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Geistliche Reife

von T. Austin-Sparks

Kapitel 2 - Geistlichkeit

Schriftlesung: 1. Korinther 2

Wir kommen nun zum 1. Brief an die Korinther, und ihr werdet feststellen, dass der Punkt im Brief, der durch das 3. Kapitel gekennzeichnet wird, mit der entscheidenden Aussage beginnt, dass das Problem in Korinth, das umfassende Problem, geistliche Unreife war. Sie waren Säuglinge, wo es doch Zeit war, dass sie ihre Säuglingsstufe schon längst hätten hinter haben sollen. Das war das Problem in Korinth.

Der geistliche Mensch, von Gott konstituiert

So befasst sich der Brief also mit den Ursachen einer zu lange hingezogenen Reife, und mit dem, was den grundlegenden Faktor für solche Leute in Bezug auf das geistliche Wachstum darstellt. Wir können sofort sagen, was dieser Faktor ist. Es ist der Schlüssel zu dem ganzen Brief, und es ist «Geistlichkeit». Und da es der Schlüssel zu diesem Brief ist, ist es, in all diesen Umständen, auch der Schlüssel zum vollen Mannesalter. Das zweite Kapitel ist voll von beidem, von der Tatsache und von der Notwendigkeit. Wenn wir fragen, was Geistlichkeit ist, dann wird dieses Kapitel uns die Frage beantworten, indem es uns sagt, dass sie ein Leben ist, das völlig vom Heiligen Geist beherrscht, gelehrt und erleuchtet wird; aber nicht von außen. Genau hier müssen wir einen Unterschied erkennen. Es geht hier nicht darum, dass der Heilige Geist als eine objektive Person oder Kraft daher kommt und sozusagen seine Hand auf uns legt, uns Dinge sagt, uns umwendet und uns auf diese Weise die Richtung anzeigt. Was der Apostel in diesem Teil des Briefes wirklich aufzeigt, ist dies, dass es darum geht, welche Art von Person wir sind. Er spricht in diesem Kapitel von zwei Arten von Wesen, das eine nennt er natürlich, den «seelischen Menschen», das andere den «geistlichen Menschen»; das eine ist der Mensch, der in jeder Hinsicht von seiner eigenen Seele regiert wird, das andere der, welcher durch den Heiligen Geist mittels seines Geistes regiert wird und so zu einem geistlichen Menschen wird im Gegensatz zum seelischen Menschen. So ist also der geistliche Mensch hier eine bestimmte Art von Person, und diese Art von Person hat eigentümliche und besondere Eigenschaften, Kräfte und Fähigkeiten. Er hat Fähigkeiten, die die andere Art von Mensch, der seelische Mensch, der natürliche Mensch, nicht besitzt, und darum ist er mit Fähigkeiten ausgestattet, die euch in Bezug auf Wahrnehmung, Erkenntnis, Verständnis als auch Ausführung weit über die Stufe des natürlichen Menschen hinausführt.

Dieser Punkt muss vollkommen klar gemacht werden, weil einige Leute die Einstellung haben, völlig vom Heiligen Geist beherrscht zu werden bedeute, dass der Heilige Geist all dieses Umwenden, Regieren und Leiten praktisch objektiv, also von außen bewirke. Der geistliche Mensch wird hier jedoch nicht so dargestellt, als befinde er sich überhaupt in dieser Position, sondern vielmehr konstituiert als eine Art von Wesen, in welchem sich der Heilige Geist befindet. Er ist ein geistlicher Mensch konstituiert, mit einem geistlichen Unterscheidungsvermögen, der imstande ist, durch geistliche Fähigkeiten und Ausstattungen zu einer wunderbaren Erkenntnis und Gemeinschaft mit Gott selbst zu gelangen. Das ist Geistlichkeit, und das ist das eigentliche Herz des vollen Mannesalters.

Es ist wunderbar, wie die chronologische Reihenfolge dieser Briefe vollständig durch einander gebracht wurde zugunsten einer geistlichen Reihenfolge. Im Römerbrief habt ihr das Fundament der Gerechtigkeit durch Glauben; dann kommt der 1. Korintherbrief, und es ist, als kämt ihr direkt ins Herz der betreffenden Person, und nachdem ihr ihn in die entsprechende Position gebracht habt, fangt ihr an, etwas in ihn hineinzubauen, etwas in ihm aufzubauen. So stellt ihr fest, dass es nun eine Angelegenheit dessen ist, durch Glauben in Christus hineinversetzt worden zu sein; Christus ist in euch, und das ist der Anfang von allem, wenn Christus voll Gestalt gewinnen soll. Und das ist die Bedeutung von Geistlichkeit.

Ebenfalls kann man in diesem Brief sehen, dass Fleischlichkeit ein Kennzeichen von Unreife ist, ja, mehr als das, es ist ein konkretes Hindernis zu geistlichem Fortschritt. So bewegt ihr euch durch den Brief und ihr seht die vielen Merkmale von Fleischlichkeit, welche die Unreife kennzeichnen. Wir wollen uns einige merken, und das wird uns helfen, zu einem Verständnis dessen zu gelangen, was Geistlichkeit in Wirklichkeit ist.

