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«Ihr seid meine Freunde»

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Mär-Apr 1969, Vol. 47-2. Originaltitel: "Ye Are My Friends". (Übersetzt von Manfred Haller)

Unter den verschiedenen Titeln, mit denen Christen im Neuen Testament bezeichnet wurden, ist wohl der wunderbarste jener, der ihnen vom Herrn Jesus verliehen wurde - «Ihr seid meine Freunde»:

«Grössere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn der Sklave weiss nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört habe, euch kundgetan habe. Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe» (Joh. 15,13-16).

Es ist in der Tat etwas Wunderbares und sehr Schönes, dass der Sohn Gottes solche Leute, wie seine Jünger es waren, und wie wir es sind, Seine Freunde nannte. Ich denke nicht, dass es ein grossartigeres und schöneres Wort in unserer Sprache gibt als das Wort «Freund». Es ist der intimste Titel in all unseren menschlichen Beziehungen. Jede andere Beziehung, an die wir überhaupt denken können, kann ohne ihn existieren. Vielleicht glauben wir, die Ehebeziehung sei die intimste, die es gibt, aber eine solche Beziehung kann existieren ohne Freundschaft. Glücklich ist in der Tat der Mann, dessen Frau seine Freundin ist, und glücklich ist die Frau, deren Mann auch ihr Freund ist. Auch zwischen Eltern und Kindern und Kindern und Eltern besteht eine sehr enge Beziehung, aber es ist etwas Grosses, wenn der Vater seinen Sohn seinen Freund nennen kann, wenn er «nicht mein Sohn», sondern «mein Freund» sagen kann. Und wiederum ist es etwas Grosses, wenn ein Kind nicht bloss «mein Vater», sondern «mein Freund» sagen kann: «mein Vater ist mein Freund« - «meine Mutter ist meine Freundin». Es ist etwas Zusätzliches in einer Beziehung. Vielleicht bewundern wir eine bestimmte Person und bringen vieles mit ihr in Verbindung: Wir mögen glauben, sie zu kennen und seien imstande, zu sagen: «Nun, ich kenne So-und-so sehr gut», und dennoch braucht es noch keine Freundschaft zu sein. Freundschaft ist gerade jenes Extra, das hinzukommt.

Als Jesus sagte: «Ihr seid meine Freunde», ging er weit über das «ihr seid meine Jünger» und «ihr seid meine Nachfolger» hinaus. Er hätte sie mit vielen andern Namen bezeichnen können, doch als er sagte: «Ihr seid meine Freunde», ging er weit über alle andern hinaus. Und ich glaube, der Herr Jesus fand gerade in diesem Wort die tiefste Befriedigung seines Herzens. Zu sagen «Ihr seid meine Freunde» bedeutete, so weit zu gehen, wie überhaupt irgend jemand zu gehen imstande ist. Tatsächlich gibt es nichts darüber hinaus. Ihr erreicht das Ende aller Beziehungen, wenn ihr es zu einer wirklichen Freundschaft bringt. Wie reich und kostbar also ist doch dieser Titel!

Im Bild vom neuen Jerusalem, das wir am Ende der Bibel vorfinden, heisst es: «Die Grundsteine der Mauer waren mit jeder Art Edelstein geschmückt» (Offenb. 21,19). Das Fundament dieser Stadt war etwas sehr Kostbares, und ich meine, das kostbarste Fundament eines Lebens ist Freundschaft. Das Neue Jerusalem selbst wird auf dem Fundament der Freundschaft zwischen dem Herrn Jesus und den Seinen gebaut.

Nun, das ist etwas Weniges zum Thema Freundschaft. Was aber ist die Natur einer Freundschaft? Diese haben wir hier in Johannes 15: «Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn der Sklave weiss nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe». Freundschaft ist die Stellung, die es möglich macht, das Herz völlig zu öffnen, so dass wir nichts mehr zurückhalten; aber auch ein solches Vertrauen zu besitzen, dass du einer andern Person mit allem, was in deinem Herzen ist, trauen kannst. Jesus sagte: «Alles, was der Vater mir gezeigt hat, habe ich euch gezeigt. Ich habe euch nichts vorenthalten. Ich habe vollkommenes Vertrauen in euch gesetzt. Ich habe euch gegenüber kein Misstrauen empfunden und ich habe mich nicht gescheut, alles zu sagen, was in meinem Herzen ist.

