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Das Evangelium vom Reiche Gottes

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - Die Proklamation des Reiches

«Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden zu einem Zeugnis für alle Nationen; und dann wird das Ende kommen» (Mt. 24,14).

Zuerst wollen wir diesen Vers analysieren und uns seine besonderen Wörter merken.

«Dieses Evangelium (wörtlich: «Gute Nachricht») vom Reich (wörtlich: «die königliche Herrschaft») wird verkündigt (dieses besondere Wort meint « proklamiert», «angekündigt», «ausgerufen») in der ganzen Welt (die ganze bewohnte oder bewohnbare Erde) zu einem Zeugnis (d.h. «als Bestätigung» - Dr. Weymouth übersetzt in seiner Version: «um den Beweis zu erbringen»).

Nun, mit dieser Analyse (vor Augen) wollen wir alles zu einer vollständigen, wörtlichen Aussage zusammenbauen:

«Diese Gute Nachricht von der königlichen Herrschaft wird auf der ganzen bewohnten Erde ausgerufen, um vor allen Nationen den Beweis zu erbringen; und dann wird das Ende kommen».

Das ist ein bemerkenswerter Vers, denn er beinhaltet nichts Geringeres als die ganze Mission, das ganze Werk - die Bedeutung und der Vorsatz dieser Person - die Inkarnation, das Leben, der Tod, die Auferstehung und Erhöhung von Jesus Christus, und er hält dies durch als die wahre und Bedeutung und Aufgabe der Gemeinde. Es ist in der Tat ein sehr umfassender Vers.

Aber wir müssen hinter diese gewaltige Aussage zurück gehen, wir müssen versuchen, in ihr Inneres einzudringen. Dann müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass das, was das Evangelium genannt wird, die Gute Nachricht - alles, was das Christentum zu sagen und zu geben hat - in Form eines Königtums definiert wird, einer souveränen Herrschaft, die Ausführung eines Königsamtes. Natürlich sind wir so vertraut mit der Sprache und mit der Idee, dass möglicherweise nie innegehalten haben, um darüber nachzudenken, was das bedeutet. Warum wird vom Christentum nicht als von etwas anderem gesprochen - «dieses Evangelium vom kommunalen Status», «dieses Evangelium vom sozialen Status», oder mit irgend einer anderen Bezeichnung? Stattdessen wird es «das Evangelium von der souveränen Herrschaft, der königlichen Herrschaft» genannt; mit andern Worten: das Evangelium vom Königsamt Jesu Christi». Es ist das, nichts Geringeres als das, und nichts anderes als das.

Das Königsamt Christi ist himmlischen Ursprungs

Und das führt uns zu einer weiteren Nachfrage und Untersuchung. Wo entstand diese Idee und woher kommt sie? Nun, es ist sehr schwierig, diese Idee des Königsamtes zurückzuverfolgen, insoweit es den Menschen betrifft. Wir wissen nicht, wer die erste Person war, die diesen Titel «König» trug. Wir können erkennen, wie diese Idee in ihrer primitiven Form entstand, sich entwickelte, bis sie den vollen Status einer Monarchie erreichte; wir werden gleich darauf zurückkommen. Doch was wir aus der Bibel wissen, ist dies, dass das Ganze überhaupt nicht beim Menschen anfing. Es begann im Himmel bei Gott. Die Idee einer königlichen Regierung, einer souveränen Herrschaft, stammt von Gott und wurde auf seinen Sohn Jesus Christus übertragen, bevor diese Welt überhaupt erschaffen wurde, und bevor es je so etwas wie ein Königsamt auf dieser Erde gab, weder dem Prinzip nach noch tatsächlich. Die Bibel sagt uns, Gott habe seinen Sohn Jesus Christus zum Erben aller Dinge eingesetzt (Hebr. 1,2), und dass Gott von seinem Sohn als von seinem König spreche. Das geht aus einem der Psalmen hervor, wo Gott spricht: «Ich habe meinen König gesalbt auf meinem heiligen Berg Zion» (Ps. 2,6). Das ist eine prophetische Äußerung hinsichtlich des Herrn Jesus, wie ihr sehr wohl wisst. Die Idee des Königtums stammt von Gott und erhielt ihr Zentrum in seinem Sohn Jesus Christus.

