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Jüngerschaft in der Schule Christi

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - Göttliches Leben und Befreiung von der Knechtschaft der Sünde und des Todes

Schriftlesung: Johannes 5,1-18


Wir haben aufgezeigt, dass der Schlüssel zu diesen Zeichen in der Reaktion gefunden werden kann, die sie auslösten, und das trifft besonders in diesem Falle zu. Wir wollen ein paar wenigen der Gesichtspunkte betrachten.

Zunächst einmal müssen wir das jüdische Umfeld dieses Zeichens beachten. Es ereignete sich am «Fest der Juden», und am wahrscheinlichsten handelte es sich dabei um das Passahfest. In diesem Fall wäre es das größte aller jüdischen Feste gewesen, und das wäre auch der Grund für die Menge von Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt in Jerusalem aufhielten; denn für die anderen Feste wäre es nicht nötig gewesen, dass sie alle (nach Jerusalem) heraufzogen, doch für das Passahfest war es unbedingt erforderlich. So befand sich also zu diesem Zeitpunkt eine große Menge von Leuten in Jerusalem, und dieses Zeichen fand dort statt, das heißt, im eigentlichen Zentrum von Israel.

Dann wurde es am Sabbattag vollbracht. Vielleicht habt ihr gemerkt, dass der Sabbat in diesen wenigen Versen vier Mal erwähnt wird. Er war es, der das ganze Leben Israels bestimmte, und alle Gesetze Israels wurden in ihm zusammengefasst. Er repräsentierte alles und jedes im Leben Israels.

Ich hoffte, ihr habt alle diese Gesichtspunkte beisammen, denn wir werden unseren Schlüssel zu diesen Zeichen darin finden.

Ein weiterer Gesichtspunkt. Der Mann, an dem dieses Zeichen vollbracht worden war, befand sich 38 Jahre lang in diesem Zustand der Hilflosigkeit. Das macht für uns den Weg frei zur Bedeutung dieser Ereignisse, darum wollen wir einen Blick auf diesen Mann werfen.

Er war ein an die Erde gefesselter Mann. Sein Bett bestand lediglich aus einer sehr dünnen Matte, und es waren nur ein paar Zentimeter zwischen ihm und der Erde. Er lag buchstäblich am Boden, und er konnte sich nicht bewegen. Aber er hatte diese Position nicht akzeptiert; er hatte 38 Jahre lang mit der Erde und gegen seine Situation gekämpft. Es braucht nicht viel Vorstellungsvermögen, um sich ihn vor Augen zu führen: Immer wieder unternahm er eine Anstrengung, hochzukommen, bemühte er sich, vom Bett wegzukommen. Aber immer wieder fiel er zurück - und stets kehrte er an den Platz zurück, von dem aus gestartet war. Jede Bemühung, dieses Bett zu verlassen, endete stets damit, dass er wieder darauf zurückfiel. Er war ein Gefangener seines Bettes. Es war sein Meister, und er war dort vollständig hilflos. Das, was eigentlich dazu bestimmt war, ihm Ruhe zu verschaffen, brachte ihm überhaupt keine Ruhe. Und er befand sich 38 Jahre lang in dieser Lage. Das ist lange genug, um zu beweisen, dass die Lage hoffnungslos war!

Nun wollen wir uns den Hintergrund anschauen. Was liegt hinter dem allem? Ihr werdet sehen, weshalb ich über das jüdische Umfeld gesprochen habe, denn dies ist ein Bild für Israel unter dem Gesetz und für Israel in der Wüste, und dies 38 Jahre lang. Die erste Generation, die aus Ägypten auszog, erreichte in kurzer Zeit die Grenze des Landes, aber dann, mussten sie wegen ihres Unglaubens in die Wüste zurückkehren und blieben 38 Jahre lang dort, und dort kämpften sie unter der Last des Gesetzes. Sie wollten sich aus ihrer Lage befreien, aber sie schafften es nie. Sie wollten ins Land hineinkommen, doch sie kamen nie dort an. Hätte sie ihre eigene Anstrengung dorthin bringen können, dann wären sie auch dahin gekommen, doch Tatsache war, dass sie sich im Kreise bewegten und so immer wieder an den Ort zurückkehrten, von dem sie ausgegangen waren. Das «Bett» des Gesetzes machte ihnen nur immer wieder die Schwachheit des Fleisches bewusst. Es verschaffte ihnen keine Ruhe - es bewies ihnen nur, wie hilflos sie waren.

