung. Seht, was es für das Lamm bedeutet, auf dem Berg Zion zu stehen. Was für ein Sieg, was für eine Stärke, was für eine Position, was für eine Errungenschaft, was für eine Stellung! Wie uneinnehmbar ist diese Position: zu einem endgültigen Punkt zu kommen, wo kein Feind übrig geblieben ist, der einen Finger heben könnte, um
diese Position in Frage zu stellen, so groß ist die Leistung des Lammes! Und so glorreich wird auch die Position sein, zu der er uns auf dem Berg Zion bringen wird.


Die Gruppe beim Lamm

(a) Ausgewählt

«Und mit ihm einhundertvierundvierzigtausend». Wir haben gesagt, wir sollten das nicht allzu wörtlich nehmen. Natürlich wird es eine sehr große Schar aus allen sein, aber es ist bloß eine bedeutungsvolle Zahl; d.h., sie bedeutet konkrete Dinge. Zuerst einmal drückt sie eine Auswahl aus, darüber besteht überhaupt kein Zweifel; doch keine Auswahl aufgrund von Verdienst, und auch keine Auswahl aufgrund einer Vorausbestimmung. Vielmehr bedeutet es, dass Gott hier ein Volk gefunden hat, das mit ihm weiter gegangen ist (als die anderen), das seinem Herzen mehr entsprochen hat als viele andere, und darum hat er aus ihnen das gemacht, was hier Erstlingsfrüchte für ihn selbst genannt wird, er hat sie in diese Vollendung Christi eingesammelt; und der wahre Wert davon liegt in der Berufung, die sie erfüllen werden. Das ist nicht Gegenstand unserer gegenwärtigen Betrachtung, vielleicht kommen wir bei einer anderen Gelegenheit darauf zurück. Doch diese Gemeinschaft wird in den kommenden Zeitaltern eine gewaltige Berufung erfüllen. Es ist die Art, wie sie dem Herrn dienen werden, das ihnen beim Herrn ihren Wert verleiht. Und sie sind ausgesucht. Ich liebe das Wort «erwählt» nicht besonders, denn ich kenne all die Kreise, die sich um dieses Wort gebildet haben, in denen es zu einer Lehre kristallisiert wurde. Doch lasst das alles beiseite und nehmt einfach die Tatsache an sich. Sie sind eine ausgewählte Gruppe; im Gedanken Gottes stehen sie als eine Gruppe da, die ihm besonders kostbar ist, weil sie ihn befriedigen und ihm deshalb dienen können.

