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Geistliche Überlegenheit

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - Erhöhungs-Einheit mit Christus

Schriftlesung: Ps. 24,3; Offenb. 14,1-5; Ps. 122,2-4

« Wer wird hinaufsteigen...?» «Wohin die Stämme hinaufziehen... als eine Verordnung (ein Zeugnis) für Israel».

Wir fahren noch für eine Weile mit der Betrachtung diese Angelogenheit der geistlichen Überlegenheit fort. Vielleicht hilft es euch, wenn ihr euch ein Diagramm in Form eines Rades vorstellt, und Räder innerhalb eines Rades. Die Nabe ist das, was Zion repräsentiert. Das Zentrum der Name ist der Herr Jesus, erhöht und verherrlicht. Der unmittelbar nächstliegende Kreis ist das, was die Hundertvierundvierzigtausend repräsentiert, eine repräsentative Gruppe, geistlich gesehen in engster Nähe zu ihm. Das nächste Rad inmitten des Rades ist die Gemeinde als Ganze, und die Felge ist die äußerste Grenze des Universums. Von der Name gehen verschiedene Speichen strahlenförmig aus. Sie verlaufen vom Zentrum aus in und durch diese innerste Gruppe hindurch, dann zu der größeren Gruppe des Volkes Gottes im Allgemeinen, die dazu bestimmt sind, in den Genuss dessen zu kommen, was sich im Zentrum befindet, und dann über die Gemeinde hinaus zu den Nationen, die in ihrem Licht wandeln werden. Diese vielen Speichen stellen die Gesichtszüge Christi in erhöhter Herrlichkeit dar, die praktischen Auswirkungen und Folgen und die Bedeutung von ihm an jenem Ort und in jenem Zustand. Nun, dieses mentale Bild mag ein wenig helfen. Wir wollen uns nun mit einigen der Speichen befassen, doch müssen wir für eine kleine Weile ins Herz der Angelegenheit zurückkehren.

Umfassend gesehen geht es einzig um die Frage von Christus und seinem Volk in einer Position absoluter geistlicher Überlegenheit. Bis dahin wird viel gefordert bezüglich ihrer Disziplin und Erfahrung. Doch aus dieser durch Züchtigung entstandenen Überlegenheit des Geistes ergeben sich in sich ausweitenden Kreisen ungeheure Werte. Das Wort Gottes macht es vollkommen klar, dass dies die Ordnung der Dinge ist. Allein das Buch der Offenbarung gibt euch dieses Diagramm. Ihr beginnt mit dem Herrn Jesus Christus in seiner Herrlichkeit und Majestät und Autorität, mit seiner Erhöhung und seinem Recht, zu herrschen. Dann geht ihr weiter zu jener Gruppe, auf die wir kürzlich Bezug genommen haben, zu einer repräsentativen Gruppe der Hundertvierundvierzigtausend; einfach eine typologische oder symbolische Zahl. Sie bedeutet eine Gruppe, die es in erster Linie zu einer Überlegenheit auf dem Berg Zion zu Regierungszwecken gebracht hat, wie schon ihre Zahl - zwölf mal zwölf - andeutet, die nicht nur Herrschaft bedeutet, sondern Herrschaft in großer Fülle (zwölf mal zwölf mal tausend!). Dann könnt ihr sehen, wie die ganze Gemeinde eingeführt wird, das Jerusalem zusätzlich zu Zion, und, darüber hinaus, auch noch die Nationen, die in ihrem Lichte wandeln. Da habt ihr euer Diagramm allein in diesem Buch, doch die ganze Bibel arbeitet entlang dieser Linie.

Nun kehren wir zu dieser Sache der geistlichen Überlegenheit zurück. Wir schlossen unsere vorherige Betrachtung, indem wir sagten, dass die geistliche Überlegenheit mit der Erhöhungs-Vereinigung (ascension union) mit Christus ihren Anfang nimmt. Das ist alles sinnbildlich in diesem Fragment von Psalm 122 zusammengefasst: «Wohin die Stämme hinaufziehen... zu einem Zeugnis für Israel». Ihr wisst, dass diese Aussage aus dem 2. und 5. Buch Mose stammt. Zweimal wird im 2. Buch Mose die Angelegenheit des reglmäßigen Hinaufziehens zu dem Ort erwähnt, wo Gott seinen Namen hingepflanzt hat. Dann, im 5. Buch Mose, wird es wiederholt: «Dreimal im Jahr soll alles Männliche in dir vor dem Herrn, deinem Gott, erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird» (5. Mose 16,16). Das ist die Grundlage dieses Hinaufziehens und Erscheinens vor dem Herrn. Wir werden gleich darauf zurückkommen. Wir bekommen allmählich die Sache ins Bild.


