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Die Himmlische Berufung - Band 1

von T. Austin-Sparks

Kapitel 4 - Die Wahre Grundlage für das Leben der Gefährten

Diesmal möchte ich versuchen, jungen Christen in Bezug auf zwei Worte zu helfen, die große und bedeutungsvolle Worte sind im Christenleben: «himmlisch» und «Glaube». Ihr habt wohl bemerkt, sofern ihr den Hebräerbrief auch nur ein bisschen kennt, dass diese beiden Worte darin die hervorragendsten sind.

Dieses Wort «himmlisch» in seinen verschiedenen Formen kommt in diesem Brief einige Male vor:
«Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus den Sohn Gottes» (Hebr. 4,14).
«die, welche einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben» (Hebr. 6,4).
«Die Hauptsache aber bei dem, was wir sagen, ist: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel» (Hebr. 8,1).
«Diese dienen einem Abbild und Schatten des Himmlischen» (Hebr. 8,5).
«So ist es also notwendig, dass die Abbilder der im Himmel befindlichen Dinge hierdurch gereinigt werden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Opfer als diese» (Hebr. 9,23).
«zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten» (Hebr. 12,23).
«Seine Stimme erschütterte damals die Erde; nun aber hat er eine Verheißung gegeben, indem er spricht: «Noch einmal erschüttere ich nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel» (Hebr. 12,26).

Ihr seht also, der Brief hat eine Menge zu sagen über himmlische Dinge, und hier, in Kapitel 3, heißt es, wir seien in Bezug auf diese himmlischen Dinge berufen worden. Unsere Berufung ist eine himmlische Berufung, zu einem himmlischen Leben: und das nicht erst nach diesem Leben, sondern jetzt.

Ich werde nicht alle Stellen zitieren, in denen das Wort «Glaube» vorkommt! Es nimmt in diesem Brief einen sehr großen Raum ein, und wie ihr wisst, wird ein ganzes Kapitel dem Glauben gewidmet - Kapitel 11.

Hier sind also diese beiden Worte: «himmlisch» und «Glaube», und es sind Worte, die für junge Christen sehr schwer zu verstehen sind. Wenn wir jungen Christen sagen: «Nun seid ihr zu einem Leben im Glauben berufen», dann werden sie sich dies auf eine sehr begrenzte Weise vorstellen: dass sie an Gott glauben sollen, dass Gott imstande ist zu retten, dass Gott imstande ist, zu bewahren, dass Gott imstande ist, für uns zu sorgen. Das alles ist wahr, aber wir werden gleich sehen, dass es viel mehr als nur dies bedeutet. Wenn wir einem jungen Christen sagen: «Nun bist du berufen, ein himmlisches Leben zu führen», dann weiß ich nicht, was er oder sie wohl denkt. Was für eine schwierige Vorstellung ist das doch! Wahrscheinlich werden sie sagen: «Nun, wie können wir ein himmlisches Leben führen, wenn wir hier unten auf der Erde zu leben haben?»

Wir wollen versuchen, solchen Leuten zu helfen, und jedermann sonst ebenso. Lasst mich nochmals betonen, dass «himmlisch» und «Glaube» ein und dasselbe sind.

Wir greifen zur Illustration auf das Alte Testament zurück, und ich werde gleich ein weiteres großes Wort verwenden. Wenn Gott ein Werkzeug wählte, entweder in Form einer Person oder eines Volkes, stellte Er stets dieses Werkzeug, diese Person oder dieses Volk auf eine übernatürliche Basis. Er unternahm alles, um dafür zu sorgen, dass die Basis ihres Lebens eine übernatürliche war. Er nahm sie vollständig von der natürlichen Basis weg, und wenn es bei ihnen nicht übernatürlich zu ging, dann war es überhaupt nichts. Sie fanden das schwierig, aber auf diese Weise lernten sie, dass sie in Beziehung zu einem übernatürlichen Gott getreten sind, ein Gott, der vollständig über dem Natürlichen stand. So schuf Gott also für diese Leute Situationen, die von Natur aus unmöglich waren, und dann zeigte Er ihnen, indem Er das Problem des natürlicherweise Unmöglichen löste, was für ein großer Herr Er war.