Seht ihr, das ist äusserst wunderbar. Blättert in diesem Evangelium von Johannes zurück, und ihr findet im Kapitel zwei folgendes: «Als Er aber zu Jerusalem war, am Passah, auf dem Fest, glaubten viele an Seinen Namen, als sie Seine Zeichen sahen, die Er tat. Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil Er alle kannte und nicht nötig hatte, dass jemand Zeugnis gebe von dem Menschen; denn Er selbst wusste, was in dem Menschen war». (Joh. 2,23-25).

Jesus kannte alle Menschen, und gerade deshalb vertraute Er sich ihnen nicht an... «Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern mit Namen Nikodemus» (Joh. 3,1), und was dann folgt, zeigt, dass Jesus Nikodemus kannte, sich ihm jedoch nicht anvertraute. Nikodemus befand sich nicht in der Stellung eines Freundes, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Inwieweit er dies am Ende war, wissen wir nicht. Jedenfalls handelte er beim Begräbnis Jesu wie ein Freund, denn zu diesem Zeitpunkt war etwas mit ihm geschehen. Hier jedoch, am Anfang, befand er sich unter jenen Menschen, denen Jesus sich nicht anvertrauen konnte. Im Grunde sagte Er einfach: «Bevor ich mich dir anvertrauen kann, musst du von neuem geboren werden».

Das ist der Anfang dieser Freundschaft. Ja, Jesus hat uns mitgeteilt, dass die wahre Natur einer Freundschaft darin besteht, dass er sich seinen Freunden anvertrauen kann. Vieles sagte er zu andern Menschen, aber Er gab sich nicht in ihre Hände. Und das macht den ganzen Unterschied aus. Ihr könnt eine Menge Gemeinschaft haben, eine Menge Dinge sagen, und es mögen völlig wahre Dinge sein, aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir uns in die Hände dieser Leute geben. Es besteht ein grundlegender Unterschied zwischen Gespräch und Gemeinschaft und Verpflichtung. Freundschaft bedeutet, dass ihr euch gegenseitig verpflichtet habt – ihr habt euch wirklich in die Hände der andern Person gelegt. Das ist es, was Jesus sagte, was wahre Freundschaft bedeutet: «Alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan». Was euch betrifft, so hatte ich keinerlei Vorbehalte.

Ich bin sicher, ihr merkt, dass dies etwas Wunderbares ist, und vielleicht wundert ihr euch mehr und mehr, je mehr wir weiterschreiten. Überlegt doch einmal, dass der Sohn Gottes so etwas tun sollte – dass Er bereit sein sollte, sich selbst andern Leuten anzuvertrauen!

Und das waren nicht etwa leere Worte. Er ging weiter und bewies seine Freundschaft. Welches ist der Beweis für echte Freundschaft? Nun, selbstverständlich ist es zuerst das, dass wir uns selbst einander anvertrauen.

Aber dann sagte Jesus dies: «Grössere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde» (Joh. 15,13). Das ist der Beweis für echte Freundschaft. Wie viel seid ihr bereit zu opfern, zu leiden und auf euch zu nehmen? «Dass er sein Leben hingibt für seine Freunde». Nun denkt ihr natürlich nur an eines – irgendwie für seine Freunde zu sterben. Doch gibt es tausend Arten, wie man sein Leben für seine Freunde hingeben kann. Es geht darum, dass wir unser Leben ständig hingeben – nicht bloss um eine einzelne blosse Tat, indem wir tatsächlich für unsere Freunde sterben. Es geht darum, jeden Tag unser Leben hinzugeben, etwas von uns selbst loszulassen, irgend ein persönliches Interesse aufzugeben und einfach zu sagen: «Das geht in Ordnung – ich tu es für meinen Freund. Es ist nicht so wichtig – es ist für meinen Freund». Freundschaft lässt alles andere unwichtig werden. Wo echte Freundschaft vorliegt, versteifen wir uns nicht darauf, zu sagen: «Nun, muss ich das denn tun? Bin ich wirklich verpflichtet, es zu tun? Kann ich mich da nicht irgendwie heraushalten? Bringt es mir nicht irgendwelchen Kummer, wenn ich es tue?»

Nicht wahr, das ist doch die Einstellung einer grossen Zahl von Christen. «Warum sollte ich es nicht tun? Bringt es mir Schaden ein? Viele andere Leute tun es, warum sollte ich es nicht tun? Ich kenne sogar Christen, die es tun. Darf ich es wirklich nicht tun?» Angenommen, der Herr Jesus hätte diese Haltung eingenommen! Nein, Freundschaft räumt mit all diesen Dingen auf und sie redet nie so: «Muss ich es denn tun? Gibt es nicht einen anderen Weg?» Das bedeutet es, sein Leben für einen Freund hinzugeben.

