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Glaube zur Ausweitung durch Widerwärtigkeit

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - In Bezug auf Gottes Prinzip

«Durch Glauben gehorchte Abraham, als er berufen wurde, nach dem Ort auszuziehen, der er als Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er kommen werde... Durch Glauben brachte Abraham den Isaak dar, als er geprüft wurde, und opferte den Eingeborenen, er, der die Verheißungen empfangen hatte, zu dem gesagt worden war: «In Isaak soll dir ein Same berufen werden». Er zählte darauf, dass Gott imstande ist, auch aus den Toten aufzuerwecken, weshalb er ihn auch als ein Gleichnis wieder erhielt» (Hebr. 11,8.17-19).

Wir haben bisher auf sehr allgemeine Weise über diese Angelegenheiten gesprochen, die sich auf den Glauben beziehen - was Gott mittels Ausweitung, Festigung und Leben bezweckt. Wir wollen nun einen Schritt weiter gehen und sehen, wie sich diese Dinge im Leben und in der Erfahrung seines Volkes auswirken, sowohl beim Einzelnen als auch im Kollektiv, indem wir diese Wahrheiten zu einer praktischen Anwendung und in eine Beziehung zum Leben bringen. Wir werden deshalb zuallererst zu der sehr praktischen Auswirkung der Wahrheit im Leben Abrahams zurückkehren. Man kann Abrahams Leben in vier Dinge zusammenfassen: Glauben in Beziehung zu Gottes Vorsatz, Glauben in Beziehung zu Gottes Prinzip, Glauben in Beziehung zu Gottes Geduld, und Glauben in Bezug auf Gottes Passion. Diese umfassende Aussage deckt den ganzen Verlauf und die ganze Bedeutung seines Lebens ab.

Gottes Absicht bei der Berufung Abrahams

Wir wissen, so glaube ich wenigstens, ohne jeden weiteren Kommentare und ohne weitere Erklärung, welches Gottes Absicht war, als er Abraham berief. Das wird gerade aus den Aussagen klar, die wir aus dem 1. Buch Mose gelesen haben. Der Herr sagte ihm, was er mit ihm und durch ihn tun werde: Aus ihm eine große Nation zu machen, und aus ihm hervor eine große Vielzahl von Nationen - hier war also ein großer Vorsatz, einen Samen zu haben nach Gottes eigenem Herzen. In diesen Vorsatz hinein wurde Abraham berufen. Doch die Verwirklichung des göttlichen Vorsatzes und der Berufung - denn beachtet bitte, das ist das Wort, das benutzt wird: «Abraham, als er berufen wurde...» - geschah entlang der Linie mancher Glaubensprüfungen.

Das Bundeszeichen

Ich möchte gegenwärtig auf das zweite dieser vier Dinge zu sprechen kommen - Glaube und Gottes Prinzip. Wir wissen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt in Abrahams Beziehung zu Gott und Gottes Behandlung von ihm ein Bundeszeichen eingesetzt wurde, in der Form eines Ritus, der unauslöschlich in seinem Fleisch registriert war und zum Bundeszeichen für seinen ganzen Samen wurde (1. Mose 17,10-14.23-27). Dieses Bundeszeichen bzw. dieser Ritus wurde zur zentralen Bedeutung von Abrahams Leben, zur eigentlichen Grundlage aller Gedanken Gottes, was ihn betraf. Seine Bedeutung - denn schließlich handelte es sich bloß um ein Zeichen; Paulus macht es vollkommen klar, dass dies nicht bloß ein Ritus, sondern ein Prinzip ist - die Bedeutung dieses Zeichens oder Ritus schloss in sich alles, was Gott damit ausdrücken wollte. Das Prinzip dieser Sache hatte sich im Leben Abrahams bereits ausgewirkt, bevor es auf diesen endgültigen Akt hin definiert wurde, und es wurde im Prinzip fortgesetzt bis zum Ende seines Lebens immer wieder angewandt - nämlich, von der Einführung Abrams bis hin zur Plattform der göttlichen Aktivitäten. Aber es verläuft nicht nur durch sein ganzes Leben, sondern durch die ganze Geschichte Israels hindurch, und seiner geistlichen Bedeutung entsprechend wurde es auch im Christentum aufgegriffen. Die geistliche Bedeutung und das Prinzip dieses Ritus ist stets die Basis, von der aus Gott wirkt.

