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Geistliche Reife

von T. Austin-Sparks

Kapitel 4 - Der Anreiz zur Reife

Schriftlesung: Römer 8,19.29; 1. Kor. 3,1-3; 2. Kor. 3,18; Gal. 3,26; 4,6.19

Wir haben bereits aufgezeigt, welche Kraft und Dringlichkeit im Neuen Testament dem geistlichen Wachstum zugemessen wird. Tatsächlich sind mehr als 90 Prozent im Neuen Testament zu genau diesem Zweck an Gläubige gerichtet. Jeder Brief von Paulus ist ein starker Impuls in diese Richtung, und er wurde speziell für die Zunahme von Christus in den Gläubigen geschrieben, damit sie das volle Mannesalter erreichen sollten, das volle Maß der Fülle Christi.

Wir haben bemerkt, dass dies nicht nur auf eine ganz allgemeine Weise zutrifft, sondern dass jeder Brief des Apostels sich von einem andern Standpunkt aus mit dieser Angelegenheit des geistlichen Wachstums befasst, oder er hat einen besonderen Aspekt, den er behandeln will, und das hat seinen Anlass in der Situation, die an den verschiedenen Orten existiert, an die diese Briefe geschickt wurden.

Dann fingen wir an, die Briefe von Paulus, insofern sie Gewicht auf diese Sache legten, und wir sind bis zum Ende des 2. Korintherbriefes gekommen. Wenn der Herr es so will, werden wir gleich diesen Grund nochmals Revue passieren lassen, indem wir uns an den Galaterbrief machen werden, doch möchten wir zuerst noch ein weiteres Wort bezüglich der Dringlichkeit dieser Angelegenheit äußern.

Warum Reife so wichtig ist

Es braucht kein Argument und keinen Nachweis, um angeregt zu werden, euch zu überzeugen dass dies vom Standpunkt des Herrn aus gesehen eine Sache von größter Wichtigkeit ist. Es ist ganz unmöglich, das Neue Testament zu lesen, ohne zu sehen, dass der Herr durch sein Wort und seinen Geist die Gläubigen die ganze Zeit zu diesem Ziel hin drängt, indem vollkommen deutlich gemacht wird, dass der Gedanke des Herrn sich nicht nur darin erschöpft, dass die Menschen von Sünde und vom Gericht gerettet werden. Was dem Herrn wichtiger ist, ist das, wozu sie gerettet wurden, als wovon sie gerettet wurden. Es ist immer der göttliche Vorsatz, der alles regiert, und die Berufung durch seine Gnade erfolgte gemäß seines Vorsatzes: «nach dem ewigen Vorsatz». Wir dürfen nie vergessen, dass die Errettung von Anfang bis Ende, an jeder Stelle, sich auf den göttlichen Vorsatz bezieht, sich auf ein Ziel hin bewegt, etwas Bestimmtes vor Augen hat, und um das zu erreichen, was im göttlichen Vorsatz im Blickfeld steht, ist ein ständiges Vorangehen mit Gott bis zum geistlichen Vollmaß nötig.

Dann ist es wiederum nötig, zu sagen, dass, volle erwachsene Leute zu kriegen, kein Ziel in sich selber ist. Das Ziel im Blickfeld ist dies, dass sie für den Zweck zubereitet und geeignet werden, zu dem er sie berufen hat. Kein bloßer geistlicher Säugling, der weit hinter dem Zeitpunkt zurück liegt, da die Kindheit hätte aufhören sollen, kann in den göttlichen Vorsatz hinein gelangen, und das ist der Grund, weshalb so viel Nachdruck gelegt wird auf die Tragödie der Unreife, da es doch ganz anders sein sollte, und auch auf die Notwendigkeit der Reife. Mit etwas wie einem Stöhnen schreibt der Apostel diese Worte an die Korinther: «Ich aber, liebe Brüder, konnte zu euch nicht wie zu geistlichen Leuten reden, sondern wie zu fleischlichen, wie zu Säuglingen». Nun, es ist vollkommen in Ordnungen, zu Babies zu reden, wenn sie wirklich noch Babies sind, wenn jedoch die Zeit kommt, da sie mehr als bloß Babies sein sollten, dann ist es etwas Schreckliches, wenn man weiter wie zu Babies mit ihnen redet.

