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Gottes gegenwärtiger Vorsatz

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Mär-Apr 1938, Vol. 16-2. Originaltitel: "God's Present Purpose". (Übersetzt von Manfred Haller)

Es wäre hilfreich für uns, wenn wir an die spezielle Natur dieses Heilszeitalters erinnert würden, das die Periode von der Himmelfahrt des Herrn Jesus bis zu seiner Wiederkunft umfasst; und es ist gut für uns, wenn wir auch daran erinnert werden (es ist eine Tragödie, dass das Volk Gottes nicht ständig durch dieses Heilszeitalter daran erinnert wurde), dass in diesem Zeitalter - in diesem Heilsabschnitt - Gottes Hauptsorge für diese Welt dem gilt, etwas aus ihr zu machen... und nicht etwas mit ihr zu machen oder etwas in ihr oder aus ihr zu gewinnen.

Solange wir in dieser Sache keine Klarheit haben, werden wir in allen andern Dingen in Bezug auf den Herrn verwirrt sein: Im Blick auf sein Werk, auf seinen Vorsatz oder auf unser Leben in Gemeinschaft mit ihm.

Der Herr ist vorrangig damit beschäftigt, etwas aus dieser Welt herauszunehmen. Der ganze Rest ist bloß eine Vorbereitung dieser Welt auf das Gericht. Wenn diese Aktivität Gottes, etwas aus dieser Welt herauszunehmen, vollbracht ist, dann wird das Gericht dieser Welt stattfinden. So sind also alle Vorstellungen, diese Welt zu verbessern oder in ihr etwas von Gott als von ihr zu errichten - also etwas für Gott hier aufzustellen - falsche Vorstellungen und werden uns in noch größere Irrtümer hinein... und, letzten Endes, zu Enttäuschungen führen.

In Verbindung mit dieser hauptsächlichen Aktivität Gottes in dieser Heilszeit, ist das nächste, woran es zu erinnern gilt, dies, dass dieses Herausnehmen aus dieser Welt vorwiegend geistlich ist. Natürlich nimmt der Herr sein Volk buchstäblich aus der Welt heraus von Generation zu Generation, und - am Ende - wird sich ein mächtiges, buchstäbliches Herausholen des Überrests jener ereignen, die auf sein Erscheinen gewartet haben; doch ist das Herausnehmen durch dieses Heilszeitalter hindurch vorwiegend eine geistliche Angelegenheit. Das Buchstäbliche, Physische, ist bloß das Ende einer Phase.

Dieses geistliche Herausnehmen geschieht zunächst einmal durch eine Krise - die Krise einer neuen Geburt - in der uns bewusst wird, dass wir aus einem andern Bereich heraus geboren worden sind und dass wir nicht mehr länger zu diesem gehören - dass wir in der tiefsten Realität unseres Wesens durch die neue Geburt nicht mehr von dieser Erde stammen, sondern von oben. Das ist die Krise unserer Herausnahme aus dieser Welt. Dann, zweitens, wenn die Krise einmal vorüber ist, ist die Herausnahme, die Errettung oder die Emanzipation (was immer für ein Wort ihr bevorzugt) eine fortschreitende Angelegenheit. Sie ist, in einem gewissen Sinne, eine Pilgerschaft - ein Wegziehen; und wenn wir auf eine echte Weise mit dem Herrn wandeln, gelangen wir in einem geistlichen Sinne immer weiter und weiter von der Welt weg. Das sind einfache und elementare Wahrheiten, sie sind für niemand neu, aber es ist notwendig, dass sie betont werden, indem damit ein Fundament gelegt wird.

Das, was von Gott in dieser Welt bleibt, dient drei Zwecken. Wir beziehen uns jetzt auf das, was durch die Krise entstanden ist und sich im Prozess befindet... und was noch immer hier ist - hier, und doch nicht von dieser Erde. Und während es bleibt, bleibt es für drei Zwecke, die sich in drei verschiedenen Richtungen bewegen: zuerst in Richtung auf Gott; zweitens in Richtung auf uns selbst; und drittens, in Richtung auf die Welt.

