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Der Weihrauchträger

von T. Austin-Sparks


«... und durch mich die Erkenntnis von Ihm aussendet, ein Strom des Wohlgeruchs, in die ganze Welt hinaus. Denn für Christus ist der Wohlgeruch bestimmt, den ich Gott opfere, sei es unter denen, die sich auf dem Weg des Heils befinden, oder unter denen, die den Weg des Verderbens gewählt haben; doch für diese ist er ein Geruch des Todes, für jene ein Geruch des Lebens» (2. Kor. 2,14-16 – Conybeare)


Der Diener und sein Dienst


Der Apostel Paulus stellt eines seiner Konzepte von dem vor, was ein Diener Christi ist, und dann, welche Wirkung dieser Dienst hat. Er stellt sich hier den Diener Christi als einen Weihrauchträger vor. Das Bild, das hinter diesen Versen steckt, ist uns sehr wohl vertraut.

Der 14. Vers von 2. Kor. 2 rückt den Triumphzug eines siegreichen Feldherrn ins Blickfeld, wenn er mit seinen Gefangenen im Gefolge von Ort zu Ort zieht, an vielen verschiedenen Punkten seinen Sieg feiert und sie als Beweis für seinen Sieg benutzt. Doch befinden sich in der Prozession auch noch solche, die Weihrauchfässer tragen, und der Weihrauch, der überallhin verströmt wird, redet auf zwei Arten zu zwei verschiedenen Gruppen von Leuten.

Da gibt es solche, die diesen Tag des Sieges damit feiern werden, dass sie getötet werden. Es bestand der Brauch, bestimmte notorische oder berühmte Gefangene bis zum Tag der großen Siegesfeier gefangen zu halten, und ein Höhepunkt dieses Tages bestand darin, dass sie hingerichtet wurden. Andererseits gab es solche, die dazu bestimmt waren, als besonderes Zeichen dieses Tages befreit zu werden. Den einen brachte also der Weihrauch den Tod nahe und ließ sie wissen, dass ihre Stunde gekommen war. Die andern jedoch ließ derselbe Weihrauch wissen, dass die Zeit ihrer Freilassung, ihrer Befreiung gekommen war. Derselbe Weihrauch verkündete Tod und Leben, Leben und Tod.

Im zweiten Teil des Bildes wechselt er vom ersten, wo er sich selbst als einen der Gefangenen sieht, die im Triumphzug mitgeführt werden, zu einem Gegenstand öf-fentlicher Darstellung des Triumphes des großen Feldherrn. Er hat sich selbst im Tri-umphzug des Herrn wahrgenommen, wo er als Demonstration der Größe dieses Sieges im Blickfeld steht.

Nun geht er zum zweiten Teil über und nimmt in der Prozession den Platz eines Weihrauchträgers ein, wobei er sagt, er ziehe Weihrauch verströmend durch die Welt, und dieser Weihrauch sage zwei Dinge und habe zwei Wirkungen, und er spreche zu zwei verschiedenen Gruppen von Leuten. Er beziehe sich auf Leben und Tod.

Doch der Apostel trägt diese Sache in sich, er betrachtet sich nicht bloss als einen, der äußerlich ein Weihrauchfass trägt. Er betrachtet sich selbst als das Gefäß und – auf eine seltsame, tiefe, innerliche Weise, so als sei es zum wesentlichen Teil seines eigenen Wesens geworden – auch als den Weihrauch. In seinen Augen ist er nicht nur der Spender des süßen Wohlgeruchs, sondern der süße Wohlgeruch selbst; er ist das Mittel, durch das dieser Effekt von den beiden unterschiedlichen Gruppen von Leuten registriert wird.

