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Geistliche Sicht

von T. Austin-Sparks

Kapitel 6 - Nach der Herrlichkeit Christi Als Sohn Gottes Trachten


«Gott ... hat ... am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat» (Hebr. 1,1.2).

«... das Reich des Sohnes... Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen; und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn» (Kol. 1,13-17).

«... von der Herrlichkeit des Christus... wir predigen ... Christus Jesus als Herrn» (2. Kor. 4,4-5).

«Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott... Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. In Ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen» (Joh. 1,1.3-4).

«Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, damit ihr euch wundert. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche Er will... Denn wie der Vater Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst; und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist» (Joh. 5,20-21.25-26).

«...mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war» (Joh. 17,5). font-family:Verdana">

Es sind drei Richtungen, in denen geistliche Sicht notwendig ist; erstens im Blick auf den Platz und die Bedeutung Christi in der göttlichen Anordnung der Dinge; zweitens, im Blick auf den Platz und die Bedeutung des Menschen in dieser Anordnung; und drittens, bezüglich der Wirklichkeit, Wege und des Zieles der bösen geistlichen Mächte in diesem Universum. Die Schrift umfasst weitgehend diese drei Dinge. Hier werden wir uns vorwiegend mit dem ersten dieser drei beschäftigen.


Der Platz und die Bedeutung Christi

Es gibt zwei Seiten bei der Person und dem Werk Christi. 1. Christus als der Sohn Gottes. 2. Christus als der Sohn des Menschen. Wenn wir alles, was in der Schrift über Jesus als der Sohn Gottes gesagt und angedeutet wird, zusammen gestellt haben, führt dies uns zu einer umfassenden Schlussfolgerung. Und es ist dies: Gottes einzigartige Rechte und Vorrechte sind von Ihm auf Seinen Sohn übertragen worden, und Gott hat sich darauf festgelegt, persönlich und endgültig nur in der Gestalt des Sohnes erkannt zu werden. Es gibt weder Zugang noch Erkenntnis einer persönlichen Natur (Gottes), auch keine Gemeinschaft (mit Gott), abgesehen vom Sohn. «Niemand kommt zum Vater als nur durch mich» (Joh. 14,6). «Niemand kennt den Vater als nur der Sohn, und wem der Sohn Ihn offenbaren wird» (Mt. 11,27). Diese Offenbarung gibt es nur im Sohn. «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen» (Joh. 14,9). Dann müssen wir uns fragen: Welches sind diese einzigartigen und alleinigen Rechte Gottes, mit denen der Sohn bekleidet wurde?

Wenn wir es wirklich mit Leben zu tun bekommen, dann bekommen wir es mit Gott zu tun. Solange Leben vorhanden ist, mag der Mensch einen bestimmten Platz einnehmen. Er kann helfen, stimulieren, füttern, und mit ihm kooperieren; doch wenn das Leben entschwunden ist, hat der Mensch keinen Platz mehr und es ist einzig Gottes Angelegenheit. Nur Gott kommt mit dieser Situation zurecht. Eine ganze Generation lang hat diese Frage wie ein Kampf gewütet, und weitgehend drehte sich der Streit um einen Menschen: Louis Pasteur. Während seiner ganzen Lebenszeit war es die Frage der spontanen Zeugung (von Leben), welche die Menschen entflammte, in Aufregung versetzte und sie in verschiedenste Schulen von starken Gegnerschaften aufteilte. Doch noch bevor er starb wurde die Frage gelöst, und heute glaubt keine auch nur halbwegs gebildete Person etwas anderes, als dass Leben nur von Leben stammen kann, niemals von toter Materie – das heißt, aus dem Bereich der Natur. So wurde das Feld für das Übernatürliche freigehalten, und Leben aus dem Tod bleibt Gottes alleinige Sphäre. Was im Natürlichen zutrifft, trifft auch auf das Übernatürliche zu. Das Leben, das wir alle gemeinsam haben als das Leben von Seele und Körper ist eines; und das obige Gesetz stimmt im Blick darauf ebenfalls. Aber da gibt es ein anderes Leben: Es ist unerschaffenes Leben, göttliches Leben, das, was wir «geistliches Leben» nennen. Das ist etwas ganz Anderes. Etwas mehr als hundert Leute mögen hier versammelt sein, alle im ersten Sinne lebendig, doch mögen nur ein paar wenige im zweiten Sinne lebendig sein. Mehrheit, obwohl sehr aktiv im Leben der Seele und des Körpers, sind vielleicht völlig tot im Blick auf das unerschaffene, göttliche Leben. So sind die Leute geteilt, und in dieser Hinsicht repräsentieren sie zwei völlig verschiedene Schöpfungsordnungen bzw. Arten von Wesen.

