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Ein Gott, der sich verborgen hält

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Mär-Apr 1948, Vol. 26-2. Originaltitel: "A God That Hideth Himself". (Übersetzt von Manfred Haller)

«Fürwahr, du bist ein Gott, der sich verborgen hält, du Gott Israels, du Erretter!» (Jes. 45,15).

Es scheint, als wäre der Prophet plötzlich von Erstaunen überwältigt und getroffen worden über das, was er prophetisch mitteilen sollte! Mitten in seinem Dienst brach etwas von dieser Verwunderung über ihn herein und er schiebt diesen Ausruf dazwischen.

Wir wollen für den Augenblick das beiseite lassen, was dies im Blick auf die Prophetie im Sinn einer Voraussage und deren Rechtfertigung bedeuten könnte, und befassen uns mit dem Ausruf selbst. Diese Feststellung stimmt im Prinzip mit verschiedenen anderen Stellen in der Schrift überein. Wenn wir den momentanen Kontext in Betracht ziehen, sehen wir, dass es um Israels Befeiung aus der Gefangenschaft geht und um seine Rückkehr ins Land und den Wiederaufbau von Jerusalem und vom Tempel, dass darüber nachgedacht wird. Ohne Zweifel hatte es viele Spekulationen und Diskussionen darüber gegeben, wie die Prophetien ihrer Rückkehr sich erfüllen würden. Siebzig Jahre wurden bestimmt und als die Dauer ihrer Gefangenschaft bekannt gegeben. Die heidnischen Mächte waren zweifellos im Aufwind, und es schien wenig Aussicht und kaum die Möglichkeit zu bestehen, dass Israel seine nationale Macht und Herrlichkeit unter den Nationen zurückgewinnen sollte. Der Zustand der Dinge in seinem eigenen Land - der zerstörte Tempel, die verbrannte Stadt, das Land überrannt von wilden Tieren, die feindlichen Emissäre, die sich fest etabliert haben - und die Desintegration des Volkes selbst im Exil ließen die Aussicht zu einer Ladung mit scheinbar unüberwindlichen Problemen werden, und sehr leicht hätte dies in eine vollständige Verwirrung und Verzweiflung ausarten können.

Dann wurde der Prophet gedrängt, vorauszusagen, dass sich alles erfüllen werde - diese ganze Wiederherstellung - und zwar durch die Hand bzw. durch den Willen der heidnischen Macht selbdst; der souveräne Geist Gottes würde über einen, der bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage war, es zu tun, und dessen Name möglicherweise noch gar nicht bekannt war. Babylon war noch nicht gestürzt; das babylonische Imperium war noch nicht zerstört; Daniels Prophetien hatten sich noch nicht erfüllt. Doch der, der es ausführen würde, wurde bereits mit Namen genannt und die Details dieser Rückeroberung werden im 54. Kapitel von Jesajas prophetischen Botschaften dargelegt. (Lest das Kapitel Stück um Stück). Dann, obwohl dieser Mann absolut keine Kenntnis von Gott haben würde, würde wie ein Gesalbter (hebr. ein «Messias»!) von Gott gedrängt und gezwungen werden, die Schrift zu erfüllen, das Volk freizugeben, die Mittel zur Verfügung zu stellen und die Wiederherstellung ganz allgemein möglich zu machen.

Als der Prophet das alles in seiner «Vision» sah («die Vision Jesajas» 1,1; EINE Vision, die alles andere enthielt), wurde er von Verwunderung überwältigt. Alle Probleme sind gelöst, die Fragen beantwortet, die «Berge» eingeebnet!. Wer hätte DAS gedacht? Wer hätte sich so etwas träumen lassen? Oh, wie tief sind Gottes Wege, jenseits von unserem Vorstellungsvermögen, VERBORGEN vor unseren heißesten Spekulationen. «Fürwahr, du bist ein Gott, der sich verborgen hält, du Gott Israels, du Erretter!»