In dieser Darstellung eines Dieners des Herrn ist ein tiefes, starkes und ernstes Wort für all diejenigen unter uns enthalten, die in dieser Position als des Herrn Knechte stehen. Das, was von uns ausgeht, das, was die Wirkung unseres Lebens ausmacht, ist gemäß diesen Worten die Erkenntnis Christi. Überall kommen, nicht bloß durch, sondern auch wegen uns Menschen zu einer Erkenntnis Christi. Der eigentliche Zweck unseres Daseins ist der, dass Christus unsertwegen bekannt werden soll. Der von Gott bestimmte Weg, auf dem Menschen Christus kennen lernen sollen, ist der, dass wir da sind und uns unter den Menschen bewegen.


Das wesentliche Element im Dienst


Das ist einfach, und vielleicht anerkennen und akzeptieren wir es, doch der Extrapunkt, den es zu beachten gilt, ist der, dass es um etwas mehr geht als darum, Kenntnisse über Christus weiterzugeben; wir selbst müssen den Menschen gegenüber zur Erkenntnis Christi werden. Es besteht ein sehr großer Unterschied zwischen dem, dass wir die Wahrheit in Bezug auf den Herrn Jesus weitergeben – selbst in großem Maße, in einer großen Fülle, Wahrheiten, die nicht geleugnet werden können, weil es wirklich die Wahrheit ist – und jenem seltsamen, tiefen, unerlässlichen Element, dass wir selbst diese Wahrheit sind, dass diese Wahrheit ihre Kraft, ihre Stärke aus der Tatsache schöpft, dass es hier solche gibt, welche ein lebendiger Ausdruck davon sind; die durch die Tiefen gegangen sind, getestet und geprüft wurden, die von Ort zu Ort geschleppt wurden, die Erfahrungen von intensiver Härte unterworfen worden sind, und die im Feuer Christus gelernt haben, und die daher in sich selbst eine Verkörperung der Erkenntnis Christi sind.

Wo immer sie hinkommen, haben sie nicht einfach Wahrheit weiterzugeben, sondern Männer und Frauen haben durch sie (bzw. durch ihren Dienst) Christus gelernt, und man kann von ihnen sagen: Es ist nicht nur das, was sie sagen; es geht etwas von ihnen aus. Da ist ein unbeschreibliches «Etwas», das ein Extra-Element zu dem darstellt, was sie sagen. Dieses «Etwas» gewinnt seine Realität aus ihrem Wesen, und ihr spürt, dass es nicht nur die Worte sind, sondern die eigentliche Tugend, die hervorströmt, wenn sie reden, die von ihrer bloßen Gegenwart ausgeht. Davon redet der Apostel. Das ist der wahre Wert jeder Erkenntnis Christi, die wir vermitteln können, die andere sich durch uns aneignen können. Es ist dann nicht so, dass sie durch uns mehr Wissen über Christus gewinnen, sondern Christus selbst wird ihnen vermittelt. Das ist es, wofür wir den Herrn sehr ernsthaft suchen sollten.

Der Preis des wahren Dienstes


Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass dies den Preis des Dienstes repräsentiert. Ein Dienst dieser Art ist etwas sehr Kostenintensives. Es ist so verschiedene davon, einfach ein Prediger als solcher zu sein. Das Predigen mag etwas Glanzvolles an sich haben, es mag faszinierend sein, eine Versammlung (mit seinem Vortrag) zu fesseln und alles übrige, aber das alles kostet nicht viel und befriedigt nur das Fleisch. Die Falle des Scheinwerferlichtes, die Falle der Publizität, die Falle der Befriedigung, die Macht über Menschen zu spüren, das alles hat dem Predigen das Herzblut, die Leidenschaft, die Seelenqual genommen. Paulus war kein Prediger dieser Art. Es ist schön und gut, von Paulus als dem großen Prediger und Redner zu sprechen und zu versuchen, entlang dieser Linie ein weiterer Paulus zu sein. Doch ein Paulus zu sein ist eine verzweifelt kostspielige Angelegenheit, und jemand zu sein, der Christus mitteilt, ist etwas, in das unser Herzblut hineinfließen muss.

