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Das Werk Gottes in der Endzeit

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in 1953 von Witness and Testimony Publishers wie eine Broschüre. Originaltitel: "The Peculiar Conditions of an End-Time". (Übersetzt von Manfred Haller)

Die besonderen Bedingungen einer Endzeit

Schriftlesung: Lk. 2,25-38; 1. Kor. 10,11; Hebr. 8,13; 9,26.

Wir werden diesmal so geführt, besonders von der Tatsache Notiz zu nehmen, dass wir uns in einer Endzeit befinden, und dass Gott in einer solchen Zeit ein besonderes Werk tut. In einer Endzeit werden die Dinge sehr merkwürdig und schwierig; alles scheint in einen Zustand der Unruhe, des Aufruhrs, intensiven Druckes und Konflikts gestürzt zu werden. Die großen, sich im Konflikt befindlichen, Mächte machen sich schrecklich und intensiv bei dem bemerkbar, was von Gott ist und bei denen, die bei ihm etwas gelten, so dass manchmal die Empfindung aufsteigt, dass dies ein tatsächliches Ende bedeuten könnte, und auch die Frage, was denn noch alles möglich sei. Innerlich fühlen wir, dass der Weg außerordentlich eingezäunt wird: «Frustration» ist das Wort, das die Oberhand zu gewinnen scheint, und äußerlich befindet sich alles in einem Zustand ernster und großer Fragwürdigkeit in Bezug auf die Zukunft. Tatsächlich macht das wahre Volk Gottes vermehrt die Erfahrung, das sie am liebsten aufgeben und alles fahren lassen möchten. Die Art und Weisen, wie dies zum Austrag kommt, sind zahlreich, doch die ganze Wirkung ist die, das, was von Gott ist, lahm zu legen und aus dem Verkehr zu drängen, um es schließlich zu einem vollständigen Stillstand zu bringen. Genau dies wird diesmal unsere Betrachtungen bestimmen - dass wir uns in einer Endzeit befinden, und dass in Endzeiten das Werk Gottes eine spezielle Form annimmt und von einer speziellen Natur ist. Es wird für das Volk Gottes offensichtlich überragend wichtig und notwendig, die Zeit zu kennen, in der sie leben, welches die Vorzeichen sind, und was das ist, was Gott in solchen Zeiten tun möchte.

Ich schlage euch vor, dass dies einen echten Grund dafür abgibt, um zu einer ernsthaften und feierlichen Konferenz zusammenzukommen, denn es ist nicht etwas, das wir als Teil einer Betrachtungsfolge behandeln können. Wenn wir uns darüber Gedanken machen, kann dies in ganz besonderer Weise entscheidend und auf spezielle Art auf eine Zeit in der Geschichte dieser Welt und des Werkes Gottes in dieser Welt bezogen werden, die von entscheidender Bedeutung ist und nicht wiederholt werden kann.

Nun, diese Angelegenheit der Endzeit und des darin geschehenden Werkes Gottes wird sehr voll und klar im Zusammenhang mit Simeon und Anna vorgebracht. Es besteht kein Zweifel, dass sie zuerst einmal eine Endzeit markieren - im heilsgeschichtlichen Sinne und eine Endzeit hinsichtlich ihres eigenen Alters, denn sie waren beide in fortgeschrittenem Alter. Und dann repräsentieren sie auch Gottes Dienst in einer solchen Zeit. Simeon benutzte das Wort von sich selbst - «Nun, lass deinen Knecht, Herr, im Frieden fahren nach deinem Wort». «Deinen Knecht». Anna befand sich Tag und Nacht unter Fasten und Beten im Tempel, sie verließ ihn nie, eine Prophetin, die so im Hause Gottes beschäftigt war; und wenn das Kein Bild für den Dienst ist, was ist es dann? 