Wir wollen ein paar Illustrationen betrachten. Beginnen wir mit Abraham – und er nimmt in diesem Brief an die Hebräer ja einen großen Raum ein. Abraham wurde von Gott zu einem sehr großen Zweck erwählt. Wir werden später mehr darüber sehen, doch für den Augenblick wollen wir uns mit der Feststellung der simplen Tatsache zufrieden geben. Abraham wurde berufen, der Vater eines Geschlechts zu sein, das Gott erwecken würde und durch das Sein Sohn, Jesus Christus kommen sollte. Gott sagte zu ihm: «In deinem Samen werden alle Nationen der Erde gesegnet werden» (Genesis 22,18). Beachtet: «In deinem Samen» - und dann zog sich Gott zurück, ließ ihn in Ruhe und tat für eine lange Zeit nichts mehr diesbezüglich. Dann kam Gott zurück und wiederholte Seine Verheißung, doch unterdessen war Abraham 90 Jahre alt geworden, und seine Frau war beinahe ebenso alt – und dennoch sagte Gott: «In deinem Samen». Von Natur aus eine völlig unmögliche Situation! «Unmöglich!», sagte Sarah, «absolut außer jeder Frage! Wir müssen diesbezüglich etwas unternehmen!. Und ihr wisst, was sie taten. Sie versuchten, das Werk Gottes gemäß der natürlichen Linie zu tun. Sarah schickte nach ihrer persönlichen Magd Hagar, und sie versuchten, Gottes Verheißung auf natürliche Weise zu verwirklichen. Doch diejenigen unter uns, die ihre Bibel kennen, wissen sehr wohl, dass dies nicht Gottes Weg war, und dass Er nichts davon haben wollte. Gott hielt sich an Seinen eigenen Grund – an den übernatürlichen Grund. Sollte diese Sache je geschehen, dann konnte sie nur Gott, der Allmächtige, tun. Kein Mann, keine Frau konnte es tun, und auch nicht beide zusammen konnten es tun. Nur Gott konnte es- und Er tat es auch! Er stellte sie auf übernatürlichen Grund. Es war ein großer Test ihres Glaubens! Es war nicht der irdische Grund, sondern der himmlische. Es war nicht der natürliche Grund, sondern der Grund des Glaubens. Und das war die Weise, auf die Gott es vollbrachte.

Das ist unsere erste Illustration, und das verläuft durch die ganze Bibel hindurch so.

Wir gehen von Abraham und Isaak weiter zu Jakob. Jakob erlangte des Erstgeburtsrecht. Es war von Gott so beabsichtigt, dass er es haben sollte – das heißt, er war dazu vorgesehen, das nächste glied in Gottes Kette zu sein, der nächste Schritt in Gottes Marsch nach vorne auf Seinen ewigen Vorsatz hin, doch Jakob nahm die Sache in die eigenen Hände. In Wirklichkeit sagte er: «Ich werde das tun». So hinterging er seinen Vater und beraubte seinen Bruder... doch sein ganzer kleiner Plan brach zusammen. Er musste von Zuhause fort und viele Meilen weit zu seinem Onkel ziehen, und während zwanzig Jahren gab es kein Zeichen mehr dafür, dass Gott mit Seinem Vorsatz vorwärts machte. Wenn ihr zu Jakob kommt, findet ihr am Ende jener Zeit einen völlig desillusionierten Mann vor, einen Menschen, der sich sehr stark davor fürchtete, was wohl mit ihm geschehen werde. Er machte Pläne für seine eigene Sicherheit, als er mit seinem Bruder zusammentraf – und dann begegnete ihm Gott. Ihr kennt die Geschichte jener Nacht, als Gott Jakob begegnete; Jakob hatte versucht, Gottes Absicht auf natürlichem Grunde zu verwirklichen, und Gott zerstörte diesen Grund völlig. In jener Nacht erlangte Jakob das klare Verständnis, dass, wenn Gott irgend etwas in Seinem Leben erfüllen sollte, nur Er es tun konnte. Als Gott seinen Namen von Jakob zu Israel umwandelte, verwandelte er auch den Mann von einem irdischen zu einem himmlischen Wesen, vom natürlichen Menschen zu einem Mann des Glaubens, und dann ging Gott mit ihm weiter. Gott konnte niemals mit Jakob weiter gehen, solange er auf seinem eigenen, natürlichen Grund stehen blieb. Als Gott ihn von diesem Grund weg bekam auf himmlischen Grund, dann konnten sie mit einander weiter gehen.

