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Die Gemeinde - ihre Natur, ihre Prinzipien und ihre Berufung

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Die Gemeinde - das gesalbte Gefäß

In der Schrift gibt es viele Arten, in denen vom Werk des Heiligen Geistes gesprochen wird. Da gibt es das «Empfangen»; das «Erfülltwerden»; das « Getauftwerden»; das «Angetanwerden»; das «Beschenktwerden». Wir haben nicht vor, die Bedeutung dieser unterschiedlichen Ausdrücke zu untersuchen, vielmehr wollen wir uns einen andern vornehmen, nämlich «die Salbung». Die Salbung wird durch das Alte wie das Neue Testament hindurch als etwas Allgemeines und Besonderes, als etwas Umfassendes und etwas Spezifisches gezeigt.

Das erste im Zusammenhang mit dem allgemeinen Aspekt der Salbung ist dies, dass, da es der Geist Gottes ist, der den salbenden Geist verkörpert, die Salbung nichts anderes ist, als dass Gott sich mit dem verbindet, vereinigt, sich mit dem identifiziert, was immer gesalbt wird. Das bedeutet, dass wann immer und wo immer die Salbung ruht, man mit Gott direkt rechnen muss. Wer diese Sache berührt, berührt Gott selbst. Um eine echte Kenntnis dieser Wahrheit bzw. Tatsache zu bekommen, brauchen wir bloß jene Teile von Numeri zu lesen, die von den Leviten, der Stiftshütte und deren Gefäße handeln. Leben und Tod hängen mit all diesen Dingen zusammen, weil sie gesalbt sind, weil sich Gott auf sie verpflichtet hat. Im Neuen Testament wird dieser umfassende Aspekt zuerst auf Christus bezogen, dann aber auch auf die Gemeinde.

Schon das eigentliche Wort «Christus» bedeutet ja «Gesalbter». «Jesus von Nazareth, den Gott gesalbt hat...» (Apg. 10,38). Ihm gegenüber war Gott verpflichtet. Ihn zu berühren, bedeutete, Gott zu berühren, wie die Geschichte bewiesen hat. Am Ende wird alles gemäß seiner Einstellung und Entscheidung Jesus Christus gegenüber gerichtet und erhält seine endgültige Bestimmung. Was für eine ungeheure Menge von Details sind in dieser umfassenden Wahrheit enthalten!

Wenn wir zur Gemeinde weitergehen, stellen wir fest, dass gemäß dem Neuen Testament

Die Gemeinde, das gesalbte Gefäß



ist. Am Tage von Pfingsten wurde eine Gruppe von über fünfhundert Männern und Frauen durch die Salbung des Heiligen Geistes als die Gemeinde Gottes konstituiert. Diese Gruppe kam unter die gesalbte Leiterschaft des erhöhten Herrn Jesus, denn die umfassende Salbung war stets auf dem Haupt. Von diesem Zeitpunkt an trug die Gemeinde die Wirkung Gottes in die Welt hinaus: und Herrscher, Weltreiche und Völker mussten in der Gemeinde mit Gott rechnen. Alles, was auf Christus, den Gesalbten, zutraf, ging von ihm als dem Haupt auf die Gemeinde, seinen Leib, über. Es war nicht das, was die Leute in sich selbst waren, sondern wegen der Salbung, obwohl gesalbte Menschen so sind, weil sie nicht auf ihrem eigenen Grund stehen, sondern auf dem Grund Christi.

Im Neuen Testament wird vorausgesetzt, dass wahrhaft von oben her geborene, getaufte Gläubige die Salbung haben, und man zeigt sich überrascht, wenn keine Anzeichen dafür da sind (vgl. Apg. 19,2-3). Stellt neben diese Schriftstelle 2. Kor. 1,21, etc. Schon der Ort, den die Gläubigen als «in Christus» innehaben, versetzt sie unter seine Salbung, oder in ihn als den Gesalbten hinein.

Doch während der Heilige Geist seiner Bedeutung nach umfassend und vielseitig ist, ist die Salbung überall in der Bibel ein Begriff, der in besonderer Weise mit Position und Funktion, Amt und Bestimmung zu tun hat . Von Satan in seiner noch nicht gefallenen Position wird gesagt, er sei «der gesalbte, schützende Cherub» gewesen (Hesekiel 28,14). Es war offensichtlich eine besondere Position und Funktion. So wurden Propheten, Priester und Könige für ihre Position und ihre Berufung gesalbt. Auf dieselbe Weise wurde die Stiftshütte mit all ihren Gefäßen und Instrumenten gesalbt, um einem bestimmten Zweck zu dienen, und nichts hätte ohne die Salbung einen Platz finden oder einen göttlichen Zweck erfüllen können. Alles und jedermann musste zu einer spezifischen Verwendung, zu einem bestimmten Zweck gesalbt werden, und kein Instrument konnte weder seine eigene Funktion und Position wählen, noch die Arbeit eines anderen verrichten. All dies gehörte zu Gottes Gesetz der Effizienz, der Auswirkung, der Harmonie und des Segens. Leben und Tod hingen von diesem Prinzip ab.