Vieles ist gesagt und geschrieben worden über die Unsterblichkeit der Seele. Die Bibel lehr das aber nicht. Fortdauer und Unsterblichkeit sind zwei verschiedene Dinge. Unsterblichkeit ist ein göttliches Vorrecht und charakteristisches Merkmal. «Der allein Unsterblichkeit hat» (1. Tim. 6,16). Unsterblichkeit ist die göttliche Natur, die für das göttliche Leben charakteristisch ist. Sie ist etwas viel Höheres als das bloße Überleben des physikalischen Zerfalls und des Grabes. Dieses letztere muss, ohne Unsterblichkeit oder unsterbliches Leben – eine furchtbare Angelegenheit sein. Es ist das, was die Bibel sinnbildlich mit «nackt» und «beschämt» meint. So redet der Apostel im Sinne von «überkleidet» sein, dass «die Sterblichkeit vom Leben verschlungen» werde.

So steht das Verleihen dieses Lebens nur Gott zu, und diejenigen, die es haben, sind deshalb aufgrund einer inneren Realität von allen andern verschieden. Sie besitzen die Basis für eine vollständige Umwandlung, was die eigentliche Bedeutung von «verherrlicht werden» ist.

Unsere besondere Botschaft jedoch ist die, dass Gott Seinen Sohn mit diesem Leben betraut hat, und dass man es nicht abgesehen von Ihm haben kann. «Wie der Vater Leben hat in sich selbst, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben in sich zu haben» (Joh. 5,26). «Wie der Vater die Toten auferweckt und ihnen Leben verleiht, so gibt auch der Sohn Leben, wem er will» (Joh. 5,21). Das Evangelium von der Herrlichkeit Christi ist deshalb dies, dass Gott ihm die Herrlichkeit verliehen hat, imstande zu sein, denen, die an ihn glauben, ewiges, unverderbliches und unsterbliches Leben zu geben. «Dieses Leben ist in Seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben» (1. Joh. 5,11-12). Ist dieses Leben einmal mitgeteilt worden, dann haben all die herrlichen Gedanken und Absichten Gottes für den Menschen ihren Weg der Verwirklichung begonnen. Was also mit Christus herein kommt, ist das Leben einer neuen Schöpfung, ein neues Universum. Alles wird nach dem biologischen Prinzip realisiert, und doch ist es ein Leben, das sich in seiner Natur, Kapazität und in seinem Bewusstsein von allem anderen Leben unterscheidet. Da ist in besonderer Weise Gottes eigenes, göttliches Leben ist, bildet es die Grundlage und das Bindeglied zu einer wahren, inneren Gemeinschaft mit Ihm. Auf diese Weise sind wir imstande, etwas von der immensen und wesentlichen Bedeutung Christi zu sehen.

Christus auf eine lebendige und positive Weise anzunehmen bedeutet, ein Leben zu empfangen, das einen inneren und verborgenen Unterschied in unserer eigentlichen Konstitution darstellt, und sich auf dem Wege von Möglichkeiten zu befinden, die allen anderen Lügen straften.