Diese Art von Dienst kann dem Fleisch keine Befriedigung verschaffen. Diese Art von Dienst ist nicht etwas, wonach wir uns von uns aus ausstrecken sollten. Hinsichtlich dieses Dienstes sollten wir (Gott) anflehen, davon befreit zu werden, es sei denn, unser leben und unsere Herzensleidenschaft sei es, dass Christus – und nicht wir selbst, sondern Christus selbst – bekannt wird. Ertragt dieses Wort an euch, die ihr dem Namen des Herrn dient.

Dies ist der wahre Wert des Dienstes. Es ist in der Tat eine kostspielige Sache, es ist etwas, wofür wir leiden müssen, und doch ist es etwas, das weit über Worte hinausgeht, weit über kluges Denken und gekonnte Ausdrucksweise hinaus, weit über jenes akute nadelscharfe Gehirn hinaus, das die Wahrheit begreift und dann damit beginnt, sie von sich zu geben. Es handelt sich um einen Extrafaktor, ohne den auch die beste Ausrüstung von Natur aus es nicht schaffen wird, das göttliche Ziel zu erreichen. Es geht, mit einem Wort, darum, dass Christus vermittelt wird, und nicht darum, dass über Christus gesprochen wird; Christus soll mitgeteilt werden.

Paulus sah, dass kein Zweifel darüber bestand, dass dieser Dienst effektiv war, obwohl in zwei verschiedenen Richtungen wirksam. Nicht immer hatte er zum Ergebnis, dass Menschen ins Leben hinein sprangen, und doch brachte er irgend ein Ergebnis. Wenn er Leute noch tiefer in den Tod hinein tauchte, dann war dies ein Beweis seiner Effektivität. Wenn einzelne Gewissen vom Tod heimgesucht wurden, dann bewies dies seine Kraft. Um geistliche Wirkung zu erzielen, ist es erforderlich, diese Art von Diener zu sein, der wir sind. Die lebendige Erkenntnis von Christus, uns nahe gebracht durch Gefäße, die durch Feuer geformt und gewirkt wurden, wird in erster Linie unseren Zustand erkennen und unseren Zustand intensivieren. Sie kann nur diese zwei Dinge bewirken. Die zwei Zustände werden hier so dargestellt: Auf dem Weg des Lebens und auf dem Weg des Todes.


Die Auswirkungen dieses Dienstes


1. Vom Tod zum Tode
(A) Die Unerretteten betreffend
Wir wollen uns in dieser Frage ganz im Klaren sein. Nicht einen Augenblick lang soll dies heißen – nicht einmal andeuten – dass einige zum Tod und zur Verdammnis vorausbestimmt sind, andere jedoch zum Leben und zur Errettung. Das ist hier nicht gemeint. Worum es hier geht, ist folgendes: Es gibt solche, die das Leben zurück-weisen, und dadurch bringen sie sich auf den Weg des Todes. Dann gibt es solche, die für das Leben offen sind und sich deshalb auf dem Weg zum Leben befinden. Es ist wirklich eine Frage der Herzenseinstellung. Es hat in erster Linie nichts mit der göttlichen Prädestination zu tun. Es hat mit unserer Einstellung Christus gegenüber zu tun, mit unserer Einstellung der Erkenntnis Christi gegenüber, wenn sie uns auf lebendige Weise nahe gebracht wird. Das lässt sich leicht erklären. Es ist möglich, dass es solche gibt, die nicht offen sind für Christus. Sie haben keinerlei Absicht, ihr Leben dem Herrn zu übergeben. Sie sind weit davon entfernt, zu meinen, sie müssten gerettet und darum Christen werden, oder wie immer sie es nennen würden. Das ist weder ihr Gedanke noch ihre Absicht. Sie sind nicht offen, sie sind völlig verschlossen. Es steht für sie ganz fest, dass sie keinesfalls Christen, noch religiös, noch bekehrt werden wollen, oder wie immer sie es bezeichnen möchten. Für sie ist die Situation so schlecht wie sie überhaupt schlechter nicht sein könnte. Christus wird ihnen auf lebendige Weise nahe gebracht, und sie sind nicht offen für Ihn, und sie können nicht bleiben, wie sie sind. Sie werden in ihrer Position noch verstärkt, und sie werden noch entschiedener und konkreter dorthin eingebunden bleiben, wo Christus ihn Tod gebracht hat, indem Er ihnen nage gebracht wurde, es sei denn, sie änderten ihre Einstellung.

