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Die Mission, die Bedeutung und die Botschaft von Jesus Christus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 10 - Im Epheserbrief

Wir haben nicht die Absicht, eine allgemeine Auslegung dieses Briefes zu beginnen. Was uns im Augenblick beschäftigt, sind einige Fragen, die er im Licht der Geschichte aufwirft, und wir meinen damit die Geschichte von der Zeit an, da der Brief geschrieben wurde.

Zuerst einmal war da die Situation am Ende des Lebens des Apostels Paulus. Hier schreibt ein Mann unter der Leitung des Heiligen Geistes über die Größe der Gemeinde; über ihre ewige Erwählung und Berufung; über ihre göttliche Einheit, über ihre inneren gegenseitigen Beziehungen, die vielfältigen Funktionen und über den geistlichen Kampf. All dies und viel mehr vor einem Hintergrund seiner Beziehung zu Gemeinden in Asien, ganz besondere zu Ephesus. Wir erinnern und an seine längere Zeit des Dienstes in Ephesus und die wunderbare Reaktion darauf (Apg. 19,19). Später sagte er zu den dortigen Ältesten dass er sich nicht «gescheut habe, ihnen den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen» (Apg. 20,20), und als er jene Älteste auf seiner Reise nach Jerusalem traf, lesen wir von dem sehr gemütvollen Abschied von ihnen, und wie sie weinten und seine Abreise beklagten. Und nun, HÖCHSTENS sieben Jahre später, schreibt er an Timotheus, dass «alle in Asien sich von mir abgewandt haben» (2. tim. 1,15). Wenn Paulus durch Hinrichtung im Jahre 67 n. Chr. starb, und Johannes seine Offenbarung im Jahre 95 schrieb (wie ganz allgemein stark geglaubt wird), dann hatte in weniger als dreißig Jahren in Ephesus eine sehr große geistliche Veränderung stattgefunden (Offenb. 2,1-7): «Du hast deine erste Liebe verlassen... von wo du gefallen bist...» etc. Paulus triumphierender Dienst; Paulus Abreise beklagt; und nun Paulus zurückgewiesen, diskreditiert und aufgegeben. Und doch wurde dieser Brief von Gott für zahllose Gläubige durch alle Jahrhunderte hindurch bewahrt und gesegnet!

Was ist aber mit der danach folgenden Geschichte? Durch all diese Jahrhunderte hindurch - bis zu welchem Grade hat es in dieser Welt eine Repräsentation der Gemeinde gegeben, wie wir sie im Epheserbrief vorfinden? Wo in aller Welt können wir in unseren Tagen einen solchen Ausdruck finden? Es sieht so aus, dass die hinterste und letzte Gruppe von Christen im Kampf für die Einheit, für Impakt, für geistliche Überlegenheit involviert ist. Alles, was dem Herrn kostbar ist, wird so bitter angegriffen, dass seine Gemeinschaft und Fülle allzu allzu schnell unterbrochen wird. Es ist ganz offensichtlich, dass, als Paulus seinen letzten Briefe - jene an Timotheus - schrieb, der Anfang in Richtung auf das geschah, was jetzt ganz allgemein zur institutionellen Kirche geworden ist, der Form nach, aber ohne organisches Leben. Bei all den Büchern, die über den Epheserbrief geschrieben wurden, und bei allem In-den-Himmel-Heben als «größtes Dokument, das je verfasst wurde»; bei allem Umjubeltwerden als DIE größte Offenbarung der Kirche - wo können wir etwas finden, das ihr in Wirklichkeit auch nur annähernd gleichen würde?

Die Fragen, mit denen uns dieser Brief, den wir vor uns haben, konfrontiert, lauten:

Ist das Ganze bloß idealistisch? Müssen wir von ihm sagen, was Dr. Campbell Morgan über den Tempel Hesekiels gesagt hat: «Es ist ganz einfach das, was Gott haben würde, wenn er seinen Weg haben könnte»? oder wiederum: Ist diese Gemeinde des Epheserbriefes für die Zukunft in dem «Zeitalter der Zeitalter» gedacht, eine Wendung, die Paulus so oft verwendet hat? Und wenn dies der Fall sein sollte, ist es dann nicht töricht, sich dafür abzumühen und jetzt darauf zu hoffen? Müssen wir die Theorie des «totalen Ruins» akzeptieren? Umfassend gedacht, bei all den Wundern und Herrlichkeiten der Anfänge des Christentums, hat es denn JE etwas gegeben, das diesem Brief entsprochen hätte?

