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Glaube zur Ausweitung durch Widerwärtigkeit

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Der Schlüssel des Glaubens (Fortsetzung)

Schriftlesung: 1. Mose 15,5; 17,1-8; Römer 4,17-24; Hebräer 11,8-10; Offenbarung 21,9-18; 22,1-2.

Wir sprachen über Gottes beherrschenden Gedanken der Ausweitung, indem wir an seine Worte an Abraham bezüglich der immensen Vermehrung erinnerten, die er seinem Diener zu gewähren gedachte; und dann sahen wir, wie jedes Stück dieser Vermehrung entlang der Linie der Glaubensprobe eintrat.

Das ist keine bloße Lehre. Diese Dinge sind sehr sachbezogen und unserem Bedürfnis der gegenwärtigen Zeit angemessen. Das ganze Werk des Feindes besteht darin, mit jedem Mittel und mit jedem Kniff das einzugrenzen, was von Gott ist, es zu reduzieren, es so klein wie möglich zu machen und es so zu behalten. Gottes Gedanken aber entsprechen vollständig dem Gegenteil; doch wirken Gottes Gedanken nicht einfach automatisch und kommen von selbst zur Verwirklichung. Er geht mit lebendigen Leuten um, nicht mit einer mechanischen Welt. In einem Volk müssen seine Gedanken zu ihrer Erfüllung gelangen, sowohl individuell als auch gemeinschaftlich. Zur Verwirklichung seiner Gedanken muss deshalb das ganze Werk des Feindes überwunden werden.


Der Kampf des Unglaubens

Nun, das Werk des Feindes kommt nicht bloß von außen - es kommt auch von innen. Der Feind hat von Natur aus im Menschen einen sehr starken Rückhalt gewonnen, in euch und in mir, und es ist keine leichte Sache, uns zur Ausweitung Gottes zu bringen. Es gibt sehr vieles in uns, das stets versucht, Gott zu hindern und zu begrenzen. Dieser Rückhalt des Feindes von Natur aus in uns ist etwas, das den Gedanken Gottes stets im Wege steht, als eine wirksame Kraft, die Gott Widerstand leistet. Die eigentliche Natur des Rückhalts ist Unglaube, und es gibt keinen unter uns, wie weit voran er im Blick auf unseren geistlichen Fortschritt auch sein mag, bei dem kein Kampf mit dem Unglauben in seinem eigenen Herzen vor sich geht.

«Die Sünde, die uns so leicht umstrickt» (Hebr. 12,1), die uns in unserem geistlichen Wettlauf behindert, aufhält und zum Stillstand zwingt, ist der Unglaube. Ihr wisst, dass dieser Hebräerbrief sich ausschließlich mit dem Vorangehen befasst - zur Fülle voranschreiten; und hier, in diesem Sinnbild des Wettlaufs - «mit Geduld den Wettlauf laufen, der vor uns liegt» - finden wir die Aufforderung, dieses behindernde Dinge zu beseitigen, das uns umstrickt. Es ist Unglaube. Im ursprünglichen Text folgt der Abschnitt unmittelbar, ohne Kapitelunterteilung, auf das elfte Kapitel des Briefes, welches das Kapitel des Glaubens ist. So, auf diese ganz allgemeine Weise, ist es unserem gegenwärtigen Bedürfnis sehr angemessen, von dieser Angelegenheit des «Glaubens zur Ausweitung» zu sprechen, denn so wie es mit Abraham war, so ist es mit uns allen.