Ein anderer König

Das nächste, mit dem uns die Bibel bekannt macht, ist dies, dass jemand darauf eifersüchtig war. Das höchste erschaffene Wesen unter den Heerscharen von Engeln stellte in seinem Herzen Eifersucht auf den Sohn Gottes fest und ließ zu, dass diese Eifersucht so sehr von ihm Besitz ergriff, dass er sich einen Kniff, eine Intrige und eine Bewegung ausdachte, um Gottes Sohn zu ersetzen und diese Herrschaft in ihm und für sich selbst zu sichern. Jene Revolte gegen Gottes Entschluss hinsichtlich seines Sohnes ereignete sich irgendwo außerhalb dieser Welt, bevor die gegenwärtige Ordnung der Schöpfung ins Dasein gerufen wurde; doch Gott ging gemäß seinem Plan und seinem Vorsatz vor und schuf durch die Instrumentalität seines Sohnes diese Welt, damit sie zum Herrschaftsbereich seines Sohnes werde; und da setzte er den Menschen mitten hinein.

Als nächstes geschah dies, dass dieses Wesen, das wegen seiner Revolte, seiner Rebellion aus dem Himmel hinausgeworfen worden war, sich direkt an den Bereich von Gottes eingesetztem und vorausbestimmtem König heranmachte. Die Geschichte ist bekannt, wie er (Satan) für diese Ära sein Ziel erreichte, durch einen schlauen, tiefgründig angelegten Plan der Verführung - seinen Appell an das Seelenleben des Menschen. Er erreichte sein Ziel, indem er den Menschen auf seine Seite herüberziehen konnte; und so wurde er, zumindest für diese Ära - wie sogar Jesus anerkannte und ihm zugestand - der «Fürst dieser Welt» (Joh. 12,31, etc.), wenn auch auf illegale Weise. Da habt ihr die Wurzel dieser ganzen Angelegenheit, den Hintergrund unseres Schriftabschnittes.


Der Sieg von Gottes König

Natürlich wird Gott dies nicht für immer tolerieren. Gott lässt sich seine Absicht nicht rauben, auch wird sein Sohn sein Erbe nicht entbehren müssen. Die Geschichte der Inkarnation findet ihre Erklärung hier: Sie bedeutet, dass der Sohn Gottes im Fleisch in diese Welt kam, um diese ganze Angelegenheit der Absicht Gottes, des Erbes seines Sohnes und der Stellung des Menschen in diesem Erbe aufzugreifen. um den Kampf zu Ende zu führen bis zu eine endgültigen, triumphierenden Ergebnis. Und da es sich nicht um etwas Offizielles, sondern um eine geistliche und moralische Angelegenheit handelte, ging es bis in die Tiefe der Dinge - bis an die eigentliche Natur der Sünde und der Bosheit, aus der alles hervorging. Es konzentrierte sich auf, und befasste sich mit, all dem Bösen, wie es in «dem Bösen» selbst personifiziert war. Jesus stellte sich ihm, er nahm den Kampf um die ewige Herrschaft, um diese königliche Regierung auf sich und bekämpfte alle damit zusammenhängende Dinge bis zu einem siegreichen Ende. «Durch sein Kreuz triumphierte er», und an seinem Kreuz «entwaffnete er die Fürstentümer und Gewalten, und stellte sie öffentlich zur Schau und triumphierte über sie» (Kol. 2,15). Er entriss das Zepter der Hand des Usurpators und warf, wie er sagte, den Fürsten dieser Welt hinaus (Joh. 12,31); und indem er sich triumphierend aus dem Tod und dem Grab erhob, empfing er aus der Hand seines Vaters das Reich samt «aller Autorität im Himmel und auf Erden» (Mt. 28,18), ebenso «den Namen, der über allen andern Namen ist» (Phil. 2,9), und den Platz «hoch über jeder Herrschaft und Autorität und jedem Namen, der genannt werden kann» (Eph. 1,21). Das ist das große Drama, das die Bibel enthält und darlegt; und daraus hervor geht das, was man Evangelium, die Gute Nachricht, nennt - die Gute Nachricht von seiner königlichen Herrschaft aufgrund alles dessen, was er getan hat.


Die Notwendigkeit für ein menschliches Königtum

Nun kommen wir auf die menschliche Seite zurück, auf die Geschichte des Königtums, der Herrschaft. Es ist ganz offensichtlich, dass es auf sehr einfache Weise anfing. Zuerst wurde das Prinzip in einer Familie zum Ausdruck gebracht. Probleme in der Familie haben eine sehr lange und weitschweifige Geschichte. Es scheint so, als habe es, unmittelbar nachdem die Familie existierte, bereits Probleme gegeben, und jemand in der Familie musste die Autorität übernehmen. Die ersten Könige, obwohl sie nicht so genannt wurden, waren Oberhäupter von Familien. Dann dehnte sich ihre Autorität auf den Stamm aus, und von einem Stamm auf andere Stämme, und schließlich von den Stämmen zu der Nation. Und dann, wo immer sie es konnten, versuchten, das Königtum über eine Anzahl von Nationen zu erlangen, und schließlich über alle Nationen.