Seid ihr schockiert durch diese Fragen? Meint ihr, dass es letztlich bloß eine vergleichsweise Annäherung war, mehr oder weniger? Eine solche Position kann diejenigen schwerlich zufrieden stellen, die sich für die Offenbarung im Epheserbrief eingesetzt haben.

Darum, gibt es irgend eine andere Antwort? Liegt die Antwort etwa in Richtung eines Missverständnisses oder einer Fehlanwendung dieses Briefes? Es ist hier, wo wir das berühren, was nicht nur unsere bedrängenden Fragen beantwortet, sondern uns auch in den Bereich der unendlichen Werte und Kraftwirkungen der Offenbarung versetzt, die dieses Dokument enthält. Aber lasst hier eine Fehlanwendung aufkommen. Es wird die größte Herausforderung und Prüfung sein für die Christenheit und das Christentum, während es gleichzeitig in einen sehr realen Konflikt mit den kosmischen Mächten verstrickt, die so bitter gegen das wahre Verständnis dieser göttlichen Offenbarung gekämpft haben!

Weit entfernt davon, idealistisch oder mystisch zu sein, werden wir beim Voranschreiten sehen, dass es ein unendlich realistisches Dokument ist. Es gibt ein oder zwei Dinge, die man erkennen muss, bevor wir weiter gehen können, um seine Antworten auf die erwähnten Konfrontationen zu betrachten.

Die umfassende Gestalt des Epheserbriefes

Das ist keine neue oder andere Präsentation der Wahrheit, sondern eine umfassende Verkörperung aller neutestamentlichen Belehrung. Die Evangelien sind hier. (s. unsere früheren Kapitel). Der Römerbrief ist hier, denn die totale Beiseitesetzung des ersten Adam wird hier vorausgesetzt. Die Korintherbriefe sind hier, denn der geistliche Mensch ist gefragt, und der natürliche Mensch würde hier nur alles verderben. Der Galaterbrief ist hier, denn es kann keinen Kompromiss geben, keinen mittleren Kurs, keine Perversion und keine zwei Gegensätze; und so weiter.

Nachdem wir das klar gestellt haben, wollen wir weitergehen und vier Faktoren betrachten, welche die Gültigkeit des Epheserbriefes für die heutige Zeit unterstützen.

Der Standpunkt des Epheserbriefes

Dies könnte sich als der prüfungsvollste, herausforderndste und revolutionärste Faktor in der Kirchengeschichte erweisen. Der Blickpunkt entscheidet ganz gewiss alles. Fünf Mal wird im Brief das Wort «himmlisch» verwendet (1,3.20; 2,6; 3,10; 6,12), das sich entsprechend auf die Segnungen des Gläubigen bezieht; die Erhöhung Christi; die Stellung des Gläubigen; die Berufung der Gemeinde; und der Kampf der Gemeinde. Alles wird von oben her betrachtet, doch dieses «von oben her» ist nicht auf den Ort beschränkt. Es bedeutet einfach eine andere Art, zu schätzen, zu definieren, zu beurteilen. Es ist eine Gesinnung, die sich von der irdischen unterscheidet. Zu dieser Frage lautet die Aussage Gottes: «Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, noch sind eure Wege meine Wege, spricht der Herr. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege, und meine Gedanken als eure Gedanken» (Jes. 55,8-9). Es wird daher nötig, dass wir zu dem Ort gebracht werden, wo wir sehen, wonach Gott Ausschau hält und worauf er blickt, und dies so ganz verschieden von unserer Mentalität. Das ist der Schlüssel zu allem, und wie wir gesagt haben, äußerst revolutionär. Unsere Mentalität in Bezug auf die Gemeinde ist fast, wenn nicht vollständig, irdisch.