Sie mögen sich dessen kein bisschen mehr bewusst sein, dass sie festliegen, aber sie liegen fest. Das Näherkommen Christi wird sich gemäß dem Wort vollziehen, ebenso gemäß der Wahrheit, von Tod zu Tod, von einem Maß des Todes zu einem verstärkten Maß des Todes, von einem Punkt der Distanz zu Christus und der Errettung zu einem noch entfernteren Punkt, weiter weg von Christus und der Errettung. Und sollte je der Tag kommen, an dem sie umkehren und nach dem Herrn verlangen, dann würden sie eine zehnfach schwierigere Zeit durchmachen, als sie sie vorher gehabt hätten, und ihre Errettung würde mit den schrecklichsten Leiden befrachtet sein. Die unendliche Pein dieses Sachverhalts ist die: «Er, der oft zurechtgewiesen wurde, verhärtet sich ... und er geht plötzlich zugrunde, ohne jedes Heilmittel». «Heute, wenn ihr meine Stimme hört, verhärtet nicht euer Herz». Der Pharao verhärtete sein Herz einmal, und dann trat Gott dazwischen und verschloss sein Herz, und Pharao war unfähig, es wieder zu öffnen, obwohl er es gewollt hätte. Das ist die Gefahr eines Menschen, der sich da befand, wo Christus ihm nahe gebracht wurde, und doch sein Herz verschloss und nicht darauf einging.

(B) Die Erretteten betreffend
Das trifft nicht nur im Falle unserer anfänglichen Errettung zu. Das ist auch so im Falle des Gläubigen. Es war nicht nur Pharao, der in diesen furchtbaren, tragischen und katastrophalen Zustand verfiel; auch Israel in der Wüste, obwohl es vom Pharao errettet worden war, verfiel darein. Die Worte in Hebräer 3 waren an Israel in der Wüste gerichtet, und die ganze Generation schaffte es nicht, Gottes vollen Vorsatz und Gedanken zu erreichen. Warum? Weil ihnen der Vorsatz Gottes, der Wille Gottes nahe gebracht worden war, sie jedoch sich nicht dazu bequemten, darauf einzugehen. Sie waren so weit gegangen, sie waren heraus gekommen und hatten sich bis zu einem gewissen Punkt voran bewegt, dann aber gingen sie nicht weiter. Aus diesem oder jenem Grunde hörten sie auf, von einem bestimmten Punkt an mit dem Herrn weiterzugehen. Das Wort Gottes macht es vollkommen klar, dass sie nicht einfach dort stehen blieben, sondern, nachdem sie stehen geblieben waren, setzte ein verstärkter Prozess ein, der es ihnen schließlich verunmöglichte, in das hineinzugelangen, was Gott für sie bestimmt hatte.