Sechs Kennzeichen von Fleischlichkeit,
dargelegt im 1. Korintherbrief

1. Sich auf die natürliche Weisheit stützen

Hier, besonders in Kapitel 1 und 2 seht ihr, dass Fleischlichkeit bedeutet, sich auf das zu stützen und von dem beherrschen lassen, was natürlich ist, was gemäß der eigenen natürlichen Einschätzung des Menschen zählt. Diese Korinther pflegten offensichtlich eine große Bewunderung für menschliche Weisheit. Sie befanden sich in einem Zentrum menschlicher Weisheit, und das nationale Leben war stark durch diese Bewunderung für die Weisheit der Menschen gekennzeichnet. Sie befassten sich von Natur aus stark mit philosophischen Bestrebungen und Spekulationen, und so war es Teil ihrer eigentlichen Natur. Es war typisch korinthisch, sich auf die Überlegenheit menschlicher Weisheit zu stützen, und die korinthischen Gläubigen neigten offensichtlich dieser Sache zu. Wir werden noch immer sehr stark von der Kraft menschlicher Weisheit beeinflusst - und natürlich bringt das Macht mit sich! Die korinthische Erkenntnis verlieh Macht. Das war ihre Lebensphilosophie. Je mehr menschliches Wissen ihr besitzt, je mehr gelangt ihr zu einem Platz der Überlegenheit in dieser Welt. Es ist etwas, das euch in eine vorteilhafte Position bringt. Menschliches Wissen ist eine günstige Ausgangslage für Erfolg in dieser Welt.

Der Apostel versetzt dieser natürlichen und gleichzeitig fleischlichen Sache einige harte Schläge. Es ist zwar etwas Natürliches, aber wenn es im Leben eines Gläubigen in Erscheinung tritt, ist es etwas Fleischliches. Das Fleischliche ist konkreter als das Natürliche. Wir sind von Natur aus, was wir sind, aber wenn ihr in dem Bereich der Gnade das aufgreift, was wir von Natur aus sind, dann seid ihr fleischlich geworden: und das ist böse. So befassen sich diese beiden Kapitel weitgehend mit einer ungeheuren Enthüllung der äußersten Torheit genau der Sache, derer sich diese Gläubigen rühmten, mit der äußersten Schwachheit von allem. Erkenntnis? Macht? Einen Vorteil in dieser Welt ergattern? Schön und gut! Aber die Welt in ihrer Weisheit, und in der Weisheit, die sie ihre Kraft nannte, kreuzigte den Herrn der Herrlichkeit! Was haltet ihr davon? Sie taten es blind. Das ist Unwissenheit!

Wir wollen dieser Linie nicht weiter nachgehen. Wir zeigen sie nur auf, weil sie uns auf eine Einstellung aufmerksam macht. Es ging um die Einschätzung von Werten gemäß natürlichen und weltlichen Standards, und sie wurden dadurch beeinflusst, und das bedeutete für sie fleischliches Wesen, und daher Unreife. Genau das hinderte sie an ihrem geistlichen Wachstum. Nun, abgesehen von der Sache selbst ist das Prinzip dies, dass die Neigung zu dem, was natürlich ist, und, indem man sich darauf stützt, man es zu einem Faktor im Leben als Kinder Gottes werden lässt, ist ein Merkmal geistlicher Kindheit, des Säuglingsalters, der Unreife; aber noch mehr, es ist auch ein konkretes Hindernis für alles übrige. Vielleicht sagt ihr, es sei kaum nötig, das unter dem Volk Gottes heute zu betonen, aber da bin ich mir nicht so sicher. Ihr wisst so gut wie ich, dass dies im Prinzip eines der Fehler des menschlichen Herzens ist. Wir mögen vollkommen davon überzeugt sein, dass die Korinther alle falsch lagen und dass Paulus vollkommen recht hatte, dass es in dieser klugen Welt äußerst töricht war, den Herrn Jesus zu kreuzigen, eine absolut falsche Vorstellung von Weisheit, von Erkenntnis, von Stärke: Wir mögen sehr wohl von all dem überzeugt sein, und es ist auch möglich, dass wir nicht auf dieselbe Weise fallen würden, doch im Prinzip findet sich diese Sache, diese Neigung, in uns allen.

Es wird ungeheuer viel unternommen, einen Weg für das Evangelium, für Christus, für das Christenleben zu finden, indem man selbst irgendwie mit der Welt geht. Ein junger Mann denkt vielleicht, dass wenn er ein gewisses Maß an Training eines Sportlers hat und in der Sportwelt bekannt wird, er dies als Vorteil nutzen könnte, um Menschen für Christus zu gewinnen. Genau das tut er auch, und er spielt mit, um zu versuchen, den Respekt, die Wertschätzung, das Gehör, das Ohr der Menschen zu gewinnen, und irgendwie ist er die ganze Zeit unterwegs zu ihrem Level im Glauben, er könne dadurch Bekehrte gewinnen. Es ist im Prinzip dasselbe. Wenn Menschen nur auf diese Weise gewonnen werden können, sind sie es nicht wert, gewonnen zu werden; ihr werdet nicht das Richtige bekommen. Der einzige Grund, auf dem ein Mensch wirklich gerettet werden kann, ist der, dass er eine solche Not in seinem Herzen empfindet und sie auch eingesteht, dass es für ihn zu einer Sache von Leben oder Tod ist, zu Christus zu kommen. Wenn er dadurch gewonnen werden muss, dass ihr etwas aufzieht, das auf seinem eigenen Grund an ihn appelliert, dann wird es in seinem Christenleben eine permanente Schwäche geben. Wir sollten aufpassen, dass wir selbst in unserem Eifer keine Kompromisse schließen, dass wir nicht auf den natürlichen Grund hinüber wechseln, denn das wäre für uns schiere Fleischlichkeit. Das aber ist korinthischer Boden; er geht nicht über das Säuglingsalter, über die menschlichen Standards, über die weltliche Einschätzung der Dinge, deren Weisheit und Kraft usw. hinaus.