Aber natürlich muss das auch im Einzelnen und spezifisch angewendet werden. In einem Werk des Herrn, in einem Zeugnis, in einem Werkzeug zu einem göttlichen Zweck gibt es Zeiten, wenn die Richtung und der Verlauf von allem darauf hindeutet, dass es geschlossen werden soll, dass es hintertrieben, behindert und an sein Ende gebracht wird, und aus diesem Grunde erhebt sich eine sehr große Glaubensprüfung. Diejenigen, die es betrifft, werden in den Strudel eines großen Konflikts geworfen, ob Gott letztlich dies wirklich will, dies meint, danach strebt - oder ob, angesichts der Anhäufung von behindernden, lähmenden, eingrenzenden Anstrengungen und Aktivitäten, nicht irgend ein Fehler gemacht wurde, und die ganze Sache neu überdacht und revidiert werden muss. In solchen Zeiten bedrängt uns der Feind sehr hart mit Fragen. Es ist eine Zeit ernsthafter Glaubensprüfungen. Und was auf die Gemeinschaft zutrifft, trifft auch auf einzelne Leben von Zeit zu Zeit zu.


Abrahams Glaubensprüfungen

Nun, der Punkt und das Argument alles dessen, was wir in der Bibel sehen, ist dies: Gerade die Glaubensprüfung ist Gottes Weg zur Ausweitung. Frische Ausweitungen kommen durch frische Prüfungen. Das ist die Reihenfolge der Dinge. Es ist immer so gewesen. Seht, hier ist Abraham. Mit einem Eid und mit einem Bund hat Gott ihm seine Gedanken hinsichtlich dieser großen Ausweitung kund gemacht. «Ich werde deinen Samen machen wie den Staub der Erde» (1. Mose 13,16). «Ich werde deinen Samen so zahlreich machen wie die Sterne des Himmels, und wie der Sand an der Meeresküste» (22,17). Gott hat Abraham in keinem Zweifel gelassen, welches seine Gedanken waren in Bezug auf Ausweitung.

Doch seht die Prüfungen, in die Abraham unmittelbar geriet. Er hatte, natürlich gesprochen, allen Grund und jedes Argument, um zu sagen: «Ich habe einen Fehler gemacht, zu glauben, dass Gott das gemeint hat. Ich habe missverstanden, was der Herr meinte; ich bin einer Illusion anheimgefallen». Es wäre für Abraham unter solchem Druck und unter solcher Drangsal leicht gewesen, so zu reagieren. Der Punkt jedoch ist der, dass der Herr, was Abraham betraf, weit mehr tat, als Abraham je für möglich hielt. Denn seht ihr, die ganz große Menge, die uns im letzten Buch der Bibel präsentiert werden - «eine große Menge, die niemand zählen konnte» (Offenb. 7,9), «zehntausend mal zehntausend, und tausend mal tausend» (Offenb. 5,1) - von diesen sagt Paulus, sie seien der Same Abrahams (Gal. 3,29): keine Juden, sondern Gläubige, Kinder des Glaubens (3,7). Jeder, der seinen Glauben auf Gott gründet, ist der Same Abrahams - ein zahlloser Same. Es ist so gekommen. Doch seht auch, wie Abrahams Glaube zunehmend geprüft wurde über dieser Frage der Ausweitung. Es war kein Kampf, der ein für allemal ausgefochten und dann erledigt war; doch ein langes Leben hindurch, bis er hundert Jahre alt war, in verschiedenen Formen, in verschiedenen Phasen mit betonter Schärfe, immer wieder kam die Frage der Prüfung zur Ausweitung auf.

Doch jeder durchgestandene Test bedeutete weitere Ausweitung. Wir haben gesagt, dies sei ein Weg und ein Gesetz des Herrn. Es ist etwas, was wir in unseren Herzen verborgen halten müssen. Der Psalmist sagte: «Dein Wort habe ich in meinem Herzen verborgen, damit ich nicht gegen dich sündige» (Ps. 119,11). Die Sünde der Sünde, was Gott betrifft, ist der Unglaube, und hier ist ein Wort, das wir in unserem Herzen verborgen halten müssen im Blick auf den Tag der Prüfung - für den Tag, da wir das Gefühl haben, dass unser Glaube durch die Situationen, in denen wir uns befinden, so sehr getestet, geprüft und bedrängt wird, dass es Begrenzung bedeutet - es muss zur Verhüllung führen, wenn nicht sogar zu einem äußersten Ende. Die Bibel argumentiert jedoch durchwegs anders: Solche Tests des Glaubens begleiten stets Gottes ausgedrückten und geoffenbarten Sinn, diese Tests sind der Weg zur Verwirklichung seines Vorsatzes, und der Gedanke Gottes ist in erster Linie Ausweitung.