Doch unser Punkt ist folgender. Diese Situation trat aufgrund von Umständen und menschlicher Bedürfnisse ein. Ein Herrscher oder Regent - im Prinzip oder dem Namen nach ein König - war eine Notwendigkeit, denn jemand musste bei Schwierigkeiten von Menschen Recht sprechen und in Streitsachen entscheiden, ob in Familien, in Stämmen oder gar in Nationen; jemand musste das Urteil von richtig oder Falsch erteilen. Wegen weiterer Konfliktsituationen in der Welt, wegen Antagonismen, die Volk gegen Volk, Stamm gegen Stamm, Nation gegen Nation aufbrachten, musste sich jemand der Angelegenheit annehmen und sie durch Kriege zum Siege führen. Weil Friede nicht der normale Zustand der Dinge war, sondern «Unfriede» - alles andere als Frieden - musste jemand die Verantwortung übernehmen und versuchen, den Menschen zum Frieden zu verhelfen, den Frieden zu sichern und den Frieden zu festigen.

So besteht das Königtum also aus den Komponenten von Gerechtsprechung, Gerichtsurteil und Entscheidung über richtig oder falsch, Stellungnahme gegen das, was die Wohlfahrt der Menschen bedroht, Integration des Menschen und Etablierung des Friedens. Das sind die Bestandteile des Königtums, wir wir sie in dieser Entwicklung vorfinden. Das Königtum existiert wegen der existierenden Zustände, als etwas, das ihnen entgegengesetzt wird. Das liefert uns den Hintergrund und das Prinzip der Sache.

König der Gerechtigkeit

In einem weit, weit größeren Bereich als dem zeitlichen und irdischen hat der Herr Jesus als Gottes König genau diese Punkte aufgegriffen. Das sind auch die Bestand- teile seines Königtums. In dieser Welt ist alles schief gelaufen; es herrscht ein Zustand der Anarchie und der Schlechtigkeit - der Ungleichheit, Unfairness, des Bösen von Mensch zu Mensch. Es ist das, was die Bibel mit einem Wort als « Ungerechtigkeit» bezeichnet. Sie beeinflusst allen Umgang unter den Menschen, alle menschlichen Beziehungen und Transaktionen. Das ganze System menschlicher Beziehungen ist nicht in Ordnung; es ist nicht aufrichtig, es ist nicht «fair und redlich» - es ist ungerecht. Die ganze Frage der Ungerechtigkeit hängt mit dieser Angelegenheit des Königtums zusammen; und es ist daher sehr bedeutsam, dass zu einer Zeit, da in einer hervorgehobenen Nation wie Israel das Königtum, die souveräne Herrschaft, die königliche Herrschaft Gottes dazu gedacht war, beispielhaft dargestellt zu werden, der schlimmste Zustand der Ungerechtigkeit herrschte.

Doch inmitten von alledem - all dieser Ungerechtigkeit, ja, sogar der König selbst - ein Prophet aufsteht und ruft: «Ein König wird herrschen in Gerechtigkeit» (Jes. 22,1). Ein Lichtstrahl wird vorausgeschickt auf diesen einen hin, der kommen sollte. Wir wissen, dass der Herr Jesus in seinem Leben und seinem Tod diese ganze Frage der Ungerechtigkeit auf sich genommen hat - an erster Stelle in Bezug auf die Rechte Gottes. Sein erstes Ziel, seine erste Aufgabe war es, Gott seine Rechte zurückzubringen, was ihm zustand, die Dinge mit Gott wieder in Ordnung zu bringen, soweit es den Menschen betraf. Wieviel Evangelium ist doch schon darin enthalten! Der ganze wunderbare Brief von Paulus an die Römer wird in dieser Idee zusammengefasst, dass Gott Gerechtigkeit fordert, der Mensch aber unfähig ist, sie ihm zu verschaffen, und Jesus Christus in den Riss tritt und Gott in dieser Sache zugunsten des Menschen befriedigt. Und nachdem er dies im Hinblick auf Gott getan hat, geht er weiter, um es auch unter den Menschen zu vollbringen, und wo sich diese königliche Herrschaft von Jesus Christus in den Herzen von Menschen findet, habt ihr richtiges Urteil, Wahrheit und Gleichheit, «Fairness und Redlichkeit» und Gerechtigkeit - alles, was mit Gerechtigkeit gemeint ist. Er «herrscht in Gerechtigkeit».