Das war das erste in dieser ganzen Angelegenheit der Geistlichkeit. Geistlichkeit hat aber nichts damit zu tun. Was meint Paulus wirklich? Was sagt er im Grunde? Er sagt: Letztlich könnt ihr mit all eurer weltlichen Weisheit auf das Niveau der Menschen hinunter gehen und versuchen, sie für Christus zu gewinnen, doch der natürliche Mensch kann die Dinge des Geistes Gottes nicht verstehen; er müht sich ab unter einem absoluten Bann. Bevor ein Mensch die Dinge des Geistes Gottes verstehen kann, muss er wiedergeboren werden und schon ganz am Anfang seines neuen Lebens ein geistlicher Mensch werden. Er muss etwas haben, das kein Mensch außerhalb von Christus hat. Ihr befindet euch in einer hoffnungslosen Position, wenn ihr versucht, auf seinen Grund hinabzusteigen: «...wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott stammt; damit wir die Dinge erkennen, die uns reichlich von Gott geschenkt worden sind» (1. Kor. 2,12). Diese Korinther hatten den Geist dieser Welt, und sie versuchten, mit dem Geist dieser Welt Christen zu sein; darum waren sie in ihrer Erkenntnis, ihrem Verständnis, ihrer Wahrnehmung beschränkt und blieben kleine Kinder, die noch nie zu irgend einer Art persönlicher Kenntnis gelangt waren. Alles, was sie hatten, war das, was man ihnen erzählte.

2. Wählerisches Verhalten auf natürlichem Grund

Die nächste Phase dieser Fleischlichkeit kann man in Kapitel 3 und 4 sehen. Da findet ihr wählerisches Verhalten auf natürlichem Grund. Es eine andere Art oder Form der Neigung zum dem hin, was natürlich ist. Der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus; und ein anderer sagt, ich gehöre zu Apollos; und wieder ein anderer sagt, ich gehöre zu Petrus; und noch ein anderer sagt, ich gehöre (nur) zu Christus. Der Apostel verfährt damit drastisch in diesen beiden Kapiteln. Fleischlichkeit wird als die Art vorgestellt, wo ihr euch auf eure eigenen Zu- und Abneigungen stützt unter den Menschen, z.b. in Lehrfragen. Ich schätze Petrus als Menschen! Ich schätze Apollos als Menschen! Ich liebe die Linie von dem, was Paulus lehrt! Ich liebe Apollos‘ wunderbare Beredsamkeit! Ich liebe die Linie von Petrus! Sie waren, ihrer Natur gemäß, wählerisch auf natürlichem Grund, und teilten damit die Diener des Herrn und den Leib des Herrn unter sich auf. Wer will kühn genüg sein und behaupten, er sei noch nie in diesen Fehler verfallen? Es ist ganz natürlich, solche Vorlieben und Abneigungen zu haben. Es bedeutet sehr oft, dass wir etwas in uns in den Tod geben müssen, um einigen Leuten zuhören zu können, um irgend etwas mit ihnen zu tun zu haben. Wir müssen uns selbst in die Hand nehmen und sagen: Ich muss schauen, ob da nicht etwas vom Herrn vorhanden ist, und muss deshalb für den Augenblick die Augen schließen vor dem, was mich abstößt. Es ist ganz natürlich zu sagen: «Ich bevorzuge den und den, und ich ginge überall hin, um ihn zu hören, aber was den andern betrifft, so kann ich mit ihm nichts anfangen! Das ist Fleischlichkeit. «Denn wenn unter euch Eifersucht und Streit herrschen, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach menschlicher Weise? Denn wenn einer sagt, Ich...» - O, wir brauchen nicht weiter zu fahren! Das ist das Herz von allem, «ich». Dabei sollte es heißen: «Nicht ich, sondern Christus». Gibt es irgend etwas von Christus in diesen Männern? Danach sollten wir Ausschau halten. Das Gefäß mag mich aufregen, und vielleicht vermittelt es mir ab und zu eine schlechte Zeit, doch spielen in dieser Angelegenheit meine natürlichen Vorlieben überhaupt keine Rolle; das ist für mich Fleischlichkeit. Für einige Leute, die nicht bekennen, dem Herrn anzugehören, mag das in Ordnung sein; doch für mich ist es Fleischlichkeit, ein Einbringen des Natürlichen in den Bereich des Geistlichen, so dass es zum beherrschenden Faktor wird. Geistlichkeit bedeutet, dass ich hinter dem her bin, was immer von Christus ist, ganz gleich, durch welches Gefäß es mich erreicht. Wieder und wieder kann man es im Wort Gottes sehen, dass, wenn Menschen auf das Mittel geschaut hätten, durch welches Gott zu ihnen kam, sie den Segen verpasst hätten, und einige kamen dem gefährlich nahe, und einige verloren ihn sogar.

