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Die Himmlische Berufung - Band 1

von T. Austin-Sparks

Kapitel 10 - Die Überlegenheit der Neuen Position (Fortsetzung)

Im letzten Kapitel haben wir mit diesem Thema erst begonnen – und wenn wir sagen, wir hätten erst begonnen, obwohl wir fast am Ende der Konferenz angelangt sind, so ist es ganz offensichtlich, dass wir zwölf Körbe voll übrig lassen werden, wenn wir am Ende sind! Wir haben wirklich noch nicht die volle Tiefe dieses Briefes an die Hebräer ausgelotet, und es gibt noch so viel mehr, das uns noch lange Zeit beschäftigen könnte. Vielleicht muss es so sein. Wir wollen gar nicht an ein Ende kommen. Wir möchten das Gefühl haben, dass das Land ein Land mit großen Distanzen ist, und dass der Herr uns hineinführen kann, auch ohne eine Konferenz.

Nun, wir gehen nun noch ein kleines Stück weiter in dieses Land hinein – in das Land der Überlegenheit dieses Heilszeitalters über alle vergangenen Heilszeitalter.

Wir sind nun bei der überragenden Angelegenheit in diesem Brief, und darum auch bei der überragenden Angelegenheit in diesem Heilszeitalter: d.h. dabei, wie viel höher und voller das ist, was mit dem Herrn Jesus gekommen ist, als was je in früheren Zeiten eingeführt wurde.

Ihr werdet gleich am Anfang des Briefes sehen, das dies das Heilszeitalter von Gottes Sohn ist, und das Heilszeitalter, in dem Er auf eine neue, persönliche Weise in Erscheinung tritt. Wir glauben, dass er auch im alten Heilszeitalter gegenwärtig war und Menschen in anderer Gestalt erschien, doch dieser Brief sagt, Er sei nun in einer neuen Gestalt gekommen. So beginnt er mit der manifesten Gegenwart des Sohnes Gottes. Der erste Vers sagt, dass im alten Heilszeitalter Menschen Gott «vielfältig und auf vielerlei Weise» begegnet sind, und Gott begegnete den Menschen und Menschen begegneten Gott in den Propheten. Nun, die Propheten waren die Diener Gottes, und Menschen begegneten Gott durch Seine Diener. In diesem Heilszeitalter begegnen sie Ihm in Seinem Sohn persönlich. Es gibt eine Aussage: «Gott war in Christus» (2. Kor. 5,19), so hat der «Sohn» den Vater zum Inhalt, und der «Sohn Gottes» Gott. So begegnen wir Gott im Sohn und nicht mehr in den Dienern.

Damit erreichen wir absolute Fülle in der Frage der göttlichen Offenbarung. «Denn es gefiel Gott, in Ihm (dem Sohn) alle Fülle wohnen zu lassen» (Kol. 1,19). Dem kann nichts hinzu gefügt werden.

Nehmt das nicht als bloße Worte. Ihr müsst verstehen, dass in jedem Fragment diese Wahrheit steckt: «In dem Heilszeitalter, in dem wir, ihr und ich, nun leben, ist Gott in Seiner ganzen Fülle zu uns gekommen. Es muss nichts mehr hinzu gefügt werden. In Seinem Sohn haben wir die absolute Fülle Gottes, und aus dieser Fülle redet Er zu uns in Seinem Sohn. Gott hat in einem gewissen Sinne nur einen Sohn – Seinen einzig-geborenen Sohn, was bedeutet, dass nach Ihm keiner mehr kommt. Darum besteht Gottes letztes Wort in Seinem Sohn. Der Sohn bringt sowohl die Fülle als auch die Endgültigkeit Gottes. Das ist es, was diesem ganzen Brief seinen feierlichen Ernst verleiht. Es heißt: «Wenn es euch nicht gelingt, die Stimme des Sohnes zu hören, dann wird es für euch nie mehr irgend eine Stimme geben. Gott wird nie durch eine andere Stimme reden. Gott hat in Seinem Sohn geredet, und Er wird nie mehr durch irgend ein anderes Mittel reden.» Darum enthält dieser Brief auch dieses Wort der Warnung und Mahnung: «Weil dies die Fülle und das Ende ist, versichert euch, dass ihr ihm Gehör schenkt».