Diejenigen unter euch, die das Neue Testament kennen, denken natürlich sogleich an den Römerbrief, besonders an Römer 7. Erinnert ihr euch an dieses Kapitel? Hier ist der arme Mann, der sich unter dem Gesetz abstrampelt. Er sagt: «Das Gute, das ich tun möchte, tue ich nicht; doch das Böse, das ich nicht will, das praktiziere ich... Ich elender Mensch!» (Römer 7,19.24). Das ist der Mann am Teich Bethesda: «Was ich tun möchte, schaffe ich niemals. Was ich nicht tun möchte ( nämlich hier bleiben), das muss ich die ganze Zeit tun. Welch elender Mensch bin ich doch! Wer wird mich von diesem toten Körper erlösen?»

Kehren wir zu Israel zurück. Ihr erinnert euch, der Hebärerbrief redet stets vom Land der Verheißung als von «Gottes Ruhe». Er sagt von jener ersten Generation, dass sie nie «in seine Ruhe» eingegangen sei, und dass darum «für das Volk Gottes noch eine Sabbatruhe vorhanden sei» (Hebräer 4,9).Nun, das Land der Verheißung wird als ein Typus von Christus im Himmel dargestellt: Christus, von den Toten auferweckt. Seht ihr, Israel musste den Jordan durchqueren, als er über alle seine Ufer trat. Die Überflutungen des Jordan waren ein Typus für den Tod, und sie mussten durch den Tod hindurch auf Auferstehungsgrund gelangen. Dann lautete das Wort an Josua, er solle hinaufziehen und das Land in Besitz nehmen. Das ist Auferstehung und Erhöhung in einem. Es ist Christus im Himmel, siegreich über den Tod, mit seinem Volk, das dort bei ihm ist. Wie Paulus sagt: «Und hat uns mit Ihm auferweckt und uns mit Ihm in die himmlischen Regionen versetzt, in Christus Jesus» (Epheser 2,6).

Nun, wo befinden wir uns in unserem Neuen Testament? Es stimmt, wir befinden uns im Hebräerbrief - doch im Falle dieses Mannes am Teich Bethesda befinden wir uns an einem anderen Ort, das wird sehr deutlich: Wir befinden uns im Galaterbrief, und ihr müsst den ganzen Inhalt dieses Briefes direkt in diese 18 Verse von Johannes 5 packen. Worum geht es in diesem Galaterbrief? Zunächst einmal geht es um die Knechtschaft des Gesetzes, und darum, dass das Gesetz nichts vollkommen macht, sondern im Gegenteil, dass es jedermann in Knechtschaft führt. Das Volk, das unter dem Gesetz steht, beschreibt dieser Brief als ein Volk in Gefangenschaft. Der Apostel sagt, dass sich das Jerusalem hier unten «mit seinen Kindern in Knechtschaft befindet» (Galater 4,25). Das ist der Ort, wo der arme Mann war, in Jerusalem, jedoch in Knechtschaft in dem Jerusalem, das da unten ist. So redet der Galaterbrief in erster Linie von der Knechtschaft unter dem Gesetz.

Das Zweite, worüber der Galaterbrief spricht, ist der Geist der Sohnschaft in Christus. Ihr erinnert euch, dass die großen Worte dieses Briefes «Söhne» und «der Geist» sind. Wir sind alle Söhne Gottes durch Glauben an Jesus Christus. Es geht um die Sohnschaft in Christus, und der Geist der Sohnschaft ist der Heilige Geist.

Nun kehren wir zu Johannes zurück und hören, dass der Herr Jesus sagt: «Wenn euch aber der Sohn frei macht, dann seid ihr wahrhaft frei» (Joh. 8,36); «ihr werdert die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen» (Joh. 8,32). Welche Wahrheit ist es, die uns von der Knechtschaft des Gesetzes befreit? Es ist die große und herrliche Wahrheit unserer Sohnschaft in Christus Jesus.

Muss ich euch an den Galaterbrief verweisen? Die Idee der Freiheit, der «Freiheit in Christus», wird in diesem Brief elf Mal erwähnt, und das ist mehr als in allen übrigen Briefen zusammen. «Steht deshalb fest in der Freiheit, zu der Christus uns befreit hat, und lasst euch nicht wieder unter das Joch der Knechtschaft einfangen» (Galater 5,1). Und wiederum: «Denn, Brüder, ihr seid zur Freiheit berufen worden» (Galater 5,13). Es ist die Freiheit der Söhne Gottes durch Glauben an Jesus Christus.