Eine neue Ordnung mit der Erhöhung Christi eingeführt

Worin besteht das Prinzip? Das Prinzip heißt einfach «hinaufsteigen». Es ist Erhöhung. Diese Psalmen werden «Aufstiegsgesänge» genannt. «Wohin die Stämme hinaufziehen», und sie ziehen hinauf «zu einem Zeugnis für Israel». Wir wollen in einer konkreten geistlichen Ausdrucksweise an diese Sache herangehen. Ich glaube, das Volk des Herrn hat noch immer eine lange Leitung im Erkennen der ungeheuren Bedeutung der Erhöhung des Herrn Jesus. Wenn es nicht einfach ein Datum in unserem religiösen Kalender bleibt, so ist sie im Allgemeinen nicht viel mehr als etwas, worauf wir mit einem gewissen Grad an Verwunderung zurückblicken, dass der Herr Jesus überhaupt in den Himmel hinaufgestiegen und jetzt dort sein sollte. Mehr oder weniger schätzen wir diese Tatsache, einfach die Tatsache des Ereignisses. Ich sage mehr oder weniger, denn einige haben mehr darin gesehen als andere. Doch wenige von uns sind wirklich stark von der Bedeutung der Erhöhung unseres Herrn Jesus beeindruckt worden - von der Tatsache, dass sich nach seiner Erhöhung der ganze Charakter der Zeitalter verändert hat, und dass von jenem Zeitpunkt an eine vollkommen neue Ordnung der Dinge eingeführt worden ist, so dass von jenem Zeitpunkt an alles von Gott für diese Heilszeit vom Himmel stammt und eine himmlische Ordnung aufweist. Das ist nur ein Aspekt der Erhöhung, aber er ist etwas Immenses. Es ist eine schmerzliche Tatsache, dass die Gemeinde als Ganze den Punkt der Erhöhung versäumt hat. Denn hätte sie ihre Bedeutung erfasst, dann hätte sie nie, wie sie es getan hat, danach trachten können, irgend etwas von mehr oder weniger bleibendem Charakter, das an diese Erde gebunden ist, als System oder Form zu konstruieren.

Natürlich gab es da die großen historischen Krisen in der Geschichte der Kirche, in denen sich genau das entwickelt hat. Es kam mit einer solchen Fülle durch Konstantin auf, als er die Gemeinde mit dem Staat verband und sie zu einem Bestandteil dieser Welt machte. Das ist etwas, das der Teufel stets versucht hat - aus der Gemeinde etwas zu machen, das zu dieser Erde gehört, dass hier von ihr Notiz genommen wurde, dass sie hier eine Stellung gewinnt. Ihre Namen, ihre Titel, ihre Anerkennungen, alles von ihr sollte die Welt von ihr in zeitgemäßer Weise beeindrucken. Und das anekelnde Schauspiel, das die Gemeinde, allgemein gesprochen, heute bietet, ist dies, dass sie ohne Autorität in dieser Welt ist; sie hat keine Stimme. Welche Stimme hat in diesen schrecklichen, kritischen Tagen, durch die wir hindurchgegangen sind, gesprochen, da alles ganz von selbst proklamiert, dass Gott eine Kontroverse mit den Nationen hat, und nicht zuletzt mit dieser Nation (England) wegen ihrer größeren Verantwortung? Es besteht kein Zweifel darüber, die Herrschaft der Nichtigkeit hat sich in unseren Tage tausendfach akzentuiert, und nicht eine Stimme erhebt sich für Gott. Die Gemeinde schweigt. Die Gemeinde hat keine Stimme, sie hat keine Botschaft, sie hat nicht die von ihr geforderte Position inne. Warum? Weil sie so mit dem Leben dieser Welt verwoben, und auf eine solche Weise ein Teil dieser Welt geworden ist, dass ihre himmlische Autorität verschwunden ist. Es ist ein anderes Beispiel dafür, dass die Herrlichkeit gewichen ist. Es ist nicht unsere Absicht, jetzt bei solchen Dingen zu verweilen. Es ist nur eine Nebenbemerkung auf unserem Weg zu dieser Angelegenheit der geistlichen Überlegenheit, und eine Betonung der Feststellung, dass die Gemeinde die Bedeutung der Erhöhung des Herrn Jesus verloren hat. Denn wenn diese Erhöhung eine Bedeutung für diese Heilszeit hat, ist es diese, dass die Autorität der Gemeinde ausschließlich auf ihrer himmlischen Vereinigung mit dem Herrn Jesus beruht, auf ihrer «überirdischen» Position.