Christus abzulehnen oder zu vernachlässigen bedeutet, alles zu verlieren oder zu verpassen, was Gott je beabsichtigte, als er den Menschen schuf und ihn einer Glaubensprobe aussetzte. Hier liegt die ungeheure Gefahr der Ausflucht und des Zauderns. Es steht nicht in der Macht des Menschen, zu sagen, wann ihm dieses Leben angeboten werden soll. Wenn Christus präsentiert wird, dann ist das die Zeit, wenn sich Leben oder Tod in den Waagschalen unserer Annahme oder Verwerfung befinden, und die allergrößten ewigen Werte und Dinge hängen von dieser Entscheidung ab. Für all dies möchte der große Feind von der ewigen Herrlichkeit des Menschen blenden und blind bleiben lassen. Eine der blendenden Lügen des Teufels ist die Lüge der Evolution. Auch wenn wir alle an eine bestimmte Entwicklung und einen bestimmten Fortschritt glauben, so ist doch die Lehre, die erklärt, der Mensch habe bei der Amöbe begonnen und habe dann im Verlauf von vielen Tausend – vielleicht Millionen – von Jahren verschiedene Stufen durchlaufen, z.B. des Affen, des primitiven Menschen, des zivilisierten Menschen, von Engelwesen usw. – und werde schließlich zu einem Gott, so dass er die Stufe der Gottheit erreicht! – eine Lüge und eine Verführung ist, und ihr satanischer Erfinder beabsichtigt damit, Menschen davon abzuhalten, Christus anzunehmen. Denn dieser ganze Vorgang (der Evolution) soll sich ohne irgend welchen äußeren Eingriff vollziehen. Jemand, der über diese Angelegenheit schrieb, drückte es folgendermaßen aus: Wir haben von einer wunderbaren Maschine gehört, die mit Greifarmen an einem Ende eine Unmenge Leder packt, es herein zieht und, ohne jeden äußeren Eingriff, es von Arbeitsgang zu Arbeitsgang weiter transportiert und es schließlich am andern Ende in Form von Schuhen wieder ausspuckt: Und das ohne jeden äußeren Eingriff! Und das, sagt der Verfasser, sei die Evolution. Die Greifarme packen die Amöben, ziehen sie herein und dann, so wird angenommen, nimmt sie die Evolution von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe und spuckt sie zuletzt als Engel und Götter aus. Aber leider, sagt er weiter, verfängt sich die Amöbe im Netz, und darum kommen am Ende wilde Tiere zum Vorschein, die einander in Stücke reißen! Sind die Menschen wirklich Engeln und Göttern ähnlicher nach diesen Tausenden von Jahren? Ist das moralische Leben des Menschengeschlechts am Ende so viel höher geworden? Nur die wirklich Blinden werden sagen, es sei so.

Ah, alles liegt nur in dieser kleinen Wendung «ohne Eingriff». Es wird nie irgend eine echte Gleichförmigkeit mit dem Bilde Gottes geben ohne Eingriff von außen. Das Ganze funktioniert eben nicht wie eine Maschine. Dieser äußere Eingriff kommt in den Worten Christi zum Ausdruck: «Ich bin gekommen, damit sie Leben haben» (Joh. 10,10). Es gibt keine Hoffnung dafür, dass der Mensch von sich selbst aus Gott erreichen kann, doch hat Gott in der Person Seines Sohnes interveniert und hat mit Ihm das Leben angeboten, das in sich die Kraft hat, uns mit Ihm in Gleichförmigkeit und Gemeinschaft eins zu machen.

Gottes Vorrecht des Lichtes auf den Sohn übertragen

Das zweite Vorrecht Gottes ist Licht. Es war Gott, der sagte: «Es werde Licht», es soll Licht werden! Licht ist bei Gott. Natürlich gibt es davon viele Hinweise in der Schrift im natürlichen Bereich. Gott macht Finsternis zu Licht, und Gott, wenn er so will, kann in dieser Sache in den gewöhnlichen Lauf der Dinge einbrechen und Licht zu Finsternis, und Finsternis zu Licht werden lassen. Er kann auf demselben Territorium zwischen Licht und Finsternis trennen. Wenn Finsternis, tiefe Finsternis über Ägypten liegt und es schwer von der Plage heimgesucht wird, dann haben die Kinder Israels Licht in ihren Wohnungen. Mitten im selben Land existierten durch eine göttliche Intervention von außen gleichzeitig Licht und Finsternis. Ja, Licht kann durch Gott über die natürliche Dauer hinaus bewahrt und erhalten werden, und Finsternis kann vorzeitig hereinbrechen, wenn eigentlich noch Licht sein sollte.