Festigung

Doch wenn geistliche Ausweitung eine Notwendigkeit ist, und wenn das Werk Gottes, das Zeugnis Jesu, Freisetzung und Erweiterung benötigt, trifft dies nicht auch in gleicher Weise zu auf die Frage seiner Einsetzung - der Einsetzung des Volkes des Herrn? Wenn Gott auf Ausweitung aus ist, dann ist ebenso deutlich offenbart, dass er auf etwas hinarbeitet und nach etwas strebt, das solide ist, das substantiell ist, das durch Stabilität, Dauerhaftigkeit, Beständigkeit, Zuverlässigkeit, Treue, Verantwortung und Tiefe gekennzeichnet ist. Diese Worte treffen die Situation sehr sehr genau.

Wir wollten uns daran erinnern, dass das Neue Testament fast ausschließlich für die Festigung der Gläubigen geschrieben wurde. Typische Sätze sind: «Ich sehne mich danach, euch zu sehen... damit ihr gefestigt werdet» (Röm. 1,11); und «Er, der uns mit euch in Christus festigt... ist Gott» (2. Kor. 1,21).

Gott arbeitet für das, was bleiben wird. Ein charakteristisches Merkmal von Gott ist der «ewige» Gesichtspunkt. «Was immer Gott tut, es wird ewig dauern» (Pred. 3,14). Der Hauptfaktor bei der Festigung ist der Glaube. Zuerst ist es die Festigung des Glaubens - der objektive Grund. Das ist die Botschaft und die Bedeutung des Römerbriefes. Es kann kein subjektives Werk stattfinden, solange diese objektive Position nicht sicher gestellt ist. Tatsächlich wäre es sehr gefährlich, würde man mit der subjektiven anders vorgehen. Alles weitere und vollere Werk in uns erfordert einen starken und gefestigten Glauben an das, was für uns getan wurde, und an das, was unser Stand durch Gnade ist.

Dann aber kommt die Festigung im Glauben. Das bedeutet die Beseitigung jeden falschen Grundes - jeder Grund des Vertrauens und der Zuversicht, der etwas anderes ist als Gott selbst. Zu dieser Kategorie des falschen Grundes gehören unsere Gefühle, Theorien, Traditionen und alle äußeren Unterstützungen. Sie alle werden sich als falsch und als unfähig erweisen, die Anspannung einer echten Glaubensprüfung zu ertragen. Um bei der Realität und dem echten Leben zu bleiben, zerstört Gott alle falschen Positionen, erschüttert er jeden falschen Grund, und schält alles vergebliche Vertrauen weg.

Das betrifft unser Leben und unser Werk. Es ist sehr beeindruckend, festzustellen, dass, als Paulus ein Gefangener war und viele alte Freunde ihn verließen, als die Gemeinden, die sein Lebenswerk waren, ihn sich von ihm abwandten, er dann solch ungeheuer siegesgewisse und zuversichtliche Briefe wie jene schreiben konnte, die «an die Epheser», «an die Kolosser», und «an die Philipper» genannt werden. Das sieht nicht danach aus, als hätte er geglaubt, dass das echte Werk am Zusammenbrechen ist. «Bis in die Zeitalter der Zeitalter» ist das Charakteristikum dieser Botschaften.

Paulus wusste, was er meinte, wenn er, als er an die Thessalonicher schrieb, den Satz verwendete: «Euer Werk des Glaubens» (1. Thess. 1,3). Das war sein Werk, und es zahlte große Dividenden aus, obwohl sowohl der Glaube als auch das Werk ernsten Prüfungen unterzogen wurden.

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