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Die Heilige Stadt - das Neue Jerusalem

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - Die Liebe Gottes

«Und der mit mir redete, hatte ein goldenes Rohr, um die Stadt und ihre Tore und ihre Mauer zu messen. Und die Stadt bildet ein Viereck, und ihre Länge ist so groß wie auch ihre Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr, auf 12000 Stadien; die Länge und die Breite und die Höhe derselben ist gleich» (Offenb. 21,15.16).

Wegen der Freunde, die vorher nicht bei uns sein konnten, will ich folgende Erklärung abgeben. Wir betrachten in diesen Tagen die Bedeutung dieses himmlischen Jerusalems, dieser heiligen Stadt, die der Apostel in einer Vision aus dem Himmel von Gott herab kommen sah. Wir haben aufgezeigt, dass dies keine buchstäbliche Stadt ist, sondern eine symbolische Repräsentation von Jesus Christus und seiner Gemeinde, wie Gott sie am Ende haben wird.

So kommen wir nun zur Größe dieser Stadt. Der Apostel sagt, in seiner Vision habe er einen Engel gesehen, in dessen Hände ein goldenes Rohr war, mit dem er die Stadt maß, und dann teilt uns der Apostel mit, dass das Maß von Engel angegeben wurde: Zwölftausend Ellen hoch, und zwölftausend Ellen auf jeder Seite. Die Stadt selbst bestand aus durchsichtigem Gold. Das ist natürlich etwas, was ihr auf dieser Erde noch nie gesehen habt! Das Rohr, mit dem die Stadt gemessen wurde, und die Stadt waren aus demselben Material: die Maße der Stadt wurde mit einem Rohr aus reinem Gold ermittelt, und auch die Stadt bestand aus reinem Gold. In der Bibel ist Gold stets das Symbol für die göttliche Natur, und das Erhabenste an dieser Natur ist die Liebe. Es ist dieser selbe Johannes, der sagt: «Gott IST die Liebe» (1. Joh. 4,8), und alles, was von Gott ist, wird gemäß dem Standard der göttlichen Liebe gemessen. Als wir uns dieser Stadt früher in diesem Kapitel näherten, sagte uns Johannes, er habe «die heilige Stadt Jerusalem» gesehen, «die aus dem Himmel von Gott herab kam, welche die Herrlichkeit Gottes hatte», und das Erhabenste hinsichtlich der Herrlichkeit Gottes ist die Liebe Gottes.

Die Größe seiner Liebe

Nun aber werft einen Blick auf die Größe dieser Stadt. Das Maß wird mit zwölftausend Stadien angegeben. Ich weiß nicht, ob jemand von euch dies je ausgerechnet hat, aber auf englisch sind das 1379 Meilen, und in Metern sind das 2‘220‘000 Meter (2220 km). Merkt ihr, was das bedeutet? Das ist viele Male höher als die Jungfrau, ja, viele Male höher als der höchste Berg dieser Welt, Mount Everest. Versteht ihr nun, warum ich sagte, das könne keine buchstäbliche Stadt sein? Denn sie ist so hoch, so lang und so breit, und sie ist auf jeder Seite gleich breit. Es ist unmöglich, das wörtlich zu interpretieren, und darum muss es geistliche Prinzipien bedeuten. Versucht nun, zu verstehen, was wir von der Liebe Gottes in Jesus Christus sagen, die sich in Ewigkeit in einem erlösten Volk zum Ausdruck bringt und in ihrer Fülle manifestiert. Wenn dieses Maß schon jedes natürliche Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigt, ist die Liebe Gottes in Christus Jesus uns gegenüber vollständig jenseits unserer Vorstellungskraft, und diese immense Stadt ist ein Symbol für die Liebe Gottes. Der Apostel Paulus erwähnt dies an einer Stelle, wo er betet, die Gemeinde möge «in der Liebe verwurzelt und gegründet sein», und sie «möge fähig sein, mit allen Heiligen zu erkennen, welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, und die Liebe Christi zu erkennen, die jede Erkenntnis übersteigt...» (Eph. 3,17.18). Die Liebe Gottes übersteigt die Erkenntnis, genauso wie diese symbolische Stadt jenseits aller Erkenntnis liegt. Darum haben wir das Lied gesungen, das von der Liebe Gottes handelt:

«Sie übersteigt jedes Wissen, diese deine Liebe...
O, fülle mich, Jesus, Erretter, mit deiner Liebe!»