Der Erhöhung Christi - Seine Thronbesteigung

Etwas anderes im Zusammenhang mit der Erhöhung, das noch größer ist als das eben erwähnte, ist dies, dass die Apostel im Neuen Testament stets auf sie zurückblickten als auf die Thronbesteigung des Herrn Jesus zur Rechten der Majestät in der Höhe. Sie ist nie etwas für sich allein, einfach ein Hinaufsteigen, eine Veränderung der Lage, etwas, das man einfach «Himmelfahrt» nennt. Es ist seine Thronbesteigung. «Nachdem er jetzt zur Rechten Gottes erhöht ist ... hat er dies ausgegossen» (Apg. 2,33). Das ist die Erhöhung, und es ist erregend, wenn die Welt anfängt, die Bedeutung dieser Tatsache zu registrieren, dass Jesus der Herr ist, und genau so war es zu jener Zeit.


Die Gemeinde in Erhöhungs-Vereinigung
(ascension union) mit Christus

Im Neuen Testament wird ebenso viel von der himmlischen Position der Gemeinde gesprochen wie von derjenigen von Christus selbst. Die beiden Dinge gehen zusammen. Das eine ist das Gegenstück zum andern. «Er hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe» (Hebr. 1,3); und «Gott ... hat uns mitversetzt mit ihm in den himmlischen Regionen» (Eph. 2,6). Diese beiden Dinge stehen da, und sie gehören zusammen. Es ist eine geistliche Position, wobei all ihre Werte zum Wohl und zum Nutzen der Gemeinde übertragen wurden, die wirklich diese Position einnimmt. Das ist die volle Bedeutung geistlicher Überlegenheit. Es bedeutet, an den Ort zu kommen, wo Christus die Gemeinde eingesetzt hat.

Dann beginnt natürlich sofort der Kampf, und der Kampf bezieht sich, wie wir vorhin gesagt haben, auf dies: nicht darauf, die Gemeinde davon abzuhalten, dahin zu gelangen, sondern sie davon fernzuhalten, dass sie weiß, dass dort ihr Platz ist, und, wenn möglich, die Gemeinde dazu zu bringen, dass sie von dort herunterkommt; denn seht ihr, die Gemeinde begann ihre Geschichte dort! Es war am Anfang nicht ein Aufstieg, der sie dorthin brachte; die Gemeinde WAR dort. Im Gedanken Gottes ist dies ihr ständiger Ort. Aber die Geschichte verlief so, dass der Feind sich darauf konzentrierte, die Gemeinde geistliche gesehen von ihrem Platz wegzuholen. Es gibt ein kleines Fragment, das der Psalmist benutzt, das eine sehr gute Aussage darstellt, indem es, wie es das tut, vom Gerechten redet und von den Verschwörern, die miteinander beraten, wie sie ihn von dieser hohen geistlichen Position herunterholen könnten. «Sie planen nur, ihn von seiner Höhe hinabzustoßen» (Ps. 62,5). Die Verschwörer der Hölle sind stets an der Arbeit, herauszufinden, wie sie das Volk Gottes von dieser hervorragenden Stellung des hohen Ortes im erhöhten Christus wegzubringen. So ist also die Erhöhungs-Vereinigung mit dem Herrn Jesus die wahre Bedeutung geistlicher Überlegenheit, Autorität und Macht.