Man findet es hier ganz am Anfang, dann bei der Einführung Abrahams in unsere bekannte Geschichte: «Durch Glauben... Abraham, als er berufen wurde...» Stephanus sagte: «Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien war» (Apg. 7,2); und ihr erinnert euch an die Bedingungen des Rufes. «Zieh aus deinem Heimatland, aus deiner Verwandtschaft, und aus deines Vaters Haus, in ein Land, das ich dir zeigen werde» ((1. Mose 12,1). «Durch Glauben gehorchte Abraham, als er berufen wurde...»: Er zog aus. Das Prinzip der Beschneidung fing an diesem Punkt an zu wirken. Es war der grundlegende Verzicht des Glaubens, durch den zwischen das alte Leben und die alten Beziehungen und einem vollständig neuen eine Kluft, ein Schnitt, eine Trennung eingefügt wurde. Auf der einen Seite befand sich der Grund des Gerichts - Ur in Chaldäa und alles, was es bedeutete; auf der anderen Seite jedoch der Grund der Gerechtigkeit. Das ist Paulus‘ Argument über Abraham in seinem Brief an die Römer. Insofern es das betraf, was Gott im Sinn hatte, sollte es ein klarer Akt der Lostrennung vom Grund des Gerichts hinüber zum Grund der Gerechtigkeit sein.


Trennung von Land und Verwandtschaft

Im Buch Josua wird uns mitgeteilt, Abraham habe «fremden Göttern gedient» jenseits des Euphrats (Jos. 24,2). Kürzliche Ausgrabungen in Ur haben eine ganze Menge aus den Tagen Abrahams zutage gefördert, und unter diesen Enthüllungen kamen die Namen von nicht weniger als fünftausend Göttern ans Licht, die zu jener Zeit vom Volk der Chaldäer in Ur angebetet wurden. «Eure Väter beteten andere Götter an jenseits des Flusses...». «Zieh aus deinem Heimatland...» Die Bedeutung ist folglich: Komm heraus aus jedem anderen Gegenstand und aus jeder anderen Form der Anbetung, heraus aus allem und jedem, das den Grund mit Gott teilt, heraus aus allem, was Gottes Rechte streitig macht - das heißt, von allem Grund weg, der dem Gericht unterliegt.

Götzendienst ist ein Prinzip, nicht eine Form. Wenn wir von Götzendienst sprechen, dann stellen wir uns gewöhnlich irgend ein Götzenbild vor, das die Heiden anbeten, vor dem sie niederfallen, oder Ikonen oder Bilder eines falschen christlichen Systems - Heidentum und Animismus jeglicher Art, wo immer es sich findet. Doch Götzendienst ist etwas viel viel Größeres als nur dies. Wenn es fünftausend Götter in Ur in Chaldäa gab, dann gibt es fünfhunderttausend in der Welt. Sie sind überall. Sie sind in eurem und meinem Herzen - alles, was Gottes Grund herausfordert, alles, was die Rechte Gottes in Frage stellt, alles, was sich zwischen Gott und irgend etwas anderem aufteilt. Das ist Götzendienst. Ich wiederhole: Es handelt sich um ein Prinzip, nicht bloß um eine Form. Das Prinzip der Beschneidung ist so viel größer als der Ritus. Das ist es, was das Neue Testament klar zu machen versucht. Diese Sache ist so viel mehr als ein Ritus am Körper: Es ist etwas, das den ganzen Bereich des Fleisches, des natürlichen Menschen, umspannt. «Zieh aus deinem Land...». Das ist tiefgreifend, drastisch, ungeheuerlich; es lässt nichts außerhalb.

«Aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus». Nun, Abraham fing damit an, dass er sein Land verließ, wie wir wissen; aber anstatt das ganze Gebot zu erfüllen, nahm er seine Verwandtschaft und sein Vaterhaus mit sich, und so wurde die Reise unterbrochen. Tatsache ist, dass sie nach Haran zogen, was noch immer in Chaldäa lag, und so noch immer unter dem Regiment jener Götter. Noch immer waren sie im alten Territorium, auf dem Grund des Gerichts, noch immer an dem Ort, wo Gottes Recht herausgefordert und in Frage gestellt wurden. Und so sagte Gott: «Wir können nicht weitergehen, solange noch irgend etwas von dem übrig geblieben ist». Und sie zogen nicht weiter, bis Abrahams Vater starb.

Nun, das kann viele Dinge bedeuten, doch für den Augenblick möchte ich anzeigen, dass dies bedeutet, dass wir nicht nur auf eine objektive Weise berufen worden sind, die Welt zu verlassen. Die Welt muss uns verlassen. Ihr könnt in Bezug auf das Christentum eine bestimmte Position auf äußerliche Weise einnehmen, aber die ganze Zeit über habt ihr sie in eurem Herzen mitgeschleppt. Das ist es, was Israel in der Wüste tat. Sie verließen Ägypten, aber Ägypten verließ sie nicht: Ägypten war noch immer in ihrem Herzen, und sie neigten stets nach Ägypten zurück. Dies darf nicht bloß ein mechanisches Bekenntnis, kein bloßer Anschluss oder eine Anbindung an die Dinge Gottes auf eine äußerliche Weise werden. Es muss eine Sache des Herzens sein. Das Vaterhaus, die Verwandtschaft - die empfindungsmäßigen Verbindungen, die gefühlsbeladenen Beziehungen, die tiefliegenden, erbmäßigen Einbindungen - diese müssen abgetrennt werden. Es muss zu einem grundlegenden und drastischen Verzicht kommen. «Aus deinem Land - aus deiner Verwandtschaft... aus deines Vaters Hause, in ein Land, das ich dir zeigen werde».


Abraham im Land

Dann, als sein Vater tot war, zog er weiter. Aber noch immer nahm er etwas von seiner Verwandtschaft mit sich, was bis zu dem Zeitpunkt, da diese Verbindung endgültig abgeschnitten wurde, für ihn eine ständige Plackerei wurde. Da war Lot und seine Familie. Dennoch zog er ins Land hinein. Doch hier zog er Land auf Land ab, ohne einen Fuß davon zu besitzen, und er wohnte in Zelten; er ist zwar im Land, doch ohne Besitz.

Ein tiefes Werk des Kreuzes

Warum dies? Ich denke, aus zwei Gründen. Auf der einen Seite musste noch etwas in Abraham geschehen; aber auf der anderen Seite war das Land selbst noch voller Götzendienst. So gab es einerseits den Götzendienst von Chaldäa, andererseits den Götzendienst von Kanaan; und dazwischen ein Warten, ein langes Warten, bevor sein Same das Land in Besitz nehmen konnte. Seht ihr, Gott verwirklich seinen vollen Vorsatz so lange nicht, als noch irgendwelcher Götzendienst zur Rechten oder Linken vorhanden ist. Gott bestätigt und bleibt bei seiner unwiderruflichen Position stehen: «Entweder werde ich alles sein, oder nichts. Entweder ist das das Ur in Chaldäa, oder es ist das Land Kanaan; ich werde mit niemandem teilen. Und so muss ich, Abraham, dich noch an den Punkt bringen, wo ich dein Alles bin und du nichts hast, bevor wir unseren vollen Vorsatz verwirklichen können».

Das ist das Prinzip der Beschneidung - des Ritus des Bundes. Es ist die Registrierung eines sehr sehr drastischen Werkes Gottes. Paulus sagt, es sei ein Typus für das Kreuz des Herrn Jesus. Er fügt die beiden zusammen und sagt ganz deutlich, dass die Beschneidung des Alten Testamentes nur ein Symbol für das Kreuz des Herrn Jesus sei, durch welches diese äußerste Trennung vollzogen wird zwischen allem Grund, auf dem Gottes Rechte herausgefordert und in Frage gestellt werden, und dem Grund, wo Gott alles ist.