Wonach HALTEN wir Ausschau, wozu und in welcher Hinsicht? Wir wollen einmal alles durchsieben, vom größten bis zum kleinsten. Ist es eine nationale Kirche, Römisch, Anglikanisch, Griechisch, Holländisch (reformiert), etc.? Ist es denominationell, methodistisch, baptistisch, episkopal, lutherisch, presbyterianisch, unabhängig, etc.? Ist es «frei-» oder «staatskirchlich», nicht-denominationell, interdenominationell? Ist es «offen» oder «exklusiv»? Ist es etwas mit speziellen Charakteristiken und Techniken der Praxis, der Form und des Verhaltens? Ist es eine « neutestamentliche» Gemeinde oder Gemeinden, bei denen man bestimmten Dinge aus dem Neuen Testament herausgenommen und sie aufgrund dessen konstituiert hat? Ist es eine Kathedrale oder ein schlichtes Gebäude, groß oder klein? Ist es überhaupt ein Ort, ob schlicht, kahl oder geschmückt? Blickt Gott von den «himmlischen Regionen» herunter, um seine Aufmerksamkeit auf irgend eines dieser Dinge zu richten? Ist es das, was er will? Interessieren ihn diese Dinge überhaupt? Ist er beeindruckt von den Regalien und Ausschmückungen; vom Pomp und den zur Schau gestellten Prozessionen? Machen unsere kirchlichen und ministerialen Ausstattungen, Gewänder, Roben, Mäntel Talare, Hüte Eindruck auf den Allmächtigen? Blickt er mit Bewunderung und Erstaunen auf sie herunter? Sieht er sie überhaupt, oder ignoriert er sie? Und wenn er sie sieht, könnte es nicht sein, dass er dies mit Erbarmen oder Belustigung tut? Arme, kleine Leute, die mit Kirchen und Kapellen spielen, wie die kleinen Kinder von Jesus auf den Marktplätzen Hochzeit und Begräbnis gespielt haben! Ist IRGEND eines von ALL dem, das, was das Auge dessen wahrnimmt, «der da sitzt im Himmel?» (Ps. 2,4).

All das oder irgend etwas davon mag die Art sein, wie wie die Gemeinde betrachten, und es eine vollständig irdische Ansicht! Würden wir die Dinge vom himmlischen Standpunkt aus sehen, wie töricht würde uns so vieles davon vorkommen. Wie die größten Dinge dieser Erde, ob es sich um Leute oder Berge handelt, alle in ihrer Erhebung gleich sind, wenn wir sie aus einer hohen Position aus der Luft betrachten, so verlieren die Dinge, die dem Menschen so wichtig vorkommen, hier unten ihre Wichtigkeit, sobald wir Gottes Wertestandard sehen.


Das Urteil der Geschichte

Das Urteil der Geschichte lautet ganz klar dahin, dass sich Gott weder mit den Dingen dieser Erde verbindet noch sie in SICH SELBST bewahrt. Tennyson, der Dichter, sagte:

«Unsere kleinen System haben ihren Tag;
sie haben ihren Tag und hören auf, zu sein»

Paulus sagte: «Die Dinge, die man sieht, sind zeitlich (vorübergehend)» (2. Kor. 4,18).

Das Urteil der Geschichte über Dinge, die aufgehört haben, DEN ENTSCHEIDENDEN ZWECK IHRER EXISTENZ zu erfüllen, wie großartig sie zu einer bestimmten Zeit auch immer dem göttlichen Vorsatz gedient haben mögen, ist dies, dass Gott sie aufgegeben hat, und dass sie entweder zerstört oder als Wüste zurückgelassen wurden. So war es mit dem Zelt in Silo, dem Tempel in Jerusalem, den « Gemeinden» in Asien, und zahllosen anderen Orten oder Dingen. Nichts ist Gott heilig, wenn es nicht seinen von Gott vorgesehenen Zweck erfüllt. Die Welt und die Geschichte sind mit solchen Relikten übersät; Verwüstung, Preisgabe, Tod und Kälte erklären Gottes «Nicht-Interesse». Die Menschen mühen sich damit ab, etwas in Gang zu halten; sie versuchen, von der Vergangenheit zu leben; doch die Verantwortung ist ihnen überlassen, und die Einschränkung von Gottes Unterstützung wird sie langsam auslaugen, es sei denn, die göttliche Absicht werde zurückgewonnen. Die Klagemauer in Jerusalem ist ein Symbol für das Urteil der Geschichte, und Jahrhunderte von Tränen zeugen von der Gottverlassenheit.

Das alles ist sehr traurig und tragisch, und wir sehnen uns danach, davon wegzukommen, dass wir die entsprechende Lektion lernen und eine Antwort auf das alles finden. Und wiederum fragen wird:


Worauf konzentrierte sich der Himmel
durch die Zeitalter hindurch?