Und beachtet wiederum: Der Name «Christus» wird in diesem kleinen Brief 43 Mal erwähnt. Das ist ungeheuer beeindruckend. Wenn er schon eine Menge über das Gesetz und die Freiheit zu sagen hat, so hat er doch weit mehr über Christus zu sagen. Das Gesetz ist in Christus durchbrochen, und seine ganze Knechtschaft ist für die Söhne Gottes zerstört worden. Sie sind frei geworden durch Gnade, und Christus hat sie frei gemacht.

Ich weiß nicht, ob Johannes dies im Sinn hatte, doch ich merke, dass er eine ganze Menge im Sinn hatte, das wir nicht immer beachten. Was ich meine, ist dies: Warum sagte Johannes, als er über den Teich von Bethesda sprach, es habe dort fünf Pforten gegeben? War es der Künstler, der dem Bild einen kleinen Pinselstricht hinzufügen wollte? Nun, Johannes war ein Künstler mit Worten, doch der Heilige Geist schrieb diese Dinge durch Johannes, und fünf ist die Zahl der Gnade. Wo immer ihr in der Bibel nachschlagt, ist fünf die Zahl der Gnade. Ihr und ich, wir alle tragen genau diese Zahl an beiden Händen und Füßen, sofern wir normale Leute sind; und mehr als dies, haben wir auch noch fünf physische Sinne. O, wir bestehen aus lauter Fünfen! Gott beabsichtigte, dass wir ein Volk der Gnade seien. Dieser arme Mann war in Knechtschaft unter dem Gesetz, aber «das Gesetz wurde durch Mose eingeführt; die Gnade und Wahrheit jedoch kamen durch Jesus Christus» (Johannes 1,17). Und genau da, in der Gegenwart der Knechtschaft des Gesetzes, war dieses Zeugnis für die Gnade Gottes in Jesus Christus.

Was ist also dieses Zeichen? Es ist ein wunderbares Zeichen! Dieser Mann ist ein echtes Bild und eine Repräsentation dessen, was es bedeutet, unter dem Gesetz zu sein. Jesus stand da und rief: «Kommt zu mir, alle, die ihr euch abplagt und schwere Lasten zu tragen habt» (Matthäus 11,28). Was meinte er damit? Die Last des Gesetzes lag auf dem Volk, das ist wahr, es war für sie eine schwere Last. Die Pharisäer lieferten mehr als zweitausend Interpretationen für das Gesetz Moses, und sie sagten: «Das Gesetz Moses bedeutet nicht, dass ihr nur die zehn Gebote halten müsst; es bedeutet, dass ihr zweitausend halten müsst». Es gab keine Stelle in ihrem ganzen menschlichen Leben, wo dieses Gesetz nicht angewendet wurde und ihr Leben sehr schwierig gestaltete. Und all das wurde im Sabbat zusammengefasst: «Du darfst am Sabbat nicht dein Bett machen! Du darfst am Sabbat dein Bett nicht herumtragen! Du darfst am Sabbat kein Feuer machen! Ihr dürft am Sabbat überhaupt nichts tun - ihr dürft nicht einmal mehr als drei Meilen gehen». Zweitausend Vorschriften für ihr Leben! Das eine, womit sie es Tag für Tag zu tun hatten, und besonders am Sabbat, war: «Du darfst nicht».

«Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken» (Matthäus 11,28). Was ist geschehen? Jesus hat den Sabbat auf sich bezogen. Er ist nicht mehr ein Wochentag - er ist jetzt eine göttliche Person. (Würden die Siebententags Adventisten das erkenne, würde ihr ganzes System in fünf Minuten verschwinden!). Nein, Jesus ist Gottes Sabbat. Er ist das Ende von Gottes Werken, und in ihm ist Gott in seine Ruhe eingegangen. Das ist «die Ruhe, die dem Volk Gottes noch vorbehalten ist» - kein Wochentag oder irgend ein Tag des Kalenders, sondern eine göttliche Person, der Sohn Gottes. In ihm kommen wir zur Ruhe, und das, was einmal unsere Knechtschaft darstellte, ist jetzt unser Diener. In ihm ist das, wogegen wir stets angekämpft haben, jetzt unser Sieg. O ja, Jesus ist der Sabbat, und wenn wir in ihm leben, werden wir den Sabbat nicht verderben. Jeder Tag sollte für unsere Seele ein Tag der Ruhe sein. O, das ist eine mächtige Sache, die der Herr Jesus vollbracht hat!

