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Die Mission, die Bedeutung und die Botschaft von Jesus Christus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Im Lukasevangelium

Wir haben sehr viel Grund, dich zu preisen, Herr, und unser Sinn für die ständigen Bedürfnisse nimmt nichts von unserem Dank weg. Wir müssen bezeugen, dass du uns gegenüber sehr barmherzig und treu gewesen bist. Nachdem wir die Hilfe empfangen haben, die von Gott kommt, fahren wir bis heute fort, und auch wenn wir weitere Bedürfnisse anzumelden haben, tun wir dies doch mit Danksagung. Wir bringen daher heute Morgen diese bitte vor, dass wir eine frische Hilfe vom Herrn empfangen mögen. Wir haben unsere Versammlungen, unseren Dienst, wir haben unsere Lieder, die wir singen, wir haben auch den Segen der Gemeinschaft, doch das alles, Herr, wir mit der Zeit einfach vorüber gehen, es sei denn du vollbringst ein ewiges Werk. Wir bitten dich deshalb, dass du heute ein ewiges Werk tun mögest. Tu das, was in unserem ganzen Leben hier von Dauer sein, und was sich im kommenden Leben als Frucht erweisen wird. Hab Erbarmen mit unserer Torheit, hab Erbarmen mit unserer Schwachheit, und hilf uns, zu unserem ewigen Gewinn zu reden und zu hören. Wir bitten dies zur Ehre deines geliebten Sohnes, des Herrn Jesus, Amen.

Lukas, Kapitel 3, die Verse 23.38:

«Und Jesus war ungefähr 30 Jahre alt, als er begann; er war, wie man meinte, der Sohn Josephs, des Eli... der Sohn des Enosch, des Seth, des Adam, Gottes.

Indem ich an das anknüpfe, worüber wir bereits gesprochen habe, möchte ich euch daran erinnern, wie wir gesagt haben, dass das gesamte Neue Testament sich mit drei Dinge befasst - der Mission, der Bedeutung und der Botschaft von Jesus Christus, dem Sohn Gottes - und wir haben auch gesagt, das jedes der 27 Bücher im Neuen Testament einen bestimmten Aspekt dieser Mission, dieser Bedeutung und Botschaft von Jesus Christus enthält. Das heißt demzufolge, dass das ganze Neue Testament Jesus Christus auf drei Arten präsentiert. Dann gingen wir weiter und sahen einige dieser Aspekte in den neutestamentlichen Büchern. Im Matthäusevangelium sahen wir das Fundament allen Christentums, und das ist die absolute Herrschaft und Autorität von Jesus Christus. Im Markusevangelium sahen wir die Aktivität des Herrn Jesus unter der Herrschaft seines Vaters. Indem wir uns rückwärts arbeiteten, sahen wir, dass alles Werk FÜR Gott aus der Unterwerfung UNTER Gott hervorgehen muss. Natürlich wäre noch ein schönes Stück mehr über diese beiden Evangelien zu sagen.

Nun aber gehen wir weiter zum dritten dieser Evangelien, dem Lukasevangelium.


Wer war Lukas?

Wir müssen fragen: Wer war Lukas?, denn wir können nur an seine Botschaft gelangen, wenn wir den Mann kennen. Es kann nicht stark genug betont werden, dass Gottes Methode darin besteht, seine Botschaft durch die geistliche Geschichte des Botschafters zu vermitteln; und nicht, dass er einen Mann findet, der eine Bibliothek aufsucht und Bücher studiert, sondern dass er den Botschafter zur Botschaft macht. Die Leute müssen imstande sein, den Botschafter zu lesen, indem sie in ihm die Botschaft Christi erkennen. Ich denke, das muss ich nicht nochmals näher erläutern.