Nun stellt ihr fest, dass der Prozess und der Fortschritt dieser Anwendung eines Prinzips von außen nach innen vor sich ging, und immer weiter nach innen. Von außen: «Dein Land». Das mag sehr stark äußerlich sein, und doch ist es etwas sehr Reales. Leider müssen wir manchmal noch immer eine Wendung verwenden, die ein Widerspruch in Worten ist - und es ist eine sehr schreckliche Wendung, wenn ihr im Licht des Kreuzes des Herrn Jesus daran denkt - «weltliche Christen». Das ist ein Widerspruch in Worten. Von Gottes Standpunkt aus gibt es so etwas wie einen weltlichen Christen nicht, ebenso wenig eine weltliche Gemeinde. Und doch wird in dieser oder jener Form dieser Götzendienst, der in der Welt vorkommt, mit Christen in Verbindung gebracht, oder Christen mit ihm. Die beste Art, wie ich darüber sprechen kann, ohne in Details zu gehen, ist vielleicht die. Ich beachtet, dass, wenn dem Heiligen Geist erlaubt wird, in einem Leben aufgrund des Prinzips des Kreuzes unseres Herrn Jesus zu wirken - das heißt, unseres Todes und unseres Begräbnisses mit ihm und unserer Auferstehung mit ihm zu einer Neuheit von Leben - wenn man ihm also erlaubt, das Prinzip des Kreuzes anzuwenden, dann könnt ihr sehen, wie alle möglichen Dinge spontan zu geschehen beginnen in den betroffenen Leben. Während die Zeit vergeht und sie versuchen, dem Herrn zu folgen, stellt ihr fest, dass sie gewisse Dinge ändern, deren sie sich anfänglich kaum bewusst gewesen zu sein schienen, oder sie lassen sie fallen. Diese Leute sagen: «Der Herr hat mir gezeigt, dass ihm dies oder jenes nicht gefällt, dass er damit nicht einverstanden ist». Der Grund, der unter dem Gericht steht, kommt unter die Überführung des Heiligen Geistes.

Nun, wie wir gesagt haben, dieser Prozess beginnt von außen. Aber glaubt nicht, ihr müsstet zuerst einen langen Weg zurücklegen, wenn ihr anfangt, so etwas zu tun! Das ist nur der Anfang; ihr habt erst euer Land verlassen. Es muss noch sehr viel mehr getan werden: aber ihr werdet nicht weiter kommen, bis das geschehen ist. Es muss geschehen. Ihr könnt den Herrn über irgend einer kleinen Sache wie diese aufhalten; vielleicht in der Sache der Kleidung - vielleicht in einer Angelegenheit des Anscheins. Es ist kein fortgeschrittenes Stadium, wenn ihr anfangt, mit Dingen wie diesen zu verfahren; es ist recht elementar. Doch tut nicht irgend etwas nur deshalb, weil irgend jemand gesagt hat, ihr solltet es tun - das wäre Gesetzlichkeit. Bittet den Herrn, dass sein Geist in eurem Herzen wirken möge aufgrund des Prinzips des Kreuzes des Herrn Jesus. Dann werdet ihr feststellen, dass der Heilige Geist ganz in der Stille Dinge herausgreift, und da wird es Veränderungen geben.

Doch das bedeutet erst, euer Land zu verlassen. Der Herr wirkt von außen nach innen, er geht immer näher ans Herz heran. Er drängt diese Sache immer weiter nach innen voran. Von «deinem Land» zu «deiner Verwandtschaft» - dass geht uns näher, nicht wahr? Es betrifft die gefühlsbetonten Beziehungen, an denen wir hängen. Ich habe nicht vor, mit dabei aufzuhalten, doch manch ein Leben wurde dadurch aufgehalten, dass jemand an irgend einer gefühlsbetonten Beziehung hängen geblieben ist, und noch viel mehr Leben sind befreit worden, indem sie mit irgend einer gefühlsbetonten Beziehungen verfahren verfahren sind. O, welche Tragödie vieler ungleichen Ehen von Christen - alles deswegen, weil man nicht bereit war, an einem bestimmten Punkt, bevor man den Bund eingegangen ist, sich dieser ganzen Frage des gemeinsamen Grundes vor dem Herrn zu stellen! Andererseits, wenn das Messer der Beschneidung an irgend eine Beziehung gesetzt wird, die nicht auf dem gemeinsamen Grund von Christus eingegangen worden ist, und die doch sehr nahe ans Herz geht, wie wunderbar war dann die Befreiung, die eintrat, selbst inmitten von großem Leiden. Doch alles wird aufgehalten, bis die Sache getan worden ist. Das war der Punkt in Abrahams Aufgehaltenwerden: Auch der ganze Vorsatz Gottes wurde aufgehalten. Das bedeutet Prinzipien auf eine praktische Weise anzuwenden.