(b) Stellvertretend

Sie sind - und hier ist unsere Sicherung - nicht nur ausgewählt, sondern haben auch eine stellvertretende Funktion. Es wäre eine armselige Sache, wenn die ganze Ernte nur aus den Erstlingsfrüchten bestehen würde. Ich kann mir keinen Landwirt vorstellen, der sich damit zufrieden geben würde, wenn die ganze Ernte nur gerade aus dem bestehen würde, was er an Erstlingsfrüchten bekommt. Der Rest folgt nach. Sie stehen hier im stellvertretenden Sinn, und dieser große göttliche Gedanke der Stellvertretung findet sich im ganzen Wort Gottes immer wieder. Der Herr trachtet stets danach, das den Weg anführt und das denen dient, die nachfolgen werden, und die durch ihre Beziehungen zu allen andern ein Dienst von größerer Fülle für sie sind. Das ist der Gedanke - ein Dienst von größerer Fülle zu sein. Das ist ein Prinzip, das sich in uns auswirkt, vielleicht jeden Tag. Warum nimmt uns der Herr durch diese außerordentlich heißen Feuer der Trübsal hindurch? Die Antwort lautet: Damit andere davon profitieren. Um den andern als Pioniere den Weg zu bereiten. Natürlich wirft das die Frage auf: Womit werdet ihr euch zufrieden geben? Habt ihr euch wirklich vorgenommen, dem Lamme zu folgen, wohin immer es geht? Ihr seht, keines dieser Worte oder keiner dieser Sätze, die hier verwendet werden, sollte bloß wörtlich genommen werden. Das heißt nicht, dass die wörtliche Seite unbeachtet bleiben kann - etwa «in ihrem Mund fand sich keine Lüge» und so weiter - aber es geht nicht nur um die wörtliche Bedeutung; es stellt ein Abgesondertsein für Gott dar von jeder Art weltlicher Kontamination. Eine Menge Dinge hängen davon ab. Warum sollten wir so radikal sein? Es gibt eine Menge Christen, die locker in den Himmel kommen, die nicht diesen Weg gehen und die nicht diese Erfahrung vorweisen können. Die Antwort lautet, dass Gott hinter einer repräsentativen Gemeinschaft her ist. Die Antwort auf alle solchen Probleme ist genau dies. Diejenigen, die es betrifft, haben keinen Grund, sich für wichtiger zu halten als andere. Es ist zu kostspielig, allzu kostspielig, je auf einem Podest zu stehen. Diejenigen, die diesen Weg gehen, werden, was sie selbst betrifft, gründlich entleert und erledigt werden, sie werden die Gemeinschaft seiner Leiden kennen lernen. Das wird alle geistlichen Illusionen von ihnen nehmen. Sie sind in ihren eigenen Augen nicht die Elite; alles andere als das. Ihr Schrei wird oft sein: «Ich bin ein Wurm, und kein Mensch» (Ps. 22,6). Es wird ihnen gehen wie Hiob: «Darum verabscheue ich mich» (Hiob 42,6). Das ist der Schrei der Hundertvierundvierzigtausend: armselige Exemplare in ihren eigenen Augen, doch Gott legt ihnen einen Wert bei für andere. Darum findet er in ihnen so viel Freude und Befriedigung, und darin werden sie schließlich auch ihre Genugtuung finden - imstande zu sein, dem Herrn für andere zu dienen, sich in einer Position zu befinden, die das ermöglicht. Nun, das bezieht sich nicht auf einen mystischen Tag, an dem das Lamm auf dem Berg Zion stehen wird; das bezieht sich auf heute; wir sind schon mitten drin. Die Frage nach jener Position der Überlegenheit und nach unserer Brauchbarkeit für jemand anderen ist abhängig von jeder Prüfung, durch die wir jetzt gehen, von jedem Kummer in dieser gegenwärtigen Stunde. Glaubt, auf eine geistliche Weise ist das alles schon gegenwärtig. Es wird eine Vollendung geben, es wird einen Abschluss davon geben. Ich glaube nicht, eine buchstäbliche Erfüllung davon zu erleben - darum geht es uns jetzt nicht - aber ich weiß, dass die geistliche Realität in diesem gegenwärtigen Leben hart, verzweifelt und schrecklich ist. Es ist hier vorhanden. Wo steht ihr? Befindet ihr euch geistlich dort unten oder hier oben? Das bestimmt, wie nützlich ihr für andere seid. Seid ihr unten, oder seid ihr oben? Kriecht ihr am Boden herum, oder seid ihr mit dem Lamm überlegen und kennt den Sieg? Das bestimmt darüber, wie weit ihr vom Herrn dazu benutzt werden könnt, andern jetzt zu dienen. Offenbarung 14 ist eine geistliche Angelegenheit. Die Gruppe steht stellvertretend da, um dem Herrn zu dienen.