Einige in Israel ein Zeugnis für Israel

Nun können wir zum nächsten Satz weiter gehen: «Wohin die Stämme hinaufziehen... zu einem Zeugnis für Israel». Im Typus waren es periodische Aufstiege; sie zogen von Zeit zu Zeit hinauf. Sie konnten dessen Bedeutung noch nicht wissen, aber sie gingen jedesmal hinauf, wodurch sie ein geistliches Prinzip vollzogen, das zeigt, dass der Gedanke des Herrn für sein Volk der ist, dass die Fülle des Lebens für sie oben zu finden ist; und für sie war es auf diese Weise so. Wir haben bereits gesagt, dass es der Höhepunkt des nationalen Lebens Israels war, wenn sie von Zeit zu Zeit nach Jerusalem, nach Zion, hinaufzogen. Sie führten dieses geistliche Prinzip aus, dass Überlegenheit ein göttliches Gesetz der Fülle des Lebens ist.

«Wohin die Stämme hinaufziehen». Und warum zogen sie hinauf? Wozu zogen sie hinauf? «Zu einem Zeugnis für Israel». Was bedeutet das? Vergesst nicht, es war nicht das ganze Volk Israel, das buchstäblich hinaufzog. «Dreimal im Jahr soll alles Männliche vor dem Herrn, deinem Gott, erscheinen». Eine Gruppe, die Israel repräsentierte, zog hinauf, und in dieser repräsentativen Gruppe war das zeugnis für Israel. Was war dieses Zeugnis? Es brachte das zum Ausdruck, in das das ganze Haus Israel durch diese repräsentative Gruppe hinein gelangte, die Segnungen und Wohltaten, die das ganze Volk des Herrn von der Tatsache herleitete, dass es solche gab, die für sie hinaufzogen.

Lasst mich hier innehalten. Obwohl der Punkt sich nicht auf Israel anwenden lässt, weil, so nehme ich wenigstens an, alle von ihnen hinaufgezogen wären, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätten. Doch wenn ihr zur geistlichen Ausübung dieser Sache kommt, dann werdet ihr, und das ist tragisch genug, feststellen, dass nicht das ganze Volk willig ist, hinaufzuziehen. Praktisch läuft es schließlich darauf hinaus, dass nur ein bestimmter Teil von ihnen tatsächlich diese himmlische Position einnehmen und dieses himmlische Leben leben wird. Es gibt so viele, die hier unten ein Christenleben bloß auf dieser irdischen Ebene führen möchten, indem sie in einem falschen Sinne alles auf die Erde herunter bringen und es zu Dingen hier in Beziehung setzen. Ihr versteht mich, ich meine es in geistlicher, nicht in buchstäblicher Weise. Ich rede nicht von abstrakten Dingen in der Weise, wie wir es tun, wenn wir davon reden, dass «jemand mit dem Kopf in den Wolken lebt». Wir haben genug gesagt, um zu zeigen, dass dieses Leben in himmlischen Regionen eine ungeheure und harte praktische Angelgenheit des täglichen Lebens ist. Es gibt nichts Praktischeres, Realeres. Ich wage zu sagen, dass die Realisten dieser Erde die geistlichsten Leute sind. Sie stellen sich den größten Realitäten, DEN Realitäten. Sie sind eine repräsentative Gruppe, durch welche viele andere die Wohltaten und Segnungen davon beziehen werden, dass sie den Preis bezahlt haben, dass sie die Reise auf sich genommen haben, die all die Schwierigkeiten auf sich genommen und durchgehalten haben, bis die Absichten des Herrn aufs vollste erfüllt wurden.

Was ist das Zeugnis? Benutzt für einen Augenblick eure Vorstellungskraft im Falle von Israel und seiner repräsentativen Gruppe. Wenn sie hinaufzogen, was geschah dann? Nun, sie zogen bei drei unterschiedlichen Gelegenheiten hinauf. Die erste war am Fest der ungesäuerten Brote, das Israels Befreiung von Ägypten zum Inhalt hatte. Die zweite war am Fest der Erstlingsfrüchte, das vom Wachstum des Lebens des Volkes Gottes Zeugnis ablegte. Die dritte war am Fest des Einbringens der Ernte, die Vollendung des Lebens des Volkes Gottes. Wenn sie also zu diesen Festen hinaufzogen, was war ihr Zeugnis, als sie zurückkehrten?


