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Die Göttliche Ordnung - In Christus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 2 - Der Same der Himmlischen Ordnung

Für diejenigen, welche die Bibel kennen, ist es offensichtlich, dass das Ganze der Schrift Aufschluss entlang vier Linien gibt, die wir aufgezeigt haben; nämlich:

1. Gott ist ein Gott der Ordnung.

2. Satan ist der Fürst der Welt unter dem göttlichen Gericht, und die Natur dieses Gerichts ist Verwirrung.

3. Christus ist, in Person und Werk, die Verkörperung der göttlichen Ordnung.

4. Die Gemeinde ist das auserwählte Gefäß, in welchem und durch das diese göttliche Ordnung manifestiert und in den kommenden Zeitaltern verwaltet werden soll.

Das Ende Gottes ist Herrlichkeit im Gegensatz zum Chaos, und die Bibel zeigt – und dies umfassend – dass Herrlichkeit untrennbar ist von Ordnung; göttliche Ordnung ist der Weg zur Herrlichkeit. Die Bibel sollte in diesem Licht gelesen werden. Im Gegensatz dazu führt Verwirrung stets zur Schande. Dies ist also das große Thema der Bibel.

Vielleicht wundert ihr euch und stellt in eurem Sinn die Frage: Was bedeutet das, insofern es uns, die einfachen Gläubigen, betrifft? Das ist alles sehr wunderbar, sehr großartig, doch da sind wir, eine kleine Gemeinschaft von Christenmenschen – inwiefern ist das eine Botschaft für uns? Wollt ihr geduldig sein, liebe Freunde? Es ist sowohl für euch wie für mich von großer, entscheidender Bedeutung. Wir sind ein Teil eines großen Ganzen. Wir sind keine bloßen Fragmente, die ins Weltall hinaus geschossen wurden, mit einem beziehungslosen, unabhängigen Leben. Wir sind durch die Gnade und den souveränen Willen Gottes zu einem großen Zweck berufen worden. Und was für das Ganze gilt, gilt auch für jeden einzelnen Teil. Ihr und ich, wir werden lernen, falls wir überhaupt etwas über Christus lernen, dass wir ein Teil des Zerfalls der göttlichen Ordnung sind, und dass die Gnade, die Gnade in ihrer tiefsten und großartigsten Interpretation, Ordnung in unser Chaos bringen soll, dass sie den Himmel bei uns und uns in den Himmel einführen soll, und dass sie uns dem gleich gestalten soll, was im Himmel gilt. O ja, wir werden auf viele verschiedene Arten lernen, dass das, was Gott mit uns tut und wozu er uns berufen hat, ganz einfach dies ist: uns dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu machen. Aber das ist nicht nur eine Gleichförmigkeit mit einer Person, sondern Gleichförmigkeit mit einer göttlichen Ordnung. Seine Sohn ist eine konkrete Ordnung, die Ordnung des Himmels.

Ich weiß nicht, wie ihr die vier Evangelien lest. Vielleicht lest ihr sie als Biographien des Lebens Jesu hier auf Erden, was er tat und was er sagte – als bloßen historischen Bericht. Ich schlage vor, dass ihr mit diesem einen Gedanken zu den Evangelien zurück kehrt: Hier ist die Verkörperung einer andern Ordnung von Dingen, in der Konstitution und im Verhalten, in Lebensweisen und in Form von Gesetzen und Prinzipien, die das Leben beherrschen. Hier ist der Himmel deutlich sichtbar. Hier hat der Himmel die Kontrolle. Hier ist eine andere Welt verkörpert: «Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin» - hier ist eine andere Welt, die in seiner Person gekommen ist. Lest die Evangelien in diesem Licht, und ihr fangt an zu sehen, dass er nicht handelt und redet, wie das die Leute dieser Welt tun würden, nicht einmal die weisesten unter ihnen. Er empfängt alles vom Himmel; er empfängt jedes Wort vom Himmel; er wird vom Himmel beherrscht. Das ist die Bedeutung von der so oft wiederholten Sentenz: «Das Reich des Himmels» - die Herrschaft des Himmels. «Das Reich Gottes» - die Herrschaft Gottes. Indem wir Christus lernen, gehen wir mehr und mehr von dieser Welt in unser inneres Leben über, und mehr und mehr befinden wir uns in Konflikt mit ihr, und wir sind unfähig, uns mit ihr zu vertragen und in ihr zu Hause und glücklich zu sein. Sie wird mehr und mehr zu einem «fernen Land» - zu etwas, zu dem wir nicht gehören. Das gilt für das Bewusstsein des wahren Kindes Gottes, und das in zunehmendem Maße. Das wahre Kind Gottes wird, wenn sie oder er weiter in diesem inneren Wandel des Christus Erkennens fortschreitet, oft die Frage stellen: «Was geschieht eigentlich mit mir? Früher war ich imstande, dies und jenes zu tun, jetzt aber kann ich es nicht mehr. Vorher hatte ich weder Bedenken noch Schwierigkeiten, doch heute habe ich da meine Fragen». Ich denke, wenn wir lange genug hier bleiben würden, wir würden finden, dass diese Welt ein äußerst unmöglicher Ort ist, um darin ein geistliches Leben zu führen. Wir könnten nur in ihr leben, wenn der Himmel herabkäme und uns helfen würde, zu bleiben. Nun, das ist eine Art, die Dinge zu sagen – wir gehen bloß die ganze Zeit «heim».