So fährt der Herr mit seinem Diener fort; und in der nächsten Phase befindet er sich im Land. Er ist zwar im Land - aber ohne Besitz, und dies stellt eine noch inwendigere Bewegung des Messers dar. Gab es irgend etwas Vermischtes im Herzen Abrahams? Es steht uns nicht zu, zu sagen, es habe so etwas gegeben, ihn also zu verurteilen; doch aus gewissen Dingen, die sich ergaben, auf die ich gleich eingehen werden, frage ich mich - gab es nach allem in seinem Herzen nicht doch irgend eine Vermischung von Ehrgeiz in Bezug auf den göttlichen Ruf? «...in das Land, das ich dir zeigen werden: und ich will ein großes Volk aus dir machen... und deinen Namen groß machen». Hat sich der Gedanke in sein Herz eingeschlichen: «Ich wäre gerne eine große Nation, ich wäre gerne etwas Großes?» Ich beschuldige Abraham nicht mit irgend etwas, doch in einem Augenblick, beim nächsten Schritt, werdet ihr sehen, dass es eine gewisse Rechtfertigung gegeben haben könnte, so zu fragen. Auf jeden Fall hätte irgend ein persönliches Interesse bestehen können, ein gewisser Gedanke der Selbstverwirklichung, in Verbindung mit seiner Gehorsamstat.

Nun, ob das in Abrahams Fall so war oder nicht, wir wissen jedenfalls, dass sich in unsere Beziehung zu den Dingen Gottes immer wieder ein gutes Stück persönliche Interessen einschleichen. Was für pathetische Geschichten lassen sich doch von der Tragödie des Ehrgeizes im Bereich der Dinge Gottes erzählen. Erst kürzlich hatte ich einen sehr engen und schmerzhaften Kontakt mit einem solchen Fall: Da war einer, der in das eintrat, was wir «vollzeitlichen Dienst» nennen; er heiratete eine Frau, die in Bezug auf ihren Mann ungeheuer ehrgeizig war und die deshalb alles tat, um ihn nach vorne zu schieben, und er wurde angetrieben und besessen von der Vorstellung, voranzukommen. Nun, dieser Mann begann mit einem echten Sinn für göttliche Dinge. Er war eng mit Oswald Chambers auf dem Höhepunkt von dessen Dienst verbunden, und wir hatten zusammen viel Gemeinschaft in den Dingen des Herrn. Und dann, durch diese Ambition seiner Frau und seiner selbst kam er weiter und weiter. Er gelangte sogar an die Spitze einer der größten Denominationen, und er erwarb eine sehr hohe Ehrung durch einen Titel von einer sehr bekannten Universität für sein Werk. Heute, da er das alles bekommen hat, besitzt dieser Mensch keine Heilsgewissheit mehr. Er ist ein vollständiges Wrack - mental, physisch und geistlich. Ich habe lange und schreckliche Stunden mit ihm verbracht, um ihm beizustehen, um zu versuchen, seinem Glauben wieder auf die Beine zu helfen, überhaupt wieder an Gott zu glauben.

