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Gottes Reaktionen auf die Abweichungen des Menschen - Teil 1

von T. Austin-Sparks

Kapitel 6 - Das Zeugnis des Blutes (Fortsetzung)

Es gibt nichts, was Satan so schrecklich fürchtet und so grimmig bekämpft wie ein echtes und lebendiges Zeugnis bezüglich des Blutes des Herrn Jesus: Nicht eine Lehre, ein Bekenntnis oder irgend etwas Formuliertes, sondern etwas, das in der Kraft des Heiligen Geistes ausgewirkt worden ist. Es ist darum notwendig, dass wir diese Tatsache zu erkennen versuchen, nämlich, soweit wir das überhaupt können, zu verstehen, warum das so ist, und unsere Position des Sieges aufgrund des Blutes zu kennen. Im Blick auf diese dreifache Anwendung werden wir beim höchsten Ziel des Zeugnisses beginnen, beim


Göttlichen Samen in Gedeihen und Souveränität

Es ist das, was Satan zu betrachten nicht ertragen kann, und wogegen er sich so bitterlich wehrt, weil es eine Bedrohung seines Königreichs an jedem Punkt darstellt.

Es ist eine große Bedeutung verbunden mit der Einführung zum Buch Exodus, das mit «den namen der Söhne Israels, die aus Äugypten herauf kamen», beginnt. Der Titel «Söhne Israels» repräsentiert ihre Würde als Söhne eines «Fürsten bei Gott». Sie kamen nach Ägypten und nahmen an Wohlstand und Stärke gewaltig zu, während sie noch ein gesondertes und nicht absorbiertes Volk für sich waren. Diese Würde, dieser Wohlstand und die Kraft wurden vom König von Ägypten zunehmend als eine konkrete Gefahr angesehen, und er dachte sich einen Plan aus, um sie zu demütigen, indem er sie in Knechtschaft brachte und sie für seinen eigenen Wohlstand und seine Kraft ausnützte.

So präsentiert Exodus als erstes Gottes Vorstellung hinsichtlich der fürstlichen Würde und des geistlichen Wohlstandes und der Überlegenheit der «Söhne»; dann die Aktivität und das Objekt des Gegners in Bezug auf sie; und schließlich den göttlichen Gedanken und die festgesetzte Absicht im Bereich des «hoch über allen Herrschaften und Gewalten» aufgrund des vergossenen Blutes von Kapitel 12. So sind denn Sohnschaft und Herrschaft die zwei Faktoren, die allenthalben gegenwärtig sind. Sohnschaft ist das grundlegende Prinzip. Herrschaft ist der Punkt, um den es in diesem Konflikt geht. Das Blut ist das Werkzeug, durch welches beide eingesetzt werden. «Dies sind die Namen der Söhne des «Fürsten bei Gott...», das ist die Einleitung. «Lass meinen Sohn ziehen, dass er mir diene», das ist die Forderung an Pharao; und «Du hast dich geweigert... siehe, so werde ich deinen Sohn schlagen», das ist der Herrschaftsfaktor, um den es geht (Ex. 4,23).

Nun, diese Elemente werden durch die ganze Schrift hindurch fortgeführt. Es spielt keine Rolle, wo ihr aufschlagt: Was hinter allen Konflikten in der Geschichte des Volkes Gottes steckt, hat - in geistlicher Hinsicht - mit der Existenz eines göttlichen Samens, mit dessen Wohlstand und Kraft, zu tun, und der Faktor, der hauptsächlich darin vorkommt, ist der des Altars und des Blutes. Alles hängt davon ab. Das alles kulminiert und findet seinen höchsten Ausdruck in der Person und im Werk des Herrn Jesus. Wie es bei Moses typologisch - und bei ihm anti-typologisch der Fall war, ging es um die Anerkennung des einen, durch welchen der göttliche Same eingesetzt würde «in seiner Kraft... über alle Macht des Feindes» (Lukas 10,19). So wurde von Geburt an ein Todeskomplott zu seiner Zerstörung geschmiedet - nicht nur durch direkte Angriffe, sondern auch durch schlaue Ausflüchte, um ihn dazu zu verleiten, auf der Grundlage des Ich zu handeln, so dass ihn der göttliche Schutz verlassen würde.