Israel verlor den Segen aus genau diesem Grund. Sie ärgerten sich über den Menschen Christus Jesus. «Ist das nicht der Zimmermann?...» Wäre er ein glorreicher Potentat vom Himmel gewesen, hätten sie die Botschaft angenommen! Lasst uns vorsichtig sein. Gott prüft uns sehr oft bezüglich der Echtheit unserer Herzen, ob sie auf ihn ausgerichtet sind, so dass sie uns einen großen Segen einbringen, der in eine inakzeptable Verpackung eingehüllt ist.

Geistlichkeit ist das Gegenteil davon, dass wir zu natürlichem, wählerischem Verhalten, zu Vorlieben und Widerwillen neigen. Wenn wir zum vollen Mannesalter fortschreiten möchten, dann ist dies eines der Dinge, die wir erkennen und behandeln müssen. Es geht darum, dass wir unser natürliches Leben zugunsten geistlicher Interessen beiseite legen. Solchen Gelegenheiten begegnen wir jeden Tag. Geistlichkeit wird davon bestimmt, wie weit wir bereit sind, uns führen zu lassen.

3. Mangel an moralischer Sensibilität

Gehen wir weiter zu Kapitel 5. Das ist ein schreckliches Kapitel. Hier wird uns die Fleischlichkeit als ein Mangel an moralischer Sensibilität vorgeführt. Wir wollen uns nicht dabei aufhalten, aber wir sollten sie auch nicht ignorieren. Geistlichkeit muss sich in Form einer echten moralischen Sensibilität, Empfindsamkeit ausdrücken, und zwar auf eine Weise, dass in uns eine starke Reaktion gegenüber solchen Tendenzen der Natur auftritt, die sich in unserem moralischen Sinn abwärts richten. Wir reden nicht davon, dass wir nicht versucht werden sollten. Jedermann wird versucht. Schon allein die Tatsache, dass wir eine Natur mit uns schleppen, die nicht vollständig von den Wurzeln und Fasern der Sünde und vom Fall gereinigt ist, liefert einen Grund, auf dem die Versuchung zu uns kommen kann. Es ist noch keine Sünde, versucht zu werden. Zuweilen mag eine Schwächung eintreten; vielleicht sind wir aus verschiedenen Gründen manchmal offener für Schwachheit als zu andern Zeiten, aber der Punkt ist der, dass Geistlichkeit in uns eine Revolte und eine Reaktion darstellt, die sich angesichts einer moralischen Schwäche dagegen wendet, dagegen reagiert. Das ist das Werk des Geistes Gottes in uns, der uns geistlich macht. In Korinth gab es nicht nur denjenigen, der einen Fehler begangen hatte (wir wollen diesen nicht richten), aber was dem Apostel Schwierigkeiten bereitete, war, dass die Versammlung nicht genügend moralische Sensibilität besaß, um mit dieser Sache zu verfahren, und so musste er ihnen einen starken Brief schreiben, um sie bezüglich ihres moralischen Grundes scharf zurechtzuweisen, um die Versammlung zu reinigen. Sie gingen nicht darauf ein, bis Paulus sie praktisch dazu zwang. Es bestand eine geringe und unangemessene moralischen Empfindsamkeit in dieser Gemeinde; es gab kein genügend Maß an Geistlichkeit, um heftig gegen diese Sache zu reagieren und zu sagen: wir sind befleckt, wir müssen diese Sache beseitigen; wir müssen uns reinigen; wir müssen in dieser Sache ohne Gericht vor Gott stehen können. Aber sie taten es nicht; sie tolerierten es, sie ließen die Dinge schleifen.

Wir wollen dies jetzt nicht in irgend einer Weise auf die Gemeinde anwenden, sondern wollen bloß zum Ausdruck bringen, dass Geistlichkeit eine starke Reaktion auf die Ermutigung zu irgend etwas Unreinem bedeutet. Ich weiß nicht, wie nötig es sein mag, so etwas zu sagen. Es gibt verschiedene Formen eines niedrigen moralischen Sinnes, doch in einer geistlichen Person, und in einer geistlichen Gemeinde wird es stets etwas geben, das dagegen reagiert, sei es im Gespräch, in der Unterhaltung, oder in irgend einer Leichtfertigkeit. Geistlichkeit hebt die Dinge auf eine viel höhere Ebene. Auch das ist Fleischlichkeit, und kein individuelles Leben und keine Versammlung des Volkes Gottes kann zur Fülle Christi heranwachsen ohne diese geistliche Empfindsamkeit, die sich in der Gegenwart von irgend etwas moralisch Leichtfertigem schlecht fühlt.

4. Ein Geist der Uneinigkeit

Wir wollen uns nicht länger mit diesem nächsten Punkt befassen, doch wir stellen fest, dass Paulus in Kapitel 6 zu dieser Art von Fleischlichkeit kommt, die sich darin erweist, dass man sich gegenseitig Unrecht zufügt und dann versucht, vor Gericht Recht zu bekommen. Er beginnt damit, dass er von Gerichtsfällen in Vers 1 redet, aber, indem er weiterfährt, geht er dahinter zurück und sagt, sie würden so einander berauben. Jede Art von Gerichtsfälle vor der Welt, oder in der Gemeinde, sollte unnötig gemacht werden, indem wir aufhören, einander Unrecht zuzufügen. Welch niedriges Niveau zeigt sich unter dem Volk Gottes, wenn die Leute sich gegenseitig berauben.