Das ist der Ehrgeiz in den Dingen Gottes. Vielleicht sagt ihr, ich hätte einen extremen Fall ausgewählt: Aber sehr ihr, es begann auf sehr einfache Weise an einem bestimmten Punkt - irgend eine Gelegenheit des Vorteils im Bereich der Dinge Gottes - und das führte zum nächsten Schritt. Nun, Gott wird nichts davon dulden in Bezug auf seinen vollen Vorsatz. Lasst uns vor Gott kommen hinsichtlich unserer Ambitionen. Sie kann eine schreckliche, schreckliche Falle sein. Am Ende kann sie eine Verhinderung all dessen sein, was Gott je für unser Leben vorgesehen hat. Wir wollen nicht vergessen, dass Christus «sich keinen Namen gemacht hat» (Phil. 2,7 - A.V.).

War Abrahams langes Warten, sozusagen zwischen den beiden Welten - der Welt der Vergangenheit und der Welt der Verheißung - dieses Auf-und-Ab-Wandern, dieses in Zelten Wohnen - war dies etwa Gottes Weg, das Prinzip der Beschneidung noch tiefer zu prägen hinsichtlich dieser Gespaltenheit des Herzens, um wirklich die letzten verbleibenden Bindungen abzukappen, die letzten Fragmente persönlichen Interesses zu zertrümmern? Wenn das zutrifft, dann geht das sehr tief, nicht wahr? Nehmt die Sache mit der Geduld. Wenn es etwas gibt, das alles, was mit einer Ambition zu tun hat, gründlicher zerschlägt als irgend etwas sonst, dann ist es dies, dass man uns warten lässt. Es gibt nichts, was unsere Motive mehr diszipliniert als uns im Ungewissen zu lassen, als gezeigt zu bekommen, wie ungeduldig wir sind, und wieviel Geduld wir noch benötigen. Abraham musste in Einheit mit Gottes Geduld gebracht werden. Dabei drang das Schwert in seine Seele und erforschte all diese persönlichen Interessen.

Nun, um zu zeigen, dass ich nicht unbedingt Abraham etwas Falsches anhängen möchte, kommen wir nun zu seiner größten Krise - diejenige von Isaak. Isaak wurde zu der Stelle, wo das Schwert am tiefsten eindrang. «Nimm jetzt deinen Sohn, deinen einzigen Sohn, den du liebst, den Isaak... und bring ihn als Opfer dar...» (1. Mose 22,2). Kann irgend etwas noch innerlicher sein als das? Nein; Gott hat die Sache nun bis an den innersten Punkt getrieben. Aber warum? Welche Erklärung gibt es dafür? Wir wissen, dass Gott im Prinzip und im Bild diesen Mann in die Gemeinschaft mit sich selbst bringen möchte, und zwar in seiner eigenen Leidenschaft, in der Hingabe seines eigenen, geliebten Sohnes. Ja, aber da ist noch ein anderer Faktor. Erinnert ihr euch, als der Herr eines Tages zu Abraham redete, was Abraham dem Herrn antwortete? Im Grunde sagte er: «Ja, das ist alles schön und gut - aber was willst du mir denn geben, wenn ich sehe, dass ich kinderlos bleibe, und dass das, was in meinem Hause geboren wird, nicht mein Kind ist?» (1. Mose 15,2-3). «Was willst du mir geben?» Gott gab ihm Isaak, doch auch so musste dieses Element «mir geben» noch zerstört werden - Gott musste dieses «mir» mit den Wurzeln ausreißen. Und so wurde Abraham aufgerufen, Gott zurückzugeben, das letzte Fragment des «Ich» eliminiert zu bekommen. Und dann erst erhielt er Isaak zurück, und es gab kein «Ich» mehr darin.