Die Fülle eines reifen Alters, weitergetragen in der Frische eines neuen Lebens

Ich werde in erster Linie den Alters-Faktor aufgreifen. Lasst mich aber sogleich sagen, dass sich, obwohl ich gleich über das hohe Alter sprechen werde, meine Botschaft hauptsächlich an junge Menschen richtet. Wenn dies andern gegenüber schwerlich nett und fair klingt, dann lasst es mich so sagen: Alter ist überhaupt nicht eine Frage von Jahren. Ihr könnt jung an Jahren und dennoch weit über euer Alter hinaus sein, oder ihr könnt alt an Jahren sein und dennoch weit hinter eurem Alter zurück liegen. Das ist eine geistliche Angelegenheit. Dieser Alters-Faktor, wie er durch Simeon und Anna repräsentiert wird, entspricht dem Wort in Hebräer 13 - «(Er) hat den ersten für veraltet erklärt; was aber veraltet ist und sich überlebt hat, das wird bald verschwinden» (Hebr. 8,13); und wiederum dem Wort von 1. Kor. 10; «auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist». Das macht uns sehr alt, nicht wahr?

Nun also, was haben wir als Bild vor uns? Wir haben einen alten Mann mit einem Säugling in seinen Armen, was natürlich sofort einen Anfang und ein Ende zusammen bringt, ein Ende, das an einen Anfang weitergegeben wird, einen Anfang, der die ganze Fülle aufnimmt, die durch das Alte repräsentiert wird. Es ist etwas Altes, das zu etwas Neuem übergeht und das dem Neuen Platz macht. Wenn wir die göttliche Vorstellung erfassen, den geistlichen Gedanken diesbezüglich - ein alter Mann mit einem Baby in seinen Armen - sehen wir sofort, dass dies vom göttlichen Standpunkt aus ein göttliches Prinzip ist. Das Alter bedeutet nicht Abnahme, Schrumpfung, Verfall, Ablehnung. Das ist nicht Gottes Gedanke in Bezug auf das Alter. Es gibt einen Abschnitt in Jesaja, der besagt: «Das Kind wird als Hundertjähriger sterben» (Jes. 65,20). Es gibt einen Zustand, eine Bedingung, einen Bereich, in dem ein Kind als Hundertjähriger stirbt. Das bedeutet, dass hier ein Prinzip vorliegt - es gibt einen Bereich, in dem das Alter das Kind gegenwärtig hat, das das Kind in seinen Armen hält. Selbst mit hundert Jahren ist das Kind noch nicht verschwunden, es ist immer noch das Kind. Der göttliche Gedanke hinsichtlich des Alters ist vielmehr der der Fülle, Fülle zur Bereicherung dessen, was noch sein wird und erst noch kommen soll; um ein Erbe herbeizuschaffen; nicht um wegzugehen und alles mitzunehmen, und dies wäre dann das Ende. Sondern da soll etwas sehr Volles und Reiches aufgegriffen, fortgetragen und in Neuheit, Frische, Jugendlichkeit zum Ausdruck gebracht werden; alle Werte einer langen Geschichte sollen auf neue Weise zum Vorschein gebracht werden. Das ist es, was wir hier vor uns haben.

Ihr kennt die Berichte in der Bibel, wo die Kindheit mit dem Alter in Verbindung gebracht wird. Wie vieles wird aus diesem Prinzip gemacht im Zusammenhang mit Abraham und Isaak! Als Abraham alt war, wurde Isaak geboren. Diese Tatsache wird aufgegriffen, um dies auszudrücken - dass Gott dort, wo eine große Anhäufung von Geschichte und geistlicher Erkenntnis stattgefunden hat, genau das reproduzieren will, er gibt ihm eine neue Form und wieder eine neue. «Denn in Isaak soll dir ein Same berufen werden» (1. Mose 21,12). Oder auch hier: Jakob und Benjamin, der Sohn seines Alters; und welche Menge repräsentiert doch Benjamin geistlich gesehen. Dann haben wir auch noch den Fall von Eli, der sehr alt war, und das Kind Samuel. Es ist nicht nur ein wunderschönes, sondern auch ein sehr bedeutsames Bild, dieses Kind Seite an Seite mit dem alten Eli. Gott begann dort aufs Neue, mitten in der Gegenwart von etwas, das im Begriff stand, zu vergehen; Gott nahm all seinen geistlichen Gehalt auf, um ihn zu reproduzieren und seinen innersten Wert ans Licht zu bringen. Hier nun haben wir wiederum den alten Simeon und Anna - wenn wir bestimmte Berechnungen anstellen, kommen wir zum Schluss, dass Anna zu diesem Zeitpunkt eigentlich 106 Jahre alt gewesen sein müsste - diese beiden mit einem Baby. Gott ist noch nicht am Ende; es gibt noch sehr viel mehr als das.