Wir haben gesehen, dass der Epheserbrief (er wurde zwar so genannt, war aber ein Rundschreiben) alle Zeitalter von Ewigkeit zu Ewigkeit verbindet. Er reicht von «vor Grundlegung der Welt» (1,3) bis zu den «Zeitaltern der Zeitalter» (3,21). Doch welches ist der Blickpunkt dieses Briefes in DIESEM EWIGEN KONTEXT? Man kann ihn nicht verfehlen. Ein einziges Fragment fasst alles zusammen.

«Ihm sei die Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus in die Zeitalter der Zeitalter von Ewigkeit zu Ewigkeit».

Ihr müsst diesen ganzen Brief lesen (was ihr in ein paar Minuten bewerkstelligen könnt) mit dem Ziel, zu sehen, welchen Platz Christus darin einnimmt und in welchen Zusammenhängen er erwähnt wird. (Und den Zwillingsbrief, den Kolosserbrief) gerade noch dazu).

Dieser Brief geht hinter 1. Mose zurück und greift 1. Mose auf. In beiden wird eine Person ins Blickfeld gerückt, und diese Person gerät nie mehr außer Sichtweite. Durch persönliche Figuren; durch Sinnbilder, Symbole, Prophezeiungen und tausend andere Mittel; in Festen und Verordnungen ist diese eine Person stets gegenwärtig, verborgen oder offensichtlich. Sein Name ist der Messias, der Gesalbte, der Christos. Jeder Salbung weist auf ihn hin. Er ist der Brennpunkt der Zeitalter und der Ewigkeiten. Wonach hält der Himmel AUSSCHLIEßLICH Ausschau, und worauf blickt der Himmel? Nur nach dem und auf das, was wesenhaft diese Person ist. Jetzt nicht mehr Symbole, Figuren, Typologien, Repräsentationen, sondern Realität, Aktualität! Nein, nicht die «Gemeinde» als etwas Objektives! Nein, nicht das Königreich der Himmel als Ort und Gegenstand der Wahrnehmung. «Das Reich Gottes kommt nicht unter Beobachtung!» (Lk. 17,20). Es ist eine Fehlleistung, von der Gemeinde zu denken und zu reden, ohne Christus selbst zu meinen. Sie sind nicht Subjekt und Objekt! Sie sind eins. Die Gemeinde ist Sein Leib, seine Ehefrau; sie sind «ein Fleisch» (5,31). Das ist der «Epheserbrief». Es ist ebenso falsch, vom Königreich der Himmel zu denken und zu reden und nicht ihn zu meinen. Sie sind dasselbe. In den Evangelien werden die beiden zusammengebracht. Der Messias ist sowohl als König und als Königreich gegenwärtig. Schon die Natur dieses Königreichs entspricht derjenigen des «Menschensohnes». Sowohl es als auch er sind vom Himmel.

All dies, und alles, was es bedeutet, war EINE ABSOLUTE REVOLUTION IN DER MESSIANISCHEN MENTALITÄT.

Wie beantwortet dies alles die ungeheuren Fragen, mit denen wir im Hinblick auf den Epheserbrief begonnen haben? Auf diese Weise. Wonach Gott und der Himmel Ausschau halten, und worauf sie blicken, ist nicht ETWAS, das wir Gemeinde nennen, nicht einmal örtliche Gemeinden ALS SOLCHE. Gott und der Himmel halten nach Christus in seiner himmlischen Natur Ausschau; im GEIST und in der WAHRHEIT; im ewigen Leben; im Umgang und Benehmen; in Tugenden und Charakter; in Einfluss und Impakt; und im Sieg über Sünde, Satan und die Welt. Es geht konkret nicht um die ÖRTLICHKEIT IM SINNE VON GEOGRAPHIE, sondern um «wo zwei oder drei in meinem Namen («auf meinen Namen hin») versammelt sind, DA bin ich in ihrer Mitte». Das kann auf einem Schiff oder in einem Flugzeug sein, und beide kann man nicht auf eine Lokalität fixieren. Christus KANN in Ephesus sein, oder in Laodizea, oder an irgend einem andern Ort, aber es ist Christus, der definiert, was die Gemeinde ist, nicht irgend ein Ort! Christus kann in einer Versammlung, in einer Institution, in einer Denomination sein, auch wenn keiner von ihnen - AS GANZES - überhaupt in Christus ist. Wir suchen Ihn. Wir versammeln uns auf ihn hin. ER ist der Grund; auf ihm versammeln wir uns.