So müssen wir erkennen, welches Gottes Vorsatz bezüglich der Reife ist, bevor wir ihr eigentliches Gewicht einschätzen und die wahre Bedeutung des vollen Mannesalters würdigen können. Welches ist der Vorsatz Gottes? Welches ist dieser ewige Vorsatz, zu dem wir durch seine Gnade in Christus Jesus berufen wurden? Es gibt dafür mehrere Worte im Neuen Testament, sehr gefüllte und sehr bedeutsame Worte. Da ist zum Beispiel das Wort «Annahme an Sohnesstatt», ein Wort, das wir sehr missverstanden haben, weil es in unserer westlichen Sprache etwas völlig anderes bedeutet als im Neuen Testament. Dann gibt es noch ein anderes Wort, «Söhne»; und noch ein anderes Wort, «Erbe». Wenn ihr euch diese Worte anseht, stellt ihr fest, dass sie stets etwas ganz Bestimmtes meinen. Sie beziehen sich auf eine Position in den kommenden Zeitaltern, und diese Position wird eindeutig definiert als die Herrschaft über die bewohnte Erde. Das beherrscht alles im Gedanken Gottes. Ihr erinnert euch: Im zweiten Kapitel des Briefes an die Hebräer wird klar und deutlich gesagt: «... nicht Engeln hat er die zukünftige Welt, von der wir reden, unterstellt, sondern an einer Stelle bezeugt jemand ausdrücklich und spricht: «Was ist der Mensch, dass du an ihn gedenkst, oder der Sohn des Menschen, dass du auf ihn achtest?» Die kommende Welt wird dem Menschen unterstellt sein, und es ist dieser spezielle Mensch, der Gottes Gegenstand ist in dieser besonderen Heilszeit. Es ist der gemeinschaftliche Mensch in Christus; die Gemeinde, die sein Leib ist, dem Bild des Sohnes Gottes gleichgestaltet, dessen Erstgeborener er ist als der Erstgeborene unter vielen Brüdern. So fährt der Hebräerbrief fort, zu sagen, dass der Urheber ihres Heils, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit bringen würde, durch Leiden vollkommen gemacht wurde.

Der Galaterbrief, und der Tag der
«Annahme an Sohnesstatt»

Das versetzt uns mitten in den Galaterbrief. Ihr werdet im Verlauf dieses Briefes feststellen, dass der Apostel Paulus von Abraham ausgeht, und dass er alles in Verbindung mit Abraham aufgreift, und indem er dies tut, wirft er unseren Horizont ungeheuer zurück. Und gleich zu Beginn entledigt er sich einer ganzen Heilszeit, nämlich der jüdischen Heilszeit, die zwischen Abraham und Christus lag. Er überspringt sie ganz einfach, stößt sie auf die Seite und geht gleich zum Universellen über. Im Grunde sagt er: «Das war bloß eine lokale Angelegenheit, eine zeitliche Angelegenheit. Sie trat auf, diente einem bestimmten Zweck, und jetzt ist sie erledigt. Nun wollen wir zu Abraham zurückkehren und die Dinge dort neu aufgreifen. Dort hat alles begonnen, und so beginnen wir neu mit Abraham». «Darum sollt ihr wissen», schlussfolgert er, «dass diejenigen, die aus Glauben sind, die wahren Söhne Abrahams sind».