Nun beachtet: Der Herr Jesus betrachtete das, was er für diesen Mann getan hat, als etwas sehr Großes und Schwerwiegendes. Als er ihn im Tempel vorfand, sagte er zu ihm: «Du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, damit dir nicht noch etwas Schlimmeres widerfährt!» (Joh. 5,14). Kehren wir nun zum Galaterbrief zurück: «Ihr lieft gut», sagte der Apostel, «wer hat euch gehindert?» (Galater 5,7). «Ihr kehrt wieder zur alten Knechtschaft zurück, oder steht zumindest im Begriff, genau das zu tun. Ihr hört auf jene Judaisierer, die euch unter die Knechtschaft des Gesetzes zurückbringen möchten, und wenn ihr dahin zurückkehrt, wird der letzte Zustand schlimmer sein als der vorherige. Es ist schlimmer, von der Gnade abzufallen, als überhaupt nie in der Gnade gewesen zu sein». Genau das sagt das Wort: «etwas Schlimmeres». O, liebe Freunde, wir wurden von diesem ganzen Gesetz durch Glauben an Jesus Christus befreit. Lasst uns in unserer Freiheit wandeln und darin fortfahren. «Ihr lieft gut» - das ist besser als bloß «wandeln». Lasst uns nicht aufhören, zu laufen!

Zurück zum Hebräerbrief. Es gibt zwei Wendungen in diesem Brief, die durchwegs vorkommen: «Lasst uns» - «Lasst uns zur vollen Reife vorandrängen» (Hebräer 6,1 - RV Randlesart). «Lasst uns», sagt der Verfasser, «in Christus in der neuen Position geradeaus weitergehen, in die die Gnade uns gebracht hat».

Dann aber ist da auch noch das andere Wort, das in diesem Brief ständig wiederkehrt: «Damit nicht»... «Damit nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leide» (Hebräer 12,15): «Damit nicht jemand nach demselben Beispiel des Unglaubens zu Fall komme» (Hebräer 4,11 - A.V.). Es ist ein Wort der Warnung und der Vorsicht - die Alternative zum Vorangehen ist das Zurückfallen.

Nun, seht ihr, das alles ist eine Erklärung für das Lebens, das wir in Christus haben. Es ist ein Leben, das uns frei macht, das uns von Knechtschaft befreit, das uns zur Ruhe bringt und eine großartige und herrliche Aussicht vor uns auftut.

Wir wollen die Warnung ernstnehmen: «Sündige hinfort nicht mehr». Es ist eine Sünde, sich von der Gnade abzuwenden und zum Gesetz zurückzukehren. Es ist die Sünde, von der Freiheit in die Knechtschaft zurückzufallen. Von der ersten Generation Israels in der Wüste heißt es: «und in ihrem Herzen kehrten sie nach Ägypten zurück» (Apg. 7,39). Und der Herr sagt von solchen Leuten: «Meine Seele hat an ihnen kein Wohlgefallen» (Hebräer 10,38). Es ist eine schreckliche Sache, das Wohlgefallen des Herrn zu verlieren! Das ist in der Tat eine Sünde!

Nun, das ist die dunkle Seite des Zeichens. Doch wieviel steckt doch in diesem Vorfall mit dem Mann am Teich! Was ich darüber gesagt habe, entspringt nicht einfach meine Phantasie, denn das ganze nachfolgende Neue Testament beweist, dass dem so ist. Schaut euch nochmals jene Jünger an. Wie geschlagen waren sie, bevor der Geist am Tag von Pfingsten kam. Ständig versuchten sie, das Richtige zu tun, und doch versagten sie ständig. Sie bemühten sich stets, nicht das Falsche zu tun und nicht das Falsche zu sagen, und doch taten sie stets genau das. Sie tun euch sehr leid, nicht wahr? Ihr hört, wie der arme Petrus sagt: «Ich will mit dir gehen, auch in den Tod». Nun, das ist ein guter Entschluss, eine gute Absicht. Er meinte es gut, aber als es dann darauf ankam, handelte er entsprechen? O nein, er war in Knechtschaft seiner eigenen Schwachheit. Doch seht euch denselben Mann am Tag von Pfingsten an! Er, mit den anderen elf, waren Männer, die befreit worden sind. O ja, sie sind Männer in Freiheit. Keine Knechtschaft mehr! Und das Neue Testament fährt fort, diese wunderbare Wahrheit der Befreiung in Jesus Christus von aller Knechtschaft aufzuzeigen.

Johannes hatte recht, als er dieses Zeichen wählte, und der Heilige Geist hatte ebenfalls recht, es auszuwählen. Er kannte die ganze, wunderbare Lehre und Realität der Gnade, die darin verborgen lag. «Möchtest du gesund werden?» Das ist es, was es bedeutet, gesund zu werden - aus dem Königreich der Knechtschaft des Gesetzes herausgerissen, und in das Reich der Gnade des Herrn Jesus versetzt zu werden.

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