Es gibt mehr als einen Weg, wie man das Volk Gottes berauben kann, doch ist es hier das Prinzip, das im Blickfeld steht, das Unvermögen, die Rechte der Kinder Gottes zu erkennen. Wenn es falsch ist, dass ein Kind Gottes für seine eigenen Rechte aufsteht und dafür kämpft, so ist es genau so falsch, die Rechte der Kinder Gottes zu ignorieren oder als nichtig zu erklären. Wir sollten vielmehr uns gegenseitig ehren, und, wie Paulus anderswo sagt, sollte jeder nicht nur auf das Seine sehen, sondern vielmehr auf das des Andern; d.h. heißt, zur Kenntnis nehmen, dass andere auch ein Recht haben, geehrt zu werden, respektiert zu werden, angehört zu werden. Es scheint, dass hier in Korinth ein solcher Geist herrschte, der es dem Individuum erlaubte, den Vorteil für sich zu haben, selbst auf Kosten der anderen Gläubigen. Es ist der Geist der Sache, der das Problem hinter allem darstellt. Geistlichkeit wäre das genaue Gegenteil davon, dass, selbst wenn uns Unrecht angetan wird, wir nicht für unsere Rechte kämpfen, besonders nicht vor der Welt. Geistlichkeit würde, in einer Versammlung und unter dem Volk des Herrn (im Allgemeinen), sowie auch auf Seiten jedes einzelnen Gläubigen, ein gegenseitiges Anerkennen und in Ehren Halten bedeuten, weil wir - wie Paulus diese ganze Angelegenheit ausführt, wie wir gleich sehen werden - Glieder von einander sind, Glieder des Leibes.

Ich liebe die Weisheit des Heiligen Geistes durch seinen Diener Paulus, wie diese ganze Sache in Kapitel 12 ihren Höhepunkt und Abschluss erreicht. Stellt euch nur vor, wie ein Glied des Leibes gegen ein anderes Glied desselben Leibes vor Gericht geht! Welchen Sinn ergäbe dies, wenn eine Hand gegen die andere kämpfen würde, oder wenn meine Faust irgend einen anderen Teil meines Körpers traktieren würde? Das ist vielleicht eine etwas grobe Art, sich auszudrücken, doch Paulus wendet den Punkt auf die Weise an und sagt: ihr seid alle Glieder eines Leibes, und ihr seid alle von einander abhängig, ihr könnt es nicht ohne einander machen, und das Glied, das gegen ein anderes vor Gericht gehen will, beraubt ganz einfach sich selbst. Es ist so töricht, so sinnlos, so schwach! All diese Dinge sind Hinweise für ein armseliges Niveau des geistlichen Lebens. Geistlichkeit wird sich stets darin erweisen, dass sie den Wert jedes einzelnen Gliedes herausstellt, und statt einem Glied Schaden zuzufügen, dieses Glied viel eher respektiert und ehrt, weil jedes einzelne Glied eben nötig ist. Wir brauchen einander, und darum bedeutet es in einem geistlich Sinn ein äußerst kindisches Verhalten, wenn wir untereinander uneinig sind und einander widersprechen. Geistliche Reife wird einen solchen Kurs nie gutheißen. Wenn wir dies nur wüssten: unsere Haltung einem andern Kind Gottes gegenüber fällt auf uns selbst zurück, und wird zu unserer eigenen Haltung uns gegenüber. Das ist die Art, wie Gott es angeordnet hat, weil der Heilige Geist der Geist ist, der den ganzen Leib beherrscht und im Gleichgewicht hält.

Ich denke, es gibt keinen Bereich, in welchem das Gesetz Gottes unmittelbarer und direkter operiert als im Leib Christi. «Wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten». «Was ein Mensch sät, wird er auch ernten». Innerhalb der Gemeinde Gottes operieren diese Gesetze auf eine sehr unmittelbare und direkte Weise. Geistlichkeit nimmt all dies zur Kenntnis und sagt sich: Ich werde mein eigenes geistliches Wachstum nicht gefährden, indem ich einem andern Glied des Leibes Christi Schaden zufüge; ich lasse mir das Ziel Gottes nicht rauben, indem ich darin versage, zu erkennen, dass jemand anders auf dieses Ziel hin Hilfe braucht.

5. Unfähigkeit, den Leib zu unterscheiden

In Kapitel 10 und 11 kommen wir zu der Unfähigkeit, den Leib des Herrn zu unterscheiden. Es ist alles eingepackt in die lange Diskussion über die Dinge, die den Götzen geopfert werden, und über den Punkt, wo das eine endet und das andere beginnt. Der Tisch des Herrn in den apostolischen Tagen war nicht wie unser Abendmahlstisch. Wir versammeln uns um den Tisch des Herrn, und das ist etwas ganz Abgesondertes, etwas für sich selbst; man kann nicht missverstehen, was es bedeutet. In apostolischen Zeiten nahmen sie gemeinsam eine Mahlzeit ein, und zu einem bestimmten Zeitpunkt während des Mahles hielten sie inne und beteten an, und zu dem Zweck nahmen sie von denselben Speisen, von denen sie eben gegessen und getrunken haben; sie verwandelten ihr gewöhnliches Mahl in eine gemeinschaftliche Anbetung des Herrn. Der Apostel sagt hier: Ihr mögt hungrig zu eurer Mahlzeit kommen und tüchtig essen, wobei ihr leicht die Grenzlinie überschreitet und dadurch die beiden Dinge vermischt. So macht ihr das, was den Leib und das Blut des Herrn repräsentiert, zu einem Teil eures Essens zur Befriedigung eures Appetits. Wir befinden uns nicht in derselben Lage, so dass wir in denselben Fallstrick geraten könnten, aber da ist ein Prinzip damit verbunden, auf das der Herr durch seinen Apostel seinen Finger legt.