Das trifft in besonderer Weise auf Lukas zu. Wir wissen, dass er ein Gefährte des Apostels Paulus war. Er schloss sich zu einem gewissen Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort Paulus an, und er war während längerer Zeit seines Dienstes sein Reisegefährte. Schließlich, im Gefängnis in Rom, schrieb Paulus: «Nur Lukas ist noch bei mir» (2. Tim. 4,11). Aus dem Kolosserbrief wissen wir, dass Lukas Arzt war, denn Paulus spricht von ihm als von «Lukas, der geliebte Arzt» (4,14). Ich glaube, damit sind eine ganze Menge Dinge verbunden, denn es wirft ein kleines Seitenlicht auf eine Menge mehr. Ihr wisst, dass der Apostel Paulus der einzige Apostel war, der von der Gemeinde als vom «Leib Christi» redet, und in vieler Hinsicht vergleicht er die Gemeinde dem menschlichen Körper. Er spricht von den Gliedern des Leibes als von Händen und Füßen und Ohren und Augen, wobei alle Glieder von einander abhängig sind, einander brauchen, und alle zusammen einen einzigen Körper bilden. Paulus benutzt ein griechisches Wort, das unsere Arzt-Freunde schätzen werden: «syndesmos». Syndesmologie ist die Wissenschaft von den Bandgeweben, und tatsächlich sind es die Bänder, durch welche die Glieder zusammengefügt werden und funktionieren.

Nun, woher hatte Paulus das alles? Ich kann mir Paulus und Lukas vorstellen, wie sie auf ihren langen Reisen mit einander dahin schritten und über die Gemeinde redeten. Bald einmal sagt Bruder Lukas: «Paulus, gleicht die Gemeinde nicht sehr dem menschlichen Körper, mit all seinen Gliedern, den Bändern und all den Funktionen, die einen einzigen Leib bilden?» Und Paulus sagt: «Vielen Dank, Bruder Lukas. Ich bin sicher, der Heilige Geist hat mir dadurch etwas beigebracht. Irgend einmal, wenn ich Zeit dafür finde, werde ich das schriftlich festhalten». Und Paulus bekam sehr viel Zeit in seiner Zelle im Gefängnis, und so schrieb er die Briefe an Ephesus und Kolossä, die beide vom Leib handeln.

Das alles ist sehr interessant, doch ich glaube, es liegt eine Botschaft darin. Wir haben verschiedene Ärzte unter uns, und ihr Ärzte solltet eigentlich ganz besonderes Licht haben hinsichtlich des Leibes Christi, und ihr solltet eure Kenntnisse zu geistlichen Zwecken nutzen. Doch nicht nur die Ärzte. Gewiss will dies sagen, wir alle sollten unsere besonderen Kenntnisse zu geistlichen Zwecken nutzen.

Nun, wir wollen zu Lukas zurückkehren. Wir wissen, dass er zwei Bände verfasste. Band 1 ist sein Evangelium, Band 2 ist die Apostelgeschichte. Wiederum, wer war Lukas? Nun, wir haben gesagt, er sei ein Arzt gewesen, aber er war Grieche, der einzige Grieche der vier Evangelien. Dann berichtet er uns, er habe eine bestimmte Zeit lang Nachforschungen angestellt. Nun, um ein guter Arzt zu sein, musste er eine Menge Nachforschungen betreiben; dann jedoch wandte er sich von seinen medizinischen Nachforschungen ab und forschte nach der Geschichte Jesu. Im ersten Kapitel seines Evangeliums sagt er uns, er habe es sich zur Aufgabe gemacht, sehr sorgfältig allem nachzuspüren, was man über Jesus wissen konnte.

Nun, Lukas, der kein Jude war, kannte natürlich zunächst das Alte Testament nicht; was er also als erstes tun musste, war, ein Altes Testament zu erwerben, und er arbeitete sich sorgfältig ganz von Anfang an durch. Das hat er in Kapitel 3 niedergelegt! Er nimmt Jesus, und dann arbeitet er sich rückwärts durch die Geschichte, durch das ganze Alte Testament hindurch, bis er zu Adam kommt. Das war ein schönes Stück echter Recherche! Lukas sagt ausdrücklich, er wolle seinem Freund Theophilus die klarsten und konkretesten Daten von Jesus liefern. Nicht nur studierte er genau das Alte Testament, sondern er reiste sogar nach Nazareth und tat etwas sehr Delikates - ich denke, etwas, das sich nur ein Arzt erlauben kann. Er ging dorthin, um die Mutter Jesu über seine Geburt zu befragen, und das hält er hier fest. Maria erzählte Lukas die Details darüber,l wie Jesus geboren wurde.