Die ganze Ewigkeit wird nötig sein, um diese Liebe zu verstehen.

Erinnert ihr euch, was der Apostel über diese Liebe sagt? Seine Beschreibung dessen, wie groß diese Liebe ist, besagt, dass sie jenseits der größten Dinge liegt, die wir in unserem menschlichen Leben kennen. Im 8. Kapitel seines Briefes an die Römer sagt er: «Wer will uns scheiden von der Liebe Christi?» (V. 35), und hier sind ein paar der großen Dinge im menschlichen Leben: «Trübsale?» Vielleicht wisst ihr nicht sehr viel über Trübsale, doch es gibt einige unter dem Volk Gottes in verschiedenen Teilen der Welt, die die Bedeutung dieses Wortes kennen, und für solche ist das Zweitgrößte im Leben die Trübsal. «Oder Angst, oder Verfolgung, oder Hungersnot, oder Blöße, oder Gefahr, oder Schwert?» Das sind alles sehr große Dinge! Wenn ihr überhaupt etwas davon versteht, dann wisst ihr, dass sie größer sind als sonst irgend etwas, ausgenommen die Liebe Gottes! Aber der Apostel hat seine Liste noch nicht ganz beisammen. Er fährt so weiter: «Ich bin gewiss, dass weder Tod...» Ist der Tod etwas Großes? «… noch Leben» - und Leben ist etwas Großes, denn es kann sehr viele große Dinge enthalten - «weder Engel...» Nun, wahrscheinlich braucht ihr jetzt ein gutes Bibelstudium mit diesem Wort! Lest all die großen Dinge, welche Engel vollbrachten. Bei einer Gelegenheit wurde das irdische Jerusalem von einer großen, fremden Nation belagert, die mit ihren Wagen und ihren Pferden und ihren bewaffneten Männern gekommen war, und sie breiteten sich wie Heuschrecken über das ganze Land aus. Der Knecht Gottes betete, und Gott sandte einen Engel. Am folgenden Morgen, als die Männer von Jerusalem aufwachten, bestand die ganze Armee aus lauter toten Körpern. Ein einziger Engel - und eine riesige Armee fällt tot um! Können Engel uns trennen von der Liebe Gotte, ganz gleich, ob es sich um gute oder böse Engel handelt? «noch Gewalten...» Das sind die geistlichen Autoritäten, welche die Nationen dieser Welt beherrschen, und ihr dürft nicht vergessen, dass es GEISTIGE Mächte sind! Es sind böse Mächte, und heute könnt ihr sehen, was sie in den Nationen dieser Welt anrichten. Sie tun äußerst schreckliche Dinge; aber der Apostel fährt fort: «weder Gegenwärtiges...» und es gibt eine Menge solch gegenwärtiger Dinge heute, genug, um jedermann zu erschrecken. Es würde zu nichts führen, wenn ich anfangen wollte, von all den schrecklichen Dingen zu sprechen, die gerade jetzt geschehen. Wir haben heute in unseren Zeitungen von der Ermordung des Premierministers von Südafrika gelesen, und dass innerhalb der letzten paar Jahre 26 Weltherrscher umgebracht worden seien. Das sind nur ein paar wenige Beispiel von den Dingen, die im Augenblick über die Bühne gehen. «noch Zukünftiges...» - und die Bibel berichtet uns von schrecklichen Dingen, die in dieser Welt noch geschehen werden. Und weiter sagt er: «noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgend eine Kreatur...» Denkt an all das, was schrecklich und groß sein könnte, und der Apostel sagt: «Nehmt all diese Dinge zusammen, und doch werden sie NICHT imstande sein, uns von der Liebe Gottes zu trennen». Wie groß ist doch die Liebe Gottes!

Dieser selbe Johannes schrieb in seinem Evangelium: «So sehr hat Gott die Welt GELIEBT, dass er seinen eingeborenen Sohn dahin gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe» (Joh. 3,16). Wie groß ist seine Liebe!

