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Die ständige Notwendigkeit für Korrektur

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Nov-Dez 1945, Vol. 23-6. Originaltitel: "The Constant Need for Adjustment". (Übersetzt von Manfred Haller)

Von Zeit zu Zeit, durch alle Zeitalter hindurch, wurden diejenigen, die in einer entschiedenen Beziehung zu den Dingen Gottes standen, entweder verführt, oder sie drifteten ab, oder gelangten aus irgend welchen Gründen zu fixen und systematisierten Positionen in Bezug auf die Wege, Werke und Vorsätze Gottes - und gerade diese fixen Ideen haben Ihn eingeschränkt, haben sie gebunden und führten dazu, dass sie sich im Kreise drehten, anstatt dass sie sich auf einem direkten Kurs auf eine sich immer mehr ausweitende und klärende Fülle und Neuheit zubewegten.

Dieser Drang nach Fixiertheit und Endgültigkeit in den Konzepten hat das Volk Gottes oftmals mit einer fatalen Sackgasse bedroht. Tatsächlich beruhte Israels Gefangenschaft und seine schließliche Zerstreuung unter die Nationen mit all ihren Jahrhunderte währenden Qualen weitgehend auf ihrer fixen Idee, als Gottes Auserwählte völlig in Ordnung zu sein. Dieselbe Gefahr drohte auch den echten geistlichen Weg und den Vorsatz Gottes mit den Jüngern Christi zu verhindern. Weil sie jüdische Vorstellungen mit ihrem natürlichen Verstand interpretierten, hegten sie Vorurteile und Vorbehalte, die ihr geistliches Leben bedrohten und sie in Konflikt brachten mit dem Sinn und dem Weg Christi. Das Leben und der Dienst von Paulus stieß ständig auf die Opposition genau dieses Elementes, und er selbst in der Zeit vor seiner Bekehrung ist ein überragendes Beispiel für diese Gefahr.

So ist es seither durch die Jahrhunderte gewesen, und es ist auch eines der größten Hindernisse für eine schnellere Realisierung des Gedankens und Vorsatzes Gottes in unserer Zeit. Tatsache ist, dass Gott sich nicht bewegen oder irgend etwas tun darf, das nicht mit der akzeptierten und anerkannten Ordnung der traditionellen evangelikalen Christenheit konform geht. Alles, was sich außerhalb eines vorgeschriebenen Kreises dessen, was bisher getan und wie es für Generationen immer getan wurde, gilt als suspekt und wird boykottiert. Die offiziellen Institutionen der organisierten evangelikalen Christenheit sind die letzte Berufungsinstanz. Auch wenn es bestimmte grundlegende Tatsachen gibt, die ihrem Wesen nach unabänderlich und unauflöslich sind, gibt es stets in allem, was von Gott kommt, einen Reichtum und eine Fülle von Bedeutung und Wert, die seiner unendlichen Quelle und seinem Ursprung entsprechen; und der Geist der Wahrheit kann uns ständig bewusst machen, dass Gottes Bedeutung unsere Wahrnehmung unendlich transzendiert.

Wir dürfen darum den Umfang der Wahrheit oder unserer Interpretation nie in Fächer einschließen, und unsere Methoden und unsere Struktur der Lehre oder des Werkes so fixieren, dass es dem Herrn nicht mehr möglich ist, uns zu zeigen, dass, obwohl eine bestimmten Art des Wirkens zu einem bestimmten Zeitpunkt völlig in Ordnung ist, dies jedoch nur relativ so war, denn volleres Licht bedeutet weitere Korrekturen. Und dies alles nicht deshalb, weil der Herr sich entwickelt oder sind ändert, sondern weil wir uns nur durch das Leben bewegen und verändern können, wenn wir an Verständnis wachsen.

Wir wagen anzumerken, dass eine Zeit angefangen hat, da die alten und fixen Positionen des traditionellen Christentums ihren Griff nicht nur auf die christliche Öffentlichkeit ganz allgemein, sondern auch auf viele ernsthafte Sucher nach Realität verlieren... etwas was man nicht in vielen Gemeinden findet; wonach sie Ausschau halten, ist das echte und wahre Leben Gottes.

Die Frage, mit der wir alle konfrontiert werden, ist die: Kann der Herr uns in seine Fülle in Christus hinein führen, ohne ständig gegen etwas in unseren Mitbringseln zu stoßen, das vielleicht nicht fixierte Wahrheit, aber unsere fixe Beschränkung ihrer Bedeutung ist; oder etwas in unserer fixierten Position in irgend einer Richtung oder Verbindung? Ausdauer, Unbeweglichkeit, Treue etc. müssen dem Herrn und den fundamentalen Realitäten des Glaubens gelten, und auch dem Vorsatz, für den und zu dem er uns im Leben und Dienst berufen hat; doch Korrigierbarkeit ist eine wesentliche Voraussetzung zu Wachstum und Zunahme an Licht und Fülle. Gleichzeitig können wir uns nur ändern und vorankommen, wenn in uns ein grundlegendes Werk des Kreuzes geschieht, durch welches die Kraft der Natur, besonders dort, wo sie auf göttliche Dinge übergreift, beseitigt wird.

Der Herr möge uns als solche antreffen, die nur ein Ziel haben, und dieses wirklich um jeden Preis: «Um ihn zu erkennen».


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