Der auf Gott bezogene Vorsatz, warum es noch hier ist, dient dem Zweck, dass Gottes Rechte auf Erden repräsentiert werden. Genauso wie David, als er aus seinem Reich vertrieben wurde und Jerusalem verlassen musste, Zadok, den Priester mit der Bundeslade zurückschickte als ein Zeugnis für die Tatsache, dass dies Sein Platz war und dass er eines Tages dahin zurückkehren würde; so pflanzt der Herr, der ebenfalls aus dieser Welt hinausgetrieben wurde, strategisch sein Volk hierher in Bezug auf ihn selbst, damit es hier seine Rechte repräsentiert. So sind wir bewusst dazu berufen worden, hier auf Erden gegen die Ansprüche des Usurpators aufzustehen, als eine Herausforderung an Satans Anspruch, der Fürst dieser Welt zu sein, und dies für die Rechte dessen, der das Recht hat, zu regieren. Wir stehen ganz einfach für diesen Zweck hier im Blick auf ihn.

Was dem Aspekt dieses Versatzes betrifft, der sich auf die Sache Gottes selbst bezieht, die sich hier (unten) befindet, dieser dient dem Zweck, dass wir die wahre Natur von dem erkennen lernen, was von Gott ist. Wir werden für die Zeit unseres Aufenthaltes hier auf dieser Erde gelassen unter diesen andern Dingen, zum Zweck der Erziehung, und unsere Erziehung geht in die Richtung, zu lernen, welches die Natur einer Sache ist, die von Gott stammt. Wir haben viele Lektionen zu lernen - viele Dinge zu erkennen, um den Unterschied zwischen dem, was vom Menschen, und dem, was von Gott ist, herauszufinden, was von Adam stammt und was von Christus, was von der Erde ist und was vom Himmel, was vom Fleisch kommt und was vom Geist... und unsere Erziehung verläuft in dieser Richtung.

Es ist eine sehr erfahrungsmäßige und praktische Angelegenheit. Wenn wir, ihr und ich, plötzlich in den Himmel geholt würden; das heißt, wenn wir, sobald wir gerettet worden sind, in den Himmel verpflanzt würden, würden wir die Natur von allem, was von Gott ist, vollständig und sogleich erkennen; aber wir würden es auf eine Weise wissen, wie wir jetzt noch nicht wissen können. Um es anders herum zu sagen, wir erkennen jetzt auf eine Weise, wie wir nicht erkennen würden, wenn dies der Fall wäre. Wir würden es dann auf eine objektive Weise kennen - als etwas, das uns rund umgibt... und in das hinein wir auf diese Weise (durch direkte Entrückung) kamen; doch wenn wir hier in diesen konfliktreichen Elementen gelassen werden, lernen wir es auf eine erfahrungsmäßige Weise - es wird durch Leiden, durch Widersprüche, durch Züchtigung, durch ein großes Maß von innerer Geschichte in uns hinein gewirkt. Es wird in unser wahres Wesen hinein gearbeitet, und das ist die Art und Weise, wie Gott sein Volk lehrt. Es ist die absolut nützlichste Art; sonst hätte er eine andere Methode gewählt.

Dann, was den auf den Menschen bezogenen Aspekt dessen betrifft, was hier von Gott ist, so ist es eine Sache des Zeugnisses und Zeugendienstes. Diese zwei Worte bedeuten nicht genau dasselbe. Der Zeuge ist das Instrument selbst; das Zeugnis ist das, was der Zeuge von sich gibt. Der Herr muss hier etwas haben, das die Verkörperung der Wahrheit ist; und da es die Verkörperung ist, gibt es die Wahrheit von sich. Das ist der Unterschied zwischen Zeuge und Zeugnis, und wir sind hier auf der Erde, im Blick an den Menschen und die Welt, genau zu diesem Zweck - um die Verkörperung und der Ausdruck der Wahrheit zu sein. So seht ihr, dass der Herr, während der Herr das, was wesentlich und streng genommen von ihm ist, eine Zeit lang hier lässt, er damit nicht meint, es sollte sich hier festsetzen - es sollte sich hier konsolidieren - um ein Teil der Dinge hier unten zu werden. Es ist nur für einen göttlichen Zweck hier unten. Wenn diese Zweckbestimmungen einen Punkt erreicht haben, wo der Herr in seiner eigenen Weisheit und Souveränität findet, es sei jetzt besser, dass das Gefäß in den Himmel verpflanzt wird, dann wird er dementsprechend handeln.