Es gibt diesbezüglich vieles im Alten Testament, und es wird ins Neue Testament übertragen. Als der Sohn Gottes gekreuzigt wurde, fiel Finsternis über das Antlitz des Landes bis zur neunten Stunde. Nehmt Gottes Sohn weg, und ihr nehmt das Licht Gottes weg. Das ist der springende Punkt. Licht ist Gottes Vorrecht.

Was durch Gottes Vorgehen in der Natur illustriert wird, ist die große Wahrheit des geistlichen Lichtes; dieses geistliche Licht ist Gottes Vorrecht: Er kann zu jedem gegebenen Moment Licht in die Finsternis hinein bringen, er muss nicht den natürlichen Lauf der Dinge abwarten; auch kann er zu jedem gegebenen Moment das Licht ausschließen. Es steht in Seiner Macht, dies zu tun.

So finden wir dieses zweite Vorrecht Gottes, nämlich, das des Lichtes, ebenso auf Jesus Christus, Seinen Sohn, übertragen und von ihm abhängig. «Ich bin das Licht der Welt» (Joh. 9,5). «Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott ... in Ihm war Leben; und das Leben war das Licht der Menschen». «Niemand hat je Gott gesehen; der einzig geborene Sohn, der in dem Schoß des Vaters ist, er hat Ihn bekannt gemacht», «Er hat Ihn geoffenbart» (Joh. 1,18). Es ist die Herrlichkeit Christi, imstande zu sein, zu jedem möglichen Zeitpunkt über unsere Finsternis herein zu brechen; und ist es nicht gerade das gewesen, das Seine Herrlichkeit in unsere Herzen herein und aus unseren Herzen heraus Ihm Herrlichkeit gebracht hat, als wir durch jene gesegnete Berührung Seines Fingers (der Geist Gottes) imstande waren, plötzlich zu sagen: Ich sehe! So habe ich es noch nie gesehen! Was ist dann das spontane Verlangen unseres Herzens? Es ist dies: Ihn anzubeten!

Wir bezogen uns auf jenen blind geborenen Mann, dem der Herr das Augenlicht gab und ihm schließlich die Frage stellte: «Glaubst du an den Sohn Gottes?». Er antwortete und sprach: Und wer ist Er, Herr? Damit ich an ihn glauben kann. Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen, der ist es, der mit dir redet. Und er sprach: Herr, ich glaube. Und er betete Ihn an. Warum betete er an? Weil der Sohn Gottes für ihn dasselbe war wie sein Augenlicht zu haben. Die beiden Dinge gingen zusammen. Dass er sein Augenlicht bekommen hatte hing mit diesem Einen zusammen, der kein anderer sein konnte als der Sohn Gottes, damit er sehen konnte. Das beabsichtigte der Herr, als er dieses Ereignis in dieses Evangelium einfügte. Der ganze Zweck ist der, zu beweisen, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Ihr wisst, wie Johannes sein Evangelium abschließt – wenn alles aufgeschrieben würde, was noch geschrieben werden könnte, so glaube ich, die ganze Welt könnte die Bücher nicht fassen, die noch geschrieben werden müssten. Doch diese Dinge sind geschrieben worden, «damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben Leben habt in Seinem Namen» (Joh. 20,30). Und das wurde in das Buch aufgenommen, das genau dies zum Ziel hat. Als die Jünger sagten: «Herr, wer hat gesündigt, dieser Mann, oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde?», wies der Herr Jesus diesen Aberglauben ab, indem er sagte: «Weder er noch seine Eltern haben gesündigt; vielmehr sollen die Werke Gottes in ihm manifestiert werden». Und der Sohn ist das Instrument der Werke Gottes. Der Herr Jesus hatte bereits gesagt, dass der Vater wirke, und dass die Werke, die der Vater tue, der Sohn in gleicher Weise auch tue, und dass Er ihm noch größere Werke zeigen werde. Die Werke Gottes: Sicht verleihen durch den Sohn, und zwar solchen, die blind geboren wurden; und sie zur Anbetung führen. Und es macht Gott nichts aus, wenn ihr Seinen Sohn anbetet, Er wird nicht auf Seinen Sohn eifersüchtig, denn Er hat sich selbst von Seinem Sohn abhängig gemacht und Seinen Sohn sich selbst gleichgestellt, und Er hat alle eigenen Rechte und Vorrechte auf Seinen Sohn übertragen. Den Sohn anzubeten bedeutet, den Vater anzubeten, denn der Vater und der Sohn sind eins.