Es braucht etwas, das der Mensch nicht messen kann, um die Liebe Gottes zu betrachten. Dieses Maße der Stadt sind bloß symbolische Angaben über die Größe der Liebe Gottes euch und mir gegenüber in Jesus Christus, und wenn Gott sein Werk in seinem Volk vollbracht hat, wird die Ewigkeit zeigen, wie groß seine Liebe war. Vielleicht sind wir nicht imstande, sie jetzt zu begreifen und zu verstehen, doch dann werden wir vollständig verstehen, und ich glaube, worüber wir in alle Ewigkeit fortwährend reden werden, wird sein: «O, wie groß war doch seine Liebe!»

Im Augenblick will der Apostel uns sagen, wer sich außerhalb der Stadt befindet, denn er sagt, es würden viele außerhalb sein. Das sind die Leute, welche Gottes Liebe nie akzeptierten, und die für alle Ewigkeit diese wunderbare Sache verloren haben - die immense Liebe Gottes. Was für eine große Sache ist es darum, wenn wir Gottes Liebe akzeptieren!

Die Stabilität seiner Liebe

Wenn diese Maße die Größe von Gottes Liebe repräsentieren, dann muss diese Stadt etwas sehr, sehr Stabiles sein. Es wäre wirklich eine sehr große Sache, könnte man die Jungfrau von ihrer Stelle bewegen, aber wenn ihr hundert Jungfrauen stapeln würdet, wäre kein Simson imstande, das aufzuheben (und fortzutragen)! Wir kommen hierher, Jahr für Jahr, und noch immer steht der Berg an derselben Stelle. Als ich noch ein kleiner Junge war, lebte ich an einem Ort, wo es einige Berge gab, und manchmal kehre ich dorthin zurück - und ich sage euch nicht, wie lange es her ist, dass ich noch ein kleiner Junge war ! - und finde dieselben Berge noch immer am gleichen Ort. Sie haben sich kein bisschen bewegt und verändert. Ihr seht, worauf in hinaus will - wie verlässlich ist die Liebe Gottes! «Die da harren auf den Herrn», sagte der Psalmist, «sind wie der Berg Zion, der nicht wankt, sondern ewiglich bleibt» (Ps. 125,1). «Ihr seid gekommen... zum Berg Zion, und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem» (Hebr. 12,22), und in der geistliche Sprache heißt das schlicht: «Ihr seid zur Liebe Gottes gekommen, die unveränderlich und unbeweglich ist». Stabilität ist ein Charakteristikum der göttlichen Liebe.

Der Herr Jesus hat uns ein Bild davon in seinem wohl bekannten Gleichnis vom verlorenen Sohn gegeben. Dieser Sohn war ein Sohn der Liebe seines Vaters, doch er verachtete sie und packte seine Sachen und ging geradewegs von dem Ort weg, wo diese Liebe war. Er verprasste alle Ressourcen seines Vaters durch ein sündiges Leben und brachte Schande und Unehre über den Namen seines Vaters. Schließlich jedoch erinnerte er sich an die Liebe seines Vaters und sagte zu sich selbst: «Ich will mich aufmachen». Er sagte nicht: «Ich will mich aufmachen und nach Hause gehen», sondern: «Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen». So lenkte er seine Schritte zu seinem Vater zurück, und Jesus zeichnet uns das Bild des Vaters, auf auf dem höchsten Punkt des Hauses steht und den Horizont absucht. Ich nehme an, jener Vater hat Tag für Tag gebetet: «Herr, bring meinen Sohn heim». So ging er jeden Tag hinaus, um zu sehen, ob sein Gebet erhört worden ist - und dann endlich war dieser wunderbare Tag da! Er sah am Horizont einen schwarzen Punkt und sagte: «Dort kommt jemand!» Er beobachtete, und dann sagte er: «Es ist mein Sohn!» Er wartete nicht, bis der Sohn bei ihm war. Er eilte die Treppe hinunter und hinaus auf die Straße. Der Junge fing an, einige Ausreden vorzubringen und Erklärungen abzugeben, doch der Vater erstickte sie alle, so dass er nichts mehr herausbrachte. Es heißt: «Er (der Vater) fiel ihm um den Hals und küsste ihn» (Lk. 15,20). Er brachte seinen Sohn ins Haus zurück und sagte: «Lasst uns essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren, und wurde wieder gefunden». Nun, Jesus wollte damit sagen: «Das ist die Liebe Gottes zu den Menschen, zum sündigen Menschen, zu dem Menschen, der Gott davon gelaufen ist. Gottes Herz verlangt einfach danach, diesen Menschen zurück zu bekommen». Die unwandelbare Liebe Gottes! Der Vater sagte nicht: «Er ist ein böser Junge. Er hat meine Liebe nicht geschätzt. Ich wasche meine Hände von ihm und will nichts mehr mit ihm zu tun haben». O nein, Gottes Liebe ändert sich nicht, wenn wir den falschen Weg gehen. Wie stark ist diese Stadt! Wie unbeweglich ist diese Stadt! Wie unwandelbar ist diese Stadt! Und das alles trifft auf die Liebe Gottes zu.