Der Punkt, bei dem wir auf diese ganze Angelegenheit des Blutzeugnisses treffen, liegt bei


Einem Erwählten in Knechtschaft

Es gibt genügend Schriftstellen, die zeigen, welches der ursprüngliche Gedanke und die Absicht Gottes war für seinen geistlichen Samen, und es ist sehr wichtig, dass sich das Volk Gottes diesen aneignet. Doch was uns hier besonders beschäftigt, ist seine Realisierung. Es ist recht beeindruckend, dass von den 27 Büchern des Neuen Testamentes sich mindestens 21 damit befassen, wie die Kinder Gottes in ihren eigentlichen geistlichen Stand gebracht werden sollen. Und wieviele von ihnen handeln direkt von dem tatsächlichen oder drohenden Verlust des geistlichen Wohlstandes und der Überlegenheit durch irgend eine Form von Knechtschaft. Da gibt es die Knechtschaft der Bosheit, der Sünde und der Sünden, des Gesetzes, der Tradition, der Angst, des Fleisches, des fleischlichen Sinnes, der Vernunft, der Gerechtigkeit des Fleisches, der Weisheit des Fleisches, der «Geistlichkeit» des Fleisches, und viele andere Formen der Knechtschaft. Die Bande Satans sind sehr zahlreich, und er passt die Art dem konkreten Fall an. Ein Fürst in Ketten, ein Mitglied des königlichen Samens in sklavischer Unterdrückung ist ein erbärmlicher Anblick, und das ist es gerade, was dem Teufel gefällt. Das «männliche Kind», sei es als Individuum wie bei Moses oder Christus (Exodus 1 und Matthäus 2), oder gemeinschaftlich wie in Offenbarung 12, ist das wahre Ziel des Schlangengiftes. Denn es ist der göttliche Same.

Denkt an die Söhne des «Fürsten bei Gott», die damit beschäftigt waren, Vorratsstädte für Pharao zu bauen und die dadurch seinem Weltsystem Wohlstand und Glanz zufügten, statt dem Herrn in Freiheit und Sieg zu dienen! Das ist der Zustand der Erwählten, mehr oder weniger. Von der Position der Knechtschaft gegenüber der Sünde, dem Ich, der Welt und dem Teufel vor der Errettung aus, durch alle Stufen und Phasen der geistlichen Schwäche und Niederlage aufgrund eines lähmenden In-sich-gekehrtseins und geistlicher Selbstanalyse wird die wahre Würde des Fürstseins, der Sohnschaft, ständig angegriffen.

Nun, wenn wir das nur wüssten, es gibt stets einen Grund für Knechtschaft. Satan muss einen Grund haben. Seine Kraft ist nicht ohne Grund funktionstüchtig. Im Falle des Herrn Jesus war er äußerst ohnmächtig, weil es keinen Grund für ihn gab. «Der Fürst dieser Welt kommt; doch in mir hat er nichts» (Joh. 14,30). Der Grund, der zu Niederlage und Knechtschaft von Seiten des Widersachers führt ist so verschieden wie die Knechtschaft selbst.

Ist es der natürliche Zustand der Sündhaftigkeit der menschlichen natur, dass das, was im Menschen ist, so unfähig und unpassend ist für die Gegenwart Gottes? Ist es das, dass der göttliche Wille einen Standard der Vollkommenheit in moralischer Exzellenz, das selbst die besten unter den Menschen vor Gott zurückschrecken lässt? Ist es eine geheime Sache, verborgen in den inneren Teilen, die an sich zu einer Waffe wird in der Hand des Feindes, um uns zu unterwerfen? Ist es Sünde, die in Unwissenheit verübt wurde, wobei die Absicht gut war, doch wo volleres Licht offenbar werden lässt, dass es schließlich doch falsch war? Ist es Sünde, die unbewusst vollbracht wurde, in dem Sinne nämlich, dass uns nicht einmal bewusst ist, dass wir es getan haben?

Ja, all diese und viele mehr sind Gründe, die Satan benutzt - und mit Recht, wenn wir in einer allumfassenden Hinsicht versagen. Und dieses Versagen besteht darin, dass wir den Wert des kostbaren Blutes und den Wert dessen, der es vergossen hat, nicht erkennen können.

Wenn wir dies sagen, so bringen wir nur die Opfer in Exodus, Levitikus und Numeri ins Bewusstsein. Ein genaues Studium dieser Opfer wird zwei Dinge offenbaren. Das eine ist die Tatsache, dass Gott nach der Sünde geforscht hat und ihr bis in die verborgensten und geheimsten Winkel nachgespürt hat, sogar bis ins Unterbewusstsein hinein. Das Zufällige, Unwissentliche und Unerwartete hat er ebenfalls bereits in Betracht gezogen. Jetzt betrachtet er Sünde als einen Zustand, nicht bloß als eine Angelegenheit einer willentlichen Handlung. Sie ist universell vorhanden, operiert auf zahllose Weisen und findet allgemeinen, wohlwollenden Grund im ganzen Menschengeschlecht. Das alles kommt bei einer sorgfältigen Lektüre von Exodus, Levitikus und Numeri heraus.