Ihr wisst sicher, dass zwischen diesem Brief und dem Römerbrief eine große Ähnlichkeit besteht. Das Thema ist fast identisch, der Gegenstand derselbe. Der Römerbrief ist lediglich ein eine gründlichere Abhandlung (wenn wir es denn so nennen wollen) in Bezug auf das Thema von Gesetz und Gnade. Der Brief an die Galater ist ein leidenschaftlicher Ausbruch einer gerechten Entrüstung. Der Geist des Apostels ist entflammt wegen der Beleidigungen des Werkes Gottes, die vorgefallen waren, auf die wir später zu sprechen kommen werden. Der Gegenstand ist derselbe, und wenn ihr zum vierten Kapitel des Römerbriefes zurück blättert, findet ihr jenes bemerkenswerte Wort: «erhielt Abraham ... die Verheißung, dass er Erbe der Welt sein solle...». Im Alten Testament findet ihr keine solche Aussage. Nichts wird im Alten Testament angedeutet, Gott habe Abraham versprochen, er solle in diesem Sinne Erbe der Welt werden. In diesem Punkt greift der Apostel die Dinge wieder bei Abraham auf. In seinem Brief an die Galater befasst er sich mit allem entlang der Linie der Sohnschaft, der Annahme an Sohnesstatt, des Erbes der Verheißung, die Abraham gegeben wurde. Das ist Erbschaft. Wenn ihr das begriffen habt, wenn ihr erkennt, was das bedeutet, gelangt ihr in das flammende Herz des Apostels. Wir können nicht in diesen Brief eindringen, wenn wir nicht seinen ungeheuren Hintergrund verstehen und erkennen. Mit einem Worte: Was uns hier präsentiert wird, ist folgendes: Gott gab Abraham eine Verheißung, dass er der Erbe der Welt sein sollte. Daraufhin wird uns gesagt, Abraham habe nach einer Stadt Ausschau gehalten, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist, und wir stellen fest, dass Abraham alle Städte dieser Welt verwirft und lieber in Zelten wohnen wollte mit Isaak und Jakob, die ebenfalls Erben dieser Verheißung waren; sie wiesen die Welt und deren Städte zurück, weil er nach einer Stadt Ausschau hielt, deren Baumeister und Schöpfer Gott war, mit der Verheißung, dass er der Erbe der Welt sein würde.

Nun wollen wir uns das Argument des Apostels in diesem Brief ansehen. Wer ist ein Jude? Nicht jeder, der es von Natur aus ist. Nur der ist ein (echter) Jude, der durch Glauben mit Abrahams Samen verbunden ist. «Nicht mit Samen» (Pl.), sagt der Apostel, «sondern... deinem Samen, welcher ist Christus». Abrahams Same ist Christus. Glaube an Jesus Christus macht uns zum Samen Abrahams. Eine der letzten Klauseln dieses Briefes an die Galater bezieht sich auf «das Israel Gottes», und was dazu hinführt, ist alles, was er über «das Jerusalem drunten, das mit seinen Kindern in Knechtschaft lebt, und das Jerusalem droben, das frei und unser aller Mutter ist» schreibt. Abraham hielt nach einer Stadt Ausschau. Wir sind Abrahams Same durch Glauben in Jesus Christus, und wir stehen in Beziehung zu einer Stadt, und diese Stadt wird die Welt regieren. Das Ende des Wortes Gottes macht es vollkommen klar, dass die himmlische Stadt, das neue Jerusalem, die Gemeinde ist, und dieser ganzen Heilszeit ist die Gemeinde der Gegenstand, auf den sich Gottes Herz konzentriert, damit sie imstande ist, in den kommenden Zeitaltern die bewohnte Erde zu regieren. Das ist der Vorsatz. Eine solche Regierung erfordert das volle geistliche Mannesalter, und wegen der Größe, der Ernsthaftigkeit und der Wichtigkeit von Gottes ewigem Vorsatz bezüglich der Regierung über diese Welt - wenn ihr im Herzen mit Gott in das eindringt - werder auch ihr Feuer und Flamme sein wie der Apostel, wenn ihr entdeckt, dass es Dinge gibt, die heimtückisch gegen Gottes Vorsatz in den Heiligen arbeiten, um das geistliche volle Mannesalter zu vereiteln. Stuft die Sache richtig ein, und dann geht sie euch zu Herzen. Allem, was dem Vorsatz entgegensteht, muss man mit Empörung, mit kompromisslosem Eifer begegnen, denn diese Sache ist so wichtig. Es tangiert unsere Loyalität Gott gegenüber. Es geht um unsere Herzenseinheit mit Gottes Vorsatz.

