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Die Überragende Bedeutung des Unverderblichen

von T. Austin-Sparks

Teil 1 - Die überragende Bedeutung des Unverderblichen


«So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit für das Evangelium nach der Kraft Gottes! Der hat uns errettet und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben, jetzt aber geoffenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, der den Tod zunichte gemacht, aber Leben und Unverderblichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium» (2. Tim. 1,8-10)

Gott kümmert sich in überragendem Maße um letzte und Zeit überdauernde Werte. Er möchte, dass diese Werte so direkt und unmittelbar wie möglich sicher gestellt werden. Die Effektivität des Lebens eines Gläubigen und des Lebens des Volkes Gottes zusammen ist alles eine Frage des Maßes wahrer, letztgültiger Werte; nicht von vergleichsweisen oder oberflächlichen, sondern von wahren inneren Werten. Es ist eine Sache von höchster Bedeutung, dass das Volk Gottes dies erkennt und sich darauf verpflichten lässt. Die Wendung aus der oben angeführten Schriftstelle, die wir als Schlüssel für unsere momentane Betrachtung herausgreifen, ist die: «der den Tod zunichte gemacht, aber Leben und Unverderblichkeit ans Licht gebracht hat», mit besonderer Betonung auf die Worte: «Leben und Unverderblichkeit».

Der entscheidende Punkt des Kommens Christi

Die Verse präsentieren eine Aussage bezüglich des entscheidenden Punktes, weshalb der Herr Jesus in diese Welt gekommen ist: hinsichtlich seines Lebens, Seines Todes, Seiner Auferstehung. Der eine große Punkt, wird hier gesagt, sei gewesen, «Leben und Unverderblichkeit ans Licht zu bringen». Dieses Sein Kommen, Sein Leben auf Erden, Sein Sterben, Seine Auferweckung habe die Substanz des Evangeliums sicher gestellt, sagt hier der Apostel; und es war das Evangelium, das diesen großen Punkt ans Licht gebracht hat. Die ganze große Angelegenheit wurde durch das Evangelium ans Licht gebracht. Das Ergebnis der Verkündigung der Guten Nachricht war Leben und Unverderblichkeit.

Logischerweise ist die Schlussfolgerung daher die, dass abgesehen von diesem Kommen, diesem Sterben, diesem Auferstehen weder Leben noch Unverderblichkeit bekannt geworden oder erhältlich geworden wären. Einige Übersetzungen dieses Abschnitts bringen statt «Unverderblichkeit» das Wort «Unvergänglichkeit » oder sogar «Unsterblichkeit»; dies ist für uns eine unglückliche Übersetzung, weil «Unsterblichkeit» im Verständnis der Leute eine viel allgemeinere Bedeutung angenommen hat, als das Wort hier zulässt. Es wird darunter die Fortdauer nach dem physischen Tod verstanden, das Überleben nach dem Leben hier auf Erden. Doch obwohl die Bibel tatsächlich das Weiterleben von allen nach dem physischen Tod lehrt, so dass alle nach ihrem Tod vor dem Richterstuhl stehen werden, so ist mit dem Wort, wie es hier und an anderen Stellen im Neuen Testament verwendet wird, nicht das gemeint. Das Wort wird hier mit mehreren unterschiedlichen Dingen in Verbindung gebracht.

An erster Stelle wird es in Verbindung mit Gott gebraucht. Von Ihm wird gesprochen als von dem «unverderblichen Gott» (Römer 1,23). Ihr stellt in diesem Falle fest, dass es da ein Element von Unverderblichkeit gibt, das viel viel mehr ist als bloß ewige Existenz. Er ist der unverderbliche Gott.

Das Wort wird auch in Verbindung mit dem Herrn Jesus gebraucht: «... noch (wirst du) zugeben, dass Dein Frommer Verwesung (Verderblichkeit) sehe» (Apg. 2,27). Es ist unmöglich, dass er Verderblichkeit, Verwesung zu sehen bekommen sollte. Der Herr Jesus hatte eine unverderbliche Natur und ein unverderbliches Leben, und das bedeutet, dass etwas in Ihm da war, das den Tod besiegte. Es war nicht nur dies, dass der Tod supendiert, beiseite geschoben worden wäre; da war ein Element vorhanden, das den Tod vernichtete. Es war dieses unverderbliche Element. Das Wort wird auch vom Blut Christi gebraucht: «Ihr seid ..., nicht mit verderblichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden, ... sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler» (1. Petrus 1,18.19). Ihr seht, da ist ein Element von Unverderblichkeit, das extra dazu kommt.