Alle früheren geistlichen Werte haben jetzt ihr Zentrum in Christus

Die umfassende Sache, die durch Simeon und Anna versinnbildlicht wird, ist Fülle durch Erfüllung. Zuerst einmal war es die Vollendung einer Phase, das Aufsammeln aller vergangenen geistlichen Werte, wie sie von diesen beiden repräsentiert werden, in eine neue und völlig geistliche Ordnung, nämlich die Ordnung Christi.

Simeon spricht so klar von diesem Übergang, wie er im 1. Kapitel des Hebräerbriefes erwähnt wird: «Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn». Es ist ein Übergang vom Fragmentarischen, nur Teilweisen, nur Gelegentlichen, vom Verschiedenen zum Vollständigen, zum vollen Umfang dessen, was vereint wurde, und zum Endgültigen. Das ist der Übergang, der hier repräsentiert wird. Das Einführen des Babies, indem Er es in Seinen Armen hält, war nur ein symbolisches Zeichen dafür, dass nun alles, was in der Vergangenheit von Gott gewesen war, zusammengefasst wurde und in Christus sein Zentrum fand, das zeigen soll, wie er es aufnimmt, wie er es erfüllt und trans- zendiert.

Betrachtet Simeon bezüglich der Vergangenheit. Etwas ist mit dem Eintreffen dieses Babies, mit dem Kommen Christi, geschehen. Es ist nicht ohne eine gewisse Bedeutung, dass das Matthäusevangelium aus der chronologischen Ordnung herausgenommen und an die erste Stelle gesetzt wurde im Neuen Testament. In diesem Evangelium benutzt Matthäus immer wieder die Wendung: «Damit die Schrift erfüllt werde», oder, «damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt wurde». Es ist charakteristisch für das Matthäusevangelium. Es zeigte rückwärts auf all jene Schriftstellen, die auf Christus hinwiesen, in welchem sie ihre Erfüllung, ihre Verwirklichung, ihre Endgültigkeit und ihre Transzendierung finden sollten. Alle Hoffnungen, alle Erwartungen, alle Verheißungen, alle schattenhaften Entwürfe und alle Voraussagen waren an jenem Tag in den Händen von Simeon versammelt, als er das Baby auf den Armen hielt. Die Hoffnung Israels lag in seinen Händen. Was für eine lange gehegte Hoffnung, was für eine bunte Hoffnung! Durch all ihr Versagen hindurch, als schwarze und dunkle Verzweiflung sie zu befallen schien und sie aufschrieen, dass ihr Weg vor dem Herrn verborgen sei und dass ihr Gericht weit weg von Gott geschah, hegten sie noch immer eine Hoffnung. Durch all ihr Versagen, durch all ihr Leiden hindurch hielten sie noch immer an der Hoffnung fest, dass noch etwas kommen musste. Durch alle Gerichte hindurch, die vom Himmel her wegen ihrer Sünden über sie ausgeschüttet wurden, klammerten sie sich noch immer an die Verheißungen und glaubten, dass sie eines Tages das Heil des Herrn sehen würden. Oh, hier liegt das alles in den Händen Simeons! Diese ganze Vergangenheit ist hier in diesen Armen Gegenwart. Dieser Kleine ist die Antwort auf alles. Die Hoffnung Israels!