Nun, dass Jesus der Sohn Gottes ist, wird dadurch unter Beweis gestellt, dass Menschen geistliche Sicht bekommen; und das ist die Herrlichkeit Christi, imstande zu sein, dies zu tun – sie, wie wir sagten, zur Anbetung zu führen. Es ist etwas Großes, auch nur ein bisschen davon zu erkennen. Es ist etwas Großes, wenn unsere Augen geöffnet werden. Es ist etwas Großes, wenn unsere Augen gleich am Anfang und grundsätzlich geöffnet werden; und es ist etwas Großes, wenn unsere Augen, während wir voranschreiten, wieder und wieder geöffnet werden, zu sehen, was uns bisher noch niemand zeigen konnte, um das wir gerungen haben, es zu sehen und zu verstehen. Und dann berührte Gott auf einmal, souverän und durch eine Interventin von außen, unsere geistlichen Augen, und wir konnten sehen. Ist es nicht ein großer Tag, wenn wir so sehen können?

Einige von uns wissen, was es bedeutet, etwas im Worte Gottes zu haben. Wir spüren, dass es etwas in diesem Abschnitt gibt, das wir noch nicht berührt haben; das ist irgend eine göttliche Bedeutung, aber wir kommen nicht dahinter. Und wir sind drum herum gegangen, wir haben uns umgesehen, ob irgend jemand uns behilflich sein könnte. Wir haben alle Autoritäten über den betreffenden Abschnitt abgeklopft, aber wir sind nicht dahinter gekommen. Eine Menge guter Dinge werden da gesagt, aber irgendwie kommen wir nicht an das heran, von dem wir spüren, dass es da ist. Wir geben es an den Herrn zurück und sagen: Nun, Herr, wenn du willst, dass wir das haben, dann zeige es uns bitte zur rechten Zeit, wenn es erforderlich ist, nicht bloß um der Information willen, sondern wenn es einem bestimmten Zweck dient. Wir gingen weiter und ließen es beim Herrn; und während wir in Ruhe weitergingen, womöglich mit etwas ganz Anderem beschäftigt, kam das Ganze plötzlich hoch und brach über uns herein, und wir haben es gesehen, so dass unser Gesicht ganz vom Lächeln umwunden war. Wir können im Verlauf unseres Lebens auf viele Dinge wie diese unseren Finger legen. Sie sind einfach gekommen, und wir haben sie empfangen. Ihr könnt uns das nicht mehr nehmen.

Nun, der Punkt, um den es mir hier geht, ist schlicht, zu illustrieren, was für eine gewaltige Sache dies doch ist, wenn das Licht über uns herein bricht, wie es uns aufrichtet, wie es uns mit Herrlichkeit erfüllt, wie es unseren Blickwinkel verändert, wenn geistliches Licht herein bricht, Licht das noch nie weder auf Land noch See gewesen ist, Licht von oben. Und der Herr Jesus ist die Summe dieses göttlichen Lichtes, Er ist das Licht. Wenn doch nur eure Augen geöffnet würden, um die Bedeutung des Herrn Jesus zu sehen, was für einen ungeheuren Unterschied würde dies doch ausmachen, wie würden wir dann befreit. Was Not tut, ist dies: Den Sohn Gottes als den zu sehen, auf den Gott das Vorrecht des göttlichen Licht-Verleihens übertragen hat, weil Er selbst das Licht ist. Mit Ihm kommt das Licht direkt in unser Umfeld der Finsternis und treibt die Finsternis aus. Das ist Seine Herrlichkeit, und ihr könnt diese Herrlichkeit des Sohnes Gottes erkennen, ihr könnt Ihn anbeten, weil eure Augen geöffnet wurden.