Nun, ich glaube, wir sehen jetzt, was Gott möchte, wonach Gott aus ist. Wo sind wir? Es mag sein, dass einer dieses Wort liest, der noch nicht einmal den ersten Schritt als Antwort auf den Ruf getan hat, das zu verlassen, was ihrem Heimatland entspricht. Ihr befindet euch noch immer auf dem Grund, wo Gott sein Platz in eurem Leben noch nicht bekommen hat, wo andere Herren die Herrschaft ausüben, wo das Prinzip des Götzendienstes noch irgendwie am Werke ist, das euch davon abhält, auf den göttlichen Ruf zu reagieren. Lasst mich euch dies sagen, dass das, wozu euch Gott beruft, nichts Geringeres ist als der große, weitläufige Vorsatz Gottes in Christus. Ihr seid nicht dazu berufen, einfach Christ zu sein. Ihr seid nicht dazu berufen, einfach zu sagen: «Ich nehme Christus als meinen Erretter an», und zu tun, was andere Leute, die sich Christen nennen, tun. Ihr seid mit einer großen, immensen Berufung berufen worden, der in der Zeit erst begonnen hat und hinausreicht und sich über die kommenden Zeitalter der Zeitalter ausbreiten wird. Das ist die Berufung, mit der ihr berufen worden seid.

Abraham ist, während er zuletzt in seinem Leben hier auf Erden in das hineingelangt, von dem ich spreche, bloß ein Sinnbild dafür. Als Gott zu Abraham sagte: «Dein Same wird sein wie die Sterne des Himmels und der Sand am Ufer des Meeres an Zahl, und zu ihm von dem «Land, das ich dir geben werde» sprach, fand dies seine wörtliche Erfüllung; doch ist es bloß ein Sinnbild. Es ist ein Typus, wie das Neue Testament zeigt, von etwas, das viel mehr ist als das. Seine volle Verwirklichung geschieht in Christus - so macht es der Apostel Paulus deutlich. Wir sind in Christus zur Verwirklichung eines großen, ewigen Vorsatzes berufen; doch nichts davon ist möglich, solange wir nicht diese erste Antwort auf den Ruf gegeben haben: «Zieh aus deinem Heimatland».

Es ist möglich, dass ihr, die ihr dies lest, diese Antwort bereits gegeben habt. Ihr seid in diesem Sinne nicht mehr in der Welt. Ihr habt eine Geste gemacht, eine Bewegung, und seid so weit mit dem Herrn gegangen und habt dann aufgehört - vielleicht deswegen, weil es noch irgend etwas gibt, von dem ihr euch noch nicht habt trennen können. So könnten wir es Stufe für Stufe weiterziehen, bis zur endgültigen Anwendung.

Aber wenn ihr alles zusammen nehmt, ist mein Punkt folgender. Hat irgend einer von uns zu früh aufgehört? Haben wir wirklich diesen grundlegenden und vollständigen Verzicht geleistet? Ihr seht, es liegt mehr darin, als es den Anschein hat. Der Herr Jesus sagte etwas Drastisches: «Wer unter euch nicht auf alles verzichtet, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein» (Lk. 14,33). «Auf alles verzichtet, was er hat» - Warum? Seht ihr, liebe Freunde, wenn es etwas Geringeres ist als dies, dann bedeutet dies, dass wir dem Satan in unserem Leben einen Grund liefern. Wir teilen Dinge mit Gott. Im Grunde sagen wir damit: «Der Herr ist nicht alles». Solange es nicht heißt: «Niemand sonst und nichts anderes als der Herr», ist es ein gefährliches Christenleben - dann ist unser Christenleben wirklich in Gefahr. Der Herr sagt: «Zu eurer eigenen Sicherheit, zu eurer ewigen Zukunft, und zur Verwirklichung meines Vorsatzes muss Ich einfach alles sein. Du darfst keine anderen Götter neben mir haben; du darfst nichts haben, das den Grund mit mir teilen muss». Hört auf Paulus, den wir bereits einmal zitiert haben: «...wie immer, so auch jetzt soll Christus in meinem Leibe verherrlicht werden, sei es durch Leben, oder durch Tod. Denn für mich bedeutet zu leben Christus...» (Phil. 1,20-21). Das Prinzip der Beschneidung ist einfach dies - dass Gott den ganzen Grund besitzt, und dass es nichts gibt, das ihm den Grund streitig macht.

