Austin-Sparks.net

Das Evangelium der Herrlichkeit

von T. Austin-Sparks

Kapitel 1 - Der Charakter des Evangeliums

«NACH DEM EVANGELIUM DER HERRLICHKEIT DES GLÜCKSELIGEN GOTTES, das mir anvertraut worden ist» (1. Tim. 1,11).

«In Ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt - in Ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist bis zur Erlösung des Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit» (Eph. 1,13-14).

«indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist, und wacht zu diesem Zweck in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen, auch für mich, damit mir das Wort gegeben werde, so oft ich meinen Mund auftue, freimütig das GEHEIMNIS DES EVANGELIUMS bekanntzumachen» (Eph. 6,18-19).

Es gibt ein oder zwei Dinge, die wir in Verbindung mit den obigen Schriftstellen von allem Anfang an beachten sollten. Alle diese Schriftabschnitte sind Worte der Fülle; das heißt, sie wurden alle ganz nah am Lebensende des Apostels niedergeschrieben, als er im Besitz einer sehr vollen Offenbarung war, die durch sein ganzes Leben als Diener Gottes herangewachsen war. Zu der anfänglichen Vision sind weitere Visionen hinzugefügt worden, eine Erweiterung der geistlichen Erkenntnis fand statt - die Hinzufügungen geschahen manchmal auf besondere Weise, aber auch im normalen Verlauf seines beständigen Wandels mit dem Herrn; und hier schreibt er nun, als diese Offenbarung, soweit es seinen irdischen Lauf betraf, praktisch vollständig war, und daraus hervor gingen diese Worte: «das Evangelium der Herrlichkeit ... Gottes»; «das Evangelium eurer Errettung»; «das Geheimnis des Evangeliums». Ihr stellt fest, dass sein Brief an die Epheser mit dem zweiten dieser Sätze beginnt und mit dem dritten abschließt. Der Punkt ist der, dass es nicht um zwei verschiedene Evangelien geht - das Evangelium eurer Errettung und das Geheimnis des Evangeliums. Das Evangelium wird nicht zweitgeteilt. Es handelt sich um ein einziges Evangelium, und alles wird in dem anderen Fragment zusammengefasst - «das Evangelium der Herrlichkeit... Gottes». Worauf ich hinweisen möchte, ist dies, dass das Evangelium etwas viel Tiefgründigeres ist, als im allgemeinen angenommen wird.

O, wie voll ist doch dieses Wort «Geheimnis», so wie es der Apostel verwendet! Es ist ein Wort von ungeheurer Bedeutung. Wie ihr aus diesem Brief an die Epheser wisst, bezieht sich das «Geheimnis» auf die tiefen und verborgenen Ratschlüsse und Vorsätze Gottes vor Grundlegung der Welt. Es handelt von etwas, das im Herzen Gottes durch alle vorausgegangenen Zeitalter hindurch, obwohl noch nicht enthüllt, stets gegenwärtig war - das auf den Tag wartet, an dem er es als offenbartes Geheimnis ans Licht bringen würde; und darin enthalten sind all jene göttlichen Ratschlüsse und Vorsätze, die ihre volle Offenbarung am Ende der Zeitalter finden werden, in dieser Heilszeit, in der Fülle der Zeit; und all das wird Evangelium genannt, das Geheimnis des Evangeliums. Ja - das Evangelium unserer Errettung ist das alles; etwas Ungeheures, Unermessliches. Schon allein in diesem einen, kurzen Brief wird das alles zusammengefasst, und zwar in Superlativen, die sich auf einander türmen. Ihr bekommt den Eindruck, der Apostel sei so prallvoll davon, wenn er sich darüber auslässt, dass eine Explosion kurz bevorsteht. Er findet bei der so reichen Sprache, die ihm zur Verfügung steht, keine Worte mehr, um all das auszudrücken, was er das Geheimnis nennt, dessen Verwaltung ihm übertragen worden war. Es ist ungeheuerlich.