Es gibt eine riesige Menge von Dingen in der «Christenheit» und im «Christentum», dem gegenüber wir bewusst die Augen schließen müssen, und «das wir nicht nach dem Fleisch kennen» können, und trotzdem suchen wir nach dem, was von Christus in den LEUTEN vorhanden ist. «Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn». Wenn wir ihn nicht finden können, dann gibt es keine himmlische Gemeinschaft.

Wie sehr bin ich mir dessen bewusst, dass das, was ich soeben gesagt habe, viele Fragen aufwirft, und die allerschwierigste ist vielleicht diejenige nach dem «Sich Versammeln» und was zum Problem der «örtlichen Gemeinden» geworden ist. Die Menschen sind so vorgegangen, dass sie von außen, oder von einem mehr oder weniger fortgeschrittenen Punkt der christlichen Entwicklung begonnen haben. Es geht ihnen darum, eine Gemeinde, oder Gemeinden zu BILDEN. Die Namen mögen varieren: Gemeinden, Versammlungen, Kongregationen, Treffen, etc. Eine bestimmte Form, entweder der Lehre, des Bekenntnisses, oder Praxis oder des Vorgehens wurde ins Auge gefasst, oft mit einem mehr oder weniger hohen Grade biblischer Autorität; manchmal wurde eine Interpretation oder Bedeutung in die Schrift hinein gelesen, die in Wahrheit gar nicht da steht. Manchmal handelt es sich um einen Teil der ganzen Wahrheit, so dass es um einen gewissen Aspekt der Wahrheit geht, für den die besondere Gruppe einsteht. Die Gründe und Gelegenheit für die zahlreichen «Körperschaften» oder Sekten oder Gruppen sind so vielfältig wie diese verschiedenen Gruppen selbst. Allzu oft ist es etwas, das von Menschen GEBILDET wurde, etwas, das sie sich fest vorgenommen haben, zu tun. Wenn wir das sagen, so haben wir die Wurzel von fast allen Schwierigkeiten im Christentum berührt. Doch wollen wir uns ihr konkret nähern.

Wir sind durch den Epheserbrief belehrt worden, und was sagt er? Wir haben gesehen, dass die Gemeinde Christus ist, dass alle ihre Teile Teile von Christus sind. Ist das wahr? Glaubt ihr das? Dabei ist es nicht so, dass er abgesehen von seinem Leib keine persönliche Existenz besäße, aber er ist die eigentliche Persönlichkeit in diesem Leib, und nur der Tod kann diese beiden trennen. Wenn diese Identifikation mit Christus geistlich wahr ist, wie das Neue Testament lehrt, müssen wir uns fragen: Wie kam Christus ins Dasein? Erschien er als ein erwachsener Mann? Wurde er mit Händen gebildet? Wurde er als eine zusammengesetzte Größe komponiert? Hatte irgend jemand, oder eine Gruppe von Menschen, eine Idee, wie er sein sollte, und machte sich dann daran, ihm eine Gestalt zu geben? Vielleicht lächelt ihr, oder ihr entsetzt euch darüber, dass man überhaupt solche Fragen stellen kann. Aber ist es nicht genau das, was die Mentalität bezüglich der Gemeinde und der Gemeinden zum Ausdruck bringt?m Wie aber kam Christus nun WIRKLICH in diese Welt? Geschah es nicht einfach durch eine GEBURT? Zuerst war da ein Same (das ist das schriftgemäße Wort im Blick auf ihn vom 1. Buch Mose an und später), und dieser «Same» enthielt die ganze Natur, das Aussehen, die Kapazität, die Gestalt, der Zweck und das Schicksal dieser Größe. Diese Same wurde geboren, und wurde zur Reproduktion «gepflanzt», fiel in die Erde und «starb» (Joh. 12,24). Die Gemeinde ist das Ergebnis dieses Samens, und er enthält dasselbe Leben und Potenzial. Die wahre Gemeinde - wo immer sie sich findet - MUSS geistlich der Geschichte Christi folgen. Sie muss geboren werden, sie ist nicht «mit Händen gemacht». «Gott wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht wurden» - eine Aussage, für die Stephanus sein Leben verwirkte. Es muss von Gott gezeugt werden, vom himmlischen Geist geboren, (im Herzen) beschnitten sein, in seinen Tod hinein getauft; mit ihm zusammen auferweckt, gesalbt für seinen Dienst; in den Kampf der Zeitalter geführt, und mit ihm verbunden auf himmlischem Grund. Es ist Christus, immer, überall! Das ist der Epheserbrief. Doch muss noch ein Wort erwähnt werden. Es betrifft