Gott hat einen geliebten Vorsatz hinsichtlich seines Sohnes. In seiner unendlichen Gnade hat er uns gemäß diesem Vorsatz berufen. Die Tatsache dessen, was wir sind, wie es uns ständig bewusst wird, ist vielleicht das, was uns am meisten davor entmutigt, an eine Sache wie diese zu glauben, und dennoch ist es wahr, dass wir, ihr und ich, trotz dessen, was wir sind, trotz unserer äußersten Unwürdigkeit - ah, mehr noch als dies, trotz all der Feindschaft, die von Natur aus gegen Gott in uns existiert, trotz aller Rebellion von Natur aus gegen Gott, wozu wir so fähig sind, wenn wir provoziert werden - durch Gottes unendliche Gnade, die in Jesus Christus auf uns herabkommt, berufen sind, in den kommenden Zeitaltern die bewohnte Erde für Gott, mit Gott, in seinem Sohn, zu regieren. Das ist der Vorsatz. Das ist es, wonach Gott in dieser Heilszeit trachtet, nach diesem Instrument, nach diesem Gefäß für die kommende Weltregierung.

Wenn wir, ihr und ich, erkennen, welches die Gnade Gottes ist, eine Gnade, die einen Weg findet für unsere Vergebung und für unsere Befreiung vom Gericht, Gnade um Gnade, immer höher steigend, bis sie uns mit ihm selbst auf den Thron erhebt, gemäß dem Wort, das er gesprochen hat: «... wird mit mir auf meinem Thron sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe»; wenn also eine solche Gnade unsere Herzen heimsucht, dann würde sie uns gewiss äußerst eifersüchtig auf Gott und tief loyal Gott gegenüber machen. Gewiss, wenn wir diese Gnade fühlten, würde unsere Einstellung sein: «Oh, sollte irgend etwas Gottes Vorsatz, Gottes Interesse, das, was Gottes Herzen das liebste ist, antasten, dann würde ich, was mich angeht, damit keine Kompromisse eingehen, dann würde ich zeigen, dass ich aufs Äußerste auf Gottes Seite stehe». Das sollte gewiss unsere Reaktion sein auf die Gnade Gottes. Weil der Apostel Paulus ein solch tiefes, tiefes Gefühl hatte für die Gnade, dass Gott ihn gemäß seinem ewigen Vorsatz berufen hatte, finden wir ihn so vor Eifer brennend vor, so gewaltig zu Weißglut erregt, sobald sich etwas aufmachte, das mit Gottes Vorsatz kollidierte.

Das erklärt den Galaterbrief. Hört auf seine Worte im ersten Kapitel. Diesbezüglich gibt es keine Kompromisse: «Selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündigte, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht». Das ist eine sehr deutliche Sprache. Der sei verflucht! Warum? Weil er sich Gottes Vorsatz in die Quere stellt, wenn er versucht, die Heiligen zu unterwandern, wenn er sie daran hindern will, das volle Mannesalter zu erreichen.

Sohnschaft, Annahme an Sohnesstatt, ist etwas, was vor uns liegt. Die Annahme an Sohnesstatt hat noch nicht stattgefunden. Wir sind Kinder Gottes, wir haben den Geist der Sohnschaft, aber die Annahme an Sohnesstatt ist noch nicht vollzogen; das kommt erst noch. Das Wort «Annahme an Sohnesstatt» würde uns besser helfen, wenn es wörtlich übersetzt würde; denn es hat im Neuen Testament eine andere Bedeutung als das, was wir heute darunter verstehen. Das Wort bedeutet schlicht: «Sohnsetzung», «Einsetzung als Söhne». Es ist eher ein offizielles Element als ein Element der Beziehung. Es kommt im Neuen Testament nur fünf Mal vor, und diese Stellen befinden sich alle in den Briefen von Paulus. Und jedes Vorkommen ist interessant und hilfreich.