Und wenn er dann seinen Brief an Timotheus schreibt, geht er noch über alles hinaus, in dem er diese ganze, immense Bedeutung von dem allem in eine kleine Wendung packt - «das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes». Da möchtet ihr euch am liebsten hinsetzen und darüber nachdenken. Was ist das Evangelium? Es ist das Evangelium der Herrlichkeit Gottes. Nun, versteht das, wenn ihr es könnt! Die Herrlichkeit Gottes - ergründet das, wenn ihr könnt! Wenn ihr einen Schlüssel wollt, um diese ganze, großartige Enthüllung aufzuschließen, um diese geheimen Ratschlüsse der Gottheit vor ewigen Zeiten zu entschlüsseln, um das Geheimnis zu enträtseln, das seit Zeitaltern und Generationen verborgen war, dann besteht dieser aus einem einzigen Wort - Herrlichkeit. Allein dieses Wort ist der Schlüssel zu allem von Ewigkeit zu Ewigkeit.


Was Herrlichkeit ist

Was ist Herrlichkeit? Habt ihr je versucht, aufzuschreiben, was Herrlichkeit ist? Das ist nicht möglich, und wir schauen dumm aus, sollten wir je versuchen, die Herrlichkeit Gottes zu definieren. Dennoch wollen wir, mit der Hilfe des Herrn, uns zumindest der Sache etwas annähern. Was ist Herrlichkeit? Bevor wir gleich eine Antwort zu geben versuchen, wollen wir zuerst etwas sagen, das aufzeigt, welche Aufgabe wir uns aufhalsen, auf welchem Feld wir uns da bewegen. Um diese Frage - Was ist Herrlichkeit? - vom Standpunkt der Schrift aus zu beantworten, bedeutet, dass wir zuerst eine Anzahl anderer Dinge verstehen müssen, wie zum Beispiel die folgenden:
Zuerst einmal, um die Herrlichkeit verstehen zu können, müssen wir Gott verstehen, denn er ist der Gott der Herrlichkeit (Apg. 7,2); aber auch, um seine Schöpfungsabsicht erklären zu können, denn mitten im Herzen seiner Schöpfung liegt dieses Wort als Ausdruck seiner Absicht - Herrlichkeit, die Herrlichkeit Gottes.

Und wiederum, um unsere Frage beantworten zu können, müssen wir die Bedeutung des Falles verstehen. Zunächst einmal den Fall Satans - die ganze Frage der Herrlichkeit hängt damit zusammen; dann aber auch den Fall des Menschen, denn mitten im Herzen der Existenz des Menschen liegt im Vorsatz Gottes diese Frage der Herrlichkeit.

Weiter, wir müssen auch die Natur und die Bedeutung des ewigen Lebens verstehen - dieses unerschaffenen, göttlichen Lebens, von dem Gott wollte, dass der Mensch es haben sollte, das er aber nie hatte, bis er es in Christus empfing - denn dieses Leben hat die Potentialität der Herrlichkeit.

Ferner, um die Bedeutung der Herrlichkeit zu verstehen, müssen wir die Bedeutung der Erlösung kennen, denn auch die Erlösung kreist vollständig um diese eine Frage - Herrlichkeit; und ich möchte dazu bemerken, bevor wir irgend etwas weiteres sagen, dass, wann immer die Erlösung als eine vollbrachte Tatsache präsentiert wird, wenn auch nur typologisch, die Herrlichkeit damit verbunden ist. Nehmt den Altar und das Waschbecken und alle erlösenden Hilfsmittel der Reihe nach, und am Ende dieser Reihe steht die Herrlichkeit der Schekhinah im Allerheiligsten. Alles mündet in die Herrlichkeit aus. Die Herrlichkeit zu verstehen bedeutet die Erlösung zu verstehen. Um unsere Frage: Was ist Herrlichkeit? beantworten zu können, müssen wir das Priestertum und die Herrschaft Gottes in ihrer geistlichen und göttlichen Bedeutung erklären, denn alle stehen mit der Herrlichkeit in Beziehung.