Das Tor wurde ihnen geöffnet und vor sie hingesetzt. Ihr Herz war unvollkommen im darauf Eingehen und in der Hingabe. Das führte zu dem Ausgang, dass, als sie hinein gehen wollten und sich aufrafften, es zu tun, sie das notwendige geistliche Leben nicht hatten, und die Konsequenzen waren katastrophal. «Zu spät» ist eine schreckliche Realität, wenn wir uns ihr stellen müssen. Das mag auf den unerretteten Sünder zutreffen; aber es kann sich auch auf den vollen Zweck der Errettung beziehen – das Erbe, die Fülle Christi. Die Wahrheit zu empfangen und nicht darauf eingehen bedeutet den geistlichen Niedergang und der Verlust der Fähigkeit. Es ist sehr wohl möglich, dass wir zum Herrn gehören und so weit gegangen sind, dann aber inne gehalten haben; und doch, von dem Tage an, da wir still standen, als wir aufhörten, gehorsam zu sein, dem Herrn zu folgen, auf Seinen geoffenbarten Willen einzugehen, wurde Christus uns wieder und wieder auf lebendige Weise nahe gebracht, und dies alles mit der Absicht von Seiten des Herrn, uns dazu zu bringen, dass wir uns von unserer Position fortbewegen, weiterzugehen; doch Nein! Jedesmal geschah stattdessen ein Rückstoß. Wir schafften es nicht, uns zu erheben und zu sagen: Ich gehe mit Gott weiter! Solche Leute bleiben nicht in jenem Zustand. Ständig, vielleicht unbewusst, schreitet die Verhärtung im Innern weiter, die sich schließlich als eine Situation herausstellen wird, bei der es unmöglich ist, sie zu überwinden.

Es gibt einen Abschnitt in der Schrift, der von denen redet, die sogar das Feuer berührt haben und sich dessen nicht bewusst sind; auf deren Häupter graue Haare sind, und sie wissen es nicht: Die Zeichen verlorenen Vitalität, eines verlorenen Lebens. Die Zeit ist abgelaufen, und sie sind sich dessen nicht bewusst. Es ist furchtbar, plötzlich aufzuwachen und festzustellen, dass dein Leben vorbei ist, dass alles, was für Gott hätte sein können, nicht mehr möglich ist.

Wenn wir älter werden und uns ganz natürlich mehr mit der Vergangenheit als mit der Zukunft beschäftigen (geistlich gesehen tun wir das natürlich nicht), enthält das Leben eine ganze Menge mehr in der Vergangenheit als in der Zukunft; wir erkennen, wie viel mehr hätte sein können, und wir bedauern, dass wir nicht mehr aus den Gelegenheiten und den Jahren gemacht haben. Wir erwachen zu der Tatsache, dass wir nicht mehr die Kraft haben, etwas zu meistern, dass es uns nicht mehr möglich ist, Dinge gut zu machen. Denkt einmal in Bezug auf ewige Dinge darüber nach! Ständig kam Christus uns auf lebendige Weise nahe, und doch sind wir nie in das, was es bedeutete, wirklich eingetreten. Mehr noch; es hat nur unsere Todesposition verstärkt. Oh, ein furchtbarer Gedanke! Das, was zum Leben gedacht war, hat in uns Tod bewirkt.

Ist dies nicht ein starker Appell an unsere Herzen, dass wir uns aufmachen und weiter gehen sollten; dass wir unseren Zustand betrachten und sagen sollten: Bin ich eingeschlossen? Werde ich unfähig, mich weiter zu bewegen? Obwohl es zu einer Zeit schwierig gewesen sein mochte, wenn ich mich aber dennoch durch die Gnade Gottes entschlossen hätte, mich weiter zu bewegen, dann wäre ich an einem anderen Ort, als wo ich mich jetzt befinde; heute finde ich es schon weniger als je möglich, je weiterzugehen, und wenn Dinge mir zugeführt werden, wenn Christus mir nage gebracht wird, wenn die Wahrheit mir nage gebracht wird und Appelle gemacht werden in meiner Gegenwart, stelle ich fest, dass ich noch weniger geneigt bin, darauf einzugehen! Das ist eine schreckliche Situation, denn dann bedeutet Seine Erkenntnis Tod zum Tode.