Nun, offensichtlich unternahm Lukas mehr als eine Reise, um seine Nachforschungen zu tätigen. Es scheint, als sei er auch in Bethlehem gewesen, um dort das Geburts- und Todesregister einzusehen, um darin die Berichte über die Vorfahren von Jesus zu finden. Muss ich noch mehr ins Detail gehen? Ihr findet das alles in den ersten Kapiteln seines Evangeliums.

So war Lukas ein sehr gewissenhafter, besonderer Student, doch beachtet folgendes: er beabsichtigte, das alles für seinen Freund Theophilus aufzuschreiben. Das war alles, was er im Sinn hatte, doch der Heilige Geist hatte eine ganze Menge mehr im Sinn. Lukas hatte keine Ahnung, dass er an der Bibel mitschrieb. Niemals kam ihm der Gedanke, dass zwanzig Jahrhunderte später sich eine Gruppe von Menschen in einem Bergdorf namens Aeschi aufhalten würden, um das zu studieren, was er für seinen Freund Theophilus niedergeschrieben hat, und in allen Jahrhunderten zwischen seiner Niederschrift und heute haben Menschen seine Schriften studiert. Der Heilige Geist hatte größere Gedanken als diejenigen von Lukas. Wir wissen niemals, was der Heilige Geist mit dem tun wird, was wir schreiben. Obwohl wir nicht an der Bibel weiterschreiben, schreiben wir vielleicht einen Brief, oder ein kleines Büchlein, und Jahre später stellen wir fest, dass jemand all die Jahre hindurch durch diesen Brief oder diesen kleinen Brief gesegnet worden ist. Betet, wann immer ihr schreibt! Bittet den Heiligen Geist, dass er euch befähigen möge, die Sache besser zu machen als ihr es normalerweise könnt.

Natürlich sind das alles nur Fragmente der Botschaft, und noch nicht die eigentliche Botschaft selbst. Wir werden gleich dazu kommen.


Der Kontext des Lukasevangeliums

Lukas greift Jesus bei Adam auf, dann als ein kleines Baby, und schließlich landet er ihn in der Herrlichkeit. Habt ihr beachtet, was er als Letztes in seinem Evangelium sagt? «Er führte sie aber hinaus bis in die Nähe von Bethanien und hob seine Hände auf und segnete sie. Und es geschah, indem er sie segnete, schied er von ihnen und wurde aufgehoben in den Himmel» (24,50.51).

Nun sind wir ganz auf die Linie der Botschaft eingeschwenkt: Der Sohn Adams, der Baby von Bethlehem, der verherrlichte Mensch im Himmel. Könnt ihr den immensen Kontext des Lukasevangeliums erkennen? Der Kontext ist das ganze menschliche Geschlecht von Anfang bis Ende. Adam war der erste des menschlichen Geschlechts. Von Gott geschaffen mit einer großen göttlichen Bestimmung. Es heißt in Bezug auf ihn: «Du hast ihn zur Herrschaft gebracht» (Ps. 8,6). Gottes Gedanke für das menschliche Geschlecht bestand in Adam darin, dass es zur Herrschaft gelangen sollte. Das ist die geoffenbarte Absicht Gottes für das menschliche Geschlecht, doch kennen wir die menschliche Tragödie: Das menschliche Geschlecht verlor in Adam die göttliche Bestimmung. Kreist dieses Wort «verloren» ein, und ihr habt das Herz von Lukas‘ Botschaft.

Das menschliche Geschlecht verlor sein göttliches Erbe, weil es seine richtige Beziehung zu Gott verloren hatte. Sein ganzes Evangelium wird von Lukas in einem Vers zusammengefasst: «Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren war» (19,10). Beachtet die Begriffe: «Der MENSCHENsohn kam, um zu suchen und zu retten». Das ist die Mission, die Bedeutung und die Botschaft! In Adam ging die universelle Herrschaft für das menschliche Geschlecht verloren. In Abraham verlor ein auserwähltes Volk sein Erbe; der Same Abrahams, NACH DEM FLEISCH, verlor sein Erbe. Das Neue Testament verbreitet sich weit über dieses Thema. Dieses erwählte Geschlecht war von Gott berufen worden, eine besondere Berufung zu erfüllen - eine himmlische Berufung unter den Nationen dieser Welt. Gott sagte zu Israel: «Der Herr wird dich zum Haupt, und nicht zum Schwanz, machen» (5. Mose 28,13). Sie waren von Gott berufen, das Regierungsinstrument unter den Nationen zu sein, doch dieses auserwählte Geschlecht verlor seine himmlische Berufung.

«Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren war»: für Adam verloren, für Abraham verloren, für Israel verloren, doch wiedergefunden im Sohn des Menschen.

Das ganze Lukasevangelium ist in einem einzigen Kapitel konzentriert, im best bekannten Kapitel des ganzen Neuen Testaments - in Kapitel 15. Jedermann weiß, was in Kapitel 15 des Lukasevangeliums steht! Es ist das Kapitel der verlorenen und wiedergefundenen Dinge. Seine Fassung ist sehr bedeutsam, denn es beginnt mit diesen Worten: «Nun, alle Zöllner und Sünder traten heran, um ihn zu hören», und das offizielle Israel in den Personen der Pharisäer und Schriftgelehrten, murrte: «Dieser Mensch empfängt SÜNDER.» Das war ein Trauermarsch für die Pharisäer und Schriftgelehrten, aber es war Musik in den Ohren von Sündern! Dann fing Jesus an, zu den Pharisäern und Schriftgelehrten zu sprechen, und er erzählte ihnen dieses drei Geschichten: Vom verlorenen Schaft, vom verlorenen Silberstück, und vom verlorenen Sohn.

Das verlorene Schaf

Israel wurde stets «Gottes Herde» genannt, und Gott trug stets den Namen «Hirte Israels». Jesus greift diesen Gedanken auf und sagt im Grunde genommen: «Israel ist nicht mehr länger Gottes Herde». In Wirklichkeit geht er davon aus, dass Israel wie die neunundneunzig Schafe in seiner Selbstgerechtigkeit und traditionellen Sicherheit und Exklusivität verloren gegangen ist. So erweitert er das Konzept und sagt: «Ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind, und diese anderen Schafe sind die Zöllner und Sünder». Im Rest des Neuen Testamentes werden die Diener des Herrn Hirten genannt. Petrus sagte zu den Ältesten der Gemeinde: «Weidet die Herde Gottes» (1. Petr. 5,2), und «Wenn der Oberhirte offenbar werden wird» (1. Petr. 5,4). Wir wissen, dass Jesus sagte: «Ich bin der gute Hirte» (Joh. 10,11), und wenn Israel verloren gegangen ist, dann kommt eben ein anderer Hirte und hat eine andere Herde. Er bildet eine neue Herde aus Israel und den Heidenvölkern. Hier haben wir Lukas! Die neue Herde und der neue Hirte! Von dem, was verloren gegangen ist, hat er eine größere Herde gefunden, als diejenige war, die verloren ging. Wie gingen jene Schafe verloren? Der Prophet Jesus ruft: «Wir alle gingen wie Schafe in die Irre» (Jes. 53,6), und wie gingen wir in die Irre? Wie wurden wir zu verlorenen Schafen? «Jeder ging seinen eigenen Weg». Das führt uns zum Anfang des menschlichen Geschlechts zurück, als Adam seinen eigenen Weg wählte und das menschliche Geschlecht verloren ging.

Das verloren Silberstück

Es gibt viele Deutungen dieses Gleichnisses, doch die am allgemeinsten akzeptierte, und wie ich glaube, die richtige, ist folgende:

Wenn eine junge Frau in Palästina verlobt und verheiratet wurde, gab ihr ihr Ehemann ein Band mit Silbermünzen. Ich nehme an, ihr habt schon Bilder von einer solchen Frau gesehen. Ihr tragt eure Halsketten um euren Hals, doch sie trugen sie rund um ihre Stirn. Ihr tragt einen Ring an eurem Finger, wenn ihr heiratet. Euer Ehemann gab ihn euch, als ihr heiratetet, und er sagte oder meinte damit: «Ich gebe dir diesen Ring als Zeichen dafür, dass du nun mein bist. Ich habe dich zu meinem Eigentum gemacht. Dieser Ring, oder diese Silberschnur rund um deinen Kopf, ist das Zeichen dafür, dass du mich als deinen Meistern, Herrn und Ehemann akzeptiert hast».