König des Friedens

Dann zu dieser Frage des Konflikts. Sie geht weit über Kriege unter Menschen hinaus. Woher kommen all diese Kriege? Sie gehen von diesem Bösen aus, der dieses Universum mit Konflikt, Auseinandersetzung, Streit, Hass, Bosheit windelweich geschlagen hat. Dieser große Krieg im Universum ist in erster Linie geistlicher Natur, bevor er zu einem zeitlichen Phänomen wird, und er ging von Satan aus. Wir wissen sehr wohl, dass es hier ist. Wir wissen es in unseren Herzen; bevor sie Christus nicht zu seinem Thron machen kann, gibt es keinen Frieden, und es gibt unabhängig von ihm dort auch gar keinen Frieden. Wir wissen alles über die Auseinandersetzung und den Streit in uns selbst; und wir wissen auch, dass es die allerschwierigste Sache ist, mit andern Menschen lange zusammenzuleben, ohne dass irgendwelche Auseinandersetzung, irgend ein Streit, irgend ein Antagonismus auftritt. In dem Bereich, wo Christus nicht Herr ist, ist das der Fall. Vielleicht empfinden die Christen mehr als irgend jemand sonst die Antagonismen, die rund herum existieren. Satan hat seine Mächte und seine Aufmerksamkeit vor allem auf die Christen konzentriert, um das Zeugnis dessen zu zerstören, was Jesus getan hat; um seine königliche Herrschaft zu verderben, indem er ihre Bedeutung der Einmütigkeit, Gemeinschaft und Einheit unterwandert und unterminiert. Um Gemeinschaft und Einheit tobt ein echter Kampf auf allen Gebieten, doch vielleicht unter Christen mehr als sonst irgendwo.

Aber es gibt einen König, der uns in diesem Kampf anführt. Diese königliche Herrschaft bedeutet, dass dieser Zustand der Dinge nicht sein muss, dass der Sieg über menschlichen Streit, Auseinandersetzungen, Trennungen, Antagonismen, Bosheiten und all diese Dinge möglich ist. Er hat den Sieg errungen über das schreckliche Werk Satans, dieses Universum auseinanderzureißen und es in ein gewaltiges Gebiet des Konflikts zu verwandeln. Christus, wird uns gesagt, «hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes» (Kol. 1,20). Die Idee eines Königs war die, so weit wie möglich den Frieden zu bewahren und aufzurichten. Kein König hat dies je für längere Zeit erreicht, oder in mehr als einem begrenzten Bereich, aber Christus ist in dieses feindliche Reich eingedrungen, hat den Kampf angeführt und den Frieden gesichert.

Auch hier, obwohl wir von Natur aus in unseren eigenen Herzen die Elemente von Streit, Auseinandersetzung und Kampf kennen, kenn wir in Christus auch die andere Seite. Wir wissen, dass er seine Herrschaft des Friedens in unsere Herzen gebracht hat. «Wir haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus» (Röm. 5,1), und der Friede, der alle Vernunft übersteigt, bewahrt unsere Herzen (Phil. 4,7), doch auch wenn noch sehr viel mehr notwendig ist, und wir stets aufpassen müssen und uns stets in dieser Sache in seinen Sieg hineinstellen müssen, existiert dennoch die glorreiche Tatsache, dass wir etwas von einer Gemeinschaft kennen, einer gesegneten und wunderbaren Gemeinschaft unter uns als Volk Gottes, die einzigartig ist, die nirgendwo sonst im Universum bekannt ist. Die kostbarste und gesegnetste Sache, die Christen durch die souveräne Herrschaft Jesu Christi in ihren Herzen geerbt haben, ist ihre Gemeinschaft mit einander. Wievieles ist doch damit verbunden! Wieviel schulden wir doch einander in Christus, wie nötig haben wir einander, wie unmöglich ist es doch, ohne einander voranzukommen, ganz einfach weil Gott dagegen ist, dass wir ohne einander vorankommen. Wir merken, dass, wenn wir versuchen, ohne einander voranzukommen, uns in eine Kontroverse mit dem hineinzieht.