Es wird auch gebraucht im Zusammenhang mit dem verherrlichten Körper der Gläubigen: «...dieses Verderblicher muss Unverderblichkeit anziehen» (1. Kor. 15,53). Das bezieht sich auf die Verherrlichung. Und es wird vom Apostel auch in Beziehung zu einer unverderblichen Krone verwendet: «jene freilich, damit sie einen verderblichen Siegeskranz (eine verderbliche Krone) empfangen» (1. Kor. 8,25). Wir wissen, was das bedeutet – etwas, das nicht einfach dahin schwindet und stirbt, sondern sich völlig auflöst und alles andere als zu etwas Herrlichem wird. Doch die unverderbliche Krone bedeutet mehr als bloßes Überleben, als eine Blume, die nicht stirbt, also eine ewige Blume. Es ist etwas mit einem extra Element darin.

Das also ist das Wort, das wir betrachten wollen: «Jesus Christus ... brachte Leben und Unverderblichkeit ans Licht durch das Evangelium». Es ist die Qualität von Leben, die im Innern veranlagte und letztgültige Natur des Lebens, das Er ans Licht gebracht hat, das ist das Unverderbliche daran. Er vernichtete den Tod, was nicht einfach Nicht-Existenz bedeutet, indem Er die entscheidende Natur des Todes zerstörte, nämlich die Verderblichkeit. Unverderblichkeit ist die Natur Seines Lebens.


Effektivität ist auf Unverderblichkeit angewiesen

Womit wir uns folglich beschäftigen, ist die über alles wichtige Sache, dass wir unverderblich (incorruptible) sind. Genauso wie die konzentrierte Effektivität von Christus von bestimmten geistlichen Faktoren abhing, so wird es auch bei uns sein; und die Faktoren, von denen Seine geistliche Effektivität abhing, waren die Faktoren bzw. die Gesichtspunkt der Unverderblichkeit (incorruption) – also jene Dinge im Hintergrund oder in der Konstitution Seines Lebens, die unverderblich waren. Sie waren es, die Seinem Leben seine ungeheure, immense Bedeutung verliehen.

Welche Menge von inneren, wahren Werten fanden sich in dreieinhalb Jahren. Eine solche Zeitspanne ist nicht viel verglichen mit einer ganzen Lebenszeit. Aber werft doch nochmals einen Blick auf das, was diese dreieinhalb Jahre beinhalteten. Es hat nicht nur zweitausend Jahre gedauert, um auch nur seinen Saum zu berühren; wir werden alle Zeitalter der Zeitalter benötigen, um den Inhalt dieser kurzen Zeitspanne auszuschöpfen. Es ist eine unerschöpfliche Fülle. Von der Taufe bis zur Verherrlichung gab es eine konzentrierte Fülle von Werten, die imstande ist, die Ewigkeit zu füllen. Durch alle Jahrhunderte hindurch haben Menschen am Brunnen jener dreieinhalb Jahre getrunken, und sie trinken noch – alle Nationen, alle Klassen, alle Sprachen – und der Brunnen ist noch so voll wie eh und je. Es ist immer noch mehr darin als was bereits daraus geschöpft wurde. Wie schwanger waren doch die Werte jenes kurzen Lebens hier! Welcher Saatgrund für das ganze Universum! Wie konnte es sein, dass so viel aus so wenig hervorging? Wie konnte es sein, dass in Ewigkeit (for ever and ever) nachher dieses Ausströmen des mächtigen Stromes von unerschöpflichen göttlichen Werten stattfinden konnte?