Das liegt also in der Zukunft, und es ist das, worauf sich der Apostel in seinem Brief an die Römer bezieht: «Denn die gespannte Erwartung der Schöpfung sehnt die Offenbarung der Söhne Gottes herbei» (Römer 8,19). Das liegt in der Zukunft, und es ist der Tag, an dem die Regierung über die zukünftige bewohnte Erde in den Heiligen aufgenommen wird, die dem Bilde seines Sohnes gleichförmig geworden sind, in der herangereiften Gemeinde.

Ich bin sicher, nun seht ihr ein bisschen besser, welche Bedeutung diese Angelegenheit hat, warum dieser Sache des vollen Mannesalters einen solch bedeutungsvollen Platz eingeräumt wird. Dieses Erbe kann nur im Zustand der Reife angetreten werden, diese Setzung zu Söhnen muss stattfinden, die Unterwerfung der zukünftigen bewohnten Erde muss sich ereignen. Daher die Notwendigkeit, das volle Mannesalter zu erreichen. Regierung, Herrschaft, ist für Gott wichtig, und sie ist die volle Bedeutung der Gnade Gottes in den Heiligen. So viel also zu unserer weiteren Betonung der Bedeutung dieser Sache.

Ein Rückblick auf die Briefe an die Römer und Korinther

Wir haben gesagt, diese beiden Briefe des Apostels Paulus behandelten bestimmte Aspekte der geistlichen Reife, oder sie befassten sich mit entsprechenden Punkten, die im Blickfeld stehen. Der Brief an die Römer repräsentiert, wie wir bereits aufgezeigt haben, das Werk, durch das eine Beziehung zum Herrn hinsichtlich seines vollen Vorsatzes zustande kommt. Der Vorsatz wird von allem Anfang ins Blickfeld gerückt, die Offenbarung der Söhne Gottes, die dem Bild seines Sohnes gleichgestaltet wurden. Das ist der Vorsatz. Dann wird alles besprochen, damit eine Beziehung entsteht, so dass Gott mit seinem Vorsatz beginnen und weiter zu seiner Verwirklichung schreiten kann. So habt ihr also im Römerbrief eine Offenbarung der Haltung Gottes den Menschen gegenüber, wie sie von Natur aus sind. Das ganze Menschengeschlecht steht im Blickfeld, und das Verdikt lautet: «Alle haben gesündigt, und es fehlt ihnen die Herrlichkeit Gottes», und deshalb unterliegen sie dem Gericht und dem Tod. «Da ist keiner gerecht, nein, nicht ein einziger». Sowohl Juden wie Heiden befinden sich vor Gott in derselben Position. Es ist eine erschreckende Tatsache, dennoch wird sie klar und konkret formuliert; sowohl die Nicht-Religiösen wie die Religiösen; diejenigen, die ohne die Aussprüche Gottes sind, als auch jene, die sie kennen. Der natürliche Unterschied, den die Aussprüche Gottes gemacht zu haben scheinen, ist der, dass sie bewiesen, wie hilflos der Mensch ist, und wie tief sündig er von Natur aus ist. Das Gesetz wurde eingeführt, und weit davon entfernt, den Menschen zu retten, hat es den natürlichen Zustand der menschlichen Schwachheit und Sünde nur noch hervorgehoben und hat offenbar gemacht, wie unmöglich es für den Menschen ist, Gottes Anforderungen zu genügen. Wo wird ganz allgemein bewiesen, dass der Mensch von Natur aus hoffnungslos und hilflos ist, unter der Sünde, unter Verdammnis, Gericht und Tod.