Oh, schüttelt den Staub von euch ab, solltet ihr euch in dieser Situation befinden! Wenn euch während Jahren Christus auf lebendige Weise nahe gebracht worden ist, und ihr nicht in den lebendigen Wert davon gekommen seid, dann ist es jetzt Zeit für euch, vor Gott hinzutreten und zu sagen: Das muss aufhören; dieses Todesregime muss beendet werden. Diese Knechtschaft muss zu einem Abschluss gebracht werden; ich muss damit brechen und mit Gott weiter gehen! Suche die Gnade Gottes, um diese Sache durchzukämpfen, damit ihr nicht alles, was der Herr euch zugedacht hat und euch wieder und wieder nage gebracht wurde, in Ewigkeit verpasst!

Man kommt nicht von der Tatsache los, dass Christus wirksam ist. Wenn er nicht wirksam ist zum Leben, dann ist er eben trotzdem wirksam. Es ist unmöglich, dass der Heilige Geist Christus nahe bringt, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Das gibt es nicht, dass Gottes Wort leer zu Ihm zurückkehrt. Es wird einen Zweck erfüllen, und der Vorsatz Christi besteht darin, Menschen nicht dort zu lassen, wo sie gerade sind, sondern, sie wenn möglich zum Leben zu führen; und, wenn sie nicht willens sind, ihren Zustand zu intensivieren, so dass sie an Dem Tage keinen Grund mehr haben, auf dem sie stehen könnten. Wenn Gott verdammt, dann verdammt er gründlich, und er lässt keinen Raum mehr für irgendwelche Argumente.

2. Vom Leben zum Leben
Das Leben mag sich in sehr einfachen Formen darstellen. Auch mag es bloß in geringem Maße vorhanden sein. Vielleicht benötigt es nur eine Offenheit des Herzens, Willigkeit des Geistes, doch tendiert dies schon zum Leben hin, Leben in seinen einfachsten Formen, das sich ausstreckt, noch unfähig, sehr viel zu unternehmen, dennoch offen und ausgestreckt. Ach ja! Schon nur das Herz offen für den Herrn, bereit für den Herrn. Das sich Nahen des Herrn bedeutet eine Mitteilung von mehr Leben. Damit Leben wächst, ist es erforderlich, dass das Leben, das bereits vorhanden ist, aktiv ist. Auch wenn es nur in seiner einfachsten und geringsten Form vorhanden ist, sollte es aktiv sein. Es handelt sich einfach um einen Zustand des Herzens. Seid ihr tot, oder seid ihr lebendig? Seid ihr unbeteiligt (indifferent), oder streckt ihr euch nach etwas aus? Der Herr naht sich uns, um mehr von sich selbst in Form von Leben jedem Herzen mitzuteilen, das für Ihn offen ist. Es ist wunderbar und segensreich zu sehen, was geschieht, wenn das Herz offen und der Geist rein ist. Vielleicht ist nicht sehr viel Energie, viel Verständnis, viel Unterweisung, viel Wahrheit und Belehrung vorhanden, doch die segensreichsten Ergebnisse finden sich nicht immer dort, wo ein großes Verständnis der Wahrheit vorliegt, sondern viel eher dort, wo eine Einfalt, Ehrlichkeit und Offenheit des Geistes vorhanden ist. Gewisse Leute sind viel zu sehr informiert, um (wirklich) zu leben. Der Kopf bestimmter Leute ist das große Hindernis für ihr geistliches Wachstum. Es ist beachtenswert, dass der heute nicht besonders aktiv ist unter den Leuten, die so viel wissen, und es sieht nicht so aus, dass Er daraufhin wirkt, möglichst viele clevere Leute zu gewinnen, gut informierte Leute, Leute, die als Autoritäten anerkannt sind. Der Herr bewegt sich auf eine wunderbare und segensreiche Weise unter Leuten, deren Herzen offen sind, deren Geist einfältig ist, und die wenig abzulegen haben, um Ihm zu folgen. Sind wir im herzen aktiv für den Herrn? Gehen wir wirklich voran, oder sind wir zu einem Stillstand gekommen? Haben wir etwa noch gar nie angefangen?