Aber es ist nicht nur so, dass Gott in Seinem Sohn spricht. Das ist bloß eine Art, zu reden, doch ist Gottes Reden immer auch Sein Handeln. In diesem Heilszeitalter ist Gott in und durch Seinen Sohn aktiv. Mit dem Herrn Jesus in Berührung zu kommen ist mehr, als bloß mit Seiner Lehre in Berührung zu kommen: Wir kommen mit einer lebendigen, aktiven Person in Berührung. «Wir haben es mit Gott zu tun». Es ist eine herrliche Sache, mit Gott in Christus in Berührung zu kommen – doch es heißt hier: «Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen» (Hebr. 10,31). Nein, es handelt sich nicht um ein Buch, eine Lehre, eine Philosophie: sondern um eine lebendige, konkrete, lebendige Person. Es ist nichts anderes als Gott in Aktion.

Solltet ihr diesbezüglich irgend einen Zweifel hegen, dann erinnert euch an die Apostelgeschichte. Sie wird «die Taten der Apostel» genannt, doch jedermann weiß, dass dieser Name falsch ist, denn nach dem ersten Kapitel sind nur noch drei oder vier Apostel im Blickfeld. Von den andern wird am Anfang zwar gesprochen, aber dann hört ihr nichts mehr von ihnen. Es ist nicht das Buch der «Taten der Apostel», sondern das Buch der «Tagen Gottes in Jesus Christus durch den Heiligen Geist» - und es ist tatsächlich ein Buch von Taten! Um welche Lehre ist sich dann auch handeln mag, sie geht aus den Taten hervor.

So wird im Hebräerbrief der Sohn eingeführt, vorgestellt und dann auch beschrieben. Und es ist eine wunderbare Beschreibung! Doch wir fragen: «Wer ist dieser Sohn?», denn sein Name wird nicht genannt, bis wir zum zweiten Kapitel, Vers 9, kommen. Bis dahin ist es der Gott ohne Namen. Wer ist dieser Sohn? Nun, es wird uns zum ersten Mal in diesem Vers gesagt: «Wir sahen Ihn, ein wenig unter die Engel erniedrigt, nämlich Jesus». Vielleicht scheint etwas sehr Banales, zu sagen, dass Jesus dieser Sohn ist, und dieser Sohn ist Jesus, aber möglicherweise erkennt ihr etwas Besonderes in dieser Hinsicht nicht: Es kommt nur noch sehr selten vor, dass Er nach Seiner Auferstehung und Erhöhung Jesus genannt wird. Nachdem Er in den Himmel zurückgekehrt ist, ist Er gewöhnlich «der Herr Jesus», «Jesus Christus, unser Herr», oder «unser Herr Jesus Christus». Ihm wird der volle Titel verliehen, seit Er im Himmel auf dem Thron sitzt; wenn also jetzt jemand davon abrückt und nur den Namen «Jesus» verwendet, dann wisst ihr, dass man sich auf seine Demütigung und den Zweck dieser Demütigung bezieht. Es hat mit Seinem Werk auf Erden für unsere Erlösung zu tun.

Schaut euch nochmals diesen Vers an: «Wir sehen Ihn, der ein wenig unter die Engel erniedrigt wurde, nämlich Jesus, wegen Seines Todesleidens». Jesus war der Name dessen, der den Tod erlitt, der für jeden Menschen den Tod kostete – und es war der Sohn Gottes, der dies tat. Er war es, der als Jesus für jeden Menschen den Tod kostete, und das ist der Sohn, der hier eingeführt wird. Er wird aufgrund seines Namens identifiziert – Jesus... «Du sollst seinen Namen Jesus heißen: denn Er wird sein Volk von seinen Sünden erretten» (Mt. 1,21).