Er ist hier. Genauso wie Er, da Er die Auferstehung und des Leben ist, Auferstehung in jedem Augenblick bedeutet und nicht erst an jenem letzten Tag – ihr erinnert euch, wie Martha sagte: «Ich weiß, dass er auferstehen wird am letzten Tag», und der Herr im Grunde sagte: Stop, ich bin die Auferstehung und das Leben, und solange ich hier bin, mag auch der letzte Tag schon hier sein, was die Auferstehung betrifft; es ist keine Frage der Zeit, wenn ich gegenwärtig bin, es kann jetzt sein! – wenn Er also hier ist, dann kann auch eine neue Schöpfung hier sein mit einem neuen Schöpfungslicht: Nicht – ich werde später einmal Licht bekommen, sondern jetzt; und zwar durch diese glorreiche Intervention von außen.

Die Herrlichkeit Jesu Christi, die er beim Vater hatte, bevor die Welt war, die Herrlichkeit des Sohnes ist dies: dass Er dieses einzigartige göttliche Vorrecht, Recht, diese Kraft und Fähigkeit hat, Licht herein zu bringen. Niemand sonst kann es uns geben; es ist auch nicht möglich, (von uns aus) zu diesem Licht zu gelangen. Es ist Seine Gabe, es ist Seine Tat. Das ist Seine Herrlichkeit.


Gottes Vorrecht der Herrschaft auf den Sohn übertragen

Noch ein abschließendes Wort in Bezug auf die Herrlichkeit Jesu Christi als Sohn Gottes. Das göttliche Vorrecht der Herrschaft wurde auch auf Ihn übertragen. Das dritte Vorrecht Gottes ist die Regierung. Letzten Endes liegt die Entscheidung in allen Dinge bei Gott. Gott ist über allem und höher als alles: Er herrscht, und Er herrscht in den Königreichen der Menschen und unter den Armeen des Himmels. Er regiert, aber Er hat nun diese Regierung auf Seinen Sohn übertragen. «Auch der Vater richtet niemanden, sondern Er hat alles Gericht dem Sohn übergeben« (Joh. 5,22). Dieses göttliche Vorrecht der Regierung wurde deshalb auf den Sohn übertragen.