Hier wird Christus nahe gebracht, und so kann eine Zunahme von Christus, eine Zu-nahme des göttlichen Lebens, erfolgen. Es wird davon abhängen, ob ihr offen seid, ob ihr nicht zu sehr betroffen, nicht besonders interessiert, passiv, vielleicht sogar widersprüchlich seid; oder ob – nicht, dass ihr große Fähigkeiten besäßet, oder Kenntnisse oder ein Verständnis dessen, was das alles bedeuten soll – ob euer Herz offen ist und sich nach dem Herrn ausstreckt. Wunderbare Dinge können geschehen, wenn ihr euch in diesem Zustand befindet. Es ist nicht so, dass ihr ein vollkommenes Verständnis von allem haben müsst, auch benötigt ihr kein Vertrauen in euch selbst, dass wenn ihr euch bewegt, ihr es auch durchhalten könnt, sondern euer Herz muss einfach lebendig sein dem Herrn gegenüber; dann ist alles möglich. Das ist der Weg des Lebens (und auf dem Weg des Lebens zu sein kann bloß bedeuten, an seinem Anfang, dass ihr euch eben nach dem Herrn ausstreckt), das ist die Richtung des Lebens. Dass ihr euch in diesem Zustand befindet, ist der Weg des Lebens. Dass ihr gehorsam seid, was für Licht der Herr euch auch immer gegeben hat. Dass ihr allem gehorsam seid, was Er euch als Seinen Willen kundgetan hat, das ist der Weg des Lebens, und auch der Weg des zunehmenden Lebens.

Der Weg des Todes mag an seinem Anfang dies sein, dass ihr keinerlei Absicht zeigt, dem Herrn zu gehören; oder, ein bisschen weiter, da der Herr in deinem Herzen gesprochen hat: Das ist mein Weg für dich; das ist mein Wille für dich! Habt ihr vielleicht gar nicht gesagt: «Nein, Herr!» zumindest nicht mit Worten, aber euer weiteres Leben hat genau das gesagt. Dieses Nein! hat vielleicht während fünf oder zehn Jahren über eurem Leben gehangen, vielleicht sogar noch länger. Es ist nicht so, dass ihr je konkret gesagt hättet: Ich werde nie gehorsam sein; diesen Weg gehe ich nicht! Vielleicht habt ihr ganz einfach nichts getan. Das ist schon negativ! Das heißt: Nein! Es ist kein klares Ja zum Herrn. Und die Folgen sind ungeheuer. Wenn wir daran denken, dass es nie eine Darstellung Christi ohne eines dieser beiden Resultate geben wird: Entweder nehmen wir zu, oder wir nehmen ab; entweder wir werden positiver oder das Gegenteil; entweder wir bewegen uns auf einem noch größeren Weg des Todes oder auf einem noch größeren Weg des Lebens; das ist etwas Ungeheures. Es ist unmöglich, von diesen Alternativen loszukommen.

Der Apostel fühlte die Ernsthaftigkeit dieses Sachverhalts, und ganz gewiss verspüren auch wir sie. Der Apostel war sich so tief dieser Ernsthaftigkeit dieser Position bewusst und wurde von ihr so bewegt, dass er sagte: «Wer ist dazu imstande?» Überlegt einmal, dass, wohin immer ich auch gehe, die Wirkung meines Lebens entweder mehr Leben oder mehr Tod sein wird! Es ist sehr ernst, mit jemandes Leben zusammen gebunden zu sein. So möchten wir bitten, ja, wir flehen euch an, dass (die Wirkung) doch Tod zum Tode sein möge! Offnet das Herz! Streckt euch nach dem Herrn aus! Bewegt euch im Gehorsam auf jedes bisschen Licht hin, das Er euch gegeben hat, und es wird für euch ein Geruch des Lebens zum Leben sein.


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