Schreckliche Dinge resultierten daraus in der korinthischen Gemeinde: Aus diesem Grunde waren viele krank, und nicht wenige waren gestorben. Und da war noch dieses andere Element, wie wir schon festgestellt haben, dass ein schönes Stück von dem, was sie auf gewöhnliche Weise assen und tranken, bereits auf dem Markt angeboten worden und bereits heidnischen Gottheiten geopfert worden war, und sie machten keinen Unterschied. Doch das Prinzip, das hier zugrundeliegt, ist dies, dass dieser Laib, dieser Kelch, von zwei verschiedenen Dingen redeten. Zuerst sprechen sie von der Bundesbeziehung zum Herrn, in dem alles in unserem Leben für den Herrn ist, und in dem der Herr alles für uns ist; wir sind hinaus gegangen, und Christus ist herein gekommen, und Christus ist nun für uns das Zentrum und die Peripherie, das einzige Ziel unseres Lebens. Aber sie sprechen auch davon, dass der Leib Christi, die Gemeinde, seinen Platz in unserem Interessen eingenommen hat als dasjenige, worauf die Liebe Christi gerichtet ist, selbst bis in den Tod. «Christus hat die Gemeinde geliebt und hat sich selbst für sie hingegeben». Sie ist «die Gemeinde Gottes, die er mit seinem eigenen Blut erkauft hat». Und wiederum steht geschrieben: «Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat; damit er sie heilige, indem er sie reinigte durch die Waschung im Wasser durch das Wort, damit er die Gemeinde sich selbst als eine herrliche Gemeinde darstelle, ohne Flecken oder Runzeln oder dergleichen...». Die Haltung der Gläubigen der Gemeinde gegenüber soll derjenigen entsprechen, wie Christus sie gegenüber der Gemeinde hat. Geistlichkeit ist das, was Christus seinen Platz über alles Persönliche gibt, und das uns befähigt, alles seinen Interessen unter zu ordnen. In dieser Hinsicht bestand ein Mangel in Korinth, man gab sich lieber persönlicher Befriedigung hin, anstatt den Herrn zu verherrlichen. Geistlichkeit ist genau das Gegenteil davon, und so ist Geistlichkeit ein Zeichen von Wachstum. Wir werden geistlich nie zum vollen Mannesalter gelangen, wenn wir uns von unseren Natürlichen Trieben beherrschen lassen.

Dann ist aber andererseits Geistlichkeit auch durch die Liebe zu allen Kindern Gottes charakterisiert. Wiederum bestand in Korinth ein Unvermögen, die Liebe Christi zu seiner Gemeinde zu erkennen. Die Einstellung der einen zu den andern war deshalb alles andere als diejenige von Christus zu den seinen, und so unterschieden sie den einen Leib nicht, wie er am Tisch des Herrn dargestellt wurde. Paulus sagt: «Der Laib, den wir brechen, ist es nicht unsere Gemeinschaft am Leib Christi? Sehen wir doch, dass wir, die vielen, nur ein einziges Brot, ein einziger Leib sind: denn wir alle haben Anteil an dem einen Brot». Der Tisch des Herrn ist der repräsentierte Leib Christi. Wir müssen erkennen, dass der Gegenstand der Liebe und Hingabe Christi seine Gemeinde ist, und sollen dieselbe Liebe und Hingabe an sein Volk und für sein Volk haben, wie er sie hatte. Wir wollen das ganz einfach sagen. Ein echtes, reiches geistliches Leben ist von einer großen Hingabe an das Volk Gottes, den Leib Christi, gekennzeichnet, im Gegensatz zu einem unangemessenen Maß von Individualismus.

6. Die Gier nach geistlichen Gaben zu persönlichen Zwecken

Der letzte Aspekt der Fleischlichkeit, den wir uns noch merken wollen, ist das, was im Kapitel 7 in Verbindung mit geistlichen Gaben zur Sprache kommt. Es ist seltsam, dass diese Sache im Bereich der Fleischlichkeit und der geistlichen Unreife auftaucht, und doch ist es so. Ich sehe nicht, wie wir von der Tatsache loskommen sollten, wenn wir dieses Kapitel ehrlich lesen, dass der Apostel gerade diese Frage der geistlichen Gaben vom selben Gesichtspunkt aus behandelte, wie er es mit den andern Dingen in Korinth tat. Was war das Problem? Es ist eines, von dem wir glauben, dass wir uns nicht davor zu fürchten brauchen. Der 1. Teil von Kapitel zwölf zeigt an, wo das Problem lag. Wir können nicht bei den Versen 1-3 verweilen, um sie im Detail zu betrachten, doch gibt es dort eine ganze Menge, die zu beachten nur zu unserem Besten wäre. Oberflächlich gesehen ging es darum: Diese Korinther waren, bevor sie zum Herrn kamen, Heiden, und dies bis zu einem solchen Grade, dass sie sich mit Spiritismus befassten, und im Spiritismus (oft als «Spiritualismus» bezeichnet) gibt es ein bestimmtes System von nachgeahmter Aktivität des Heiligen Geistes. Der Spiritismus kann, wie wir heute wissen, Zungenreden hervorrufen, und alle andern Dinge wie Kräfte, Wunder, und so weiter. Das ganze System hier ist eine Nachahmung im Spiritismus. Ich glaube, dass der Spiritismus der große Verbündete des Antichristen sein wird, des nachgeahmten Christus und Heiligen Geist, und darum werden viele verführt werden. Das Heidentum dieser Korinther konnte man darin sehen, wie sie zu jenen stummen Götzen geradezu hingerissen wurden, und in Verbindung mit Götzendienst gab es eben Geistmanifestationen, und so gerieten sie unter einen falschen «Heiligen Geist» (wenn wir denn diesen Begriff brauchen dürfen). Das Griechische ist an dieser Stelle bemerkenswert, und es stimmt vollkommen mit der Vorstellung überein, dass jemand unter eine geistige Macht gerät, so dass ihr unter der Kontrolle einer fremden Macht handelt und redet. Wenn ihr euch unter der Kontrolle eines bösen Geistes befindet, werdet ihr nicht sagen: «Jesus ist Herr». Der böse Geist wird das nicht sagen.