Gerechtigkeit und Friede - das sind die Elemente seiner Herrschaft. Der Feind ist gestürzt, seine Gefangenen und Opfer sind befreit, Friede ist errichtet; während der Wächter im Innern sich um die Frage der Festigung der Gerechtigkeit kümmert. All das benötigen wir, wie es der Mensch stets benötigte, und er hat dieses Bedürfnis vollständig erfüllt. Nun, das alles wird umschrieben mit dem wunderbaren Wort «Evangelium» - Gute Nachricht. Aber es gibt Unzählige, und vielleicht liest sogar einer von ihnen diese Zeilen - die dieses wunderbare Werk, das Jesus Christus vollbracht hat, nicht kennen, die nicht in den Genuss und in die Genugtuung des Friedens mit Gott gelangt sind, die keinen Frieden in ihrem Herz haben, wie wir ihn kennen. Das alles scheint ihnen so fremd, obwohl sie ebenso sehnsüchtig und verlangend danach Ausschau halten. Diese Gemeinschaft unter Christen ist eine eindrucksvolle Sache; es ist nichts Vorgetäuschtes, etwas Übergestülptes oder künstlich Gemachtes. Wir haben unerrettete Leute kennen gelernt, die unsere Versammlungen besucht haben, und die, als sie wieder weggingen, nicht unbedingt gerettet, zueinander gesagt haben: «Hier herrscht eine wunderbare Atmosphäre. Ihr spürt, dass diese Leute etwas haben, das andere Leute nicht haben». Sie sprechen von dem Eindruck, den diese wunderbare Gemeinschaft des Volkes Gottes auf sie gemacht hat, und daraus besteht ein Zeugnis. Es ist in Wirklichkeit DAS Zeugnis; es ist der Beweis dafür.

Den Beweis erbringen

Ich gehe sofort weiter. Diese Gute Nachricht von der königlichen Herrschaft oder Regierung, in dieser Form geistlicher Werte - inneres Leben, gesegnete Gemeinschaft, überwundener Streit, errichtete Gerechtigkeit - diese Gute Nachricht ist der Gemeinde und den Boten übertragen worden, um sie in alle Nationen hinauszutragen. Doch beachtet, dass es nicht einfach darum geht, dass jemand hinauszieht und es als eine Theorie ankündigt. Das müssen wir sehr stark begreifen. Wir hätten eine ganze andere Situation in der Welt von heute als Ergebnis des Christentums und der Evangelisierung, hätte man diesen Punkt bestimmter und klarer begriffen. Während die Aufgabe eines Boten darin besteht, die Ankündigung auszuführen, so hört doch der Abschnitt, den wir betrachten, nicht damit auf: «Diese Gute Nachricht der königlichen Herrschaft wird auf der ganzen bewohnten Erde verkündigt». Er hört nicht da auf, und gerade hier liegen das Versagen und die Schwäche. Es geht nämlich noch weiter: «wird verkündigt ZU EINEM ZEUGNIS». Die Übersetzung von Weymouth liefert uns, wie ich vorher schon zitiert habe, das eigentliche Herz der Sache. Er sagt: «den Beweis erbringen». Der Bote kündigt nicht bloß irgend eine abstrakte Theorie an, auch nicht einfach eine objektive Tatsache. Er ist da, um den Beweis dafür zu erbringen und zu liefern, dass es so ist.

Kehrt zu eurem Neuen Testament zurück, und was findet ihr dort? Ihr findet die Boten, wie sie in die ganze bewohnte Erde hinausziehen, sehr richtig; aber was tun sie? Schreiten sie einfach in eine Stadt hinein, stellen sich hinter irgend ein Rednerpult, machen eine Ankündigung und gehen dann wieder weg? Machen sie einfach die Ankündigung und gehen dann an den nächsten Ort und wieder an den nächsten Ort und so weiter, bis sie den ganzen bewohnten Erdkreis mit ihrer Ankündigung überzogen haben? Taten sie das? Nein, sicher nicht. Sie haben ihre Aufgabe besser verstanden, sie haben besser begriffen, was der Herr meinte, als dies. Die Bedeutung dessen, was in ihrem Herzen und Sinn war, wenn sie an einem Ort ankamen, war dies: «Etwas muss an diesem Ort eingerichtet werden, das den konkreten Beweis dafür erbringen wird, dass Jesus auf dem Thron sitzt». Während die Ankündigung irgend einer Lehre, irgend einer objektiven Wahrheit, kaum jemand angesprochen haben mochte, als sie auf dieser Basis mit dieser Idee und mit diesem Motiv dort ankamen, so erhob sich die ganze Hölle und sagte: «Das hier werden wir (mit Stumpf und Stiel) ausrotten, wenn wir können!».