Was bedeutet das nun für uns? «Das Evangelium von der Herrlichkeit Christi«. «Wir predigen Christus Jesus als den Herrn». Das ist im Wesentlichen eine einzige Feststellung – die Herrlichkeit Christi, Christus Jesus als der Herr. Ich glaube, ich muss eine ganze Menge von Details beiseite lassen und direkt zum Ende hinüber springen. Die Herrlichkeit Christi wird nur erkannt, wenn Er der Herr ist, aber sie wird erkannt, wenn er wirklich der Herr ist. Ich denke, Gott ist zufrieden gestellt, wenn Sein Sohn an den Ihm zukommenden Platz gelangt; doch kann Gott nie in irgend einer Hinsicht zufrieden sein, ohne dass der, den es betrifft, es auch wahrnimmt. Da ist stets ein Echo hier im Herzen Gottes von etwas, das uns berührt. Ich meine dies: Wann immer der Himmel frohlockt über einen Sünder, der Buße tut, dann wird es nie ausbleiben, dass dieser Sünder ein Echo von der Freude des Himmels empfindet. Die Freude, die einen bußfertigen Sünder erfüllt, ist nicht bloß seine eigene Freude, es ist die Freude des Himmels, sie kommt von dem, was oben vor sich geht. Wenn der Vater Wohlgefallen empfindet, dann wird dies in dem ein Zeugnis hinterlassen, an dem Er Wohlgefallen hat. «Dies ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe» (Mt. 3,17). Der Sohn kennt in Seinem eigenen Geist, in Seinem eigenen Herzen das Entzücken Seines Vaters. «Der Vater liebt den Sohn»: Er kann dies ohne jede Täuschung oder Anmaßung sagen; und wenn der Platz, der dem Sohn vom zugewiesen wurde, in irgend einem Leben oder in irgend einer Gemeinschaft oder an irgend einem Ort dieser Erde dem Sohn gegeben wird, dann könnt ihr sicher sein, dass dort der Himmel offen ist, und dass dort des Vaters Zufriedenheit registriert wird. Ihr geht nie durch eine Auseinandersetzung und einen Kampf bezüglich Seiner Herrschaft hindurch, ohne dass ihr in eurem Herzen eine neue göttliche Freude, Frieden und Ruhe kennen lernt. Ein Kampf war im Gange über eine Frage des Gehorsams gegenüber etwas, das Gottes Willen entsprach, etwas, das der Herr gesagt hatte: Lange Zeit war darüber ein Kampf im Gange, und schließlich habt ihr es durch gestanden - «Mein trotziges Herz gab schließlich nach» - und ihr bracht durch. Die Herrschaft des Herrn hat sich durchgesetzt, und was ist das Ergebnis? Ruhe, Frieden, Freude Befriedigung. Ihr sagt: Wie töricht von mir, das so lange vor mir her zu schieben. Was ist das? Es ist nicht bloß eine psychologische Erleichterung, dass ihr eine schwierigen Ort hinter euch habt: Es ist der Geist Gottes, der in euch Zeugnis ablegt. Es ist die heilige Taube, die sich auf euren Geist niederlässt. Es ist des Vaters Wohlgefallen, das ihr in eurem Herzen realisiert, die Herrschaft Gottes in Christus in euren Herzen aufgerichtet. Wir können nie wirklich an die absolute Herrschaft Gottes glauben, ohne Christus Seinen Platz zu geben. Das wäre ein Widerspruch. Damit die Herrschaft Gottes zu einer Realität wird, muss Christus in unseren Herzen Herr sein. Das müssen wir sehen lernen.

Die praktische Seite

Was ich tatsächlich mit diesem letzten Wort bei euch deponieren möchte, ist dies: Bittet den Herrn, er möge eure Augen öffnen für die Bedeutung der Herrschaft Christi. Ihr wisst doch, ihr Lieben, dass alle unsere Schwierigkeiten genau um diesen Punkt kreisen. Andere Herren regierten über uns. Und was für andere Herren waren dies? O, es gibt viele Herren. Unsere Seele z.B. kann die Herrschaft ausüben, oder unsere Sentimentalitäten, unsere eigenen Vorlieben, Bevorzugungen und Urteile, oder unser Missfallen oder unsere Antipathien, unsere eigenen Traditionen, unsere eigenen Lehrer: Sie alle können über uns herrschen. O, der Herren sind so viele, und sie herrschen ganz einfach. Doch der Herr sehnt sich danach, uns an einen weiteren und freieren Ort zu bringen, an einen Ort, wo der Himmel offen ist. Aber etwas tyrannisiert uns immer noch; noch immer stehen wir im Zentrum, das natürliche Eigenleben hält den Thron besetzt, wir haben eine schreckliche Art, alles an uns zu ziehen. Sobald irgend etwas auftaucht, treten ins Zentrum der Arena, und das Ich-Leben herrscht auf dem Thron. Und was für ein Leben ist das? Nun, es ist ein Leben der Schatten, das ist das wenigste, das wir sagen können; es ist ein Leben der Begrenztheit, der Veränderlichkeit, des Auf und Ab, der Schwachheit und Ungewissheit. Wenn wir von da heraus und ans Licht gelangen wollen, ans volle Licht, und wenn wir in das volle Licht, in die Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes hinein schreiten wollen, dann müssen all diese anderen Herren entthront werden, und Christus muss Herr sein.