Dann wird das Kreuz des Herrn Jesus ins Blickfeld gerückt als der Ort, wo das Urteil Gottes hinsichtlich des Menschen universell in der stellvertretenden Person Jesu Christi ausgeführt wird, der an unserer Stelle zur Sünde gemacht wurde. Das ganze Menschengeschlecht wurde im Kreuz dem tatsächlichen Gericht Gottes übergeben, und als Christus starb, starb von Gottes Standpunkt aus das Geschlecht unter dem Gericht.

Dann aber wird die Auferstehung des Herrn Jesus herbeigeführt, und sie stellt Gottes neuen Anfang dar, eine neue Beziehung, bei der die Sünde im Gericht vernichtet worden ist; und nun besteht, auf der Grundlage, dass die Sünde vernichtet und beseitigt worden ist, eine neue Beziehung zu Gott im auferstandenen Christus, aufgrund derer der Heilige Geist, der Geist der neuen Schöpfung, mitgeteilt wird. Ein neues Leben wird verliehen - «... das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus...» - und dann wird, in dieser neuen Beziehung durch den innewohnenden Geist der Vorsatz in Angriff genommen. Gleichförmigkeit mit dem Sohn Gottes ist das Ziel. Der Ruf geht dahin, dass die Gläubigen diese Position der Einheit mit Christus im Tod, im Begräbnis und in der Auferstehung wahrnehmen sollen, und dass sie durch Glauben ihren Platz darin einnehmen. Das wird zur Grundlage von Gottes Vorsatz. Ohne das kann Gott nicht einmal den Anfang machen.

Das ist der Römerbrief in Kürze. Unsere Position durch den Glauben muss dem gekreuzigten, toten, begrabenen, auferstandenen Christus entsprechen, um den Heiligen Geist zu empfangen, den Geist der Sohnschaft, der sie in den Vorsatz Gottes einführt.

Der erste Brief an die Korinther führt uns einen Schritt über das hinaus und zeigt uns die Art von Person, die sich auf Gottes Ziel, auf Gottes Vorsatz zubewegen wird, und was in den Gläubigen nötig ist, damit sich volles geistliches Wachstum einstellt. Das Schlüsselwort im Römerbrief ist «in Christus»: «Es gibt darum keine Verdammnis mehr für die, die in Christus Jesus sind...». Das betrifft die Beziehung. Das Schlüsselwort im 1. Brief an die Korinther lautet: «der Geistliche...». Der ganze 1. Korintherbrief hat vollständig mit den geistlichen Dingen zu tun, sowohl in Menschen als auch in Dingen. Der erste Korintherbrief befasst sich daher vollständig mit dem, was eine geistliche Person ist, wie eine geistliche Person handeln und sprechen wird; oder, im Gegensatz dazu, wie eine geistliche Person eben nicht handeln und nicht reden wird. Der ganze Brief stellt, von Kapitel zu Kapitel, Fleischlichkeit der Geistlichkeit gegenüber, und sagt: «Das ist Fleischlichkeit, und sie blockiert den Weg zu Gottes Ziel, und sie ist auch die Ursache für den geistlichen Stillstand». Es ist notwendig, dass ein Mensch in der innersten Realität seines Wesens geistlich ist, dass er geistlich gesinnt ist, und dass dieser geistliche Sinn, der sinn Christi, ihn in jeder Hinsicht bestimmen soll.

Ein Kennzeichen der Fleischlichkeit der Korinther war ihre Zerstrittenheit, waren ihre natürlichen Vorlieben, was sie unter dem Volk mochten bzw. nicht mochten. Paulus sagt im Grunde: «Wenn ihr geistlich wärt, dann gäbe es nichts von all dem. Wenn wir zum vollen Mannesalter weiter vorankommen wollt, dann müsst ihr das alles loswerden». So könnt ihr den ganzen Brief durchgehen und feststellen, dass sich der Finger des Geistes durch den Apostel auf Punkt um Punkt legt und die Fleischlichkeit offenbar macht, und zeigt, wie sie zu geistlichem Stillstand führt. Sie erscheinen voller Widersprüche, voller Verleugnungen, und voller Begrenzungen. Der Geistliche ist nicht so. Geistlichkeit ist für das volle Mannesalter entscheidend.