Der Punkt ist der, dass es unter diesen Leuten in Korinth keine klare Unterscheidung gab zwischen dem Spiritismus und dem Heiligen Geist. Und hier seid ihr beim Zentrum das Problems angelangt. Sie hatten sich in der falschen Sache befunden, und nun waren sie in die richtige Sache hinein gekommen, aber sie machten den Unterschied nicht. Warum machten sie keinen Unterschied? Weil sie so sehr von den Erfahrungen, Manifestationen, Demonstrationen, Sensationen eingenommen waren, von dem, was offensichtlich ein Beweis für etwas war. Das ist die Gefahr. Die Gefahr besteht darin, dass man unbedingt eine Erfahrung, einen Beweis, eine Sensation haben möchte. Das ist Fleischlichkeit, und ihr werdet den Heiligen Geist mit Spiritismus vermischen, wenn ihr in dieser Hinsicht nicht vorsichtig seid, und zahllose Gläubige tun genau dies. Der Teufel nimmt bei vielen Leuten entlang dieser Linie seinen Vorteil wahr. Sie glauben, es sei der Heilige Geist, dabei ist es das Falsche, und bloß, weil sie etwas Bestimmtes wollen. Das ist der Grund, weshalb der Apostel so hartnäckig an der Sache dran bleibt. Er sagt im Grunde: «Passt auf; versetzt die Dinge nicht an den falschen Ort; verleiht Dingen nicht eine solche Bedeutung, die gar nicht so wichtig sind, wie ihr meint. Das Zungenreden ist nicht so wichtig, wie ihr es einstuft. Es ist eine der geringsten Gaben».

Könnt ihr den Punkt erkennen? Ihr müsst die Bedeutung dieser ersten drei Verse von Kapitel 12 durchschauen lernen. Sie waren nicht imstande, zwischen dem echten Heiligen Geist und dem falschen zu unterscheiden.

Dann, was den Rest des Kapitels betrifft, sehen wir von Vers 12 bis Vers 27, dass sie nicht verstanden, in welchem Zusammenhang die Gaben stehen. Das bedeutet Sicherheit, wenn wir dies erkennen. Es gibt die Gaben des Heiligen Geistes, wirklich, echt und wahr; wir legen sie nicht beiseite wegen der allfälligen falschen Gaben. Gleichzeitig aber müssen wir die Dinge im Gleichgewicht behalten, wir benötigen in dieser Frage geistliches Verständnis, geistliche Weisheit. Die Korinther betrachteten diese Dinge als etwas Persönliches, auf eine losgelöste und individuelle Weise, und sie spielten sie hoch, weil sie ein wunderbares und außerordentliches Erlebnis waren: und dabei ließen sie es bewenden. Warum schrieb Paulus den ganzen Abschnitt über den Leib Christi, und warum trat er so vehement dafür ein? «Es gibt Verschiedenheiten bei den Gaben, ABER (nun kommt der Test - jedermann schwelgte in dieser Phase der Verschiedenheit, die ihnen widerfahren war) es ist der eine Geist...» «Es gibt Verschiedenheiten bei den Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt». Ihr müsst jedes Fragment einzeln abwägen - es ist «derselbe Gott, der alles wirkt» in allen Gliedern, im ganzen Leib - «Jedem von euch ist die Manifestation des Geistes geschenkt worden, damit sie ALLEN NÜTZT». Dann, nachdem alle Gaben aufgezählt worden sind, kommen wir zu dieser Feststellung: «Denn wie der Leib einer ist ... so ist auch der Christus». Hier wird der Artikel verwendet. Ihr seid ins Zentrum der Dinge gelangt. Geistliche Gaben? Ja! Wofür? Um mich rühmen zu können, um sie zu genießen, um über MEINE Erfahrung zu reden? Ah, das ist der Test! Nützt es dem ganzen Leib? Wird dadurch der eine Herr verherrlicht? Steht diese ganze Sache im Zusammenhang des Ganzen, und bewirkt es gegenseitiges Wachstum? Es ist eine gemeinschaftliche, überhaupt keine individuelle Angelegenheit. Wenn ihr es loslöst und es aus seinem Zusammenhang heraus nehmt, zertrennt ihr seinen Zweck, denn dieser Zweck ist der Aufbau des ganzen Leibes und das gegenseitige Wachstum. Was ist das Ergebnis in Korinth? Sie haben aus dieser ganzen Sache etwas Individuelles, Persönliches, Unabhängiges gemacht, worin sie sich rühmen. Sie kamen gefährlich nahe an eine schreckliche Sünde heran, indem sie nicht vermochten, zwischen dem Spiritismus und dem Heiligen Geist zu unterscheiden, und das alles aufgrund ihres Verlangens, ihrer Vorliebe für etwas, das ihnen ein Gefühl der Befriedigung vermittelte, das ihnen Lust bereitete, das sie genießen konnten. Das ist Fleischlichkeit. Das ist Unreife.