Und da ist eine kleine Sache für euch mit auf den Weg - um die Herrlichkeit verstehen zu können, müssen wir die ganze Schrift durchstöbern. Als ich diese Angelegenheit der Herrlichkeit sah, erhielt ich eine neue Bibel. Ich glaubte, meine alte Bibel sei wunderbar und weit über mir, doch dies legte eine neue Bibel in meine Hände. Dasselbe wird bei euch passieren, wenn ihr die Bedeutung und den Inhalt dieses einen Wortes erkennen werdet - Herrlichkeit.

Es bedeutet auch, die Bedeutung von Christus zu lernen und zu begreifen. Er ist die Herrlichkeit Gottes; die ganze Herrlichkeit Gottes hat ihren Mittelpunkt und ihren Sitz in ihm. Sein ganzes Werk ist mit der Herrlichkeit Gottes verbunden. Er kam in diese Welt, von der die Herrlichkeit gewichen war, als Treuhänder der Herrlichkeit Gottes. Die Herrlichkeit zu verstehen bedeutet, Christus zu verstehen.

Wenn wir die Bedeutung der Herrlichkeit verstehen lernen, werden wir unsere Berufung erkennen, denn wir sind «zu seiner ewigen Herrlichkeit» berufen (1. Petr. 5,10), «damit wir ... etwas seien... zum Preise seiner Herrlichkeit» (Eph. 1,6). Ferner werden wir auch unsere Aufgabe, unseren Dienst, erkennen; denn wohin führt uns der Dienst für Gott letzten Endes? Aller Dienst an Gott und für Gott empfängt das Gewicht seines geistlichen Wertes von diesem einen Wort - Herrlichkeit, der Herrlichkeit Gottes.

Nun, all das, was wir bisher erwähnt haben, steckt in dieser kleinen Wendung: «das Evangelium der Herrlichkeit». Der ganze Satz lautet: «das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes». Das Wort «glückselig» ist nicht leicht auf deutsch zu übersetzen. Ihr wisst, wie oft es im Neuen Testament vorkommt. Es ist dasselbe Wort, mit dem jede «Seligpreisung» beginnt. «Selig sind die Armen im Geist». «Selig sind die Trauernden»; etc. (Mt. 5,3-10). Anderswo im Neuen Testament wird das Wort mit «glücklich» wiedergegeben. Dies ist die eigentliche Bedeutung in den «Seligpreisungen». «Glücklich sind die Sanftmütigen», und so weiter. Aber ihr zögert, das Wort in Verbindung mit Gott zu verwenden - «das Evangelium der Herrlichkeit des «glücklichen» Gottes. Das klingt tatsächlich nicht ganz richtig in unseren Ohren; aber vielleicht könnt ihr selbst darin etwas Sinnvolles finden. Gott befindet sich am Ort und im Zustand großer Glückseligkeit. Bittet ihr nicht ständig den Herrn, er möge euch und die euren segnen? Was meint ihr damit? O, ihr möchtet in Umständen und im Zustand vollständiger Zufriedenheit sein: wo alles so ist, wie ihr es haben möchtet: wo ihr die ganze Fülle habt, von der ihr leben und noch an andere austeilen könnt. Sich in einer solchen Position zu befinden bedeutet, glücklich zu sein. «Es macht glücklicher, zu geben als zu empfangen» (Apg. 20,25); hier kommt dasselbe Wort vor. Es macht sehr glücklich, es ist äußerst selig, in einer Position zu sein, in der man geben kann; und Gott befindet sich in dieser Position! Die ganze Fülle gehört ihm, und er hat unbegrenzte Ressourcen, die er verschenken kann. Welch glückliche Position! «Der glückliche, der selige Gott».


Herrlichkeit mit dem Charakter Gottes verbunden

Nun wollen wir näher an das Wort herankommen. Herrlichkeit - was ist Herrlichkeit? Nun, die griechische Wurzel dieses Wortes bedeutet «durch Prüfen unter Beweis stellen». Es gibt einen kleinen Abschnitt, der uns ein gutes Stück weiterhelfen kann, nämlich 1. Petr. 1,7. Würdet ihr dies auf griechisch lesen, würdet ihr in diesem Vers drei Wörter finden, die gleich beginnen, was darauf hinweist, dass sie eine gemeinsame Vorstellung enthalten. Hier sind sie, hervorgehoben:
«Damit die BEWÄHRUNG eures Glaubens, (der viel kostbarer ist als das vergängliche Gold, das doch durchs Feuer ERPROBT wird) Lob, Ehre und HERRLICHKEIT zur Folge habe bei der Offenbarung Jesu Christi» (1. Petr. 1,7).