Die Basis von allem

Diese Brief an die Epheser (sogenannt) ist eine Art Höhepunkt, eine Zusammenfassung. Die GEISTLICHE Reihenfolge ist richtig, wenn auch die Chronologie nicht stimmt. Das Kreuz steht im Mittelpunkt, universell und alles überragend. Die Gemeinde als der gemeinschaftlich zum Ausdruck gebrachte Christus steht hier auf dem vollen Grund des Kreuzes. Es ist nicht nur das lokale Kreuz, das historische Kreuz, es ist das kosmische Kreuz. In diesem übermenschlichen Bereich hat Christus - durch sein Kreuz - die Fürstentümer und Gewalten entwaffnet (Kol. 2,15) und hat «die Gefangenschaft gefangen geführt» (Eph. 4,8), und durch seinen Sieg hat er die Gemeinde über alles erhoben. Doch das schließt die Römer-, die Korinther- und Galaterbriefe mit ein. Seht, was das Kreuz in jenen Situationen bedeutet, und dann fasst das zusammen und ihr habt den «Epheserbrief».

Unser «Gemeindegrund» muss Christus sein, nur Christus, und das muss über alles entscheiden und die Antwort auf alle unsere «Gemeinde-»probleme sein. Doch wollen wir uns beizufügen beeilen, dass der Brief vor uns zeigt, wie sehr groß der Wert eines gemeinschaftlichen Ausdruck von Christus ÜBERALL ist. Dieser Welt gilt dem einzelnen Gläubigen und der Welt um uns herum. Solche Dinge hängen mit dieser Leibespräsenz Christi als Schutz und Deckung zusammen; mit dem Aufbau und der Reife; mit dem Verwurzelt- und Gegründetwerden; mit der geistlichen Kraft und Überlegenheit; mit dem gegenseitigen Funktionieren und Dienst; mit einem Zeugnis und Impakt gegenüber den Bereichen satanischer und engelhafter Wesen. All das findet sich in diesem Brief in Bezug auf einen wahren Ausdruck Christi. Wenn wir fragen: «Kann es einen solchen Ausdruck überhaupt geben?», dann antworten wir: «Ja, wenn nicht in Vollkommenheit und Vollständigkeit, dann wenigstens in einem wesentlichen Maße». Die Zeitformen im Epheserbrief können uns da helfen. Die Vergangenheit: «Er HAT euch auferweckt, als ihr tot wart». Das war der Anfang. Es gibt vieles, das auf ihre bisherige geistliche Geschichte zurückweist. Die Gegenwart - die FORTGESETZTE Gegenwart - das meiste des Briefes befasst sich mit dem Wachstum, dem Aufbau «bis zum erwachsenen Manne». Die Zukunft - «damit er sich selbst eine herrliche Gemeinde zuführen möge». «Herrlichkeit in der Gemeinde ... in die Zeitalter der Zeitalter».

Bemerkung: Das ewige und gegenwärtige Kriterium, welches darüber entscheidet, ob etwas «Gemeinde» ist, ob universell oder lokal, ist die Gegenwart Christi. Befindet er sich hier? Wenn wir im Geist sind, können wir ihm begegnen, und können wir wahrhaftig sagen: «Der Herr war heute hier»? Die Gegenwart Christi entscheidet, ob das die wahre Gemeinde ist. Das MAß von Christus wird entscheiden, nicht die GRUNDLEGENDE Beziehung, sondern das Maß an Gemein- schaft, an spontaner, geistlicher Gegenseitigkeit.

Der Standpunkt - eine himmlische Position, keine irdische.
Der Brennpunkt - «Christus - alles und in allen».
Die Basis - das Kreuz, anfänglich und fortgesetzt.
Die Dynamik - die «Kraft, die in uns wirkt».

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