Dann, das nächste ist die Position und die Funktion des Sohnes. Im zweiten Vers des ersten Kapitels dieses Briefes habt ihr folgendes: «Gott hat am Ende dieser Tage zu uns geredet in Seinem Sohn, den Er zum Erbe aller Dinge, und durch den Er auch die Welten gemacht hat». Dieser Sohn, uns als Jesus bekannt, ist durch Gottes Bestimmung der Erbe aller Dinge. Alle Dinge sollen Ihm zukommen aufgrund von Gottes Bestimmung.

Bitte, ich will euch nicht langweilen. Das ist etwas vom ersten, was über das Heilszeitalter gesagt wird, in dem wir, ihr und ich, leben. Es sieht jetzt noch nicht sehr danach aus, denn «wir sehen Ihm noch nicht alles unterworfen» (Hebr. 2,8), doch wird hier mit Nachdruck festgehalten, das Er «der Erbe aller Dinge» ist, so muss also alles schließlich zu Ihm gelangen. Gott wird «alles unter einem Haupt zusammenfassen in Christus, sowohl was im Himmel, als auch was auf Erden ist, in Ihm» (Eph. 1,10).

Würden wir mit menschlicher Sprache reden, würden wir es wahrscheinlich so sagen: Irgendwann in der vergangenen Ewigkeit fand ein Ereignis statt, indem die Gottheit eine Konferenz einberief, um die Zukunft alles dessen zu diskutieren, was geschaffen werden sollte. Da sagte der Vater: «Ich mache meinen Sohn zum Erbe von allem. Ich erkläre Ihn zu meinem Erben, und ich gebe den Befehl, dass alle Dinge am Ende in Seinen Besitz gelangen sollen».

Nun, wir haben es mit dem allmächtigen und ewigen Gott zu tun, und wenn er sich für eine Sache wie diese entschließt, dann kann nichts es verhindern. «Den Er auch zum Erben aller Dinge gemacht hat» - doch Er ließ es nicht dabei bewenden. Er wandte sich an den Sohn (natürlich, das ist unsere Art, es auszudrücken) und sagte: «Jetzt werde ich Dich zum Bevollmächtigten zur Erschaffung aller Dinge machen» - «durch den Er auch die Welten gemacht hat». Dieser Sohn, den wir als unseren Erlöser und Herrn kennen, war Gottes Werkzeug bei der Erschaffung der Welt.

Dann wird noch ein Drittes gesagt, und das ist sehr schwierig zu verstehen: Dieser Sohn «hält alle Dinge durch das Wort Seiner Macht aufrecht» (Hebr. 1,3). Die Dinge kollabieren nicht, weil Er «alle Dinge durch das Wort Seiner Macht aufrecht erhält». Und die Dinge werden auch nicht kollabieren, bis Er sagt, sie sollten es tun.

Wenn das zutrifft, dann liegt da etwas Wunderbares für uns vor. Wir hören heute so viel über das Auseinanderdriften des Universums und den Zerfall der Welt. Viele Leute sind deswegen sehr erschrocken. Wenn das, was hier steht, wahr ist, dann kann weder Universum noch Welt je in Brüche gehen, es sei denn, Jesus gebe den Befehl dazu. Die Menschen mögen sehr nahe daran kommen, es fertig zu bringen, doch dann bricht es ab. Es passiert einfach nicht. Es ist schon mehrere Male soweit gewesen, doch hat das Wort Seiner Macht den Prozess gestoppt, und so lange Er nicht sagt: «Jetzt – los!», passiert es nicht. Er hält alles «durch das Wort Seiner Macht» aufrecht.

Können wir so weit gehen und sagen, das sollte ein persönlicher Trost für uns sein? Manchmal sieht es wirklich aus, als würde unsere eigene kleine Welt in Stücke zerfallen, und als seien wir ans Ende gekommen. Nun, es gilt auch hier. Er hält die Dinge so lange zusammen, bis Er schließlich will, das sie auseinander brechen.

Das ist der Sohn, wie Er identifiziert und beschrieben wird.