Wir gehen von Jakob zu Josef weiter. Die Geschichte Josefs ist eine der faszinierendsten Geschichten des Alten Testaments! Eine Menge unschöner Dinge sind über Josef gesagt worden, als er ein junger Mann war. Natürlich sind es gewöhnlich die älteren Leute, die dies tun. Josef hatte ein paar Träume, und ach, jungen Männern sollte man erlauben, Träume zu haben! Ihr erinnert euch vielleicht an die Träume: Er träumte, dass Sonne, Mond und Sterne sich vor ihm verneigten, und andere Dinge taten dasselbe. Vielleicht beging er einen Fehler, als er diese Träume seinen Brüdern erzählte. Sie waren schlau genug, den entscheidenden Punkt zu verstehen, und sie interpretierten die Träume als gegen sie gerichtet. «Meinst du, wir würden uns vor dir verneigen? Du bist unser junger Bruder. Wir werden uns nie vor dir verneigen!»

Nun, ihr könnt über Josefs Indiskretion sagen, was ihr wollt, doch jene Träume wurden wortwörtlich wahr. Der Tag kam, da seine Bruder vor ihm krochen, um ihr Leben zitterten. «Oh, Herr», sagten sie, «hab Erbarmen mit uns!» Diese Träume wurden wahr. Es war etwas von Gott darin, und ich denke, Josef hatte diese Träume stets in seinem Herzen.

Josef war drauf und dran, im Willen Gottes eine hohe Stellung einzunehmen, und Gott in einem großen Stück Arbeit zu dienen. Es war nichts Geringeres, als die ganze von Gott erwählte Nation am Leben zu erhalten.

Diese Brüder jedoch – gut, sie hielten eine Konferenz, und der Punkt, um den es in ihrer Diskussion ging, war, wie sie diesen ihren jungen Bruder los werden konnten. Einer der Brüder sagte: «Wir wollen ihn töten, und dann werden wir seinen Rock mit seinem eigenen Blut tränken, es zu seinem Vater zurück senden und sagen, ein wildes Tier habe ihn vernichtet». Ein anderer Bruder sagte: «Nein, wir wollen ihn nicht töten! Lasst uns ihn in einen Brunnen werfen!» So warten sie ihn also in einen tiefen Brunnen. Das war natürlich bloß eine andere Art, ihn zu töten – ihn dort sterben zu lassen. Sie ließen ihn dort zurück und gingen weg. Dann aber sahen sie einige Kamele daherkommen, und eine Karawane zog dort vorbei, wo sie waren. Da entschlossen sie sich kurzerhand, Josef aus dem Brunnen herauf zu holen und ihn zu verkaufen. Also verkauften sie ihn an diese Händler, die nach Ägypten hinunter zogen; er wurde ergriffen und in Ägypten als Sklave verkauft. Oh wunderbare Souveränität Gottes! Josef musste einfach nach Ägypten hinab kommen! Gott hatte es so angeordnet, dass er gehen sollte, denn dort sollte er sein großes Werk der Rettung seiner Nation vollbringen. Josef jedoch dachte nie daran, auf diese Weise nach Ägypten zu kommen.

Wie auch immer, er kam dorthin, und er wurde der Sklave eines großen Mannes. Wir wollen nicht alle Details aufzählen, doch durch den Verrat der Frau jenes Mannes wurde Josef in ein Gefängnis geworfen und während Jahren dort gelassen. Wo waren nun seine Träume geblieben? Die ganze Situation war völlig unmöglich – doch Gott hatte es so angeordnet. Dieser ganze Vorsatz konnte nicht auf natürlichem Grund realisiert werden. Er konnte nur auf übernatürlichem Grund verwirklicht werden – und wenn je ein Mensch auf übernatürlichen Grund gestellt wurde, dann war Josef dieser Mann! Doch dieser Übergang vom Irdischen zum Himmlischen, vom Natürlichen zu einem Leben des Glaubens, war ein schwieriger Abschnitt. Es war sehr hart für das Fleisch – und das ist es immer! Doch der übernatürliche Herr tat es. Niemand konnte je sagen, Josef habe es vollbracht, oder es auf einen Menschen zurückführen. Nur Gott konnte es tun. Es geschah auf übernatürlichem Grund, auf himmlischem, nicht auf irdischem Grund. Es war der Weg des Glaubens und nicht des Sehens.