Ich sage also, dass es viele Arten gibt, unser Leben hinzugeben. Was heisst es, unserLeben hinzugeben? Es ist einfach dies, dass nichts zu kostbar und zu wichtig ist, dass es uns von unserem Freund fernhalten könnte. Es spielt keine Rolle, was es kostet, oder wie schmerzlich es ist – die Freundschaft macht es möglich.

Wir haben die grosse Illustration in der Bibel. Es gibt in der ganzen Bibel nur einen Menschen, der Freund Gottes genannt wurde:«Abraham ... Freund Gottes» (Jak. 2,23). Was für eine wunderbare Sache ist es, wenn dies von irgend einem Men-schen gesagt werden kann - «Abraham, mein Freund» sagte Gott (Jes. 41,8). Gott spricht hier von einem Menschen, und er sagt: «Mein Freund». Wie konnte Gott Abraham Seinen Freund nennen? Was machte aus Abraham einen Freund Gottes? «Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast ... und opfere ihn» (1. Mose 22,2). Was sagte Abraham darauf? «Du verlangst zu viel, Isaak ist zu kostbar. Er bedeutet mir alles! O nein, Ich kann ihn doch nicht opfern!?» Nein, Abraham redete nicht so. Ich denke, es ist äusserst wunderbar, wenn es heisst: «Da machte sich Abraham früh am Morgen auf, sattelte seinen Esel und nahm seine beiden Knechte mit sich und seinen Sohn Isaak. Er spaltete Holz zum Brandopfer» (1. Mose 22,3). Ich wage anzunehmen, dass ihr, würdet ihr mit einer solchen Sache konfrontiert, an jenem Morgen nicht so früh aufgestanden wärt! Ihr wärt so lange wie möglich im Bett geblieben und hättet es so lange wie möglich hinausgezögert. Doch hier steht: «Abraham machte sich früh am Morgen auf .» Was stand er im Begriff zu tun? Er war auf direktem Weg mitten ins Herz Gottes, indem er seinen eingeborenen Sohn hergab, um so mitten in die Gemeinschaft mit der Leidenschaft des Herzens Gottes einzutreten. «So hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab».

Aufgrund dieser Tat war Abraham Gottes Freund. Er war mitten ins Herz Gottes eingedrungen und betrachtete nichts als zu kostbar für die Freundschaft mit Gott.

«Eine grössere Liebe hat niemand als die, dass einer sein Leben für seine Freunde hingibt», und indem Abraham Isaak opferte, gab er tatsächlich sein Leben hin. «Abraham, mein Freund». Das ist die Natur der Freundschaft. Und Jesus bewies seine Freundschaft. Dies ist der Beweis – Er gab Sein Leben hin.

Dann aber stellen wir noch eine andere Frage: Welches ist das Fundament dieser Freundschaft? Jesus wusste, was in naher Zukunft geschehen würde, denn der Tag stand nahe bevor, an dem sie Ihn alle verlassen sollten, und doch, auch wenn Er dies alles wusste, sagte Er: «Ihr seid meine Freunde». Es muss ein Fundament vorhanden sein, das mehr ist als bloss diese gegenwärtige Zeit. Jesus blickte über das Kreuz hinaus, und Er sah, dass die Zeit kommen würde, da diese Männer fest auf dem Grund des Kreuzes stehen werden. Jetzt haben wir die volle Geschichte. O ja, nicht lange danach liessen sie alles in dieser Welt fahren, um für Ihn überall hin zu gehen. Das Kreuz war in der Tat in ihr Herz eingedrungen. Der Geist des Kreuzes hatte wahrhaftig Besitz von ihnen ergriffen, und sie standen fest auf diesem Grund. Und Jesus wusste, dass es genau so sein würde. Er wusste, was in den nächsten paar Tagen geschehen würde, aber er redete mit ihnen immer von dem, was nachher sein würde, dass menschliches Versagen nicht das Letzte sein und nicht das Ende von allem sein würde. Zu jenem armseligen Versager Petrus sagte Er: «Und wenn du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder» (Lk. 22,32). «Du wirst zwar fürchterlich abstürzen, aber das wird nicht das Ende sein. Du wirst umkehren, und danach wirst du einen grossen Dienst ausrichten».