Was ist die Herrlichkeit Gottes? Ihr könnt feststellen, dass die Herrlichkeit Gottes fast unweigerlich mit seinem Charakter verbunden wird; und sein Charakter ist bewährte, eingesetzte, unvermischte Gerechtigkeit. Er ist richtig, er ist durch und durch gerecht, es besteht nicht der geringste Schatten oder Verdacht einer Frage hinsichtlich seiner Vollkommenheit. Und die Herrlichkeit ist mit seinem Charakter verbunden; darum ist die Herrlichkeit der zum Ausdruck gebrachte, hervorscheinende Charakter Gottes, die manifestierte Natur Gottes selbst.

Es gibt Symbole dafür, aber sie helfen uns nur auf dem Weg. Sehr oft meinen wir, das Symbol bedeute die Wirklichkeit. Das Symbol für die Herrlichkeit ist das Licht, genauso wie das Symbol für das Übel der Sünde die Finsternis ist. Die eigentliche Sache ist das Wesen von Gottes Natur und Sein, und wenn ihr auf dieses stoßt, habt ihr das, was ihr mit Licht meint, und das ist Herrlichkeit. Die Herrlichkeit Gottes ist die wesenhafte Natur Gottes als die Hervorstrahlung der unbestrittenen Gerechtigkeit.

Die Gute Nachricht von dem universell manifestierten Gott

Bevor wir weiterfahren, lasst uns zurückkehren. Was ist das Evangelium - die «Gute Nachricht» - der Herrlichkeit Gottes? Es ist dies, dass alles wie Er werden wird. Alles in seinem Universum wird zu einer Manifestation seiner selbst und seiner Natur werden. Zu dieser ewigen Herrlichkeit sind wir berufen. Das soll all dem gegenüberstehen, was wir in uns selber sind, wir wollen sehen, was unsere Berufung ist, sehen, wie groß das Evangelium ist! Was habt ihr für ein Gefühl im Blick auf euch selbst? Irgend eine Hoffnung auf Herrlichkeit? - d.h. irgend eine Hoffnung auf die Manifestation unbestrittener Gerechtigkeit und Heiligkeit? Ah, das Evangelium, das uns erreicht hat, ist in der Tat eine Gute Nachricht. Was für eine Möglichkeit, welche Hoffnung! «Wir wissen, dass wir, wenn er offenbar werden wird, ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist» (1. Joh. 3,2). Es ist das Ergebnis vom Evangelium der Herrlichkeit. Haltet das fest. Was ist Herrlichkeit? Sie ist der Ausdruck Gottes in seiner wesenhaften Natur, in unvermischter Gerechtigkeit und Heiligkeit. Das ist die Gute Nachricht - dass ihr und ich und diese ganze Schöpfung in das hinein gebracht werden, so dass die Erde von der Herrlichkeit Gottes erfüllt werden wird, nicht nur eine Ausstrahlung, eine phosphoreszierende Glorie, sondern die Herrlichkeit einer Natur, in der es nichts Fragwürdiges, Böses, Sündhaftes gibt - «gar keine Finsternis». Sie ist die Hoffnung des Evangeliums. Das ist das Evangelium eurer Errettung. Das ist die Hoffnung, auf die sich der Apostel bezieht, wie er sie in ihrer wachsenden Fülle gesehen hat. Ganz am Ende, aus seinem Gefängnis, spricht er von ihr - «Christus in (unter) euch, die Hoffnung der Herrlichkeit» (Kol. 1,27).