Ein Zeugnis für die Größe der Erlösung

Zuerst würden sie sagen: «Wir hatten da oben eine glorreiche Zeit im Zusammenhang mit unserer Erlösung. Wir kommen zurück und sind noch voll davon, voll von der Größe, von der Großartigkeit, vom Wunder, von der ewigen Frische unserer Erlösung. Wir bringen euch etwas Frisches im Geist zurück von dem Eindruck, wie groß das ist, was der Herr tat, als er uns erlöste, als er uns aus Ägypten befreite». Sie wiederholten alles noch einmal; und als sie wieder unten in den gewöhnlichen Orten ihrer Häuser waren, wurde alles für jeden einzelnen zu einem Stück ihrer Geschichte, dieses Hinaufziehen für diese besondere Sache einmal pro Jahr, das ihnen in ständiger und dauernder Frische die Größe ihrer Erlösung in Erinnerung brachte. Sie sahen der großen König «in der Stadt des großen Gottes», und sie sahen das große Haus Gottes; und in Bezug auf den großen König und das große Haus sahen sie, wie große ihre Erlösung war. Solange ihr nicht wirklich den König gesehen habt, habt ihr noch nie die Größe eurer Erlösung begriffen. Ich meine, je mehr wir vom Herrn Jesus sehen, desto mehr verwundern wir uns über die Größe unserer Erlösung. «Wenn er offenbar werden wird», ruft der Apostel aus, «werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist» (1. Joh. 3,2). Ein anderer Apostel sagt ebenfalls: «Wir... die wir ... die Herrlichkeit Gottes anschauen, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit» (2. Kor. 3,18). O, WENN wir doch nur die Größe Christi sehen würden, was für eine neue Wahrnehmung und Wertschätzung unserer Erlösung würden wir dann haben! Und dies sollte, als Anordnung des Herrn, eine ständige Erinnerung sein, etwas, das immer wieder in dieser Richtung erneuert werden sollte; nicht ein Leben dort so viele Jahrhunderte zurück - oder vor so vielen Jahrzehnten, als wir gerettet wurden. Es ist heute wunderbarer als es je zuvor war! Das ist das Zeugnis für Israel. Unser Zeugnis sollte sein: «Wir haben den Herrn aufs Neue gesehen, wir haben den König aufs Neue gesehen, wir haben das Haus Gottes aufs Neue gesehen: Wir haben diese großartige Sache gesehen, dieses Meisterstück Gottes, die Gemeinde, die Sein Leib ist». Was für eine Sache ist es doch, die Gemeinde mit geistlichen Augen zu sehen, Gottes Vorstellung davon zu sehen! Je mehr wir sehen, desto mehr wundern wir uns über unsere hohe Berufung! Es ist keine geringe Sache, in ihm vor Grundlegung der Welt erwählt worden zu sein, seinem Bild gleichgestaltet zu werden und ein Teil dieses großartigen geistlichen Bauwerkes zu sein, das die kommende Welt dominieren soll und das Administrationszentrum Gottes durch seinen Christus in die Zeitalter der Zeitalter zu sein. Sie zogen hinauf und sahen den König, und sie sahen das Haus, kehrten zurück und sagten: «Es ist wunderbarer als je zuvor!», und so kam ganz Israel in den Genuss ihrer frischen Vision.

Ich weiß, es ist ein kostspieliger Weg, aber es ist eine ungeheure Sache für jeden von uns, welche die niedrigeren Ebenen des Christenlebens verlassen haben, jene abgelegenen Orte, und auf den Berg gekommen sind, und denen der Herr in größerer Fülle gezeigt worden ist. Keiner von uns hat ihn bisher in irgend einem größeren Maße gesehen, aber es ist etwas Großes, wenigstens ein bisschen mehr von ihm zu sehen, und ebenso vom persönlichen als auch vom gemeinschaftlichen Christus. Darin liegt die Kraft eines Zeugnisses des Volkes Gottes - «Wir haben gesehen!»

Ich habe mich oft gefragt, welches das Geheimnis von Paulus‘ Ausdauer, Durchhaltekraft und Triumph gewesen sein könnte. Die einzige Antwort, die ich finden kann, ist die, dass er den Herrn gesehen hat. Das könnt ihr niemals ungeschehen machen.