Ich glaube, ich sollte hier einen breiten Abschnitt über Israel einfügen. Diese Nation, die durch Josef gerettet wurde, befand sich nach vielen Jahren selbst in Sklaverei in Ägypten. Gott hatte zu Abraham gesagt, sie würden vierhundert Jahre lang als Sklaven in Ägypten sein, dass sie aber aus dieser Sklaverei heraus kommen würden. Er würde sie durch eine gewaltige Hand hinaus führen. Nun waren sie jedoch hier in Ägypten, und die Dinge gingen vom Schlechten zum Schlimmeren und vom Schlimmeren zum Furchtbaren. Die ganze Situation war so hoffnungslos, wie sie nur sein konnte, und um sie so unmöglich wie nur möglich zu machen, entschloss sich Pharao, die kleinen Knaben, die damals geboren wurden, zu töten. Ich brauche euch den Rest der Geschichte nicht zu erzählen! «Zu jener Zeit», heißt es, «wurde Moses geboren» (Apg. 7,20). Moses wurde zu jener unmöglichen Zeit geboren, und wollte ihr mir weis machen, es sei keine übernatürliche Sache gewesen, dass er am Leben blieb, während alle anderen Knaben massakriert wurde? Es geschah auf übernatürlichem, nicht auf natürlichem Grund, auf himmlischem, nicht auf irdischem Grund. Wir brauchen unsere Augen nur über den Bericht der Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten gleiten zu lassen – den wir «Exodus» nennen – und oh, was für eine schwierige Situation war das! Pharao hatte alle seine Ressourcen ins Spiel gebracht, um zu verhindern, dass das Volk auszog. Da gab es nichts, das er nicht benutzt hätte, um den Auszug unmöglich zu machen, doch Gott trat dazwischen, als die Situation am dunkelsten war, und brachte sie mit einer starken Hand heraus, wie er all die Jahre zuvor gesagt hatte, er würde es tun. Der Exodus geschah auf übernatürlichem Grund.

Die Geschichte der vierzig Jahre in der Wüste ist genau so. Wenn ihr nicht glaubt, dass es übernatürlich zuging, dann geht und versucht einmal, vierzig Jahre in der Wüste zu leben! Und geht ganz besonders in jene Wüste! Ich bin mehrere Male mit dem Flugzeug darüber geflogen, und ich habe gesagt: «Wie auf Erden konnte eine Nation da diese vierzig Jahre leben?»Die Antwort lautete: es geschah überhaupt nicht «auf Erden». Sie vollbrachten es vom Himmel her. In jeder Hinsicht war es ein himmlisches Leben. Es ging nicht natürlich zu. Gott steckte dahinter. Er hatte diese Nation auf eine übernatürliche Basis gestellt.

Wir kommen ans Ende jener Zeit und gehen weiter zu Josua. Wir wissen, wem er sich gegenübersah! Da waren alle jene starken und sehr bösen Nationen im Land Kanaan, und Josua sollte das Volk da hinein führen, vom Land Besitz ergreifen und alle jene Nationen vertreiben. Glaubt ihr, das habe einfach auf natürliche Weise geschehen können? Nein, Gott übernahm die Sache und das Volk gelangte ins Land. Sie überquerten den Jordan, als er über alle seine Ufer trat, und sie zogen trockenen Fußes hinüber. Den Rest der Geschichte kennt ihr ja.

Wir überspringen viele Jahre und kommen zum Buch der Richter. Wir wollen bloß eine Illustration aus diesem Buche aufgreifen. Israel wurde von anderen sehr starken Nationen umringt, und die Zeit kam, als sich die Midianiter «wie der Sand am Meeresstrand an Menge» (Richter 7,12) um Israel versammelte. Die Situation war alles andere als leicht! Der Herr berief Gideon und sagte ihm, er solle gegen diese Kombination von Armeen ziehen, und Israel von ihnen befreien. Gideon sagte: «Dazu braucht es eine große Armee», so sandte er Leute zu ganz Israel und brachte ein sehr großes Heer zusammen – zumindest wurde dies damals eine große Armee genannt. Er hatte 22 000 Männer. Doch der Herr sprach zu Gideon: «Deine Armee ist zu groß. Es stimmt zwar, all die anderen Feinde haben eine um Vieles größere Armee als du, doch ist deine Armee noch zu groß!» So unterzog sie Gideon einer Prüfung, und eine große Anzahl von ihnen ging nach Hause und ließen ihn mit einer viel kleineren Armee zurück. Doch der Herr sagte: «Es sind immer noch zu viele». Sicherlich versetzt er so Gideon auf himmlischen Grund. Als Gott mit Gideon fertig war, hatte dieser bloß noch dreihundert Mann, und der Herr sagte: «Durch diese dreihundert Männer ... werde ich euch retten» (Richter 7,7). Und das tat Er.