Es hat verschiedene andere große und herausragende Fälle vom Geheimnis der Wete Gottes hinsichtlich der Erfüllung seiner wichtigsten Vorsätze gegeben. Das ganze Menschengeschlecht war von ihm abgefallen und war in Gottlosigkeit und Götzendienst verstrickt. Es war universell. Wie würde Gott sein eigenes Bedürfnis befriedigen? Nun, er regte sich und legte seine Hand auf einen Mann, und aus diesem einen Mann machte er eine ganze Nation. In seiner souveränen Gnade machte er diese Nation zu seinem Geheimnis, zu seiner geheimen Verschlusssache unter den Nationen. Israel war Gottes Geheimnis, Gottes verborgener Weg. Israel war stets von einem Geheimnis umgeben. Als Paulus über diese Methode Gottes nachdachte, und als er herausfand, dass es sich mit solch überwältigender Kraft erhob, tat genau dasselbe wie Jesaja. Während er es niederschrieb, rief er laut und mit einem zurückhallenden Ausbruch aus:

«O welche Tiefe des Reichtums sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Gerichte, und wie unausforschlich sind seine Wege!» (Römer 11,33).

Er hätte sehr wohl hinzufügen können: «Du bist ein Gott, der sich verborgen hält». Wer hätte je an eine Inkarnation gedacht, und dies nicht in Herrlichkeit, sondern in Demut bis dahin, dass sie alle Erwartungen von Menschen beleidigte? Wem wäre in den Sinn gekommen, dass das Kreuz für den fleischgewordenen Gott die Methode und das Mittel würde, um das größte je bekannt gewordene Problem dieses Universums zu lösen? Wer hätte vermutet, dass dies alles in diesem Mann von Nazareth verkörpert war, im «Tischler-Sohn», wie sie ihn nannten? Da war das größte Geheimnis Gottes! Funktionierte es? Hat es sich als DER Weg, der EINZIGE Weg, und als der auf überragende Weise erfolgreichen Weg erwiesen?

Und was auf das GEHEMNIS ISRAELS und auf DAS GEHEIMNIS CHRISTI zutrifft, trifft auch auf das GEHEIMNIS DER GEMEINDE zu. Es gibt eine Verborgenheit in Verbindung mit der wahren Gemeinde. Kein natürliches Auge kann sie wahrnehmen. Kein natürlicher Sinn kann sie erklären. Reduziert es auf etwas, das menschlich gesehen Sinn macht und das man beschreiben kann, und ihr habt sie verloren, ihr habt das Falsche erwischt. «Gottes Geheimnis ist in einem Geheimnis», sagt Paulus. Versucht die Gemeinde der Welt ohne Glauben zu empfehlen, und ihr habt die Gemeinde um ihre geheime Kraft gebracht! Es sei denn, die Menschen treten unmittelbar dem unausforschlichen Gott gegenüber, der sie überwältigt, so ist das, was sie als seine Wohnstätte beanspruch, eine leere Hülle.

Und wir möchten euch daran erinnern, dass das, was auf diese großen Epochen des souveränen Voranschreitens durch die Zeitalter hindurch, auf diese Interventionen und Advents in der Geschichte des geistlichen Lebens dieser Welt zutrifft, auch auf das Leben jedes Einzelnen seines wahren Volkes zutrifft. Sie werden nämlich ständig mit dem Wie? unmöglicher Situationen konfrontiert, damit sie zu wiederholten Ausrufenangesichts SEINER EINFACHEN Lösungen gezwungen werden:

«Fürwahr, du bist ein Gott, der sich verborgen hält».

«Tief in unauslotbaren Minen
nie versagender Geschicklichkeit,
hortet er seinen klugen Entwürfe
und führt seinen souveränen Willen aus».

«Ich will dir verborgene Schätze geben und versteckte Reichtümer, damit du erkennst, dass ich, der Herr, es bin, der dich bei deinem Namen gerufen hat, der Gott Israels» (Jesaja 45,3)


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