Das ist die Frage, wie ich glaube, auf die uns der Herr, zumindest bis zu einem gewissen Grade, hier eine Antwort geben möchte. Der Grund ist der, dass während jener dreieinhalb Jahre dieses Leben auf unverderblichen Prinzipien beruhte, aus unverderblichen Elementen bestand. Während Jesus der Sohn Gottes war, und so fundamental und unendlich verschieden von uns, was Seine Gottheit und Göttlichkeit betrifft, macht es das Neue Testament unmissverständlich klar, dass die Gesichtspunkte eines unverderblichen Lebens in Seinem Volk reproduziert werden und in Erscheinung treten sollten; nicht die Gesichtspunkte Seiner Göttlichkeit oder Gottheit, doch jene Gesichtspunkte Seines Lebens. Was anderes sollte denn dies bedeuten – dass sie «ans Licht gebracht wurden durch das Evangelium?» Was wurde ans Licht gebracht? Bloß bestimmte Fakten? Nein. Bestimmte Werte für uns, die uns charakterisieren sollen und die auf uns wie auf Ihn zutreffen – die unverderblichen Werte und Charakteristiken von Jesus Christus als Menschensohn. Und darum sagen wir nochmals, dass die Konzentration effektiver Werte von diesen unverderblichen Elementen abhingen; und auch unsere eigene Effektivität, unser eigener Wert, wird dem Maß entsprechen, in dem solche unverderblichen Werte in unserem Leben vorkommen. Aus dieser Tatsache ergeben sich bestimmte Dinge.

Unverderblichkeit ist das Standardmaß des Himmels

Erstens, das Standardgewicht und –maß von Gott, von Christus, des Heiligen Geistes, vom Himmel, der Ewigkeit ist der eine Standard der Unverderblichkeit; das heißt, alles wird vom göttlichen Standpunkt aus gemäß seiner unverderblichen Eigenschaften gewogen und gemessen. Das ist eine ungeheure Aussage, aber sie ist wahr. Der Himmel hat keine anderen Standardwerte, Gott hat keine anderen Standardwerte, der Heilige Geist hat keine anderen Standardwerte, die Ewigkeit hat keine anderen Standardwerte. Alles wird nach seiner Unverderblichkeit gewogen und gemessen. Der Himmel nimmt diese Haltung ein. Wie vieles wird durch die Ewigkeit hindurch wiederauftauchen und bleiben? Wie vieles wird wohl durchkommen, wenn alles andere gegangen ist? Was wird letztlich als verherrlicht gefunden werden? Das ist der Standard des Himmels; das ist das Gesetz des Unverderblichen.


Der Standard der Unverderblichkeit, angewandt
auf unser Leben

Darum sollten wir alles von unserem Leben und in unserem Leben nach seiner unverderblichen Natur und seinem unverderblichen Wert beurteilen. Ihr müsst euch hinsetzen und darüber nachdenken. Alles, was mein Leben ausmacht, alles in meinem Leben muss vor die Schranken des Unverderblichen gebracht werden, d.h. das, was Herrlichkeit beanspruchen kann. Wie vieles davon wird den Test bestehen, wie vieles wird vorbeigehen, wie vieles von dem, was mein Leben ausmacht, wird vergehen, wenn die Zeit vergeht, wenn ich diese Welt verlassen, wenn alles, was hier ist, sofern es mich betrifft, aufhört? Wie vieles wird weitergehen und in der ewigen Herrlichkeit wieder erscheinen? Das ist eine sehr ernste Herausforderung; aber das ist eben die Art, wie der Himmel die Dinge stets beurteilt, und genau das ist es auch, woran der Himmel arbeitet. Alle Behandlungen, die der Herr uns zuteil werden lässt, entsprechen diesem Gesetz, diesem Standard – er macht sich sehr wenig aus dem Verderblichen, dem Vergehenden, dem Vorübergehenden, was immer es auch sein mag, und Er macht sich alles aus dem, was unverderblich ist. Wie wird das Verhältnis zwischen dem Unverderblichen und dem Verderblichen aussehen bei allem, was aus unserer Zeit hier resultiert? Ich vermute, dass nur sehr wenige ernstere und schwerwiegendere Fragen gestellt werden können als diese. O aus wie vielen Dinge besteht doch unser Leben, an wie vielen Dingen sind wir doch interessiert, mit wie vielen Dinge befassen wir uns doch, wie vieles häufen wir an, das keine Zukunft hat! Wie viel Verausgabung, wie viel Zeit, wie viele Sorgen, die nichts bringen, die nicht standhalten, die nicht wieder erscheinen! Wie vieles davon wird wirklich auf das Konto des Unverderblichen verbucht werden, oder ganz einfach für unser Verderbliches ausgegeben?