Nun, wenn ich das so sage, dann stimmt ihr mir gewiss absolut zu. Ihr sagt: Ja, natürlich wollen wir, dass Christus der Herr ist, wir wollen nichts mehr als dass Christus der Herr sein soll, und wir wissen, dass er der Herr sein muss; wir wissen, dass Gott Ihn zum Herrn und Christus gemacht hat! Wir stimmen zu. Ihr Lieben, das ist alles gut und recht, aber wie steht es damit? Wenn wir zugestimmt, wenn wir beigepflichtet haben, halten wir dann immer noch an unseren eigenen Urteilen fest, treten wir dann anderen Menschen und Dingen noch immer in unserer eigenen Kraft gegenüber? Sind wir dann immer noch auf dem Bild zu sehen, lassen wir noch immer zu, dass jene alten Herrschaften uns beeinflussen? Das Einsetzen von Christus als Herrn ist etwas, das nicht durch Zustimmung, nicht zur Beipflichten geschehen kann, obwohl das auch nötig sein mag; es kann nur geschehen, wenn wir zusammenbrechen und zum Herrn sagen müssen: Herr, reiß alles nieder, was Dir im Wege ist: Leg Deine Hand an alles, was sich Deiner absoluten Herrschaft in den Weg stellt.

«Der teurste Götze, mir vertraut,
was auch der Götze war,
hilf mir, zu reißen ihn vom Thron,
Dich anzubeten nur».

Es mag da etwas sehr Teures geben, ein Teil von uns selbst, und doch ist es im Weg: unser eigentliches Leben, unser eigentliches Ich. Etwas muss in uns selber geschehen, doch oh, könnten wir doch sehen, wie viel vom Platz und von der Bedeutung Christi in der göttlichen Heilsökonomie abhängt, davon, dass Christus der Herr ist. Was denn hängt davon ab? Es ist die Herrlichkeit Christi.

Seid ihr je durchgebrochen zu einer neuen Stellung beim Herrn, wo Seine Herrschaft auf irgend eine neue Weise, in irgend einer Sache, auf irgend einem neuen Gebiet errichtet wurde? Seid ihr je durchgedrungen und habt euch danach elend gefühlt, gefühlt, als hättet ihr etwas verloren? Ihr wisst, dass das Gegenteil zutrifft. Es mag eine sehr tief gehende und schreckliche Erfahrung gewesen sein, doch wenn ihr hindurch seid, verherrlicht ihr Gott. Wenn der Herr mit Dingen verfährt, die Seiner Herrschaft im Wege stehen, dann ist das eine dunkle Zeit, voller Leiden, doch ihr werdet an einen Punkt kommen, da ihr Gott für immer für jedes Bisschen davon dankbar seid. Wie ist das möglich? Wenn der Herr Fenster in den Himmel machen würde, könnte das denn sein? So mögen wir uns fühlen, wenn wir uns im Prozess befinden, doch bin ich sicher, und die Erfahrung bestätigt das auch bis zu einem gewissen Grade, dass, wenn wir auf der andern Seite davon ankommen und der Herr einen neuen Platz in unserem Leben hat, wir Ihm aus der Tiefe (unseres Herzens) danken werden, und wir sagen: Du hattest Recht, Du warst treu und wahr. Ihr könnt das dann als Teil eures Glaubens sagen, doch ist es etwas Großes, wenn ihr es als Teil eurer Erfahrung sagen könnt. Treu und wahr!

Die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi, die Herrlichkeit Christi, das Evangelium von der Herrlichkeit Christi als Sohn Gottes kommt vollständig in Begriffen von Leben, Licht und Herrschaft zu uns – es sind die drei Buchstaben (L-L-H; englisch: die drei L’s, nämlich Life, Light and Lordship) der Herrlichkeit des Sohnes Gottes.
Der Herr möge uns in diese Realität hinein führen.

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