Aber nachdem Gott der Sünde bis in ihre entferntesten Schlupfwinkel nachgespürt hat, hat er auch Vorsorge getroffen, mit ihr bis zu ihrer letzten Andeutung zu verfahren.
1. Ein Ganzopfer, damit der Gläubige in Bezug auf den ganzen Willen Gottes angenommen und vollkommen dasteht (Kol. 4,12). (Lev. 1; Hebr. 10).
2. Ein Speiseopfer, damit er imstande ist, in den Besitz moralischer Vollkommenheit zu gelangen, und zwar nicht seiner eigenen, sondern derjenigen, die ihm durch Glauben geschenkt wird (Lev. 2; Röm. 12,1.2; Hebr. 10,10; 13,21, etc.)
3. Ein Friedensopfer, damit er nicht nur einen Zugang und einen Stand hat, sondern auch Gemeinschaft und Einsein mit Gott (Lev. 3; Kol. 1,20; Röm. 5,10; etc.).
4. Ein Sündopfer, damit die Sünde mit ihren eher positiven Aspekten, und die Sünde in Unwissenheit und ohne Bewusstsein, die lebendige Gemeinschaft nicht beeinträchtigt, indem sie geistlichen Tod hereinbringt, entweder durch ihr eigenes Versagen oder durch Kontamination und Kontakt (Lev. 4; 5; etc.).

Das Blut trifft aber nicht nur in der Frage unserer Beziehung zu Gott eine allgenugsame Vorsorge, sondern auch in Kooperation mit Gott durch den priesterlichen Dienst, durch effektiven geistlichen Dienst in seiner Vielfalt.

So ist also das Erste und Vorrangige in einem lebendigen Zeugnis für den vollständigen Umsturz der Vorherrschaft Satans und der Vernichtung seines Werkes eine entsprechende und angemessene Wahrnehmung und Wertschätzung des Herrn Jesus kraft Seines Blutes.

Es liegt etwas Allmächtiges im Tod von Jesus Christus. Vielen vom Volk Gottes ist es nicht gelungen, die wichtige Unterscheidung zwischen seiner Kreuzigung und seinem Tod zu erkennen. Die Kreuzigung ist die Seite des Menschen. Der Tod betrifft ihn selber. Alle Kreuze, die je gemacht wurden, und all die Menschen, die sie je ausdenken konnten, hätten den Tod des Herrn Jesus nie zustande gebracht, wenn er sein Leben nicht als einen freiwilligen Akt der Hingabe niedergelegt hätte. «Ich gebe mein Leben (freiwillig) hin... niemand nimmt es von mir... Ich gebe es von mir aus hin. Ich habe die Macht, es hinzugeben, und ich habe die Macht, es wieder an mich zu nehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater erhalten» (Joh. 10,17.18).

Die Verkündigung Christi als Gekreuzigter erschöpft sich nicht nur darin, dass wir verkündigen, was die Menschen ihm angetan haben, sonder das, was ER DEN MENSCHEN ERLAUBTE, dass sie ihm antun durften, in und durch das, was sie taten, was er tat. Der TOD Christi ist in seiner wahren Bedeutung nicht die Tat von Menschen, auch nicht die Tat des Teufels. Satan und Menschen haben viele erfolglose Versuche unternommen, ihn zu töten, doch war SEINE Stunde noch nicht gekommen. ER setzt die Zeit fest für das, was ER tun will. Die Führer sagten: «Nicht während des Festes» (Markus 14,2), doch der Herr Jesus nahm es aus ihren Händen, und auch aus den Händen von Judas, und kam ihnen an jenem Tag im Obersaal zuvor; so gewandt nahm er die Führung an sich, dass Judas wie einer erschien, der unter Autorität handelte: «Was du tust, tue schnell» (Joh. 13,27).