Wie ich gesagt habe, beschäftigt sich Gott vordringlich mit wahren, inneren Werten, und das ist für Ihn keine relative Angelegenheit – es ist eine absolute Sache. «Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, das wird das Feuer erweisen» (1. Kor. 3,13), sagt das Wort. Das ist ein universelles und unabdingbares Diktum. «... wird das Feuer» - das ist unabdingbar - «das Werk eines jeden ... prüfen» - das ist universell; und ich meine, im Licht des Neuen Testamentes lägen wir richtig, wenn wir hinzufügten: «das Feuer soll jeden Menschen prüfen, und nicht nur sein Werk. Das Feuer wird jeden Menschen prüfen. Feuer kann vieles bedeuten. Es kann die persönlichen feurigen Tests bedeuten, von denen Petrus redet, die feurige Glaubensprobe, die das Gold testet. Oder es kann die Feuerprobe der Gemeinde durch Verfolgung und Leiden bedeuten – und Gott allein weiß, wie viel mehr das noch in naher Zukunft sein wird als es in manchen Teilen der Welt bisher der Fall war – die Feuerprobe für die Gemeinde. Aber was immer das Feuer in seinen mannigfaltigen Anwendungen auch bedeuten mag, es ist das, was die Dinge den Kategorien zuordnet, zu denen sie gehören. Das Feuer versetzt die verderblichen Dinge in die Kategorie des Verderblichen und macht offenbar, dass es sich um etwas Verderbliches handelt, dass es dorthin gehört: das Feuer deklariert es. Auf der andern Seite versetzt das Feuer das Unverderbliche in seine eigene Kategorie, und es zeigt, dass es darüber keine Gewalt hat: das gehört zum Unverderblichen, und das Feuer kann es nicht zerstören. Es hat seine Natur definiert: Entweder gehört es den verderblichen und vergänglichen Dingen an, oder es gehört zu den unverderblichen und dauernden. Genau das tut das Feuer.

Aber lasst uns darüber aber nicht nur objektiv nachdenken. Seid ihr gerade jetzt im Feuer? Ist das Feuer nicht gerade jetzt in eurem Leben am Werk – die feurige Trübsal der Prüfung, der Gegnerschaft? Wie viele Worte könnten das Werk des Feuers in uns definieren? Ja, es ist ein Brennen in unserer Erfahrung. Wir kennen bereits die individuelle Feuerprobe. Was tut das Feuer? Warum das Feuer? Zu einem einzigen Zweck, unter der Hand und in der Absicht gottes – um die Dinge an ihren Platz zu rücken, um zu bewirken, dass wir noch leichter vom Verderblichen denken und einen Vorrat an Unverderblichem anlegen; um das Unverderbliche zum alles Überragenden zu machen in unserem Wertestandard. Das Feuer wird das Werk jedes Menschen und jeden Menschen selbst prüfen.

Deshalb muss dieses Gesetz des Unverderblichen auf alles angewandt werden. Und es muss zuallererst auf uns selbst angewandt werden. Wenn wir unser Leben gelebt haben und dahin gegangen sind, was wird fortdauern als die Substanz des Unverderblichen, als Ergebnis dessen, dass wir überhaupt hier gewesen sind? Dies ist eine universale Frage, obwohl sie schwierig ist. Was wird vorhanden sein, das die Zeit besiegt, das den Zerfall besiegt, das den Tod besiegt, das den ganzen Bereich der Verderblichkeit besiegt und für immer in der Herrlichkeit wieder erscheint als Ergebnis davon, dass wir auf dieser kurzen Reise hier auf Erden gewesen sind? Wir müssen diese Frage der Unverderblichkeit auf uns selbst anwenden.