Sie zogen hinauf und wurden zu einem Zeugnis für Israel. O ja, die Hundertvierundvierzigtausend sind mit dem LAMM zusammen. Stets und allezeit ist es der Weg des Leidens und des Opfers, der an diesen Ort führt, aber es ist gut, wenn das Volk Gottes dasjenige hat, was sie benötigen, um sie von ihren niedrigen Ebenen des geistlichen Lebens emporzuheben. Am Ende ist es das alles wert - die Größe ihrer Erlösung zu erkennen, indem sie die Größe des Königs und des Hauses Gottes sehen.


Ein Zeugnis für das fortgesetzte Wirken des Herrn

Und dann das Fest der Erstlingsfrüchte: «Das Fest der Ernte, der Erstlingsfrüchte deiner Mühen» (2. Mose 23,16). Der Herr hat etwas in uns getan. Vielleicht ist noch nicht alles getan worden, aber er hat etwas getan. Es war ein versengendes Werk, ein Werk mit Feuer, aber er hat uns so weit gebracht. Und das ist der Punkt: Dass er so viel getan hat, ist die Garantie dafür, dass er das Werk auch zu Ende führen wird. Das ist die Bedeutung der Erstlingsfrüchte. «Er, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, wird es bis zum Tag Jesu Christi vollenden» (Phil. 1,6). Der Herr hat Kraft angewandt, um uns so weit zu bringen. Er arbeitet an uns und in uns; es gibt eine Geschichte seiner Treue. O ja, wieviel wir auch glauben, dass noch getan werden müsse, wie weit wir auch noch gehen müssen, wir haben dennoch ein Zeugnis; der Herr hat etwas getan; und wo immer dies der Fall ist, beabsichtigt er, es zum Abschluss zu bringen. Wann immer der Herr ein Leben in seine Hand genommen hat, hat er die Absicht, dieses Leben durchzubringen, wenn dieses Leben ihn handeln lässt. Wir werden nie zusammenbrechen, weil der Herr etwa nicht ausdauernd wäre, weil er etwa, so als wäre er einer von uns, plötzlich schlapp machen und sich anderen Interessen zuwenden würde. Nein, er bringt diese Sache zu Ende. Gott sei Dank dafür! Die Tatsache, dass er etwas getan hat, ist die Anzahlung dafür, dass er will und beabsichtigt, diese Sache zum Abschluss zu bringen.

Es gibt ein Zeugnis für Israel in dem, was der Herr getan hat und tut, sowohl in seinem Volk als auch für es. Was ich damit meine, ist folgendes. Es ist etwas Großes, wenn man sagen kann: «Nicht nur wurde ich vor so vielen Jahren bekehrt und gelangte zu einer Kenntnis des Herrn, sondern ich habe seither auch eine Geschichte mit dem Herrn, und es ist eine sehr echte und lebendige Geschichte. Ich weiß, wie unvollkommen ich bin, wie sehr ich zukurz kommen, wieviel mehr noch getan werden muss, aber ich kenne den Herrn; bis zu diesem Tage kenne ich den Herrn». Sie zogen nach Zion hinauf; und was immer sie diesbezüglich fühlten all die Monate hindurch, während sie in ihren eigenen Häusern waren, kehrten sie zurück und sagten: «Der Herr begann ein Werk in uns schon vor langer Zeit, und er führt es fort; es gibt Beweise dafür, dass er im Sinn hat, uns bis zum Ende zur Herrlichkeit durchzubringen; es gibt Anzeichen dafür, dass er etwas tut». Das Volk schöpfte Mut und erhob sich aus seiner Entmutigung und Niedergeschlagenheit, als diese mit ihrem Zeugnis zurückkehrten. Der Herr braucht heute ein solches Volk. Inmitten von all dem, was sich zu einem kalten System und zu einer Form der Lehre und Praxis verfestigt hat, angesichts all dessen, was zu einer erstarrten Sache geworden ist, benötigt der Herr gerade ein solches Volk. O, der Herr benötigt eine Gruppe, eben «Hundertvierundvierzigtausend», welche das Voranschreiten Gottes repräsentieren, die im Genuss eines gegenwärtigen Werkes Gottes stehen, in dem etwas mehr von seinem Leben manifestiert wird. Sie mögen, in sich selbst, überaupt keine Bedeutung haben; vielleicht blickt ihr auf sie und sagt, sie seien ein armer Haufen. Aber etwas ist da; ihr begegnet dem Herrn in ihnen; ihr spürt das Leben. Diese Leute sind lebendig, etwas Aktives ist da im Leben Gottes. Der Herr benötigt in solches repräsentatives Volk. Ist es nicht wahr in dieser christlichen Welt, die so wenig Leben hat, die so systematisiert, fixiert und statisch ist, dass das Strömen, die Freisetzung, der Impakt des Lebens dringend nötig ist? Ich sage nochmals, es ist ein Preis damit verbunden, wenn man in dieser eigenschaft dienen will. Aber der benötigt diese Gruppe, und hält er nicht Ausschau nach einer solchen Gruppe, gerade wenn er sich UNS (aufs Neue) naht?