Jesus blickte stets über das Kreuz hinaus, und Er erkannte, dass diese Männer auf dem Grund des Kreuzes stehen würden. Das Kreuz bedeutet, dass du nichts für dich selbst behältst, sondern nur für deinen Freund, und das traf auf diese Männer zu.

Aber Jesus sah auch noch etwas anderes. Er wusste, dass sie in Kürze den Heiligen Geist empfangen, und dass sie von Ihm regiert würden. Und wenn der Heilige Geist wirklich von euch Besitz ergreift, dann kann man euch vertrauen. Diesen Männern konnte man ohne den Heiligen Geist kein Vertrauen schenken, aber als Er herein kam, dann konnte man sich auf sie verlassen. Sie würden sich nicht von persön-lichen Interessen beherrschen lassen, auch würden sie keine fleischlichen Überle-gungen hegen, denn sie würden durch den Geist und nicht durch das Fleisch leben. Und Jesus sagte: «Auf dieser Grundlage seid ihr Meine Freunde, und jener Tag wird sein, als wäre es jetzt. Ihr seid Meine Freunde, weil ich weiss, weil ihr, Männer, auf dem Grund des Kreuzes stehen werdet, und weil ihr euch durch den Geist leiten lassen werdet.

Seht ihr, das ist die Basis wahrer Freundschaft. Wenn wir auf unserem eigenen, natürlichen Grund leben, dann wird sich der Herr nie auf uns verlassen können, doch hat das Kreuz sein tiefes Werk in unseren Herzen getan, und wenn wir wirklich vom Heiligen Geist regiert werden, hat der Herr allen Grund, den Er benötigt, um Sich selbst uns anzuvertrauen, alles, was Er benötigt, um sagen zu können: «Ihr seid Meine Freunde».

Ich glaube, da ist eines, das der Herr Jesus über elf dieser Männer wusste. In der Tat, sie waren Männer mit vielen Schwachheiten und vielen Fehlern. Oft sagten sie das Falsche, und oft taten sie auch das Falsche, aber Jesus wusste, dass Er ihr Herz hatte. Trotz allem hatte Er ihr Herz gefangen genommen. Sie hatten ein Herz für Ihn. Sie mögen Fehler gemacht haben, und Er wusste alles darüber, doch Er wusste, dass sie Ihm ihr Herz geschenkt hatten. Sie hatten ein Herz für den Herrn, und das ist die Grundlage für Seine Freundschaft. Er sagt: «Habe ich wirklich euer ganzes Herz bekommen? Ich weiss über eure Schwachheiten und Fehler, doch in Wahrheit: Ist euer ganzes Herz auf Meiner Seite?»

Judas gab sein Herz nie dem Herrn. Er hatte ein Herz für sich selbst und für irdischen Gewinn. Jesus konnte nie zu ihm sagen: «Du bist Mein Freund», hingegen nannte Er ihn «Sohn des Verderbens» (Joh. 27,12). Doch bei diesen Elf war er sich ganz sicher, wo sich ihre Herzen befanden. Er sah sogar voraus, was geschehen würde, wenn Er vor Gericht gestellt und gekreuzigt würde, aber Er sagte ihnen, was sie tun sollen und wo sie Ihn danach treffen würden. Er wusste, dass sie durchkom-men würden, weil sie ein Herz für Ihn hatten. Ihr braucht euch diese Leute bloss anzusehen, als Jesus gekreuzigt und ins Grab gelegt worden war. Wie traurig waren sie! Es war, als hätten sie alles in ihrem Leben verloren, Und sie hatten tatsächlich alles verloren, ganz einfach deshalb, weil sie ihr Herz dem Herrn Jesus geschenkt hatten. Das ist die Grundlage für Seine Freundschaft.

Genau in diesen Dingen ist es deshalb so, dass der Herr imstande ist, uns zu vertrauen und sich selbst uns gegenüber zu verpflichten. Es ist die Art von Beziehung, die der Herr sich mehr als alles andere wünscht. So oft bricht eine Freundschaft zusammen, weil irgend ein natürliches Interesse auftaucht, die Frage vielleicht, was für eine Wirkung etwas auf uns haben würde, statt wie es wohl Ihn treffen wird.