Diese Erwartung und Hoffnung hat in diesen beiden ihre Vollendung erreicht, die mit andern zusammen auf den Trost Israels, auf die Erlösung Jerusalems, warteten. Und was für Tage waren es, mit wenig Aussicht, scheinbar so hoffnungslos! Und doch gab es solche, die immer noch hofften, die immer noch glaubten, die sich immer noch an die Verheißungen klammerten! Und da, an jenem Tag, stand nun Simeon und hält in seinen Armen die Erfüllung aller Hoffnungen, Erwartungen und Verheißungen - er hielt die vollständige Verkörperung des vollen Gedankens Gottes fest. Simeon hielt all dies in seinen Händen, und durch seine Worte, durch seine Haltung und durch seinen Geist könnt ihr sehen, wie er das in die Zukunft projiziert, wie er es der Zukunft entgegenstreckt. «Dieses Kind ist gesetzt zum...» - die ganze Zukunft wird von ihm beeinflusst werden. Es war ein gewaltiger Moment.

Alle typologischen Bilder und Systeme werden in der Person Christi transzendiert

Ah, beachtet jedoch, das brachte eine Beseitigung von jedem Rahmenwerk irdischer Systeme mit sich. Es ging nicht mehr um das, was Christus einschloss, sondern um Christus selbst. Alles was Christus einschloss, einhüllte, war in diesem Moment vorbei. Was für ein Moment war das! Das Einschließen in typologischen Bildern und Figuren, in Symbolen und Prophetien und im gesamten System des Judaismus, das ganze Rahmenwerk wurde an jenem Tag zerschmettert und entfernt, und die manifeste Realität von all dem, was die Vergangenheit beinhaltete und was ihr Bedeutung und Sinn gab, war nun in Simeons Händen, um an die Zukunft weitergegeben zu werden. Es war eine Krisis, eine Wende der Heilszeitalter. Es war ein Weitergehen von allem, was in Bezug auf Christus bloß aus irdischen Systemen bestand, hin zu Christus selbst: und das ist nichts Geringes, es ist das Kennzeichen der Endzeit.

Seht, wozu wir gelangen. Christus taucht aus dem Rahmenwerk der Dinge hervor, aus alle Kulissen und Gerüsten vergangener Zeitalter, aus allem bloß Figürlichen, Typologischen und Symbolischen und transzendiert die Dinge durch seine eigene Person. Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen ihm selbst und seinen Dingen. Bis zu jener Zeit war das Volk Gottes mit den Dingen, die sich auf Christus bezogen, beschäftigt; von nun an würden sie mit Christus selbst beschäftigt sein. Es war ein ungeheurer Moment. Und so wird es bei einer Endzeit eben sein. Das ist der springende Punkt. Eine Endzeit ist ein Übergang von einer Menge von Dingen, die mit Christus zu tun haben, zu Christus selbst, ein Übergang von Rahmenwerken zum Entscheidenden und Wesentlichen, ein Übergang von allen Werken und Dingen, die mit Christus zu tun haben, zu dem, was man von ihm persönlich erkennen kann. Alles andere wird entfernt werden, und wir befinden uns in einer Zeit, wo dieses Entfernen schon sehr ernsthaft begonnen hat. Die Frage, um die es gehen wird - darf ich es so formulieren - wird lauten: Wie viel haben wir tatsächlich von Christus selbst in der Hand, wie viel sind wir mit den Dingen beschäftigt, die mit ihm zu tun haben, also mit dem, was ihn bloß einschließt, (was aber nicht er selbst ist)?

Dieses Werk des Überganges wird geschehen, denn dies ist eine Endzeitbewegung. Ich sehe es hier so deutlich, es ist eine Vorausdarstellung von jener anderen Endzeit, die wir im Buch der Offenbarung antreffen, wenn das männliche Kind hervorgebracht wird und die letzten Dinge in Sichtweite treten. Zu einer solchen Zeit wird alles durch die Mächte getestet und herausgefordert, die von der Hölle losgelassen werden. Mit der Einführung dieses ersten männlichen Kindes, dem Herrn Jesus, begann ein Freisetzen von satanischen und höllischen Mächten, die immer weiter fortschritt, bis zu diesem Heilsabschnitt. Herodes hörte, löste sein Schwert, und verursachte ein schreckliches Massaker beim Versuch, den Tod dieses Einen herbeizuführen; und von jenem Zeitpunkt an hat es die Hölle (und sie ist heute immer noch daran) nicht auf ein System, sondern auf eine lebendige Person abgesehen. So sehen wir hier, wie das männliche Kind präsentiert wird, und welche ungeheuren Reaktionen das unmittelbar hervorrief.

