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Noch mehr Pioniere des himmlischen Weges

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Mär-Apr 1969, Vol. 47-2. Originaltitel: "More Pioneers of the Heavenly Way". (Übersetzt von Manfred Haller)

«... denn zur Lebensrettung hat mich Gott vor euch her gesandt» (1. Mose 45,5).

«Aber Gott hat mich vor euch her gesandt, um euch einen Überrest zu sichern» (1. Mose 45.7).

Aus dieser doppelten Aussage - «Gott hat mich vor euch her gesandt...» - geht klar hervor, dass Joseph einer von Gottes Pionieren des himmlischen Weges war. Seine Geschichte enthält einige sehr wertvolle Dinge in Bezug auf das Vorgehen Gottes. Lasst uns wiederholen, was wir schon früher in diesem Zusammenhang gesagt haben: dass wir nicht an einer Biographie der Leute interessiert sind, von denen wir reden, sondern nur an dem, was sie an geistlichen Wahrheiten in Bezug auf die Verfolgung von Gottes höchsten Zielen repräsentieren. Wir müssen uns daran erinnern, dass Gottes volles und endgültiges Ziel in Seinem Sohn Jesus Christus zusammengefasst ist. Darum ist die Bibel durchwegs das Buch von Jesus Christus. Jeder Teil von ihr hat irgendwie etwas mit diesem Ziel und Gegenstand zu tun. Es gibt weniger Fälle im Alten Testament, die tiefer und klarer Jesus Christus als Gottes Ziel ankündigen, als Joseph dies tut.

Das wird umfassend angezeigt in den zwei Fragmenten, die oben angeführt sind und die den ganzen Vorsatz seiner Geschichte zusammenfassen. Wir können das Leben und die Geschichte Josephs nur verstehen, wenn wir den Vorsatz erkennen, der alles beherrscht. Wenn dies genau lokalisiert worden ist, können wir ohne Schwierigkeiten sehen, wie er auf Christus hinweist. Seine doppelte Aussage ist die, dass die Souveränität Gottes in seiner Geschichte dieses eine und umfassende Ziel und diesen Gegenstand zum Inhalt hatte, «Leben zu erhalten».

Das Leben eines erwählten Volkes was das alles bestimmende Ziel. Das war zweifellos die Mission des Sohnes Gottes, und es ist der fundamentale Faktor in der ganzen Bibel.

Nachdem wir das gesagt haben, können wir den Kurs bestimmen, auf dem dieses Ziel angesteuert wurde: mit dem kurzen Marschhalt, um einzublenden, dass alle Dienste in der Wahl und Einsetzung durch Gott sich auf dieses eine Ziel Christi beziehen.

Die Geschichte von Joseph ist sowohl eine sehr menschliche Geschichte als auch eine sehr göttliche Geschichte, doch mit einem Schlüssel zu beiden. Dazu werden wir gleich kommen.

Auf der menschlichen Seite, d.h. wenn wir es bloß vom natürlichen Standpunkt aus lesen, gibt es Gesichtspunkte, die als recht bedauernswert betrachtet werden können. Zum Beispiel, dass ein Vater ein einzelnes Glied einer großen Familie bevorzugt, ist sehr unklug. Welche Argumente man auch immer dafür vorbringen mag, es erzeugt bloß Eifersüchteleien und Komplikationen. Joseph war ganz klar der Liebling seines Vaters, und vielleicht wurde er – oder es war sogar offensichtlich so – aus einer besonderen Parteilichkeit heraus bevorzugt behandelt. Denn Joseph hatte Träume, die ihn in eine spezielle Position der Überlegenheit über seine Brüder versetzte. Es ist ganz in Ordnung, Träume zu haben, doch es ist von zweifelhafter Diskretion, sie eurer Familie zu erzählen, besonders wenn sie von dieser Art sind. Auf ganz natürliche Weise könnten sie den Eindruck von Arroganz und Selbstruhm erwecken. Es wäre deshalb für die Familie sehr natürlich, eine Abneigung für einen solchen Bruder zu entwickeln.