Dies ist eine sehr grosse Herausforderung an unsere Herzen, und es ist eine Lektion, die wir alle lernen müssen. Ich habe sie zu lernen, und ich versuche es auch. Und ihr müsst sie ebenso lernen – dass das Wichtigste in unserem ganzen Leben die Frage ist, wie unser Verhalten wohl auf den Herrn Jesus wirken wird; wie unsere Erschei-nung vor der Welt auf den Herrn Jesus wirken wird; wie Unterschiede zwischen uns auf den Herrn Jesus wirken werden. Ja, wie wirklich alles auf den Herrn Jesus wirken wird. Wisst ihr, das ist das wahre Wesen der Freundschaft. Echte Freundschaft wird immer von diesem einen beherrscht: «Ich würde nichts tun, um meinen Freund zu verletzen. Dies wäre das letzte, was ich je tun möchte!» Und Jesus möchte unser Leben auf diese Grundlage stellen. Er wird nie irgend etwas tun, das uns verletzen könnte, aber wie oft verletzen wir doch Ihn! Wir müssen alles vor die Gerichtsschran-ken der Freundschaft bringen.

Das grösste Charakteristikum wahrer Freundschaft ist Loyalität. Ich glaube nicht, dass es eine grössere oder grossartigere Tugend gibt als die Loyalität. Ihr mögt vielleicht euren besten Freund nicht immer verstehen; möglicherweise tut er oder sie Dinge, die ihr gar nicht verstehen könnt, Dinge, über die ihr im Augenblick nicht sehr glücklich seid, doch wenn es eine echte Freundschaft ist, steht ihr loyal zu eurem Freund, ob ihr ihn versteht oder nicht. Ihr werdet euren Freund nicht verraten und auch nicht zu seinem Schaden über ihn reden, noch irgend etwas tun, das ihn verletzen würde. Ihr werdet immer loyal sein. Treue ist das Herz der Freundschaft, und das ist die Haltung des Herrn Jesus.

Aber der Herr möchte Seine Jünger auf dieselbe Grundlage stellen. Er möchte, dass zwischen den Seinen dieser Geist und diese Natur der Freundschaft existiert. Er möchte, dass sie denselben Geist haben, der auch in Ihm ist, und dass sie Freunde von einander sind. Wir mögen sagen: «Ja, er oder sie ist mein Mitchrist». Als Christen reden wir von einander als von unseren Brüdern und Schwestern, aber ich habe gesagt, dass es etwas gibt, das mehr ist als das, mehr als Mitchristen, und mehr als Brüder und Schwestern. Ich nehme an, dass ich es nicht in den christlichen Bereich stellen und sagen muss: mehr als Väter und Mütter, doch ist die Bedeutung dieselbe. Es handelt sich ganz einfach um dieses Extra - «Er ist mehr als mein Bruder, er ist mein Freund». «Sie ist mehr als meine Schwester, sie ist meine Freundin». O, möchte doch der Herr imstande sein, diese Art von Beziehung zu gewinnen!

Möchte Er doch dieses Wort tief in unsere Herzen hineinschreiben und uns an die Orte zurückschicken, wohin wir zurückkehren werden, mit einem Herzen, das ganz für Ihn schlägt! Dass wir nichts zurückhalten, sondern uns völlig an Ihn hingeben, dass Er uns vollständig besitzt, und dass wir, durch Seine Gnade, nie etwas tun werden, was Ihn verletzen könnte. Möchten wir doch bei allem die Frage stellen: «Wie wird das auf meinen Herrn wirken?» Ihr seht, Freundschaft hat zwei Seiten. Sie ist nichts Einseitiges. Das ist keine Freundschaft, wenn alle Freundlichkeiten von mir kommen und nichts von dir. Nein, sie besteht aus zwei Seiten. Wir müssen Ihm das sein, was Er für uns ist, und wir müssen für einander das sein, was Er für uns ist.

Nun, dies wird etwas sehr Schwieriges sein, aber denkt an das Kreuz und an den Heiligen Geist. Sie sind die beiden grossen Kräfte, die das möglich machen. Das Kreuz ist nicht nur die Kreuzigung Christi vor vielen Jahren; es ist eine gewaltige Kraft im Leben von Tag zu Tag. Der Heilige Geist ist nicht jemand, der vor vielen Jahren an Pfingsten gekommen ist. Er ist heute hier und kann in uns sein, und wenn Er wirklich die Kontrolle über unser Leben besitzt, dann wird das eine, das uns am meisten beschäftigen wird, die Frage sein: «Wie wirkt mein Leben auf den Herrn Jesus?»

Nehmt diese Botschaft mit euch und sucht die vor uns liegenden Tage mit ihr zu leben.


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