Geht nun direkt zu Offenbarung 12 weiter. und dort findet ihr eine gemeinschaftliche Gruppe, die das männliche Kind genannt wird. (Es ist eine gemeinschaftliche Größe, denn von ihnen wird so gesprochen: «und SIE haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes willen»). Dies ist das gemeinschaftliche Gegenstück vom Individuum, vom Persönlichen. Als der gemeinschaftliche Ausdruck dieses männlichen Kindes im Buch der Offenbarung präsentiert wird, was habt ihr da? - eine äußerst gewalttätige Freisetzung böser Mächte zur Zerstörung von allem, was von Christus spricht.

Gottes Endzeit-Werk, alles wesentlich geistlich

Nun denn, was ist der Dienst Gottes in einer Endzeit? Soweit wir bis jetzt gekommen sind, können wir sicher eines oder zwei Dinge sehen. Das besondere Werk Gottes in einer Endzeit ist zunächst einmal die Einrichtung einer neuen und geistlich umfassenden Heilszeit, ein neues Zeitalter von einer wesensmäßig völlig geistlichen Art. In Hebräer 12,27 lesen wir folgendes: «Dieses «noch einmal» deutet aber hin auf die Beseitigung der Dinge, die erschüttert werden, als solche, die erschaffen worden sind, damit die Dinge bleiben, die nicht erschüttert werden können». Das Wort «Beseitigung» bedeutet eigentlich der Transfer oder die Übertragung auf eine andere und verschiedene Basis. Die Tatsache, dass dies am Ende des Hebräerbriefes kommt, ist bedeutsam, denn dieser Brief ist randvoll vom irdischen System des Judaismus mit all seinen Formen, mit seinem Ritual, mit seinen Make-up und seiner Zusammensetzung. Alles, was irdisch ist, auch das, was mit Gott in Verbindung steht, wird beseitigt werden, und alles wird auf eine andere Grundlage verlegt - auf eine geistliche, himmlische Basis; und wenn Dinge anfangen, aufgrund einer Endzeit zu geschehen, dann ist das der Charakter dessen, was stattfinden wird. Das Irdische wird jetzt gezwungen, dem Himmlischen Platz zu machen, das Zeitliche dem Geistlichen, das Äußere dem Inneren. Dann kommt aus, wie viel wir von dem haben, was transferiert werden kann, denn es gibt viele Dinge, die nicht übertragen werden können: «Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben» (1. Kor. 15,50). Das bedeutet und beinhaltet, dass es eine ganze Ordnung der Schöpfung gibt, die nicht Bestandteil der ewigen Ordnung sein wird; es wird vergehen. Alles wird auf eine andere Basis verschoben, und diese Sache intensiviert sich in einer Endzeit. Könnt ihr das sehen?

Lasst es mich einfacher sagen. Gott wird, durch die schiere Kraft der Bedingungen, dafür sorgen, dass alles, was bloß zeitlich ist, vergehen wird, so dass nur das, was geistlich ist, bleiben wird. Es müssen daher intensivierte Prozesse in Gang gesetzt werden, um das Geistliche hervorzubringen. Sind wir nicht gerade da mitten drin? Ich weiß nicht, welches eure Erfahrung ist, doch wenn ich den einen oder anderen hier und dort treffe, finde ich, dass schon ein Stück echtes Verständnis vorhanden ist. Noch nie zuvor haben wir einen solchen geistlichen Konflikt, solchen Druck und solche Schwierigkeiten gekannt, wie wir sie jetzt kennen; einiges scheint sogar alles Maß zu übersteigen. Kann nicht das die Erklärung sein? Der Herr scheint sich darauf zu konzentrieren, geistliche Werte hervorzubringen, geistliche Männer und Frauen zu formen, und wenn ich nicht ganz falsch liege (ich behaupte nicht, die Gabe der Prophetie zu besitzen im Sinne der Voraussage), sind wir schon daran, die Beseitigung von so vielen äußerlichen Dingen zu sehen, auf die sich die Christen beriefen, als würden sie geradezu ihr Christenleben ausmachen. Wir stehen im Begriff, an den Platz zurück gezwungen zu werden, wo die Frage, der wir uns gegenüber sehen, lautet: Was habe ich letztlich vom Herrn selbst gewonnen? Nicht: Was kann ich tun, wohin kann ich gehen?, sondern: Was habe ich bekommen? Ich glaube, das ist in vielen Teilen der Welt eine allgegenwärtige und angemessene Frage, und sie wird dies in zunehmendem Maße werden, da alles Äußere an ein Ende gebracht wird. Jetzt werden wir getestet - Was habe ich in meinen Händen?