Beachtet, wie Er Gideon auf himmlischen, übernatürlichen Grund versetzte. Es war eine sehr fordernde Sache für Gideon! Wollt ihr mir sagen, das sei kein Glaube gewesen? Der Glaube und das Himmlische gehen immer zusammen.

Fangt ihr an, die Bedeutung von dem, was himmlisch und was Glaube ist, zu sehen? Glaube ist, dass der Himmel tun kann, was kein Mensch und keine Menschen tun können. Nichts ist dem Himmel in welchen Situationen oder Umständen auch immer unmöglich.

Nun, das ist nicht alles. Ihr erinnert euch, dass Israel später in die Gefangenschaft nach Babylon ging, und dort blieben sie für 70 Jahre. Gegen Ende dieser Zeitspanne befanden sie sich in einem sehr schlechten Zustand, doch als ihnen in Aussicht gestellt wurde, in ihr Land zurückzukehren, sagte die große Mehrheit: «Nein, das ist unmöglich. Es gibt kein Zurück mehr dorthin. Die ganze Situation ist hoffnungslos. Das Land ist verwüstet und die Stadt zerstört. Uns fehlt der Mut dazu». Doch ein Überrest kehrte zurück, und ihr kennt die Details, wie Gott für sie auf souveräne Weise dazwischen trat. Er versorgte sie mit allem, was sie brauchten und half ihnen auf wunderbare Weise, so dass sie ihre Stadt und ihren Tempel wieder aufbauen konnten und ihr Land aufs Neue fruchtbar machten. Doch das Ganze war eine übernatürliche Angelegenheit. Die Stimme der Mehrheit lautete: «Unmöglich!» Eine Minderheit nur glaubte Gott.

Wo sollen wir aufhören? Wir wollen das Alte Testament verlassen und zu Ihm kommen, auf den das alles hinwies – Jesus. Alles führte zu Ihm hin. Gott hatte verheißen, Seinen Sohn zu senden. Die Propheten waren randvoll vom Kommen des Messias, doch die Vorstellungen über den Messias auf Seiten Israels waren sehr natürlich: «Selbstverständlich wird Er ein großer Herrscher sein, ein Mann mit gewaltiger Macht. Jedermann wird sich bei Ihm versammeln. Er wird dieses wunderbare Königreich Israels errichten und die Römer werden aus dem Lande hinausgeworfen.» Das war ihre natürliche Vorstellung von ihrem Messias – doch als Er kam, war da schon bei Seiner Geburt kein Platz für Ihn, und die herrschende Autorität jener Zeit begann mit ihrem alten Spiel, die kleinen Knaben zu töten mit dem besonderen Ziel, den einen Knaben in die Hände zu kriegen. Schon das bloße Überleben von Jesus war ein himmlisches Wunder! Seine Geburt war eine himmlische Sache, eine übernatürliche Sache, und dasselbe traf auf Sein Leben zu. Wie oft lesen wir doch: «Sie berieten mit einander, wie sie ihn töten könnten», und «da hoben sie Steine auf, um Ihn zu steinigen»? Die Erfüllung Seines Dienstes war eine himmlische Angelegenheit. Es war übernatürlich.

Und wie steht es mit Seinem Tod? Sie berieten sich mit einander, Ihn zu töten, und sie waren entschlossen, es auch zu tun. Dann sagten sie: «Wir können es nicht während des Passahfestes tun. Das wäre der falsche Zeitpunkt»... und Gott sagte: «Ich habe diese Sache in der Hand. Es wird meine Angelegenheit sein und nicht eure. Es wird genau an dem Tage sein, den ich bestimme, und es wird der Tag des Passahfestes sein». Jesus sagte von Seinem Sterben: «Niemand nimmt es (mein Leben) von mir, ich lege es von mir aus nieder. Ich habe die Macht, es niederzulegen, und ich habe die Macht, es wieder an mich zu nehmen. Dieses Gebot empfing ich von meinem Vater» (Joh. 10,18). Damit wollte Er sagen: Wenn es geschieht, wird es nicht in den Händen von Menschen liegen, es wird in Gottes Hand liegen. Und trotz ihrer Entscheidungen und Ratschlüsse geschah es exakt am Tage des Passahfestes! Es musste so sein. Viele, viele Generationen waren daran beteiligt. Der Tod und die Auferstehung Jesu Christi waren übernatürlich – nicht von Menschen, sondern von Gott.