Nun, wir werden da in eine solche immense Weite hinaus vom Stapel gelassen, so dass wir gar nicht wissen, was wir damit anfangen sollen! Ich muss bekennen, dass ich an diesem Punkt nicht weiß, wie ich weiterfahren soll. Seht ihr, alles purzelt einfach auf euren Kopf herab. Wir fangen bei der Genesis an, gehen durch die ganze Bibel hindurch, Fragment für Fragment, und stellen fest, dass alles in dieser Angelegenheit konzentriert ist und um sie herum kreist. Die Cherubim - wozu dienen sie dort am Eingang (zum Paradies)? (Gen. 3,24). Sie sind Treuhänder (Beschützer) der Herrlichkeit. Überall geht es um diese Angelegenheit. Und dann wird der Sohn Gottes offenbar, welcher «das wahre Licht ist», das «in der Finsternis leuchtet» (Joh. 1,9.5), und die Botschaft, die er bringt, wird vom Apostel Johannes auf diese Weise zusammengefasst: «Gott ist Licht, und in ihm ist gar keine Finsternis» (1. Joh. 1,5). Der Sohn kam, um sowohl zu manifestieren als auch zu erklären, was Gott ist - unbestrittene, unbefleckte Heiligkeit und Gerechtigkeit in seiner wahren Natur und seinem Wesen. Das ist Gott, und wir sind zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen. Es ist fast zu groß, um es zu glauben, nicht wahr?

Und nun taucht das Wort «Hoffnung» auf, in Verbindung mit dem Evangelium. «Lasst euch nicht wegbewegen von der Hoffnung des Evangeliums» (Kol. 1,23). Wir sind wiedergeboren «zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten» (1. Petr. 1,3). So könnten wir es einfach auf einander schichten. Weisen nicht Worte wie diese auf eine ungeheure Aussicht hin, die im Evangelium vor uns hingestellt wird? Es ist die Aussicht auf Herrlichkeit, und Herrlichkeit ist ein durch Probe unter Beweis gestellter Charakter.


Die Bewährung des Glaubens zur Herrlichkeit

«Damit die Bewährung eures Glaubens (der viel kostbarer ist als das vergängliche Gold, das doch durchs Feuer erprobt wird) Lob, Ehre und Herrlichkeit zur Folge habe...» Ihr werdet einem Test unterzogen, einer schrecklichen Feuerprobe. Was geschieht da? Nun, die Hefe kommt an die Oberfläche und wird beseitigt, und die Reinheit, die Wirklichkeit, die Echtheit eures Glaubens wird durch Erprobung sichtbar gemacht. Die Wirklichkeit wird durch eine Feuerprobe festgemacht, und dann, wenn bei euch durch Test und Erprobung die Wirklichkeit der göttlichen Natur eingesetzt worden ist, habt ihr die Herrlichkeit. «Herrlichkeit zur Folge haben...». Das, was in uns von Gott ist, wird einem Test unterzogen, wird erprobt, durch Feuerproben, und das Ergebnis ist Herrlichkeit. Sie ist dies, dass Gott in und durch uns manifestiert wird.