Angewandt auf unser Wissen

Wie steht es mit unserem christlichen Wissen – all die Belehrung, die wir hatten, all die Wahrheit, die wir besitzen? Wir müssen die Frage auch hier ansetzen. Wie vieles von diesem großen Vorrat an Belehrung und Wahrheit, Lehre und Erkenntnis produziert wirklich das Unverderbliche in uns, wie vieles wird tatsächlich in der Ewigkeit wieder in Erscheinung treten? Vielleicht sind wir an vielen Konferenzen gewesen, wir haben auf diese oder jene Weise eine große Menge an Belehrung genossen. Nun, was ist das Ergebnis davon für die Ewigkeit, wenn das Feuer unsere Lehre testet, wenn das Feuer unser Wissen testet, und dies vielleicht noch in diesem Leben? Eine große Menge von Belehrung wurde in einigen Ländern gegeben, und nun testet das Feuer den unverderblichen Wert dieser Lehre. Was davon kann überleben und über das Feuer triumphieren? Bei allem, was wir wissen, bei unserem Bekenntnis als Christen, da wir den Namen Christus tragen, verkörpert in diesem Titel: «Christ», «die des Christus», wie viel von diesem Bekenntnis ist mehr als bloß ein Bekenntnis? Ist es ein Besitz, ein wahrer, innerer Wert, eine unverderbliche Realität? Unsere ganze christliche Tradition, wie sie uns von den Väter überliefert wurde, all das, was wir durch Jahrhunderte von Christentum geerbt haben, wie vieles davon besitzt jetzt diese besondere Qualität, diesen letztgültigen Wert, dieses Wesen Christi, und wie vieles ist bloße Form, Gewohnheit, etwas bloß Etabliertes, Anerkanntes, Akzeptiertes? Wie vieles ist davon in unserem Falle unverderblich? All unsere Emotionen, unsere Erregbarkeit, unsere Lautstärke – steckt hinter dem allem dieses substantielle Element, das der Wut Satans und dem Hass der Hölle standhalten kann?

Was uns selbst betrifft, ist diese Angelegenheit des Unverderblichen etwas sehr Sachgemäßes, und wenn ich nicht falsch liege, wird genau dies etwas sein, worauf Gott in dieser Endzeit bis zum xten Grade drängen wird. Wenn wir uns denn in der Endzeit befinden, und es nicht leicht, dies zu bezweifeln, dann ist ein solches Wort von großer Wichtigkeit. Würden wir uns ein wenig Zeit nehmen, diese Frage zu analysieren, würden wir feststellen, dass heute wie nie zuvor so vieles in der Schrift, was bisher noch nie verstanden wurde, selbst nicht von ihren Verfassern, schon mit einer geringen Vorkenntnis verständlich geworden ist. In einer solchen Zeit möchte Gott diejenigen, die es wirklich ernst meinen mit Ihm, versammeln, und Er möchte ihnen sagen: «Das ist gut, aber es gibt etwas, das viel mehr ist als nur das: Das ist die Sache, auf die es ankommt – der wahre, innere Wert, der wesentliche Wert. Er würde Seinen Finger auf die absolut wesentlichen Dinge legen. Wie viel vom wahren Wesen Christi ist in unser Wesen hinein gewirkt worden? Das ist der springende Punkt.

Angewandt auf die christliche Arbeit

Diese Frage des Unverderblichen muss natürlich auch auf die christliche Arbeit ganz allgemein und auf die Werke angewandt werden, und alles muss durch sie geprüft werden. Es mag alles ganz gut sein – Größe, Erscheinungsbild, Anschein, unmittelbare Wirkungen, die Fallen und die Mittel – wie aber steht um die wesentlichen, wahren inneren Werte? Gott beurteilt eine Sache nicht nach ihrer Größe, so wie sie in Erscheinung tritt, nach dem Anschein, den sie erweckt, auch nicht nach ihren unmittelbaren Wirkungen, die sich durch menschliche Mittel und Methoden hervorruft. Gott durchschaut die Dinge. Seine Augen sind Flammenaugen, und er blickt mitten hinein, um das Maß von Unverderblichem zu finden, das nicht in einer Woche, einem Monat, einem Jahr oder in wenigen Jahren verschwunden ist, sondern das fortdauert und wieder erscheinen wird. Danach hält er Ausschau.

Es gibt zwei Arten von Ausgangspunkten – den des Menschen und denjenigen Gottes. Der Mensch beginnt gewöhnlich mit einer großen äußeren Konstruktion, mit einer großen Anlage, einer Maschinerie, mit Publizität, Strukturen und so weiter. So beginnt der Mensch gewöhnlich, wenn er etwas für Gott tun will. Es ist eine Neigung, es ist einfach unsere Art. Vielleicht argumentieren wir, Gott sei einer großen Sache würdig. Das ist der menschliche Weg. Gottes Weg ist aber nie so – er war es nie. Ihr sucht vergeblich nach einem Hinweis, dass Gott irgendwo so begonnen hätte. Pfing-sten ging aus einer sehr tiefen und drastischen Behandlung von zwölf Männern hervor. Gottes Startpunkt ist stets etwas sehr Innerliches. Gott hat stets mit Leben begonnen, mit dem, was in den Dingen selbst liegt, mit dem Potential. Die menschlichen Anfänge enden gewöhnlich mit sehr wenig dauerhaften Werten. Gottes Anfänge jedoch scheinen zunächst so klein, sie erscheinen so gering. Aber das ist auch bei einem Samenkorn so: es ist etwas Kleines, etwas Geringes, Unscheinbares. Doch seht auf die Potentialität in einem einzigen Samen, in einem einzigen Weizenkorn. Es geht bei Gott um das Inwendige. Das ist es, wobei Gott beginnt. Dies ist der Grund, weshalb alles, was wirklich von Gott ist, eine lange und verborgene Geschichte von tiefen Behandlungen von Seiner Seite hat.