Die Gleichmäßigkeit seiner Liebe

Noch etwas: Es war nicht meine Absicht, heute Abend auf diese Weise das Evangelium zu verkündigen, doch habe ich das Gefühl, dass der Herr genau dies gesagt haben wollte, und ich glaube, er möchte, dass wir alle ein neues Verständnis von der Größe seiner Liebe gewinnen.

Es heißt, diese Stadt sei auf allen vier Seiten gleich. Dieselben Maße auf der Ost-, auf der West-, auf der Nord- und auf der Südseite. Die Liebe Gottes ist nicht größer für Leute, die im Osten leben, als für solche, die im Westen leben. Sie ist nicht anders für diejenigen, die im Norden leben, als für jene im Süden. Da gibt es Leute, die alles haben, was sie brauchen und sich wünschen. Wir sagen, sie seien mit einem Silberlöffel in ihrem Mund geboren worden. Auf der anderen Seite gibt es Leute, die nichts haben, die Armen, die elenden Leute dieser Welt. Dann gibt es die Leute, die unter der Sonne des Ostens leben, und solche, die die kalten Winde des Nordens ertragen müssen. Es gibt alle möglichen Bedingungen, unter denen Menschen in dieser Welt leben, doch die Liebe Gottes ist für sie alle genau gleich. Gott hat keine, die er bevorzugt. Die Liebe Gottes kennt keine Parteilichkeit. Es spielt keine Rolle, was wir sind, oder wo wir sind. Auf allen Seiten ist die Liebe Gottes gleich. Wie gleichmäßig ist doch die Liebe Gottes! Seid ihr nicht froh, dass es so ist? Da gibt es jene Leute, die alle Vorteile für sich haben. Sie haben fromme Eltern und Großeltern, wurden in einem christlichen Haus geboren und in einer christlichen Atmosphäre erzogen. Aber es gibt auch Leute, die nie fromme Eltern oder Großeltern gehabt haben. Sie wurden in sehr sündhafte Häuser und Familien hinein geboren. Ihr wisst, dass General Booth, der Gründer der Heilsarmee, etwas sehr Starkes über diese Leute gesagt hat, und dass er dabei ein Wort gebraucht hat, das wir nicht gerne verwenden: «Meine Arbeit gilt den Leuten, die in diese Welt hinein verdammt wurden!» Nun, es spielt keine Rolle, um welche Seite es sich handelt. Gottes Liebe ist nicht größer für die Leute, die alle Vorteile für sich haben, als für jene, die keine haben. Gottes Liebe ist eine sehr gerechte Liebe. Sie stellt einfach alle auf dieselbe Stufe, und in der Ewigkeit wird es keine Rolle spielen, was wir hier waren - wir werden sagen müssen: «Es ist die Liebe Gottes, die mich hierher brachte».

Die Größe seiner Liebe; die Stabilität seiner Liebe; die Gleichmäßigkeit seiner Liebe - wie wunderbar ist die Liebe Gottes! Und wir, ihr und ich, sind durch diese Liebe berufen worden, sie dem ganzen Universum vorzuzeigen.

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