Ihr wisst, Jesus war der besondere Gegenstand der Liebe seines Vaters. Er kannte das Schicksal, die Bestimmung, die mit seinem Leben verbunden war. Ferner – obwohl in seinem Falle keineswegs auf indiskrete Weise – erzählte er der Familie Jakobs (den Juden) freimütig von beidem – von der Liebe seines Vaters zu ihm, und was seine Bestimmung war ÜBER IHNEN. Das war zweifellos der feindselige und natürliche Hass gegen ihn und für das, was sie ihm antaten.

Es gibt Andeutungen, dass er das einsame und suspekte Glied seiner eigenen Familie war, denn es wird definitiv festgestellt, dass «seine Brüder nicht an ihn glaubten». Er war deshalb ein einsamer Mann, in seiner Familie und in der Welt diskreditiert. «Verachtet und von den Menschen verlassen». Dies führte, wie bei Joseph, in seinem Fall zu tiefem und dunklem seelischem Leiden, zu Boshaftigkeiten, Intrigen, zu mysteriösen Wegen der Vorsehung, und zu scheinbarer Gottverlassenheit. «Das Eisen drang in seine Seele», oder «Seine Seele drang ins Eisen». Eine lange Periode des geduldigen Wartens auf die Zeit Gottes zur Vollendung seiner von Gott bestimmten Mission war damit verbunden.

Die anderen Details von Josephs Geschichte müssen hier nicht weiter verfolgt werden. Wir müssen unsere Schritte zurückverfolgen, um die göttliche Seite von dem allem zu begreifen. Die Souveränität Gottes ist unfehlbar. «Gott sandte mich vor euch her». Die souveräne Vorkenntnis in diesem Wort «vor» ist, zumindest für Joseph, klar, als er, im vollen Licht der tiefen und verborgenen Wege Gottes- myseriöse Vorsehung - seinen Brüdern erklärte: «Ihr meintet es böse, aber Gott brauchte es zum Guten». Was für ein «Doch» - «Doch Gott»!

«Dein Weg, o Gott, ist in der Tiefe».

Nachdem wir die menschliche und die göttliche Seite erwähnt haben, haben wir noch nicht die ganze Geschichte erzählt. Es gibt da ein Element, das keines von beiden ist: es ist das satanische. Das ist ein zusätzlicher Faktor, mit dem alle Pioniere des himmlischen Weges rechnen müssen. Die Eifersucht und der Hass von Josephs Brüdern nach dem Fleisch, und ganz besonders diejenigen im Falle von Jesus, waren nicht einfach natürlich. Es war etwas Finsteres darin. Es ist nicht leicht für uns zu verstehen, wie Satan weiß, doch von der Schrift her ist klar, dass er eine unheimliche Kenntnis von Gottes Absichten besitzt, und noch seltsamer ist es, dass jene Absichten mit dem Leben eines auserwählten Dienstgefäßes in Bezug auf diese Absichten verbunden sind. Das ist ganz offensichtlich - und vollständig so im Falle des Herrn Jesus. Angefangen bei Herodes‘ satanisch inspirierten Kindermord mit dem einzigen Objekt, den Einen zu vernichten, bis hinauf ans Kreuz ist diese finstere und teuflische Motivation offensichtlich, weil er - Satan - wusste, wer dieser Eine war, und was sein Schicksal sein sollte. Es war alles so unnatürlich, und es kann bloß auf dem Grund zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen erklärt werden.

So war es bei Joseph. Was die menschliche Seite betrifft, könnt ihr sagen, was ihr wollt, es lag etwas Tieferes in seiner Geschichte als bloß die Haltungen und Handlungen der Menschen. Er war in den göttlichen Ratschlüssen ausersehen als ein Pionier des Lebens, und Satan wusste das. Etwas war von Anfang an dem Leben Josephs auf den Fersen, und dieses «Etwas» war ein Element der Gegnerschaft, obwol er der Liebling seines Vaters war.

Die Wege von jedem Pionier des himmlischen Vorsatzes wird stets dieses Ver-stricktsein in Schwierigkeiten und Gegnerschaften aufweisen, was nie das Los von gewöhnlichen Leuten ist. Wie die Berufung das Prinzip der Erwählung ist, so ist die Berufung auch die Ursache von allen Schwierigkeiten. Ein Pionier auf dem Weg von Gottes ewigem Vorsatz lernt vieles von der «Gemeinschaft seiner Leiden» kennen; doch ist der Thron, und die Krone, und die Herrlichkeit im Blickfeld, «denn Gott wollte (und will es immer noch) es so.


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