Der Anlass des Festes der Erstlingsfrüchte kennen wir besser unter dem Namen Pfingsten. Pfingsten scheint ein umfassendes Gest und eine umfassende Gelegenheit gewesen zu sein. Es blickte zurück und brachte die Größe der Erlösung ins Bewusstsein. Es redete von einer mächtigen Befreiung eines Volkes für Gott aus der Welt durch das Blut des Lammes. Es blickte aber auch voraus und stellte die Vollendung in der Gestalt eines vollen und glorreichen Einsammelns vor Augen. Es führte unmittelbar zu Erstlingsfrüchten durch das reifmachende Feuer der Verfolgung (z.B. Stephanus, und andere) und es bedeutete in sich selbst unmittelbar die Erhöhung, den Aufstieg - das Lamm auf dem Berg Zion - «Mein König auf meinem heiligen Berg» (Ps. 2,6).


Ein Zeugnis für die glorreiche Vollendung


Das bringt uns zu dem dritten Anlass, zu dem die Stämme nach Jerusalem hinaufzogenm - das Erntefest, oder auch das Laubhüttenfest genannt. Da wurden die Hauptfrüchte des Erdbodens geerntet - das Korn, der Wein und das Öl - alles wurde eingesammelt. Dieses Fest war die Vollendung von allem übrigen - ein Zeugnis für das Kommen des Herrn zu den Seinen in abschließender Fülle, eine herrliche Krone auf den ganzen Prozess, der mit der Befreiung eines Volkes aus der Knechtschaft Ägyptens begann. Es war der vollendete Ausdruck der Überlegenheit des Lammes und eines volkes zusammen mit Ihm.