So habt ihr also einen Apostel, der eine Stadt betritt und die Proklamation vollzieht, und schon macht sich die ganze Hölle auf und stachelt die Menge an, ihn zu steinigen, ihn aus der Stadt hinauszuschleppen und ihn tot liegen zu lassen. Als sie sich zurückgezogen hatten, stand er jedoch wieder auf; und was sagt er? «Ich habe in dieser Stadt meine Ankündigung gemacht - nun werde ich wohl in die nächste gehen?» Nein, er geht in dieselbe Stadt zurück, genau dorthin. Warum? Er sagt sich: «Wir haben hier noch nicht den konkreten Beweis geliefert. Wir haben das noch nicht erreicht, was dieses Zeugnis verkörpert; solange wir das nicht haben, machen wir da weiter. Der Teufel soll in dieser Angelegenheit nicht seinen Willen haben».

Und so ließen sie an jedem etwas Konkretes zurück. Es war nicht bloß ein Wort, das in die Luft hinausgesprochen worden war. Es war nun etwas dort, das die Verkörperung der Wahrheit darstellte, dass Jesus der Herr ist, und dass Satans Reich nicht universal ist. Hier und da ist in es eingebrochen worden, und was wir zurückgelassen haben, ist der Beweis dafür. Lest nochmals von jenen Gemeinden, jenen Gefäßen des Beweises; lest nochmals darüber. Da waren sie, an diesem oder jenem Ort, sie wurden verfolgt, angegriffen, sie machten eine schreckliche Zeit durch, und dennoch, dennoch hielten sie die Stellung: Weil sie wussten, dass wenn sie es nicht taten, Satan sie einnehmen würde, und das konnten sie nicht zulassen. Sie waren dieser königlichen Herrschaft verpflichtet. Und so war die Proklamation mehr als bloß eine Proklamation. Sie hatte zum Ziel, den Beweis zu erbringen, die Errichtung eines Zeugnisses an jenem Ort. Es ist gut, örtliche Gruppen vom Volk Gottes zu hören, die von sich selbst sagen: «Wir sind hier, um als Zeugnis an diesem Ort zu dienen».

Nun, DAS ist der Zweck der Herolde, DAS ist die Funktion der Gemeinden. Das ist der Grund, weshalb wir als Christen hier auf Erden sind - nämlich dass, wo immer wir sind, zuhause, im Geschäft, oder sonstwo, wir den Beweis dafür erbringen, dass Jesus der Herr ist. Das wird eine Erklärung sein für die Leiden und den Widerstand und für alle Anstrengungen des Teufels, uns auszulöschen und zu vertreiben. Wir sind da als Beweis für etwas. Wie ich ein wenig früher bereits gesagt habe: Wäre dies nur von Anfang an begriffen, eingehalten und verstanden worden, wie anders wäre doch dann die Situation heute. Die Verkündigung des Evangeliums scheint weitgehend zu einer Darlegung von Wahrheiten, Lehren, des Christentums geworden zu sein; aber es muss etwas weit Größeres als das geschehen. Es ist notwendig, dass jeder, der sich dazu berufen fühlt, sagen sollte: «Ja, aber da muss der konkrete Beweis dafür erbracht werden, dass das alle wahr ist. Es muss ein echter Beweis für diese Sache vorliegen, verkörpert in etwas, das hier erklärt, dass Jesus der Herr ist.»

Habt ihr den Beweis erbracht? Steht ihr dafür ein? Das ist die Herausforderung bei der Proklamation des Evangeliums. Es ist eine Gute Nachricht, aber diese Gute Nachricht muss in etwas verkörpert werden, das den eigentlichen Beweis, die eigentliche Evidenz darstellt.