All das mag bis zu einem gewissen Grad lehrreich oder erleuchtend sein, aber ihr seht selbst, wie stark dieser Brief seinen Nachdruck auf die Notwendigkeit für eine echte Geistlichkeit legt und auf das, was Geistlichkeit ist. Geistlichkeit behält nichts vom Herrn für sich selbst, und macht niemals etwas vom Herrn zum Grund ihres eigenen Vergnügens und Genusses, zum persönlichen, individuellen, unabhängigen Ruhm. Geistlichkeit bewahrt alles im Zusammenhang mit allen Heiligen, damit Christus zunimmt. Sie sieht keinen Wert in irgendetwas anderem. So fährt der Apostel mit seiner Korrektur weiter.

Zwei Dinge ragen heraus, wenn ihr das Ganze des Briefes wahrgenommen habt.

Der natürliche Mensch wurde am Kreuz völlig beseitigt

Zuallererst, gleich am Anfang, beseitigt das Kreuz den natürlichen Menschen vollständig. «Ich hatte mich entschlossen, nichts anderes mehr unter euch zu wissen als Jesus Christus, und ihn gekreuzigt». Paulus handelte aufgrund des Prinzips des Kreuzes, als er sagte: «Ich war bei euch in viel Schwachheit und unter viel Zittern...» Hätte Paulus auf diesem Grunde kommen wollen, dann wäre in ihm von Natur aus nichts gewesen, das ihn befähigt hätte, anders unter ihnen zu sein als in Schwachheit, Angst und mit vielem Zittern. Doch er handelte auf dem Prinzip des Kreuzes. Er sagte, er habe dies bewusst so getan, damit ihr Glaube sich nicht auf die Weisheit der Menschen gründete, sondern auf die Kraft Gottes. Was sie zu wissen nötig hatten, war der Unterschied zwischen natürlicher Kraft, Weisheit und allem, was von der Natur stammt, und der wahren Kraft Gottes im Heiligen Geist. Das Kreuz beseitigt das ganze natürliche Leben und öffnet den Weg für Geistlichkeit und volles Mannesalter.

Das Wesen der Geistlichkeit ist Liebe

Zweitens, wenn alles gesagt worden ist, ist das Wesen der Geistlichkeit einfach die Liebe (Kapitel 13). «Und wenn ich in Sprachen der Menschen (mit irdischen Stimmen) und der Engel (Sprachen, die unter den Menschen nicht bekannt sind, also himmlische Sprachen) reden würde und keine Liebe hätte» - dann wäre ich eine höchst geistliche Person? Nein, überhaupt nicht! - dann hätte ich große Fortschritte im geistlichen Leben gemacht? Nein, überhaupt nicht! Was also wäre ich dann? «dann wäre ich nichts als schepperndes Blech oder ein schallender Gong». So viel also zu einem vollständigen Mangel an Geistlichkeit, auch wenn ihr in Zungen reden würdet. Paulus schreibt das Wort «nichts» über viele Dinge, die wir von Natur aus als sehr wichtig bezeichnen würden: Glaube, um Berge zu versetzen, die Hingabe des Leibes zur Verbrennung, usw. - er schreibt über jedes einzelne dieser Dinge sein «nichts». Nicht, dass sie in sich selbst keinen Wert hätten; diese Dinge haben ihren Wert an ihrem Ort, und in ihrem Zusammenhang, doch wenn sie ohne Liebe sind, sind sie ganz einfach «nichts». Das Wesen der Geistlichkeit sind nicht die Gaben, es ist die Gnade. Wir haben nicht zu wählen zwischen Gift und Gnaden, zwischen Gaben und Liebe. Darum geht es gar nicht. Der Apostel meint nicht, dass wir diese Haltung einnehmen sollten: Also gut, gib mir Liebe; ich möchte die Gaben nicht. Ich lasse alle Gaben fahren, wenn du mir nur die Liebe gibst. Paulus versucht, es vollkommen deutlich zu machen, dass man diese Dinge auf fleischliche Dinge haben kann. Um wirklich das Ziel zu erreichen, zu welchem Gott sie gegeben hat, müssen sie auf geistliche Weise gehandhabt werden, und das Wesen der Geistlichkeit ist nun eben Liebe. Sie deckt alles ab.

Wir kehren jetzt zum Anfang zurück und fangen aufs neue an: Weisheit, Stärke, Trennungen, Schismata, Lüste, sie alle ziehen aus, wenn die Liebe herein kommt. So schließt er auf folgende Weise: «Die Gnade des Herrn Jesus, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen». Das ist es, was ihr Korinther braucht. Zweifellos fasst der Apostel alles mit dem zusammen, was wir den «Segen» nennen.

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