Gottes verborgenes Werk

Die dreißig Jahre des verborgenen Lebens unseres Herrn hatten eine große Auswirkungen auf die dreieinhalb Jahre danach. Die vierzig Jahre von Moses weit hinten in der Wüste, wo er die Schafe seines Schwiegervaters hütete, hatten eine große Einwirkung auf den Rest seines Lebens. Es waren keine verlorenen, vergeudeten, nutzlosen Jahre. Und so könnten wir uns einen nach dem andern vornehmen – Abraham, David, und andere, die eine lange, tiefe, heimliche und verborgene Geschichte hatten; genau daraus kam ihre Effektivität. Sehr oft geschieht, wenn Gott am Werk gewesen ist, in den letzten paar Jahren eines Lebens weit mehr als in all den Jahren, die voraus gingen. Das heißt nicht, dass all die voraus gegangenen Jahre nichts gelten, keinen Stellenwert haben. Es bedeutet nur, dass Gott am Werke war, wahre innere Werte zu bekommen, und nun, am Schluss, treten diese Werte hervor. Junge Leute müssen aufpassen, dass sie Ältere Gläubige nicht als altmodisch abschreiben. Es könnte eine Verletzung gerade des Prinzips ihres eigenen Lebens bedeuten – das Prinzip wahrer, innerer Werte! Wenn wir älter werden, sollten wir die Substanz für die nachfolgende Generation werden. Alles muss nicht anhand der Zeit, sondern anhand des Unverderblichen beurteilt werden.

Gottes größte Dinge gehen aus wahren, inneren Werten hervor und machen sich dadurch bemerkbar. Darum nimmt Gott sich viel Zeit und eine Menge Mühe auf sich in einer verborgenen Geschichte mit diesem einen Gegenstand. Es mag sein, dass, obwohl ihr denkt, die Jahre würden dahin fließen, das Leben sei bald vorüber, alles sei gelaufen und ihr hättet den Weg verpasst, weil alles zu einem Problem, zu einem Rätsel geworden ist, in wenigen Jahren eine unendliche Fülle von geistlichen Werten aus der Zeit hervorströmt, durch die ihr geht, aus genau dem, von dem ihr glaubtet, es sei verschwendete Zeit gewesen. Ihr müsst euch daran gewöhnen, dass Gott sich nichts aus unseren Wertestandards macht, seien dies Zeit, Methoden, oder irgend etwas anderes. Worauf Gott besondere Sorgfalt verwendet, ist dies, dass Er das Inwendige, das Potential, das Wesenhafte, das Wahre und Innerliche gewinnt. Bewahrt dies in euren Herzen auf, lernt es schätzen und lieben, und macht es zum bestimmenden Faktor bei euch. Gott wirkt für die Tiefe. Gott wirkt für etwas Solides, für etwas Intensives. Darum wirkt Er durch Prüfungen, durch Verborgenheit, und mit wenig Appeal an unser natürliches Vergnügen. Unverderblichkeit ist daher eine sehr prüfungsreiche Sache, und sie mag von uns eine vollständige Umstellung unserer ganzen natürlichen Mentalität erfordern.

Nachdem wir diesen Punkt erreicht haben, wenden wir uns einer Untersuchung der Natur des Unverderblichen zu. Wenn alles, was wir gesagt haben, auf den Herrn Jesus zutraf, und wenn es stimmt, dass das Wort Gottes tatsächlich lehrt, dass, abgesehen von der Göttlichkeit und Gottheit selbst, was auf Ihn zutrifft, auf dieselbe Weise in Seinem Volk reproduziert werden soll, dann wollen wir wissen, was diese unverderblichen Dinge waren, die ein solches Leben ausmachten, und wir werden weitergehen und diese betrachten, denn auf diese Weise werden die beste Erklärung für die Angelegenheit finden, die wir untersuchen.

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