Eine Herausforderung für Christen

Es ist eine Herausforderung für uns als Christen, aber es ist auch eine gesegnete, hilfreiche Erklärung von sehr Vielem. Es erklärt zum Beispiel, warum der Teufel uns so sehr hasst. Es erklärt allen Druck, der durch ihn auf uns ausgeübt wird. Es erklärt diesen Aufruhr, diesen furchtbaren Aufruhr, der stets das Präludium zu irgend einer Aktivität des Feindes ist. «Wenn es uns nur gelingt, das zu verhindern, das zu verderben, das irgendwie auffliegen zu lassen...!» So ist das also eine Erklärung und eine Hilfe, um dies zu erkennen. Und es ist auch eine Herausforderung für uns als Christen, dass wir uns nicht bewegen lassen, bis der Herr uns in Bewegung versetzt. Ja, der Herr soll uns in Bewegung setzen, der Herr möge uns ergreifen und uns wegführen, doch durch die Gnade wird dies dem Teufel nie gelingen. Wir stehen nicht da, wo wir sind, nur für unsere eigenen Interessen, um etwas zu bekommen, was wir haben möchten. Wir stehen wir eine sehr viel ernsthaftere Sache als diese hier - für nichts Geringeres als diesen großen kosmischen Konflikt zwischen den beiden Fürsten, den beiden Königen. Wir sind da, um den Beweis zu erbringen. Das ist eine sehr große Herausforderung für uns.

Eine Herausforderung für die Unerretteten

Aber es ist auch eine Herausforderung für jemand, der diese Zeilen liest und noch nicht dem Herrn gehört. Die Herausforderung lautet so: Es gibt nur zwei Könige in diesem Universum. Es gibt in dieser Angelegenheit keine neutrale Zone, es gibt hier kein «Niemandsland». Es gibt nur zwei Herrschaften, zwei Reiche; Christus, Gottes in Ewigkeit eingesetzten König, und den Teufel, der Usurpator seit eh und je. Wir richten die Erklärung, die Ankündigung an euch, dass «Jesus Christus der Herr ist» (Phil. 2,11). Gott hat ihn zum Herrn eingesetzt, und er ist Herr aufgrund seiner eigenen Besiegung des Teufels. Es ist an euch, zu entscheiden, in welchem der beiden Reiche, Gebiete und Regentschaften ihr seid. Das ist die Herausforderung, die in den gesamten bewohnten Erdkreis hinausgehen muss, und ihr kommt nicht daran vorbei.

Wenn ihr nicht glaubt, dass ihr euch im Reich und unter der Herrschaft Satans befindet, wenn ihr noch nicht definitiv Jesus Christus verpflichtet seid und und euch ihm hingegeben habt, dann kann ich euch den vollkommensten und vollständigsten Beweis dafür liefern, wenn ihr ihn akzeptieren wollt. Versucht, aus dem Reich Satans hinauszukommen! Versucht, ein Christ zu werden! Ihr werdet feststellen, dass dies nicht automatisch geschehen und gelingen wird. Ihr werdet sofort entdecken, dass sich geistliche Mächte erheben, und die Sache wird voller Komplikationen und Schwierigkeiten. Sie erheben sich aus eurem Innern - entweder in Form einer Revolte oder eines Antagonismus gegen die Idee, oder in Form von Fragen und Zweifel diesbezüglich, oder in Form von Furcht davor. Sobald ihr euch in dieser Sache bewegt, werdet ihr feststellen, dass auch andere Dinge sich zu bewegen beginnen - nicht dass ihr sie in Bewegung versetzt hättet, nein, sie fangen an, sich von selbst zu bewegen.

Die alttestamentliche Illustration dafür ist Israel, das Volk Gottes, in Ägypten. Sie befanden sich in Knechtschaft, doch die Dinge verliefen ziemlich ruhig, bis die Idee, Ägypten zu verlassen, aufkam. Doch sobald dieser Gedanke eines Auszugs aus Ägypten anfing, Gestalt anzunehmen, dann fingen die Dinge an zu geschehen. Es schien, als wäre das ganze Königreich in einen Gärzustand versetzt worden, der sich bis einem endgültigen Furore steigerte, um dies zu verhindern. Nun, ihr lebt ruhig dahin, ohne daran zu denken, zum Herrn Jesus Christus zu kommen, und, auch wenn ihr Fragen haben und keine absolut angenehme Zeit durchleben mögt, verläuft euer Leben dennoch einigermaßen leicht. Doch sobald ihr anfängt, zu überlegen, ob ihr doch nicht besser zum Herrn Jesus kommen und unter seine Herrschaft und in sein Reich gelangen solltet, stellt ihr fest, ohne dass ihr diesbezüglich irgend etwas unternehmt, dass die Dinge zu arbeiten anfangen, dass sich Dinge ereignen, um die Sache zu stoppen. Sie kommen von innen, und sie kommen von außen. Niemand wird ohne Konflikt, ohne Kampf, in das Reich der Himmel hineingeboren; und was für ein Kampf bedeutet es für gewisse Seelen - ein sich lange hinziehender Kampf, bis sie hindurch gekommen sind. Wie ich gesagt habe, ihr könnt dies einem Test unterziehen. Ihr macht eine Bewegung auf Jesus Christus zu, und ihr werdet feststellen, dass ihr in einer Knechtschaft gefangen seid, deren ihr euch vorher nicht bewusst gewesen seid. Sie ist vorhanden, sie ist eine Tatsache. Aber gepriesen sei Gott, es gibt Sieg für euch mit dem Herrn Jesus Christus, der euch aus dieser Knechtschaft direkt in seinen Sieg hinein befreit.