Die Salbung unterstand stets der göttlichen Souveränität, und niemals der Wahl, der Macht, oder den Händen von Menschen. Es ist eine sehr ernsthafte Angelegenheit, eine Position zu bekommen oder in eine solche versetzt zu werden, die Gott nicht durch die Salbung bewirkt hat.

Wenn wir ins Neue Testament gelangen, ist dieses Gesetz der Salbung sehr klar sowohl bei Christus als auch bei der Gemeinde erkennbar. Zuerst kommt der souveräne Akt, dann die vielen und unterschiedlichen Funktionen. Sowohl bei den Haupt-Beauftragungen, wie zum Beispiel als Apostel und Propheten, die sich hauptsächlich auf die universelle Gemeinde beziehen, als auch bei den besonderen Funktionen im örtlichen Ausdruck der Gemeinde ist das Neue Testament sehr klar. Der Heilige Geist wird als Treuhänder der Gaben, Funktionen, Beauftragungen und Ausrüstungen in den Gemeinden betrachtet. Es ist Gottes Ordnung; dieses Gesetz zu übersehen, zu ignorieren, zu übertreten oder zu übertreffen bedeutet einen Affront gegen den Heiligen Geist. Das Ergebnis wäre Verwirrung, Einschränkung und Trennungen. Wo Menschen ihre Hand auf das Werk Gottes gelegt haben, verlief die folgende Geschichte unweigerlich in zwei Richtungen: sie führte zu Trennungen und zur Relegierung solcher Leute an einen Platz, wo sie diskreditiert wurden, so dass ihr Platz der vollen Nützlichkeit verloren ging. Andererseits gibt es keine herzerfrischendere und inspirierendere Wahrheit, wie sie in der Schrift offenbart werden, als die, dass durch die Salbung jedes Glied Christi eine besondere Funktion und damit einen besonderen Wert bekommt. Die Salbung unterscheidet sich von der natürlichen Fähigkeit und Qualifikation. Der von Natur aus am wenigsten Begabte wird dadurch nicht von der göttlichen Brauchbarkeit disqualifiziert, und der von Natur aus Begabteste und Qualifizierteste hat hier keinen Vorteil. Die Salbung ist einzigartig. Stellt nur schon 2. Kor. 1,21 und 1. Kor. 1,26-30 neben einander, ebenso das ganze Kapitel 1. Kor. 2.

In der Stiftshütte Israels gab es große Gefäße unter der Salbung, aber es gab auch so geringe Instrumente wie die Dochtscheren, doch waren auch letztere gesalbt. Nun, passt gut auf! Es waren gesalbte Dochtscheren. Es gibt genügend Leute, die die Funktion des «Lichtputzens» an sich reißen. Sie beschneiden alles, und schneiden alles weg. Die Dochtscheren der Stiftshütte waren nicht dazu da, das Licht des Zeugnisses zu reduzieren oder auszulöschen, sondern gerade um es frisch zu erhalten und dafür zu sorgen, dass sie keine unangenehme Atmosphäre verbreiteten. Für einen solchen Dienst ist die Salbung nötig.

Aber da gibt es noch etwas anderes, das wir stets im Gedächtnis behalten sollten, nämlich dies, dass jedes Gefäß, jede Funktion und jeder Platz seinen Wert von seiner Beziehung zu allen anderen ableitet. In der Tat hat kein Gefäß, wie wichtig es immer sein mag, weder Bedeutung noch Salbung hat abgesehen von allen andern. Die Salbung ist EINE, obwohl ihre Vorgehensweisen unterschiedlich sind. Die Lampen benötigen Dochtscheren, und die Dochtscheren sind ohne die Lampen eine Absurdität.

Alles, was wir hier gesagt haben, ist bloß ein Hinweis und ein Fingerzeig auf einen sehr großen und wichtigen Bereich der Wahrheit hin; viele Bände wären nötig, um alles auszuschöpfen und auszulegen. Aber so gewiss dies Gottes Wahrheit ist, genügt es, zumindest darauf hinzuweisen:

1. die wahre Natur der Gemeinde, der Gemeinden und deren Funktionen;

2. warum es so viel Schwachheit und Durcheinander und Verlust von göttlichem Einfluss gibt.

3. warum der Feind sich solche Mühe gibt, den Heiligen Geist zu imitieren, um dadurch die Salbung zu torpedieren, deren er einst beraubt wurde. Genau dies wird ein besonderes Charakteristikum der letzten Tage sein. Darum hat die Salbung in der Schrift eine solch enge und entscheidende Beziehung zum (geistlichen) Kampf. Denkt darüber nach!

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