Wenn er «sein Leben hingibt, um es wieder an sich zu nehmen», dann liegt in diesem freiwilligen Akt eine Unendlichkeit, und er verrät eine universelle Souveränität. Sünde als Prinzip; die alte Schöpfung als die Sphäre; Satan, als der Herrscher in diesem Bereich; der Tod, als die Folge; und das Gericht als unausweichliche Aussicht und Realität: sie alle sind im Tod Christi involviert. Mit diesem ganzen Grund wurde mit diesem Tode verfahren, und dieses Regime wurde in diesem Tode an sein Ende gebracht. Das Ganze hat sein Zentrum in der Person des Herrn Jesus. Diese Person muss imstande sein, sowohl als Repräsentant des von Gott wegen der Sünde verworfenen Menschen zu handeln, und als Repräsentant muss er das Gericht über den Menschen und die Sünde über sich ergehen lassen, und dennoch muss er gleichzeitig, weil es in ihm keine Sünde gab, sondern weil er äußerst sündlos war, den Tod und die Hölle unfähig machen, ihn festzuhalten. Es hat nie einen andern wie Jesus Christus gegeben: Menschensohn - Sohn Gottes.

Das Ausgießen des Blutes war, auf der einen Seite, seine freiwillige Selbsthingabe an den Zorn und die Vernichtung vom Angesicht Gottes weg, als Mensch für die Menschen; und, auf der andern Seite, im Grunde eine Ankündigung an den Tod, den Teufel und das Grab: «Ich gewähre euch all eure Rechte bis zum letzten Atom, und erfülle all eure Forderungen, indem ich mich zur Sünde und zu einem Fluch machen lasse. Doch habt ihr in mir noch einen andern, über den ihr keine Macht und auf den ihr keine Rechte habt, weil ihr keinen Grund habt in ihm. Ihr könnt mich nicht festhalten - ich widersetze mich euch; und, noch mehr, ich nehme euch als meine Gefangenen. Von jetzt an bin ich euer Herr, und ich werde euer Gebiet plündern und euch eurer Beute berauben».

«O Tod, wo ist dein Sieg? O Tod, wo ist dein Stachel?» (1. Kor. 15,55).

«Aus dem Grab erhob er sich,
mit einem mächtigen Triumph über seine Feinde.
... Er überrannte die Wohnstätte des Todes
und stahl ihm seinen Stachel.
... Er hat den stolzen rebellischen König der Welt
unter seinem Stab zermalmt.
Er tauchte in seiner herrscherlichen Stärke
in die Abgründe der Finsternis hinab,
und brachte schließlich seine Trophäe,
die verloren gegangene Krone des Usurpators».

So kann er nun, wegen seiner sündlosen Vollkommenheit, in vollständiger Annahme vor Gott stehen, völlig zu Gott passend, und dies stellvertretend als Mensch (obwohl mehr als ein Mensch), und sein Blut, das seine Sündlosigkeit und sein siegreiches Leben repräsentiert, wird uns verliehen, und kraft dieses Blutes wird der fürstliche Samen konstituiert in der Ganzen Fülle seines Triumphs. Das macht uns nicht sündlos vollkommen, doch er, der in uns ist, ist es.

Was übrig bleibt, um uns in den Genuss dieser Wirklichkeit zu bringen, ist eine geistliche Wertschätzung und Wahrnehmung der überragenden Größe des Herrn Jesus, indem der Heilige Geist ihn in uns offenbart; und dann aber auch das Bindeglied des Glaubens zum Gehorsam zwischen dem, was wir nicht sind, er aber ist. Die Brücke ist der Glaube. Einige benehmen sich so, als sei dies ein Kampf und ein Puzzle, oder aber eines der vielen Dinge, die zur Natur der eigenen Anstrengung gehören. Man wird jedoch feststellen, dass der Glaube nicht bloß ein passives Nachgeben ist. Doch geht es nicht bloß um den Grad von Glauben, sondern um den Gegenstand des Glaubens. Schließlich geht es um den Platz, den Christus in der Wahrnehmung seines Volkes einnimmt, das ihnen zum Wohlstand und zur Überlegenheit verhilft, die sie charakterisieren sollten. Die überragenden Tage der Geschichte Israels waren jene, wenn Christus typologisch am breitesten und am vorherrschendsten in Erscheinung trat. Das Passahfest war der Brennpunkt und die Achse. Es gab nie ein solches Frohlocken wie dann; und in späteren Zeiten, als der Götzendienst festen Fuß gefasst hatte, war es nach der Wiedereinführung dieses Festes, dass das Volk instinktiv dazu zurückkehrte, das falsche System zu zerstören.

So ist das Zeugnis des Blutes für den Sieg, die Überlegenheit und den geistlichen Wohlstand grundlegend, und es ist die tödlichste Kraft gegen die Werke des Widersachers.

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