Und dann schreiten wir weiter in den größeren Umfang des Briefes: Die Größe des Sohnes verglichen mit anderen großen Dingen und Leuten. In Vers 4 des ersten Kapitels heißt es: «Und er ist um so viel erhabener geworden als die Engel». Die Engel die Engel sind die zweithöchsten Wesen unter Gott und dem Sohn. O, in der Bibel wird so viel über Engel gesagt! Petrus sagt, sie seien groß an Macht und Stärke (2. Petr. 2,11). Im Buch der Richter wird von einem Engel gesagt, er habe eine sehr beeindruckende Erscheinung, und die Person, die ihn sah, fürchtete, sie müsste sterben. Sie sagte: «Ein Mann Gottes ist zu mir gekommen, und seine Gestalt war wie die Gestalt eines Engels Gottes, sehr schrecklich» (Richter 13,6).

Die Engel haben ein sehr großes Wissen. Jesus sagte: «Um jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht» (Mt. 24,36). Sollte jemand davon wissen, müssten dies die Engel sein, denn ihre Kenntnis ist so voll und groß, doch selbst die Engel wissen das nicht. Die Engel haben also ein breites Wissen.

Es gibt eine überwältigende Anzahl von Engeln: «Und ihre Zahl war zehntausend mal zehntausend und tausend mal tausend» (Offb. 5,11). Sie existieren in großer Zahl.

Die Engel sind dem Thron Gottes sehr nahe, und sie haben Zugang zu Seiner Gegenwart. Das wird sehr gut zum Ausdruck gebracht in der wundervollen Sache, die Jesus über die kleinen Kinder gesagt hat: «Seht zu, dass ihr keinen dieser Kleinen verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel» (Mt. 18,10). Natürlich verstehen wir das nicht, denn es ist etwas sehr Geheimnisvolles. Doch sagt Jesus, die Engel hätten Zutritt zum Thron Gottes, und sie stünden Gott sehr nahe. Es gibt nur Einen, der Ihm noch näher steht.

Das Werk der Engel ist sehr unterschiedlich. Werft nochmals einen Blick auf diesen Brief an die Hebräer, denn wir halten uns sehr eng an ihn: «Zu welchem von den Engeln hat Er denn jemals gesagt: «Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße?» Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche das Heil erben sollen?» (Hebr. 1,13.14). Und was für eine Unmenge Arbeit haben sie doch zu verrichten! Denkt an all die Erben der Errettung, überall auf der Welt, in jeder Generation! – und hier steht, die Engel müssten sich um sie und ihre Interessen kümmern! «Zum Dienst um derer willen, welche das Heil erwerben sollen». Natürlich sehen wir sie nicht, doch wenn die Bibel recht hat, dann sind die Engel da und sie sind sehr beschäftigte Leute! Sie sind sehr viel im Dienst, und ihr Dienst ist sehr wertvoll. All die verschiedenen Bedürfnisse dieser «Erben der Errettung» ist ihre Aufgabe.

So stellen die Engel eine sehr hohe Ordnung (von Wesen) dar – doch in diesem Brief sagt der Herr: «Der Sohn ist viel größer als die Engel». In Vers 4 des ersten Kapitels heißt es: «Und er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, als der Name, den er geerbt hat, ihn auszeichnet vor ihnen» (Hebr. 1,4).

Wenn ihr alles lest, was in der Bibel über Engel steht, werdet ihr eine wunderbare Offenbarung erleben – und dann kommt ihr zu diesem Fragment über den Sohn, der Jesus ist; «er ist um so viel erhabener geworden als die Engel». Das ist die Stelle, wie die Überlegenheit beginnt.

Wir sind in das Heilszeitalter dieser Tatsache eingetreten: Die Überlegenheit Jesu über alle Engel. Vielleicht haben wir noch nicht genug zum Dienst der Engel gesagt, doch sind sie offensichtlich sehr geschäftig für uns. Möglicherweise sind wir vor Vielem bewahrt geblieben, weil sie so gut aufgepasst haben.