Doch mein unmittelbarer Punkt ist der. Wir erklären, dass Jesus Christus Gottes König ist, und dass die endgültige Herrschaft über das Universum in ihm verkörpert wird. Von Natur aus sind wir in das andere Reich hineingeboren worden, in das Reich des Bösen, dem wir angehören. Die Bibel sagt, wir seien «Kinder der Finsternis» und «Kinder des Zornes». Wir sind von Geburt auf Kinder des Teufels, denn Adam versetzte uns alle unter seine Gewalt und in seine Hand. Jesus kam, um uns zu retten, um uns herauszubekommen, um uns unter sein eigenes Regiment zu bringen. Wo seid ihr? Das ist der Punkt, um den es geht. Er wird angekündigt, deklariert. Es ist eine ungeheure Sache, denn euer ewiges Schicksal hängt von der Antwort ab, die ihr gebt.

Und es ist etwas Ernstes - wenn die Menschen es nur realisieren würden - in irgend einer Nachbarschaft ein Zeugnis für die Herrschaft von Jesus Christus zu haben. Denn eine solche ganze Gegend wird eines Tages gerichtet werden, weil es dort diese Gemeinschaft mit diesem Zeugnis gab. Ja, es wird Gericht bedeuten. Das Urteil wird lauten: «Ihr wusstet, dass es da war: Euer Haus wurde besucht, man hat es euch gesagt, ihr wurdet eingeladen; Jesus Christus war da, mitten unter jenen Leuten. Ihr wolltet das nicht. Entweder habt ihr es ignoriert, oder ihr habt dagegen rebelliert und es verworfen. Aber es war dort als ein Beweis. Ihr könnt nicht sagen, ihr hättet es nicht gewusst». Es für Gott etwas Gewaltiges, in einem bestimmten Distrikt ein lebendiges Zeugnis für die Herrschaft seines Sohnes einzupflanzen. Alle in diesem Distrikt werden nach ihrer Haltung diesem gegenüber beurteilt werden.

Bitte versteht und interpretiert das nicht falsch. Es ist eine geistliche Angelegenheit. Dies ist Gottes Methode, unter den Nationen etwas einzurichten, das ein sicherer Beweis für die große Tatsache der Herrschaft seines Sohnes ist, und alles dadurch zu richten. Es tönt hart, aber wir müssen treu sein, und wir sollten sowohl warnen als auch inständig bitten. In Liebe zu eurer Seele möchten wir sagen: Bleibe nicht unter der Flagge des Usurpators. Hier ist Gottes König, und wir proklamieren dir gegenüber diese Gute Nachricht seiner souveränen Herrschaft.

Und wenn der Beweis dafür erbracht worden ist, sagt dieses Wort in Matthäus, «auf der ganzen bewohnten Erde», wird Gottes Zeig gekommen sein, um diese Heilszeit abzuschließen. Ich will nicht weiter darauf eingehen, doch damit hängt sehr viel zusammen. Die Heilszeit wartet darauf, und darum liegt eine Dringlichkeit über den Dingen, weil wir nie wissen (wann es Zeit sein wird), an einem Tag wie diesem, wenn das Zeugnis seine letzte Deklaration in dieser Welt gefunden hat. Auch wenn das Reich Satans die persönlichen Boten hinauswirft, so kann es doch die Sache nicht verhindern. Dieses Evangelium von der Souveränität Gottes kommt durch, denn es ist in Wahrheit souverän.

Möge der Herr uns als seinem Volk helfen, uns der Herausforderung hinsichtlich der wirklichen Bedeutung und des wirklichen Zweckes unseres Daseins hier auf Erden zu stellen. Und wenn ihr nicht dem Herrn Jesus angehört, wenn ihr nicht in seinem Reiche seid, dann möge er euch helfen, euch der anderen Herausforderung zu stellen - die Flagge und den Herrschaftsbereich des falschen Usurpators zu verlassen und nach der Bürgerschaft im Reich unseres Herrn zu trachten.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.