Nun war aber mit diesem Band von Silbermünzen ein Aberglaube verbunden. Wenn eine Frau es verlor, oder auch nur eine einzige Münze davon, sagte jedermann: «Das bedeutet, dass sie ihrem Mann untreu geworden ist! Sie ist ihrem Ehegelübde nicht treu geblieben».

Seht ihr die Bedeutung dieser Geschichte? Israel war die verlorene Braut - der Prophet Jeremia hatte gesagt, der Herr habe Israel sich selbst angetraut, doch sie verwirkten ihre Ehre als Braut des Herrn. Israel verlor seine wunderbare Beziehung als Braut zu ihrem Bräutigam, und der Schrei aller Propheten ging dahin, dass Israel eine untreue Ehefrau war. Seht ihr, was Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten sagen möchte? «Ihr seid euren Ehegelübden gegenüber Jahwe untreu geworden! Ihr habt die heiligste Beziehung, die überhaupt jemand haben kann, verloren!» Kein Wunder wird diese Frau dargestellt, wie sie eine Lampe anzündet und jeden Winkel ihres Hauses absucht, bis sie ihr verlorenes Silberstück gefunden hat! Jesus erweitert die Vorstellung von der verlorenen Braut. Ja, es wird einige in Israel geben, die am Ende in der Braut des Lammes gefunden werden, doch ist jene Braut etwas Größeres als Israel. Er bildet seine Braut aus Zöllnern und Sündern.

Ich habe nicht die Zeit, euch ans Ende des Neuen Testamentes zu führen, um euch zu zeigen, wie das NEUE Jerusalem aus dem Himmel von Gott herab kommt «als eine Braut, die geschmückt ist für ihren Bräutigam» (Offenb. 21,2), noch um zu euch vom Hochzeitsmahl des Lammes zu sprechen, doch durch diese Bezugsstellen könnt ihr erkennen, dass etwas verloren gegangen ist, doch dass das, was dann gefunden wurde, sehr viel größer ist als das, was verloren ging. Das menschliche Geschlecht verlor seine Ehre, weil es seinen Herrn verloren hat, doch die Offenbarung des Neuen Testamentes dreht sich um eine Braut «ohne Flecken und Runzeln und dergleichen», die ihrem Bräutigam zugeführt wird.


Der verlorene Sohn

Israel wurde früher einmal «Gottes Sohn» genannt: «Und du sollst Pharao ausrichten: So spricht der Herr, Israel ist mein Sohn, mein Erstgeborener; und darum habe ich dir gesagt: Lass meinen Sohn ziehen...» (2. Mose 4,22.23). Israel besetzte die wunderbarste Stellung, die überhaupt je zu besetzen möglich ist. Es gibt nichts Wunderbareres als Söhne Gottes zu sein, solche zu sein, die Gott selbst gezeugt und geboren hat, solche zu sein, die aus dem Himmel geboren wurden, solche zu sein, die den Namen Gottes tragen, solche zu sein, die Gott neben sich einherschreiten lässt und sie damit ehrt, dass sie ihn repräsentieren dürfen. Das alles, und noch vielmehr, ist mit Sohnschaft gemeint.

Als der Herr Jesus sah, was Israel verloren hatte, kam er, um diese Idee Gottes zu suchen und zu retten, um die Sohnschaft wiederherzustellen. Sohnschaft ist eine besonderes göttliches Konzept, und sie ist das, was dem Herzen Gottes am kostbarsten ist. Deshalb ist es das Wunderbarste, was dem Menschen je begegnen kann, und es ist dieses Prinzip, das diesem Gleichnis zugrunde liegt, das wir «den verlorenen Sohn» nennen. Das ganze, wunderbare Vorrecht und die Ehre der Sohnschaft wurde von diesem verlorenen Sohn verachtet. Dieses ganze göttliche Konzept wurde als bedeutungslos angesehen, und er zog hinaus in die Welt und verwarf seine Sohnschaft. Natürlich kommt er am Ende dazu, dass er erkannte, was er getan hatte. Jesus bleibt Prinzipien gegenüber sehr treu, und er lässt diesen verlorenen Sohn sagen: «Ich habe gegen den Himmel gesündigt, und gegen DICH: Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen» (V. 21). Es stecken in jeder dieser Wendungen Prinzipien. Israel verwirkte diese hohe Position und Ehre. Es ist das PRINZIP der Sohnschaft, welches der erhabene, alles beherrschende Faktor ist.