Wir fangen mit den Engeln an - und dann fahren wir mit Moses fort. Ihr werdet feststellen, was in Kapitel 3 steht: «Daher, ihr heiligen Brüder, die ihr Anteil habt an der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Christus Jesus, welcher dem treu ist, der ihn eingesetzt hat, wie es auch Mose war in seinem ganzen Haus. Denn dieser ist größerer Ehre wertgeachtet worden als Mose» - (Merkt euch diesen Satz: «größerer Ehre wertgeachtet worden als Mose!») «Denn jedes Haus wird von jemand gebaut; der aber alles gebaut hat, ist Gott. Auch Mose ist treu gewesen als Diener in seinem ganzen Haus, zum Zeugnis dessen, was verkündet werden sollte, Christus aber als Sohn über sein eigenes Haus; und sein Haus sind wir, wenn wir die Zuversicht und das Rühmen der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten» (Hebr. 3,1-6). Der Verfasser sagt hier: «Wir nehmen nichts von Moses weg. Wir geben ihm Ehre als einem großen Diener Gottes, doch Christus ist größer. Der Sohn ist größer als Mose».

Abraham war der Vater der Nation, doch Moses war ihr Architekt und Errichter. Welch großen Platz nimmt Moses doch in der Geschichte ein! Er hatte nicht nur in Israel einen sehr großen Platz, sondern hat auch einen großen Platz in der Welt. Viele der besten Gesetzessysteme gründen sich auf seine Ökonomie. Weil durch Mose gesagt wurde: «Du sollst nicht stehlen», haben wir alle Polizeikräfte der Welt, und auch weil er sagte: «Du sollst nicht töten». Es wäre gut, wir hätten noch ein paar Kräfte mehr in Verbindung mit Dingen, die Mose gesagt hat! Doch der Punkt ist der: Mose ist gekommen, um einen sehr großen Platz in der Geschichte einzunehmen. Die Juden in den Tagen Christi appellierten stets an Mose als der letzten Autorität in allem. Der Vorwurf Jesus gegenüber lautete, er mache sich größer als Mose. Sie glaubten folglich, dass es niemand geben könne, der größer sei als Mose. Und der Verfasser dieses Briefes an die Hebräer sagt mit großer Kühnheit: «Es gibt Einen, der größer ist als Mose! Gebt Mose alle Ehre, die ihm zusteht, doch der Sohn ist größer als er!»

Dann fährt der Verfasser fort und redet von Aaron, welcher der erste Hohepriester war und so der Repräsentant des ganzen priesterlichen Systems. Er stand über allen andern Priestern und Leviten, über allen Opfern und über dem ganzen Heiligtum. Am Tag der Versöhnung ging er allein ins Allerheiligste hinein. Niemand als Aaron wurde damals erlaubt, das Allerheiligste zu betreten – und da sagt der Verfasser, der Sohn sei größer als Aaron, viel größer. Und er sagt uns auch warum: Aaron starb. Und jeder, der stirbt, kann nichts vollenden. Wenn er stirbt, muss er immer etwas unvollendet zurück lassen. So sagt der Verfasser: «Aaron starb. Darum war sein Werk nicht vollkommen. Der Tod kam dazwischen. Es wurde nie vollendet. Es musste eine Nachfolge von Hohepriestern eingerichtet werden, um das Werk weiter zu führen. » Es gab noch viele Priester mehr, und auch noch viel mehr Opfer – und sie wurden alle hinzu gefügt als Versuch, diese Sache vollkommen zu machen, und das 9. Kapitel dieses Briefes sagt, sie hätten nichts vollkommen gemacht. Es gab viele Hohepriester, Millionen von Opfern und Ströme von Blut, doch sie konnten nichts vollkommen machen.

Und dann kam der Sohn – ein Hohepriester für immer, der «ewig lebt» (Hebr. 7,2.5). Darum wird sein Werk nie abgeschnitten. «Du bist Priester in Ewigkeit» (Hebr. 7,17) – und dort, in jenem wunderbaren Paragraph, tritt Melchisedek auf, und jedermann wundert sich, wer er wohl gewesen sein könnte. Wer war Melchisedek? Ich könnt euch an die Bibel wenden, aber ihr werdet nie eine Antwort finden, und mit Sicherheit werdet ihr auch keine außerhalb der Bibel finden. Dieser geheimnisvolle Mann trat auf, gleichsam von nirgendwo her, und niemand wusste, wohin er wieder ging. Er hat weder Anfang noch Ende, soweit es den Bericht betrifft, und das wurde als Illustration verwendet für Jesus als den Hohepriester – der weder Anfang des Lebens noch Ende der Tage hat. Er ist der ewige Hohepriester. Dieser Hohepriester, dieser Größere als Aaron, «lebt ewig, um Fürbitte zu tun.»