Gottes Endzeit-Werk schließt alle früheren Werte ein

Ja, es geht um die Einsetzung einer neuen und geistlichen Heilszeit. Aber ich benutzte auch das Wort «einschließlich» - das heißt, das Erbe bzw. die Mitübernahme aller Werte, die Gott je gegeben hat. Dies ist, bitte nehmt das zur Kenntnis, ein Prinzip jedes Heilszeitalters. Die geistliche Geschichte kehrt immer wie zu sich selbst zurück, sie kehrt an den letzten Punkt der Fülle zurück. Vielleicht versteht ihr nicht auf Anhieb, was ich damit sagen will. Wenn ein Niedergang eingetreten ist, sei es in unserem eigenen geistlichen Leben oder im Leben der Gemeinde, werden wir früher oder später an den Punkt zurückgeführt, wo wir das letzte volle Maß von Gott verlassen haben. Könnt ihr das nicht geschehen sehen? Wir können es heute in verschiedener Hinsicht beobachten. Nehmt zum Beispiel die Angelegenheit der Literatur. Es zeigt sich eine zunehmende Nachfrage nach alten Werken. Die Verlagshäuser stellen eine große Nachfrage nach Dingen fest, die schon Jahre zurückliegen, und es kommt wieder auf den Markt. Die Büchergestelle wurden mit billigem, oberflächlichem Stoff in schrillen Umschlägen und anderem Zeug angefüllt, und nun ist die Zeit gekommen, da die Leute merken, dass das die Bedürfnisse nicht befriedigen kann, und deshalb entsteht die Nachfrage nach etwas mehr. Der Ruf ergeht nach Büchern, die die früheren Generationen hatten. Genau das geschieht. Die Geschichte wiederholt sich. Es gab im Christentum Niedergang, Verlust, Oberflächlichkeit, Frivolität, Billigkeit, und die Gemeinde geht aus Mangel an solider Nahrung zugrunde, es sei denn, diese werde ihr geboten. Daher lautet der Ruf: «Lasst uns zu dem zurückkehren, was wir vorher hatten». Das geschieht auf mancherlei Weise. Es ist ein Prinzip der Heilszeitalter. Wenn Gott wirklich etwas gegeben hat, so wird dies nie verloren gehen können. Die Zeit wird es rechtfertigen. Früher oder später werden wir darauf zurückkommen müssen. Wir werden, um überleben zu können, auf das zurückgeworfen, was Gott schon einmal gegeben hat. Das ist die Stelle, wo das Neue das Alte aufgreift.

Es ist eine traurige und oberflächliche Zeit, und eine solche, die den Dingen nicht gerecht werden kann, wenn ihr glaubt, auf die Erfahrung verzichten zu können. Wenn die jungen Leute meinen, sie könnten leichtfertig über diejenigen urteilen, die durch das Feuer gegangen und deren Haare im Dienst des Herrn grau geworden sind, um den Herrn kennen zu lernen, und sie könnten sie als altmodisch beiseite legen, dann ist dies ein trauriger Tag für die Zukunft. Bei allem, was von der neuen Generation erwartet werden kann, dürfen wir nicht glauben, sie könnten alles Vergangene in ihrer eigenen Lebenszeit (neu) hervorbringen. Gott wird sie auf das zurückwerfen, was voraus gegangen ist. Betrachtet die vergangenen Diener Gottes nicht als altmodisch. Sie sind sehr aktuell. Simeon war höchst aktuell, als er den ganzen Wohlstand, die Fülle, den Reichtum der Vergangenheit in seinen Händen hielt, und es sozusagen an das Neue übergab, an das Baby, der das alles aufgriff und der später bekannte, dass er alles aufgegriffen hätte. «Meint nicht, ich sei gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern zu erfüllen» (Mt. 5,17). Es gibt stets, früher oder später, Reaktionen auf Billigkeit und Oberflächlichkeit, und das meistens unter Härte und Zwang und mit der Empfindung, dass wir nicht weiterkommen ohne etwas Volleres.