Ich könnte nun von da zur Gemeinde übergehen. Die ganze Geschichte der Gemeinde, von ihren Anfängen am Tage von Pfingsten, ist ein einziges Wunder. Sie wurde in ihren frühen Zeit verfolgt, und es gab viele Massaker von Christen. Das römische Weltreich entschied, dass das Christentum von der Erde ausgelöscht werden müsse, und zu jener Zeit und zu vielen Zeiten seither durchlief die Gemeinde sehr, sehr ernsthafte Krisen. Doch die Gemeinde Gottes marschiert weiter! Sie ist noch immer da, und sie wächst. Sie ist übernatürlich.

Nun, warum dies alles? Das ist nicht etwas, das für Abraham, Moses, Josua und Gideon typisch wäre. Es ist nicht auf diese Männer des Alten Testamentes beschränkt. Dieser Brief an die Hebräer wurde an Christen geschrieben. Es wurde für uns aufgeschrieben, und es heißt, wir seien «heilige Brüder, Gefährten einer himmlischen Berufung». Wir sind die Gefährten Christi, doch hat uns Gott auf dieselbe Grundlage gestellt wie jene, auf die Er Sein Volk stets gestellt hat.

Die älteren Christen wissen aus Erfahrung sehr wohl, wovon ich spreche. Wie oft in unserer Geschichte sind Situationen aufgetreten – nicht dass wir sie herbei geführt hätte – die völlig unmöglich waren! Wir sagen: «Gott ließ sie zu». Vielleicht sollten wir besser sagen: «Gott bestimmte es so». Gott hat unser Leben auf diese Grundlage gestellt, unsere Errettung ist etwas Übernatürliches, oder sie ist überhaupt nichts! Der arme Nikodemus, dieser Mann, der mit all seiner Intelligenz nicht über die Natur hinaus sehen konnte, sagte: «Wie kann ein Mensch noch einmal geboren werden, wenn er alt ist?» (Joh. 3,4). Unsere Wiedergeburt ist ein Wunder, unsere Erhaltung im Christenleben, d.h. wir am Weitergehen gehalten werden, ist ein Wunder; und unser Überlegen und unser Triumph in so und so vielen unmöglichen Situationen ist übernatürlich. Und schließlich wird auch unsere Entrückung in die Herrlichkeit übernatürlich sein. Ihr werdet von Natur aus sterben, aber ihr werdet nicht natürlicherweise auferweckt werden. Das wird Gottes Tat sein. Und wenn es denn wahr werden soll, dass wir Seine Herrlichkeit teilen werden, so werden wir, die wir uns doch kennen, freudig sagen: «Das wird aber ein Wunder sein! Eine Kreatur wie ich eine bin soll in alle Ewigkeit die Herrlichkeit Jesu Christi teilen! Oh, das muss aber übernatürlich zugehen!

Das ist die Bedeutung des Glaubens – einfach zu glauben, dass der Himmel tun kann, was niemand sonst zustande bringt. Glaube ist etwas sehr Praktisches. Eine ganze Situation ist natürlicherweise hoffnungslos. Was werden wir diesbezüglich unternehmen? Geben wir alles auf und sagen: «Es ist unmöglich. Das ist das Ende von allem. Wir sind erledigt»? Oder schicken wir uns an zu sagen: «Ja, natürlicherweise ist es so, doch Gott ... doch der Himmel...». Der Himmel ist größer als die Erde, und Gott ist größer als alles.

Das ist die Botschaft des Briefes an die Hebräer. Ich hoffe, ihr versteht ein bisschen besser, was es bedeutet, ein himmlisches Leben zu leben. Es ist ein Leben unter den Ressourcen, die der Himmel für uns bereithält, wenn alle anderen Ressourcen erschöpft sind.

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