Im praktischen geistlichen Leben bedeutet das folgendes. Gott hat durch seine Gnade einen kleinen Glaubenskeim in uns hineingepflanzt. Wie klein und schwach scheint er doch zu sein! Doch dann werden wir, unter göttlicher Disziplin und Prüfung, auf diesen Glauben hin getestet. Und während die Feuerprobe ihren Verlauf nimmt, gelangt ein schönes Stück von uns selbst an die Oberfläche. Ja, dieser ganze innewohnende Unglaube unserer Natur taucht auf - Ärger, Rebellion, Bitterkeit. O ja, das alles kommt durch die Feuerprobe zum Vorschein. Wir kennen uns selber nicht, bis wir in die Feuer der Trübsal und Prüfung geraten. Wir würden nicht glauben, was in uns ist, wenn wir nicht auf die Probe gestellt würden. Ich hörte, wie Dr. Campbell Morgan einmal sagte, jeder Mensch sei zu jeder Sünde fähig, die euch einfallen könnte, sobald er in Umstände geworfen würde, die den Zweck haben, ihn offenbar zu machen. Es ist schrecklich, so etwas zu sagen. Vielleicht akzeptiert ihr das nicht, aber dies ist nur deshalb so, weil ihr noch nicht in diese Situation gekommen seid. Sagen wir es noch anders. Ihr durchlauft nicht einfach die Versuchungen des Lebens, seien sie das, was wir «allgemeine» Versuchungen nennen, oder aber solche, die mit den schrecklichsten Sünden in Verbindung stehen, ohne zu wissen, dass ihr versucht werdet und dass ihr nachgeben könntet. Der Hang zum Bösen ist immer vorhanden. Der Herr Jesus redete genau davon, als er im Wesentlichen sagte: «Moses hat gesagt: Ihr sollt nicht...; ich aber sage euch, wenn ihr nur darüber nachdenken wollt - wenn ihr nur hinseht - es ist genauso schlecht, wie wenn ihr es getan hättet» (Mt. 5,27.28). Was meinte er damit? - nun, dass es in euch steckt, dass es ein Teil von euch ist. O, vielleicht denkt ihr, das sei ja furchtbar, doch ich meine, es ist herrlich! Sagt ihr: «Wir halten das nicht aus; es ist schlimmer als je zuvor; es stößt uns nur noch tiefer hinunter. Moses war schon schlimm genug, doch wenn wir uns nun an das halten, wer kann da überleben?» Ich jedoch sage, das sei nicht schlimm, sondern gut. Der Herr häufte nicht Verurteilung auf Verurteilung. Er sagte nur: «Es ist nicht einfach eine Sache dessen, ob ihr etwas tut oder nicht tut; es geht darum, was ihr seid, und ich bin gekommen, um das fortzunehmen, was ihr seid, nicht nur das, was ihr tut». Das ist herrlich! Das ist das Evangelium der Herrlichkeit; die Gerechtigkeit Gottes, die durch den Glauben an Christus Jesus kommt, verfährt nicht nur mit Dingen, die wir tun oder derer wir uns enthalten, sondern sie schafft uns vollständig aus dem Weg und führt (stattdessen) eine neue Schöpfung ein. Das ist Herrlichkeit; das ist die Hoffnung des Evangeliums. Gott sei Dank, es wird einen Augenblick in der Geschichte dieses Universums geben, wenn die letzte Spur des Falles aus jedem von uns, die wir auf Christus vertrauen, herausgerissen wird. Ein einziger Augenblick, und wir werden verwandelt sein, und selbst dieser Leib der Niedrigkeit wird seinem Herrlichkeitsleib, einem heiligen, sündlosen Leib gleich werden.

Ja, wir haben gesagt, dass in der Trübsal all diese Ich-Natur an die Oberfläche komme, aber es ist sehr gut, dass es an die Oberfläche kommt. Die Gnade befasst sich damit, die Gnade, die durch die wachsende Erkenntnis, dass wir Christus brauchen, wirksam wird und uns sehr demütig macht, und Demut ist ein Charakterzug Gottes. Sanftmut ist eine Frucht des Geistes, es ist das Gegenmittel zum Gift des gefallenen Luzifer - Stolz. Die Trübsal bringt diese Dinge in der Gnade Gottes hervor, und es stellt sich heraus, dass es zur Herrlichkeit gereicht - Christusähnlichkeit, Gottähnlichkeit. Oder wiederum, in der schlichten Erfahrung, unsere tiefen und schrecklichen Prüfungen machen uns unter seiner Gnade dem Herrn ähnlich. Es ist nicht so, dass sie Leute außerhalb von Christus dem Herrn ähnlich machen. Nur diejenigen, die unter der Gnade Gottes stehen, werden durch feurige Trübsale dem Herrn ähnlich. Es führt zur Herrlichkeit, zur Gottähnlichkeit.

Ich glaube, ich muss hier unterbrechen. Ich hoffe, ihr habt einen Schimmer erhascht von der Größe unserer Errettung, vom «Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes». Welche Aussichten eröffnet es doch vor uns! Wir verlieren uns ganz darin! Doch wenn wir mit ihm leiden, werden wir auch zusammen mit ihm verherrlicht werden (Röm. 8,17).

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.