Kindheit in den Armen des Alters. Ja, und die Kindheit ist abhängig von solchen Armen. Ich glaube nicht, dass ich zu weit gehe, wenn ich hier sage, dass dieses Halten des Kindes Christus in diesen Armen bedeutet, dass Christus für die Erfüllung seines Lebens und Dienstes sehr stark von der Vergangenheit abhängig war, von all dem, was Gott zuvor getan hatte. Die einzige Bibel, die er hatte, war das Alte Testament. Wie lebte er daraus! Als er sagte: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht», sprach er von der einzigen Bibel, die er hatte, dem Wort Gottes, dem Alten Testament. Ihr seht, wie das Alte Testament im Neuen verwendet wird. Das ist bloß ein anderer Aspekt dieses Sachverhalts. Eine der reichsten Studien und der profitabelsten Forschungslinien ist die, dass wir uns merken, wo man das Alte Testament im Neuen findet, und warum man es dort findet, welcher Gebrauch dort gemacht wird. Ja, es ist eine ungeheure Tatsache: Das Neue hängt von dem ab, was voraus gegangen ist.

Der bleibende Wert von jedem Wirken Gottes

Wir kommen im Augenblick zum Schluss, indem wir uns dies merken. Wir müssen mit einem Blick auf die Werte, die unser Leben hinterlässt, leben und arbeiten. Gott sei Dank ist dies möglich. Das Leben wäre ein Rätsel und unerträglich, wenn alles, was wir durch Leiden und Disziplin gelernt haben, mit uns weggehen und nichts davon übrig bleiben würde. Nein, so ist es überhaupt nicht. Es gibt Werte, die wir hinterlassen, und wie gesagt, wir sollten leben und arbeiten, indem wir unser Auge auf dieses Erbe richten, das wir über unsere Zeit hinaus weitergeben werden. Aufgrund des Prinzips, dass Gott alles rechtfertigt, was er selbst getan und gegeben hat, und es notwendig macht, macht er das für die neue Heilszeit nötig, was er jetzt in euch und in mir tut. Das ist ein neutestamentliches Prinzip. Was er jetzt in der Gemeinde tut, tut er zum Wohl kommender Zeitalter. Was er in uns tut - und das zu sagen ist keine Anmaßung - wird das unmittelbare Leben von solchen sein, die nach uns kommen. Wir sollten also nicht denken, dieses Leben sei etwas, das man einfach durchlaufe, das man für sich selbst leben könne, es sei etwas in sich selbst. Nein, es ist etwas, das zur Ehre Gottes in dem wiedergefunden werden wird, was erst noch kommt - ein Weitergeben von dem, was von Gott war, das nie sterben kann, sondern für immer von ihm bewahrt bleibt, und weil es notwendig sein wird. Ich frage mich, ob das für euch ein neuer Gesichtspunkt ist? Was Gott in euch tut, indem er das Maß von Christus in euch vermehrt, wird lange nachdem ihr schon abgetreten seid, nötig werden. Es ist ein Prinzip, ein Gesetz, dass alles, was Gott tut, für ewig ist und notwendig sein wird.

Wir lassen es für diesmal dabei bewenden und bitten den Herrn, er möge uns sehr stark in dieser Sache der innersten Werte der Erkenntnis seiner selbst für eine spätere Zeit drannehmen, durch diesen Übergang, auf den wir nun so ernsthaft eingegangen sind.


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