Ein Akt des Glaubens

Um Gott diesen Grund zu geben, ist ein Akt des Glaubens nötig. «Durch Glauben... Abraham...» Gott wird euch nichts geben, das den Glauben untergräbt. Er wird sagen: «Schau, ich werde dir nichts darüber sagen». Es wird «in ein Land» sein, «das ich dir zeigen werde». Abraham zog aus, «ohne zu wissen, wohin er gehen sollte» (Hebr. 11,8). Gott hat ihm kein rosarotes Gemälde gegeben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Gott das Erbe noch nicht definiert und beschrieben. Er sagte einfach: «Ich werde es dir zeigen; geh nur nur einstweilen fort - ich werde es dir zeigen. Wenn du den Schritt getan hast, werde ich es dir zeigen». In der Zwischenzeit hieß es nicht wissen, nicht wissen, nicht wissen - dieses Prinzip des Glaubens. Seine Einstellung war: «Ich weiß, dass, da Gott mich berufen hat, dass Gott weiß, dass es die Sache wert ist, mich zu berufen und einen solchen Verzicht von mir zu verlangen, und das ist alles, was ich wissen will».

Gott unternimmt nicht so etwas, um uns in eine Falle zu locken, um uns hinters Licht zu führen, uns alles zu rauben, uns alles wegzunehmen, unser Leben geringer zu machen. Gott tut so etwas, weil er der Gott des Vorsatzes ist, der er ja ist, dessen Ende und Ziel Fülle ist. Das ist alles, was ich wissen will. Das ist Glaube an Gott - Glaube, der glaubt, dass, was immer der Schritt bedeuten mag, Gott mehr bedeutet. «Durch Glauben ... gehorchte Abraham... er zog aus, ohne zu wissen...»; doch der Glaube war dies: «Gott hat mich berufen, und ich glaube, dass Gott niemals beruft ohne irgend eine berechtigten Grund». Wenn er etwas kostet, dann muss seine Kompensation viel größer sein; es muss so sein, weil Gott ist, was er ist.

Ich frage euch: Sind alle eure Götter Chaldäas Götter von dieser Art gewesen? Haben sie wirklich «eure Rechnungen bezahlt?» Haben sie euch wirklich befriedigt? Wenn du an dieser Person oder an diesen Dingen festhältst, findest du da wahre Befriedigung? Wenn ihr ehrlich seid, müsst ihr sagen: Nein.

So wollen wir uns beeilen, an den Punkt zu kommen, wo wir sagen: «Nur der Herr! Durch Gottes Gnade, es soll nur der Herr selbst sein. Es soll nicht bloß eine Bewegung bis hierhin sein, und eine weitere Bewegung bis dahin, um dann innezuhalten. Es soll, durch die Gnade Gottes, den ganzen Weg so sein - bis zu Gottes Ende, ohne Vorbehalt; der Herr alles». Möge er das wahr machen. Wie ich gesagt habe, wenn Gott je etwas sagt, könnt ihr glauben, dass ein schönes Stück mehr dahinter steckt, als es bei dem den Anschein hat, was er sagt. Wir sollten die Bibel so betrachten. Wenn wir in der Bibel eine Aussage oder eine Aufforderung finden, einen Befehl oder eine Ermahnung, wobei es, oberflächlich betrachtet, einfach heißt, dies oder jenes sei zu tun, oder etwas anderes sollte nicht getan werden, sollten wir nie dabei stehen bleiben. Wir sollten sagen: Warum? Oder: Warum nicht? Was hat Gott im Sinn, wenn er dies sagt? Gott gibt nicht einfach Plattitüden von sich, kleine Regeln und Anordnungen für unser Leben. Hinter allem was er sagt steckt stets sein volles Wissen über die Immensität von all dem. Es liegt stets eine immense Absicht hinter dem Geringsten, das Gott sagt. Es ist so groß wie Gott selbst. So müssen wir uns fragen - Was steckt dahinter? Wir müssen in einem Geist - nicht der Fragwürdigkeit, sondern des Trachtens nach Verständnis - fragen: «Warum sollte ich dies tun? Warum sollte ich das nicht tun?» Es gibt eine große Antwort auf dieses «Warum?» Ihr könnt für sicher annehmen, dass, wenn Gott beruft, der Grund dafür so groß ist wie er selbst - etwas, das ihr nie fassen werdet.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.