Nun wollen wir ein weiteres Mal auf unseren großen Interpreten geistlicher Dinge zurückgreifen, auf den Mann Paulus, der in erster Linie eine so volle und exakte Kenntnis der Schrift hatte und noch zu ihr hinzufügte, auf denjenigen, dem eine solch besondere und eine so große Offenbarung von himmlischen Dingen gegeben worden war, besonders von Christus. Für diesen Mann war das große Thema von allem diese eine Sache – die Wiederherstellung einer verlorenen Ordnung in diesem Universum. Er hat es so formuliert. Hier ist ein kleines Fragment aus dieser großen Aussage: «...zu einer Verwaltung (einer Ordnung, einer Ökonomie, einer Regierung, einer Herrschaft) der Fülle der Zeiten, um alle Dinge in Christus zusammenzufassen, die Dinge im Himmel und die Dinge auf Erden» (Eph. 1,10).
Hier werden wir mit einer ungeheuren Feststellung konfrontiert. Hier kommt ein Wort vor, das in unserer Sprache fast nicht auszusprechen ist. Im Griechischen benötigt es nicht weniger als 19 Buchstaben! Es ist ein zusammengesetztes Wort, das mit «zusammengefasst» übersetzt wird; doch in seiner ursprünglichen Bedeutung meint es: «alle Dinge in Einem Einzigen zurückzubringen und zu konzentrieren». Alle Dinge in Einem Einzigen zurückzubringen, zurück zu gewinnen, zu konzentrieren. Alles, was verloren gegangen ist, in Christus aufzusammeln, zu konzentrieren, zu verkörpern. Zuerst einmal wird da vorausgesetzt, dass in Gottes Universum einst eine bestimmte Ordnung galt – eine vollkommene Ordnung. Zweitens, dass diese Ordnung verloren ging; ein großer Unterbruch hat in diesem Universum stattgefunden. Und drittens das Wieder-Sammeln, die Zurückgewinnung, die Wiederherstellung dieser verlorenen Ordnung in Christus. Das ist es, worin Paulus die Bedeutung Christi erkannte. Welch ein Bereich! Was für eine Interpretation von allem! Was für ein Wort! Alle Fragmente dieses zerschmetterten Gefäßes aufzusammeln, alle Einzelteile dieses eingestürzten und verwirrten Universums, den Schaden zu reparieren und daraus einen einzigen, wunderbaren Ausdruck einer himmlischen Ordnung zu machen! Das ist das Werk der Person Christi in der Erlösung. Paulus benutzte ein Wort so oft: «alle Dinge mit ihm zu versöhnen» - zu versöhnen, das bedeutet doch, dass die Situation solcher Art ist, dass man Gott nicht in einem Zustand der Konzilianz damit findet, und sie nicht in Konzilianz mit Gott. Alles ist in Stücke auseinander gebrochen und befindet sich in einer schrecklichen Anspannung, insoweit es Gott betrifft, weil die Dinge zusammengebrochen sind – die göttliche Ordnung wurde ja zerschmettert. Dieser eine, Jesus Christus, kam in diese Welt und verkörperte in erster Linie in seiner Person dasjenige, was er objektiv wiederherstellen wird. Er kann auch nicht für einen Augenblick davon abgebracht werden, wie immer man es betrachten mag, weder durch Bestechung noch durch Leiden. Er geht hindurch mit dem, was er den Willen Gottes nennt. Und, liebe Freunde, wenn wir diese Wendung, manchmal leichtfertig, manchmal ernsthaft, verwenden, realisieren wir nicht immer – wenn überhaupt – dass der Wille Gottes der Ausdruck für diese vollkommene Ordnung Gottes ist. «Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel». Wüssten wir nur, wie die Dinge im Himmel geschehen, dann könnten wir eine wunderschöne Harmonie wahrnehmen, eine vollständige Übereinstimmung, und die völlig Absenz jeglicher Misstöne, Verwirrungen, Widersprüche oder Ungereimtheiten. Das ist Gottes Wille. Deswegen kam er. Wie wir später sehen werden, konnte das nur durch das Kreuz geschehen, in dem er diese enorme Macht der Unterbrechung und der Verwirrung in den Griff bekommen und sie für immer zerbrechen musste, um diese Ordnung zu produzieren bzw. zu reproduzieren, deren Anfang wir im Neuen Testament finden. Doch müssen wir das für einen Augenblick auf sich beruhen lassen.