Ein festes Vertrauen in Gott

Nur noch dieses abschließende Wort. Wir müssen uns bemühen, in unseren Herzen zu glauben, dass die Behandlungen, die Gott an uns vollzieht, stets von ihm dem Gegenstand angepasst werden, den er vor Augen hat. Das ist der Bereich des Geheimnisses vor uns, aber er trifft zu. Was ich meine, ist folgendes - dass, je mehr Verständnis wir für die Wege Gottes haben, desto mehr werden wir feststellen, dass die Wege, die er uns geführt hat, die einzigen Wege waren, mit denen wir sein Ziel erreichen konnten, soweit es uns betrifft. Bei anderen hätte er wahrscheinlich andere Wege wählen müssen. Unsere Wege mit dem Herrn sind sehr einsame Wege, denn oft scheint es, dass wir allein darauf gehen. Manche mögen schon denselben Weg gegangen sein, doch wenn ihr unter der Hand des Herrn durch diese Dinge hindurchmüsst, sieht es so aus, als sei noch nie jemand diesen Weg gegangen, als befändet ihr euch ganz allein darauf. Es gibt viele Wege, auf denen der Herr mit uns verfährt, die uns sehr sonderbar vorkommen, und es sind immer nur Wege, durch die er in unserem Fall überhaupt sein Ziel erreichen konnte. Ihr seht, der Herr sagt uns nicht immer, warum er uns Dinge vorenthält, warum er sie uns verweigert oder sie uns wegnimmt, warum er uns nicht gibt, worum wir bitten oder was wir möchten, oder weil er uns etwas wegnimmt, an das wir uns bloß hängen würden. Er sagt uns nicht warum, aber eines weiß er von uns, nämlich, WIE SEHR WIR UNSERE EIGENEN FEINDE SEIN KÖNNEN. Wir wollen etwas; der Herr behält es zurück. Würden wir es bekommen, dann fügte es uns höchsten Schaden zu. Wir würden uns an etwas hängen. So nimmt es uns der Herr weg. Er weiß, dass wenn wir es bleibend besitzen würden, es uns nur schaden würde, und dass die Verwirklichung unseres Wunsches diesen unseren Wunsch zu unserem Feind machen würde. Er weiß das alles. Einige von euch haben genügend Erfahrung gesammelt, um zurückblicken und sehen zu können, wo sich euer Herz an etwas festgeklammert hat, und dass der Herr es uns nicht gewährte oder es uns wieder wegnahm zu der Zeit, da ihr durch die Tiefen gingt. Heute dankt ihr Gott von ganzem Herzen, dass er euch nie erlaubte, es zu besitzen. Heute sagt ihr: «Ich kann heute erkennen, wieviel Unheil das hätte anrichten können, und wie gut der Herr daran Tat, mich dafür Schmerzen erdulden zu lassen». Das ist keine Fiktion, das ist wahr. Wir müssen glauben, dass die Methoden, die der Herr bei uns anwendet, seinem Ziel entsprechen, und er weiß genau, was er tut. O, bittet den Herrn um Gnade, dies glauben zu können. Das müssen wir tun, denn solange wir eine Kontroverse mit dem Herrn ausfechten und es uns unwohl ist, wenn wir an ihn denken, kommt er mit dem nicht voran, was er anstrebt. Erst wenn wir durch Gnade durchkommen und sagen: «Nun, Herr, ich verstehe es überhaupt nicht, mir schein das alles ein solcher Widerspruch zu sein, doch du weißt, was du tust, und du weißt auch, dass dies der einzige Weg ist, auf dem du dein Ziel erreichen kannst, soweit es mich betrifft; und so vertraue ich dir diesbezüglich». Wenn wir nur dahin kämen, wie schnell könnte der uns an den Platz bringen, wo er unsere Bedürfnisse auf eine solche Weise decken könnte, welche die Verwirklichung seines Vorsatzes in unserem Leben um vieles erleichtern würde. Ich weiß, wie schwierig das ist, was ich euch hier sage, doch diese Dinge sind wahr. Denkt daran, dass der Herr stets sein Bestes, nicht sein Zweitbestes, seinem Volk vorhält. Es gibt eine Alternative, es gibt noch etwas anderes, aber der Herr sprich zu uns nie vom Zweitbesten, er bezieht sich nie auf weniger (als das Beste). Er sagt nie: «Das ist mein Bestes, aber du kannst das andere haben, wenn du willst». Der Herr hat stets das Beste für sein Volk im Auge, und alles, was er ihm zu sagen hat, betrifft dieses Beste, dieses Erste. Seine Warnungen gehen dahin, dass sie dies allenfalls versäumen könnten. Seine Ermahnungen, sein Drängen und seine Appelle beziehen sich auf das Erste. Er trifft keine Vorsorge für unseren niedrigen Standard. Er gibt uns keine Zusicherung, dass es nichts ausmachen würde, wenn sie sich nicht sofort unter die Hundervierundvierzigtausend mischten.

Und ist es nicht genau das, woran Paulus dachte und was er zu erreichen suchte, nachdem er den Philippern geschrieben hatte: «Doch eines tue ich» (Phil. 3,13). «Ich habe nicht zwei Dinge im Kopf, so dass ich, sollte ich zu irgend einem Zeitpunkt die Neigung verspüren, mich nicht so vollständig ausgeben zu müssen, ich dann meine Alternative haben könnte». Nein! «Eines tue ich; ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und so dränge ich voran zum Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus». «Wer soll auf den Berg des Herrn hinaufsteigen? Und wer wird an seiner heiligen Stätte stehen?» Die Antwort liegt hier auf dem Berg Zion, mit allem, was es bedeutet, mit dem Lamm dort zu sein.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.