Warum verließ dieser Sohn den Vater und das Zuhause? Der Fürst dieser Welt hatte ihn verführt und ihm gesagt, er könne in der Welt etwas Besseres finden. O, genau das tut der Erzverführer dieser Welt ständig! So verführte er auch Adam. So hat er das ganze menschliche Geschlecht verführt. So verführte er auch Israel: «Ihr könnt in dieser Welt etwas Besseres haben». Jesus sagte, er sei «ein Lügner von Anfang an», und heute finden Menschen heraus, was für eine Lüge diese Welt ist.


Die Botschaft von einer neuen Menschheit

Nun, nachdem ich das alles gesagt habe, muss ich jetzt zur Botschaft selbst kommen. Welches ist die Botschaft von Lukas? Der Menschensohn ist gekommen, um eine erlöste, neue Menschheit sicherzustellen. Paulus nennt Jesus «den zweiten Menschen, den letzten Adam» (1. Kor. 15,45.47). Aus Juden und Heiden rettet Jesus eine neue Menschheit heraus. Hört sorgfältig zu! Die Botschaft dieses Evangeliums, und des Neuen Testamentes überhaupt, lautet so: Gott ist jetzt weder an Juden noch an Heiden besonders interessiert, auch nicht an Protestanten, an Römisch-Katholische, an Baptisten, an Methodisten, an Holländisch-Reformierten etc. Gott ist an diesen Dingen überhaupt nicht interessiert! Er interessiert sich für Menschen. Das ganze Interesse Gottes gilt dem Menschen, seien diese nun britisch, schweizerisch, deutsch, französisch oder von irgend einer anderen Nationalität, weiß, schwarz gelb oder braun. Das alles spielt für Gott keine Rolle, denn sein einziges Interesse gilt dem Menschen - und Gott nannten Mann und Frau «einen einzigen Menschen» - und gehört auch ihr zum menschlichen Geschlecht? Gott ist an euch als Menschen interessiert, um aus den Nationen und aus den Denominationen ein Volk für seinen Namen herauszuholen. Seid ihr ein «Diener?» Gott ist an dir als einem Diener nicht sonderlich interessiert, doch ist er als Mensch an euch interessiert, und das trifft auf jede andere Kategorie zu. Ihr glaubt doch nicht, nicht wahr, Gott würde einen Menschen, wenn er ein «Diener», ein Diener Gottes ist, einfach fallen lassen, wenn die Dinge schief laufen? Gott sagt nicht: «Nun, er ist mein Diener, so will ich über all seine Fehler hinwegsehen». Auch sagt er nicht: «o, er oder sie ist mein Kind, so nehme ich keine Notiz von dem, was falsch ist». Nein, Gottes Interesse gilt uns als einem Volk. Der MENSCHENsohn kam, um eine verlorene Menschheit zu suchen und zu retten, und um sich selbst zum Hirten dieser Menschheit zu machen, um seine Braut aus dieser Menschheit herauszunehmen, und um aus dieser erlösten Menschheit seine Söhne zu bilden.

Wo enden wir? Dort, wo Lukas endet, nämlich beim Menschensohn als dem Repräsentanten einer neuen Menschheit, verherrlicht im Himmel.

Ich hoffe, ich habe euch nicht müde gemacht. Das alles ist zu wunderbar und zu groß! Ich konnte euch nur ein kleines Loch vermitteln, durch das ihr eine neue Welt sehen könnt, doch vergesst nicht, dass bei allen Behandlungen, die Gott an uns vornimmt, er danach trachtet, eine andere Art von Menschheit zu bilden.

Wir sind auf deine Güte geworfen, Herr. Wir haben gebeten, dass in dieser Stunde ewige Werte sichergestellt werden mögen. Möge der ewige Geist seine Hand auf etwas legen, das gesagt worden ist, und es zu einem ewigen Wert machen zur Ehre des Herrn Jesus. Amen.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.