Dann brachte Er ein einziges Opfer dar für immer. Die Hohepriester hatten Millionen von Opfern dargebracht, doch hatten sie nichts je vollkommen gemacht. Er jedoch, mit nur einem einzigen Opfer, hat es geschafft. Es wurde vollbracht für immer, und Er war sowohl das Opfer als auch der Priester. Als Priester brachte Er sich selbst ohne Fehler Gott als Opfer dar.

Wenn wir so weiterfahren, werdet ihr wirklich anfangen, zu glauben, dass hier etwas Besseres vorliegt – besser als Mose und besser als Aaron. Wisst ihr, warum Gott diese beiden Männer zusammen gebracht hat? Sie waren Brüder, aber sie waren sehr verschieden. Und dennoch mussten sie zusammen leben und zusammen arbeiten. Warum war das so, und worin bestand der Unterschied? Moses war der Regierende, er repräsentierte die Regierung und die Autorität. Was durch ihn kam, war das «Du sollst und du sollst nicht». Mose regierte und übte in Israel Autorität aus. Doch Gott ist nicht nur so. Aaron war der Mann der Liebe und Sympathie. Das Priestertum meint genau dies – Liebe und Sympathie: Liebe zum armen Sünder, zu der armen, sündigenden Welt, und Sympathie für die Menschen. Gott führt diese beiden Dinge zusammen. Es wäre nicht gut, wenn man jede einzelne nur für sich hätte. Es wäre nie gut, nur einen Autokrat zu haben. Ihr müsst mit dem Herrscher, mit der Autorität, ein Herz des Erbarmens verbinden. Wenn ihr diese Dinge zusammen gebracht habt, dann habt ihr ein sehr gutes Israel.

Hier, in diesem Brief, wird gesagt, der Sohn sei besser als Mose und Aaron. Auf der einen Seite kann Er sagen: «Mir wurde alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben» (Mt. 28,18). Der Vater sagte: «Setze dich zu meiner Rechten, und ich mache deine Feinde zum Fußschemel deiner Füße» (Hebr. 1,13).

Es finden sich zwei wunderbare Bilder in diesem Brief. Das eine ist Jesus, «mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt», nachdem Er sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hat» und wartet, bis Seine Feinde zum Fußschemel Seiner Füße gemacht wurden», mit aller Autorität in seiner Macht. Er nimmt den Platz der Herrschaft ein. Und parallel dazu existiert dieses andere wunderschöne Bild: «Denn wir haben nicht einen Hohepriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten» (Hebr. 4,15)... «Er lebt ewig, um für uns Fürbitte zu tun». Nicht nur Autorität und Herrschaft, sondern auch Liebe und Sympathie – und so viel größer als Mose und Aaron. Seine Autorität ist größer als diejenige von Mose, und seine Herrschaft ist größer als Mose sie je ausgeübt hat, doch Seine Liebe und Sympathie sind viel größer als diejenigen von Aaron.

Ich fürchte, wir müssen da aufhören, obwohl ich mit der Überlegenheit des Sohnes noch nicht fertig bin. Wir haben Sein Werk noch nicht berührt – das Werk der Reinigung von Sünden, doch könnt ihr es lesen. Vielleicht haben wir einfach ein Fenster zum Himmel geöffnet. Wenn ihr das richtige Fenster erwischt, dann könnt ihr eine Menge sehen. Ihr könnt große und entfernte Dinge sehen. Doch das Beste, was ich hoffen kann, ist, dass dies einfach ein Fenster geöffnet hat, und dass, wenn ihr durch es hindurch blickt, ihr eines sehen könnt – wie hoch Jesus Christus über allem andern ist, und wie überlegen das Heilszeitalter, in das wir gekommen sind, und wie überlegen über alles, was es je zuvor gab, unsere Ressourcen sind, die uns zur Verfügung stehen!

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.