Ich glaube, dass dies wirklich das Herz des Wertes vom Kommen des Herrn ist als etwas, das von der Gemeinde erwartet wird. Dieses Kommen ist zu einem Stück der Gemeindelehre geworden, und, seltsam genug, als Thema hat es die Gemeinden in lauter Fragmente aufgesplittert. Statt dass es ein Mittel wurde, das die Gemeinde erhöhte und sind an einen Platz der Macht und Autorität brachte, hat die Lehre von der Wiederkunft des Herrn den gegenteiligen Effekt gehabt. Ihr werdet mir zustimmen, dass, auch wenn ihr mit aller Macht an das zweite kommen des Herrn glaubt, dies nicht unbedingt eine ungeheure geistliche Kraft in eurem Leben mit sich bringt. Ihr könnt alles verschlingen, was von bekannten Dienern Gottes über dieses Thema geschrieben wurde, und es macht für euer geistliches Leben wahrscheinlichen keinen Unterschied aus. Das sollte es aber. Und wie sollte das vor sich gehen? Nun, gewiss nicht so, dass ihr eine objektive Vorstellung habt und dann eure Augen in eurer Phantasie zu jenem Tag aufhebt, da der Herr kommt. Das bringt euch nicht immer durch die schwierigen Flickstücke hindurch. Doch der Heilige Geist, der stets jenen Tag als Gegenstück zu der Himmelfahrt und Erhöhung des Herrn Jesus vor Augen hat, er legt in uns Zeugnis ab, teilt uns die Werte dieser Erhöhung mit, sooft wir wirklich im Geist seine Wiederkunft betrachten. Ist es nicht so, dass, wann immer ihr ein Lied über die Wiederkunft des Herrn singt, ihr bereits im Geist anfangt, aufzufahren? Ihr könnt geistlich nicht bei der Wiederkunft des Herrn verharren ohne ein ungeheures Gefühl der Überlegenheit. Es hebt euch empor. Es ist eine geistliche Sache, keine historische Angelegenheit im Kalender der Kirche, und der Geist legt Zeugnis ab. In einem gewissen Sinne arbeitet alles darauf hin, uns davon wegzubringen, uns mit der Lehre von der Wiederkunft des Herrn zu beschäftigen. In meiner Kindheit sagte man mir, der würde hier sein, bevor mein Leben viel weiter von hier entfernt sei, und dass bestimmte Leute den Tod nie sehen werden. Doch sie sind alle tot! Das ist schon seit Jahrhunderten so. Lange bevor ich geboren war sagten die Leute dasselbe, und ihr könnt sehr wohl sagen: «Ich bin fertig damit, es hält kein Wasser». Und doch singen wir diese Lieder wieder, trotz all dieser Theorien und all dieser Dinge, die so falsch und so unwahr zu sein scheinen, und die jenen Leuten rechtzugeben scheinen, die schon zu Petrus‘ Zeiten sagten: «Wo ist nun die Verheißung seines Kommens? denn seit den Tagen, da die Väter sich schlafen legten, ist alles so geblieben, wie es von Anfang an war» (2. Petr. 3,4). Trotz all dem werden wir singen, und indem wir singen, wird sich unser Geist erheben. Warum? Nicht, weil wir Blinklichter aufsetzen, unsere Augen schließen, uns Dinge vorstellen, und fantasieren. Nein; sondern weil der Geist Gottes in uns ist, und weil er Zeugnis ablegt für eine große Tatsache, wenn wir uns im Herzen und im Geist in jene Richtung wenden. Die Gemeinde zieht dort hinauf, wo der Herr hinaufgestiegen ist. Die Erhöhung wird durch ein großes Einsammeln vollendet.

Das Zeugnis für Israel ist nicht diese oder jene Theorie über das zweite Kommen Christi, sondern ein lebendiges Zeugnis im Leben des Volkes Gottes; und es wird auf die Weise ausgefürt, dass diejenigen, die es betrifft, wirklich bereits im Genuss davon stehen, sie Leben Erhöhungs-Leben; sie wissen bereits etwas, wenn auch nur ein bisschen, von dem, was es bedeutet, mit ihm auferweckt worden zu sein. «Wo die Stämme hinaufziehen, zu einem Zeugnis für Israel». Jene Israeliten zogen hinauf, und dann kehrten sie mit ihrem Zeugnis, mit einem Glühen auf ihren Gesichtern, wieder zurück, und der Rest kam in den Genuss davon. Und es gibt heute eine große «Ruhe», die auf das Wohl wartet, das durch eine Gruppe vom Volk Gottes zu ihnen kommt, die wirklich wissen, was ein Leben in der Erhöhung mit ihm wirklich ist.

Das Erhöhungsleben erreicht man schrittweise, nicht auf einen Schlag. Sie sprangen nicht von ihren entfernten Städten und Dörfern zum Gipfel des Berges Zion hinauf. Es war eine Reise und ein Aufstieg, und es konnte nur durch einen Schritt aufs mal geschehen. Sobald sie versuchten, mehr als einen Schritt aufs Mal zu nehmen, dann wären sie sehr schnell entmutigt worden. Es ist ein Einhergehen mit dem herrn gegen Entmutigung, Widrigkeit, Prüfung, Leiden, gegen den Feind, der auf der Lauer liegt. Ja, das ist es alles auch, aber es ist ein Vorangehen, und ihr kommt unmerklich mehr und mehr an den Ort, wo ihr nicht so leicht entmutigt und überwunden werdet, wie das einst der Fall war, wo der Feind nicht mehr denselben Grund hat wie einst, wo er euch herunterzerren und erledigen konnte. Es ist ein Hinaufziehen. Es scheint langsam voranzugehen, aber es ist dennoch ein Aufstieg. Es wird zu einer Vollendung kommen, und wir werden schließlich die Herrlichkeit erreichen.

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