Im zweiten Korintherbrief ist das Schlüsselwort «das Angesicht Jesu Christi». Durch eine Schlussfolgerung werden wir bis zur ersten Schöpfung zurückgeführt. «Gott, der aus der Finsternis Licht hervorscheinen hieß...» (die erste Handlung in der Schöpfung), «... hat es auch in unseren Herzen licht werden lassen, damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi» (2. Kor. 4,6). Welches ist der Gegenstand der Schöpfung? Jesus Christus ist der Gegenstand der Schöpfung. Durch ihn, für ihn und mit seiner Hilfe wurden alle Dinge geschaffen. Doch das Ziel wurde in der ersten Schöpfung nicht verwirklicht, und, auch wenn das Licht zuerst kam, so folgte doch bald die Finsternis aufgrund des Ungehorsams des Menschen, und so wurde Gottes Vorsatz im Angesicht von Jesus Christus nicht erkannt; er wurde ausgeschlossen. Nun beginnt Gott mit der neuen Schöpfung: «Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung». Was ist das erste, das die neue Schöpfung beherrscht? «Gott ... hat es in unseren Herzen licht werden lassen, damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi». Das ist der Schlüssel zu allem.

Wie können wir Gottes Vorsatz, Gottes Ziel erreichen? Wie können wir in der Gnade wachsen? Durch eine fortgesetzte Enthüllung Gottes in Christus in unseren Herzen. Es muss so weitergehen, und so fasst das Wort alles folgendermaßen zusammen: «Wir aber... indem wir .... anschauen (das Wort deutet fortgesetzte Aktivität an, ein fortgesetztes Betrachten, die Augen ständig auf etwas richten) ... werden verwandelt in dasselbe Bild...». Wir kommen zu Gottes Ziel, zum Ebenbild seines Sohnes, indem der Heilige Geist in unseren Herzen ein zunehmendes Enthüllen des Herrn Jesus aufrechterhält».

Wir haben den Vorsatz Gottes vor uns ausgebreitet, wir kennen die Berufung, wir verstehen, weshalb wir gedrängt werden, allen Fleiß anzuwenden, unsere Berufung und unsere Erwählung festzumachen. Wir wissen, dass, wenn wir auch nicht vom Heil abfallen, wir dennoch das Erbe verlieren können. Wir wissen, dass wir Gottes vollen Vorsatz verlieren können, wenn wir nicht voran gehen. Warum sonst dieses Drängen? Wir empfangen unser Heil durch Gnade, und ich bin ganz sicher, dass es auch die Gnade Gottes sein wird, die uns bis zu diesem Vorsatz durchtragen wird; denn wer von uns würde durchkommen, wenn nicht durch die Gnade Gottes? Dennoch, um die Annahme an Sohnesstatt zu erben, um zur Herrschaft über die zukünftige bewohnte Erde zu gelangen, benötigen wir eine Haltung des Vorandrängens zum vollen Mannesalter, damit wir nicht unsere Berufung verpassen. So viele versagen darin, zu erkennen, was so viele Leute in einen Nebel und in die Verwirrtheit geführt hat, und ich denke auch, in eine falsche Lehre hinsichtlich bestimmter Dinge im Neuen Testament. Es ist das Erbe, das alles regiert. Solange wir nicht von Gottes vollem Vorsatz bestimmt werden, versehen wir nicht sehr viel vom Neuen Testament. Im Vorsatz Gottes sind wir «vorherbestimmt zur Annahme an Sohnesstatt durch Jesus Christus», zur Einsetzung als Söhne zum Zweck der Herrschaft in den kommenden Zeitaltern.

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