All das wird mit zwei Gesichtspunkten des Lebens Christi zusammengefasst.

a. In der Welt, aber nicht von ihr. In jenen kurzen Aufenthalt waren die Gesetze eines Lebens eingepackt, das in Beziehung zum Himmel gelebt wurde, und nicht in Beziehung zu dieser Erde. Seine Stellung war, als er hier unten weilte, im Schoße des Vaters - bei Gott also, nicht von dieser Welt. Er lebte durch die Gesetze einer solchen Beziehung, und er lebte so, um die Tatsache aufzuzeigen, dass der Mensch berufen ist, durch Gott zu leben. Es stimmt, dass er von Gott war. Das steht im Augenblick nicht zur Frage, doch betonen wir die andere Seite, um zu sehen, warum es notwendig war, dass er hier lebte; der Grund war, die Tatsache herauszustellen, dass der Mensch auf Erden leben kann und dennoch von Gesetzen beherrscht wird, die, wenn sie befolgt werden, aus ihm etwas anderes machen als einen Menschen dieser Welt. Das mag kompliziert klingen, doch es kann in einer schlichten Tatsache ausgedrückt werden. Er lebte als Mensch in dieser Welt, und war doch nicht von ihr. Und um dies tun zu können, musste er sich als einer bewegen, der von Gesetzen beherrscht wurde, die nicht die Gesetze dieser Welt, sondern die Gesetze des Himmels waren. Das ist eine Phase seines Lebens, in der das, was wir gesagt haben, zusammgefasst wird.

b. Im Himmel, und doch sein himmlisches Leben in der Gemeinde durch den Heiligen Geist zum Ausdruck gebracht. Alles wird zu dieser einen Wirklichkeit geführt. Der Heilige Geist wurde zu dem einen Zweck gesandt, um Christus in der Gemeinde aufs Neue leben zu lassen, um so die Gemeinde zu einem himmlischen Menschen Christus gemäß zu konstituieren. So wird es für uns notwendig, zu wissen, was das Leben im Geist ist - was das vom Heiligen Geist beherrschte Leben ist. Was der Herr vorrangig in diesem Zeitalter sucht, ist ein geistliches Volk, von dem eine Erkenntnis, ein Verständnis, eine Wahrnehmung von ihm selbst Besitz ergriffen hat, was etwas ganz anderes ist, als wovon der natürliche Mensch besessen ist... und was darum genau das ist, was bleiben wird, wenn alles andere vergeht - weil es alle Tests und alle Prüfungen überdauert. Es ist auf eine immer zunehmendere Weise innere Erkenntnis Gottes.

Was der Herr von uns zu diesem Zeitpunkt möchte, ist, dass wir wissen sollten, was Gottes Vorstellung ist hinsichtlich eines geistlichen Sinnes, als Christus gemäß im Himmel durch den Heiligen Geist konstituiert - so dass der Geist in uns das Leben, den Sinn, des Herrn Jesus als Gottes himmlischen Menschen reproduziert. Wenn der große Gesichtspunkt von geistlichem Wesen geistliche Intelligenz ist, was bedeutet, den Herrn auf die innere Weise seiner Gedanken, seines Vorsatzes zu kennen, so ist es das, hinter dem Gott her ist, denn es ist dasjenige, das alles andere überdauern wird. Das ist es, was damit gemeint ist, dass wir in der vorrangigen, überragenden Aktivität Gottes in diesem Heilszeitalter vorkommen sollen. Diese Welt und alles, was mit ihr in Beziehung steht, wird nicht andauern; darum sollten wir in ihr keine Wurzeln schlagen; wir sollten in ihr keine tiefen Fundamente legen; auch werden wir nicht mit ihr vereint bauen - bloß mit dem Namen Gottes darauf - nicht einmal auf eine religiöse Art. Ihr und ich, wir müssen in Gottes überragende Aktivität in diesem Heilszeitalter hinein gelangen, und die besteht darin, dass wir aus dieser Welt herauskommen, natürlich in Verbindung mit ihm, mit dem, was ewig bleiben wird, wenn alles andere vergangen ist.


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