Christus richtig zu verstehen und zu kennen bedeutet, dass er sich auf das bezieht, wovon wir sprechen – auf diese universelle, wunderschöne Ordnung Gottes in der Schöpfung. Christus selbst ist der Same dieser Ordnung. Ihr nehmt eure Samen oder Knollen, und wenn ihr eure Hyazinthenknollen nehmt und sie in die Erde setzt, dann erwartet ihr nicht, dass ein Kohl erscheint. In diesem kleinen Organismus ist die Ordnung der Hyazinthe verborgen. Das ist die Natur, das Leben, die Spezies, diese besondere Art, die wir da haben. So ist es mit jeder organischen Kreatur. Jeder Same hat sein eigenes Leben, das nach seiner eigenen Art (weiteres Leben) hervorbringt. So sagt es die Schrift, nicht wahr? - «jedes nach seiner Art». Christus ist der Same einer himmlischen Ordnung. In ihm ist diese Ordnung Gottes enthalten: das Leben ist in ihm; die Ordnung oder die «Form» ist in ihm; die Natur davon ist in ihm. Die Ordnung erfordert eine bestimmte Art von Natur, eine Disposition, die Art von Person, die er ist. Er ist so ganz anders! Immer rufen und bitten wir, so zu sein «wie Christus»! Ja, in ihm ist die Natur veranlagt, die, wenn sie universell wird, in einer bestimmten vollkommenen Harmonie und Ordnung erfunden wird. Er ist die Konstitution von allem. Paulus fehlen die Worte gerade in dieser Sache, dabei ist er ein Meister der Sprache und der Sprachen. Er redet davon, dass Christus «alles erfüllt», und dass «alle Dinge in Christus» erfüllt werden sollen. Ihr könnt das nicht fassen? Nun, es ist genau dies. Er wird die Konstitution von allem sein, und dieses «alles» wird ein Ausdruck dieses «Sinnes Gottes» sein, wie die Dinge sein sollen, was sie sein werden, und wie sie sich verhalten sollen. Ihr und ich, wir verhalten uns so, wie wir es tun, weil wir eine bestimmte Konstitution haben. Wir sind so gemacht. Macht die ganze Schöpfung wie Christus, und sie wird sich wie Christus verhalten, die Natur, die Konstitution eines großen göttlichen Systems.

Gott ist ein Gott der Ordnung. Wenn es etwas gibt, das die Bibel über Gott offenbart, dann ist es das. Auf der andern Seite ist die Bibel durchwegs ein ungeheures Zeugnis gegen Unordnung. Wenn ihr verstehen möchtet, worum es überhaupt geht, was es bedeutet, warum dies und warum jenes, dann ist es dieser Konflikt zwischen einer göttlichen Ordnung und einer Unordnung. Es ist durchwegs so, und darum geht der Kampf.

Und ich sage nochmals, bevor wir hindurch sind, muss es auf eine sehr intime Weise in unser Leben herabkommen. Doch nehmt die große Wahrheit, denn sie ist imstande, einen großen Effekt auf uns auszuüben. Wir müssen es zu unserer Aufgabe machen – wenn dies die Aufgabe des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, die Bedeutung des Kreuzes, ist – unter die Herrschaft des Himmels zu kommen, unter die Herrschaft Christi, unter die Herrschaft des Heiligen Geistes, sodass alle Unstimmigkeiten und Konflikte aus unserem individuellen Leben und aus unserem kollektiven Leben verschwinden; dass wir mehr und mehr ein Ausdruck von ihm sind, dessen Leben, Charakter, Werk und Art keine Ungereimtheiten, keine Widersprüche und keine Konflikte in sich selbst hat. Er ist die Summe dieser wunderbaren Harmonie.

Glaubt dies, unter andern Dingen und was immer es sonst noch bedeuten mag, dass, wenn dieses große Lied, von dem wir im Buch der Offenbarung lesen, von einer großen Menge aus jeder Sprache, jeder Zunge und Nation und Verwandtschaft und Volk gesungen wird, dann wird darin das eine sichtbar werden, dass es keinen Misston geben wird! Es wird die schönste Harmonie herrschen. Warum? Weil das Zentrum von allem eine Person ist, die alles durchdringt. Es ist das Lamm. Sein Werk ist vollbracht; er hat durch sein Blut (Menschen) aus jeder Nation erkauft. Er hat alle Bruchstücke zusammengebracht, den ganzen zerschmetterten Plan Gottes, und hier ist er, gerettet. Und das Kennzeichen seines Werkes ist folgendes: dass Er aus all den zertrennten Völkern dieser Erde, getrennt durch Sprache, getrennt durch Farbe, getrennt durch Temperament, getrennt in Dutzenden verschiedenen Arten, ein harmonisches Ganzes gemacht hat, das dieses eine Lied singt, ohne Missklang. Es ist das Merkmal von «Ordnung», es ist das Merkmal seiner Erlösung: «Babel», was Verwirrung, Konfusion, bedeutet, ist erledigt!

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